DFB-Wochenschau: Schalke 05 und Reuters Seitenwechsel

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

17. Januar

Vor 85 Jahren feiert Bayern München im Süddeutschen Pokal 1925/1926 in der ersten Runde einen Kantersieg. Gast Jahn Regensburg kommt mit 16:1 unter die Räder, es ist bis dato der zweithöchste Sieg der Bayern-Historie.

Vor 30 Jahren missglückt der Start in die Rückrunde. Sieben Spiele fallen aus. „Ein verpfuschter Start“, titelt der Kicker und erneuert den Ruf nach einer Winterpause. Im Münchner Olympia-Stadion erlaubt die Rasenheizung Fußball, aber bei Meister Bayern läuft der Ball noch nicht. Gegen Aufsteiger Karlsruher SC reicht es vor 10.000 Fans nur zu einem 1:1. Immerhin erleben die Getreuen eine Premiere: Millionen-Einkauf Calle Del'Haye erzielt sein erstes Tor für Bayern – und das mit dem Kopf. „Das hätte doch jeder gemacht“, schwächt der Ex-Gladbacher ab, doch für Kopfballtreffer ist der 1,68-Meter kleine Edel-Reservist nicht gerade berühmt. Die andere Partie gewinnt der VfB Stuttgart mit 2:1 in Nürnberg, auch hier taucht ein seltener Name in der Torschützenliste auf: Karl-Heinz Förster köpft das 0:1.

Vor 20 Jahren tritt eine Legende der ersten Bundesliga-Jahre ab. Vizepräsident Helmut Grashoff scheidet bei Borussia Mönchengladbach aus dem Amt; mit 62 Jahren und dem guten Gefühl, Borussia zu einer Marke mit Weltruf etabliert zu haben. Fünf Meisterschaften, zwei UEFA-Cup-Siege und einen DFB-Pokalsieg verdanken die Borussen auch dem Mann mit der Pfeife, der es sich nie nehmen ließ, auf der Bank zu sitzen. Er geht nicht ganz im Frieden und hat interne Kritiker, aber das Gute überwiegt: „Borussia ist meine große Liebe. Das ist mir bei meiner Pressekonferenz aufgefallen, als ich ziemlich nah am Wasser gebaut hatte. Ich reagiere sonst nie so emotional.“ „Für mich wird er immer Mister Bökelberg bleiben“, sagt Bayern-Trainer Jupp Heynckes.

18. Januar

Vor 90 Jahren bereits ist der DFB der größte Sportfachverband der Welt. In der Deutschen Sportzeitung steht an diesem Tag Anfang 1921, der Verband habe rund 4500 Vereine mit über 500.000 Mitgliedern. Dies sei „der Beweis, dass dieses frohe Kampfspiel weiter sicher und fest den Weg zum Herzen der deutschen Jugend gefunden hat.“

Vor 80 Jahren finden Punktspiele um die Süddeutsche Meisterschaft statt. Die Spielvereinigung Fürth gewinnt auch ihre dritte Begegnung, 2:1 gegen Eintracht Frankfurt. Bayern München schafft den höchsten Tagessieg, 8000 Fans feiern ein 6:2 über Pirmasens. Nationalspieler Hans Welker erzielt zwei Tore. Hannovers beste Mannschaft heißt damals Arminia. Ungeschlagen regiert sie im Bezirk Hannover-Braunschweig, an diesem Tag anno 1931 wird Lokalrivale Hannover 96 mit 4:0 abgefertigt.

Vor 50 Jahren findet im Januar erstmals ein Europacup-Spiel mit deutscher Beteiligung statt. Meister HSV hat das Los zum FC Burnley nach England verschlagen. Die Briten kennen bekanntlich keine Winterpause und überrennen den HSV vor 45.000 förmlich, nach 78 Minuten steht es 3:0. Da wagt Charly Dörfel ein Solo und schießt ein Tor, das mehr als ein Ehrentreffer ist. Es ist die Hoffnung auf das Halbfinale. Das Rückspiel findet erst zwei Monate später statt, der HSV wird es mit 4:1 für sich entscheiden.

Vor 25 Jahren belegt die deutsche U 18-Nationalmannschaft nach einem 1:3 gegen Gastgeber UdSSR beim Granatkin-Turnier den zweiten Platz. Das Tor für das DFB-Team erzielt Oliver Bierhoff von Bayer Uerdingen.

