DFB-Wochenschau: Überragender Kaiser und Ukraine-Krimi

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

7. November

Vor 30 Jahren gibt es in der Bundesliga einen Führungswechsel. Angetrieben von einem überragenden Franz Beckenbauer gewinnt der HSV 3:0 in Leverkusen und löst den 1. FC Köln ab, der bei Aufsteiger Werder Bremen (1:1) vor 35.000 Zuschauern (Tagesrekord) erst in vorletzter Minute durch Klaus Fischer noch zu einem Punkt kommt. Das Tor kassiert Ersatzkeeper Hermann Rülander, da Dieter Burdenski mit einem Kieferbruch verletzt ausscheidet. Meister Bayern springt auf Platz drei und bleibt beim 4:0 gegen den MSV Duisburg erstmals ohne Gegentor in der Saison 1981/1982.

Im zweiten Hessen-Derby der Bundesliga-Historie gewinnt Eintracht Frankfurt bei Aufsteiger Darmstadt 98 4:1 und auch Borussia Dortmund platziert sich dank eines 2:0 in Karlsruhe in der oberen Hälfte. Beide BVB-Tore köpft Verteidiger Rolf Rüssmann, der sagt: "Ohne zu übertreiben: Ich habe mein bestes Bundesligaspiel gemacht." Weshalb er auch wieder in die Nationalelf will: "Ich lasse nicht locker."

Bundestrainer Jupp Derwall ist aber nicht in Karlsruhe, sondern Teil der zweitgrößten Tageskulisse (30.000) und sieht in Bochum ein 1:1 des VfL gegen Borussia Mönchengladbach. Sein Augenmerk gilt zwar den Borussen Wilfried Hannes, Lothar Matthäus und Frank Mill, aber am besten gefällt ihm der 18-jährige Bochumer Michael Kühn. Derwall gibt an, Kühn für einen Nachwuchslehrgang vorzumerken. HSV-Manager Günter Netzer kennt auch einen Kandidaten für Derwall: den 36-jährigen Beckenbauer. "Jupp Derwall wird ihn nehmen müssen, wenn er diese Form beibehält."

Am selben Tag schießt der 21-jährige Rudi Völler in der 2. Liga drei Tore für 1860 München bei Rot-Weiß Essen (4:1) und zieht mit Hannovers Dieter Schatzschneider (13 Tore) gleich.

8. November

Vor 80 Jahren gewinnt Bayern München auch sein fünftes Heimspiel in der Südkreis-Liga: Jahn Regensburg wird 7:2 abgekanzelt.

Vor 75 Jahren gewinnt Eintracht Frankfurt das Prestigeduell gegen Kickers Offenbach in der Gauliga Südwest 3:1. 12.000 Zuschauer kommen ins FSV-Stadion an den Bornheimer Hang, wohin die Eintracht nach dem Tribünenbrand am Riederwald im Juli 1936 ausweichen muss. Schon zur Halbzeit führen die Frankfurter 3:0 und ernüchtern die OFC-Anhänger, die auf die Tabellenführung spekuliert haben. Doch die behält die spielfreie Wormatia aus Worms.

Vor 25 Jahren verhindert Andreas Brehme die zweite Niederlage des FC Bayern in der Saison 1986/1987. In der Nachspielzeit gleicht der Nationalspieler bei Waldhof Mannheim noch zum 3:3 aus. Der andere Bayern-Held des Tages ist Joker Dieter Hoeneß, der in 32 Minuten die beiden anderen Bayern-Tore erzielt. "Zwei Tore, die Wende: Hoeneß ist wieder da", titelt der Kicker. Waldhof-Trainer Klaus Schlappner verfolgt das Spiel nach einem Bänderriss aus dem Krankenhaus am Telefon und lässt sich vom Stadionsprecher live informieren. Sein Stürmer Fritz Walter widmet "Schlappi" das Tor zum 2:0. Bayern rückt auf Platz zwei vor, ganz oben bleibt Bayer Leverkusen, das sich bei Blau-Weiß Berlin zu einem 1:0 quält: Christian Schreier trifft schon in der vierten Minute.

Der HSV verliert in Düsseldorf (2:3) und damit auch Platz zwei. Der VfB Stuttgart bremst Verfolger Werder Bremen aus (4:0) und feiert Doppeltorschütze Jürgen Klinsmann. Vor dem Spiel gibt es im Neckar-Stadion eine bemerkenswerte Aktion: Die VfB-Mannschaft lässt rund 500 Handzettel verteilen und lässt um Unterstützung für den Trainer bitten. Denn unter der Woche sind VfB-Fans im Wohnort von Egon Coordes aufgetaucht, um ihn für eine Niederlage im UEFA-Cup zur Rechenschaft zu ziehen.

Bei Aufsteiger FC Homburg fällt das schnellste Joker-Tor der Liga-Historie: Frankfurts Australier Dave Mitchell braucht nur 20 Sekunden für sein Tor zum 1:1-Endstand.

Vor 20 Jahren rettet Außenseiter Wattenscheid in der 92. Minute einen Punkt aus dem Dortmunder Westfalenstadion – Verteidiger Dirk Greiser köpft mit dem Abpfiff das 1:1. Der BVB ärgert sich auch über den Anpfiff, denn so entwickelt sich eine Wasserschlacht. "Das war mehr eine Seifenoper als ein Fußballspiel. Ich verstehe nicht, warum hier angepfiffen wurde", sagt Präsident Gerd Niebaum. Borusse Michael Rummenigge übertreibt etwas um sein Unverständnis zu verdeutlichen: "Der Ball ist mindestens 800-mal in einem Wasserloch liegen geblieben. Der Platz ist jetzt erst mal kaputt."

9. November

Vor 70 Jahren spielen die Vertretungen der stärksten Gaue um den Reichsbundpokal. Überraschend scheiden die Finalisten des Vorjahres in der ersten Runde aus: Bayern unterliegt Köln/Aachen 3:4 in der Verlängerung, Sachsen geht in Fulda gegen Kurhessen baden (2:4). Reichstrainer Sepp Herberger sieht in Stuttgart das torreichste Spiel: Württemberg unterliegt Mitteldeutschland 4:6, was wesentlich an Torwart Schnaitmann liegt, denn "der stand tatsächlich manchmal wie gebannt zwischen den Pfosten" (Kicker). Der überragende Nationalstürmer Edmund Conen (Stuttgarter Kickers) kann das Desaster nicht verhindern, aber wenigstens Herberger überzeugen. Kontrastprogramm in Berlin im Duell der Hauptstadtauswahl mit Ostpreußen - hier fallen gar keine Tore.

Nationalspieler Ernst Lehner, eigentlich Schwabe, haben die Kriegswirrnisse nach Berlin verschlagen. So vertritt er die Hauptstadt, aber nicht würdig – er fliegt vom Platz, "wohl zurecht", findet der Kicker-Reporter, der etwas herablassend auf die Ostpreußen herabblickt: "Aber die Leute aus dem Osten spielten keineswegs primitiv. Sie haben natürlich nicht die Tradition Berlins, aber der Bereichssportlehrer hat hier doch schon allerhand fertig gebracht." Ein Wiederholungsspiel zum Beispiel.

