DFB-Wochenschau: Sieg in Italien und Weitschussrekord

Vor 50 Jahren begeistert der 1. FC Nürnberg die Fachwelt. Nach dem 7:0 über Ulm 46 schreibt das Sport Magazin: „Wir können uns kaum erinnern, wann jemals ein kommender Süd-Meister souveräner, überlegener, so erstaunlich unbeirrbar seinen Weg ging.“ Anfang Februar ist die Meisterfrage im Süden geklärt, Verfolger Kickers Offenbach braucht bei neun Zählern Rückstand schon ein Fernglas.

Im Südwesten dagegen ist es spannend, Tabellenführer Borussia Neunkirchen unterliegt zu Hause dem 1. FC Saarbrücken (1:2) und muss FK Pirmasens (6:1 vs. Phönix Ludwigshafen) vorbeiziehen lassen.

Im Westen gewinnt das komplette Spitzenquartett. Dabei dreht ein Doppelschlag von Timo Konietzka das Blatt zugunsten von Tabellenführer Borussia Dortmund (3:1 bei SV Duisburg), Westfalia Herne putzt Meiderich (4:0), Oberhausen siegt 3:2 in Bochum und Schalke 04 schlägt vor 35.000 Anhängern Alemannia Aachen 2:1. Alemannen-Trainer Helmut „Fiffi“ Kronsbein ist nicht gerade ein guter Verlierer:“ Die Schalker haben wirklich keinen Grund, sich viel auf diesen Sieg einzubilden.“

Im Norden nichts Neues: der einsame Spitzenreiter HSV gewinnt beim Heider SV 5:2, Uwe Seeler erzielt die beiden letzten Tore, ehe es noch spannend werden kann Nur 4000 Zuschauer wollen Werder Bremen gegen den VfL Osnabrück sehen. Dabei gilt es Revanche zu nehmen für ein 3:8 im Hinspiel. Werder nimmt sie, glatt mit 5:0. Zur Pause steht es noch 0:0, aber dann fallen endlich Tore. Zum Glück, wird das Spiel doch live im Fernsehen übertragen – anno 1961 eine absolute Rarität.

Vor 25 Jahren gewinnt die Nationalmannschaft zum zweiten Mal überhaupt in Italien, zuletzt ist das 1929 in Turin gelungen. In Avellino überzeugt das Team von Franz Beckenbauer und verwandelt gar einen Rückstand durch Aldo Serena in ein 2:1 (1:1). Standards müssen helfen, um den Weltmeister zu bezwingen: Der Uerdinger Mathias Herget gleicht per Freistoß aus, Lothar Matthäus verwandelt einen Elfmeter nach Foul am Italien-Legionär Hans-Peter Briegel. „Dieser Sieg gibt wieder Mut“, titelt der Kicker nach der Schlammschlacht von Avellino. Dennoch gibt es Kritik am wenig kreativen Mittelfeld, Franz Beckenbauer verteidigt vehement seinen Spielmacher: „Magath wird sich durchbeißen.“

Vor fünf Jahren glückt die Heimpremiere des neuen Wolfsburger Trainers Klaus Augenthaler. Der Weltmeister führt den VfL zu einem 2:0 über Borussia Mönchengladbach und beendet die Serie von vier Niederlagen. Diego Klimowicz und Mike Hanke schießen die Tore.

6. Februar

Vor 90 Jahren kommt Eintracht Frankfurt der Nordmain-Meisterschaft ein Stück näher. Hanau 93 wird durch ein Mölders-Tor mit 1:0 besiegt. „Erfreulich war, daß das Spiel nichts mit Punktjagd zu tun hatte und sich stets in den Grenzen des sportlichen Anstands hielt, so daß die sehr zahlreich erschienenen Zuschauer dem sehr schnellen und interessanten Spiel mit Befriedigung folgen konnten“, lobt das Fachblatt „Fußball“. Die Eintracht bleibt Spitzenreiter.



