DFB-Wochenschau: Ökland-Tor und die "Wut-Rede" von Lyon

9. März

Vor 70 Jahren bestreitet die Nationalmannschaft mitten im Krieg ein Länderspiel. In Stuttgart wird die Schweiz vor 60.000 Zuschauern 4:2 (1:1) geschlagen, es ist der fünfte Heimsieg in Folge. Der spätere Bundestrainer Helmut Schön trifft zweimal, weiterhin Fritz Walter und der Düsseldorfer Stanislaus Kobierski. Die Entscheidung fällt in den ersten sechs Minuten nach Wiederbeginn, als gleich drei Tore fallen. Die Schweizer verschießen in der ersten Hälfte einen Elfmeter.

Der Ligabetrieb geht trotzdem weiter, ohne Nationalspieler. Der HSV schraubt seine eindrucksvolle Bilanz auf 36:0 Punkte hoch, gewinnt bei Viktoria Hamburg nach 1:3 noch mit 7:3. Im Niedersachsen-Gau, Staffel Süd, sehen 10.000 Zuschauer das Spitzenspiel der Rivalen Eintracht Braunschweig und Hannover 96. Eintracht gewinnt 4:1 und vermasselt den erstmals 1940/1941 bezwungenen 96ern vorläufig die Meisterschaft. Der Kicker schreibt: „Es war ein herrlicher Kampf… ein Spiel, von dem man getrost sagen kann, dass es Friedensformat hatte.“ Denn auch der Fußball unterliegt im Krieg anderen Kriterien, nicht alle Mannschaften haben gleich viele Spieler an der Front. Nur Meister Schalke 04 ist durch nichts zu erschüttern, das 8:0 gegen Arminia Marten ist der 18. Sieg im 19. Spiel. Im Grunde sind sie nicht mal mehr berichtenswert, die Schalker Schützenfeste im Westfalen-Gau. Der Kicker glaubt „der besonders diesmal großen Raumnot entgegenkommen zu können, indem wir uns einen ausführlichen Bericht sparen“. Immerhin wird der viermalige Torschütze Herbert Burdenski erwähnt.

Vor 40 Jahren entlässt Bundesligist 1. FC Kaiserslautern Trainer Gyula Lorant, der während der Saison mit dem 1. FC Köln verhandelt und sich auch geeinigt hat. Lorant ärgert sich: „Ich bin extra mit dem Zug nach Köln gefahren, es sollte nicht bekannt werden“. Wird es aber, der FCK spricht von einem „erschütterten Vertrauensverhältnis“ und schickt den Ungarn vom Hof. Am selben Tag unterliegt Lorants neuer Klub bei Arsenal London im Messe-Cup 1:2, das für das Rückspiel wertvolle Auswärtstor erzielt Karl-Heinz Thielen.

Vor 20 Jahren geht es am Betzenberg hoch her. Der heimische 1. FCK verpasst die Chance, dem Spitzenduo Werder/Bayern näher auf die Pelle zu rücken. Gegen Dortmund trennt man sich 2:2, zweimal gehen die Gäste in Führung, zweimal gleicht der FCK aus. Den Sieg vergibt Reiner Ernst, der mit einem Elfmeter an Teddy de Beer scheitert. Auch die 25-minütige Überzahl nach Platzverweis für Gorlukowitsch kann die Feldkamp-Elf nicht nutzen, es reicht nur noch zum Punkt durch das 2:2 des eingewechselten Bernhard Winkler. Überhaupt ist es der Tag der Joker-Tore - viermal stechen die Joker an diesem Wochenende im März 1991. In der 2. Bundesliga sorgt ein für die Tabelle irrelevantes Resultat für Aufsehen. Im 23. Saisonspiel feiert Auf- und Wiederabsteiger Schweinfurt 05 endlich seinen ersten Saisonsieg - 3:1 über Waldhof Mannheim. Nie hat ein Zweitligist länger auf einen Sieg warten müssen. „Jetzt macht Fußball wieder Spaß“, sagt Torschütze Carsten Weiß. Waldhof-Profi Dieter Hecking, heute Nürnbergs Trainer, knurrt: „Irgendwer musste ja einmal gegen Schweinfurt verlieren. Nun sind wir die Gelackmeierten.“

Vor fünf Jahren setzt es im UEFA-Cup Niederlagen für die deutschen Vertreter. Der HSV ist nach dem 0:2 bei Rapid Bukarest fast schon ausgeschieden, für Schalke 04 sieht es nach einem 0:1 bei US Palermo etwas besser aus, das Viertelfinale zu erreichen.