Weitere Resultate des Reichsbundpokals: Westfalen gegen Niedersachsen endet 1:4, Ostmark (Österreich) gewinnt gegen Oberschlesien 5:0, Baden unterliegt Niederrhein 1:3 und Niederschlesien verliert 0:3 gegen Nordmark. Kicker-Fazit: "Auffallend ist das Abfallen des alten Süddeutschland, wie es schon im Tschammerpokal-Wettbewerb zu beobachten war."

Vereinzelt finden auch Punktspiele in den Gauen statt. Schalke 04 gewinnt in Röhlinghausen 8:0, Kaiserslautern in Pirmasens 8:2. Fritz Walter und Werner Basler schießen jeweils drei Tore und bieten "eine Glanzpartie, die die 2000 Zuschauer trotz der schweren Niederlage ihrer Mannschaft ins Verzücken versetzte" (Kicker).

Vor 25 Jahren kommt es in der 2. Liga zu einem Kuriosum: Die Personalnot zwingt Arminia Bielefeld, die zwei Wochen zuvor bereits mit nur zehn Spielern aufgelaufen ist, Torwart Wolfgang Kneib in den Sturm zu stellen. Der Kicker gibt dem Ex-Gladbacher eine 3, nach 63 Minuten wird er ausgewechselt – prompt kassiert Arminia noch ein Tor gegen Osnabrück (2:3).

Vor 20 Jahren sitzt Thomas Gottschalk auf der Bayern-Bank. Nach einer verlorenen Wette hat sich der Showmaster mit Schal und Mütze vom Rekordmeister ausgerüstet und sitzt vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen zwischen Trainer Sören Lerby und Manager Uli Hoeneß – für die Fotografen. Länger darf er nicht bleiben, so gern er würde. Im VIP-Raum unterschreibt er dann einen Mitgliedsantrag beim kriselnden FC Bayern, der im neunten Heimspiel 1991/1992 schon zum sechsten Mal nicht gewinnt – nach 2:0 heißt es letztlich 2:2. Eines von fünf Unentschieden des 17. Spieltages, auch Tabellenführer Eintracht Frankfurt kommt zuhause nur zu einem Punktgewinn gegen den KSC (1:1). So rückt Meister 1. FC Kaiserslautern (3:0 gegen Rostock) auf einen Punkt heran. Der Tabellendritte VfB Stuttgart verpasst dagegen die Gunst der Stunde und unterliegt zuhause Mönchengladbach 0:1 (Tor: Holger Fach), Trainer Christoph Daum spricht auf die Frage nach Konsequenzen in Rätseln: "Wir sitzen zurzeit in einem dunklen Keller. Zuerst müssen wir wieder Licht anmachen und uns dann herausführen." Dann droht er eine harte Woche an: "Die Spieler müssen merken, wie hart dieser Beruf ist. Auch wenn die Gefahr besteht, dass einige von mir abrücken." Auch im Nordderby gibt es ein 0:1 – Günter Hermann schießt Werder Bremen zum Sieg beim HSV, der auf Platz 14 fällt.

10. November

Vor zehn Jahren bestreitet die Nationalmannschaft das erste WM-Relegationsspiel gegen die Ukraine. Vor 85.000 Zuschauern in Kiew erreicht sie ein 1:1 und der Kicker schreibt: "Kiew – das war die Wiederbelebung der deutschen Nationalmannschaft." Davon überzeugen sich auch 13,61 Millionen TV-Zuschauer bei Sat1. Den frühen Rückstand durch Subow (18.) egalisiert Michael Ballack nach Vorlage von Alexander Zickler. Er spricht vom "wichtigsten Tor meines Lebens". Marko Rehmer wird nach 55 Minuten ein Kopfballtor aberkannt und Bild fragt: "Wann kommt endlich die Torkamera?"

Zufrieden reist die von allen 18 Bundesliga-Managern begleitete DFB-Delegation zurück, doch Teamchef Rudi Völler warnt vor dem Rückspiel in vier Tagen: "Wer glaubt, dass nach dem 1:1 alles entschieden ist, hat bei mir schlechte Karten." Die anderen Spiele haben jeweils Sieger und Verlierer: Belgien gegen Tschechien endet 1:0, Österreich unterliegt der Türkei 0:1, Slowenien gewinnt gegen Rumänien 2:1 und Irland besiegt den Iran 2:0.

11. November

Vor 140 Jahren fällt im Mutterland des Fußballs das erste Tor aller Zeiten in einem offiziellen Spiel. In der ersten Runde des just geschaffenen englischen FA-Cups, dem ersten offiziellen Fußballwettbewerb, erzielt der 19-jährige Jarvis Kenrick im West Ham Park zu London vor 1500 Zuschauern das 1:0 für seinen Klub Clapham Rovers bei Upton Park FC. Der Pionier aller Torjäger trifft beim 3:0 noch ein zweites Mal.

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Im Süden verliert nur ein Gastgeber und das ist Bayern München, nach dem 1:2 gegen Kickers Offenbach auf Platz 13 abgestürzt. "Abstiegsstrudel für Bayern immer stärker", titelt das Sport Magazin. 18.000 Zuschauer spenden trotzdem freundlichen Applaus, denn die Bayern werden ein Opfer der Offenbacher Härte und der damaligen Regeln: Schon nach einer halben Stunde sind Hans Bauer und Thomas Mayer nur noch humpelnde Statisten.

Tabellenführer 1. FC Nürnberg lockt in Aschaffenburg 20.000 Besucher, die Kassenhäuschen müssen 15 Minuten vor Anpfiff schließen. Der Club führt lange durch Max Morlock, doch zwei Minuten vor Schluss köpft Heinz Budion den Ausgleich. Verfolger VfB Stuttgart geht es im Spitzenspiel in Karlsruhe beim VfB Mühlburg auch nicht besser, Erwin Läpple rettet dem Gast vor der Tagesrekordkulisse von 30.000 Zuschauern ebenfalls ein 1:1. So rückt Eintracht Frankfurt näher an das Spitzentrio heran, Erich Geier schießt beide Tore gegen Waldhof Mannheim. Topscorer des Tages ist Siegfried Kronenbitter von den Stuttgarter Kickers, der beim 5:1 gegen Neckarau vier Tore schießt. Das größte Spektakel ereignet sich in Mannheim, wo Ex-Meister VfR Mannheim den FSV Frankfurt 5:3 schlägt. "VfR-Form erinnert an Meisterschaftsjahr 1949", schreibt das Sport Magazin.

