DFB-Wochenschau: Knobeln um den Startelfplatz

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

9. September

Vor 120 Jahren wird der VfB Stuttgart gegründet. Im Stuttgarter Gasthaus "Zum Becher" kommt er noch unter dem Namen Stuttgarter FV 93 auf die Fußball-Welt. Nach der Fusion mit dem Kronen-Klub Cannstatt heißt der bis heute fünfmalige Deutsche Meister seit 1912 VfB Stuttgart.

Vor 90 Jahren feiert der HSV ein Schützenfest – 8:0 gegen SV Uhlenhorst-Herta zum Start der Alsterliga. Tull Harder (5) und Ludwig Breuel (3) teilen sich die Tore auf.

Vor 60 Jahren erlebt der 1. FC Kaiserslautern ein Debakel. Im Freundschaftsspiel beim österreichischen Meister Austria Wien kassiert der Deutsche Meister ein 2:9. Und 55.000 Zuschauer im Praterstadion trauen ihren Augen nicht, schon zur Pause steht es 5:0. Fritz Walter, der schon zuvor ein Debakel prophezeit hat, macht sich Sorgen um den Bundestrainer: "Sepp Herberger tut mir leid. Was wird er sich jetzt anhören müssen, wo man ihm doch schon bisher eine Vorliebe für die Lauterer nachsagte." Einziger Trost für den FCK: die Antrittsgage von 15.000 Mark.

Vor 30 Jahren treffen im Freitagspiel der Bundesliga Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund aufeinander. Bis zur 75. Minute steht es 1:1, dann fallen reichlich Tore. Endstand 4:2. Matchwinner ist Nationalspieler Herbert Waas mit zwei späten Toren, die den BVB auf einen Abstiegsplatz schießen. Ein großes Erlebnis hat Waas erst nach Abpfiff. Gerd Müller ist im Stadion und rückt ihm die Hand und grüßt freundlich: "Servus, Torjäger!"

Vor 20 Jahren steigt das Spitzenspiel der Bundesliga an einem Donnerstag. Meister Werder Bremen empfängt vor ausverkauftem Haus die Bayern und schlägt sie mit 1:0. Bernd Hobsch schießt das Tor des Tages (52.), die Bayern sind getroffen. Auch vom Platzverweis gegen Jan Wouters kurz vor Abpfiff, nach dem Trainer Erich Ribbeck demonstrativ mit in die Kabine geht.

10. September

Vor 80 Jahren erweist sich der 1. FC Kaiserslautern zum Saisonstart besonders torhungrig; ein 7:0 über Phönix Ludwigshafen bringt Platz eins in der Gauliga Südwest. In der Nordmark blamiert sich der HSV bei Borussia Gaarden (2:3).

Vor 30 Jahren

wird der siebte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Es fallen 37 Tore und nur in Ludwigshafen werden die Punkte geteilt. Noch eine Besonderheit gibt es beim 2:2 zwischen Waldhof Mannheim und dem 1. FC Köln. Erstmals nach über sechs Jahren und 213 Spielen fehlt FC-Torwart Toni Schumacher, der sich durch vereinskritische Interviews eine interne Sperre eingebrockt hat. Demütig macht sie ihn nicht: "Der beste Torwart der Welt ist arbeitslos", grollt die deutsche Nummer eins. Für ihn spielt Gerry Ehrmann, der es auf Anhieb in die Elf des Tages des Kicker schafft.

Bayern München (2:1 in Braunschweig) löst den VfB Stuttgart als Tabellenführer ab, auch der VfB unterliegt beim kecken Aufsteiger Bayer Uerdingen (2:3). Libero Matthias Herget gibt den Realisten: "Die erste deftige Niederlage wird kommen, dann müssen wir beweisen, wie weit wir wirklich sind." Vorerst sind sie Dritter, nur Bayern und Meister HSV (3:2 in Düsseldorf) sind vor ihnen. Der HSV beklagt nach dem Sieg bei Fortuna aber Personalprobleme, Zugang Wolfram Wuttke hat sich durch seinen Platzverweis wegen Spuckens selbst aus dem Spiel genommen. Wuttke ist geknickt: "Mir ist für einen Moment der Film gerissen".

Den zweiten Feldverweis gibt es im Hessen-Derby. Frankfurts Michael Sziedat muss in Offenbach früher duschen, trotzdem gleichen die Kollegen in der 88. Minute aus. Doch wofür? Im Gegenzug köpft Michael Kutzop das 2:1 für die Kickers, die trotzdem Letzter bleiben. In Bielefeld kommen nur 7700 Zuschauer, um Kaiserslautern zu sehen – und einen 3:2 der Arminia, die zur Pause schon 3:0 führt. Dann verkürzen die FCK-Nationalspieler Andreas Brehme und Hans-Peter Briegel. Auch Mönchengladbach spielt eine bessere zweite Halbzeit: Nach 0:0 zur Pause schießt Borussia ein souveränes 4:0 heraus, für Bochum ist es die höchste Heimpleite seit zwölf Jahren.

Vor 25 Jahren gibt es in der Bundesliga was zu feiern. Borussia Dortmunds Frank Mill gelingt beim 3:0 gegen Waldhof Mannheim das 25.000 Tor seit Gründung 1963. Es hat eine kaum glaubliche Vorgeschichte: weil er sich nicht entscheiden kann, wer gegen Mill spielen soll, lässt Waldhof-Trainer Felix Latzke die Kandidaten Roland Dickgießer und Dieter Finke das ausknobeln. Der Würfel entscheidet sich für Dickgießer. Verrückte Bundesliga. Zumindest bemerkenswert ist auch die Notiz im Spielbericht über Bayern München gegen Gladbach (3:0): "Eine objektive Benotung von Bayern-Torwart Aumann ist leider unmöglich – er musste kein einziges Mal eingreifen." Kollege Uwe Kamps schon, zwei Treffer von Jürgen Wegmann und einen von Klaus Augenthaler kann er trotz Note 1 nicht verhindern. Bayern übernimmt die Tabellenspitze – von Bayer Uerdingen (0:0 vs. VfB Stuttgart). Meister Werder kommt nicht vom Fleck, Schlusslicht Hannover kriegt in letzter Minute einen Elfmeter zum 2:2-Endstand. Der schwach gestartete HSV stiehlt sich aus der Abstiegszone durch ein 2:1 in Köln – beide Tore erzielt ein gewisser Oliver Bierhoff, der abends Studiogast bei RTL-Anpfiff ist.