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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

31. Januar

Vor 30 Jahren startet das Achtelfinale des DFB-Pokals mit Hindernissen, drei Partien fallen aus. In Düsseldorf aber wird gespielt und Geschichte geschrieben. Lokalmatador Fortuna bezwingt im Rheinstadion Zweitligist Werder Bremen mit 2:0, wobei ausgerechnet der heutige Bremer Sportdirektor Klaus Allofs die Tore schießt. Damit hat der Titelverteidiger seit August 1978 auch im 18. Pokalspiel nicht verloren und den Rekord des 1. FC Köln eingestellt. Er währt bis heute. Auch sonst gewinnen die Favoriten, Eintracht Frankfurt muss vor 22.000 Zuschauern bei Oberligist VfB Oldenburg jedoch ganz schön zittern (5:4). Kurios der Verlauf am Gladbacher Bökelberg, wo bei Borussias 6:1 über Atlas Delmenhorst alle Tore vor der Pause fallen. Beachtlich ist die Kulisse von 16.500. Das 4:1 des HSV im Bundesligaduell über den VfL Bochum wollen dagegen nur 9300 Zuschauer sehen. Sie zittern bis zur 86. Minute, ehe Jürgen Milewski und Horst Hrubesch noch treffen. Der VfB Stuttgart hat in Osnabrück leichtes Spiel und erlaubt dem VfL erst nach 3:0-Führung ein Ehrentor.

Vor 25 Jahren verlängert Meistertrainer Udo Lattek sehr zur Freude der Spieler (Dieter Hoeneß: „Lattek, da weiß man was man hat“) seinen Vertrag mit Bayern München – die Laufzeit wird verschwiegen. Heraus kommt es trotzdem: zwei Jahre mit einer Ausstiegsklausel nach der Saison 1986/1987. Lattek wird sie nutzen...

Vor fünf Jahren verabschiedet der Vorstand der DFL einen neuen Fernsehvertrag mit dem Pay-TV-Sender Arena. Für die kommenden drei Jahre soll es 1,26 Milliarden Euro geben. Pro Jahr steigt die Summe für die 36 Erst- und Zweitligaklubs von 302 Millionen Euro auf 420 Millionen Euro, von denen 77 Prozent nach einem leistungsorientierten Schlüssel auf die 18 Erstligisten verteilt werden. Die 18 Zweitligisten erhalten 23 Prozent, zwei mehr als zuvor. Am selben Tag schließt zum dritten Mal das Transferfenster in der Winterpause. Die Bundesligisten verpflichten für 12,7 Millionen Euro 31 Spieler. Der Teuerste ist der Holländer Nigel de Jong, für den der HSV 1,5 Millionen Euro bezahlt. Der HSV holt auch den berühmtesten Spieler unter den 31 Winterschnäppchen: Für 450.000 Euro wird Ailton von Besiktas Istanbul ausgeliehen.

1. Februar

Vor 100 Jahren publiziert der DFB-Präsident Gottfried Hinze in der Neuen Sport Woche, dass der Vorstand den DFB-Spielausschuss des Amtes enthoben habe. Hintergrund ist ein Streit um die Abstellung von Nationalspielern mit dem Süddeutschen Verband vor dem Spiel gegen die Niederlande im Oktober 1910, das notgedrungen nur von nord- und westdeutschen Spielern bestritten worden war. Einige Spielausschussmitglieder aus Hamburg sollen sich ob des Länderspielboykotts des Südens im Ton vergriffen haben weshalb man bis zur Klärung des Sachverhalts durch den Vorstand eben keinen Spielausschuss hat.

Vor 80 Jahren bringt der dritte Spieltag um die Süddeutsche Meisterschaft fast nur Heimsiege. Eintracht Frankfurt schlägt den Karlsruher FV 4:1 (drei Tore von Schaller), Union Böckingen den SV Waldhof Mannheim 3:0 und im Kellerderby der Achterrunde feiert Wormatia Worms gegen Pirmasens (5:2) den ersten Sieg. Bayern München trotzt trotz mehrfachen Ersatzes (u.a. ohne Pöttinger und Haringer) der SpVgg. Fürth den ersten Punkt ab und feiert das 2:2 auf Schnee wie einen Sieg. Anno 1931 ist der FC Bayern nämlich nicht mal im eigenen Gau Top-Favorit.