Im Norden macht der schlecht gestartete HSV weiter Boden gut. Vor den Augen Sepp Herbergers gewinnen die Hamburger das Verfolgerduell bei Holstein Kiel glatt 4:0. 25.000 Zuschauer sehen dennoch eine unterhaltsame Partie, die erst nach Manfred Krügers 0:3 (63.) entschieden ist. Matchwinner ist HSV-Torwart Karl Grote, der beim Stand von 0:2 einen Handelfmeter hält. Kiels Walter Hein fliegt nach einer Box-Einlage vom Platz. Trainer Georg Knöpfle frohlockt: "Ich habe ja vorher gesagt, dass wir gewinnen, wenn der alte HSV-Geist wieder da ist." Sepp Herberger, ganz Diplomat, lobt beide Mannschaften: "Ein gutes Holstein unterlag einem noch besseren HSV." Kiel legt übrigens Protest ein, weil Schiedsrichter Schwarzmann nach einer Unterbrechung (Debatte mit Fotografen, die zu nah am Feld saßen) das Spiel statt mit Schiedsrichterball mit Abstoß fortsetzt.

Tabellenführer bleibt der diesmal spielfreie FC St. Pauli. Der VfL Osnabrück gewinnt das Stadtderby gegen Eintracht 6:3 und ist Vierter – Ötti Meyer schießt imposante fünf Tore. Werder Bremen kann die Meisterträume nach einem 0:3 in Eimsbüttel schon begraben, nimmt aber immerhin ein Kompliment des Sport Magazins mit: "In Hamburg hat in dieser Saison kaum eine Mannschaft schöner gespielt als Werder."

Im Westen kommen wieder die meisten Zuschauer, kein Wunder bei der Spannung. Die ersten Fünf sind nach Minuspunkten der leicht schiefen Tabelle nur einen Zähler auseinander. An diesem Sonntag blickt alles auf den Aachener Tivoli, wo Alemannia Aachen als Dritter Tabellenführer Rot-Weiß Essen empfängt. 20.000 Zuschauer bejubeln einen 3:1-Sieg der Gastgeber, für die Heinrich Gärtner gleich zwei Handelfmeter verwandelt. Jupp Derwall macht den Sack mit seinem 3:1 zu. RWE-Trainer Karl Hohmann beklagt die Elfmeterentscheidungen auf angenehm höfliche Art: "Angesichts der Umstände, die uns heute zurückwarfen, kann ich mich mit der Niederlage nicht einverstanden erklären." Schiedsrichter-Schelte anno 1951 – so geht es also auch.

Schalke 04 versäumt es, vor der Rekordkulisse des Fußball-Sonntags in Deutschland (33.000) in Rheydt nach 3:1-Führung zu siegen und bleibt nach dem 3:3 Vierter. Immerhin herrscht intern wieder Frieden, wie der Verein in einer Stellungnahme bekannt gibt. Eine offene Aussprache "hat bewiesen, dass nicht nur jedes Vereinsorgan, sondern auch jeder einzelne aktive Spieler jederzeit bereit und gewillt ist, das Gesamtinteresse des Vereins zur Richtschnur seiner Handlungen, Auffassungen und Entscheidungen zu machen". Hintergrund der Erklärung: Den Spielern Hermann Eppenhoff und Walter Zwickhofer, so stand es zuvor zu lesen, wurde vorgeworfen, jüngeren Spielern "entweder gar keine oder schlechte Vorlagen gegeben zu haben". Nicht nur an Passgenauigkeit mangelt es bei Schalkes Rivalen Borussia Dortmund, der bei Schwarz-Weiß Essen 2:3 verliert und auf einem Abstiegsplatz steht. Dass oft Pech hat, wer unten steht, erfährt auch der BVB an diesem Tag: Torwart Ernst Geschwind bricht sich die Nase und während der kurzen Behandlungspause schießt ETB zwei Tore.

Die positive Überraschungsmannschaft der Saison ist Aufsteiger Meidericher SV. Der MSV demontiert den 1. FC Köln vor 20.000 Zuschauern im Duisburger Wedau-Stadion 4:1 und klettert auf Platz fünf. Das Sport Magazin schreibt blumig: "Plötzlich ist ein neuer Stern im Westen aufgegangen." Schon zur Pause führen die neuen Ruhrpott-Sterne 3:0, Karl Hetzel ragt nicht nur wegen seiner beiden Tore heraus.

Im Südwesten spielt der 1. FC Saarbrücken in seiner eigenen Liga, das 3:1 beim VfR Kaiserslautern ist der achte Sieg im achten Spiel. Herbert Binkert hat schon nach fünf Minuten zwei Tore erzielt und die Weichen gestellt. Der Deutsche Meister 1. FC Kaiserslautern liegt sieben Punkte zurück, sendet aber mit dem höchsten Tagessieg ein klares Signal. In Frankenthal gewinnt die Walter-Elf mit 7:2. Willi Seitz schießt fünf Tore, Fritz Walter geht leer aus, aber "er führt meisterlich Regie" (Sport Magazin). Vor dem FCK steht außer Saarbrücken noch Wormatia Worms (0:0 gegen Neuendorf).

Vor 50 Jahren verteidigt Eintracht Frankfurt auf furiose Weise die Tabellenführung in der Oberliga Süd. Die vorgezogene Samstagspartie gegen Schwaben Augsburg ist schon nach 25 Minuten entschieden, als Erwin Stein, Ernst Kreuz und Richard Kreß bereits einen 5:0-Vorsprung heraus geschossen haben. Metzger gelingt noch das Ehrentor für die Schwaben in einem seltsamen Spiel, in dem den Frankfurtern nach dem Torrausch wenig gelingt. "Bei der Eintracht fand plötzlich kein Pass mehr den Nebenmann", hält das Sport Magazin fest und eine "sehr betonte Lässigkeit, die den eigenen Kombinationsfluss zerstörte" - Klagen auf höchstem Niveau, sprich vom Gipfel. Auch im Südwesten wird ein Topspiel vorgezogen: 17.454 Zuschauer sehen das 3:3 zwischen dem 1. FC Saarbrücken und Borussia Neunkirchen, Nationalspieler Hein Vollmar gleicht nach der Pause mit einem Doppelschlag die Gästeführung aus.

Aufregung im Samstagsspiel des Nordens: Tabellenführer HSV gewinnt bei Altona 93 auch dank eines Eigentores in erster Minute mit 2:1. Das Siegtor erzielt Horst Dehn, aber die unrühmliche Hauptrolle des Derbys spielt ein Fotograf, der "aus Scherz" einen Ball, der noch nicht im Aus war, auf das HSV-Tor schießt. Die Regel verlangt Schiedsrichter-Ball vom Tatort, aus dem aber zum Glück kein Tor resultiert. In dieser Szene liegt der Schiedsrichter richtig, in anderen nicht. Uwe Seeler sagt unverblümt: "Ich glaube, ohne Schiedsrichter wäre das Spiel besser gelaufen."

Im ersten Spiel nach der Entlassung von Nationaltrainer Georg Buschner gewinnt die DDR in der bereits verpassten WM-Qualifikation gegen Malta 5:1. Nur 2000 Zuschauer interessieren sich in Jena für das Spiel, Bernd Stange betreut die ostdeutsche Auswahl interimistisch.

