DFB-Wochenschau: Tolles Topspiel mit kuriosem Ausgang

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

31. Oktober

Vor 30 Jahren gibt es in der Bundesliga zehn Elfmeter – neuer Rekord für einen Spieltag. Nur Kölns Rainer Bonhof und Dortmunds Manni Burgsmüller verschießen. Wichtiger für die Fans: Es kommt wieder mal zum absoluten Spitzenspiel der frühen Achtziger. Der HSV empfängt Meister Bayern München und gewinnt trotz Pausenrückstands vor 61.500 Zuschauern im ausverkauften Volksparkstadion 4:1. "Spitzenspiel von Spitzenteams", übertitelt der Kicker seinen Spielbericht.

Lange Zeit ist die Partie offen, und HSV-Torwart Uli Stein verhindert nach dem Wechsel mehrmals ein zweites Bayern-Tor, während sein Gegenüber Walter Junghans einen schwachen Tag erwischt. Zweimal taucht der Sepp-Maier-Nachfolger unter Flanken hindurch, zweimal führt das zu Toren. Horst Hrubesch entscheidet die aufregende Partie in der 84. Minute mit seinem zweiten Tor, danach besiegelt Lars Bastrup die zu hohe Bayern-Niederlage. Der auf Platz fünf abgerutschte Meister macht sich keine großen Sorgen. Trainer Pal Csernai lobt: "Wir haben heute gegenüber dem HSV das schönere Spiel gezeigt." Nationalspieler Karl-Heinz Rummenigge spricht gar vom "bisher besten Saisonspiel, abgesehen vom zu hohen Ergebnis."

Etwas ungnädiger gehen sie beim Tabellenführer 1. FC Köln mit sich ins Gericht. Gegen Aufsteiger Darmstadt 98 schaffen die Kölner nur ein 1:1 in einem Drei-Elfmeter-Spiel. Torschütze Rainer Bonhof, der seinen zweiten Strafstoß verschießt, mahnt: "Das war ein Betriebsunfall, der nicht noch einmal passieren darf." Das finden sie auch beim neuen Schlusslicht MSV Duisburg, wo sie sich nach dem 1:3 gegen Arminia Bielefeld gedanklich mit dem ersten Abstieg der "Zebras" überhaupt auseinander setzen müssen. "MSV schwach wie lange nicht mehr", schreibt der Kicker. Die Fans fordern den Rauswurf von Trainer Friedhelm Wenzlaff. Das neumodische Experiment, einen Team-Psychologen zu beauftragen, "muß man als gescheitert ansehen. Man hätte besser den Konditionstrainer behalten." Kicker-Ansichten anno 1981.

Vor zehn Jahren wird Titelverteidiger Bayern München in der Vorrunde der Champions League Gruppensieger. Ein Eigentor des Tschechen Novotny verhilft zum 1:0 bei Sparta Prag, wo Ottmar Hitzfeld einige Reservisten aufstellt; das Weiterkommen stand schon vorher fest. Gleiches gilt für Bayer Leverkusen, das zu Hause Olympique Lyon 2:4 unterliegen darf. Zwei der vier Bundesliga-Vertreter stehen nunmehr in der Zwischenrunde, Schalke 04 und Borussia Dortmund sind am Vortag bereits ausgeschieden. Nach Mitternacht findet BVB-Präsident Gerd Niebaum in Liverpool nach dem 0:2 auf dem Bankett klare Worte: "Wir haben Anschauungsunterricht erhalten, wie international Fußball gespielt wird."

1. November

Vor 80 Jahren regieren gleich drei Frankfurter Klubs in der hochklassigen Bezirksliga Main Hessen. Die Eintracht (20:2 Punkte) vor Rot-Weiß (17:5) und dem FSV (15:7). Das Trio feiert an diesem elften Spieltag Kantersiege: Eintracht putzt Griesheim 02 mit 9:0, Rot-Weiß bei Hanau 93 mit 5:1 und der FSV 5:0 in Heusenstamm. Amüsant die aufmunternden Worte des Kicker-Reporters für die 0:9 am Riederwald unterlegenen Griesheimer: "Bravo! Technisch ist die Elf gar nicht schlecht, und sobald sie gelernt haben wird, den Gegner zu decken, wird sie wohl nie mehr 0:9 verlieren."

Vor 75 Jahren ist Worms das Non-Plus-Ultra des Südwestens. Mit einem 5:2 bei Sportfreunde Saarbrücken verteidigt Wormatia die Tabellenführung der Gauliga Südwest, in der außerdem nur Kickers Offenbach (2:2 gegen FSV Frankfurt) ungeschlagen ist.

Vor 50 Jahren zieht Pokalsieger Werder Bremen erstmals in seiner Historie ins Viertelfinale des Europapokals ein. Eine Überraschung ist das nach dem 2:0 im Hinspiel nicht, auch in Aarhus bleiben die Bremer siegreich (3:2). Trainer Georg Knöpfle lässt sich nicht blenden: "Uns fehlt noch zu viel, vor allem die Cleverness. Wir müssen weiter hart an uns arbeiten."

Vor 25 Jahren scheint ein neuer Stern am Bundesliga-Himmel. Der weithin unbekannte und blitzschnelle Leverkusener Christian Hausmann, für 25.000 D-Mark von den Reinickendorfer Füchsen verpflichtet, sorgt ganz wesentlich dafür, dass Bayern München seine erste Saisonniederlage 1986/1987 erleidet. Leverkusen gewinnt in München 3:0. Sein Tor zum 2:0 in der 79. Minute krönt eine wahre Glanzleistung, und selbst Uli Hoeneß schwärmt: "Ich habe lange keinen Spieler wie den Mann mit der 10 gesehen. Ich überlege mir, ob wir statt Maradona nicht lieber den Hausmann kaufen sollten." Leverkusen übernimmt nun die Tabellenführung, bleibt aber Meister der Defensive. "Wir fühlen uns nicht als Verfolger Nummer eins. Die Meisterschaft ist für uns kein Thema", sagt Trainer Erich Ribbeck.

Der HSV ist ja auch noch da und springt nach dem 4:2 gegen Dortmund auf Platz zwei im Trio der Punktgleichen. Den höchsten Tagessieg melden gleich zwei Mannschaften: Kaiserslautern (gegen Schalke) und Werder Bremen (gegen Uerdingen) schaffen jeweils ein 5:1 – und FCK-Stürmer Frank Hartmann ein besonderes Kunststück: Er schießt alle fünf Tore, und das gegen seinen Ex-Klub, dessen Fans ihn noch mit einem "Verräter"-Plakat provozieren. Hartmann treibt das zu Höchstleistungen, nie zuvor hat ein FCK-Stürmer fünf Bundesliga-Tore in einem Spiel geschossen. Weil auch nie mehr Zuschauer am Betzenberg waren als an diesem Tag – 36.832 werden gezählt –, erhöht der Vorstand die Siegprämie auf 5000 D-Mark. "Heute war Weihnachten", sagt FCK-Schatzmeister Dieter Lurkschat.

Überhaupt sind die Schatzmeister der Liga zufrieden, 203.000 Zuschauer und eine Stadionauslastung von 42 Prozent sind viel anno 1986. "Trotz Sauwetter: Zuschauer in Massen", schreibt der Kicker.

Vor 20 Jahren spielt Tabellenführer Eintracht Frankfurt "Fußball des Jahres 2000", findet der Kicker. In Duisburg gewinnt die Elf von Dragoslav Stepanovic an einem Freitagabend 6:3. Torwart Uli Stein tönt: "Wir können uns nur selber schlagen." Die Liga beneidet die Eintracht um ihr Offensivpotenzial. Die Stürmer Tony Yeboah und Jörn Andersen stehen ebenso auf der Anzeigetafel wie die torgefährlichen Mittelfeldspieler Andy Möller, Uwe Bein und Lothar Sippel. Stepanovic kann sogar auf Axel Kruse verzichten, der nach Widerworten im Training ("Der Stepi kann mich kreuzweise") nicht mit nach Duisburg darf.

Vor zehn Jahren gewinnen die beiden Bundesligisten ihre UEFA-Cup-Hinspiele. Hertha BSC schlägt Viking Stavanger 2:0, der SC Freiburg gewinnt in St. Gallen gar 4:1.

2. November

Vor 70 Jahren steigt in Berlin das Pokalfinale zwischen dem Dresdner SC und Schalke 04. Beide Mannschaften sind öfter hier, auch das Finale um die Deutsche Meisterschaft wird vor dem Kriegsende regelmäßig im Olympiastadion ausgetragen – und erst 1940 ist diese Paarung das deutsche Endspiel. Schalke gewinnt seinerzeit 1:0, nun sinnt der DSC auf Revanche in dem Wettbewerb, den er bereits im Vorjahr an selber Stätte gewonnen hat. Kurzum: ein Traumfinale zweier der 1941 populärsten deutschen Mannschaften.