Vor zehn Jahren spielt die Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation gegen Schottland. Vor 67.000 Zuschauern in Dortmund kommt sie zu einem verdienten 2:1. Fredi Bobic erzielt an alter Wirkungsstätte das 1:0 (25.), Michael Ballack nach 50 Minuten das 2:0. Als der Schotte McCann nach einer Stunde ein Missverständnis zwischen Christian Wörns und Bernd Schneider nutzt, wird noch einmal gezittert. Doch es reicht zum Sieg und zur Tabellenführung vor dem letzten Spiel gegen Island. "Wir wollten und mussten gewinnen, egal wie. Großer Zauberfußball war nicht zu erwarten", zieht Ballack ein sachliches Fazit. Für die von Berti Vogts trainierten Schotten ist der Traum von der EM in Portugal geplatzt, aber Vogts hat die Achtung seines Gastlandes gewonnen. "Berti is God", rufen die Anhänger in Dortmund. Konter der deutschen Anhänger: "Ein Rudi Völler, es gibt nur ein Rudi Völler".

11. September

Vor 75 Jahren scheitert Bayern München im Tschammer-Pokal beim VfR Mannheim (1:2). Mit dem SV Waldhof kommt auch die zweite Mannheimer Mannschaft in die dritte Runde, Nationalstürmer Otto Siffling erzielt beim 2:1 gegen GW Eschweiler beide Tore. Den höchsten Tagessieg feiert der Dresdner SC - 10:1 gegen Beuthen 09. Drei Tore gehen auf das Konto von Helmut Schön. Auch in Schusslaune: Fortuna Düsseldorf (7:1 vs. Opel Rüsselsheim). 1860 München begrüßt die meisten Zuschauer – 10.000 sehen ein 3:1 gegen den Freiburger FC. Mit demselben Resultat fertigt der FSV Frankfurt Sachsen-Vertreter BC Hartha ab. Werder Bremen scheitert zuhause an Rot-Weiß Essen (2:3). Weitere Resultate: Westfalia Herne gegen Viktoria Hamburg 5:1, Rasensport Gleiwitz gegen Dessau 05 2:1. Sechs Partien stehen noch aus, ehe die dritte Runde beginnen kann.

Vor 50 Jahren tritt der Deutsche Meister Borussia Dortmund im Europapokal an. Bei Lyn Oslo sichert ein Doppelschlag von Reinhold Wosab nach der Pause ein 4:2 vor 19.806 Zuschauern. Auch Lothar Emmerich und Aki Schmidt treffen ins Schwarze. Das Sport Magazin lobt vor allem das Fairplay auf beiden Seiten: "Wir erlebten bis jetzt kein anständigeres Europacupspiel."

Vor 20 Jahren geht der DFB-Pokal weiter. In der dritten Hauptrunde enden die direkten Duelle unter den Bundesligisten mit demselben Resultat: 5:3 nach Verlängerung. So heißt es bei Freiburg – Frankfurt und Gladbach – KSC. Besonders dramatisch ist die Partie am Bökelberg, wo der KSC nach 69 Minuten noch 3:1 führt und doch noch untergeht. Weil Torwart Oliver Kahn kurz vor seinem Platzverweis von einer Kastanie getroffen wird, legt der KSC allerdings Protest ein, "denn er war nicht mehr im Vollbesitz seiner Kräfte", versicherte Präsident Roland Schmider. Und die von Feldspieler Rainer Schütterle, der Kahn 35 Minuten vertreten muss, reichen nicht aus, zwei Tore zu verhindern. Tatsächlich wird das Spiel annulliert und in Düsseldorf wiederholt; Borussia wird wieder gewinnen (1:0). Nicht ganz so mühsam kommen die Bundesligisten Dynamo Dresden (3:2 in Hannover) und HSV (4:2 in Saarbrücken) eiter. Dagegen fliegt der 1. FC Köln bei den Amateuren der Bayern im Elfmeterschießen raus, auch wenn da große Namen auflaufen: Gospodarek, Pflügler, Hamann, Cerny oder Frey haben ihre Bundesligataufe längst hinter sich.

Vor zehn Jahren schlägt die Frauen-Nationalmannschaft in Darmstadt die Auswahl von England mit 4:0. Die Tore: Birgit Prinz (2), Bettina Wiegmann und Renate Lingor.

12. September

Vor 70 Jahren wird das Tschammer-Pokalspiel der zweiten Runde Kickers Offenbach gegen FV Saarbrücken vorgezogen. Wegen der Kriegswirrnisse findet es zudem in Frankfurt statt. 15.000 Zuschauer sehen ein 2:1 der Saarbrücker, Herbert Binkert erzielt das Siegtor.

Vor 20 Jahren wird die dritte DFB-Pokalrunde fortgesetzt. Werder Bremen muss bei Drittligist Kickers Offenbach ins Elfmeterschießen (1:1 n.V.), Uli Borowka verwandelt nach dem einzigen Offenbacher Fehlschuss den entscheidenden Schuss. Am Abend geht auch das Bundesligaduell zwischen Schalke und den Bayern in die Verlängerung; zwei Mal geht Schalke in Führung, zweimal gleicht Verteidiger Oliver Kreuzer aus, und als Schiedsrichter Günter Habermann die Pfeife schon im Mund hat, gelingt Talent Christian Ziege das 3:2 für die Gäste.

13. September

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Im Süden setzt die "Hochburg" Akzente. Der 1. FC Nürnberg gewinnt auch sein fünftes Spiel, aber das 4:0 gegen Schlusslicht Jahn Regensburg ist völlig normal. Drei Tore von Horst Schade entscheiden die Partie nach der Pause. Ungewöhnlich deutlich aber fällt der Sieg der Spielvereinigung Fürth bei den Bayern aus – 6:2! Nationalkeeper Karl Adam macht im Bayern-Tor keine gute Figur und erhält spöttischen Applaus, wenn er mal einen Ball hält. "Einer riesigen Trauergesellschaft glich Münchens Fußball-Publikum, als es den Heimweg antrat", schreibt das Sport Magazin. Eintracht Frankfurt (2:0 vs. Hessen Kassel) und der VfB Stuttgart (2:1 in Aschaffenburg) jagen derweil die Nürnberger bei einem Punkt Rückstand.