Vor zehn Jahren meldet die Bundesliga einen Transferrekord: in der Winterpause werden bisher unerreichte 78,1 Millionen D-Mark für neue Spieler ausgegeben. Bayer Leverkusen übernimmt davon die Hälfte, in Lucio, Placente und Berbatow investiert es 34,5 Millionen DM. Teuerster Spieler ist Dortmunds Tscheche Tomas Rosicky (25 Mio).

19. Januar

Vor 75 Jahren schwärmt die Fußballwelt von Österreich, das wieder ein Wunderteam zu haben scheint. Jedenfalls schaffet es die Nationalelf als erste überhaupt, in Spanien zu gewinnen – nach großem Kampf mit 5:4. Radioreporter Dr. Schwieger, ein früher Edi Finger, entschuldigt sich bei den Zuhörern sogar mehrmals für seinen allzu temperamentvollen Kommentar. Am gleichen Tag spielen Deutschlands Gauligen. Ein kurioses Bild bietet die Tabelle in Württemberg, wo vier Stuttgarter Klubs an der Spitze stehen. Die Kickers führen vor dem SC, den Sportfreunden und dann erst dem VfB. Dann kommt der Rest von Württemberg…

In Bayern dominiert Nürnberg (2:0 gegen Wacker München) mit 21:1 Punkten, Bayern München ist nach dem 5:0 beim FC München Zweiter. In Westfalen regiert Schalke (3:0 vor 10.000 Zuschauern bei Westfalia Herne), am Niederrhein Fortuna Düsseldorf (4:0 gegen Preußen Krefeld).

Vor 70 Jahren lässt der Winter nur ein Rumpfprogramm in den deutschen Gauligen zu. In Baden, Württemberg, dem Elsass, dem Sudetenland und Westpreußen gibt es keine Ablenkung vom Kriegsalltag. In Österreich, als Ostmark 1941 auch deutsch, gibt es das Rekordergebnis des Tages: Austria Wien gegen Linzer ASK 21:0. Wie kommt es dazu? Schlusslicht Linz hat beim Anpfiff nur neun Mann auf dem Feld, auch das gibt es noch in einem Erstliga-Spiel. Der Kicker-Korrespondent meldet: „Die Linzer Athletiker waren eben einmal in einer richtigen ‚Pfeifdraufstimmung’, wie man das in Wien so nennt.“ Auch weil sie getrennt angereist und fünf Spieler erst unmittelbar vor dem Anpfiff angekommen sind. Wie man liest, wollen sie beim Reichsfachamt eine Eingabe machen mit der Bitte, „dass mit Rücksicht auf die verunglückte Reise dieses Spiel nicht zur Meisterschaft gewertet werden“ möge.

Auch wer elf Mann aufs Feld bringt, kann unter die Räder geraten, wie andere Gauliga-Resultate zeigen: SC Apolda gegen SV 05 Dessau 2:11, Arminia Bielefeld gegen Schalke 04 1:8, RW Oberhausen gegen TuRu Düsseldorf 7:2, SpVgg. Langenselbold gegen Borussia Fulda 0:9, Kickers Offenbach gegen Wormatia Worms 7:3. Fünf Vereine sind in Deutschland 1940/1941 noch verlustpunktfrei: Germania Stolp aus Pommern, der HSV, Hannover 96, Preußen Danzig und RSC Straßburg.

Kuriosum am Rande des Heimspiels der Münchner Bayern gegen BC Augsburg (0:1). Per Lautsprecher werden die im Publikum anwesenden Soldaten gebeten, „in breiter Front einmal auf- und abzumarschieren“, um den Neuschnee (15 cm) platt und den Platz bespielbar zu machen. Sie folgen aufs Wort.

Vor 25 Jahren verstirbt der Sportmoderator, Kabarettist und Buchautor des Romans „Elf Freunde müsst ihr sein“ (1955), Sammy Drechsel. Er wird nur 60 Jahre alt.

Vor zehn Jahren tritt Karl-Heinz Förster als Sportdirektor des VfB Stuttgart zurück. Grund: Unstimmigkeiten mit Marketingdirektor Hansi Müller.