65.000 Zuschauer sind am ersten Novembersonntag des dritten Kriegsjahres gekommen und erfahren beste Abwechslung vom zunehmend trüben Alltag. Sie sehen spannende 90 Minuten. Der DSC geht durch Heinrich Kugler in Führung (8.), und den vermeintlichen Ausgleich durch Schalkes neuen Linksaußen Karl Barufka, der überraschend für Ernst Kalwitzki nominiert worden ist, pfeift der Schiedsrichter reichlich spät ab – Abseits! So muss der große Ernst Kuzorra persönlich für das 1:1 (51.) sorgen. Doch die Freude währt nur zwei Minuten, dann stellt Gustav Carstens die erneute DSC-Führung her. Dabei bleibt es, und so ist ein Mann, der ausnahmsweise unter den Torschützen fehlt, der glücklichste unter den Siegern: Rekordschütze Richard Hofmann beendet 36-jährig seine Karriere mit dem Pokalsieg und frohlockt: "Das schönste Abschiedsgeschenk, das ich mir vorstellen kann."

Und sein Klub schreibt Geschichte als erster Pokalsieger, der seinen Titel erfolgreich verteidigt. Stars der Elf von Trainer Georg Köhler sind Torwart Willibald Kreß, Richard Hofmann und Nationalstürmer Helmut Schön.

Vor 20 Jahren ziehen die Frankfurt-Verfolger am 16. Spieltag 1991/1992 nach. Der VfB Stuttgart gewinnt das Derby gegen die Kickers 3:1 und ist die neue Nummer zwei der Liga. Meister 1. FC Kaiserslautern überzeugt beim 2:0 in Bremen und hat noch zwei Punkte Rückstand. Erstmals seit dem Aufstieg 1981 fordern die Werder-Fans den Rauswurf von Otto Rehhagel. Für die Überraschung des Tages sorgt der 1. FC Nürnberg, der beim Zweiten Bayer Leverkusen 1:0 gewinnt. Wieder trifft der 18 Jahre alte Joker Christian Wück, es ist sein viertes Tor. Das Sportstudio will das Wunderkind einladen, er sagt höflich ab: "Das kommt alles so schnell." Auch dank seiner Tore sind die Franken schon Sechster und die Nummer eins in Bayern. Davon kann der Rekordmeister nur träumen, selbst in Wattenscheid reicht es für den FC Bayern nur zu einem 0:0. "Damit sind wir noch gut bedient", schimpft der neue Vizepräsident Franz Beckenbauer. In der Tabelle finden sich die Bayern auf Platz 14 wieder. Der 1. FC Köln verfällt nach zwei Siegen in alte Verhaltensmuster und trennt sich von Hansa Rostock 1:1 – es ist das zwölfte Unentschieden im 16. Spiel und ein absolutes Bundesliga-Novum.

3. November

Vor 30 Jahren bestreitet Borussia Mönchengladbach schon an einem Dienstag ihr Rückspiel im UEFA-Pokal. Es wird eine historische Pleite: Im schottischen Dundee, wo 20 Jahre zuvor bereits der 1. FC Köln sein Waterloo (1:8) erlebte, geht auch Borussia unter. Der 2:0-Vorsprung ist schon zur Pause egalisiert, am Ende muss die Heynckes-Elf eine 0:5-Schlappe quittieren. "Die schwächste Borussia, die es seit Jahren gab. Eine einzige Katastrophe", schreibt der Kicker, der nur Torwart Wolfgang Kleff und Abwehrchef Wilfried Hannes eine ordentliche Leistung attestiert. Lothar Matthäus, gerade 21, zetert: "Die einfachsten Dinge misslangen. Wir haben gespielt wie die Anfänger."

Vor zehn Jahren gibt es in der Bundesliga keine Unentschieden und auch keine Überraschungen: Neunmal gewinnt die jeweils besser platzierte Mannschaft. Meister Bayern verteidigt Platz eins, weil auf seine Lateinamerikaner Verlass ist. Gegen den HSV steht es nach 70 Minuten noch 0:0, dann treffen Paulo Sergio und zweimal Claudio Pizarro. Es ist Bayerns neunter Sieg in Serie. Verfolger Bayer Leverkusen verdankt seine Punkte gegen Kaiserslautern vor allem Michael Ballack, der gegen seinen Ex-Klub beide Tore zum 2:1 erzielt. Trainer Klaus Toppmöller prophezeit: "Michael wird eines der Aushängeschilder des deutschen Fußballs."

Lars Ricken schießt Borussia Dortmund zum Sieg über Stuttgart und auf Platz drei, bei aber schon sechs Punkten Rückstand auf die Bayern. Am Tabellenende wird es für zwei Traditionsklubs immer düsterer: Köln verliert schon zum sechsten Mal in Folge, nun 1:3 auf Schalke, und Matthias Scherz durch Platzverweis. Schlusslicht 1. FC Nürnberg geht in Wolfsburg 0:5 unter, was Präsident Michael A. Roth dazu veranlasst Trainer Klaus Augenthaler zu prüfen: "Er muss einige Fragen beantworten. So steigen wir ab."

4. November

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. 28.000 Zuschauer sehen am Zabo ein 2:1 ihres 1. FC Nürnberg im Spitzenspiel der Süd-Staffel gegen den VfR Mühlburg. "Explosiver Glomb entschied alles", befindet das Sport Magazin. Club-Stürmer Günther Glomb gelingen beide Tore, dann sieht der Star des Nachmittags nur noch Sternchen. Mit Gehirnerschütterung muss der 21-Jährige nach einem Zusammenprall mit einem Verteidiger ausscheiden, Trainer Alv Riemke sagt den Reportern: "Glomb erwachte nach zwölf Minuten aus seiner Ohnmacht. Seine erste Frage war, ob wir denn auch 2:1 gewonnen hätten." Haben sie – und damit auch die Spitze verteidigt.

Verfolger VfB Stuttgart (3:2 nach 3:0 gegen Aschaffenburg) liegt aber nur einen Punkt zurück, dann kommen Mühlburg und die Münchner "Löwen", die vor 20.000 Zuschauern Eintracht Frankfurt 3:1 schlagen. In der Krise stecken die Bayern, die nach dem 2:4 beim FSV Frankfurt nur noch zwei Zähler vom letzten Platz trennen. Der 17 Jahre alte FSV-Rechtsaußen Werner Mayer avanciert zum Mann des Tages und schießt das 3:0.

Im Norden sehen 12.000 Zuschauer in Hamburg ein kurioses Derby. Abstiegskandidat Victoria hält gegen Serienmeister HSV bis zur 48. Minute ein 0:0, bricht dann 1:6 ein. Ein Hattrick von Harden sorgt für klare Verhältnisse. Die Nummer eins ist der HSV aber weiterhin nicht, Lokalrivale FC St. Pauli hat nach dem 4:1 über Bremerhaven weiterhin vier Punkte Vorsprung und dazwischen liegt noch Holstein Kiel, das das Sport Magazin nach dem 4:1 bei Eintracht Osnabrück zu der Prognose verleitet: "Holstein wird Nordmeister!" Walter Hein schießt drei Kieler Tore.

Die meisten Zuschauer versammelt Werder Bremen beim 4:1 gegen den VfL Osnabrück – 15.000 sehen laut Sport Magazin einen "2. Halbzeit-Orkan", denn dann macht Werder aus einem 1:1 noch einen klaren Sieg, zweimal trifft Nationalspieler Herbert Burdenski. Eintracht Braunschweig kommt auch mit zehn Mann nach einem frühen Platzverweis für Peter Laupenmühlen gegen Göttingen zu zwei wichtigen Punkten (1:0) im Abstiegskampf.

Im Westen spricht alles von Aufsteiger Leverkusen 04, der sogar beim 1. FC Köln vor 35.000 Zuschauern 2:0 gewinnt und auch nach zehn Spielen noch ungeschlagen ist. Da kann nur Tabellenführer Rot-Weiß Essen mithalten, der Platz eins dank eines 5:2 gegen den Rheydter SV vor 15.000 Zuschauern verteidigt – Sepp Herberger sieht drei Tore von Beni Termath, und je eines von Helmut Rahn und Penny Islacker. "Nahm Herberger Rahn unter die Lupe?" fragt das Sport Magazin.

