DFB-Wochenschau: Präsident Seeler und Pottwale

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

30. August

Vor 30 Jahren startet die DFB-Pokal-Saison 1980/1981. Nur zwei Bundesligisten scheiden aus und das ist unvermeidlich, da sie auf Klassenkameraden getroffen sind: Während Bielefelds 0:2 bei den Bayern erwartet worden ist, verblüfft Schalkes 2:5-Pleite gegen Bayer Uerdingen die Fachwelt. Nur 7000 Zuschauer sind Zeuge der Niederlage, nach der der "Kicker" titelt: „Schalke völlig von der Rolle." Trainer Fahrudin Jusufi sucht das Positive: „Ich bin sogar froh, dass meine Mannschaft rechtzeitig gezeigt bekam, wie es kommen kann, wenn man leichtsinnig ist. Jetzt werden meine Spieler viel konzentrierter in die nächsten Spiele der Bundesliga gehen.“

Zwei andere Bundesligisten schlittern an der Blamage vorbei und erzwingen Wiederholungsspiele. Nürnberg kommt im 226. Franken-Derby bei der SpVgg Fürth zu einem 1:1, und bereits am Vortag spielt der Karlsruher SC beim Oberligisten 1. FC Viersen 2:2, das Struth sieben Minuten vor Abpfiff der regulären Spielzeit herstellt. Wie viel einfacher haben es da doch andere: Der HSV schlägt Wormatia Worms, immerhin Zweitligist, locker mit 11:1. Felix Magath eröffnet den Torreigen, eifrigster Schütze ist Jimmy Hartwig (drei Tore). Den Vogel schießt Zweitligist Kickers Offenbach ab, beim Bezirksligisten Moselfeuer Lehmen brennen die Profis ein Feuerwerk ab und siegen 15:1. Vier Tore gelingen dem 19-jährigen Uwe Bein.

31. August

Vor 80 Jahren bestimmt der Schalke-Skandal die Schlagzeilen. Wegen verbotener Gehaltszahlungen von bis zu 4000 Reichsmark im Jahr an 14 Spieler wird der Verein vom Spielbetrieb ausgeschlossen, und der Kassierer Willy Nier nimmt sich das Leben. Der Kicker kommentiert am letzten August-Tag 1930: „Hier hat sich ein gutgläubiger Fanatiker für eine Sache geopfert, die es nicht wert war.“

Vor 25 Jahren verteidigt Werder Bremen nach einem 2:0 im Nord-Derby gegen den HSV die Tabellenspitze der Bundesliga. Frank Neubarth und Thomas Wolter bezwingen Gäste-Torwart Uli Stein.

Vor 20 Jahren heißt der Tabellenführer der Bundesliga 1. FC Kaiserslautern. Aufsteiger Hertha BSC wird in einem typischen Betzenberg-Spiel 4:3 besiegt, ein umstrittener Elfmeter von Stefan Kuntz entscheidet das Freitagabend-Spiel.

Vor 15 Jahren wird öffentlich, dass Uwe Seeler für das Amt des HSV-Präsidenten kandidieren will. Sein Vater sei dagegen gewesen, bekennt der Ehrenspielführer der Nationalmannschaft: „Junge, lat de Finger davon." Aber HSV-Idol Uwe packt es an: „Ich will neue Strukturen im HSV schaffen.“ Gewählt wird erst im Oktober, aber der Sieger steht im Grunde schon fest.

1. September

Vor 75 Jahren finden erstmals überhaupt Endrundenspiele um den DFB-Pokal statt. Offiziell heißt der Wettbewerb „Deutsche Vereinspokalmeisterschaft“, inoffiziell „Tschammer-Pokal“ nach dem Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten. 63 Mannschaften gehen in der ersten Runde an den Start, der laut DFB „allgemein um 15 Uhr“ erfolgt. Nur der VfB Königsberg hat spielfrei. Nach Abzug aller Kosten gehen jeweils ein Drittel des Überschusses an Gast, Gastgeber und DFB. Es wird noch nicht gelost, sondern „angesetzt“, wobei gewöhnlich zumutbare Reisen zu Stande kommen. Fußballer fliegen ja noch nicht anno 1935.