20. Januar

Vor 80 Jahren publiziert der Kicker die neuen Regeln, an die sich noch immer zu wenige Aktive halten: so soll die Halbzeit künftig fünf Minuten dauern, das Spielfeld muss mindestens 45 Meter breit sein und – besonders wichtig – der Schiedsrichter sicher nach hause kommen: „Vereine haften dafür, dass er gut in seine sonstige Behausung (bzw. zur Bahn) kommt.“ Am gleichen Tag unterläuft dem Fachblatt bereits ein Fehler, der fünf Jahrzehnte später seiner Verursacherin traurige Berühmtheit verschaffen wird: Was Carmen Thomas 1973 im ZDF-Sportstudio traurigen Ruhm einbrachte, stand 1931 schon im Kicker: ein gewisses „Schalke 05“ soll Schalke 96 mit 1:0 besiegt haben. Irren ist auch männlich, sogar im Fußball…

Vor 40 Jahren gibt es in der vorgezogenen Partie des 18. Spieltages eine Premiere: Duisburgs Hannes Linßen sieht in Oberhausen die erste Gelbe Karte der Bundesliga-Historie. Der DFB hat die symbolische Verwarnung zur Rückrunde eingeführt, zuvor wurde sie mündlich ausgesprochen. Dumm nur, dass Linßen diese „Ehre“ nicht verdient, denn Schiedsrichter Bonacker verwechselt ihn mit Djordje Pavlic.

21. Januar

Vor 60 Jahren fallen in der Oberliga Süd zwar vier Spiele aus, trotzdem noch 22 Tore. Nichts für schwache Nerven ist das Verfolgerduell zwischen Meister VfB Stuttgart und dem 1. FC Nürnberg; 12.000 sehen ein 4:4. Den Punkt verdankt der "Club" letztlich einem späten VfB-Eigentor, das Otterbach mit dem Hinterkopf unterläuft. Meistertrainer Wurzer gibt Torwart Schmidt die Schuld: „Ein krasser, katastrophaler Torwartfehler.“ Den höchsten Sieg des Tages melden die Bayern, die bei Waldhof Mannheim 3:0 triumphieren, Fritz Walter ist unter den Zuschauern, da sein FCK spielfrei hat.

Im Norden gelingt dem HSV gegen Schlusslicht SV Itzehoe ein 9:0, wobei es nur drei Torschützen gibt: Rohrberg, Woitkowiak (je 4) und Adamkiewicz. Werder Bremen verliert bei Eintracht Braunschweig vor der Rekordkulisse des Tages (15.000) mit 1:3, Verfolger VfL Osnabrück kommt gegen Holstein Kiel nur zu einem Punkt – das 5.5 ist allerdings allerbeste Unterhaltung. Von 0:2 über 3:2 und 3:5 zu 5:5, verrückter geht es kaum.

Im Westen regiert Schalke 04 nachlässig und unterliegt sensationell 0:4 bei Hamborn 07, 30.000 Zuschauer staunen über den Start der Gastgeber; 3:0 nach 21 Minuten. „Vier Blitze aus Hamborns Himmel“, titelt das Sport Magazin, das den tiefen Boden nach tagelangem Dauerregen für die Pleite der von Fritz Szepan Königsblauen verantwortlich macht. „Technisch gute Mannschaften wurden aus allen Fugen gerissen, wenn sie nicht mit den einfachsten Mitteln auf Sieg spielten.“

Vor 40 Jahren startet die Bundesliga in eine ominöse Rückrunde: 1970/1971 werden im Abstiegskampf erstmals Spiele verschoben. Beim Wiederbeginn nach sechswöchiger Pause riecht es noch nicht nach Manipulationen. Die drei Titelaspiranten kommen zu Siegen, die vier Letzten verlieren. Bayern verteidigt durch ein Tor von Charly Mrosko die Spitze (1:0 vs. VfB Stuttgart), Gerd Müller gibt die Vorlage. Meister und Verfolger Mönchengladbach stürmt den Bieberer Berg, zwei Heynckes-Treffer ebnen den 3:1-Auswärtssieg gegen Offenbach. „Mit Heynckes als Mittelstürmer hätten wir gewonnen“, sagt OFC-Trainer Rudi Gutendorf. Das Topspiel des Tages (Dritter gegen Vierter) entscheidet ein Verteidiger: Hans-Jürgen Wittkamp köpft das 1:0 für Schalke gegen Braunschweig vier Minuten vor Schluss. Die meisten Zuschauer kommen allerdings zu Abstiegsaspirant Arminia Bielefeld, 26.000 sehen aufregenden Fußball und ein 3:2 für Borussia Dortmund. Schlusslicht 1970/71 bleibt Eintracht Frankfurt nach einem klaren 0:3 beim HSV, für den Uwe Seeler noch immer trifft.