Das meiste Aufsehen erregt das 5:0 des zweiten Aufsteigers Meidericher SV bei Preußen Münster, womit der MSV auf Platz fünf vorstößt. "Alles bestaunt die Neulinge Leverkusen und Meiderich", titelt das Sport Magazin. Dahinter verblasst Schalkes 2:1 über Alemannia Aachen vor 22.000 Zuschauern in der Glückauf-Kampfbahn, womit die "Knappen" als Vierter immerhin Anschluss halten. Eine schwere Saison droht Borussia Dortmund, das nach dem blamablen 2:3 gegen die zuvor auswärts sieglosen Horst Emscher auf den 14. Platz abrutscht. Dabei geht der BVB in der 83. Minute 2:1 in Führung, doch Paul Koschmieders Eigentor im Gegenzug sorgt für die Wende zum Schlechten.

Ganz unten steht Fortuna Düsseldorf nach der 2:3-Heimniederlage gegen Preußen Dellbrück. Das entscheidende Tor geht auf das Konto von Nationalkeeper Toni Turek, der einen Freistoß nicht festhält. Im Südwesten kommen nur 50.000 Zuschauer, davon fast die Hälfte in den Saarbrücker Ludwigspark. Es lohnt sich, der 1. FCS serviert die noch ungeschlagenen Wormser 4:0 ab und ist aber mit nun 14:0-Punkten nur Zweiter – weil er drei Spiele weniger hat als alle anderen. Star des Tages ist Herbert Binkert, der glänzend dirigiert und zweimal trifft. Meister 1. FC Kaiserslautern kommt ohne die Walter-Brüder zu einem 2:1 bei Schlusslicht Weisenau und bleibt Vierter.

Vor 30 Jahren gibt es zahlreiche deutsche Europacup-Triumphe. Meister Bayern zieht dank eines Sahnetages von Mittelstürmer Dieter Hoeneß, dem drei Tore gelingen, gegen Benfica Lissabon (4:1) ins Viertelfinale ein. Nach Nenes Anschlusstor weht noch ein Hauch von Spannung durchs Olympiastadion, ehe Paul Breitners 4:1 die 40.000 Zuschauer endgültig beruhigt. DDR-Meister Dynamo Berlin hat Pech: Das 1:0 bei Aston Villa ist wegen der Auswärtstor-Regelung (Hinspiel: 1:2) zu wenig. Im Pokalsieger-Cup wirft Eintracht Frankfurt Russlands Vertreter ASK Rostow raus, die Tore beim 2:0 markieren Defensivkräfte: Bruno Pezzey, in Sprechchören gefeiert, köpft das frühe 1:0. Als Ronny Borchers im Strafraum gelegt wird, verwandelt Werner Lorant zum 2:0, das die Hinspielniederlage (0:1) aussticht. DDR-Vertreter Lok Leipzig spielt auch bei Velez Mostar 1:1 und behält im Elfmeterschießen (3:0) die Nerven, VfB-Keeper Rene Müller ist nicht zu bezwingen.

Im UEFA-Cup gibt es weitere Triumphe: Der HSV und Kaiserslautern kommen trotz 1:2-Hinspielniederlagen weiter. Die Hamburger zittern sich zu einem 2:0 über Girondins Bordeaux, Horst Hrubesch köpft, wie in jenen Tagen fast schon regelmäßig, eine Kaltz-Flanke ein und schießt auch das zweite Tor per Abstauber. Kaiserslautern macht es gegen Spartak Moskau weniger spannend, beim 4:0 klatscht Fritz Walter auf der Tribüne begeistert Beifall: "Ein fantastisches Spiel der Lauterer." Verteidiger Hans-Peter Briegel schießt zwei Tore, auch die Stürmer Friedhelm Funkel und Reiner Geye überwinden Rinat Dassajew, der Briegels 4:0 aus 22 Metern demoralisiert ziemlich regungslos durchlässt. Carl Zeiss Jena dagegen rennt gegen Real Madrid 90 Minuten erfolglos an, 16.000 Zuschauer warten vergeblich auf das eine Tor, das nach dem 2:3 im Hinspiel gereicht hätte. Auch für Dynamo Dresden (1:1 gegen Feyenoord Rotterdam) ist Schluss, wobei den Gästen erst in der 88. Minute das rettende Tor gelingt.

Vor 25 Jahren scheidet der Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen aus dem UEFA-Cup aus. Gegen Dukla Prag kommt die Ribbeck-Elf nur zu einem 1:1 – zu wenig nach dem 0:0 von Prag. Torschütze Falko Götz, international dank seiner Zeit bei Dynamo Ost-Berlin erfahrener als die Mitspieler, flucht: "Ich habe schon tausendmal gegen die gespielt und nie gewonnen."

5. November

Vor 100 Jahren gewinnt der süddeutsche Ostkreis-Meister Bayern München 4:1 beim Ortsrivalen MTV und verbucht einen Saisonstart mit sechs Siegen und einem Remis bei 27:5 Toren. Früh übt sich, was ein Rekordmeister werden will. Am selben Tag trennen sich die beiden ungeschlagenen Mannschaften der Nordkreisliga Süddeutschlands, Viktoria Hanau und FV Frankfurt (später Eintracht), 1:1. Der Himmel ist mit den Gastgebern, denn der Ausgleich fällt in letzter Minute. Wir lesen in der Vereinszeitung des FV: "(…) und es wird gegen Schluss ganz dunkel, da das Spiel erst kurz vor 1/2 4 Uhr begonnen hat. Eine Minute vor Schluss erzielt Victoria nach einem Eckball den Ausgleich. Bei Ausführung dieses Eckballs war es schon so dunkel, dass man den Ball von der Mittellinie aus nicht mehr sehen konnte." Das Flutlicht wird trotzdem erst 40 Jahre später kommen.

Vor 50 Jahren spielt die Oberliga. Das Spitzenspiel steigt im Westen, wo 46.000 Zuschauer die Partie zwischen dem 1. FC Köln und Schalke 04 (0:1) verfolgen. Schalke löst die Kölner durch den von Berni Klodt (42.) herausgeschossenen Sieg von der Spitze ab, aber die Kölner haben gewichtige Gründe für die Niederlage. Ex-Nationalspieler Georg Stollenwerk scheidet schon zur Pause verletzt aus und muss ins Krankenhaus. Wechsel sind nicht erlaubt, und so klagt Trainer Tschik Cajkovski: "Hätten wir elf Spieler behalten, wäre mindestens der Ausgleich fällig gewesen."

Bundestrainer Sepp Herberger geht es wie den meisten Zuschauern, das Spiel gefällt ihm nicht, denn es "war zeitweise sehr nervös und verkrampft. Daraus ist manche Fehlleistung zu erklären." Preußen Münster verpasst die Gunst der Stunde, die Tabellenführung zu erobern, und unterliegt vor 35.000 Zuschauern Borussia Dortmund 1:2. Aki Schmidt und Jürgen Schütz drehen das Spiel nach der frühen Preußen-Führung durch Günther Wohlgemuth. Matchwinner ist jedoch BVB-Torwart Bernhard Wessel, den das Sport Magazin in dicken Lettern als "würdiger Nachfolger Kwiats", also von Heinrich Kwiatkowski, adelt.

Deutschlands Nummer eins anno 1961 spielt jedoch für Westfalia Herne, und Hans Tilkowski steht an diesem Sonntag der Auswärtssiege (5) in der Elf mit dem höchsten Sieg – das 5:1 in Meiderich festigt Platz vier. Borussia Mönchengladbach setzt sich mit einem 3:0 am Aachener Tivoli von den Abstiegsrängen ein Stück weit ab.

Im Süden erleidet der nunmehr abgelöste Tabellenführer 1. FC Nürnberg, immerhin Deutscher Meister, seine erste Niederlage seit dem 19. März 1961. Das musste ja mal passieren, gewiss, doch ausgerechnet bei Schlusslicht FSV Frankfurt – und dann auch noch mit 0:3? "Am Bornheimer Hang standen noch lange nach dem Spiel die Unentwegten, so als ob sie es nur unter Zeugen glauben könnten, was sich da 90 Minuten lang als echte Sensation zugetragen hatte", schreibt das Sport Magazin.

Wobei sich die Höhepunkte auf einen engen Zeitraum von nur elf Minuten vor der Pause verdichten, als alle FSV-Tore fallen – zwischen der 17. und 28. Minute. Der Meister erwischt einen rabenschwarzen Tag. "Selbst Kollege Richard Kirn, der alte Club-Bewunderer, konnte sich nicht erinnern, wann das den Weinroten aus der alten Noris je passiert wäre", meldet das Sport Magazin. Club-Trainer Herbert Widmayer gibt den Gelassenen: "So ein Tag wie heut' kommt halt mal vor. Beim nächsten Mal ist es halt wieder anders." Anno 1961 ist Fußball eben noch (nur) ein Spiel. Vom FSV-Coup profitiert ausgerechnet Lokalrivale Eintracht, der dank eines 2:1 bei Bayern Hof auf Platz eins klettert.