Im Südwesten gibt es fünf Auswärtssiege, Meister FCK schießt mit dem 5:0 bei Saar 05 den Vogel ab – ein Tor geht auf Fritz Walters Konto. Primus aber bleibt der FK Pirmasens, trotz des ersten Punktverlustes (3:3 bei Phönix Ludwigshafen, das ein 1:3 noch aufholt). Eintracht Trier begrüßt die meisten Zuschauer – 10.000 sehen ein 3:2 gegen Worms.

Auch im Westen gibt es kein Team mit weißer Weste mehr. Der SV Sodingen bleibt aber auch nach dem 0:0 gegen Horst-Emscher oben, weil Schalke gegen Preußen Dellbrück das gleiche Resultat einfährt. Preußen Münster vergibt die Chance auf Platz eins mit einem 1:2 zuhause gegen Alemannia Aachen. So ist RW Essen nach dem 4:3 gegen Bayer Leverkusen – zumal nach 0:2-Rückstand – der Gewinner des Tages. Auch Nachbar Schwarz-Weiß feiert, ein grandioses 3:2 vor 30.000 bei Borussia Dortmund bringt die ersten Auswärtspunkte. Der 1. FC Köln schießt seine Tore gegen Mönchengladbach (3:0) binnen sechs Minuten; zweimal Herbert Dörner, einmal Hans Schäfer. 3:0 heißt es auch in Düsseldorf, Fortuna putzt den Nachbarn aus Meiderich vor 17.000 Zuschauern, Verteidiger Erich Juskowiak muss aus Personalnot in den Sturm und trifft prompt zweimal.

Im Norden bahnt sich eine Wachablösung an, da Serien-Meister HSV ein schwaches Jahr zu haben scheint. In Bremerhaven kassiert er am fünften Spieltag bereits die dritte Niederlage (1:4). Dagegen zieht Hannover 96 ungeschlagen davon, das 2:0 gegen Altona ist der fünfte Sieg in Folge. Auch der Zweite kommt aus Hannover, Arminia gewinnt in Eimsbüttel 3:2 und liegt nur einen Zähler zurück. St. Pauli und Holstein Kiel trennen sich vor 15.000 Besuchern (Tagesrekord) 1:1. Im Bremer Derby beeindruckt Werders Endspurt; nach einer Stunde führt noch der BSV mit 1:0, am Ende heißt es 5:2 für den Favoriten.

Vor 30 Jahren wird die Tabelle der Bundesliga begradigt. Bayer Leverkusen schlägt Meister HSV, der 17 Spiele ungeschlagen gewesen ist, mit 2:0. Herbert Waas erzielt beide Tore, der Handschlag Gerd Müllers zeigt prompt Wirkung.

Vor 25 Jahren trägt die Bundesliga an einem Dienstag einen kompletten Spieltag aus. Es gibt fünf Unentschieden, darunter das Topspiel zwischen Meister Werder und Tabellenführer Bayern (2:2). Die Bremer führen schon 2:0, da schlägt die Doppelspitze Wegmann/Wohlfarth zu. Franz Beckenbauer, Teamchef der Nationalmannschaft, lobt die Spieler: "Das Beste, was ich in dieser Saison gesehen habe." Der VfB Stuttgart schließt zu den punktgleichen Bayern auf, alle Tore beim 4:0 gegen Nürnberg fallen nach der Pause, zwei gelingen Jürgen Klinsmann. Übertroffen werden alle Stürmer aber von dem Joker, den BVB-Trainer Horst Köppel gegen Hannover zieht: Norbert Dickel fabriziert binnen sechs Minuten einen klassischen Hattrick und danach eine Kampfansage: "Ich hoffe, dass ich jetzt mal wieder von Anfang an spiele." Bis heute hat kein Joker einen schnelleren Hattrick in der Bundesliga geschafft.

Vor zehn Jahren trägt die Bundesliga den fünften Spieltag aus. Nach den Samstagspielen gibt es mit Bayer Leverkusen einen neuen Tabellenführer. Ein Kopfball-Tor von Verteidiger Juan, einer von vier Brasilianern in der Startelf, sichert den 1:0-Sieg gegen den HSV. Auf Platz zwei rückt der VfB Stuttgart vor, der auch auf Schalke (0:0) seinen Kasten dicht hält und den 15 Jahre alten Startrekord von Werder Bremen knackt. Besagte Bremer verlieren derweil im Gipfel bei Borussia Dortmund (1:2) Platz eins, das Kopfball-Eigentor von Valerien Ismael schafft es in jeden Jahresrückblick. "Dieses Ding ist nicht zu überbieten, man kann dieses Tor nicht nachstellen, selbst wenn man es versuchen würde", sagt sein entgeisterter Trainer Thomas Schaaf. Trost für ihn: Meister Bayern München verliert in Wolfsburg durch zwei späte Gegentore noch 2:3. Ähnlich ergeht es Hertha BSC, die zu Hause gegen Hannover 96 nach 2:0-Pausenführung noch 2:3 unterliegt und düstere Visionen aufkommen lässt. "Jetzt stecken wir mitten im Abstiegskampf", sagt Nationalspieler Fredi Bobic – im September.

14. September

Vor 100 Jahren steigt gleich zum Saisonstart das Mainderby in Offenbach. Die Kickers erwischen einen gebrauchten Tag und unterliegen der Frankfurter Eintracht 0:2. Das 0:1 entspringt einer Ecke, das 0:2 einem Eigentor, außerdem verschießen sie noch einen Elfmeter. Bayern München startet auch mit einer 0:2-Heimniederlage – gegen eine Mannschaft namens FC Pfeil Nürnberg.

Vor 50 Jahren findet der vierte Spieltag der Bundesliga-Historie statt. Mit dem Hamburger SV bekommt die Liga einen neuen Tabellenführer. Die Seeler-Elf schlägt Eintracht Frankfurt 3:0 (zwei Tore von Uwe) und profitiert auch vom ersten Kölner Punktverlust im Spitzenspiel mit Schalke 04 (2:2). Kölns Wolfgang Weber scheidet zur Pause verletzt aus, von daher ist der Punkt für die Rheinländer ein Erfolg, denn sie gleichen in Unterzahl durch Hansi Sturm aus. Außer dem Spitzentrio – alle 7:1 Punkte – sind noch Eintracht Braunschweig (2:0 vs. KSC) und der 1. FC Nürnberg (2:2 vs. Münster) ungeschlagen. Punktloser Letzter bleibt Karlsruhe, auch Frankfurt, Saarbrücken (1:2 in Dortmund) und 1860 (1:1 in Stuttgart) haben Sehnsucht nach dem ersten Sieg. Der MSV hat nach zwei Startsiegen nun eine ausgeglichene Bilanz und sein Stürmer Helmut Rahn schreibt beim 1:3 gegen die Hertha Geschichte: mit einem Kopfstoß gegen Harald Beyer verursach der Held von Bern in der 77. Minute den ersten Platzverweis der Bundesliga. Trainer Rudi Gutendorf hält den "für nicht gerechtfertigt".