Vor 15 Jahren reißt die längste Erfolgsserie einer Nationalmannschaft. Der amtierende Weltmeister Brasilien verliert nach 36 Spielen wieder einmal – 0:2 in Mexiko. Was bleibt ist ein stolzer Weltrekord.

22. Januar

Vor 100 Jahren enden in Berlins unteren Ligen gleich zwei Spiele mit 22:0. Rixdorf demütigt in dieser Höhe Köpenick, Stern Steglitz II schafft das Rekordergebnis sogar auswärts bei Germania Zehlendorf II. Eine Erklärung für Kantersiege in unterklassigen Ligen: häufig sind in der Pionierszeit Mannschaften bei Anpfiff nicht komplett. In England ist schon damals Manchester United Tabellenführer. An diesem Wochenende ist allerdings Pokal, das Derby gegen ManCity endet 1:1 und muss wiederholt werden.

Vor 50 Jahren ist Eintracht Frankfurt in Schusslaune: Gegen Jahn Regensburg siegen die Hessen in der Oberliga Süd 11:0. Stinka und Stein (je 3) treffen am besten auf Schnee am Riederwald. Jahn-Torwart Niemann verhindert eine höhere Pleite, „er war noch der beste Mann der Jahn-Elf“, meint das Sport Magazin, „die Regensburger haben sich anscheinend mit dem Abstieg abgefunden.“ Die Meisterfrage scheint ebenso klar im Süden: Nürnberg fertigt Schweinfurt 05 mit 5:0 ab und hat sechs Punkte Vorsprung. Heinz Strehl trifft dreimal.

Im Norden wird eine kleine Sensation gemeldet: Seriensieger HSV kassiert im 18. Spiel die erste Niederlage – 0:1 beim Tabellenzwölften Holstein Kiel durch ein Tor von Dieter Krafczyk. Nun hat die Seeler-Elf „nur“ noch acht Punkte Vorsprung. Er habe das „Burnley-Spiel noch nicht überwunden“, mutmaßt das Sport-Magazin Folgen der Europacup-Schlacht (siehe 18. Januar).

Im Westen regiert weiter Westfalia Herne, das auch in Aachen 2:0 siegt. „An Tilkowskis Klasse wuchs Herne“, titelt das Sport Magazin. Der Nationaltorwart hält sogar einen Elfmeter. In Duisburg sehen 13.000 ein turbulentes Spiel zwischen dem MSV und Schalke 04 – es endet 4:4. Bis zur 84. Minute führen die Gäste noch 4:2, dann kommt der MSV. So verliert Schalke seinen Platz ausgerechnet an den BVB, der Preußen Münster daheim mit 2:0 bezwingt.

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23. Januar

Vor 90 Jahren zieht das Auswahlspiel Berlin gegen Süddeutschland 20.000 Menschen bei fürchterlichem Wetter nach Mariendorf. Die mit den Größen aus Nürnberg und Fürth angetretenen Gäste sind besser und schlagen die Berliner 3:0 (2:0), alle Treffer erzielen Nürnberger (Träg 2, Böß). „Die Gäste haben verdient gewonnen. An Technik waren sie den Berlinern weit überlegen. Kaum tönte der Schlusspfiff über den Platz, als sich die Zuschauermengen auflösten. Hastig strömte alles der Stadt zu, froh das Spiel überstanden zu haben“, schreibt die in Berlin erscheinende Deutsche Sportzeitung.

In Leipzig wird beim Derby VfB-Spielvereinigung (2:1) ein Zuschauerrekord aufgestellt: noch nie sahen dort 10.000 Menschen einem Punktspiel zweier Lokalteams zu. Noch etwas mehr Zuschauer (12.000) sehen sie Überraschung in Hessen, wo Eintracht Frankfurt dem Lokalrivalen Germania 1:5 unterliegt. Wacker München ist nach dem 4:2 über MTV München Südbayerischer Meister 1921.