Auch im Norden reißt eine Superserie: Der bis dato verlustpunktfreie HSV verliert bei Verfolger VfV Hildesheim vor 26.000 Zuschauern 0:3 und versäumt die Aufstellung eines Oberligarekords von 13 Startsiegen. 18:6 Ecken bringen jedenfalls keine Punkte für die Elf von Uwe Seeler. "Oldtimer Zimmermann übertraf alle", feiert das Sportmagazins den Doppeltorschützen des VfV, Leo Zimmermann (34). Weil das Fernsehen Ausschnitte sendet, wird übrigens mit einem weißen Ball gespielt. Doch nicht lange, nach vier Minuten nur, landet er im Publikum und wird trotz intensiver Bemühungen des Schiedsrichters nicht mehr gesehen. So geht es mit einem gelben Ball weiter.

Die meiste Aufregung gibt es in Braunschweig: Beim 3:3 zwischen der Eintracht und dem FC St. Pauli verhängt der Bremer Schiedsrichter Seekamp schon in den ersten 20 Minuten drei Elfmeter und noch vor der Pause zwei Platzverweise – letztere immerhin gleichmäßig an Braunschweigs Günther Busse und Paulis Werner Pokropp. Hannover 96 beeindruckt beim Bremer SV und gewinnt nach 0:2-Pausenrückstand noch 6:2, wobei die ersten drei Tore binnen vier Minuten fallen.

Auch im Südwesten reißt eine Siegesserie, so als hätten sich alle abgesprochen – der bis dato ungeschlagene FK Pirmasens geht am Betzenberg 0:2 baden. 15.000 Zuschauer sehen auch hier zwei Platzverweise, gegen Gerhard Miksa (FCK) und Horst Schmitt (FKP). Der FKP-Vorsprung ist aber immer noch groß genug, zumal Verfolger Borussia Neunkirchen in Ludwigshafen (2:2) in letzter Minute den Ausgleich kassiert. Wahrlich kein Oberliga-Sonntag für Favoriten.

Vor 25 Jahren schneidet die Bundesliga im Europapokal nicht sonderlich gut ab, nur drei Klubs erreichen die nächste Runde. Nach Bayer Leverkusen am Vortag scheitert auch Pokalsieger VfB Stuttgart, der sich im Heimspiel gegen Torpedo Moskau regelrecht blamiert und 3:5 verliert. "Das Publikum, anfangs mit aufmunterndem Beifall, verstummt immer mehr – und lacht den VfB schließlich aus", schreibt der Kicker. Schon nach 27 Minuten ist alles aus – 1:3 steht auf der Anzeigetafel, in der Addition ist es ein 1:5. Die Fans fordern den Rauswurf von Trainer Egon Coordes.

Erfolgsmeldungen dagegen von den anderen Bundesligisten: Meister Bayern München reicht ein 1:1 bei Austria Wien, Roland Wohlfarths 1:0 sorgt für Klarheit. Mysteriös ist der Fall Reinhold Mathy, der sich schon nach sieben Minuten an den Oberschenkel greift und auswechseln lässt. Er wird nie mehr für Bayern spielen. Später heißt es, er sei dem Druck nicht mehr gewachsen gewesen. Ein in der damaligen Zeit noch kaum vorstellbarer Vorgang. Im UEFA-Pokal erreichen Mönchengladbach (2:0 bei Feyenoord Rotterdam) und Bayer Uerdingen (2:0 gegen Lodz) die dritte Runde. Borussias Held heißt Uwe Rahn, der beide Tore schießt, und "Oliver Bierhoff erlöst Uerdingen" (Kicker) mit seinem 2:0. Rudi Bommer hätte auch die Heldenrolle bekommen können, doch der verschießt einen Elfmeter.

Vor 20 Jahren verabschieden sich der VfB Stuttgart und Bayern München aus dem UEFA-Pokal. Von Bayern hat man es nach dem 2:6 in Kopenhagen erwartet, sie schaffen gegen Bröndby IF nur ein 1:0 in einem tristen Spiel. Doch der VfB blamiert sich nach dem 0:0 im Hinspiel gegen Osasuna vor eigenem Publikum (2:3) – Tore fallen erst, als die Gäste schon mit 3:0 führen. Christoph Daum tadelt: "Persönliche Fehler haben uns das Genick gebrochen."

6. November

Vor 40 Jahren fällt ein Bundesligarekord: Bayern München ist nach dem mühsamen 1:1 gegen den 1. FC Köln auch nach 14 Spielen ungeschlagen. Das gab es noch nie. Jungstürmer Uli Hoeneß rettet in der 86. Minute den Rekord und die Tabellenführung der Bayern, die einen schwachen Tag erwischen. Udo Lattek beschützt seine Stars: "Nach den großartigen Leistungen der letzten Wochen hatten wir doch auch mal das Recht, schwächer zu spielen. Oder?" Nach dem Spiel ereignet sich eine kuriose Szene, die zum schiedlich-friedlichen Ausgang passt: Bayerns Paul Breitner klopft an die Kölner Kabine und bringt Heinz Flohe ein Rezept gegen Dauerhusten, worum der Kölner ihn gebeten hat.

Es gibt vier weitere Remis an diesem November-Samstag 1971, von den ersten Fünf gewinnt nur Meister Borussia Mönchengladbach – 5:2 gegen Hertha BSC Berlin, ohne Günter Netzer und mit fünf verschiedenen Torschützen. Hertha BSC ist auch ein Opfer des in diesen Tagen vor dem Sportgericht verhandelten Bundesliga-Skandals und muss an diesem Tag auf drei suspendierte bzw. gesperrte Stammspieler verzichten: Nach Bernd Patzke und Tasso Wild fehlt nun auch Jürgen Rumor. So rutscht sie allmählich aus dem Verfolgerfeld. Schalke 04 dagegen hat den Skandal ungewöhnlich gut verkraftet und in einer Trotzreaktion die Flucht nach vorne ergriffen. Doch ausgerechnet gegen Zwangsabsteiger Arminia Bielefeld, die sie im April 1971 gegen Geld hat gewinnen lassen, straucheln die Schalker. Negative Erinnerungen mögen eine Rolle gespielt haben, auch der Stadionsprecher ("Die Zuschauer haben ein Recht auf ehrlichen Fußball") trägt dazu bei und erntet Gelächter. Das 1:1 auf der Alm ist jedenfalls ein Rückschlag für die Schalker.

Rein sportlich spricht man ohnehin von anderen Spielen an diesem Tag: Das Nordderby zwischen Hannover 96 und dem HSV kommt spät in Schwung und vollführt dann noch eine Rolle rückwärts. Denn Schlusslicht Hannover schießt nach einer Stunde plötzlich zwei Tore (60., 62.), aber der HSV gewinnt noch 3:2. In Stuttgart gewinnt keiner, aber 16.000 Zuschauer kommen beim 4:4 zwischen dem VfB und Eintracht Frankfurt auf ihre Kosten. Der dramatische Spielfilm in Zahlen: 0:2, 4:2, 4:4. VfB-Regisseur Hans "Buffy" Ettmayer und Eintracht-Verteidiger Jürgen Kalb glücken jeweils zwei Tore. Für die Eintracht ist es ein Erfolg, da sie ab der 43. Minute – Rot für Bernd Nickel – in Unterzahl spielen muss. VfB-Trainer Branko Zebec knurrt in die Mikrofone: "Nach 4:2 noch 4:4, das liegt wahrscheinlich am mangelnden Kampfgeist."

Vor 20 Jahren ereignet sich auf dem Betzenberg ein Drama. Im Europacup der Landesmeister hat der 1. FC Kaiserslautern die 0:2-Hinspielniederlage gegen FC Barcelona aufgeholt und führt in der 90. Minute nach Toren von Demir Hotic (2) und Bjarne Goldbaek 3:0. Da gibt es noch eine Ecke für die Katalanen. Torwart Gerry Ehrmann reagiert nicht, und der kleine Bakero köpft den Ball ein. Danach ist sofort Schluss – unglücklicher als der Deutsche Meister kann man nicht ausscheiden.

Es kommt noch schlimmer für den deutschen Fußball, der mit zehn Mannschaften an den Start gegangen ist. Nur zwei schaffen es in die dritte Runde: Pokalsieger Werder Bremen, das durch ein Tor von Marko Bode in Budapest 1:0 gewinnt, und der HSV im UEFA-Cup souverän mit 4:1 bei ZSKA Sofia. Harald Spörl glücken vor 35.000 Zuschauern zwei Tore, der Vorstand spendiert 8500 DM Prämie. Ansonsten nur Enttäuschungen: Nach Bayern und Stuttgart am Vortag straucheln auch Tabellenführer Eintracht Frankfurt (0:1 im UEFA-Cup gegen Gent), Zweitligist Rot-Weiß Erfurt (0:3 bei Ajax Amsterdam/in Düsseldorf) und die Lauterer.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

31. Oktober

Vor 30 Jahren gibt es in der Bundesliga zehn Elfmeter – neuer Rekord für einen Spieltag. Nur Kölns Rainer Bonhof und Dortmunds Manni Burgsmüller verschießen. Wichtiger für die Fans: Es kommt wieder mal zum absoluten Spitzenspiel der frühen Achtziger. Der HSV empfängt Meister Bayern München und gewinnt trotz Pausenrückstands vor 61.500 Zuschauern im ausverkauften Volksparkstadion 4:1. "Spitzenspiel von Spitzenteams", übertitelt der Kicker seinen Spielbericht.

