DFB-Wochenschau: Kutzop-Elfmeter und Bayern-Aus

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

18. April

Vor 40 Jahren wird zum ersten Mal das Tor des Monats in der ARD gewählt. Die TV-Zuschauer entscheiden sich für den Freistoß von Gerhard Faltermeier von Jahn Regensburg im Regionalligaspiel gegen VfR Mannheim drei Wochen zuvor. Moderator Oskar Klose übergibt die allererste Medaille dieses noch immer bestehenden Wettbewerbs.

Vor 30 Jahren sind Bayern München und der Hamburger SV punktgleich an der Spitze, auch die Tordifferenz ist nach dem 4:1 des HSV (2 Kaltz-Elfmeter) gegen Bielefeld identisch mit der der Bayern, die durch einen Rummenigge-Freistoß 1:0 in Nürnberg gewinnen. Nur nach erzielten Toren (68) sind die Bayern besser als der HSV (67). Es ist die knappste Tabellenführung der Bundesliga-Historie nach 29 Spieltagen.

Auch im Keller bleibt es dramatisch; ab Platz 14 wird gezittert. 1860 München, Nürnberg und Schalke sind punktgleich, Uerdingen liegt einen Punkt zurück, Bielefeld zwei. Einziger Sieger des Quintetts sind die Münchner Löwen, die im Abstiegsgipfel Schalke 04 mit 3:1 schlagen. Das beste Spiel ist jedoch ein Mittelfeldduell: Mönchengladbach gewinnt vor 30.000 das Derby in Köln mit 3:2, Harald Nickel (2) und Uwe Rahn treffen für die Elf von Jupp Heynckes. Der 21jährige Lothar Matthäus lobt: „Unter Jupp Heynckes macht es allen unheimlich Spaß. Bei uns will keiner weg.“

Am Abend wird bekannt: Bundestrainer Jupp Derwall holt Paul Breitner nach fünf Jahren zurück in die Nationalmannschaft. Der Bayern-Star steht im Aufgebot für das WM-Qualifikationsspiel gegen Österreich.

Vor 25 Jahren verbessert die Überraschungsmannschaft von Bayer Uerdingen ihren Vereinsrekord. Das 6:2 gegen den 1. FC Nürnberg ist bereits das zehnte Spiel ohne Niederlage, obwohl die Krefelder wegen der Nachholspiele und Europacup-Terminen kaum noch zum trainieren kommen. Peter Loontiens erzielt drei Treffer.

Vor zehn Jahren zieht der FC Bayern ins Halbfinale der Champions League ein. In München wird Manchester United nach dem 1:0 im Hinspiel erneut bezwungen – Giovane Elber und Mehmet Scholl treffen beim 2:1 vor der Pause, Ryan Giggs verkürzt nur noch. 60.000 Fans freuen sich über die gelungene Revanche für das tragisch verlorene Finale 1999.

Kuriosum am Rande: Ein englischer Fan schmuggelt sich vor dem Spiel unbemerkt aufs Mannschaftsfoto von Manchester. Mit einem Fotografen-Leibchen ist er in den Innenraum gelangt, dann steht er plötzlich im weißen Trikot neben Roy Keane. Die Armbanduhr verrät ihn jedoch. Auch wer von den Fotografen bis zwölf zählen kann, ahnt zumindest, dass da etwas nicht stimmt. Ordner führen den Möchtegern-Kicker ab, doch er wird es wieder tun: beim Champions League-Finalsieg von Manu anno 2008 in Moskau.

19. April

Vor 75 Jahren wird der zweite Endrunden-Spieltag zur Deutschen Meisterschaft ausgetragen. Topfavorit Schalke 04 gewinnt erneut, bei Ostpreußen-Meister Hindenburg Allenstein (4:1) treffen Gellesch, Kalwitzki, Urban und Kuzorra. Das gleiche Resultat gibt es zwischen dem Berliner SV und Polizei Chemnitz, dabei führen die Berliner noch zur Pause. In Gruppe B sind nach den jüngsten Ergebnissen alle Mannschaften punktgleich. Werder Bremen kommt bei Vorwärts Gleiwitz unter die Räder (2:5), dabei steht es nach 75 Minuten noch 1:1. Das andere Spiel: Viktoria Stolp gegen Eimsbütteler TV 1:0.

In Gruppe C marschiert der 1. FC Nürnberg voran, in Jena gewinnt der Club 5:1. Die Stuttgarter Kickers schlagen Wormatia Worms 3:2. In Gruppe D fallen nur zwei Tore, und die erzielt Tabellenführer Fortuna Düsseldorf beim 2:0 gegen den CfR Köln 99. Hanau 93 und Waldhof Mannheim trennen sich 0:0. Die Zuschauerzahlen lassen zu wünschen übrig, mehr als 15.000 (in Berlin und Stuttgart) kommen nicht anno 1936 zu Endrundenspielen.

Vor 25 Jahren endet der 32. Spieltag 1985/1986. Der FC Bayern verpasst die große Chance, näher an Werder Bremen (zwei Tage zuvor 1:1 gegen Gladbach) heranzukommen: gegen Leverkusen heißt es in München nur 0:0. So hat Werder drei Tage vor dem Gipfeltreffen weiter zwei Punkte Vorsprung. Im Abstiegskampf steht die zweite Entscheidung fest: nach Hannover 96 muss auch der 1. FC Saarbrücken hinunter, Bochums Klaus Fischer schießt die Saarländer im eigenen Stadion in die 2. Liga (0:1).