Vor fünf Jahren wird Weltmeister Stefan Reuter Sportdirektor bei Zweitligist 1860 München. „Ich sehe mein Engagement als große Herausforderung. Die Chemie hat einfach gestimmt.“ Das will etwas heißen als ehemaliger Bayern-Profi.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

17. Januar

Vor 85 Jahren feiert Bayern München im Süddeutschen Pokal 1925/1926 in der ersten Runde einen Kantersieg. Gast Jahn Regensburg kommt mit 16:1 unter die Räder, es ist bis dato der zweithöchste Sieg der Bayern-Historie.

Vor 30 Jahren missglückt der Start in die Rückrunde. Sieben Spiele fallen aus. „Ein verpfuschter Start“, titelt der Kicker und erneuert den Ruf nach einer Winterpause. Im Münchner Olympia-Stadion erlaubt die Rasenheizung Fußball, aber bei Meister Bayern läuft der Ball noch nicht. Gegen Aufsteiger Karlsruher SC reicht es vor 10.000 Fans nur zu einem 1:1. Immerhin erleben die Getreuen eine Premiere: Millionen-Einkauf Calle Del'Haye erzielt sein erstes Tor für Bayern – und das mit dem Kopf. „Das hätte doch jeder gemacht“, schwächt der Ex-Gladbacher ab, doch für Kopfballtreffer ist der 1,68-Meter kleine Edel-Reservist nicht gerade berühmt. Die andere Partie gewinnt der VfB Stuttgart mit 2:1 in Nürnberg, auch hier taucht ein seltener Name in der Torschützenliste auf: Karl-Heinz Förster köpft das 0:1.

Vor 20 Jahren tritt eine Legende der ersten Bundesliga-Jahre ab. Vizepräsident Helmut Grashoff scheidet bei Borussia Mönchengladbach aus dem Amt; mit 62 Jahren und dem guten Gefühl, Borussia zu einer Marke mit Weltruf etabliert zu haben. Fünf Meisterschaften, zwei UEFA-Cup-Siege und einen DFB-Pokalsieg verdanken die Borussen auch dem Mann mit der Pfeife, der es sich nie nehmen ließ, auf der Bank zu sitzen. Er geht nicht ganz im Frieden und hat interne Kritiker, aber das Gute überwiegt: „Borussia ist meine große Liebe. Das ist mir bei meiner Pressekonferenz aufgefallen, als ich ziemlich nah am Wasser gebaut hatte. Ich reagiere sonst nie so emotional.“ „Für mich wird er immer Mister Bökelberg bleiben“, sagt Bayern-Trainer Jupp Heynckes.

18. Januar

Vor 90 Jahren bereits ist der DFB der größte Sportfachverband der Welt. In der Deutschen Sportzeitung steht an diesem Tag Anfang 1921, der Verband habe rund 4500 Vereine mit über 500.000 Mitgliedern. Dies sei „der Beweis, dass dieses frohe Kampfspiel weiter sicher und fest den Weg zum Herzen der deutschen Jugend gefunden hat.“

Vor 80 Jahren finden Punktspiele um die Süddeutsche Meisterschaft statt. Die Spielvereinigung Fürth gewinnt auch ihre dritte Begegnung, 2:1 gegen Eintracht Frankfurt. Bayern München schafft den höchsten Tagessieg, 8000 Fans feiern ein 6:2 über Pirmasens. Nationalspieler Hans Welker erzielt zwei Tore. Hannovers beste Mannschaft heißt damals Arminia. Ungeschlagen regiert sie im Bezirk Hannover-Braunschweig, an diesem Tag anno 1931 wird Lokalrivale Hannover 96 mit 4:0 abgefertigt.

Vor 50 Jahren findet im Januar erstmals ein Europacup-Spiel mit deutscher Beteiligung statt. Meister HSV hat das Los zum FC Burnley nach England verschlagen. Die Briten kennen bekanntlich keine Winterpause und überrennen den HSV vor 45.000 förmlich, nach 78 Minuten steht es 3:0. Da wagt Charly Dörfel ein Solo und schießt ein Tor, das mehr als ein Ehrentreffer ist. Es ist die Hoffnung auf das Halbfinale. Das Rückspiel findet erst zwei Monate später statt, der HSV wird es mit 4:1 für sich entscheiden.

Vor 25 Jahren belegt die deutsche U 18-Nationalmannschaft nach einem 1:3 gegen Gastgeber UdSSR beim Granatkin-Turnier den zweiten Platz. Das Tor für das DFB-Team erzielt Oliver Bierhoff von Bayer Uerdingen.