In Hamburg sind die Machtverhältnisse dagegen zementiert: Das 6:2 des HSV bei Altona 93 ist keine Sensation, doch etwas anderes sorgt für Aufmerksamkeit bei dieser Partie: Da es zuvor Ausschreitungen in Altona gegeben hat, verteilt der Klub Handzettel und bietet laut Kicker „für gutes Betragen 25 Prozent Preisermäßigung beim nächsten Heimspiel. Bestimmt ein Novum.“ Insbesondere sei es erwünscht, das Spiel „nicht durch unzulässige Zurufe an Spieler und Schiedsrichter zu stören“. Torjubel ist allerdings nicht verboten.

Vor 25 Jahren fallen in der Bundesliga 23 Tore, dennoch enden drei Partien 0:0. Das Spitzenduo verbucht Auswärtssiege: Manfred Burgsmüller köpft das goldene 1:0 für Werder Bremen beim HSV, Torwart Dieter Burdenski wird eine Weltklasseleistung bescheinigt. HSV-Trainer Ernst Happel gratuliert Otto Rehhagel schon 13 Spiele vor Saisonende 1985/1986 zur Meisterschaft. Doch Verfolger Bayern München (vier Punkte zurück) zerlegt den Vorletzten Hannover 96 mit 5:0, und sein Trainer Udo Lattek jubelt: „Wir haben zum Teil Traumfußball gespielt.“ Der Rekord von Hannovers Torwart Jürgen Rynio geht da völlig unter: Nach seinem Saisondebüt ist der 37-Jährige der erste Profi, der für sechs Bundesligisten gespielt hat.

Noch ein Rekord wird zur Nebensache: Bei Kölns 2:3-Heimniederlage gegen Leverkusen erzielt Klaus Allofs das weiteste Tor der Ligahistorie – aus knapp 60 Metern überwindet der als Steilpass gedachte Aufsetzer Rüdiger Vollborn. Auch nicht alltäglich: In Mannheim werben Fans mit Flugblättern im Stadion um den Verbleib von Aufstiegstrainer Klaus Schlappner, der Abschiedsgedanken hegt.

Vor fünf Jahren beschäftigt den DFB die überraschende Idee von Bundestrainer Jürgen Klinsmann, den Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters als Sportdirektor zu installieren. Klinsmann: „Er könnte wichtige Impulse bringen. Wir tun gut daran, uns zu öffnen und wissenschaftlich zu arbeiten.“ Das Thema wird nach Klinsmanns öffentlichem Vorstoß auf die Tagesordnung der DFB-Vorstandssitzung gesetzt, die extra um zwölf Tage vorverlegt wird. Die Fachwelt ist perplex, Weltmeister Jürgen Kohler spricht von einer „Schnapsidee“. Selbst Klinsmanns Förderer Berti Vogts gibt sich skeptisch: „Ich meine, dass Hockey schon eine andere Sportart ist. Ich glaube es nach wie vor nicht, es ist halt Karneval.“

2. Februar

Vor 75 Jahren strömen 15.000 Zuschauer an den Bornheimer Hang, um das Frankfurter Stadtderby in der Gauliga Südwest zu sehen. Außenseiter FSV trotzt der Eintracht ein 0:0 ab, was den Gast die Tabellenführung kostet. Dass nach einer Nullnummer Jubelstürme ist selten, an diesem Tag aber feiern die FSV-Anhänger und tragen Torwart Kersten auf Schultern vom Platz. Die Fachpresse kritisiert dagegen den Eintracht-Sturm: „Tabellenmäßig sind die Meisterschaftschancen ja noch vorhanden, aber wie soll das mit solchen Stürmerleistungen werden?! Die unvergleichliche Hintermannschaft könnte doch nur erreichen, daß zu den vier (!) 0:0-Spielen der Saison noch weitere hinzukommen. Damit wird man aber nicht Meister“, steht im „Fußball“. Der Kicker erklärt seinen Lesern das torlose Spiel so: „0:0 – man kannte sich zu gut.“

Am selben Tag demontiert Meister Schalke 04 die Gäste aus Höntrop mit 7:1, wobei die zweite Hälfte an die Gäste geht. Schalke hat nach sieben Treffern zur Pause die Lust verloren und auch sein Anhang schwindet angesichts der Dominanz im Westfalen-Gau: 23:1 Punkte und 59:5 Tore – da ist die Meisterfrage schon im Januar geklärt, und Siege sind pure Selbstverständlichkeit. Nur noch 2000 Anhänger wollen wissen, wie hoch er diesmal ausfällt für Kuzorra, Szepan und Co. Luxusprobleme anno 1936.