10. März

Vor 80 Jahren suchen Vereine selbst Interimstrainer noch per Inserat. So liest man im Kicker: „Welcher erfahrene Trainer übernimmt das Training einer erstklassigen mitteldeutschen Mannschaft auf zunächst vier Wochen? Angebote mit Entschädigungsansprüchen und Antrittstermin erbeten unter Nr. 1805 an den Kicker.“



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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

7. März

Vor 80 Jahren haben in Englands First Division bereits drei Mannschaften die 100-Tore-Marke genommen. Nach Tabellenführer Sheffield Wednesday ziehen an diesem Samstag anno 1931 auch Arsenal London und Aston Villa nach. In jener Saison fallen auf der Insel 3,94 Tore pro Erstligaspiel, mehr fielen zuletzt 1891/1892 (4,26).

Vor 30 Jahren verneigt sich die Bundesliga vor dem Norweger Arne-Larsen Ökland. Nicht nur, weil er binnen 24 Minuten für Bayer Leverkusen alle Tore zum 3:0 gegen Meister Bayern München schießt, sondern auch, weil er auf ein viertes verzichtet. Sein Schuss in der 72. Minute streift nur das Außennetz und springt von der Torstange zurück, so dass ihn viele Fans und Schiedsrichter Horeis aus dem Netz prallen sehen. Ökland meldet den Irrtum, Horeis gibt ihm die Hand und erklärt: „So was habe ich noch nie erlebt.“ Ökland tat dies beim Stand von 3:0, aber auch bei 0:0 hätte er nach eigener Aussage die Wahrheit gesagt: „Ich glaube schon, denn die Bundesliga ist in jeder Hinsicht fair.“

Tabellenführer HSV nutzt die Gunst der Stunde und setzt sich nach dem 2:1 gegen Gladbach um zwei Punkte ab. Den elften Heimsieg in Folge sichern Treffer von Ivan Buljan und Felix Magath. Im Keller wird es für Schlusslicht Bielefeld etwas heller, die Arminen schlagen Borussia Dortmund durch ein Tor von Christian Sackewitz 1:0. Der Vorletzte Schalke 04 geht zu Hause gegen Fortuna Düsseldorf unter - 0:4.

Vor zehn Jahren, kurz nach Mitternacht, wird beim FC Bayern München eine berühmte "Wut-Rede" gehalten. Präsident Franz Beckenbauer kann nach dem 0:3 bei Olympique Lyon nicht zur Tagesordnung übergehen und lässt seinem Ärger auf dem Bankett freien Lauf. Sie beginnt so: „Es war eine Blamage, kein Fußball, eher eine andere Sportart. Aber das hatte sich ja schon angedeutet in letzter Zeit. Das war Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft, Altherren-Fußball.“ Kapitän Stefan Effenberg wehrt sich: „Kritik geht in Ordnung, aber nicht unter der Gürtellinie.“ Man wird später dennoch sagen, dass die Rede von Lyon am kommenden Triumph in der Champions League nicht ganz unschuldig gewesen sein soll. Am selben Tag übernimmt Christoph Daum wieder einen Verein, den er schon kennt: Bei Besiktas Istanbul löst er Nevio Scala ab.

Vor fünf Jahren scheidet Werder Bremen trotz guter Leistung bei Juventus Turin aus der Champions League aus. Zwei Minuten vor Schluss steht es noch 1:1, was nach dem 3:2 im Hinspiel reichen würde, da lässt Torwart Tim Wiese nach einer Parade den Ball vor die Füße von David Trezeguet fallen - und fertig ist die Werder-Pleite. Der Sünder beeindruckt durch Reue: „Das hat das ganze Spiel kaputt gemacht. Ich stelle mir diese Frage: Warum bin ich eigentlich Torwart geworden?“

8. März

Vor 80 Jahren behauptet die SpVgg. Fürth die Tabellenführung in der Endrunde um die Süddeutsche Meisterschaft. Beim 4:1 gegen Wormatia Worms fallen die entscheidenden Treffer aber erst, als die Gäste nach zwei Platzverweisen und einer Verletzung nur noch zu acht sind. Der Karlsruher FV hält Anschluss und schlägt die Bayern vor 6000 Zuschauern mit 2:0. Reichstrainer Otto Nerz macht sich selbst ein Bild von den Kandidaten, die in der kommenden Woche zum allerersten Länderspiel gegen Frankreich auflaufen sollen. Waldhof Mannheim besiegt vor 8000 Zuschauern Eintracht Frankfurt 2:1, Weidinger trifft doppelt.