Vor zehn Jahren meldet die Bundesliga einen Transferrekord: in der Winterpause werden bisher unerreichte 78,1 Millionen D-Mark für neue Spieler ausgegeben. Bayer Leverkusen übernimmt davon die Hälfte, in Lucio, Placente und Berbatow investiert es 34,5 Millionen DM. Teuerster Spieler ist Dortmunds Tscheche Tomas Rosicky (25 Mio).

19. Januar

Vor 75 Jahren schwärmt die Fußballwelt von Österreich, das wieder ein Wunderteam zu haben scheint. Jedenfalls schaffet es die Nationalelf als erste überhaupt, in Spanien zu gewinnen – nach großem Kampf mit 5:4. Radioreporter Dr. Schwieger, ein früher Edi Finger, entschuldigt sich bei den Zuhörern sogar mehrmals für seinen allzu temperamentvollen Kommentar. Am gleichen Tag spielen Deutschlands Gauligen. Ein kurioses Bild bietet die Tabelle in Württemberg, wo vier Stuttgarter Klubs an der Spitze stehen. Die Kickers führen vor dem SC, den Sportfreunden und dann erst dem VfB. Dann kommt der Rest von Württemberg…

In Bayern dominiert Nürnberg (2:0 gegen Wacker München) mit 21:1 Punkten, Bayern München ist nach dem 5:0 beim FC München Zweiter. In Westfalen regiert Schalke (3:0 vor 10.000 Zuschauern bei Westfalia Herne), am Niederrhein Fortuna Düsseldorf (4:0 gegen Preußen Krefeld).

Vor 70 Jahren lässt der Winter nur ein Rumpfprogramm in den deutschen Gauligen zu. In Baden, Württemberg, dem Elsass, dem Sudetenland und Westpreußen gibt es keine Ablenkung vom Kriegsalltag. In Österreich, als Ostmark 1941 auch deutsch, gibt es das Rekordergebnis des Tages: Austria Wien gegen Linzer ASK 21:0. Wie kommt es dazu? Schlusslicht Linz hat beim Anpfiff nur neun Mann auf dem Feld, auch das gibt es noch in einem Erstliga-Spiel. Der Kicker-Korrespondent meldet: „Die Linzer Athletiker waren eben einmal in einer richtigen ‚Pfeifdraufstimmung’, wie man das in Wien so nennt.“ Auch weil sie getrennt angereist und fünf Spieler erst unmittelbar vor dem Anpfiff angekommen sind. Wie man liest, wollen sie beim Reichsfachamt eine Eingabe machen mit der Bitte, „dass mit Rücksicht auf die verunglückte Reise dieses Spiel nicht zur Meisterschaft gewertet werden“ möge.

Auch wer elf Mann aufs Feld bringt, kann unter die Räder geraten, wie andere Gauliga-Resultate zeigen: SC Apolda gegen SV 05 Dessau 2:11, Arminia Bielefeld gegen Schalke 04 1:8, RW Oberhausen gegen TuRu Düsseldorf 7:2, SpVgg. Langenselbold gegen Borussia Fulda 0:9, Kickers Offenbach gegen Wormatia Worms 7:3. Fünf Vereine sind in Deutschland 1940/1941 noch verlustpunktfrei: Germania Stolp aus Pommern, der HSV, Hannover 96, Preußen Danzig und RSC Straßburg.

Kuriosum am Rande des Heimspiels der Münchner Bayern gegen BC Augsburg (0:1). Per Lautsprecher werden die im Publikum anwesenden Soldaten gebeten, „in breiter Front einmal auf- und abzumarschieren“, um den Neuschnee (15 cm) platt und den Platz bespielbar zu machen. Sie folgen aufs Wort.

Vor 25 Jahren verstirbt der Sportmoderator, Kabarettist und Buchautor des Romans „Elf Freunde müsst ihr sein“ (1955), Sammy Drechsel. Er wird nur 60 Jahre alt.

Vor zehn Jahren tritt Karl-Heinz Förster als Sportdirektor des VfB Stuttgart zurück. Grund: Unstimmigkeiten mit Marketingdirektor Hansi Müller.