Das muss auch der 1. FC Köln fürchten: nach dem 1:3 im Derby gegen Fortuna Düsseldorf sind die Geißböcke Fünfzehnter, obwohl oder weil sie im UEFA-Cup-Finale gegen Real Madrid stehen? Borussia Dortmund nimmt nach dem 0:4 beim VfB Stuttgart weiter den Relegationsplatz ein, Jürgen Klinsmann schießt die ersten beiden Tore.

Vor zehn Jahren blamiert sich der 1. FC Kaiserslautern im UEFA-Pokal-Halbfinale erneut. Nach dem 1:5 bei CD Alaves kassieren die Pfälzer auch auf dem Betzenberg eine Packung. Nach Youri Djorkaeffs frühem 1:0 glauben 31.000 Zuschauer noch an ein Wunder, doch dann ziehen die Spanier an und gewinnen gegen die Elf von Andreas Brehme 4:1.

20. April

Vor 70 Jahren verliert die Nationalmannschaft gegen die Schweiz. In Bern setzt sich der Gastgeber mit 2:1 durch, obwohl Deutschland exakt dieselbe Besetzung wie zwei Wochen zuvor beim triumphalen 7:0 gegen Ungarn aufbietet. Besonders ärgerlich: Die Blamage ereignet sich ausgerechnet an Adolf Hitlers Geburtstag. Der Wiener Willi Hahnemann bringt die Deutschen zwar in Führung, indem er Fritz Walters Vorlage nach 33 Minuten verwertet, aber Monnard (41.) und Amado (77.) drehen die Partie. 33.000 Zuschauer feiern die Sieger.

Vor 25 Jahren zieht Borussia Dortmund Konsequenzen aus der Krise. Trainer Pal Csernai wird entlassen, Nachfolger des Ungarn wird Reinhard Saftig.

Vor 20 Jahren gibt es in der Bundesliga nur einen Heimsieg, den Bayer Leverkusen beim 4:2 gegen Bochum vollbringt. Die Titelaspiranten spielen allesamt Remis. Der 1. FC Kaiserslautern erbeutet ein 2:2 beim VfB Stuttgart. Kurios: VfB-Profi Michael Frontzeck trifft binnen elf Minuten in beide Tore. FCK-Verfolger Werder Bremen patzt bei Abstiegsaspirant Bayer Uerdingen (0:0) und die Bayern spielen nur 2:2 gegen 1. FC Köln, für den Falko Götz kurz vor Schluss ausgleicht.

Vor zehn Jahren gewinnt Borussia Dortmund das Freitagsspiel der Bundesliga gegen Nachbar VfL Bochum 5:0. Während der BVB auf Platz drei vorrückt, bleibt der VfL Letzter.

21. April

Vor 50 Jahren muss im Südwesten der Taschenrechner den Oberliga-Meister ermitteln. Der 1. FC Saarbrücken setzt sich nach einem 5:1 gegen Ortsrivale Saar 05 durch und beendet die Saison mit 71:40 Toren, der punktgleiche Rivale Borussia Neunkirchen (5:1 bei Sportfreunde Saarbrücken) hat 72:43. Der Quotient spricht für den 1. FCS (1,775), Neunkirchen (1,675) muss sich geschlagen geben. Kleiner Trost: An der Meisterendrunde dürfen beide teilnehmen. Auch Eintracht Frankfurt hat sich als Süd-Zweiter hinter Nürnberg qualifiziert, das 1:1 bei Bayern Hof stellt die Weichen für die Hessen.

Im Westen ist zwei Spiele vor Schluss Schalke 04 aus dem Titelrennen ausgeschieden, eine blamable 1:2-Heimpleite gegen Marl-Hüls bedeutet für die Gäste zudem die Rettung. Um den Titel streiten noch der 1. FC Köln, den Weltmeister Hans Schäfer (zwei Tore) zum 3:0 gegen den Meidericher SV schießt. Borussia Dortmund lässt in Sodingen einen Punkt liegen (1:1), der nun zu Platz eins fehlt.

Nord-Meister HSV lässt nicht nach und feiert beim 2:0 über Hannover 96 seinen zwölften Auswärtssieg. In Gedanken sind die Rothosen jedoch längst beim FC Barcelona, der fünf Tage später zum Halbfinal-Rückspiel ins Volkspark-Stadion kommt. Folgerichtig schont Trainer Günther Mahlmann Uwe Seeler, Charly Dörfel und weitere Stammspieler. Schließlich ist es laut Sport Magazin „die schwerste Aufgabe der Nachkriegszeit“ für den HSV.

Vor zehn Jahren gibt es in der Bundesliga sechs Heimsiege. Im Spitzenspiel schlägt Tabellenführer Schalke 04 nach Rückstand Verfolger Hertha BSC (Tor: Deisler) mit 3:1. Bayern München gewinnt 2:0 in Frankfurt, Joker Michael Tarnat entscheidet das Spiel in letzter Minute. Uli Hoeneß ist erleichtert: „Wir hatten eine panische Angst, hier zu verlieren.“ Bayer Leverkusen verliert zumindest an Boden – nur 1:1 gegen den HSV. Gerüchte um die beabsichtigte Trennung von Trainer Berti Vogts machen die Runde.

22. April

Vor 60 Jahren feiert der HSV seine 14. norddeutsche Meisterschaft, die vierte in Folge. Ein furioses 6:4 gegen VfB Oldenburg macht im vorletzten Saisonspiel bereits alles klar. 12.000 am Rothenbaum feiern ihre Helden, die diesmal mehr Mühe als gewöhnlich haben: Zur Vorrunde war der HSV nur Fünfter. Ein Titel geht auch an Stürmer Herbert Woitkowiak, der sein Torkonto auf 40 aufstockt, was zum ewigen Oberliga-Rekord in allen Ligen werden wird. Der HSV nimmt nun an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft teil, auch der zweite Nord-Platz geht an eine Hamburger Mannschaft: Der FC St. Pauli ist nach dem 2:0 gegen Holstein Kiel nicht mehr zu verdrängen.