Favoriten aber stürzen von Anfang an. Bayern München, 1932 noch Deutscher Meister, fliegt bei Ulm 94 in der Verlängerung raus (4:5). Hertha BSC muss beim VfL Bitterfeld ebenfalls in die Verlängerung, um doch noch weiter zu kommen (2:1). Einer der ersten Torschützen des neuen Wettbewerbs ist Fritz Szepan, der Schalkes Torreigen bei der SpVgg Göttingen (5:1) eröffnet. Spektakulär verläuft das schon damals prestigeträchtige Nordderby zwischen Werder Bremen und dem HSV, das die Gäste 5:4 gewinnen.

Vor 70 Jahren feiert die Nationalmannschaft ihren bis dato höchsten Heimsieg aller Zeiten. Gegen Finnland heißt es nach 90 einseitigen Minuten in Leipzig 13:0 (8:0). Sechs Wochen nach dem 9:3 über Rumänien ist die Herberger-Elf noch zu einer Steigerung fähig, an der der 19-jährige Fritz Walter seinen Anteil hat. Auch in seinem zweiten Länderspiel erzielt der Kaiserslauterer drei Tore. Der Kicker lobt: „Schön, dass Walter so eingeschlagen ist.“ In Leipzig steht aber auch er im Schatten des Wieners Wilhelm Hahnemann, der sechs Tore erzielt – mehr schaffte bis dato nur Gottfried Fuchs (10) beim deutschen Rekordsieg 1912 gegen Russland (16:0). Sepp Herberger war übrigens der einzig unzufriedene Zuschauer: „Ihr hättet noch viel mehr Tore schießen können“, mäkelt der Reichstrainer.

Vor 20 Jahren gibt es einen seltenen Trikottausch in Karlsruhe. Der heimische KSC spielt gegen die Bayern vor der Pause in blau, danach in weiß. Man nimmt Rücksicht auf die anno 1990 noch nicht ausgestorbene Spezies der Schwarz-Weiß-Zuschauer. KSC-Manager Carl-Heinz Rühl: „Wir können nicht vom Fernsehen 50 Millionen kassieren und dann bei solchen Serviceleistungen auf stur stellen. Ob gegen blaue oder weiße Karlsruher – die Bayern gewinnen nach 2:1-Pausenführung mit 3:2, durch einen Reuter-Elfmeter in letzter Minute.

Die meisten Zuschauer des ersten September-Samstags kommen aber zu einem Zweitliga-Spiel. Den Revier-Schlager Schalke 04 gegen MSV Duisburg (1:0) sehen 58.900 Fans.

In der DDR-Oberliga erreicht am 3. Spieltag 90/91 kein Spiel die 10.000-Zuschauer-Marke. Dabei hätte zumindest das 4:3 des 1. FC Magdeburg gegen Carl Zeiss Jena eine bessere Resonanz (als 3000) verdient. Rot-Weiß Erfurt bleibt nach einem 0:0 gegen Chemnitz Spitze.

Vor 15 Jahren schießt Thomas Häßler ein Tor, das ihn schmerzen muss. Er entscheidet damit das Spiel seines Karlsruher SC gegen seinen Ex-Klub 1. FC Köln (1:0) auf für ihn typische Art – per Freistoß. „Es war eines meiner wichtigsten Tore“, sagt der Weltmeister zu denjenigen Journalisten, die auch zwei Stunden nach Abpfiff noch auf ihn warteten. Er musste zuvor zur Doping-Kontrolle und fand nach drei Bier mutige Worte: „Wir können uns nur selbst schlagen.“

2. September

Vor 80 Jahren gibt es bereits das Montagsspiel in der zweiten Liga – allerdings in England. Tottenham Hotspur schlägt zum Saisonstart 1930/1931 den FC Burnley mit 8:1.