20. Januar

Vor 80 Jahren publiziert der Kicker die neuen Regeln, an die sich noch immer zu wenige Aktive halten: so soll die Halbzeit künftig fünf Minuten dauern, das Spielfeld muss mindestens 45 Meter breit sein und – besonders wichtig – der Schiedsrichter sicher nach hause kommen: „Vereine haften dafür, dass er gut in seine sonstige Behausung (bzw. zur Bahn) kommt.“ Am gleichen Tag unterläuft dem Fachblatt bereits ein Fehler, der fünf Jahrzehnte später seiner Verursacherin traurige Berühmtheit verschaffen wird: Was Carmen Thomas 1973 im ZDF-Sportstudio traurigen Ruhm einbrachte, stand 1931 schon im Kicker: ein gewisses „Schalke 05“ soll Schalke 96 mit 1:0 besiegt haben. Irren ist auch männlich, sogar im Fußball…

Vor 40 Jahren gibt es in der vorgezogenen Partie des 18. Spieltages eine Premiere: Duisburgs Hannes Linßen sieht in Oberhausen die erste Gelbe Karte der Bundesliga-Historie. Der DFB hat die symbolische Verwarnung zur Rückrunde eingeführt, zuvor wurde sie mündlich ausgesprochen. Dumm nur, dass Linßen diese „Ehre“ nicht verdient, denn Schiedsrichter Bonacker verwechselt ihn mit Djordje Pavlic.

21. Januar

Vor 60 Jahren fallen in der Oberliga Süd zwar vier Spiele aus, trotzdem noch 22 Tore. Nichts für schwache Nerven ist das Verfolgerduell zwischen Meister VfB Stuttgart und dem 1. FC Nürnberg; 12.000 sehen ein 4:4. Den Punkt verdankt der "Club" letztlich einem späten VfB-Eigentor, das Otterbach mit dem Hinterkopf unterläuft. Meistertrainer Wurzer gibt Torwart Schmidt die Schuld: „Ein krasser, katastrophaler Torwartfehler.“ Den höchsten Sieg des Tages melden die Bayern, die bei Waldhof Mannheim 3:0 triumphieren, Fritz Walter ist unter den Zuschauern, da sein FCK spielfrei hat.

Im Norden gelingt dem HSV gegen Schlusslicht SV Itzehoe ein 9:0, wobei es nur drei Torschützen gibt: Rohrberg, Woitkowiak (je 4) und Adamkiewicz. Werder Bremen verliert bei Eintracht Braunschweig vor der Rekordkulisse des Tages (15.000) mit 1:3, Verfolger VfL Osnabrück kommt gegen Holstein Kiel nur zu einem Punkt – das 5.5 ist allerdings allerbeste Unterhaltung. Von 0:2 über 3:2 und 3:5 zu 5:5, verrückter geht es kaum.

Im Westen regiert Schalke 04 nachlässig und unterliegt sensationell 0:4 bei Hamborn 07, 30.000 Zuschauer staunen über den Start der Gastgeber; 3:0 nach 21 Minuten. „Vier Blitze aus Hamborns Himmel“, titelt das Sport Magazin, das den tiefen Boden nach tagelangem Dauerregen für die Pleite der von Fritz Szepan Königsblauen verantwortlich macht. „Technisch gute Mannschaften wurden aus allen Fugen gerissen, wenn sie nicht mit den einfachsten Mitteln auf Sieg spielten.“

Vor 40 Jahren startet die Bundesliga in eine ominöse Rückrunde: 1970/1971 werden im Abstiegskampf erstmals Spiele verschoben. Beim Wiederbeginn nach sechswöchiger Pause riecht es noch nicht nach Manipulationen. Die drei Titelaspiranten kommen zu Siegen, die vier Letzten verlieren. Bayern verteidigt durch ein Tor von Charly Mrosko die Spitze (1:0 vs. VfB Stuttgart), Gerd Müller gibt die Vorlage. Meister und Verfolger Mönchengladbach stürmt den Bieberer Berg, zwei Heynckes-Treffer ebnen den 3:1-Auswärtssieg gegen Offenbach. „Mit Heynckes als Mittelstürmer hätten wir gewonnen“, sagt OFC-Trainer Rudi Gutendorf. Das Topspiel des Tages (Dritter gegen Vierter) entscheidet ein Verteidiger: Hans-Jürgen Wittkamp köpft das 1:0 für Schalke gegen Braunschweig vier Minuten vor Schluss. Die meisten Zuschauer kommen allerdings zu Abstiegsaspirant Arminia Bielefeld, 26.000 sehen aufregenden Fußball und ein 3:2 für Borussia Dortmund. Schlusslicht 1970/71 bleibt Eintracht Frankfurt nach einem klaren 0:3 beim HSV, für den Uwe Seeler noch immer trifft.