Im Westen ist bis auf einen Absteigerplatz (Duisburger SV) nach dem vorletzten Spieltag noch alles offen. Schalkes Meister-Chancen sind aber gesunken, ausgerechnet Rivale Borussia Dortmund hat daran Schuld. Der BVB ertrotzt vor 40.000 in der Glückauf-Kampfbahn ein 0:0. Preußen Münster profitiert und hat nach dem glatten 5:1 über RW Essen einen unkt Vorsprung. Die Tore teilen sich Adi Preißler (3) und Fiffi Gerritzen (2). Borussia Mönchengladbach droht der Abstieg, auch weil Schicks kurz vor Schluss gegen Hamborn (1:1) einen Elfmeter verschießt.

Im Süden ist die Lage weiterhin verworren. Nur der VfB Stuttgart, amtierender Meister, scheidet aus dem Titelrennen aus. Der VfB erlebt einen schrecklichen Reisetag. Beim VfL Neckarau kommt er zur Stadioneinweihung eine Stunde zu spät, weil der Bus einen Unfall hat und ein Rad verliert. Im Spiel läuft es zunächst dennoch rund, nach 40 Minuten führen die Gäste 3:1 – doch letztlich gewinnt Neckarau 6:3. Kurios: Der nur noch humpelnde Statist Karl Gramminger schießt trotz seines Handicaps drei Tore. Für die Meisterschaft kommen noch Fürth (4.2 gegen Schwaben Augsburg), Nürnberg (4:1 in Singen) und der FSV Frankfurt (1:1 in Darmstadt) in Frage.

Minimale Chancen hat Herbstmeister VfB Mühlburg (1:3 gegen Schweinfurt). Das Spitzentrio ist punktgleich, und so mancher Fan verflucht die Modalitäten: Es zählt noch der Torquotient, nicht die Differenz. Taschenrechner werden am letzten Spieltag heißbegehrt sein. Im Keller wird nicht mehr gerechnet: Reutlingen, Singen, BC Augsburg und Darmstadt 98 sind abgestiegen.

Vor 30 Jahren scheitert die Bundesliga im Europapokal an Englands Vertretern. Bayern München (Meister-Cup) und der 1. FC Köln (UEFA-Pokal) scheiden trotz Heimvorteils im Halbfinale aus. Die Bayern kommen gegen den FC Liverpool nur zu einem 1:1, das doppelt zählende Auswärtstor wird ihnen nach dem 0:0 im Hinspiel zum Verhängnis. Die Münchner Bayern bieten eine enttäuschende Leistung. Besonders bitter: Das gegnerische Tor durch Ray Kennedy bereitet mit Dave Johnson ein Spieler vor, der aufgrund Verletzung nur noch humpeln kann. Der Ausgleich von Karl-Heinz Rummenigge kommt zu spät (87.), rettet aber immerhin eine imposante Serie: Auch im 22. Europacup-Heimspiel bleiben die Bayern ungeschlagen. Auch Präsident Fritz Scherer sieht noch etwas Positives: „Für unsere Prämienersparnis war das 1:1 ein optimales Ergebnis.“ Jedem Spieler sind so 10.000 D-Mark entgangen.

Enttäuschung auch im Müngersdorfer Stadion, wo 61.000 vergeblich auf einen Sieg ihres 1. FC Köln hoffen. Wie im Hinspiel siegt Ipswich Town mit 1:0, ein Kopfball von Terry Butcher überwindet Nationaltorwart Harald „Toni“ Schumacher.

Eine deutsche Mannschaft kann jedoch jubeln: DDR-Pokalsieger Carl Zeiss Jena reicht ein 0:1 bei Benfica Lissabon zum Finaleinzug. Carl-Zeiss-Torwart Grapenthin lässt sich vor 80.000 Zuschauern nur einmal überwinden (Pietra/59.), dann ist das Team von Trainer Hans Meyer erstmals in seiner Historie Europacup-Finalist.

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Vor 25 Jahren wird der berühmteste Elfmeter der Bundesligageschichte getreten. In der 89. Minute des Gipfeltreffens zwischen Werder Bremen und Bayern München legt sich Werders Elfmeterspezialist Michael Kutzop beim Stand von 0:0 den Ball zurecht. Trifft er, ist Werder Meister. Doch Kutzops Nerven versagen, auch weil der einzig greifbare Ball minutenlang verschwunden ist. Zum einzigen Mal in seiner Karriere verschießt er, der Ball streift den Außenpfosten. „Ich kann das nicht begreifen, der Pfaff lag doch schon in der anderen Ecke. Ich war mir so sicher“, jammert der Sündenbock. Elf eisgekühlte Schampus-Flaschen bleiben ungeköpft.

Nun feiern die Bayern und sehen sich im Recht: Der Elfmeter war eine Fehlentscheidung, Sören Lerby ist der Ball nicht an die Schulter, sondern ins Gesicht gesprungen. Nun wird die Meisterschaftsfrage 1985/1986 auf den letzten Spieltag verschoben. Otto Rehhagel bleibt zuversichtlich: „Wir sind stark genug, den Titel auch auf andere Weise zu gewinnen.“

Vor 20 Jahren entlässt der VfL Bochum Trainer Reinhard Saftig. Sein Abschied zum Saisonende ist ohnehin beschlossen, da zieht der Vorstand nach der vierten Niederlage in Folge die Notbremse. Die Begründung lässt tiefblicken: „Reinhard Saftig konnte die Mannschaft nicht mehr motivieren. Er hat manche Spieler auf dem Gewissen. Natürlich hat der Trainer das sportliche Sagen, aber er muss mit sich reden lassen. Das war nicht der Fall“, schimpft Vizepräsident Horst Christopheit.