Vor 30 Jahren feiern die Fans des 1. FC Kaiserslautern ihren neuen Stürmer Friedhelm Funkel: In seinem ersten Einsatz für den FCK schießt er beim 3:2 gegen 1860 München alle Lauterer Tore. FCK-Legende Fritz Walter verpasst das Beste und flüchtet sieben Minuten vor Schluss vom Betzenberg – die Nerven. „Ich halte das nicht mehr aus“, sagt der 60-Jährige. Prompt fällt das 3:2.

Vor zehn Jahren startet Deutschland in Hamburg in die WM-Qualifikation. Im ersten Länderspiel im neuen Volkspark-Stadion wird Griechenland verdient und weitgehend überzeugend mit 2:0 bezwungen. Es ist der zweite Sieg im zweiten Spiel unter Teamchef Rudi Völler. Der Berliner Sebastian Deisler stellt früh (17. Minute) die Weichen, erst ein Eigentor von Ouzinidis bedeutet nach 75 Minuten die Entscheidung. Oliver Kahn lobt Völler: „Er hat wieder eine klare Hierarchie in die Mannschaft gebracht.“

3. September

Vor 60 Jahren findet der zweite Spieltag der Oberliga statt.

Vor 30 Jahren wechselt der Tabellenführer der Bundesliga nach einer englischen Woche. Der HSV verdrängt durch ein 3:0 in Köln Fortuna Düsseldorf, das am Vortag 1:2 in Dortmund unterliegt. Verfolger Nummer eins ist Meister FC Bayern, der Schalke 04 mit 5:1 aus dem Olympiastadion verabschiedet, die Stürmer Karl-Heinz Rummenigge und Dieter Hoeneß treffen doppelt.

Vor 15 Jahren ist die Welt der Bayern-Fans ebenfalls in Ordnung. Nach dem 2:0 im Derby gegen 1860 sind die „Roten“ Erster und die „Blauen“ Letzter in der Bundesliga. Idealzustand nennt man das bei den Roten. Nur Jürgen Klinsmann mäkelt über seine Auswechslung durch Otto Rehhagel und klagt: „Ich bekomme zu wenig Bälle.“

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Vor fünf Jahren enttäuscht die Nationalmannschaft beim Testspiel in der Slowakei. In Bratislava unterliegt die Elf von Jürgen Klinsmann mit 0:2, beide Tore erzielt der Wolfsburger Miroslav Karhan. Der ist dennoch nicht rundum glücklich und betrachtet die Kulisse von 9000 Zuschauern als „Schande“. Für den Kicker dagegen markiert das Spiel einen „Tiefpunkt“ der Klinsmann-Ära. Der Bundestrainer bleibt unerschütterlich: „Von unserem Ziel, Weltmeister zu werden, werden wir in keinster Weise abrücken. Wieso auch?“

4. September

Vor 100 Jahren trennt Hertha BSC und Werder Bremen ebenfalls mindestens eine Klasse. Nach dem Testspiel in Berlin schreibt die "Neue Sport Woche" jedenfalls: „Wie bei der augenblicklich schwachen Form der Hertha-Elf zu erwarten war, behielten die Gäste mit 3:2 die Oberhand.“

Vor 50 Jahren warten die Oberligen am dritten Spieltag mit diversen Kantersiegen auf. Im Westen "überfährt" der 1. FC Köln den VfL Bochum auf dessen Platz mit 6:1 (2:1). Beim Westmeister überragen die Nationalspieler Hans Schäfer und Karl-Heinz Schnellinger sowie Doppeltorschütze Christian Müller, während der "Fußball Sport" Bochums Abwehr attestiert, „konditionell noch nicht auf dem Posten“ zu sein. Im Süden schlägt der 1. FC Nürnberg Bayern Hof mit 8:0, was zur Pause (1:0) noch keiner der 17.000 Zuschauer erwartet hat.