Lange Zeit ist die Partie offen, und HSV-Torwart Uli Stein verhindert nach dem Wechsel mehrmals ein zweites Bayern-Tor, während sein Gegenüber Walter Junghans einen schwachen Tag erwischt. Zweimal taucht der Sepp-Maier-Nachfolger unter Flanken hindurch, zweimal führt das zu Toren. Horst Hrubesch entscheidet die aufregende Partie in der 84. Minute mit seinem zweiten Tor, danach besiegelt Lars Bastrup die zu hohe Bayern-Niederlage. Der auf Platz fünf abgerutschte Meister macht sich keine großen Sorgen. Trainer Pal Csernai lobt: "Wir haben heute gegenüber dem HSV das schönere Spiel gezeigt." Nationalspieler Karl-Heinz Rummenigge spricht gar vom "bisher besten Saisonspiel, abgesehen vom zu hohen Ergebnis."

Etwas ungnädiger gehen sie beim Tabellenführer 1. FC Köln mit sich ins Gericht. Gegen Aufsteiger Darmstadt 98 schaffen die Kölner nur ein 1:1 in einem Drei-Elfmeter-Spiel. Torschütze Rainer Bonhof, der seinen zweiten Strafstoß verschießt, mahnt: "Das war ein Betriebsunfall, der nicht noch einmal passieren darf." Das finden sie auch beim neuen Schlusslicht MSV Duisburg, wo sie sich nach dem 1:3 gegen Arminia Bielefeld gedanklich mit dem ersten Abstieg der "Zebras" überhaupt auseinander setzen müssen. "MSV schwach wie lange nicht mehr", schreibt der Kicker. Die Fans fordern den Rauswurf von Trainer Friedhelm Wenzlaff. Das neumodische Experiment, einen Team-Psychologen zu beauftragen, "muß man als gescheitert ansehen. Man hätte besser den Konditionstrainer behalten." Kicker-Ansichten anno 1981.

Vor zehn Jahren wird Titelverteidiger Bayern München in der Vorrunde der Champions League Gruppensieger. Ein Eigentor des Tschechen Novotny verhilft zum 1:0 bei Sparta Prag, wo Ottmar Hitzfeld einige Reservisten aufstellt; das Weiterkommen stand schon vorher fest. Gleiches gilt für Bayer Leverkusen, das zu Hause Olympique Lyon 2:4 unterliegen darf. Zwei der vier Bundesliga-Vertreter stehen nunmehr in der Zwischenrunde, Schalke 04 und Borussia Dortmund sind am Vortag bereits ausgeschieden. Nach Mitternacht findet BVB-Präsident Gerd Niebaum in Liverpool nach dem 0:2 auf dem Bankett klare Worte: "Wir haben Anschauungsunterricht erhalten, wie international Fußball gespielt wird."

1. November

Vor 80 Jahren regieren gleich drei Frankfurter Klubs in der hochklassigen Bezirksliga Main Hessen. Die Eintracht (20:2 Punkte) vor Rot-Weiß (17:5) und dem FSV (15:7). Das Trio feiert an diesem elften Spieltag Kantersiege: Eintracht putzt Griesheim 02 mit 9:0, Rot-Weiß bei Hanau 93 mit 5:1 und der FSV 5:0 in Heusenstamm. Amüsant die aufmunternden Worte des Kicker-Reporters für die 0:9 am Riederwald unterlegenen Griesheimer: "Bravo! Technisch ist die Elf gar nicht schlecht, und sobald sie gelernt haben wird, den Gegner zu decken, wird sie wohl nie mehr 0:9 verlieren."

Vor 75 Jahren ist Worms das Non-Plus-Ultra des Südwestens. Mit einem 5:2 bei Sportfreunde Saarbrücken verteidigt Wormatia die Tabellenführung der Gauliga Südwest, in der außerdem nur Kickers Offenbach (2:2 gegen FSV Frankfurt) ungeschlagen ist.

Vor 50 Jahren zieht Pokalsieger Werder Bremen erstmals in seiner Historie ins Viertelfinale des Europapokals ein. Eine Überraschung ist das nach dem 2:0 im Hinspiel nicht, auch in Aarhus bleiben die Bremer siegreich (3:2). Trainer Georg Knöpfle lässt sich nicht blenden: "Uns fehlt noch zu viel, vor allem die Cleverness. Wir müssen weiter hart an uns arbeiten."

Vor 25 Jahren scheint ein neuer Stern am Bundesliga-Himmel. Der weithin unbekannte und blitzschnelle Leverkusener Christian Hausmann, für 25.000 D-Mark von den Reinickendorfer Füchsen verpflichtet, sorgt ganz wesentlich dafür, dass Bayern München seine erste Saisonniederlage 1986/1987 erleidet. Leverkusen gewinnt in München 3:0. Sein Tor zum 2:0 in der 79. Minute krönt eine wahre Glanzleistung, und selbst Uli Hoeneß schwärmt: "Ich habe lange keinen Spieler wie den Mann mit der 10 gesehen. Ich überlege mir, ob wir statt Maradona nicht lieber den Hausmann kaufen sollten." Leverkusen übernimmt nun die Tabellenführung, bleibt aber Meister der Defensive. "Wir fühlen uns nicht als Verfolger Nummer eins. Die Meisterschaft ist für uns kein Thema", sagt Trainer Erich Ribbeck.

Der HSV ist ja auch noch da und springt nach dem 4:2 gegen Dortmund auf Platz zwei im Trio der Punktgleichen. Den höchsten Tagessieg melden gleich zwei Mannschaften: Kaiserslautern (gegen Schalke) und Werder Bremen (gegen Uerdingen) schaffen jeweils ein 5:1 – und FCK-Stürmer Frank Hartmann ein besonderes Kunststück: Er schießt alle fünf Tore, und das gegen seinen Ex-Klub, dessen Fans ihn noch mit einem "Verräter"-Plakat provozieren. Hartmann treibt das zu Höchstleistungen, nie zuvor hat ein FCK-Stürmer fünf Bundesliga-Tore in einem Spiel geschossen. Weil auch nie mehr Zuschauer am Betzenberg waren als an diesem Tag – 36.832 werden gezählt –, erhöht der Vorstand die Siegprämie auf 5000 D-Mark. "Heute war Weihnachten", sagt FCK-Schatzmeister Dieter Lurkschat.

Überhaupt sind die Schatzmeister der Liga zufrieden, 203.000 Zuschauer und eine Stadionauslastung von 42 Prozent sind viel anno 1986. "Trotz Sauwetter: Zuschauer in Massen", schreibt der Kicker.

Vor 20 Jahren spielt Tabellenführer Eintracht Frankfurt "Fußball des Jahres 2000", findet der Kicker. In Duisburg gewinnt die Elf von Dragoslav Stepanovic an einem Freitagabend 6:3. Torwart Uli Stein tönt: "Wir können uns nur selber schlagen." Die Liga beneidet die Eintracht um ihr Offensivpotenzial. Die Stürmer Tony Yeboah und Jörn Andersen stehen ebenso auf der Anzeigetafel wie die torgefährlichen Mittelfeldspieler Andy Möller, Uwe Bein und Lothar Sippel. Stepanovic kann sogar auf Axel Kruse verzichten, der nach Widerworten im Training ("Der Stepi kann mich kreuzweise") nicht mit nach Duisburg darf.

Vor zehn Jahren gewinnen die beiden Bundesligisten ihre UEFA-Cup-Hinspiele. Hertha BSC schlägt Viking Stavanger 2:0, der SC Freiburg gewinnt in St. Gallen gar 4:1.

2. November

Vor 70 Jahren steigt in Berlin das Pokalfinale zwischen dem Dresdner SC und Schalke 04. Beide Mannschaften sind öfter hier, auch das Finale um die Deutsche Meisterschaft wird vor dem Kriegsende regelmäßig im Olympiastadion ausgetragen – und erst 1940 ist diese Paarung das deutsche Endspiel. Schalke gewinnt seinerzeit 1:0, nun sinnt der DSC auf Revanche in dem Wettbewerb, den er bereits im Vorjahr an selber Stätte gewonnen hat. Kurzum: ein Traumfinale zweier der 1941 populärsten deutschen Mannschaften.