Am selben Tag wird bekannt, dass der DFB-Beirat zur neuen Saison die Gelb-Rote Karte einführen wird.

Vor zehn Jahren kassiert der 1. FC Kaiserslautern zum dritten Mal binnen zwei Wochen fünf Gegentore. In Freiburg sind sie schon zur Pause gefallen, ehe Djorkaeff und Petterson noch verkürzen können. Damit sind die Pfälzer binnen vier Tagen aus dem Meisterrennen und dem UEFA-Pokal ausgeschieden.

Vor fünf Jahren verspielt der HSV seine Titelchancen durch eine 0:2-Heimniederlage gegen Bayer Leverkusen. Im Abstiegskampf verliert der MSV Duisburg nach dem 1:3 in Köln die letzte Hoffnung, Podolskis entscheidendes Tor lässt die FC-Fans dagegen noch mal rechnen. Auch der dritte Klub auf einem Abstiegsplatz, der 1. FC Kaiserslautern, sieht nach dem 1:0 gegen Hannover 96 wieder Land. Der aus dem eigenen Nachwuchs kommende Daniel Halfar erzielt das Tor, das die Pfalz hoffen lässt.

23. April

Vor 100 Jahren tritt die Nationalmannschaft in Brüssel an. Auch das vierte Länderspiel gegen Belgien wird verloren – das 1:2 vor nur 3000 Zuschauer ist eine unglückliche Niederlage. Der überragende Karlsruher Fritz Förderer gleicht den Pausenrückstand nach 50 Minuten aus, aber fünf Minuten vor Abpfiff erzielen die keineswegs überlegenen Gastgeber den Siegtreffer. „Das Resultat des Spiels vom letzten Sonntag hätte, wie unser belgischer Korrespondent mitteilt, eigentlich zugunsten Deutschlands ausfallen müssen, und mit etwas mehr Sicherheit vor dem Goal hätte die deutsche Mannschaft besser abgeschnitten“, schreibt die BZ am Mittag aus Berlin. Vor der Pause muss Deutschland übrigens gegen den Wind und „bergauf“ spielen, das Spielfeld ist nicht eben.

Am selben Tag finden auch wichtige Meisterschaftsspiele statt. Holstein Kiel (6:1 gegen Eintracht Braunschweig) wird Norddeutscher Meister, im Westen triumphiert der Duisburger Spielverein (3:0 gegen VfB Ruhrort, ebenfalls aus Duisburg). Beide ziehen in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft 1910/1911 ein.

Vor 20 Jahren muss das erste DFB-Pokalhalbfinale wiederholt werden. Zweitligist MSV Duisburg und Bundesligist 1. FC Köln bringen in zwei Stunden kein Tor zustande, Kölns Trainer Erich Rutemöller findet: „Diese Ohrfeige tat gut. Wer von den letzten Erfolgen berauscht war, ist jetzt wieder ernüchtert.“ Den einzigen Treffer landet ein verrückter Fan, der mit der Flasche einen Linienrichter anvisiert hat.

Vor fünf Jahren entgeht Tabellenführer Bayern München nur knapp einer Niederlage. Bei Mainz 05 liegt der Meister nach 13 Minuten bereits 0:2 zurück, dann sichert Roy Makaay mit einem Doppelschlag noch einen Punkt. Da Verfolger HSV am Vortag gepatzt hat, ist der Vorsprung des Magath-Teams dennoch gewachsen: Fünf Punkte sollten vier Spiele vor Schluss reichen.

24. April

Vor 90 Jahren gehen die regionalen Endrunden zu Ende. Besonders erstaunt ein Ergebnis aus dem Norden die Fußballwelt: Der HSV gewinnt das Rückspiel um die Norddeutsche Meisterschaft 1920/1921 bei Hannover 96 nach einem 3:1 im Hinspiel mit 8:0! Gnädiger macht es im Süden der 1. FC Nürnberg gegen Waldhof Mannheim (2:0). Im Finale trifft der Club nun auf Phönix Ludwigshafen (1:0 gegen 1. FC Pforzheim).

Vor 20 Jahren scheidet Bayern München in Belgrad im Halbfinale aus. Das Rückspiel im Europacup der Landesmeister scheint in die Verlängerung zu gehen, da Bayern das 1:2 aus dem Hinspiel dank Toren von Weltmeister Klaus Augenthaler und Manfred Bender wettgemacht hat. Da passiert das Unglück: Augenthaler fabriziert in letzter Minute eine Kerze vor dem eigenen Tor, und Raimond Aumann berechnet den harmlosen Ball falsch. Eigentor, 2:2 – alles vorbei für den Deutschen Meister. Der Kicker dichtet: „Au Mann! Das ging ins Auge“.

Freude dagegen bei vier weiteren Weltmeistern: Rudi Völler schießt den AS Rom gegen Bröndby (2:1) ins UEFA-Cup-Finale, wo er auf Inter Mailand trifft – mit Lothar Matthäus, Andy Brehme und Jürgen Klinsmann. Matthäus und Klinsmann treffen beim 2:0 gegen Sporting Lissabon.