12. November

Vor 50 Jahren spielt die Oberliga. Der Deutsche Meister 1. FC Nürnberg hat Mühe mit Bayern Hof (3:2), Helmut Hilpert trifft in letzter Minute vor eigenem Publikum. Das Sport Magazin attestiert dem Tabellenzweiten "eine Formkrise". Das trifft nicht auf Bayern Münchens Stürmer Rainer Ohlhauser zu, der alle Tore zum 3:1 beim VfB Stuttgart erzielt. Das Sport Magazin spekuliert, Ohlhauser habe sich gerächt, weil der VfB ihn im Sommer nicht habe verpflichten wollen, als er "im Klubhaus des VfB Stuttgart vorgesprochen" habe. Ob Wahrheit oder Märchen, Ohlhauser wirkt äußerst motiviert und kann sich glücklich schätzen, nicht beim VfB zu spielen – der steht im November 1961 noch zwei Plätze hinter den Bayern (11./9.).

Im Südwesten zerlegt der souveräne Tabellenführer einen desolaten FSV Mainz 05 8:1, Klaus Matischak glückt ein nicht ganz lupenreiner Hattrick, den kein Mitspieler sondern nur der Pausenpfiff zunichte macht. Dagegen macht sich Kaiserslauterns 4:0 gegen BSC Oppau direkt bescheiden aus, nur 2500 Zuschauer kommen an den Betzenberg. Mann des Tages ist Hans-Dieter Spengler, der beim 4:1 von Sportfreunde Saarbrücken gegen Eintracht Trier alle Tore der Heimelf erzielt.

Damit können auch die Stars der West-Staffel nicht konkurrieren. Der Hamborner Horst Häfner trifft beim 4:2 in Duisburg immerhin dreimal. Es ist die am schlechtesten besuchte Partie, fünfmal so viele Menschen rennen zu Borussia Dortmund gegen West-Meister 1. FC Köln: 30.000 Zuschauer sehen im Stadion Rote Erde ein 0:4. "Nationalspieler gaben Köln Rückhalt!", titelt das Sport Magazin. Verteidiger Karl-Heinz Schnellinger eröffnet den Torreigen, Karl-Heinz Thielens Doppelschlag entscheidet in einer Minute (50., 51.) den Kampf, Matthias Hemmersbach demütigt den keineswegs schwachen BVB mit dem 0:4. Dabei hat Kölns Kapitän Hans Schäfer gefehlt. So meisterlich Köln spielt, Platz eins gebührt weiter den Schalkern, die bei Borussia Mönchengladbach 3:2 gewinnen. Borussia weicht nach Rheydt aus und begrüßt 32.000 Zuschauer, auch hier entscheidet ein Doppelschlag die Partie: Willi Koslowski (75.) und Waldemar Gerhardt (78.) machen aus einem 1:1 ein 1:3. Borussia muss improvisieren: Kurz vor dem Anpfiff fällt Hans Goebbels wegen Nasenblutens aus.

Im Norden fallen nur 16 Tore – äußerst wenig für 1961. Fast ein Drittel erleben die Fans am Millerntor, wo der FC St. Pauli Holstein Kiel 3:2 schlägt. Für den Titelkampf hat diese Partie keine Bedeutung – und auch sonst keine, denn der am Vortag in Altona siegreiche HSV ist schon wieder sechs Punkte enteilt. Werder Bremen verpasst vorläufig aber auch den wichtigen zweiten Platz (berechtigt zur Endrunde) durch eine 1:2-Heimniederlage gegen den VfL Osnabrück. So bleibt der VfB Hildesheim trotz des 1:2 in Braunschweig Zweiter. Schlusslicht VfB Oldenburg unterliegt gegen Hannover 96 0:1, jagt aber den Eckballrekord – man zählt 24:7 für den VfB.

Am selben Tag kommen 50.000 Zuschauer ins Berliner Olympia-Stadion um 22 ausländische Spieler zu sehen. Die Schweiz und Schweden kämpfen im nunmehr dritten Entscheidungsspiel um die WM-Teilnahme in Chile. Nach einem 0:1-Pausenrückstand triumphieren die Eidgenossen schließlich - Charles Antennen köpft das entscheidende 2:1. Auch Sepp Herberger überzeugt sich prophylaktisch vor Ort vom Leistungsstand des Nachbars, der tatsächlich in eine Gruppe mit Deutschland gelost werden wird.

13. November

Vor 40 Jahren reißt die Rekordserie des FC Bayern: In Frankfurt kassiert der Tabellenführer im 15. Bundesligaspiel 1971/1972 die erste Niederlage (2:3). Gerd Müller bringt die Bayern zwar nach 58 Minuten mit seinem zweiten Tor binnen drei Minuten 2:1 in Führung, doch Bernd Hölzenbein und Friedel Lutz überwinden Sepp Maier erneut. Das frühe 1:0 glückt Thomas Parits (3.) nach einem Fehler von Uli Hoeneß. Zu allem Bayern-Übel ist auch die Tabellenführung weg, denn Schalke 04 hat mit West-Rivale VfL Bochum keine Mühe - 4:1. Alles staunt über Libero Klaus Fichtel, gewöhnlich kein Torjäger, und sein Solo zum 4:1 fast über den ganzen Platz.

Am Tag der vielen Tore (39) ist offenbar alles möglich. Etwa eine 1:2-Niederlage von Meister Borussia Mönchengladbach in Braunschweig trotz Pausenführung. Oder ein 4:2 des HSV in Duisburg nach einem 0:2-Rückstand bis zur 68. Minute, als der 18-jährige Manfred Kaltz seinen ersten Elfmeter verwandelt. Ein historischer Moment, denn es ist der Anfang von Großem. Es wird einmal seine Spezialdisziplin werden - 53 Elfmetertore machen Kaltz zum Rekordhalter. Früh übt sich…

Oder ein 4:0 des VfB Stuttgart bei Borussia Dortmund, das mit der Kraft "völlig am Ende ist", wie BVB-Trainer Horst Witzler zugibt. Noch trennen den BVB zwei Punkte von den Abstiegsrängen, auf denen sich Arminia Bielefeld (ohnehin als Zwangsabsteiger feststehend; 2:3 in Düsseldorf) und Hannover 96 (1:3 in Köln) tummeln. Hannovers Trainer Helmut Johannsen wird noch im Stadion entlassen und tritt mit Tränen in den Augen vor die Presse. Besonders schäbig: Bereits zwei Tage vor dem Spiel hat er erfahren, dass Köln ergebnisunabhängig sein letztes Spiel werden wird. Sein Nachfolger Hans Hipp war da noch unabkömmlich.

Vor 20 Jahren verhindert der Stadiondirektor des Frankfurter Waldstadions ein Testspiel der Nationalmannschaft gegen einen Bezirksligisten wegen angeblicher Überstrapazierung des Rasens. Bundestrainer Berti Vogts zürnt: "Uns wurde ein Nebenplatz angeboten. Doch um 17 Uhr ist man auf Flutlicht angewiesen."