Ungleich spannender geht es in Sachsen zu, 35.000 kommen ins Ostra-Gehege um das Spitzenspiel zwischen dem Dresdner SC und dem PSV Chemnitz zu sehen. Die Gäste siegen 2:1 durch einen Treffer des Linksaußen Mädler und träumen bei fünf Punkten Vorsprung von der Meisterschaft, die niemand erwartet hat. „Wie macht Chemnitz das bloß? Auf einmal sind sie eine Mannschaft, der allerhand zuzutrauen ist“, schreibt der Kicker.

Im Norden begeistert Hannover 96 seinen Anhang. 4:3 gegen Werder Bremen, obwohl man die zweite Hälfte in Unterzahl bestreiten muss. Der verletzte Meier darf nicht ersetzt werden. Dann gilt es auch noch einen 2:3-Rückstand aufzuholen, was glückt. Das Siegtor von Richard Meng fällt durch eine direkt verwandelte Ecke. Das nennt man wohl Glück der Tüchtigen.

Vor 70 Jahren gewinnt Meister Schalke 04 das Derby bei Borussia Dortmund mit 2:0. Sepp Herberger ist extra zum Stadion Rote Erde gekommen und fachsimpelt auf der Tribüne mit dem angeschlagenen Schalker Ernst Kuzorra. Kalwitzki schießt die Tore für Königsblau.

Im Mittelrhein-Gau wird der Begriff des Spitzenspiels ad absurdum geführt. Verfolger Mülheimer SV unterliegt dem neuen Meister VfL 99 Köln mit 0:11. Im Krieg kommen solche Ergebnisse vor, weil viele Spieler an der Front oder im Arbeitseinsatz sind. Doch für diese Paarung trifft das nicht zu, man steht sich in Bestbesetzung gegenüber. Nicht nur für den Kicker spricht von einer „sensationellen Meisterentscheidung in Köln“. Ein gewisser Franz Schlawitzki erzielt allein fünf Tore und liegt nun mit insgesamt 22 ganz vorne in Mittelrhein. Nur Schalkes Hermann Eppenhoff (25) ist im Reich 1940/1941 noch torhungriger.

Dem Südwest-Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern ist beim 0:5 in Saarbrücken nicht mal ein Torschuss vergönnt, er stürzt auf Platz vier ab. Bemerkenswert: Obwohl erst 20 Jahre jung, schreibt der Kicker bereits von „den Männern um Fritz Walter“. Eintracht Frankfurt gewinnt erstmals seit zehn Jahren wieder mal in Worms (3:2 nach 0:2). Bayern München freut sich über ein Heim-1:1 gegen den 1. FC Nürnberg, ist der Klassenverbleib doch nun zum Greifen nahe. So ändern sich die Zeiten.

Vor 20 Jahren gibt Weltmeister Stefan Reuter von Bayern München seinen Wechsel zu Juventus Turin bekannt. Er hat für drei Jahre unterschrieben. Präsident Fritz Scherer ist enttäuscht, aber nicht mutlos: „Wir wollten um Reuter eine große Mannschaft aufbauen. Aber wir haben es auch geschafft, einen Franz Beckenbauer zu ersetzen.“ Reuter gesteht ehrlich seine Gründe: „Erstens das Geld, zweitens ist Juve ein absoluter Topverein und drittens ist es einfach interessant, in Italien zu spielen.“ Nach einem Jahr wird er sein Interesse schon wieder verloren haben…

Vor zehn Jahren schlägt 1860 München im Freitagsspiel der Bundesliga Titelaspirant Borussia Dortmund mit 1:0. Das Besondere daran: Torschütze ist Thomas Häßler, der in Dortmund 1998/1999 eine bittere Zeit erleben musste. Genugtuung will er nicht verspürt haben: „Es zählen nur die drei Punkte.“

3. Februar

Vor zwanzig Jahren ist Italiens Serie A die zweitwichtigste deutsche Liga – jedenfalls gemessen an den Namen der Spieler. Die halbe Weltmeister-Elf spielt dort. An diesem Sonntag aber freut sich nur einer über einen Sieg: Rudi Völler vom As Rom sorgt mit seinem Tor für den 3:1-Endstand gegen Genua 93 und beendet eine zweimonatige Ladehemmung.