Vor 15 Jahren gewinnt die Nationalmannschaft ein prestigeträchtiges Testspiel. In Rotterdam sorgt ein Foulelfmeter von Jürgen Klinsmann für ein 1:0 beim alten Rivalen, dem Team der Niederlande.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

18. April

Vor 40 Jahren wird zum ersten Mal das Tor des Monats in der ARD gewählt. Die TV-Zuschauer entscheiden sich für den Freistoß von Gerhard Faltermeier von Jahn Regensburg im Regionalligaspiel gegen VfR Mannheim drei Wochen zuvor. Moderator Oskar Klose übergibt die allererste Medaille dieses noch immer bestehenden Wettbewerbs.

Vor 30 Jahren sind Bayern München und der Hamburger SV punktgleich an der Spitze, auch die Tordifferenz ist nach dem 4:1 des HSV (2 Kaltz-Elfmeter) gegen Bielefeld identisch mit der der Bayern, die durch einen Rummenigge-Freistoß 1:0 in Nürnberg gewinnen. Nur nach erzielten Toren (68) sind die Bayern besser als der HSV (67). Es ist die knappste Tabellenführung der Bundesliga-Historie nach 29 Spieltagen.

Auch im Keller bleibt es dramatisch; ab Platz 14 wird gezittert. 1860 München, Nürnberg und Schalke sind punktgleich, Uerdingen liegt einen Punkt zurück, Bielefeld zwei. Einziger Sieger des Quintetts sind die Münchner Löwen, die im Abstiegsgipfel Schalke 04 mit 3:1 schlagen. Das beste Spiel ist jedoch ein Mittelfeldduell: Mönchengladbach gewinnt vor 30.000 das Derby in Köln mit 3:2, Harald Nickel (2) und Uwe Rahn treffen für die Elf von Jupp Heynckes. Der 21jährige Lothar Matthäus lobt: „Unter Jupp Heynckes macht es allen unheimlich Spaß. Bei uns will keiner weg.“

Am Abend wird bekannt: Bundestrainer Jupp Derwall holt Paul Breitner nach fünf Jahren zurück in die Nationalmannschaft. Der Bayern-Star steht im Aufgebot für das WM-Qualifikationsspiel gegen Österreich.

Vor 25 Jahren verbessert die Überraschungsmannschaft von Bayer Uerdingen ihren Vereinsrekord. Das 6:2 gegen den 1. FC Nürnberg ist bereits das zehnte Spiel ohne Niederlage, obwohl die Krefelder wegen der Nachholspiele und Europacup-Terminen kaum noch zum trainieren kommen. Peter Loontiens erzielt drei Treffer.

Vor zehn Jahren zieht der FC Bayern ins Halbfinale der Champions League ein. In München wird Manchester United nach dem 1:0 im Hinspiel erneut bezwungen – Giovane Elber und Mehmet Scholl treffen beim 2:1 vor der Pause, Ryan Giggs verkürzt nur noch. 60.000 Fans freuen sich über die gelungene Revanche für das tragisch verlorene Finale 1999.

Kuriosum am Rande: Ein englischer Fan schmuggelt sich vor dem Spiel unbemerkt aufs Mannschaftsfoto von Manchester. Mit einem Fotografen-Leibchen ist er in den Innenraum gelangt, dann steht er plötzlich im weißen Trikot neben Roy Keane. Die Armbanduhr verrät ihn jedoch. Auch wer von den Fotografen bis zwölf zählen kann, ahnt zumindest, dass da etwas nicht stimmt. Ordner führen den Möchtegern-Kicker ab, doch er wird es wieder tun: beim Champions League-Finalsieg von Manu anno 2008 in Moskau.

19. April

Vor 75 Jahren wird der zweite Endrunden-Spieltag zur Deutschen Meisterschaft ausgetragen. Topfavorit Schalke 04 gewinnt erneut, bei Ostpreußen-Meister Hindenburg Allenstein (4:1) treffen Gellesch, Kalwitzki, Urban und Kuzorra. Das gleiche Resultat gibt es zwischen dem Berliner SV und Polizei Chemnitz, dabei führen die Berliner noch zur Pause. In Gruppe B sind nach den jüngsten Ergebnissen alle Mannschaften punktgleich. Werder Bremen kommt bei Vorwärts Gleiwitz unter die Räder (2:5), dabei steht es nach 75 Minuten noch 1:1. Das andere Spiel: Viktoria Stolp gegen Eimsbütteler TV 1:0.

In Gruppe C marschiert der 1. FC Nürnberg voran, in Jena gewinnt der Club 5:1. Die Stuttgarter Kickers schlagen Wormatia Worms 3:2. In Gruppe D fallen nur zwei Tore, und die erzielt Tabellenführer Fortuna Düsseldorf beim 2:0 gegen den CfR Köln 99. Hanau 93 und Waldhof Mannheim trennen sich 0:0. Die Zuschauerzahlen lassen zu wünschen übrig, mehr als 15.000 (in Berlin und Stuttgart) kommen nicht anno 1936 zu Endrundenspielen.

Vor 25 Jahren endet der 32. Spieltag 1985/1986. Der FC Bayern verpasst die große Chance, näher an Werder Bremen (zwei Tage zuvor 1:1 gegen Gladbach) heranzukommen: gegen Leverkusen heißt es in München nur 0:0. So hat Werder drei Tage vor dem Gipfeltreffen weiter zwei Punkte Vorsprung. Im Abstiegskampf steht die zweite Entscheidung fest: nach Hannover 96 muss auch der 1. FC Saarbrücken hinunter, Bochums Klaus Fischer schießt die Saarländer im eigenen Stadion in die 2. Liga (0:1).