Nürnbergs Traumstart mit nun 16:1-Toren bei drei Siegen führt direkt an die Tabellenspitze, von der Bayern München (2:3 beim FSV Frankfurt) und Vorjahres-Meister Eintracht Frankfurt (2:5 in Karlsruhe) nur träumen können. Im Norden beeindruckt Werder Bremen (7:1 gegen Bremerhaven 93), während Eintracht Braunschweig in Oldenburg (1:1) auch sein viertes Spiel unentschieden gestaltet.

5. September

Vor 90 Jahren wird das Olympische Finale in Antwerpen abgebrochen: Die Mannschaft der Tschechoslowakei verlässt nach 40 Minuten beim Stand von 2:0 für Belgien aus Protest gegen den englischen Schiedsrichter Lewis den Platz. Belgien wird daraufhin zum Sieger erklärt.

Vor 50 Jahren erheitert diese Agentur-Meldung aus Skandinavien die Fußball-Welt. Ein Spiel zwischen einer norwegischen Provinzauswahl auf den Färöer-Inseln wird abgesagt, „weil das Nahen einer Herde von Pottwalen gemeldet wurde, die Kurs auf die Färöer nahmen.“ Daraufhin bitten die Gastgeber um eine Verschiebung um acht Tage, denn „Fußballer kann man immer begrüßen, Wale aber nicht. Deshalb müssen unsere Leute auf Waljagd statt auf Torjagd gehen.“ Die Norweger haben vollstes Verständnis.

Vor 40 Jahren verteidigt Rot-Weiß Essen die Tabellenführung. Bei Bayern München ertrotzen die Westdeutschen nach 0:2-Rückstand ein 2:2, Willi "Ente" Lippens gleicht aus. Damit bleibt es bei zwei Heimsiegen am 4. Spieltag 1970/71, an dem die Gäste gleich fünf Mal triumphieren. Allen voran Uwe Seelers HSV (3:0 in Hannover) und Meister Borussia Mönchengladbach (2:0 in Bielefeld).

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

30. August

Vor 30 Jahren startet die DFB-Pokal-Saison 1980/1981. Nur zwei Bundesligisten scheiden aus und das ist unvermeidlich, da sie auf Klassenkameraden getroffen sind: Während Bielefelds 0:2 bei den Bayern erwartet worden ist, verblüfft Schalkes 2:5-Pleite gegen Bayer Uerdingen die Fachwelt. Nur 7000 Zuschauer sind Zeuge der Niederlage, nach der der "Kicker" titelt: „Schalke völlig von der Rolle." Trainer Fahrudin Jusufi sucht das Positive: „Ich bin sogar froh, dass meine Mannschaft rechtzeitig gezeigt bekam, wie es kommen kann, wenn man leichtsinnig ist. Jetzt werden meine Spieler viel konzentrierter in die nächsten Spiele der Bundesliga gehen.“

Zwei andere Bundesligisten schlittern an der Blamage vorbei und erzwingen Wiederholungsspiele. Nürnberg kommt im 226. Franken-Derby bei der SpVgg Fürth zu einem 1:1, und bereits am Vortag spielt der Karlsruher SC beim Oberligisten 1. FC Viersen 2:2, das Struth sieben Minuten vor Abpfiff der regulären Spielzeit herstellt. Wie viel einfacher haben es da doch andere: Der HSV schlägt Wormatia Worms, immerhin Zweitligist, locker mit 11:1. Felix Magath eröffnet den Torreigen, eifrigster Schütze ist Jimmy Hartwig (drei Tore). Den Vogel schießt Zweitligist Kickers Offenbach ab, beim Bezirksligisten Moselfeuer Lehmen brennen die Profis ein Feuerwerk ab und siegen 15:1. Vier Tore gelingen dem 19-jährigen Uwe Bein.