Vor zehn Jahren gibt es in der Bundesliga keine Unentschieden. Tabellenführer Schalke 04 geht bei Aufsteiger Energie Cottbus unter (1:4) und wird von Bayern München (3:1 in Wolfsburg) abgelöst. Für das größte Aufsehen sorgt Abstiegskandidat VfB Stuttgart, der im neuartigen Samstagabendspiel (Anpfiff: 20.15 Uhr) den 1. FC Kaiserslautern 6:1 wegputzt. Das Toreschießen wird zum Fall für Zwei: Der Rumäne Viorel Ganea und Winterschnäppchen Adhemar aus Brasilien erzielen jeweils drei Tore. Debütant Adhemar lüpft nach jedem Treffer sein T-Shirt und wirbt für seinen Glauben: „Gott ist treu!“ Noch steht so was nicht unter Strafe.

4. Februar

Vor 70 Jahren meldet der Kicker. „Entgegen anderslautenden Meldungen, die überall in die Presse Eingang gefunden haben, werden Kuzorra und Szepan vorerst nicht eingezogen, so daß sie dem Großdeutschen Meister auch fernerhin zur Verfügung stehen.“ Schalkes Fans atmen auf, auch im Kriegsjahr 1941 rotiert der berühmte Schalker Kreisel weiter.

Vor 60 Jahren strauchelt Oberliga Süd-Tabellenführer VfB Mühlburg vor 20.000 Zuschauern im Grünwalder Stadion. Die Münchner Löwen gewinnen 4:1 und machen das Titelrennen noch spannender. Zwischen Platz eins und fünf liegen nur zwei Punkte, den Süd-Meister 1950/1951 vermag keiner vorherzusagen. Vielleicht doch Nürnberg (2:0 gegen Offenbach) oder der VfB Stuttgart (2:0 vs. FC Bayern). Auch der FSV Frankfurt (3:1 in Neckarau) und Fürth (4:0 in Reutlingen) gewinnen. Alle vier Fürther Treffer erzielt Nationalspieler Horst Schade – binnen 27 Minuten. Auch Schlusslicht FC Singen feiert einen viermaligen Torschützen: Ex-Nationalspieler Ernst Willimowski erledigt den VfR Mannheim beim 4:1 quasi alleine.

Im Norden bleibt der VfL Osnabrück die Mannschaft der Stunde. Und wer eine ganze Region regiert, muss es in der eigenen Stadt erst recht: Lokalrivale Eintracht wird vor 20.000 Zuschauern 8:2 geschlagen, Stürmer „Addi“ Vetter erzielt seine Saisontore 24 und 25. HSV-Stürmer Woitkowiak (20 Tore) sitzt ihm im Nacken, er trifft beim 3:1 gegen Arminia Hannover doppelt, auch sein Klub ist Zweiter. Lokalrivale St. Pauli bleibt durch ein 5:2 im Verfolgerduell über Werder Bremen ebenfalls im Titelrennen.

Im Westen wird Herbstmeister Schalke 04 nach der dritten Pleite in Folge von der Spitze gestürzt. Das 1:3 beim Vorletzten Borussia Mönchengladbach ist „eine große Enttäuschung für die Hunderttausend von Anhängern die diese Elf im Westen nun mal hat“, schreibt das Sport Magazin über das „Rätsel Schalke“. Nutznießer der Schalker Krise sind der neue Primus Preußen Münster (2:1 vs. Fortuna Düsseldorf) und Borussia Dortmund (0:0 bei RW Essen). Im Westen kommen auch an diesem Wochenende wieder die meisten Zuschauer (96.000), obwohl es die kleinste Liga ist. Der Süden meldet 93.000, der Norden 80.500.