Das muss auch der 1. FC Köln fürchten: nach dem 1:3 im Derby gegen Fortuna Düsseldorf sind die Geißböcke Fünfzehnter, obwohl oder weil sie im UEFA-Cup-Finale gegen Real Madrid stehen? Borussia Dortmund nimmt nach dem 0:4 beim VfB Stuttgart weiter den Relegationsplatz ein, Jürgen Klinsmann schießt die ersten beiden Tore.

Vor zehn Jahren blamiert sich der 1. FC Kaiserslautern im UEFA-Pokal-Halbfinale erneut. Nach dem 1:5 bei CD Alaves kassieren die Pfälzer auch auf dem Betzenberg eine Packung. Nach Youri Djorkaeffs frühem 1:0 glauben 31.000 Zuschauer noch an ein Wunder, doch dann ziehen die Spanier an und gewinnen gegen die Elf von Andreas Brehme 4:1.

20. April

Vor 70 Jahren verliert die Nationalmannschaft gegen die Schweiz. In Bern setzt sich der Gastgeber mit 2:1 durch, obwohl Deutschland exakt dieselbe Besetzung wie zwei Wochen zuvor beim triumphalen 7:0 gegen Ungarn aufbietet. Besonders ärgerlich: Die Blamage ereignet sich ausgerechnet an Adolf Hitlers Geburtstag. Der Wiener Willi Hahnemann bringt die Deutschen zwar in Führung, indem er Fritz Walters Vorlage nach 33 Minuten verwertet, aber Monnard (41.) und Amado (77.) drehen die Partie. 33.000 Zuschauer feiern die Sieger.

Vor 25 Jahren zieht Borussia Dortmund Konsequenzen aus der Krise. Trainer Pal Csernai wird entlassen, Nachfolger des Ungarn wird Reinhard Saftig.

Vor 20 Jahren gibt es in der Bundesliga nur einen Heimsieg, den Bayer Leverkusen beim 4:2 gegen Bochum vollbringt. Die Titelaspiranten spielen allesamt Remis. Der 1. FC Kaiserslautern erbeutet ein 2:2 beim VfB Stuttgart. Kurios: VfB-Profi Michael Frontzeck trifft binnen elf Minuten in beide Tore. FCK-Verfolger Werder Bremen patzt bei Abstiegsaspirant Bayer Uerdingen (0:0) und die Bayern spielen nur 2:2 gegen 1. FC Köln, für den Falko Götz kurz vor Schluss ausgleicht.

Vor zehn Jahren gewinnt Borussia Dortmund das Freitagsspiel der Bundesliga gegen Nachbar VfL Bochum 5:0. Während der BVB auf Platz drei vorrückt, bleibt der VfL Letzter.

21. April

Vor 50 Jahren muss im Südwesten der Taschenrechner den Oberliga-Meister ermitteln. Der 1. FC Saarbrücken setzt sich nach einem 5:1 gegen Ortsrivale Saar 05 durch und beendet die Saison mit 71:40 Toren, der punktgleiche Rivale Borussia Neunkirchen (5:1 bei Sportfreunde Saarbrücken) hat 72:43. Der Quotient spricht für den 1. FCS (1,775), Neunkirchen (1,675) muss sich geschlagen geben. Kleiner Trost: An der Meisterendrunde dürfen beide teilnehmen. Auch Eintracht Frankfurt hat sich als Süd-Zweiter hinter Nürnberg qualifiziert, das 1:1 bei Bayern Hof stellt die Weichen für die Hessen.

Im Westen ist zwei Spiele vor Schluss Schalke 04 aus dem Titelrennen ausgeschieden, eine blamable 1:2-Heimpleite gegen Marl-Hüls bedeutet für die Gäste zudem die Rettung. Um den Titel streiten noch der 1. FC Köln, den Weltmeister Hans Schäfer (zwei Tore) zum 3:0 gegen den Meidericher SV schießt. Borussia Dortmund lässt in Sodingen einen Punkt liegen (1:1), der nun zu Platz eins fehlt.

Nord-Meister HSV lässt nicht nach und feiert beim 2:0 über Hannover 96 seinen zwölften Auswärtssieg. In Gedanken sind die Rothosen jedoch längst beim FC Barcelona, der fünf Tage später zum Halbfinal-Rückspiel ins Volkspark-Stadion kommt. Folgerichtig schont Trainer Günther Mahlmann Uwe Seeler, Charly Dörfel und weitere Stammspieler. Schließlich ist es laut Sport Magazin „die schwerste Aufgabe der Nachkriegszeit“ für den HSV.

Vor zehn Jahren gibt es in der Bundesliga sechs Heimsiege. Im Spitzenspiel schlägt Tabellenführer Schalke 04 nach Rückstand Verfolger Hertha BSC (Tor: Deisler) mit 3:1. Bayern München gewinnt 2:0 in Frankfurt, Joker Michael Tarnat entscheidet das Spiel in letzter Minute. Uli Hoeneß ist erleichtert: „Wir hatten eine panische Angst, hier zu verlieren.“ Bayer Leverkusen verliert zumindest an Boden – nur 1:1 gegen den HSV. Gerüchte um die beabsichtigte Trennung von Trainer Berti Vogts machen die Runde.

22. April

Vor 60 Jahren feiert der HSV seine 14. norddeutsche Meisterschaft, die vierte in Folge. Ein furioses 6:4 gegen VfB Oldenburg macht im vorletzten Saisonspiel bereits alles klar. 12.000 am Rothenbaum feiern ihre Helden, die diesmal mehr Mühe als gewöhnlich haben: Zur Vorrunde war der HSV nur Fünfter. Ein Titel geht auch an Stürmer Herbert Woitkowiak, der sein Torkonto auf 40 aufstockt, was zum ewigen Oberliga-Rekord in allen Ligen werden wird. Der HSV nimmt nun an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft teil, auch der zweite Nord-Platz geht an eine Hamburger Mannschaft: Der FC St. Pauli ist nach dem 2:0 gegen Holstein Kiel nicht mehr zu verdrängen.