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

7. November

Vor 30 Jahren gibt es in der Bundesliga einen Führungswechsel. Angetrieben von einem überragenden Franz Beckenbauer gewinnt der HSV 3:0 in Leverkusen und löst den 1. FC Köln ab, der bei Aufsteiger Werder Bremen (1:1) vor 35.000 Zuschauern (Tagesrekord) erst in vorletzter Minute durch Klaus Fischer noch zu einem Punkt kommt. Das Tor kassiert Ersatzkeeper Hermann Rülander, da Dieter Burdenski mit einem Kieferbruch verletzt ausscheidet. Meister Bayern springt auf Platz drei und bleibt beim 4:0 gegen den MSV Duisburg erstmals ohne Gegentor in der Saison 1981/1982.

Im zweiten Hessen-Derby der Bundesliga-Historie gewinnt Eintracht Frankfurt bei Aufsteiger Darmstadt 98 4:1 und auch Borussia Dortmund platziert sich dank eines 2:0 in Karlsruhe in der oberen Hälfte. Beide BVB-Tore köpft Verteidiger Rolf Rüssmann, der sagt: "Ohne zu übertreiben: Ich habe mein bestes Bundesligaspiel gemacht." Weshalb er auch wieder in die Nationalelf will: "Ich lasse nicht locker."

Bundestrainer Jupp Derwall ist aber nicht in Karlsruhe, sondern Teil der zweitgrößten Tageskulisse (30.000) und sieht in Bochum ein 1:1 des VfL gegen Borussia Mönchengladbach. Sein Augenmerk gilt zwar den Borussen Wilfried Hannes, Lothar Matthäus und Frank Mill, aber am besten gefällt ihm der 18-jährige Bochumer Michael Kühn. Derwall gibt an, Kühn für einen Nachwuchslehrgang vorzumerken. HSV-Manager Günter Netzer kennt auch einen Kandidaten für Derwall: den 36-jährigen Beckenbauer. "Jupp Derwall wird ihn nehmen müssen, wenn er diese Form beibehält."

Am selben Tag schießt der 21-jährige Rudi Völler in der 2. Liga drei Tore für 1860 München bei Rot-Weiß Essen (4:1) und zieht mit Hannovers Dieter Schatzschneider (13 Tore) gleich.

8. November

Vor 80 Jahren gewinnt Bayern München auch sein fünftes Heimspiel in der Südkreis-Liga: Jahn Regensburg wird 7:2 abgekanzelt.

Vor 75 Jahren gewinnt Eintracht Frankfurt das Prestigeduell gegen Kickers Offenbach in der Gauliga Südwest 3:1. 12.000 Zuschauer kommen ins FSV-Stadion an den Bornheimer Hang, wohin die Eintracht nach dem Tribünenbrand am Riederwald im Juli 1936 ausweichen muss. Schon zur Halbzeit führen die Frankfurter 3:0 und ernüchtern die OFC-Anhänger, die auf die Tabellenführung spekuliert haben. Doch die behält die spielfreie Wormatia aus Worms.

Vor 25 Jahren verhindert Andreas Brehme die zweite Niederlage des FC Bayern in der Saison 1986/1987. In der Nachspielzeit gleicht der Nationalspieler bei Waldhof Mannheim noch zum 3:3 aus. Der andere Bayern-Held des Tages ist Joker Dieter Hoeneß, der in 32 Minuten die beiden anderen Bayern-Tore erzielt. "Zwei Tore, die Wende: Hoeneß ist wieder da", titelt der Kicker. Waldhof-Trainer Klaus Schlappner verfolgt das Spiel nach einem Bänderriss aus dem Krankenhaus am Telefon und lässt sich vom Stadionsprecher live informieren. Sein Stürmer Fritz Walter widmet "Schlappi" das Tor zum 2:0. Bayern rückt auf Platz zwei vor, ganz oben bleibt Bayer Leverkusen, das sich bei Blau-Weiß Berlin zu einem 1:0 quält: Christian Schreier trifft schon in der vierten Minute.

Der HSV verliert in Düsseldorf (2:3) und damit auch Platz zwei. Der VfB Stuttgart bremst Verfolger Werder Bremen aus (4:0) und feiert Doppeltorschütze Jürgen Klinsmann. Vor dem Spiel gibt es im Neckar-Stadion eine bemerkenswerte Aktion: Die VfB-Mannschaft lässt rund 500 Handzettel verteilen und lässt um Unterstützung für den Trainer bitten. Denn unter der Woche sind VfB-Fans im Wohnort von Egon Coordes aufgetaucht, um ihn für eine Niederlage im UEFA-Cup zur Rechenschaft zu ziehen.

Bei Aufsteiger FC Homburg fällt das schnellste Joker-Tor der Liga-Historie: Frankfurts Australier Dave Mitchell braucht nur 20 Sekunden für sein Tor zum 1:1-Endstand.

Vor 20 Jahren rettet Außenseiter Wattenscheid in der 92. Minute einen Punkt aus dem Dortmunder Westfalenstadion – Verteidiger Dirk Greiser köpft mit dem Abpfiff das 1:1. Der BVB ärgert sich auch über den Anpfiff, denn so entwickelt sich eine Wasserschlacht. "Das war mehr eine Seifenoper als ein Fußballspiel. Ich verstehe nicht, warum hier angepfiffen wurde", sagt Präsident Gerd Niebaum. Borusse Michael Rummenigge übertreibt etwas um sein Unverständnis zu verdeutlichen: "Der Ball ist mindestens 800-mal in einem Wasserloch liegen geblieben. Der Platz ist jetzt erst mal kaputt."

9. November

Vor 70 Jahren spielen die Vertretungen der stärksten Gaue um den Reichsbundpokal. Überraschend scheiden die Finalisten des Vorjahres in der ersten Runde aus: Bayern unterliegt Köln/Aachen 3:4 in der Verlängerung, Sachsen geht in Fulda gegen Kurhessen baden (2:4). Reichstrainer Sepp Herberger sieht in Stuttgart das torreichste Spiel: Württemberg unterliegt Mitteldeutschland 4:6, was wesentlich an Torwart Schnaitmann liegt, denn "der stand tatsächlich manchmal wie gebannt zwischen den Pfosten" (Kicker). Der überragende Nationalstürmer Edmund Conen (Stuttgarter Kickers) kann das Desaster nicht verhindern, aber wenigstens Herberger überzeugen. Kontrastprogramm in Berlin im Duell der Hauptstadtauswahl mit Ostpreußen - hier fallen gar keine Tore.

Nationalspieler Ernst Lehner, eigentlich Schwabe, haben die Kriegswirrnisse nach Berlin verschlagen. So vertritt er die Hauptstadt, aber nicht würdig – er fliegt vom Platz, "wohl zurecht", findet der Kicker-Reporter, der etwas herablassend auf die Ostpreußen herabblickt: "Aber die Leute aus dem Osten spielten keineswegs primitiv. Sie haben natürlich nicht die Tradition Berlins, aber der Bereichssportlehrer hat hier doch schon allerhand fertig gebracht." Ein Wiederholungsspiel zum Beispiel.