Vor 75 Jahren kommt Bayern München in der Gauliga unter die Räder. Auf dem Fürther Ronhof setzt es ein 2:6 gegen die Spielvereinigung, deren überragender Mittelstürmer Jakob Becher fünf Tore erzielt. Damit haben die Fürther auch ihrem Ortsrivalen 1. FC Nürnberg (0:0 bei 1860 München) einen Gefallen getan, denn dem Club ist die bayerische Gaumeisterschaft nun nicht mehr zu nehmen. „So vergnügte Gesichter, wie sie 7000 Fürther und Nürnberger am Sonntag auf dem Fürther Ronhof zur Schau trugen, hat man schon lange nicht mehr gesehen“, schreibt die Fußball Woche nach dem eher ungewöhnlichen Akt fränkischer Nachbarschaftshilfe.

In Baden ist die Gaumeisterschaft noch offen, aber Waldhof Mannheim ist nach dem 5:0 gegen 1. FC Pforzheim erster Kandidat. „Otto Sifflings großer Tag“, titelt die Fußball Woche. Dem Nationalspieler gelingen drei Tore. 18.000 Zuschauer, die 1936 bereits zum vierten Mal für ein ausverkauftes Haus sorgen, sind begeistert .

Vor 50 Jahren gewinnt die Nationalmannschaft in Frankfurt gegen Belgien mit 1:0. Das Tor des Tages in diesem Testspiel erzielt der Hamburger Gerd „Charly“ Dörfel nach 34 Minuten. Nach 90 Minuten gibt es ein gellendes Pfeifkonzert, 65.000 sind enttäuscht von der Herberger-Elf.

Vor 25 Jahren erlebt Meister Bayern München in der Bundesliga einen rabenschwarzen Tag. Gegen den Vorletzten Fortuna Düsseldorf kommen nur 10.000 Fans im Olympiastadion und die reiben sich verwundert die Augen. Zur Pause steht es 0:2, kurz danach gar 0:3. Fortune Ralf Dusend macht das Spiel seines Lebens und schießt zwei Tore, auch Holger Fach überwindet Jean-Marie Pfaff. Der Belgier löst Raimond Aumann ab, der zu allem Übel mit Kreuzbandriss ausgewechselt werden muss. Im Endspurt verkürzen Hans Pflügler und Sören Lerby noch auf 2:3, 20 Torchancen werden gezählt, aber am Ende steht die zweite Heimniederlage der Bayern 1985/1986. „Die Bayern verzweifelten an Jörg Schmadtke“, stellt der Kicker die Taten des Fortuna-Torwarts heraus, der heute Sportdirektor in Hannover ist.

Da ist es nur ein schwacher Trost, dass sich Tabellenführer Werder Bremen zu einem 0:0 gegen Bochum quält, wächst doch der Rückstand auf vier Punkte.

Vor zehn Jahren trifft der 1. FC Kaiserslautern als letzter Bundesliga-Vertreter im UEFA-Cup auf PSV Eindhoven. Ein Elfmeter von Harry Koch zum 1:0-Endstand sorgt für ein dünnes Polster, Torwart Roman Weidenfeller verhindert mit etlichen Glanzparaden den Ausgleich.

Vor fünf Jahren erleidet der deutsche Fußball kurz nach dem 1:4 im Länderspiel in Florenz eine weitere Schlappe gegen italienische Kicker. In der Champions League gehen auch die Bayern mit dem gleichen Resultat in Mailand unter und scheitern schon im Achtelfinale am AC Milan. „Das Aus macht uns diese Saison nicht kaputt“, sagt Trainer Felix Magath.