31. August

Vor 80 Jahren bestimmt der Schalke-Skandal die Schlagzeilen. Wegen verbotener Gehaltszahlungen von bis zu 4000 Reichsmark im Jahr an 14 Spieler wird der Verein vom Spielbetrieb ausgeschlossen, und der Kassierer Willy Nier nimmt sich das Leben. Der Kicker kommentiert am letzten August-Tag 1930: „Hier hat sich ein gutgläubiger Fanatiker für eine Sache geopfert, die es nicht wert war.“

Vor 25 Jahren verteidigt Werder Bremen nach einem 2:0 im Nord-Derby gegen den HSV die Tabellenspitze der Bundesliga. Frank Neubarth und Thomas Wolter bezwingen Gäste-Torwart Uli Stein.

Vor 20 Jahren heißt der Tabellenführer der Bundesliga 1. FC Kaiserslautern. Aufsteiger Hertha BSC wird in einem typischen Betzenberg-Spiel 4:3 besiegt, ein umstrittener Elfmeter von Stefan Kuntz entscheidet das Freitagabend-Spiel.

Vor 15 Jahren wird öffentlich, dass Uwe Seeler für das Amt des HSV-Präsidenten kandidieren will. Sein Vater sei dagegen gewesen, bekennt der Ehrenspielführer der Nationalmannschaft: „Junge, lat de Finger davon." Aber HSV-Idol Uwe packt es an: „Ich will neue Strukturen im HSV schaffen.“ Gewählt wird erst im Oktober, aber der Sieger steht im Grunde schon fest.

1. September

Vor 75 Jahren finden erstmals überhaupt Endrundenspiele um den DFB-Pokal statt. Offiziell heißt der Wettbewerb „Deutsche Vereinspokalmeisterschaft“, inoffiziell „Tschammer-Pokal“ nach dem Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten. 63 Mannschaften gehen in der ersten Runde an den Start, der laut DFB „allgemein um 15 Uhr“ erfolgt. Nur der VfB Königsberg hat spielfrei. Nach Abzug aller Kosten gehen jeweils ein Drittel des Überschusses an Gast, Gastgeber und DFB. Es wird noch nicht gelost, sondern „angesetzt“, wobei gewöhnlich zumutbare Reisen zu Stande kommen. Fußballer fliegen ja noch nicht anno 1935.

Favoriten aber stürzen von Anfang an. Bayern München, 1932 noch Deutscher Meister, fliegt bei Ulm 94 in der Verlängerung raus (4:5). Hertha BSC muss beim VfL Bitterfeld ebenfalls in die Verlängerung, um doch noch weiter zu kommen (2:1). Einer der ersten Torschützen des neuen Wettbewerbs ist Fritz Szepan, der Schalkes Torreigen bei der SpVgg Göttingen (5:1) eröffnet. Spektakulär verläuft das schon damals prestigeträchtige Nordderby zwischen Werder Bremen und dem HSV, das die Gäste 5:4 gewinnen.

Vor 70 Jahren feiert die Nationalmannschaft ihren bis dato höchsten Heimsieg aller Zeiten. Gegen Finnland heißt es nach 90 einseitigen Minuten in Leipzig 13:0 (8:0). Sechs Wochen nach dem 9:3 über Rumänien ist die Herberger-Elf noch zu einer Steigerung fähig, an der der 19-jährige Fritz Walter seinen Anteil hat. Auch in seinem zweiten Länderspiel erzielt der Kaiserslauterer drei Tore. Der Kicker lobt: „Schön, dass Walter so eingeschlagen ist.“ In Leipzig steht aber auch er im Schatten des Wieners Wilhelm Hahnemann, der sechs Tore erzielt – mehr schaffte bis dato nur Gottfried Fuchs (10) beim deutschen Rekordsieg 1912 gegen Russland (16:0). Sepp Herberger war übrigens der einzig unzufriedene Zuschauer: „Ihr hättet noch viel mehr Tore schießen können“, mäkelt der Reichstrainer.