65.000 Zuschauer sind am ersten Novembersonntag des dritten Kriegsjahres gekommen und erfahren beste Abwechslung vom zunehmend trüben Alltag. Sie sehen spannende 90 Minuten. Der DSC geht durch Heinrich Kugler in Führung (8.), und den vermeintlichen Ausgleich durch Schalkes neuen Linksaußen Karl Barufka, der überraschend für Ernst Kalwitzki nominiert worden ist, pfeift der Schiedsrichter reichlich spät ab – Abseits! So muss der große Ernst Kuzorra persönlich für das 1:1 (51.) sorgen. Doch die Freude währt nur zwei Minuten, dann stellt Gustav Carstens die erneute DSC-Führung her. Dabei bleibt es, und so ist ein Mann, der ausnahmsweise unter den Torschützen fehlt, der glücklichste unter den Siegern: Rekordschütze Richard Hofmann beendet 36-jährig seine Karriere mit dem Pokalsieg und frohlockt: "Das schönste Abschiedsgeschenk, das ich mir vorstellen kann."

Und sein Klub schreibt Geschichte als erster Pokalsieger, der seinen Titel erfolgreich verteidigt. Stars der Elf von Trainer Georg Köhler sind Torwart Willibald Kreß, Richard Hofmann und Nationalstürmer Helmut Schön.

Vor 20 Jahren ziehen die Frankfurt-Verfolger am 16. Spieltag 1991/1992 nach. Der VfB Stuttgart gewinnt das Derby gegen die Kickers 3:1 und ist die neue Nummer zwei der Liga. Meister 1. FC Kaiserslautern überzeugt beim 2:0 in Bremen und hat noch zwei Punkte Rückstand. Erstmals seit dem Aufstieg 1981 fordern die Werder-Fans den Rauswurf von Otto Rehhagel. Für die Überraschung des Tages sorgt der 1. FC Nürnberg, der beim Zweiten Bayer Leverkusen 1:0 gewinnt. Wieder trifft der 18 Jahre alte Joker Christian Wück, es ist sein viertes Tor. Das Sportstudio will das Wunderkind einladen, er sagt höflich ab: "Das kommt alles so schnell." Auch dank seiner Tore sind die Franken schon Sechster und die Nummer eins in Bayern. Davon kann der Rekordmeister nur träumen, selbst in Wattenscheid reicht es für den FC Bayern nur zu einem 0:0. "Damit sind wir noch gut bedient", schimpft der neue Vizepräsident Franz Beckenbauer. In der Tabelle finden sich die Bayern auf Platz 14 wieder. Der 1. FC Köln verfällt nach zwei Siegen in alte Verhaltensmuster und trennt sich von Hansa Rostock 1:1 – es ist das zwölfte Unentschieden im 16. Spiel und ein absolutes Bundesliga-Novum.

3. November

Vor 30 Jahren bestreitet Borussia Mönchengladbach schon an einem Dienstag ihr Rückspiel im UEFA-Pokal. Es wird eine historische Pleite: Im schottischen Dundee, wo 20 Jahre zuvor bereits der 1. FC Köln sein Waterloo (1:8) erlebte, geht auch Borussia unter. Der 2:0-Vorsprung ist schon zur Pause egalisiert, am Ende muss die Heynckes-Elf eine 0:5-Schlappe quittieren. "Die schwächste Borussia, die es seit Jahren gab. Eine einzige Katastrophe", schreibt der Kicker, der nur Torwart Wolfgang Kleff und Abwehrchef Wilfried Hannes eine ordentliche Leistung attestiert. Lothar Matthäus, gerade 21, zetert: "Die einfachsten Dinge misslangen. Wir haben gespielt wie die Anfänger."

Vor zehn Jahren gibt es in der Bundesliga keine Unentschieden und auch keine Überraschungen: Neunmal gewinnt die jeweils besser platzierte Mannschaft. Meister Bayern verteidigt Platz eins, weil auf seine Lateinamerikaner Verlass ist. Gegen den HSV steht es nach 70 Minuten noch 0:0, dann treffen Paulo Sergio und zweimal Claudio Pizarro. Es ist Bayerns neunter Sieg in Serie. Verfolger Bayer Leverkusen verdankt seine Punkte gegen Kaiserslautern vor allem Michael Ballack, der gegen seinen Ex-Klub beide Tore zum 2:1 erzielt. Trainer Klaus Toppmöller prophezeit: "Michael wird eines der Aushängeschilder des deutschen Fußballs."

Lars Ricken schießt Borussia Dortmund zum Sieg über Stuttgart und auf Platz drei, bei aber schon sechs Punkten Rückstand auf die Bayern. Am Tabellenende wird es für zwei Traditionsklubs immer düsterer: Köln verliert schon zum sechsten Mal in Folge, nun 1:3 auf Schalke, und Matthias Scherz durch Platzverweis. Schlusslicht 1. FC Nürnberg geht in Wolfsburg 0:5 unter, was Präsident Michael A. Roth dazu veranlasst Trainer Klaus Augenthaler zu prüfen: "Er muss einige Fragen beantworten. So steigen wir ab."

4. November

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. 28.000 Zuschauer sehen am Zabo ein 2:1 ihres 1. FC Nürnberg im Spitzenspiel der Süd-Staffel gegen den VfR Mühlburg. "Explosiver Glomb entschied alles", befindet das Sport Magazin. Club-Stürmer Günther Glomb gelingen beide Tore, dann sieht der Star des Nachmittags nur noch Sternchen. Mit Gehirnerschütterung muss der 21-Jährige nach einem Zusammenprall mit einem Verteidiger ausscheiden, Trainer Alv Riemke sagt den Reportern: "Glomb erwachte nach zwölf Minuten aus seiner Ohnmacht. Seine erste Frage war, ob wir denn auch 2:1 gewonnen hätten." Haben sie – und damit auch die Spitze verteidigt.

Verfolger VfB Stuttgart (3:2 nach 3:0 gegen Aschaffenburg) liegt aber nur einen Punkt zurück, dann kommen Mühlburg und die Münchner "Löwen", die vor 20.000 Zuschauern Eintracht Frankfurt 3:1 schlagen. In der Krise stecken die Bayern, die nach dem 2:4 beim FSV Frankfurt nur noch zwei Zähler vom letzten Platz trennen. Der 17 Jahre alte FSV-Rechtsaußen Werner Mayer avanciert zum Mann des Tages und schießt das 3:0.

Im Norden sehen 12.000 Zuschauer in Hamburg ein kurioses Derby. Abstiegskandidat Victoria hält gegen Serienmeister HSV bis zur 48. Minute ein 0:0, bricht dann 1:6 ein. Ein Hattrick von Harden sorgt für klare Verhältnisse. Die Nummer eins ist der HSV aber weiterhin nicht, Lokalrivale FC St. Pauli hat nach dem 4:1 über Bremerhaven weiterhin vier Punkte Vorsprung und dazwischen liegt noch Holstein Kiel, das das Sport Magazin nach dem 4:1 bei Eintracht Osnabrück zu der Prognose verleitet: "Holstein wird Nordmeister!" Walter Hein schießt drei Kieler Tore.

Die meisten Zuschauer versammelt Werder Bremen beim 4:1 gegen den VfL Osnabrück – 15.000 sehen laut Sport Magazin einen "2. Halbzeit-Orkan", denn dann macht Werder aus einem 1:1 noch einen klaren Sieg, zweimal trifft Nationalspieler Herbert Burdenski. Eintracht Braunschweig kommt auch mit zehn Mann nach einem frühen Platzverweis für Peter Laupenmühlen gegen Göttingen zu zwei wichtigen Punkten (1:0) im Abstiegskampf.

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Im Westen spricht alles von Aufsteiger Leverkusen 04, der sogar beim 1. FC Köln vor 35.000 Zuschauern 2:0 gewinnt und auch nach zehn Spielen noch ungeschlagen ist. Da kann nur Tabellenführer Rot-Weiß Essen mithalten, der Platz eins dank eines 5:2 gegen den Rheydter SV vor 15.000 Zuschauern verteidigt – Sepp Herberger sieht drei Tore von Beni Termath, und je eines von Helmut Rahn und Penny Islacker. "Nahm Herberger Rahn unter die Lupe?" fragt das Sport Magazin.