Vor 15 Jahren reißt die längste Erfolgsserie einer Nationalmannschaft. Der amtierende Weltmeister Brasilien verliert nach 36 Spielen wieder einmal – 0:2 in Mexiko. Was bleibt ist ein stolzer Weltrekord.

22. Januar

Vor 100 Jahren enden in Berlins unteren Ligen gleich zwei Spiele mit 22:0. Rixdorf demütigt in dieser Höhe Köpenick, Stern Steglitz II schafft das Rekordergebnis sogar auswärts bei Germania Zehlendorf II. Eine Erklärung für Kantersiege in unterklassigen Ligen: häufig sind in der Pionierszeit Mannschaften bei Anpfiff nicht komplett. In England ist schon damals Manchester United Tabellenführer. An diesem Wochenende ist allerdings Pokal, das Derby gegen ManCity endet 1:1 und muss wiederholt werden.

Vor 50 Jahren ist Eintracht Frankfurt in Schusslaune: Gegen Jahn Regensburg siegen die Hessen in der Oberliga Süd 11:0. Stinka und Stein (je 3) treffen am besten auf Schnee am Riederwald. Jahn-Torwart Niemann verhindert eine höhere Pleite, „er war noch der beste Mann der Jahn-Elf“, meint das Sport Magazin, „die Regensburger haben sich anscheinend mit dem Abstieg abgefunden.“ Die Meisterfrage scheint ebenso klar im Süden: Nürnberg fertigt Schweinfurt 05 mit 5:0 ab und hat sechs Punkte Vorsprung. Heinz Strehl trifft dreimal.

Im Norden wird eine kleine Sensation gemeldet: Seriensieger HSV kassiert im 18. Spiel die erste Niederlage – 0:1 beim Tabellenzwölften Holstein Kiel durch ein Tor von Dieter Krafczyk. Nun hat die Seeler-Elf „nur“ noch acht Punkte Vorsprung. Er habe das „Burnley-Spiel noch nicht überwunden“, mutmaßt das Sport-Magazin Folgen der Europacup-Schlacht (siehe 18. Januar).

Im Westen regiert weiter Westfalia Herne, das auch in Aachen 2:0 siegt. „An Tilkowskis Klasse wuchs Herne“, titelt das Sport Magazin. Der Nationaltorwart hält sogar einen Elfmeter. In Duisburg sehen 13.000 ein turbulentes Spiel zwischen dem MSV und Schalke 04 – es endet 4:4. Bis zur 84. Minute führen die Gäste noch 4:2, dann kommt der MSV. So verliert Schalke seinen Platz ausgerechnet an den BVB, der Preußen Münster daheim mit 2:0 bezwingt.

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23. Januar

Vor 90 Jahren zieht das Auswahlspiel Berlin gegen Süddeutschland 20.000 Menschen bei fürchterlichem Wetter nach Mariendorf. Die mit den Größen aus Nürnberg und Fürth angetretenen Gäste sind besser und schlagen die Berliner 3:0 (2:0), alle Treffer erzielen Nürnberger (Träg 2, Böß). „Die Gäste haben verdient gewonnen. An Technik waren sie den Berlinern weit überlegen. Kaum tönte der Schlusspfiff über den Platz, als sich die Zuschauermengen auflösten. Hastig strömte alles der Stadt zu, froh das Spiel überstanden zu haben“, schreibt die in Berlin erscheinende Deutsche Sportzeitung.

In Leipzig wird beim Derby VfB-Spielvereinigung (2:1) ein Zuschauerrekord aufgestellt: noch nie sahen dort 10.000 Menschen einem Punktspiel zweier Lokalteams zu. Noch etwas mehr Zuschauer (12.000) sehen sie Überraschung in Hessen, wo Eintracht Frankfurt dem Lokalrivalen Germania 1:5 unterliegt. Wacker München ist nach dem 4:2 über MTV München Südbayerischer Meister 1921.

Vor fünf Jahren wird Weltmeister Stefan Reuter Sportdirektor bei Zweitligist 1860 München. „Ich sehe mein Engagement als große Herausforderung. Die Chemie hat einfach gestimmt.“ Das will etwas heißen als ehemaliger Bayern-Profi.