Vor 20 Jahren gibt es einen seltenen Trikottausch in Karlsruhe. Der heimische KSC spielt gegen die Bayern vor der Pause in blau, danach in weiß. Man nimmt Rücksicht auf die anno 1990 noch nicht ausgestorbene Spezies der Schwarz-Weiß-Zuschauer. KSC-Manager Carl-Heinz Rühl: „Wir können nicht vom Fernsehen 50 Millionen kassieren und dann bei solchen Serviceleistungen auf stur stellen. Ob gegen blaue oder weiße Karlsruher – die Bayern gewinnen nach 2:1-Pausenführung mit 3:2, durch einen Reuter-Elfmeter in letzter Minute.

Die meisten Zuschauer des ersten September-Samstags kommen aber zu einem Zweitliga-Spiel. Den Revier-Schlager Schalke 04 gegen MSV Duisburg (1:0) sehen 58.900 Fans.

In der DDR-Oberliga erreicht am 3. Spieltag 90/91 kein Spiel die 10.000-Zuschauer-Marke. Dabei hätte zumindest das 4:3 des 1. FC Magdeburg gegen Carl Zeiss Jena eine bessere Resonanz (als 3000) verdient. Rot-Weiß Erfurt bleibt nach einem 0:0 gegen Chemnitz Spitze.

Vor 15 Jahren schießt Thomas Häßler ein Tor, das ihn schmerzen muss. Er entscheidet damit das Spiel seines Karlsruher SC gegen seinen Ex-Klub 1. FC Köln (1:0) auf für ihn typische Art – per Freistoß. „Es war eines meiner wichtigsten Tore“, sagt der Weltmeister zu denjenigen Journalisten, die auch zwei Stunden nach Abpfiff noch auf ihn warteten. Er musste zuvor zur Doping-Kontrolle und fand nach drei Bier mutige Worte: „Wir können uns nur selbst schlagen.“

2. September

Vor 80 Jahren gibt es bereits das Montagsspiel in der zweiten Liga – allerdings in England. Tottenham Hotspur schlägt zum Saisonstart 1930/1931 den FC Burnley mit 8:1.

Vor 30 Jahren feiern die Fans des 1. FC Kaiserslautern ihren neuen Stürmer Friedhelm Funkel: In seinem ersten Einsatz für den FCK schießt er beim 3:2 gegen 1860 München alle Lauterer Tore. FCK-Legende Fritz Walter verpasst das Beste und flüchtet sieben Minuten vor Schluss vom Betzenberg – die Nerven. „Ich halte das nicht mehr aus“, sagt der 60-Jährige. Prompt fällt das 3:2.

Vor zehn Jahren startet Deutschland in Hamburg in die WM-Qualifikation. Im ersten Länderspiel im neuen Volkspark-Stadion wird Griechenland verdient und weitgehend überzeugend mit 2:0 bezwungen. Es ist der zweite Sieg im zweiten Spiel unter Teamchef Rudi Völler. Der Berliner Sebastian Deisler stellt früh (17. Minute) die Weichen, erst ein Eigentor von Ouzinidis bedeutet nach 75 Minuten die Entscheidung. Oliver Kahn lobt Völler: „Er hat wieder eine klare Hierarchie in die Mannschaft gebracht.“

3. September

Vor 60 Jahren findet der zweite Spieltag der Oberliga statt.

Vor 30 Jahren wechselt der Tabellenführer der Bundesliga nach einer englischen Woche. Der HSV verdrängt durch ein 3:0 in Köln Fortuna Düsseldorf, das am Vortag 1:2 in Dortmund unterliegt. Verfolger Nummer eins ist Meister FC Bayern, der Schalke 04 mit 5:1 aus dem Olympiastadion verabschiedet, die Stürmer Karl-Heinz Rummenigge und Dieter Hoeneß treffen doppelt.