Vor 40 Jahren verteidigt Borussia Mönchengladbach die Tabellenführung. Nach 4:1-Führung macht es Borussia noch mal spannend, Hannover 96 kommt am Bökelberg noch auf 4:3 heran. Unter dem Strich bleibt der Rekordstart eines Bundesligisten von 13:1 Punkten. Aufsteiger Fortuna Köln bleibt ohne Heimsieg, das 1:1 gegen Schalke ist schon das dritte Remis vor eigenem Publikum.

Vor 30 Jahren wird die Europacup-Saison eröffnet. Nur zwei der fünf Bundesligisten gewinnen ihre Hinspiele: 1. FC Kaiserslautern gegen FC Watford 3:1, Anorthosis Larnaka gegen FC Bayern 0:1. Dem VfB Stuttgart (1:1 vs. Levsky Sofia) und Werder (1:1 vs Malmö FF) droht nach enttäuschenden Heimspielen bereits das Aus im UEFA-Cup. Pokalsieger 1. FC Köln verliert bei Wacker Innsbruck 0:1, Pierre Littbarski trifft nur die Latte. Meister HSV hat ein Freilos. Besser schlägt sich DDR-Vertreter Lok Leipzig, der im UEFA-Cup bei Girondins Bordeaux 3:2 gewinnt. Pokalsieger 1. FC Magdeburg erhält vom FC Barcelona eine Lehrstunde, 1:5 vor eigenem Publikum. Meister BFC Dynamo tut gegen Jeunesse Esch seine Pflicht (4:1), Vorwärts Frankfurt/Oder hat nach dem 0:2 bei Nottingham Forest noch eine kleine Chance.

Vor 25 Jahren entlässt Eintracht Frankfurt Trainer Karl-Heinz Feldkamp und Manager Wolfgang Kraus. Kraus darf den neuen Trainer Pal Csernai noch vom Flughafen abholen, dann erhält auch er seine Kündigung. Konsequenzen aus dem Fehlstart des Pokalsiegers in die Saison 1988/1989. Csernai verspricht: "In der Mannschaft steckt mehr Substanz, als sie zuletzt gezeigt hat. Mit harter Arbeit werden wir auch Erfolge haben."

Vor 20 Jahren beginnt die Europapokal-Saison 1993/1994. Pokalsieger Bayer Leverkusen schlägt Brünn 2:0, auch im UEFA-Pokal gibt es erfreuliche Resultate. Allen voran Eintracht Frankfurt, die bei Dynamo Moskau 6:0 gewinnt und dabei sechs verschiedene Torschützen aufweist. Der KSC kommt gegen PSV Eindhoven nur zu einem 2:1, das nach dem frühen Platzverweis gegen Manfred Bender aber beachtlich ist. Trainer Winfried Schäfer sagt nach der Europacup-Premiere des KSC, es fühle sich an "als ob ich vier Glas Sekt getrunken habe". Bender, der wegen Handspiels vom Feld muss, spricht derweil von "der größten Ungerechtigkeit meiner Karriere."

Vor zehn Jahren spielt der 1. FC Kaiserslautern gegen den SC Freiburg nur 2:2 und bleibt auf einem Abstiegsplatz. Trainer Eric Gerets ergreift Maßnahmen und lässt Feldbetten in den Kabinen aufstellen, damit die Spieler zwischen den Trainingseinheiten nicht mehr nach Hause fahren sollen. "Es ist keine Strafe, es ist auch kein Gefängnis", versichert der Belgier. "Entscheidend ist: Wir sind zusammen!" Am selben Tag gewinnt Eintracht Frankfurt am Gladbacher Bökelberg mit 2:0. Im Blickpunkt steht Andreas Möller, der zum zweiten Mal zur Eintracht zurückgekehrt ist und offenbar das Glück zurück an den Main bringt. Es ist der erste Saisonsieg des Aufsteigers, dessen Fans den 36-jährigen Möller feiern.

15. September

Vor 40 Jahren findet der siebte Bundesliga-Spieltag statt. Die schon am Vortag siegreichen Gladbacher bauen ihren Vorsprung aus, weil Verfolger Bayern gegen Werder Bremen nur 2:2 spielt. Tore von Katsche Schwarzenbeck und Gerd Müller verhindern Bayerns erste Niederlage im 1972 eingeweihten Olympiastadion. Hertha BSC springt auf Platz vier, ist nach dem 2:0 gegen Fortuna Düsseldorf eine von vier ungeschlagenen Mannschaften. Einzig noch sieglose Mannschaft ist Werder Bremen, weil sich RW Essen gegen Wuppertal (2:1) von diesem Makel endlich befreit. Das Spiel des Tages liefern sich zwei Teams aus dem Mittelfeld: der VfB Stuttgart macht gegen Kaiserslautern einen 0:2-Rückstand wett und führt zur Halbzeit 3:2, am Ende aber gewinnen doch die Gäste mit 4:3. Die Tore zur zweiten Wende in diesem Spiel erzielt der Schwede Roland Sandberg. Auch der HSV hat einen torhungrigen Skandinavier: Der Däne Ole Björnmose trifft beim 3:1 gegen den 1. FC Köln doppelt. Es ist das letzte Spiel von Kölns Trainer Rudi Schlott, der entlassen wird. Der VfL Bochum kommt noch ohne Legionäre klar, elf Deutsche sichern ein 3:0 gegen den MSV Duisburg. In der Regionalliga Berlin fällt ein Resultat aus dem Rahmen: Alemannia 90 gegen Wacker 04 0:11. Es spielt der Letzte gegen den Achten, normal ist was anderes.