Im Westen ist bis auf einen Absteigerplatz (Duisburger SV) nach dem vorletzten Spieltag noch alles offen. Schalkes Meister-Chancen sind aber gesunken, ausgerechnet Rivale Borussia Dortmund hat daran Schuld. Der BVB ertrotzt vor 40.000 in der Glückauf-Kampfbahn ein 0:0. Preußen Münster profitiert und hat nach dem glatten 5:1 über RW Essen einen unkt Vorsprung. Die Tore teilen sich Adi Preißler (3) und Fiffi Gerritzen (2). Borussia Mönchengladbach droht der Abstieg, auch weil Schicks kurz vor Schluss gegen Hamborn (1:1) einen Elfmeter verschießt.

Im Süden ist die Lage weiterhin verworren. Nur der VfB Stuttgart, amtierender Meister, scheidet aus dem Titelrennen aus. Der VfB erlebt einen schrecklichen Reisetag. Beim VfL Neckarau kommt er zur Stadioneinweihung eine Stunde zu spät, weil der Bus einen Unfall hat und ein Rad verliert. Im Spiel läuft es zunächst dennoch rund, nach 40 Minuten führen die Gäste 3:1 – doch letztlich gewinnt Neckarau 6:3. Kurios: Der nur noch humpelnde Statist Karl Gramminger schießt trotz seines Handicaps drei Tore. Für die Meisterschaft kommen noch Fürth (4.2 gegen Schwaben Augsburg), Nürnberg (4:1 in Singen) und der FSV Frankfurt (1:1 in Darmstadt) in Frage.

Minimale Chancen hat Herbstmeister VfB Mühlburg (1:3 gegen Schweinfurt). Das Spitzentrio ist punktgleich, und so mancher Fan verflucht die Modalitäten: Es zählt noch der Torquotient, nicht die Differenz. Taschenrechner werden am letzten Spieltag heißbegehrt sein. Im Keller wird nicht mehr gerechnet: Reutlingen, Singen, BC Augsburg und Darmstadt 98 sind abgestiegen.

Vor 30 Jahren scheitert die Bundesliga im Europapokal an Englands Vertretern. Bayern München (Meister-Cup) und der 1. FC Köln (UEFA-Pokal) scheiden trotz Heimvorteils im Halbfinale aus. Die Bayern kommen gegen den FC Liverpool nur zu einem 1:1, das doppelt zählende Auswärtstor wird ihnen nach dem 0:0 im Hinspiel zum Verhängnis. Die Münchner Bayern bieten eine enttäuschende Leistung. Besonders bitter: Das gegnerische Tor durch Ray Kennedy bereitet mit Dave Johnson ein Spieler vor, der aufgrund Verletzung nur noch humpeln kann. Der Ausgleich von Karl-Heinz Rummenigge kommt zu spät (87.), rettet aber immerhin eine imposante Serie: Auch im 22. Europacup-Heimspiel bleiben die Bayern ungeschlagen. Auch Präsident Fritz Scherer sieht noch etwas Positives: „Für unsere Prämienersparnis war das 1:1 ein optimales Ergebnis.“ Jedem Spieler sind so 10.000 D-Mark entgangen.

Enttäuschung auch im Müngersdorfer Stadion, wo 61.000 vergeblich auf einen Sieg ihres 1. FC Köln hoffen. Wie im Hinspiel siegt Ipswich Town mit 1:0, ein Kopfball von Terry Butcher überwindet Nationaltorwart Harald „Toni“ Schumacher.

Eine deutsche Mannschaft kann jedoch jubeln: DDR-Pokalsieger Carl Zeiss Jena reicht ein 0:1 bei Benfica Lissabon zum Finaleinzug. Carl-Zeiss-Torwart Grapenthin lässt sich vor 80.000 Zuschauern nur einmal überwinden (Pietra/59.), dann ist das Team von Trainer Hans Meyer erstmals in seiner Historie Europacup-Finalist.

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Vor 25 Jahren wird der berühmteste Elfmeter der Bundesligageschichte getreten. In der 89. Minute des Gipfeltreffens zwischen Werder Bremen und Bayern München legt sich Werders Elfmeterspezialist Michael Kutzop beim Stand von 0:0 den Ball zurecht. Trifft er, ist Werder Meister. Doch Kutzops Nerven versagen, auch weil der einzig greifbare Ball minutenlang verschwunden ist. Zum einzigen Mal in seiner Karriere verschießt er, der Ball streift den Außenpfosten. „Ich kann das nicht begreifen, der Pfaff lag doch schon in der anderen Ecke. Ich war mir so sicher“, jammert der Sündenbock. Elf eisgekühlte Schampus-Flaschen bleiben ungeköpft.

Nun feiern die Bayern und sehen sich im Recht: Der Elfmeter war eine Fehlentscheidung, Sören Lerby ist der Ball nicht an die Schulter, sondern ins Gesicht gesprungen. Nun wird die Meisterschaftsfrage 1985/1986 auf den letzten Spieltag verschoben. Otto Rehhagel bleibt zuversichtlich: „Wir sind stark genug, den Titel auch auf andere Weise zu gewinnen.“

Vor 20 Jahren entlässt der VfL Bochum Trainer Reinhard Saftig. Sein Abschied zum Saisonende ist ohnehin beschlossen, da zieht der Vorstand nach der vierten Niederlage in Folge die Notbremse. Die Begründung lässt tiefblicken: „Reinhard Saftig konnte die Mannschaft nicht mehr motivieren. Er hat manche Spieler auf dem Gewissen. Natürlich hat der Trainer das sportliche Sagen, aber er muss mit sich reden lassen. Das war nicht der Fall“, schimpft Vizepräsident Horst Christopheit.