Das meiste Aufsehen erregt das 5:0 des zweiten Aufsteigers Meidericher SV bei Preußen Münster, womit der MSV auf Platz fünf vorstößt. "Alles bestaunt die Neulinge Leverkusen und Meiderich", titelt das Sport Magazin. Dahinter verblasst Schalkes 2:1 über Alemannia Aachen vor 22.000 Zuschauern in der Glückauf-Kampfbahn, womit die "Knappen" als Vierter immerhin Anschluss halten. Eine schwere Saison droht Borussia Dortmund, das nach dem blamablen 2:3 gegen die zuvor auswärts sieglosen Horst Emscher auf den 14. Platz abrutscht. Dabei geht der BVB in der 83. Minute 2:1 in Führung, doch Paul Koschmieders Eigentor im Gegenzug sorgt für die Wende zum Schlechten.

Ganz unten steht Fortuna Düsseldorf nach der 2:3-Heimniederlage gegen Preußen Dellbrück. Das entscheidende Tor geht auf das Konto von Nationalkeeper Toni Turek, der einen Freistoß nicht festhält. Im Südwesten kommen nur 50.000 Zuschauer, davon fast die Hälfte in den Saarbrücker Ludwigspark. Es lohnt sich, der 1. FCS serviert die noch ungeschlagenen Wormser 4:0 ab und ist aber mit nun 14:0-Punkten nur Zweiter – weil er drei Spiele weniger hat als alle anderen. Star des Tages ist Herbert Binkert, der glänzend dirigiert und zweimal trifft. Meister 1. FC Kaiserslautern kommt ohne die Walter-Brüder zu einem 2:1 bei Schlusslicht Weisenau und bleibt Vierter.

Vor 30 Jahren gibt es zahlreiche deutsche Europacup-Triumphe. Meister Bayern zieht dank eines Sahnetages von Mittelstürmer Dieter Hoeneß, dem drei Tore gelingen, gegen Benfica Lissabon (4:1) ins Viertelfinale ein. Nach Nenes Anschlusstor weht noch ein Hauch von Spannung durchs Olympiastadion, ehe Paul Breitners 4:1 die 40.000 Zuschauer endgültig beruhigt. DDR-Meister Dynamo Berlin hat Pech: Das 1:0 bei Aston Villa ist wegen der Auswärtstor-Regelung (Hinspiel: 1:2) zu wenig. Im Pokalsieger-Cup wirft Eintracht Frankfurt Russlands Vertreter ASK Rostow raus, die Tore beim 2:0 markieren Defensivkräfte: Bruno Pezzey, in Sprechchören gefeiert, köpft das frühe 1:0. Als Ronny Borchers im Strafraum gelegt wird, verwandelt Werner Lorant zum 2:0, das die Hinspielniederlage (0:1) aussticht. DDR-Vertreter Lok Leipzig spielt auch bei Velez Mostar 1:1 und behält im Elfmeterschießen (3:0) die Nerven, VfB-Keeper Rene Müller ist nicht zu bezwingen.

Im UEFA-Cup gibt es weitere Triumphe: Der HSV und Kaiserslautern kommen trotz 1:2-Hinspielniederlagen weiter. Die Hamburger zittern sich zu einem 2:0 über Girondins Bordeaux, Horst Hrubesch köpft, wie in jenen Tagen fast schon regelmäßig, eine Kaltz-Flanke ein und schießt auch das zweite Tor per Abstauber. Kaiserslautern macht es gegen Spartak Moskau weniger spannend, beim 4:0 klatscht Fritz Walter auf der Tribüne begeistert Beifall: "Ein fantastisches Spiel der Lauterer." Verteidiger Hans-Peter Briegel schießt zwei Tore, auch die Stürmer Friedhelm Funkel und Reiner Geye überwinden Rinat Dassajew, der Briegels 4:0 aus 22 Metern demoralisiert ziemlich regungslos durchlässt. Carl Zeiss Jena dagegen rennt gegen Real Madrid 90 Minuten erfolglos an, 16.000 Zuschauer warten vergeblich auf das eine Tor, das nach dem 2:3 im Hinspiel gereicht hätte. Auch für Dynamo Dresden (1:1 gegen Feyenoord Rotterdam) ist Schluss, wobei den Gästen erst in der 88. Minute das rettende Tor gelingt.

Vor 25 Jahren scheidet der Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen aus dem UEFA-Cup aus. Gegen Dukla Prag kommt die Ribbeck-Elf nur zu einem 1:1 – zu wenig nach dem 0:0 von Prag. Torschütze Falko Götz, international dank seiner Zeit bei Dynamo Ost-Berlin erfahrener als die Mitspieler, flucht: "Ich habe schon tausendmal gegen die gespielt und nie gewonnen."

5. November

Vor 100 Jahren gewinnt der süddeutsche Ostkreis-Meister Bayern München 4:1 beim Ortsrivalen MTV und verbucht einen Saisonstart mit sechs Siegen und einem Remis bei 27:5 Toren. Früh übt sich, was ein Rekordmeister werden will. Am selben Tag trennen sich die beiden ungeschlagenen Mannschaften der Nordkreisliga Süddeutschlands, Viktoria Hanau und FV Frankfurt (später Eintracht), 1:1. Der Himmel ist mit den Gastgebern, denn der Ausgleich fällt in letzter Minute. Wir lesen in der Vereinszeitung des FV: "(…) und es wird gegen Schluss ganz dunkel, da das Spiel erst kurz vor 1/2 4 Uhr begonnen hat. Eine Minute vor Schluss erzielt Victoria nach einem Eckball den Ausgleich. Bei Ausführung dieses Eckballs war es schon so dunkel, dass man den Ball von der Mittellinie aus nicht mehr sehen konnte." Das Flutlicht wird trotzdem erst 40 Jahre später kommen.

Vor 50 Jahren spielt die Oberliga. Das Spitzenspiel steigt im Westen, wo 46.000 Zuschauer die Partie zwischen dem 1. FC Köln und Schalke 04 (0:1) verfolgen. Schalke löst die Kölner durch den von Berni Klodt (42.) herausgeschossenen Sieg von der Spitze ab, aber die Kölner haben gewichtige Gründe für die Niederlage. Ex-Nationalspieler Georg Stollenwerk scheidet schon zur Pause verletzt aus und muss ins Krankenhaus. Wechsel sind nicht erlaubt, und so klagt Trainer Tschik Cajkovski: "Hätten wir elf Spieler behalten, wäre mindestens der Ausgleich fällig gewesen."

Bundestrainer Sepp Herberger geht es wie den meisten Zuschauern, das Spiel gefällt ihm nicht, denn es "war zeitweise sehr nervös und verkrampft. Daraus ist manche Fehlleistung zu erklären." Preußen Münster verpasst die Gunst der Stunde, die Tabellenführung zu erobern, und unterliegt vor 35.000 Zuschauern Borussia Dortmund 1:2. Aki Schmidt und Jürgen Schütz drehen das Spiel nach der frühen Preußen-Führung durch Günther Wohlgemuth. Matchwinner ist jedoch BVB-Torwart Bernhard Wessel, den das Sport Magazin in dicken Lettern als "würdiger Nachfolger Kwiats", also von Heinrich Kwiatkowski, adelt.

Deutschlands Nummer eins anno 1961 spielt jedoch für Westfalia Herne, und Hans Tilkowski steht an diesem Sonntag der Auswärtssiege (5) in der Elf mit dem höchsten Sieg – das 5:1 in Meiderich festigt Platz vier. Borussia Mönchengladbach setzt sich mit einem 3:0 am Aachener Tivoli von den Abstiegsrängen ein Stück weit ab.

Im Süden erleidet der nunmehr abgelöste Tabellenführer 1. FC Nürnberg, immerhin Deutscher Meister, seine erste Niederlage seit dem 19. März 1961. Das musste ja mal passieren, gewiss, doch ausgerechnet bei Schlusslicht FSV Frankfurt – und dann auch noch mit 0:3? "Am Bornheimer Hang standen noch lange nach dem Spiel die Unentwegten, so als ob sie es nur unter Zeugen glauben könnten, was sich da 90 Minuten lang als echte Sensation zugetragen hatte", schreibt das Sport Magazin.

Wobei sich die Höhepunkte auf einen engen Zeitraum von nur elf Minuten vor der Pause verdichten, als alle FSV-Tore fallen – zwischen der 17. und 28. Minute. Der Meister erwischt einen rabenschwarzen Tag. "Selbst Kollege Richard Kirn, der alte Club-Bewunderer, konnte sich nicht erinnern, wann das den Weinroten aus der alten Noris je passiert wäre", meldet das Sport Magazin. Club-Trainer Herbert Widmayer gibt den Gelassenen: "So ein Tag wie heut' kommt halt mal vor. Beim nächsten Mal ist es halt wieder anders." Anno 1961 ist Fußball eben noch (nur) ein Spiel. Vom FSV-Coup profitiert ausgerechnet Lokalrivale Eintracht, der dank eines 2:1 bei Bayern Hof auf Platz eins klettert.