Vor 20 Jahren müssen im UEFA-Pokal noch zwei Bundesligisten ran. Während Borussia Dortmund nach torlosem Remis gegen Spartak Wladikawkas das Aus droht, kann der FC Bayern für Runde zwei planen – bei Twente Enschede gewinnt man 4:3. Wie kurz zuvor im Pokal schießt erneut Christian Ziege das Siegtor in letzter Minute.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

9. September

Vor 120 Jahren wird der VfB Stuttgart gegründet. Im Stuttgarter Gasthaus "Zum Becher" kommt er noch unter dem Namen Stuttgarter FV 93 auf die Fußball-Welt. Nach der Fusion mit dem Kronen-Klub Cannstatt heißt der bis heute fünfmalige Deutsche Meister seit 1912 VfB Stuttgart.

Vor 90 Jahren feiert der HSV ein Schützenfest – 8:0 gegen SV Uhlenhorst-Herta zum Start der Alsterliga. Tull Harder (5) und Ludwig Breuel (3) teilen sich die Tore auf.

Vor 60 Jahren erlebt der 1. FC Kaiserslautern ein Debakel. Im Freundschaftsspiel beim österreichischen Meister Austria Wien kassiert der Deutsche Meister ein 2:9. Und 55.000 Zuschauer im Praterstadion trauen ihren Augen nicht, schon zur Pause steht es 5:0. Fritz Walter, der schon zuvor ein Debakel prophezeit hat, macht sich Sorgen um den Bundestrainer: "Sepp Herberger tut mir leid. Was wird er sich jetzt anhören müssen, wo man ihm doch schon bisher eine Vorliebe für die Lauterer nachsagte." Einziger Trost für den FCK: die Antrittsgage von 15.000 Mark.

Vor 30 Jahren treffen im Freitagspiel der Bundesliga Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund aufeinander. Bis zur 75. Minute steht es 1:1, dann fallen reichlich Tore. Endstand 4:2. Matchwinner ist Nationalspieler Herbert Waas mit zwei späten Toren, die den BVB auf einen Abstiegsplatz schießen. Ein großes Erlebnis hat Waas erst nach Abpfiff. Gerd Müller ist im Stadion und rückt ihm die Hand und grüßt freundlich: "Servus, Torjäger!"

Vor 20 Jahren steigt das Spitzenspiel der Bundesliga an einem Donnerstag. Meister Werder Bremen empfängt vor ausverkauftem Haus die Bayern und schlägt sie mit 1:0. Bernd Hobsch schießt das Tor des Tages (52.), die Bayern sind getroffen. Auch vom Platzverweis gegen Jan Wouters kurz vor Abpfiff, nach dem Trainer Erich Ribbeck demonstrativ mit in die Kabine geht.

10. September

Vor 80 Jahren erweist sich der 1. FC Kaiserslautern zum Saisonstart besonders torhungrig; ein 7:0 über Phönix Ludwigshafen bringt Platz eins in der Gauliga Südwest. In der Nordmark blamiert sich der HSV bei Borussia Gaarden (2:3).

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Vor 30 Jahren

wird der siebte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Es fallen 37 Tore und nur in Ludwigshafen werden die Punkte geteilt. Noch eine Besonderheit gibt es beim 2:2 zwischen Waldhof Mannheim und dem 1. FC Köln. Erstmals nach über sechs Jahren und 213 Spielen fehlt FC-Torwart Toni Schumacher, der sich durch vereinskritische Interviews eine interne Sperre eingebrockt hat. Demütig macht sie ihn nicht: "Der beste Torwart der Welt ist arbeitslos", grollt die deutsche Nummer eins. Für ihn spielt Gerry Ehrmann, der es auf Anhieb in die Elf des Tages des Kicker schafft.

Bayern München (2:1 in Braunschweig) löst den VfB Stuttgart als Tabellenführer ab, auch der VfB unterliegt beim kecken Aufsteiger Bayer Uerdingen (2:3). Libero Matthias Herget gibt den Realisten: "Die erste deftige Niederlage wird kommen, dann müssen wir beweisen, wie weit wir wirklich sind." Vorerst sind sie Dritter, nur Bayern und Meister HSV (3:2 in Düsseldorf) sind vor ihnen. Der HSV beklagt nach dem Sieg bei Fortuna aber Personalprobleme, Zugang Wolfram Wuttke hat sich durch seinen Platzverweis wegen Spuckens selbst aus dem Spiel genommen. Wuttke ist geknickt: "Mir ist für einen Moment der Film gerissen".

Den zweiten Feldverweis gibt es im Hessen-Derby. Frankfurts Michael Sziedat muss in Offenbach früher duschen, trotzdem gleichen die Kollegen in der 88. Minute aus. Doch wofür? Im Gegenzug köpft Michael Kutzop das 2:1 für die Kickers, die trotzdem Letzter bleiben. In Bielefeld kommen nur 7700 Zuschauer, um Kaiserslautern zu sehen – und einen 3:2 der Arminia, die zur Pause schon 3:0 führt. Dann verkürzen die FCK-Nationalspieler Andreas Brehme und Hans-Peter Briegel. Auch Mönchengladbach spielt eine bessere zweite Halbzeit: Nach 0:0 zur Pause schießt Borussia ein souveränes 4:0 heraus, für Bochum ist es die höchste Heimpleite seit zwölf Jahren.

Vor 25 Jahren gibt es in der Bundesliga was zu feiern. Borussia Dortmunds Frank Mill gelingt beim 3:0 gegen Waldhof Mannheim das 25.000 Tor seit Gründung 1963. Es hat eine kaum glaubliche Vorgeschichte: weil er sich nicht entscheiden kann, wer gegen Mill spielen soll, lässt Waldhof-Trainer Felix Latzke die Kandidaten Roland Dickgießer und Dieter Finke das ausknobeln. Der Würfel entscheidet sich für Dickgießer. Verrückte Bundesliga. Zumindest bemerkenswert ist auch die Notiz im Spielbericht über Bayern München gegen Gladbach (3:0): "Eine objektive Benotung von Bayern-Torwart Aumann ist leider unmöglich – er musste kein einziges Mal eingreifen." Kollege Uwe Kamps schon, zwei Treffer von Jürgen Wegmann und einen von Klaus Augenthaler kann er trotz Note 1 nicht verhindern. Bayern übernimmt die Tabellenspitze – von Bayer Uerdingen (0:0 vs. VfB Stuttgart). Meister Werder kommt nicht vom Fleck, Schlusslicht Hannover kriegt in letzter Minute einen Elfmeter zum 2:2-Endstand. Der schwach gestartete HSV stiehlt sich aus der Abstiegszone durch ein 2:1 in Köln – beide Tore erzielt ein gewisser Oliver Bierhoff, der abends Studiogast bei RTL-Anpfiff ist.