9. März

Vor 70 Jahren bestreitet die Nationalmannschaft mitten im Krieg ein Länderspiel. In Stuttgart wird die Schweiz vor 60.000 Zuschauern 4:2 (1:1) geschlagen, es ist der fünfte Heimsieg in Folge. Der spätere Bundestrainer Helmut Schön trifft zweimal, weiterhin Fritz Walter und der Düsseldorfer Stanislaus Kobierski. Die Entscheidung fällt in den ersten sechs Minuten nach Wiederbeginn, als gleich drei Tore fallen. Die Schweizer verschießen in der ersten Hälfte einen Elfmeter.

Der Ligabetrieb geht trotzdem weiter, ohne Nationalspieler. Der HSV schraubt seine eindrucksvolle Bilanz auf 36:0 Punkte hoch, gewinnt bei Viktoria Hamburg nach 1:3 noch mit 7:3. Im Niedersachsen-Gau, Staffel Süd, sehen 10.000 Zuschauer das Spitzenspiel der Rivalen Eintracht Braunschweig und Hannover 96. Eintracht gewinnt 4:1 und vermasselt den erstmals 1940/1941 bezwungenen 96ern vorläufig die Meisterschaft. Der Kicker schreibt: „Es war ein herrlicher Kampf… ein Spiel, von dem man getrost sagen kann, dass es Friedensformat hatte.“ Denn auch der Fußball unterliegt im Krieg anderen Kriterien, nicht alle Mannschaften haben gleich viele Spieler an der Front. Nur Meister Schalke 04 ist durch nichts zu erschüttern, das 8:0 gegen Arminia Marten ist der 18. Sieg im 19. Spiel. Im Grunde sind sie nicht mal mehr berichtenswert, die Schalker Schützenfeste im Westfalen-Gau. Der Kicker glaubt „der besonders diesmal großen Raumnot entgegenkommen zu können, indem wir uns einen ausführlichen Bericht sparen“. Immerhin wird der viermalige Torschütze Herbert Burdenski erwähnt.

Vor 40 Jahren entlässt Bundesligist 1. FC Kaiserslautern Trainer Gyula Lorant, der während der Saison mit dem 1. FC Köln verhandelt und sich auch geeinigt hat. Lorant ärgert sich: „Ich bin extra mit dem Zug nach Köln gefahren, es sollte nicht bekannt werden“. Wird es aber, der FCK spricht von einem „erschütterten Vertrauensverhältnis“ und schickt den Ungarn vom Hof. Am selben Tag unterliegt Lorants neuer Klub bei Arsenal London im Messe-Cup 1:2, das für das Rückspiel wertvolle Auswärtstor erzielt Karl-Heinz Thielen.

Vor 20 Jahren geht es am Betzenberg hoch her. Der heimische 1. FCK verpasst die Chance, dem Spitzenduo Werder/Bayern näher auf die Pelle zu rücken. Gegen Dortmund trennt man sich 2:2, zweimal gehen die Gäste in Führung, zweimal gleicht der FCK aus. Den Sieg vergibt Reiner Ernst, der mit einem Elfmeter an Teddy de Beer scheitert. Auch die 25-minütige Überzahl nach Platzverweis für Gorlukowitsch kann die Feldkamp-Elf nicht nutzen, es reicht nur noch zum Punkt durch das 2:2 des eingewechselten Bernhard Winkler. Überhaupt ist es der Tag der Joker-Tore - viermal stechen die Joker an diesem Wochenende im März 1991. In der 2. Bundesliga sorgt ein für die Tabelle irrelevantes Resultat für Aufsehen. Im 23. Saisonspiel feiert Auf- und Wiederabsteiger Schweinfurt 05 endlich seinen ersten Saisonsieg - 3:1 über Waldhof Mannheim. Nie hat ein Zweitligist länger auf einen Sieg warten müssen. „Jetzt macht Fußball wieder Spaß“, sagt Torschütze Carsten Weiß. Waldhof-Profi Dieter Hecking, heute Nürnbergs Trainer, knurrt: „Irgendwer musste ja einmal gegen Schweinfurt verlieren. Nun sind wir die Gelackmeierten.“

Vor fünf Jahren setzt es im UEFA-Cup Niederlagen für die deutschen Vertreter. Der HSV ist nach dem 0:2 bei Rapid Bukarest fast schon ausgeschieden, für Schalke 04 sieht es nach einem 0:1 bei US Palermo etwas besser aus, das Viertelfinale zu erreichen.