Auch im Norden reißt eine Superserie: Der bis dato verlustpunktfreie HSV verliert bei Verfolger VfV Hildesheim vor 26.000 Zuschauern 0:3 und versäumt die Aufstellung eines Oberligarekords von 13 Startsiegen. 18:6 Ecken bringen jedenfalls keine Punkte für die Elf von Uwe Seeler. "Oldtimer Zimmermann übertraf alle", feiert das Sportmagazins den Doppeltorschützen des VfV, Leo Zimmermann (34). Weil das Fernsehen Ausschnitte sendet, wird übrigens mit einem weißen Ball gespielt. Doch nicht lange, nach vier Minuten nur, landet er im Publikum und wird trotz intensiver Bemühungen des Schiedsrichters nicht mehr gesehen. So geht es mit einem gelben Ball weiter.

Die meiste Aufregung gibt es in Braunschweig: Beim 3:3 zwischen der Eintracht und dem FC St. Pauli verhängt der Bremer Schiedsrichter Seekamp schon in den ersten 20 Minuten drei Elfmeter und noch vor der Pause zwei Platzverweise – letztere immerhin gleichmäßig an Braunschweigs Günther Busse und Paulis Werner Pokropp. Hannover 96 beeindruckt beim Bremer SV und gewinnt nach 0:2-Pausenrückstand noch 6:2, wobei die ersten drei Tore binnen vier Minuten fallen.

Auch im Südwesten reißt eine Siegesserie, so als hätten sich alle abgesprochen – der bis dato ungeschlagene FK Pirmasens geht am Betzenberg 0:2 baden. 15.000 Zuschauer sehen auch hier zwei Platzverweise, gegen Gerhard Miksa (FCK) und Horst Schmitt (FKP). Der FKP-Vorsprung ist aber immer noch groß genug, zumal Verfolger Borussia Neunkirchen in Ludwigshafen (2:2) in letzter Minute den Ausgleich kassiert. Wahrlich kein Oberliga-Sonntag für Favoriten.

Vor 25 Jahren schneidet die Bundesliga im Europapokal nicht sonderlich gut ab, nur drei Klubs erreichen die nächste Runde. Nach Bayer Leverkusen am Vortag scheitert auch Pokalsieger VfB Stuttgart, der sich im Heimspiel gegen Torpedo Moskau regelrecht blamiert und 3:5 verliert. "Das Publikum, anfangs mit aufmunterndem Beifall, verstummt immer mehr – und lacht den VfB schließlich aus", schreibt der Kicker. Schon nach 27 Minuten ist alles aus – 1:3 steht auf der Anzeigetafel, in der Addition ist es ein 1:5. Die Fans fordern den Rauswurf von Trainer Egon Coordes.

Erfolgsmeldungen dagegen von den anderen Bundesligisten: Meister Bayern München reicht ein 1:1 bei Austria Wien, Roland Wohlfarths 1:0 sorgt für Klarheit. Mysteriös ist der Fall Reinhold Mathy, der sich schon nach sieben Minuten an den Oberschenkel greift und auswechseln lässt. Er wird nie mehr für Bayern spielen. Später heißt es, er sei dem Druck nicht mehr gewachsen gewesen. Ein in der damaligen Zeit noch kaum vorstellbarer Vorgang. Im UEFA-Pokal erreichen Mönchengladbach (2:0 bei Feyenoord Rotterdam) und Bayer Uerdingen (2:0 gegen Lodz) die dritte Runde. Borussias Held heißt Uwe Rahn, der beide Tore schießt, und "Oliver Bierhoff erlöst Uerdingen" (Kicker) mit seinem 2:0. Rudi Bommer hätte auch die Heldenrolle bekommen können, doch der verschießt einen Elfmeter.

Vor 20 Jahren verabschieden sich der VfB Stuttgart und Bayern München aus dem UEFA-Pokal. Von Bayern hat man es nach dem 2:6 in Kopenhagen erwartet, sie schaffen gegen Bröndby IF nur ein 1:0 in einem tristen Spiel. Doch der VfB blamiert sich nach dem 0:0 im Hinspiel gegen Osasuna vor eigenem Publikum (2:3) – Tore fallen erst, als die Gäste schon mit 3:0 führen. Christoph Daum tadelt: "Persönliche Fehler haben uns das Genick gebrochen."

6. November

Vor 40 Jahren fällt ein Bundesligarekord: Bayern München ist nach dem mühsamen 1:1 gegen den 1. FC Köln auch nach 14 Spielen ungeschlagen. Das gab es noch nie. Jungstürmer Uli Hoeneß rettet in der 86. Minute den Rekord und die Tabellenführung der Bayern, die einen schwachen Tag erwischen. Udo Lattek beschützt seine Stars: "Nach den großartigen Leistungen der letzten Wochen hatten wir doch auch mal das Recht, schwächer zu spielen. Oder?" Nach dem Spiel ereignet sich eine kuriose Szene, die zum schiedlich-friedlichen Ausgang passt: Bayerns Paul Breitner klopft an die Kölner Kabine und bringt Heinz Flohe ein Rezept gegen Dauerhusten, worum der Kölner ihn gebeten hat.

Es gibt vier weitere Remis an diesem November-Samstag 1971, von den ersten Fünf gewinnt nur Meister Borussia Mönchengladbach – 5:2 gegen Hertha BSC Berlin, ohne Günter Netzer und mit fünf verschiedenen Torschützen. Hertha BSC ist auch ein Opfer des in diesen Tagen vor dem Sportgericht verhandelten Bundesliga-Skandals und muss an diesem Tag auf drei suspendierte bzw. gesperrte Stammspieler verzichten: Nach Bernd Patzke und Tasso Wild fehlt nun auch Jürgen Rumor. So rutscht sie allmählich aus dem Verfolgerfeld. Schalke 04 dagegen hat den Skandal ungewöhnlich gut verkraftet und in einer Trotzreaktion die Flucht nach vorne ergriffen. Doch ausgerechnet gegen Zwangsabsteiger Arminia Bielefeld, die sie im April 1971 gegen Geld hat gewinnen lassen, straucheln die Schalker. Negative Erinnerungen mögen eine Rolle gespielt haben, auch der Stadionsprecher ("Die Zuschauer haben ein Recht auf ehrlichen Fußball") trägt dazu bei und erntet Gelächter. Das 1:1 auf der Alm ist jedenfalls ein Rückschlag für die Schalker.

Rein sportlich spricht man ohnehin von anderen Spielen an diesem Tag: Das Nordderby zwischen Hannover 96 und dem HSV kommt spät in Schwung und vollführt dann noch eine Rolle rückwärts. Denn Schlusslicht Hannover schießt nach einer Stunde plötzlich zwei Tore (60., 62.), aber der HSV gewinnt noch 3:2. In Stuttgart gewinnt keiner, aber 16.000 Zuschauer kommen beim 4:4 zwischen dem VfB und Eintracht Frankfurt auf ihre Kosten. Der dramatische Spielfilm in Zahlen: 0:2, 4:2, 4:4. VfB-Regisseur Hans "Buffy" Ettmayer und Eintracht-Verteidiger Jürgen Kalb glücken jeweils zwei Tore. Für die Eintracht ist es ein Erfolg, da sie ab der 43. Minute – Rot für Bernd Nickel – in Unterzahl spielen muss. VfB-Trainer Branko Zebec knurrt in die Mikrofone: "Nach 4:2 noch 4:4, das liegt wahrscheinlich am mangelnden Kampfgeist."

Vor 20 Jahren ereignet sich auf dem Betzenberg ein Drama. Im Europacup der Landesmeister hat der 1. FC Kaiserslautern die 0:2-Hinspielniederlage gegen FC Barcelona aufgeholt und führt in der 90. Minute nach Toren von Demir Hotic (2) und Bjarne Goldbaek 3:0. Da gibt es noch eine Ecke für die Katalanen. Torwart Gerry Ehrmann reagiert nicht, und der kleine Bakero köpft den Ball ein. Danach ist sofort Schluss – unglücklicher als der Deutsche Meister kann man nicht ausscheiden.

Es kommt noch schlimmer für den deutschen Fußball, der mit zehn Mannschaften an den Start gegangen ist. Nur zwei schaffen es in die dritte Runde: Pokalsieger Werder Bremen, das durch ein Tor von Marko Bode in Budapest 1:0 gewinnt, und der HSV im UEFA-Cup souverän mit 4:1 bei ZSKA Sofia. Harald Spörl glücken vor 35.000 Zuschauern zwei Tore, der Vorstand spendiert 8500 DM Prämie. Ansonsten nur Enttäuschungen: Nach Bayern und Stuttgart am Vortag straucheln auch Tabellenführer Eintracht Frankfurt (0:1 im UEFA-Cup gegen Gent), Zweitligist Rot-Weiß Erfurt (0:3 bei Ajax Amsterdam/in Düsseldorf) und die Lauterer.