Vor zehn Jahren spielt die Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation gegen Schottland. Vor 67.000 Zuschauern in Dortmund kommt sie zu einem verdienten 2:1. Fredi Bobic erzielt an alter Wirkungsstätte das 1:0 (25.), Michael Ballack nach 50 Minuten das 2:0. Als der Schotte McCann nach einer Stunde ein Missverständnis zwischen Christian Wörns und Bernd Schneider nutzt, wird noch einmal gezittert. Doch es reicht zum Sieg und zur Tabellenführung vor dem letzten Spiel gegen Island. "Wir wollten und mussten gewinnen, egal wie. Großer Zauberfußball war nicht zu erwarten", zieht Ballack ein sachliches Fazit. Für die von Berti Vogts trainierten Schotten ist der Traum von der EM in Portugal geplatzt, aber Vogts hat die Achtung seines Gastlandes gewonnen. "Berti is God", rufen die Anhänger in Dortmund. Konter der deutschen Anhänger: "Ein Rudi Völler, es gibt nur ein Rudi Völler".

11. September

Vor 75 Jahren scheitert Bayern München im Tschammer-Pokal beim VfR Mannheim (1:2). Mit dem SV Waldhof kommt auch die zweite Mannheimer Mannschaft in die dritte Runde, Nationalstürmer Otto Siffling erzielt beim 2:1 gegen GW Eschweiler beide Tore. Den höchsten Tagessieg feiert der Dresdner SC - 10:1 gegen Beuthen 09. Drei Tore gehen auf das Konto von Helmut Schön. Auch in Schusslaune: Fortuna Düsseldorf (7:1 vs. Opel Rüsselsheim). 1860 München begrüßt die meisten Zuschauer – 10.000 sehen ein 3:1 gegen den Freiburger FC. Mit demselben Resultat fertigt der FSV Frankfurt Sachsen-Vertreter BC Hartha ab. Werder Bremen scheitert zuhause an Rot-Weiß Essen (2:3). Weitere Resultate: Westfalia Herne gegen Viktoria Hamburg 5:1, Rasensport Gleiwitz gegen Dessau 05 2:1. Sechs Partien stehen noch aus, ehe die dritte Runde beginnen kann.

Vor 50 Jahren tritt der Deutsche Meister Borussia Dortmund im Europapokal an. Bei Lyn Oslo sichert ein Doppelschlag von Reinhold Wosab nach der Pause ein 4:2 vor 19.806 Zuschauern. Auch Lothar Emmerich und Aki Schmidt treffen ins Schwarze. Das Sport Magazin lobt vor allem das Fairplay auf beiden Seiten: "Wir erlebten bis jetzt kein anständigeres Europacupspiel."

Vor 20 Jahren geht der DFB-Pokal weiter. In der dritten Hauptrunde enden die direkten Duelle unter den Bundesligisten mit demselben Resultat: 5:3 nach Verlängerung. So heißt es bei Freiburg – Frankfurt und Gladbach – KSC. Besonders dramatisch ist die Partie am Bökelberg, wo der KSC nach 69 Minuten noch 3:1 führt und doch noch untergeht. Weil Torwart Oliver Kahn kurz vor seinem Platzverweis von einer Kastanie getroffen wird, legt der KSC allerdings Protest ein, "denn er war nicht mehr im Vollbesitz seiner Kräfte", versicherte Präsident Roland Schmider. Und die von Feldspieler Rainer Schütterle, der Kahn 35 Minuten vertreten muss, reichen nicht aus, zwei Tore zu verhindern. Tatsächlich wird das Spiel annulliert und in Düsseldorf wiederholt; Borussia wird wieder gewinnen (1:0). Nicht ganz so mühsam kommen die Bundesligisten Dynamo Dresden (3:2 in Hannover) und HSV (4:2 in Saarbrücken) eiter. Dagegen fliegt der 1. FC Köln bei den Amateuren der Bayern im Elfmeterschießen raus, auch wenn da große Namen auflaufen: Gospodarek, Pflügler, Hamann, Cerny oder Frey haben ihre Bundesligataufe längst hinter sich.

Vor zehn Jahren schlägt die Frauen-Nationalmannschaft in Darmstadt die Auswahl von England mit 4:0. Die Tore: Birgit Prinz (2), Bettina Wiegmann und Renate Lingor.

12. September

Vor 70 Jahren wird das Tschammer-Pokalspiel der zweiten Runde Kickers Offenbach gegen FV Saarbrücken vorgezogen. Wegen der Kriegswirrnisse findet es zudem in Frankfurt statt. 15.000 Zuschauer sehen ein 2:1 der Saarbrücker, Herbert Binkert erzielt das Siegtor.

Vor 20 Jahren wird die dritte DFB-Pokalrunde fortgesetzt. Werder Bremen muss bei Drittligist Kickers Offenbach ins Elfmeterschießen (1:1 n.V.), Uli Borowka verwandelt nach dem einzigen Offenbacher Fehlschuss den entscheidenden Schuss. Am Abend geht auch das Bundesligaduell zwischen Schalke und den Bayern in die Verlängerung; zwei Mal geht Schalke in Führung, zweimal gleicht Verteidiger Oliver Kreuzer aus, und als Schiedsrichter Günter Habermann die Pfeife schon im Mund hat, gelingt Talent Christian Ziege das 3:2 für die Gäste.

13. September

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Im Süden setzt die "Hochburg" Akzente. Der 1. FC Nürnberg gewinnt auch sein fünftes Spiel, aber das 4:0 gegen Schlusslicht Jahn Regensburg ist völlig normal. Drei Tore von Horst Schade entscheiden die Partie nach der Pause. Ungewöhnlich deutlich aber fällt der Sieg der Spielvereinigung Fürth bei den Bayern aus – 6:2! Nationalkeeper Karl Adam macht im Bayern-Tor keine gute Figur und erhält spöttischen Applaus, wenn er mal einen Ball hält. "Einer riesigen Trauergesellschaft glich Münchens Fußball-Publikum, als es den Heimweg antrat", schreibt das Sport Magazin. Eintracht Frankfurt (2:0 vs. Hessen Kassel) und der VfB Stuttgart (2:1 in Aschaffenburg) jagen derweil die Nürnberger bei einem Punkt Rückstand.