10. März

Vor 80 Jahren suchen Vereine selbst Interimstrainer noch per Inserat. So liest man im Kicker: „Welcher erfahrene Trainer übernimmt das Training einer erstklassigen mitteldeutschen Mannschaft auf zunächst vier Wochen? Angebote mit Entschädigungsansprüchen und Antrittstermin erbeten unter Nr. 1805 an den Kicker.“

Vor 40 Jahren kassiert der FC Bayern an der legendären Anfield Road eine derbe Schlappe. Im Achtelfinal-Hinspiel des UEFA-Cups gewinnt der FC Liverpool klar mit 3:0, Evans schießt alle Tore.

Vor zehn Jahren gibt es in der Bundesliga einen Führungswechsel. Die von Beckenbauers Wutrede angestachelten Bayern schlagen Energie Cottbus 2:0 und profitieren von Dortmunds 2:2 in Freiburg. Überhaupt verlassen 16 Mannschaften ihre Position in der Tabelle, nur Werder Bremen (7.) und der VfL Bochum (18.) bleiben auch nach dem 25. Spieltag wo sie sind. Bei Bochums 2:3 gegen den 1. FC Köln gibt es vier Platzverweise, seltsamerweise drei davon für die siegreichen Gäste (Sichone, Lottner und Springer). Erstmals in der Historie gewinnt eine Mannschaft, die nur noch mit acht Spielern vom Feld geht, ein Bundesligaspiel. Trainer Ewald Lienen sagt: „Es war ein Erlebnis, dabei zu sein!“ Schiedsrichter Lutz-Michael Fröhlich sagt: „Alle Platzverweise waren in Ordnung.“

Vor fünf Jahren macht die Frankfurter Oberstaatsanwaltschaft neue Ermittlungen im Zusammenhang mit möglichen Wettmanipulationen öffentlich. Es kommt zu Vernehmungen und Hausdurchsuchungen. Im Fokus stehen vorerst ein Zweitligaspiel und vier aus der Regionalliga. Auslöser der Ermittlungen ist die Anzeige eines Eschborner Spielers, den Wettbetrüger auf dem Handy angerufen haben - dummerweise nicht mit unterdrückter Nummer.

11. März

Vor 60 Jahren fallen in der Oberliga Süd 43 Tore, und wie es scheint, kommt es in der Abrechnung auf jedes einzelne an: VfB Mühlburg (6:2 gegen Eintracht Frankfurt) und der 1. FC Nürnberg (4:1 beim VfR Mannheim) sind sechs Runden vor Schluss punktgleich. Das Torverhältnis, also der Quotient, spricht mit zwei Hundertstel für den VfB (1,94) gegenüber dem Club (1,92). Anno 1951 brauchen Fans noch einen Taschenrechner, um nach Abpfiff die Tabelle zu ermitteln. Nürnbergs Sieg beendet übrigens eine kuriose Serie: Der VfR Mannheim hat 1950/1951 bis dahin zwar jedes (!) Auswärtsspiel verloren, aber zu Hause nie.

Im 14. Anlauf hat es den Meister von 1949 erwischt, und das Mannheimer Publikum spendet auch noch Beifall für den Gast: „Noch selten wurde eine fremde Mannschaft in Mannheim so begeistert angefeuert wie der Club“, meldet das Sport Magazin. Der erste Verfolger des Spitzenduos spielt nur Remis, wobei der VfB Stuttgart über das 3:3 nach 1:3 in Darmstadt heilfroh sein kann: Otterbach gleicht mit Abpfiff aus. Der FSV Frankfurt bleibt im Rennen, das 2:1 gegen Kickers Offenbach ist jedoch ein Skandalspiel. Als der Schiedsrichter statt Elfmeter nur indirekten Freistoß für den FSV gibt, rennen Zuschauer aufs Feld, Polizei muss für Ordnung sorgen. „FSV gegen Kickers? Das Schönste war der Schlusspfiff“, titelt das Sport Magazin und empfiehlt, was damals noch keine Selbstverständlichkeit ist: „Die Lehre: Zuschauer vom Innenraum weg!“