Weitere Resultate des Reichsbundpokals: Westfalen gegen Niedersachsen endet 1:4, Ostmark (Österreich) gewinnt gegen Oberschlesien 5:0, Baden unterliegt Niederrhein 1:3 und Niederschlesien verliert 0:3 gegen Nordmark. Kicker-Fazit: "Auffallend ist das Abfallen des alten Süddeutschland, wie es schon im Tschammerpokal-Wettbewerb zu beobachten war."

Vereinzelt finden auch Punktspiele in den Gauen statt. Schalke 04 gewinnt in Röhlinghausen 8:0, Kaiserslautern in Pirmasens 8:2. Fritz Walter und Werner Basler schießen jeweils drei Tore und bieten "eine Glanzpartie, die die 2000 Zuschauer trotz der schweren Niederlage ihrer Mannschaft ins Verzücken versetzte" (Kicker).

Vor 25 Jahren kommt es in der 2. Liga zu einem Kuriosum: Die Personalnot zwingt Arminia Bielefeld, die zwei Wochen zuvor bereits mit nur zehn Spielern aufgelaufen ist, Torwart Wolfgang Kneib in den Sturm zu stellen. Der Kicker gibt dem Ex-Gladbacher eine 3, nach 63 Minuten wird er ausgewechselt – prompt kassiert Arminia noch ein Tor gegen Osnabrück (2:3).

Vor 20 Jahren sitzt Thomas Gottschalk auf der Bayern-Bank. Nach einer verlorenen Wette hat sich der Showmaster mit Schal und Mütze vom Rekordmeister ausgerüstet und sitzt vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen zwischen Trainer Sören Lerby und Manager Uli Hoeneß – für die Fotografen. Länger darf er nicht bleiben, so gern er würde. Im VIP-Raum unterschreibt er dann einen Mitgliedsantrag beim kriselnden FC Bayern, der im neunten Heimspiel 1991/1992 schon zum sechsten Mal nicht gewinnt – nach 2:0 heißt es letztlich 2:2. Eines von fünf Unentschieden des 17. Spieltages, auch Tabellenführer Eintracht Frankfurt kommt zuhause nur zu einem Punktgewinn gegen den KSC (1:1). So rückt Meister 1. FC Kaiserslautern (3:0 gegen Rostock) auf einen Punkt heran. Der Tabellendritte VfB Stuttgart verpasst dagegen die Gunst der Stunde und unterliegt zuhause Mönchengladbach 0:1 (Tor: Holger Fach), Trainer Christoph Daum spricht auf die Frage nach Konsequenzen in Rätseln: "Wir sitzen zurzeit in einem dunklen Keller. Zuerst müssen wir wieder Licht anmachen und uns dann herausführen." Dann droht er eine harte Woche an: "Die Spieler müssen merken, wie hart dieser Beruf ist. Auch wenn die Gefahr besteht, dass einige von mir abrücken." Auch im Nordderby gibt es ein 0:1 – Günter Hermann schießt Werder Bremen zum Sieg beim HSV, der auf Platz 14 fällt.

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10. November

Vor zehn Jahren bestreitet die Nationalmannschaft das erste WM-Relegationsspiel gegen die Ukraine. Vor 85.000 Zuschauern in Kiew erreicht sie ein 1:1 und der Kicker schreibt: "Kiew – das war die Wiederbelebung der deutschen Nationalmannschaft." Davon überzeugen sich auch 13,61 Millionen TV-Zuschauer bei Sat1. Den frühen Rückstand durch Subow (18.) egalisiert Michael Ballack nach Vorlage von Alexander Zickler. Er spricht vom "wichtigsten Tor meines Lebens". Marko Rehmer wird nach 55 Minuten ein Kopfballtor aberkannt und Bild fragt: "Wann kommt endlich die Torkamera?"

Zufrieden reist die von allen 18 Bundesliga-Managern begleitete DFB-Delegation zurück, doch Teamchef Rudi Völler warnt vor dem Rückspiel in vier Tagen: "Wer glaubt, dass nach dem 1:1 alles entschieden ist, hat bei mir schlechte Karten." Die anderen Spiele haben jeweils Sieger und Verlierer: Belgien gegen Tschechien endet 1:0, Österreich unterliegt der Türkei 0:1, Slowenien gewinnt gegen Rumänien 2:1 und Irland besiegt den Iran 2:0.

11. November

Vor 140 Jahren fällt im Mutterland des Fußballs das erste Tor aller Zeiten in einem offiziellen Spiel. In der ersten Runde des just geschaffenen englischen FA-Cups, dem ersten offiziellen Fußballwettbewerb, erzielt der 19-jährige Jarvis Kenrick im West Ham Park zu London vor 1500 Zuschauern das 1:0 für seinen Klub Clapham Rovers bei Upton Park FC. Der Pionier aller Torjäger trifft beim 3:0 noch ein zweites Mal.

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Im Süden verliert nur ein Gastgeber und das ist Bayern München, nach dem 1:2 gegen Kickers Offenbach auf Platz 13 abgestürzt. "Abstiegsstrudel für Bayern immer stärker", titelt das Sport Magazin. 18.000 Zuschauer spenden trotzdem freundlichen Applaus, denn die Bayern werden ein Opfer der Offenbacher Härte und der damaligen Regeln: Schon nach einer halben Stunde sind Hans Bauer und Thomas Mayer nur noch humpelnde Statisten.

Tabellenführer 1. FC Nürnberg lockt in Aschaffenburg 20.000 Besucher, die Kassenhäuschen müssen 15 Minuten vor Anpfiff schließen. Der Club führt lange durch Max Morlock, doch zwei Minuten vor Schluss köpft Heinz Budion den Ausgleich. Verfolger VfB Stuttgart geht es im Spitzenspiel in Karlsruhe beim VfB Mühlburg auch nicht besser, Erwin Läpple rettet dem Gast vor der Tagesrekordkulisse von 30.000 Zuschauern ebenfalls ein 1:1. So rückt Eintracht Frankfurt näher an das Spitzentrio heran, Erich Geier schießt beide Tore gegen Waldhof Mannheim. Topscorer des Tages ist Siegfried Kronenbitter von den Stuttgarter Kickers, der beim 5:1 gegen Neckarau vier Tore schießt. Das größte Spektakel ereignet sich in Mannheim, wo Ex-Meister VfR Mannheim den FSV Frankfurt 5:3 schlägt. "VfR-Form erinnert an Meisterschaftsjahr 1949", schreibt das Sport Magazin.