Im Südwesten gibt es fünf Auswärtssiege, Meister FCK schießt mit dem 5:0 bei Saar 05 den Vogel ab – ein Tor geht auf Fritz Walters Konto. Primus aber bleibt der FK Pirmasens, trotz des ersten Punktverlustes (3:3 bei Phönix Ludwigshafen, das ein 1:3 noch aufholt). Eintracht Trier begrüßt die meisten Zuschauer – 10.000 sehen ein 3:2 gegen Worms.

Auch im Westen gibt es kein Team mit weißer Weste mehr. Der SV Sodingen bleibt aber auch nach dem 0:0 gegen Horst-Emscher oben, weil Schalke gegen Preußen Dellbrück das gleiche Resultat einfährt. Preußen Münster vergibt die Chance auf Platz eins mit einem 1:2 zuhause gegen Alemannia Aachen. So ist RW Essen nach dem 4:3 gegen Bayer Leverkusen – zumal nach 0:2-Rückstand – der Gewinner des Tages. Auch Nachbar Schwarz-Weiß feiert, ein grandioses 3:2 vor 30.000 bei Borussia Dortmund bringt die ersten Auswärtspunkte. Der 1. FC Köln schießt seine Tore gegen Mönchengladbach (3:0) binnen sechs Minuten; zweimal Herbert Dörner, einmal Hans Schäfer. 3:0 heißt es auch in Düsseldorf, Fortuna putzt den Nachbarn aus Meiderich vor 17.000 Zuschauern, Verteidiger Erich Juskowiak muss aus Personalnot in den Sturm und trifft prompt zweimal.

Im Norden bahnt sich eine Wachablösung an, da Serien-Meister HSV ein schwaches Jahr zu haben scheint. In Bremerhaven kassiert er am fünften Spieltag bereits die dritte Niederlage (1:4). Dagegen zieht Hannover 96 ungeschlagen davon, das 2:0 gegen Altona ist der fünfte Sieg in Folge. Auch der Zweite kommt aus Hannover, Arminia gewinnt in Eimsbüttel 3:2 und liegt nur einen Zähler zurück. St. Pauli und Holstein Kiel trennen sich vor 15.000 Besuchern (Tagesrekord) 1:1. Im Bremer Derby beeindruckt Werders Endspurt; nach einer Stunde führt noch der BSV mit 1:0, am Ende heißt es 5:2 für den Favoriten.

Vor 30 Jahren wird die Tabelle der Bundesliga begradigt. Bayer Leverkusen schlägt Meister HSV, der 17 Spiele ungeschlagen gewesen ist, mit 2:0. Herbert Waas erzielt beide Tore, der Handschlag Gerd Müllers zeigt prompt Wirkung.

Vor 25 Jahren trägt die Bundesliga an einem Dienstag einen kompletten Spieltag aus. Es gibt fünf Unentschieden, darunter das Topspiel zwischen Meister Werder und Tabellenführer Bayern (2:2). Die Bremer führen schon 2:0, da schlägt die Doppelspitze Wegmann/Wohlfarth zu. Franz Beckenbauer, Teamchef der Nationalmannschaft, lobt die Spieler: "Das Beste, was ich in dieser Saison gesehen habe." Der VfB Stuttgart schließt zu den punktgleichen Bayern auf, alle Tore beim 4:0 gegen Nürnberg fallen nach der Pause, zwei gelingen Jürgen Klinsmann. Übertroffen werden alle Stürmer aber von dem Joker, den BVB-Trainer Horst Köppel gegen Hannover zieht: Norbert Dickel fabriziert binnen sechs Minuten einen klassischen Hattrick und danach eine Kampfansage: "Ich hoffe, dass ich jetzt mal wieder von Anfang an spiele." Bis heute hat kein Joker einen schnelleren Hattrick in der Bundesliga geschafft.

Vor zehn Jahren trägt die Bundesliga den fünften Spieltag aus. Nach den Samstagspielen gibt es mit Bayer Leverkusen einen neuen Tabellenführer. Ein Kopfball-Tor von Verteidiger Juan, einer von vier Brasilianern in der Startelf, sichert den 1:0-Sieg gegen den HSV. Auf Platz zwei rückt der VfB Stuttgart vor, der auch auf Schalke (0:0) seinen Kasten dicht hält und den 15 Jahre alten Startrekord von Werder Bremen knackt. Besagte Bremer verlieren derweil im Gipfel bei Borussia Dortmund (1:2) Platz eins, das Kopfball-Eigentor von Valerien Ismael schafft es in jeden Jahresrückblick. "Dieses Ding ist nicht zu überbieten, man kann dieses Tor nicht nachstellen, selbst wenn man es versuchen würde", sagt sein entgeisterter Trainer Thomas Schaaf. Trost für ihn: Meister Bayern München verliert in Wolfsburg durch zwei späte Gegentore noch 2:3. Ähnlich ergeht es Hertha BSC, die zu Hause gegen Hannover 96 nach 2:0-Pausenführung noch 2:3 unterliegt und düstere Visionen aufkommen lässt. "Jetzt stecken wir mitten im Abstiegskampf", sagt Nationalspieler Fredi Bobic – im September.

14. September

Vor 100 Jahren steigt gleich zum Saisonstart das Mainderby in Offenbach. Die Kickers erwischen einen gebrauchten Tag und unterliegen der Frankfurter Eintracht 0:2. Das 0:1 entspringt einer Ecke, das 0:2 einem Eigentor, außerdem verschießen sie noch einen Elfmeter. Bayern München startet auch mit einer 0:2-Heimniederlage – gegen eine Mannschaft namens FC Pfeil Nürnberg.

Vor 50 Jahren findet der vierte Spieltag der Bundesliga-Historie statt. Mit dem Hamburger SV bekommt die Liga einen neuen Tabellenführer. Die Seeler-Elf schlägt Eintracht Frankfurt 3:0 (zwei Tore von Uwe) und profitiert auch vom ersten Kölner Punktverlust im Spitzenspiel mit Schalke 04 (2:2). Kölns Wolfgang Weber scheidet zur Pause verletzt aus, von daher ist der Punkt für die Rheinländer ein Erfolg, denn sie gleichen in Unterzahl durch Hansi Sturm aus. Außer dem Spitzentrio – alle 7:1 Punkte – sind noch Eintracht Braunschweig (2:0 vs. KSC) und der 1. FC Nürnberg (2:2 vs. Münster) ungeschlagen. Punktloser Letzter bleibt Karlsruhe, auch Frankfurt, Saarbrücken (1:2 in Dortmund) und 1860 (1:1 in Stuttgart) haben Sehnsucht nach dem ersten Sieg. Der MSV hat nach zwei Startsiegen nun eine ausgeglichene Bilanz und sein Stürmer Helmut Rahn schreibt beim 1:3 gegen die Hertha Geschichte: mit einem Kopfstoß gegen Harald Beyer verursach der Held von Bern in der 77. Minute den ersten Platzverweis der Bundesliga. Trainer Rudi Gutendorf hält den "für nicht gerechtfertigt".