Im Westen ist Borussia Dortmund vom Pech verfolgt. Das Spitzenspiel bei Fortuna Düsseldorf verliert der BVB vor 26.000 am Flinger Broich durch ein Eigentor von Koschmieder - und am Grünen Tisch werden am Vortag zwei Punkte aberkannt, da der Spieler Meinssen zum Saisonstart beim 5:0 gegen Mönchengladbach nicht spielberechtigt gewesen sein soll. Der Fall um ein angeblich vordatiertes Einschreiben, das Meinssens rechtzeitige Abmeldung beim Ex-Klub nachweisen sollte, beschäftigt die Sportgerichte nun schon acht Monate. Der BVB kann noch Revision einlegen. Am wenigsten Mitleid verspürt Nachbar Schalke 04, der in Duisburg 2:2 spielt und die Spitze verteidigt. Im Norden wird das Meisterrennen eine rein Hamburger Sache: Der HSV baut durch das 2:0 über den Bremer SV seinen Vorsprung auf St. Pauli (0:0 in Osnabrück) auf drei Punkte aus.

Vor fünf Jahren spricht alles von Nürnbergs Robert Vittek. Der Slowake fabriziert beim 4:3 in Köln einen echten Hattrick und stellt einen Bundesligarekord ein: Inklusive seines Dreierpacks in der Vorwoche hat er die letzten sechs Nürnberger Tore erzielt. Sechsmal in Folge immer derselbe Torschütze - das schaffte bis dato nur einer in der Bundesliga: Kaiserlautens Karl-Heinz Vogt 1971.

Ansonsten ist es nicht der Tag der Torjäger. Elf von 18 Mannschaften gehen leer aus, gleich drei Bundesligapaarungen enden 0:0 - auch ein Rekord. Bei Hertha BSC platzt dagegen nach 13 sieglosen Pflichtspielen der Knoten, bei Werder Bremen gelingt der höchste Auswärtssieg der Saison 2005/2006 (3:0). Der nach seinem Patzer von Turin (siehe 7. März) von den Fans mit Transparenten aufgebaute Tim Wiese zeigt wieder Nerven und verschuldet das 0:1 durch Kevin-Prince Boateng.

12. März

Vor 100 Jahren erlebt der Fußball in Berlin einen großen Tag. 4000 Zuschauer kommen zum Spitzenspiel zwischen Viktoria und Preußen und sorgen nicht nur für Chaos an den Kassen, sondern auch für eine Rekordeinnahme von 1900 Reichsmark in Preußens Verbandsligafußball (1. Klasse). Unter den Zuschauern sind auch die Enkel des Kaisers. „Ein besseres Zeichen dafür, dass der Fußball ‚en marche’ (im Kommen, die Red.) ist, konnte wohl nicht geliefert werden“, stellt die Neue Sport Woche fest. Auch die Aktiven machen Werbung für ihren Sport. Beide Teams protestieren auf ihre Weise gegen unberechtigte Elfmeter, in dem sie den Ball extra lasch den Torhütern in die Arme schießen. Den Anfang macht der Preuße Herbst, Nationalspieler Helmut Röpnack von Viktoria tut es ihm gleich. Die Zeitung lobt: „Das moralische Gleichgewicht ist wieder hergestellt und dem ganzen Spiel damit eine ernste vornehme Note gegeben.“ Zwei absichtlich verschossene Elfmeter in einem Spiel, in dem es um die Meisterschaft geht - anno 1911 ist das noch möglich. Viktoria gewinnt mit 4:2 und verdirbt Preußen die vorzeitige Meisterfeier.

Weitere auffällige Meisterschaftsresultate dieses Sonntags: SC Erfurt gegen Preußen Halberstadt 10:0, VfB Leipzig gegen Cöthener FC 7:1, Werder Bremen gegen Victoria Hamburg 2:5.

Vor 50 Jahren kassiert der souveräne Tabellenführer des Südens, der 1. FC Nürnberg, vor 18.000 am Bornheimer Hang seine vierte Niederlage 1960/1961. Abstiegskandidat FSV Frankfurt gewinnt 2:1; nach drei Minuten steht es bereits 1:1, nach 61 entscheidet Buchenau das Spiel. Wichtiger ist der Kampf um Platz zwei, der auch zur Meisterendrunde berechtigt. Eintracht Frankfurt nimmt ihn an jenem Sonntag dank eines 3:1 in Schweinfurt und einer Offenbacher Pleite beim VfB Stuttgart (1:2) ein.