Im Norden macht der schlecht gestartete HSV weiter Boden gut. Vor den Augen Sepp Herbergers gewinnen die Hamburger das Verfolgerduell bei Holstein Kiel glatt 4:0. 25.000 Zuschauer sehen dennoch eine unterhaltsame Partie, die erst nach Manfred Krügers 0:3 (63.) entschieden ist. Matchwinner ist HSV-Torwart Karl Grote, der beim Stand von 0:2 einen Handelfmeter hält. Kiels Walter Hein fliegt nach einer Box-Einlage vom Platz. Trainer Georg Knöpfle frohlockt: "Ich habe ja vorher gesagt, dass wir gewinnen, wenn der alte HSV-Geist wieder da ist." Sepp Herberger, ganz Diplomat, lobt beide Mannschaften: "Ein gutes Holstein unterlag einem noch besseren HSV." Kiel legt übrigens Protest ein, weil Schiedsrichter Schwarzmann nach einer Unterbrechung (Debatte mit Fotografen, die zu nah am Feld saßen) das Spiel statt mit Schiedsrichterball mit Abstoß fortsetzt.

Tabellenführer bleibt der diesmal spielfreie FC St. Pauli. Der VfL Osnabrück gewinnt das Stadtderby gegen Eintracht 6:3 und ist Vierter – Ötti Meyer schießt imposante fünf Tore. Werder Bremen kann die Meisterträume nach einem 0:3 in Eimsbüttel schon begraben, nimmt aber immerhin ein Kompliment des Sport Magazins mit: "In Hamburg hat in dieser Saison kaum eine Mannschaft schöner gespielt als Werder."

Im Westen kommen wieder die meisten Zuschauer, kein Wunder bei der Spannung. Die ersten Fünf sind nach Minuspunkten der leicht schiefen Tabelle nur einen Zähler auseinander. An diesem Sonntag blickt alles auf den Aachener Tivoli, wo Alemannia Aachen als Dritter Tabellenführer Rot-Weiß Essen empfängt. 20.000 Zuschauer bejubeln einen 3:1-Sieg der Gastgeber, für die Heinrich Gärtner gleich zwei Handelfmeter verwandelt. Jupp Derwall macht den Sack mit seinem 3:1 zu. RWE-Trainer Karl Hohmann beklagt die Elfmeterentscheidungen auf angenehm höfliche Art: "Angesichts der Umstände, die uns heute zurückwarfen, kann ich mich mit der Niederlage nicht einverstanden erklären." Schiedsrichter-Schelte anno 1951 – so geht es also auch.

Schalke 04 versäumt es, vor der Rekordkulisse des Fußball-Sonntags in Deutschland (33.000) in Rheydt nach 3:1-Führung zu siegen und bleibt nach dem 3:3 Vierter. Immerhin herrscht intern wieder Frieden, wie der Verein in einer Stellungnahme bekannt gibt. Eine offene Aussprache "hat bewiesen, dass nicht nur jedes Vereinsorgan, sondern auch jeder einzelne aktive Spieler jederzeit bereit und gewillt ist, das Gesamtinteresse des Vereins zur Richtschnur seiner Handlungen, Auffassungen und Entscheidungen zu machen". Hintergrund der Erklärung: Den Spielern Hermann Eppenhoff und Walter Zwickhofer, so stand es zuvor zu lesen, wurde vorgeworfen, jüngeren Spielern "entweder gar keine oder schlechte Vorlagen gegeben zu haben". Nicht nur an Passgenauigkeit mangelt es bei Schalkes Rivalen Borussia Dortmund, der bei Schwarz-Weiß Essen 2:3 verliert und auf einem Abstiegsplatz steht. Dass oft Pech hat, wer unten steht, erfährt auch der BVB an diesem Tag: Torwart Ernst Geschwind bricht sich die Nase und während der kurzen Behandlungspause schießt ETB zwei Tore.

Die positive Überraschungsmannschaft der Saison ist Aufsteiger Meidericher SV. Der MSV demontiert den 1. FC Köln vor 20.000 Zuschauern im Duisburger Wedau-Stadion 4:1 und klettert auf Platz fünf. Das Sport Magazin schreibt blumig: "Plötzlich ist ein neuer Stern im Westen aufgegangen." Schon zur Pause führen die neuen Ruhrpott-Sterne 3:0, Karl Hetzel ragt nicht nur wegen seiner beiden Tore heraus.

Im Südwesten spielt der 1. FC Saarbrücken in seiner eigenen Liga, das 3:1 beim VfR Kaiserslautern ist der achte Sieg im achten Spiel. Herbert Binkert hat schon nach fünf Minuten zwei Tore erzielt und die Weichen gestellt. Der Deutsche Meister 1. FC Kaiserslautern liegt sieben Punkte zurück, sendet aber mit dem höchsten Tagessieg ein klares Signal. In Frankenthal gewinnt die Walter-Elf mit 7:2. Willi Seitz schießt fünf Tore, Fritz Walter geht leer aus, aber "er führt meisterlich Regie" (Sport Magazin). Vor dem FCK steht außer Saarbrücken noch Wormatia Worms (0:0 gegen Neuendorf).

Vor 50 Jahren verteidigt Eintracht Frankfurt auf furiose Weise die Tabellenführung in der Oberliga Süd. Die vorgezogene Samstagspartie gegen Schwaben Augsburg ist schon nach 25 Minuten entschieden, als Erwin Stein, Ernst Kreuz und Richard Kreß bereits einen 5:0-Vorsprung heraus geschossen haben. Metzger gelingt noch das Ehrentor für die Schwaben in einem seltsamen Spiel, in dem den Frankfurtern nach dem Torrausch wenig gelingt. "Bei der Eintracht fand plötzlich kein Pass mehr den Nebenmann", hält das Sport Magazin fest und eine "sehr betonte Lässigkeit, die den eigenen Kombinationsfluss zerstörte" - Klagen auf höchstem Niveau, sprich vom Gipfel. Auch im Südwesten wird ein Topspiel vorgezogen: 17.454 Zuschauer sehen das 3:3 zwischen dem 1. FC Saarbrücken und Borussia Neunkirchen, Nationalspieler Hein Vollmar gleicht nach der Pause mit einem Doppelschlag die Gästeführung aus.

Aufregung im Samstagsspiel des Nordens: Tabellenführer HSV gewinnt bei Altona 93 auch dank eines Eigentores in erster Minute mit 2:1. Das Siegtor erzielt Horst Dehn, aber die unrühmliche Hauptrolle des Derbys spielt ein Fotograf, der "aus Scherz" einen Ball, der noch nicht im Aus war, auf das HSV-Tor schießt. Die Regel verlangt Schiedsrichter-Ball vom Tatort, aus dem aber zum Glück kein Tor resultiert. In dieser Szene liegt der Schiedsrichter richtig, in anderen nicht. Uwe Seeler sagt unverblümt: "Ich glaube, ohne Schiedsrichter wäre das Spiel besser gelaufen."

Im ersten Spiel nach der Entlassung von Nationaltrainer Georg Buschner gewinnt die DDR in der bereits verpassten WM-Qualifikation gegen Malta 5:1. Nur 2000 Zuschauer interessieren sich in Jena für das Spiel, Bernd Stange betreut die ostdeutsche Auswahl interimistisch.