Vor 15 Jahren ist die Welt der Bayern-Fans ebenfalls in Ordnung. Nach dem 2:0 im Derby gegen 1860 sind die „Roten“ Erster und die „Blauen“ Letzter in der Bundesliga. Idealzustand nennt man das bei den Roten. Nur Jürgen Klinsmann mäkelt über seine Auswechslung durch Otto Rehhagel und klagt: „Ich bekomme zu wenig Bälle.“

[bild2]

Vor fünf Jahren enttäuscht die Nationalmannschaft beim Testspiel in der Slowakei. In Bratislava unterliegt die Elf von Jürgen Klinsmann mit 0:2, beide Tore erzielt der Wolfsburger Miroslav Karhan. Der ist dennoch nicht rundum glücklich und betrachtet die Kulisse von 9000 Zuschauern als „Schande“. Für den Kicker dagegen markiert das Spiel einen „Tiefpunkt“ der Klinsmann-Ära. Der Bundestrainer bleibt unerschütterlich: „Von unserem Ziel, Weltmeister zu werden, werden wir in keinster Weise abrücken. Wieso auch?“

4. September

Vor 100 Jahren trennt Hertha BSC und Werder Bremen ebenfalls mindestens eine Klasse. Nach dem Testspiel in Berlin schreibt die "Neue Sport Woche" jedenfalls: „Wie bei der augenblicklich schwachen Form der Hertha-Elf zu erwarten war, behielten die Gäste mit 3:2 die Oberhand.“

Vor 50 Jahren warten die Oberligen am dritten Spieltag mit diversen Kantersiegen auf. Im Westen "überfährt" der 1. FC Köln den VfL Bochum auf dessen Platz mit 6:1 (2:1). Beim Westmeister überragen die Nationalspieler Hans Schäfer und Karl-Heinz Schnellinger sowie Doppeltorschütze Christian Müller, während der "Fußball Sport" Bochums Abwehr attestiert, „konditionell noch nicht auf dem Posten“ zu sein. Im Süden schlägt der 1. FC Nürnberg Bayern Hof mit 8:0, was zur Pause (1:0) noch keiner der 17.000 Zuschauer erwartet hat.

Nürnbergs Traumstart mit nun 16:1-Toren bei drei Siegen führt direkt an die Tabellenspitze, von der Bayern München (2:3 beim FSV Frankfurt) und Vorjahres-Meister Eintracht Frankfurt (2:5 in Karlsruhe) nur träumen können. Im Norden beeindruckt Werder Bremen (7:1 gegen Bremerhaven 93), während Eintracht Braunschweig in Oldenburg (1:1) auch sein viertes Spiel unentschieden gestaltet.

5. September

Vor 90 Jahren wird das Olympische Finale in Antwerpen abgebrochen: Die Mannschaft der Tschechoslowakei verlässt nach 40 Minuten beim Stand von 2:0 für Belgien aus Protest gegen den englischen Schiedsrichter Lewis den Platz. Belgien wird daraufhin zum Sieger erklärt.

Vor 50 Jahren erheitert diese Agentur-Meldung aus Skandinavien die Fußball-Welt. Ein Spiel zwischen einer norwegischen Provinzauswahl auf den Färöer-Inseln wird abgesagt, „weil das Nahen einer Herde von Pottwalen gemeldet wurde, die Kurs auf die Färöer nahmen.“ Daraufhin bitten die Gastgeber um eine Verschiebung um acht Tage, denn „Fußballer kann man immer begrüßen, Wale aber nicht. Deshalb müssen unsere Leute auf Waljagd statt auf Torjagd gehen.“ Die Norweger haben vollstes Verständnis.

Vor 40 Jahren verteidigt Rot-Weiß Essen die Tabellenführung. Bei Bayern München ertrotzen die Westdeutschen nach 0:2-Rückstand ein 2:2, Willi "Ente" Lippens gleicht aus. Damit bleibt es bei zwei Heimsiegen am 4. Spieltag 1970/71, an dem die Gäste gleich fünf Mal triumphieren. Allen voran Uwe Seelers HSV (3:0 in Hannover) und Meister Borussia Mönchengladbach (2:0 in Bielefeld).