Vor fünf Jahren gibt es in der Bundesliga fünf Unentschieden. So ausgeglichen der Tag verläuft, das Jahr ist es nicht. Meister Bayern stellt einen Rekord auf (50 Punkte nach 19 Spielen) und steuert Kurs Titelverteidigung. Dank eines Ballack-Tores gegen Ex-Klub Bayer Leverkusen wahrt Magaths Elf den Acht-Punkte-Vorsprung auf Werder Bremen (4:2 nach 0:2 gegen Mainz 05). Das Revierderby wird ein Flop, über 61.500 Fans warten vergeblich auf Tore bei Schalke gegen Dortmund. Torlos bleibt auch das Treffen 1. FC Köln gegen VfB Stuttgart, nachdem die Geißböcke schon 14 Spiele sieglos sind. Damit ist der traurige Vereinsrekord von 1991/1992 überboten, immerhin ist es aber der erste Punkt des neuen Trainers Hans-Peter Latour.

5. Februar

Vor 50 Jahren begeistert der 1. FC Nürnberg die Fachwelt. Nach dem 7:0 über Ulm 46 schreibt das Sport Magazin: „Wir können uns kaum erinnern, wann jemals ein kommender Süd-Meister souveräner, überlegener, so erstaunlich unbeirrbar seinen Weg ging.“ Anfang Februar ist die Meisterfrage im Süden geklärt, Verfolger Kickers Offenbach braucht bei neun Zählern Rückstand schon ein Fernglas.

Im Südwesten dagegen ist es spannend, Tabellenführer Borussia Neunkirchen unterliegt zu Hause dem 1. FC Saarbrücken (1:2) und muss FK Pirmasens (6:1 vs. Phönix Ludwigshafen) vorbeiziehen lassen.

Im Westen gewinnt das komplette Spitzenquartett. Dabei dreht ein Doppelschlag von Timo Konietzka das Blatt zugunsten von Tabellenführer Borussia Dortmund (3:1 bei SV Duisburg), Westfalia Herne putzt Meiderich (4:0), Oberhausen siegt 3:2 in Bochum und Schalke 04 schlägt vor 35.000 Anhängern Alemannia Aachen 2:1. Alemannen-Trainer Helmut „Fiffi“ Kronsbein ist nicht gerade ein guter Verlierer:“ Die Schalker haben wirklich keinen Grund, sich viel auf diesen Sieg einzubilden.“

Im Norden nichts Neues: der einsame Spitzenreiter HSV gewinnt beim Heider SV 5:2, Uwe Seeler erzielt die beiden letzten Tore, ehe es noch spannend werden kann Nur 4000 Zuschauer wollen Werder Bremen gegen den VfL Osnabrück sehen. Dabei gilt es Revanche zu nehmen für ein 3:8 im Hinspiel. Werder nimmt sie, glatt mit 5:0. Zur Pause steht es noch 0:0, aber dann fallen endlich Tore. Zum Glück, wird das Spiel doch live im Fernsehen übertragen – anno 1961 eine absolute Rarität.

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Vor 25 Jahren gewinnt die Nationalmannschaft zum zweiten Mal überhaupt in Italien, zuletzt ist das 1929 in Turin gelungen. In Avellino überzeugt das Team von Franz Beckenbauer und verwandelt gar einen Rückstand durch Aldo Serena in ein 2:1 (1:1). Standards müssen helfen, um den Weltmeister zu bezwingen: Der Uerdinger Mathias Herget gleicht per Freistoß aus, Lothar Matthäus verwandelt einen Elfmeter nach Foul am Italien-Legionär Hans-Peter Briegel. „Dieser Sieg gibt wieder Mut“, titelt der Kicker nach der Schlammschlacht von Avellino. Dennoch gibt es Kritik am wenig kreativen Mittelfeld, Franz Beckenbauer verteidigt vehement seinen Spielmacher: „Magath wird sich durchbeißen.“

Vor fünf Jahren glückt die Heimpremiere des neuen Wolfsburger Trainers Klaus Augenthaler. Der Weltmeister führt den VfL zu einem 2:0 über Borussia Mönchengladbach und beendet die Serie von vier Niederlagen. Diego Klimowicz und Mike Hanke schießen die Tore.