Im Norden gibt Meister HSV gegen St. Pauli (2:2) den erst vierten Punkt im 23. Spiel ab. Uwe Seeler geht leer aus, dafür trifft Bruder Dieter vor 15.000 am Rothenbaum. Werder Bremen (4:1 bei Concordia Hamburg) verdrängt Hannover 96 (0:0 gegen Heider SV) von Platz zwei, Pico Schütz macht mit einem Doppelschlag alles klar für die Grün-Weißen. Auch Borussia Dortmund hat einen Torschützen namens Schütz, Vorname Jürgen. Beim 5:0 über Hamborn 07 trifft der Nationalspieler viermal für den Tabellenführer, dessen Vorsprung nach dem 1:1 zwischen Oberhausen und Schalke am Vortag (das live übertragen wird) auf drei Zähler angewachsen ist. Der 1. FC Köln meldet die Rekordkulisse dieses Sonntags in Deutschland, 40.000 sehen das 4:2 im Verfolgerduell gegen Westfalia Herne, Weltmeister Hans Schäfer schießt zwei Tore gegen Hans Tilkowski im Herner Kasten. Schlusslicht RW Essen schöpft nach einem 3:0 (zweimal Penny Islacker) gegen den Duisburger SV neue Hoffnung.

Vor 25 Jahren feiert die Nationalmannschaft ihren höchsten Sieg über Rekord-Weltmeister Brasilien (2:0). Im Vorfeld der WM 1986 in Mexiko überzeugt die Auswahl von Franz Beckenbauer in Frankfurt. Schon nach 120 Sekunden gelingt Hans-Peter Briegel ein Kopfballtor, zwei Minuten vor dem Abpfiff markiert Joker Klaus Allofs nach Vorlage von Heinz Gründel das entscheidende 2:0. Bestnoten erhalten Torwart Toni Schumacher, Libero Matthias Herget, Mittelfeldtalent Olaf Thon und Briegel. Kaiser Franz dämpft die Euphorie: „Das große Spiel, das sich viele versprochen haben, war es sicher nicht.“

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Vor 20 Jahren entlässt Bundesliga-Schlusslicht Hertha BSC Trainer Pal Csernai, der nur 118 Tage im Amt gewesen ist. Die Spieler haben nichts dagegen, „er konnte uns nicht mehr motivieren“, sagt Uwe Rahn. Dritter Übungsleiter der Saison wird der 35-jährige Peter Neururer, der zunächst mal eine Sprachregelung festlegt: „Das Wort Abstieg streiche ich den Spielern aus dem Gedächtnis.“

13 März

Vor 90 Jahren spielt eine Berlin-Auswahl in Budapest und ertrotzt vor 35.000 Zuschauern ein 2:2. Die Berliner Tore markieren Wolter und Montag.

In der Süddeutschen Meisterschaft feiert Eintracht Frankfurt am ersten Spieltag vor 8000 Zuschauern ein 2:0 über Waldhof Mannheim. Tabellenführer in der Vierergruppe ist Topfavorit 1. FC Nürnberg, der Kickers Offenbach 5:0 schlägt.

Vor 40 Jahren ist der Winter noch nicht auf dem Rückzug, vier Bundesligaspiele fallen aus. Da wo gespielt wird, gewinnt die Heimmannschaft - wie am Bieberer Berg, wo der neue Offenbacher Trainer Kuno Klötzer gleich zum Einstand dem Anhang ein 5:0 gegen Arminia Bielefeld serviert. Auf den Rängen sind „Kuno“-Sprechchöre zu vernehmen, in der Tabelle glückt der Sprung von Platz 17 auf 15. Zwei Tore erzielt Helmut Nerlinger, Vater des heutigen Sportdirektors beim FC Bayern. Die Münchner haben auch ihre Freude an diesem März-Tag 1971, der HSV wird 6:2 abgekanzelt. Gerd Müller trifft dreimal, während Uli Hoeneß ein ausgesprochen seltenes Kunststück gelingt - ein Kopfballtor. Schalke 04 wahrt seine allerdings geringen Titelchancen durch ein 4:1 über Abstiegskandidat Eintracht Frankfurt, die ihre achte Auswärtspleite in Serie quittiert. Schalkes Trainer Friedel Rausch ist nicht besonders stolz auf den Sieg: „Mit diesem Ergebnis bin ich nicht zufrieden. Gegen diese schwache Abwehr hätten mindestens acht Tore fallen müssen.“