Am selben Tag wird bekannt, dass der DFB-Beirat zur neuen Saison die Gelb-Rote Karte einführen wird.

Vor zehn Jahren kassiert der 1. FC Kaiserslautern zum dritten Mal binnen zwei Wochen fünf Gegentore. In Freiburg sind sie schon zur Pause gefallen, ehe Djorkaeff und Petterson noch verkürzen können. Damit sind die Pfälzer binnen vier Tagen aus dem Meisterrennen und dem UEFA-Pokal ausgeschieden.

Vor fünf Jahren verspielt der HSV seine Titelchancen durch eine 0:2-Heimniederlage gegen Bayer Leverkusen. Im Abstiegskampf verliert der MSV Duisburg nach dem 1:3 in Köln die letzte Hoffnung, Podolskis entscheidendes Tor lässt die FC-Fans dagegen noch mal rechnen. Auch der dritte Klub auf einem Abstiegsplatz, der 1. FC Kaiserslautern, sieht nach dem 1:0 gegen Hannover 96 wieder Land. Der aus dem eigenen Nachwuchs kommende Daniel Halfar erzielt das Tor, das die Pfalz hoffen lässt.

23. April

Vor 100 Jahren tritt die Nationalmannschaft in Brüssel an. Auch das vierte Länderspiel gegen Belgien wird verloren – das 1:2 vor nur 3000 Zuschauer ist eine unglückliche Niederlage. Der überragende Karlsruher Fritz Förderer gleicht den Pausenrückstand nach 50 Minuten aus, aber fünf Minuten vor Abpfiff erzielen die keineswegs überlegenen Gastgeber den Siegtreffer. „Das Resultat des Spiels vom letzten Sonntag hätte, wie unser belgischer Korrespondent mitteilt, eigentlich zugunsten Deutschlands ausfallen müssen, und mit etwas mehr Sicherheit vor dem Goal hätte die deutsche Mannschaft besser abgeschnitten“, schreibt die BZ am Mittag aus Berlin. Vor der Pause muss Deutschland übrigens gegen den Wind und „bergauf“ spielen, das Spielfeld ist nicht eben.

Am selben Tag finden auch wichtige Meisterschaftsspiele statt. Holstein Kiel (6:1 gegen Eintracht Braunschweig) wird Norddeutscher Meister, im Westen triumphiert der Duisburger Spielverein (3:0 gegen VfB Ruhrort, ebenfalls aus Duisburg). Beide ziehen in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft 1910/1911 ein.

Vor 20 Jahren muss das erste DFB-Pokalhalbfinale wiederholt werden. Zweitligist MSV Duisburg und Bundesligist 1. FC Köln bringen in zwei Stunden kein Tor zustande, Kölns Trainer Erich Rutemöller findet: „Diese Ohrfeige tat gut. Wer von den letzten Erfolgen berauscht war, ist jetzt wieder ernüchtert.“ Den einzigen Treffer landet ein verrückter Fan, der mit der Flasche einen Linienrichter anvisiert hat.

Vor fünf Jahren entgeht Tabellenführer Bayern München nur knapp einer Niederlage. Bei Mainz 05 liegt der Meister nach 13 Minuten bereits 0:2 zurück, dann sichert Roy Makaay mit einem Doppelschlag noch einen Punkt. Da Verfolger HSV am Vortag gepatzt hat, ist der Vorsprung des Magath-Teams dennoch gewachsen: Fünf Punkte sollten vier Spiele vor Schluss reichen.

24. April

Vor 90 Jahren gehen die regionalen Endrunden zu Ende. Besonders erstaunt ein Ergebnis aus dem Norden die Fußballwelt: Der HSV gewinnt das Rückspiel um die Norddeutsche Meisterschaft 1920/1921 bei Hannover 96 nach einem 3:1 im Hinspiel mit 8:0! Gnädiger macht es im Süden der 1. FC Nürnberg gegen Waldhof Mannheim (2:0). Im Finale trifft der Club nun auf Phönix Ludwigshafen (1:0 gegen 1. FC Pforzheim).

Vor 20 Jahren scheidet Bayern München in Belgrad im Halbfinale aus. Das Rückspiel im Europacup der Landesmeister scheint in die Verlängerung zu gehen, da Bayern das 1:2 aus dem Hinspiel dank Toren von Weltmeister Klaus Augenthaler und Manfred Bender wettgemacht hat. Da passiert das Unglück: Augenthaler fabriziert in letzter Minute eine Kerze vor dem eigenen Tor, und Raimond Aumann berechnet den harmlosen Ball falsch. Eigentor, 2:2 – alles vorbei für den Deutschen Meister. Der Kicker dichtet: „Au Mann! Das ging ins Auge“.

Freude dagegen bei vier weiteren Weltmeistern: Rudi Völler schießt den AS Rom gegen Bröndby (2:1) ins UEFA-Cup-Finale, wo er auf Inter Mailand trifft – mit Lothar Matthäus, Andy Brehme und Jürgen Klinsmann. Matthäus und Klinsmann treffen beim 2:0 gegen Sporting Lissabon.

Vor 15 Jahren gewinnt die Nationalmannschaft ein prestigeträchtiges Testspiel. In Rotterdam sorgt ein Foulelfmeter von Jürgen Klinsmann für ein 1:0 beim alten Rivalen, dem Team der Niederlande.