12. November

Vor 50 Jahren spielt die Oberliga. Der Deutsche Meister 1. FC Nürnberg hat Mühe mit Bayern Hof (3:2), Helmut Hilpert trifft in letzter Minute vor eigenem Publikum. Das Sport Magazin attestiert dem Tabellenzweiten "eine Formkrise". Das trifft nicht auf Bayern Münchens Stürmer Rainer Ohlhauser zu, der alle Tore zum 3:1 beim VfB Stuttgart erzielt. Das Sport Magazin spekuliert, Ohlhauser habe sich gerächt, weil der VfB ihn im Sommer nicht habe verpflichten wollen, als er "im Klubhaus des VfB Stuttgart vorgesprochen" habe. Ob Wahrheit oder Märchen, Ohlhauser wirkt äußerst motiviert und kann sich glücklich schätzen, nicht beim VfB zu spielen – der steht im November 1961 noch zwei Plätze hinter den Bayern (11./9.).

Im Südwesten zerlegt der souveräne Tabellenführer einen desolaten FSV Mainz 05 8:1, Klaus Matischak glückt ein nicht ganz lupenreiner Hattrick, den kein Mitspieler sondern nur der Pausenpfiff zunichte macht. Dagegen macht sich Kaiserslauterns 4:0 gegen BSC Oppau direkt bescheiden aus, nur 2500 Zuschauer kommen an den Betzenberg. Mann des Tages ist Hans-Dieter Spengler, der beim 4:1 von Sportfreunde Saarbrücken gegen Eintracht Trier alle Tore der Heimelf erzielt.

Damit können auch die Stars der West-Staffel nicht konkurrieren. Der Hamborner Horst Häfner trifft beim 4:2 in Duisburg immerhin dreimal. Es ist die am schlechtesten besuchte Partie, fünfmal so viele Menschen rennen zu Borussia Dortmund gegen West-Meister 1. FC Köln: 30.000 Zuschauer sehen im Stadion Rote Erde ein 0:4. "Nationalspieler gaben Köln Rückhalt!", titelt das Sport Magazin. Verteidiger Karl-Heinz Schnellinger eröffnet den Torreigen, Karl-Heinz Thielens Doppelschlag entscheidet in einer Minute (50., 51.) den Kampf, Matthias Hemmersbach demütigt den keineswegs schwachen BVB mit dem 0:4. Dabei hat Kölns Kapitän Hans Schäfer gefehlt. So meisterlich Köln spielt, Platz eins gebührt weiter den Schalkern, die bei Borussia Mönchengladbach 3:2 gewinnen. Borussia weicht nach Rheydt aus und begrüßt 32.000 Zuschauer, auch hier entscheidet ein Doppelschlag die Partie: Willi Koslowski (75.) und Waldemar Gerhardt (78.) machen aus einem 1:1 ein 1:3. Borussia muss improvisieren: Kurz vor dem Anpfiff fällt Hans Goebbels wegen Nasenblutens aus.

Im Norden fallen nur 16 Tore – äußerst wenig für 1961. Fast ein Drittel erleben die Fans am Millerntor, wo der FC St. Pauli Holstein Kiel 3:2 schlägt. Für den Titelkampf hat diese Partie keine Bedeutung – und auch sonst keine, denn der am Vortag in Altona siegreiche HSV ist schon wieder sechs Punkte enteilt. Werder Bremen verpasst vorläufig aber auch den wichtigen zweiten Platz (berechtigt zur Endrunde) durch eine 1:2-Heimniederlage gegen den VfL Osnabrück. So bleibt der VfB Hildesheim trotz des 1:2 in Braunschweig Zweiter. Schlusslicht VfB Oldenburg unterliegt gegen Hannover 96 0:1, jagt aber den Eckballrekord – man zählt 24:7 für den VfB.

Am selben Tag kommen 50.000 Zuschauer ins Berliner Olympia-Stadion um 22 ausländische Spieler zu sehen. Die Schweiz und Schweden kämpfen im nunmehr dritten Entscheidungsspiel um die WM-Teilnahme in Chile. Nach einem 0:1-Pausenrückstand triumphieren die Eidgenossen schließlich - Charles Antennen köpft das entscheidende 2:1. Auch Sepp Herberger überzeugt sich prophylaktisch vor Ort vom Leistungsstand des Nachbars, der tatsächlich in eine Gruppe mit Deutschland gelost werden wird.

13. November

Vor 40 Jahren reißt die Rekordserie des FC Bayern: In Frankfurt kassiert der Tabellenführer im 15. Bundesligaspiel 1971/1972 die erste Niederlage (2:3). Gerd Müller bringt die Bayern zwar nach 58 Minuten mit seinem zweiten Tor binnen drei Minuten 2:1 in Führung, doch Bernd Hölzenbein und Friedel Lutz überwinden Sepp Maier erneut. Das frühe 1:0 glückt Thomas Parits (3.) nach einem Fehler von Uli Hoeneß. Zu allem Bayern-Übel ist auch die Tabellenführung weg, denn Schalke 04 hat mit West-Rivale VfL Bochum keine Mühe - 4:1. Alles staunt über Libero Klaus Fichtel, gewöhnlich kein Torjäger, und sein Solo zum 4:1 fast über den ganzen Platz.

Am Tag der vielen Tore (39) ist offenbar alles möglich. Etwa eine 1:2-Niederlage von Meister Borussia Mönchengladbach in Braunschweig trotz Pausenführung. Oder ein 4:2 des HSV in Duisburg nach einem 0:2-Rückstand bis zur 68. Minute, als der 18-jährige Manfred Kaltz seinen ersten Elfmeter verwandelt. Ein historischer Moment, denn es ist der Anfang von Großem. Es wird einmal seine Spezialdisziplin werden - 53 Elfmetertore machen Kaltz zum Rekordhalter. Früh übt sich…

Oder ein 4:0 des VfB Stuttgart bei Borussia Dortmund, das mit der Kraft "völlig am Ende ist", wie BVB-Trainer Horst Witzler zugibt. Noch trennen den BVB zwei Punkte von den Abstiegsrängen, auf denen sich Arminia Bielefeld (ohnehin als Zwangsabsteiger feststehend; 2:3 in Düsseldorf) und Hannover 96 (1:3 in Köln) tummeln. Hannovers Trainer Helmut Johannsen wird noch im Stadion entlassen und tritt mit Tränen in den Augen vor die Presse. Besonders schäbig: Bereits zwei Tage vor dem Spiel hat er erfahren, dass Köln ergebnisunabhängig sein letztes Spiel werden wird. Sein Nachfolger Hans Hipp war da noch unabkömmlich.

Vor 20 Jahren verhindert der Stadiondirektor des Frankfurter Waldstadions ein Testspiel der Nationalmannschaft gegen einen Bezirksligisten wegen angeblicher Überstrapazierung des Rasens. Bundestrainer Berti Vogts zürnt: "Uns wurde ein Nebenplatz angeboten. Doch um 17 Uhr ist man auf Flutlicht angewiesen."