6. Februar

Vor 90 Jahren kommt Eintracht Frankfurt der Nordmain-Meisterschaft ein Stück näher. Hanau 93 wird durch ein Mölders-Tor mit 1:0 besiegt. „Erfreulich war, daß das Spiel nichts mit Punktjagd zu tun hatte und sich stets in den Grenzen des sportlichen Anstands hielt, so daß die sehr zahlreich erschienenen Zuschauer dem sehr schnellen und interessanten Spiel mit Befriedigung folgen konnten“, lobt das Fachblatt „Fußball“. Die Eintracht bleibt Spitzenreiter.

Am selben Tag gibt es in Erfurt eine unschöne Szene, worauf sich die Boulevardpresse der Gegenwart mit Freude gestürzt hätte. 1921 aber verschweigt man sogar die Namen, nicht aber den Vorgang. Beim Ortsderby SpVgg gegen Sportklub 3:1 tritt der Sieger mit mehrfachen Ersatz an, die Ausfälle stehen aber unter den Zuschauern. Nach dem Abpfiff sagt ein Frechdachs im Siegerteam zu einem der Verletzten: „Siehste, wir haben auch ohne Dich gewonnen.“ Dafür kassiert er eine Backpfeife. Elf Freunde mag es in jenen Tagen noch gegeben haben, zwölf wohl nie…

In Hamburg freut sich der HSV über ein 3:1 gegen Holstein Kiel und zwei Treffer von Tull Harder, nur nicht über sein Publikum. Das spendet nach dem Holstein-Treffer „tosenden Beifall“. Der Kicker registriert „die merkwürdige Erscheinung, dass die Sympathien auf Seiten der Gäste sind.“ Im Westkreis dominiert eine Stadt die Tabelle: Geich drei Klubs aus Mönchengladbach stehen 1921 an der Spitze. Der Sportklub und Rasensport sind punktgleich, Eintracht liegt einen Zähler zurück. Vorboten großer Tage…

Vor 40 Jahren stürmen in der Bundesliga Gerd Müller, Klaus Fischer und Jupp Heynckes, doch die Torschützenliste führt ein Unbekannter an: Karl-Heinz Vogt vom 1. FC Kaiserslautern. In seiner zweiten Bundesligasaison kommt der 25-Jährige an diesem Februar-Samstag 1971 zu drei Toren gegen Rot-Weiß Essen und insgesamt auf 18. Sein schärfster Verfolger steht auf der Gegenseite: Essens Willi Lippens glückt am Betzenberg der 15. Treffer. Führende Mannschaft bleibt Meister Borussia Mönchengladbach (1:1 in Hannover), Günter Netzer reißt ein Schnürsenkel und liefert den Fotografen ein dankbares Motiv an einem ansonsten langweiligen Spieltag, an dem Eintracht Frankfurt nach einem 0:1 im Kellerderby auf der Bielefelder Alm wieder die Rote Laterne erhält.

Vor 25 Jahren feuert der 1. FC Köln Trainer Hannes Löhr zwei Tage vor dem nächsten Spiel. Die Kölner sind zwar noch im UEFA-Cup, jedoch in der Liga auf den zwölften Platz abgerutscht, und so muss Kölns Bundesliga-Rekordtorjäger weichen. Vielleicht hätte er nicht den Fehler begehen sollen, ausgerechnet in dieser Jahreszeit die harte Welle zu reiten. „Karneval ist abgesagt, diese Woche wird hart gearbeitet“, hatte er am Samstag vor Rosenmontag angekündigt. Zum Verhängnis wird ihm aber auch, noch vor der Abfahrt des Mannschaftsbusses auf einer Krisensitzung mit dem Vorstand auf seine Vertragsverlängerung zu drängen. Stattdessen wird er entlassen.

Vor zehn Jahren zieht mit Union Berlin eine drittklassige Mannschaft ins DFB-Pokalfinale ein. In einem wahren Drama wirft der Regionalligist den Zweitligisten Borussia Mönchengladbach nach Elfmeterschießen aus dem Rennen. Nach 90 und 120 Minuten steht es 2:2, im Elfmeterschießen scheitert ausgerechnet Doppeltorschütze Arie van Lent an Keeper Sven Beuckert, der auch den nächsten vom heutigen Borussen-Sportdirektor Max Eberl hält. In der Euphorie des Augenblicks verkündet Beuckert: „Wir gewinnen das Finale schon nach 90 Minuten.“ Dort wartet kein Geringerer als Bundesliga-Herbstmeister Schalke 04.