Vor 40 Jahren verteidigt Borussia Mönchengladbach die Tabellenführung. Nach 4:1-Führung macht es Borussia noch mal spannend, Hannover 96 kommt am Bökelberg noch auf 4:3 heran. Unter dem Strich bleibt der Rekordstart eines Bundesligisten von 13:1 Punkten. Aufsteiger Fortuna Köln bleibt ohne Heimsieg, das 1:1 gegen Schalke ist schon das dritte Remis vor eigenem Publikum.

Vor 30 Jahren wird die Europacup-Saison eröffnet. Nur zwei der fünf Bundesligisten gewinnen ihre Hinspiele: 1. FC Kaiserslautern gegen FC Watford 3:1, Anorthosis Larnaka gegen FC Bayern 0:1. Dem VfB Stuttgart (1:1 vs. Levsky Sofia) und Werder (1:1 vs Malmö FF) droht nach enttäuschenden Heimspielen bereits das Aus im UEFA-Cup. Pokalsieger 1. FC Köln verliert bei Wacker Innsbruck 0:1, Pierre Littbarski trifft nur die Latte. Meister HSV hat ein Freilos. Besser schlägt sich DDR-Vertreter Lok Leipzig, der im UEFA-Cup bei Girondins Bordeaux 3:2 gewinnt. Pokalsieger 1. FC Magdeburg erhält vom FC Barcelona eine Lehrstunde, 1:5 vor eigenem Publikum. Meister BFC Dynamo tut gegen Jeunesse Esch seine Pflicht (4:1), Vorwärts Frankfurt/Oder hat nach dem 0:2 bei Nottingham Forest noch eine kleine Chance.

Vor 25 Jahren entlässt Eintracht Frankfurt Trainer Karl-Heinz Feldkamp und Manager Wolfgang Kraus. Kraus darf den neuen Trainer Pal Csernai noch vom Flughafen abholen, dann erhält auch er seine Kündigung. Konsequenzen aus dem Fehlstart des Pokalsiegers in die Saison 1988/1989. Csernai verspricht: "In der Mannschaft steckt mehr Substanz, als sie zuletzt gezeigt hat. Mit harter Arbeit werden wir auch Erfolge haben."

Vor 20 Jahren beginnt die Europapokal-Saison 1993/1994. Pokalsieger Bayer Leverkusen schlägt Brünn 2:0, auch im UEFA-Pokal gibt es erfreuliche Resultate. Allen voran Eintracht Frankfurt, die bei Dynamo Moskau 6:0 gewinnt und dabei sechs verschiedene Torschützen aufweist. Der KSC kommt gegen PSV Eindhoven nur zu einem 2:1, das nach dem frühen Platzverweis gegen Manfred Bender aber beachtlich ist. Trainer Winfried Schäfer sagt nach der Europacup-Premiere des KSC, es fühle sich an "als ob ich vier Glas Sekt getrunken habe". Bender, der wegen Handspiels vom Feld muss, spricht derweil von "der größten Ungerechtigkeit meiner Karriere."

Vor zehn Jahren spielt der 1. FC Kaiserslautern gegen den SC Freiburg nur 2:2 und bleibt auf einem Abstiegsplatz. Trainer Eric Gerets ergreift Maßnahmen und lässt Feldbetten in den Kabinen aufstellen, damit die Spieler zwischen den Trainingseinheiten nicht mehr nach Hause fahren sollen. "Es ist keine Strafe, es ist auch kein Gefängnis", versichert der Belgier. "Entscheidend ist: Wir sind zusammen!" Am selben Tag gewinnt Eintracht Frankfurt am Gladbacher Bökelberg mit 2:0. Im Blickpunkt steht Andreas Möller, der zum zweiten Mal zur Eintracht zurückgekehrt ist und offenbar das Glück zurück an den Main bringt. Es ist der erste Saisonsieg des Aufsteigers, dessen Fans den 36-jährigen Möller feiern.

15. September

Vor 40 Jahren findet der siebte Bundesliga-Spieltag statt. Die schon am Vortag siegreichen Gladbacher bauen ihren Vorsprung aus, weil Verfolger Bayern gegen Werder Bremen nur 2:2 spielt. Tore von Katsche Schwarzenbeck und Gerd Müller verhindern Bayerns erste Niederlage im 1972 eingeweihten Olympiastadion. Hertha BSC springt auf Platz vier, ist nach dem 2:0 gegen Fortuna Düsseldorf eine von vier ungeschlagenen Mannschaften. Einzig noch sieglose Mannschaft ist Werder Bremen, weil sich RW Essen gegen Wuppertal (2:1) von diesem Makel endlich befreit. Das Spiel des Tages liefern sich zwei Teams aus dem Mittelfeld: der VfB Stuttgart macht gegen Kaiserslautern einen 0:2-Rückstand wett und führt zur Halbzeit 3:2, am Ende aber gewinnen doch die Gäste mit 4:3. Die Tore zur zweiten Wende in diesem Spiel erzielt der Schwede Roland Sandberg. Auch der HSV hat einen torhungrigen Skandinavier: Der Däne Ole Björnmose trifft beim 3:1 gegen den 1. FC Köln doppelt. Es ist das letzte Spiel von Kölns Trainer Rudi Schlott, der entlassen wird. Der VfL Bochum kommt noch ohne Legionäre klar, elf Deutsche sichern ein 3:0 gegen den MSV Duisburg. In der Regionalliga Berlin fällt ein Resultat aus dem Rahmen: Alemannia 90 gegen Wacker 04 0:11. Es spielt der Letzte gegen den Achten, normal ist was anderes.

Vor 20 Jahren müssen im UEFA-Pokal noch zwei Bundesligisten ran. Während Borussia Dortmund nach torlosem Remis gegen Spartak Wladikawkas das Aus droht, kann der FC Bayern für Runde zwei planen – bei Twente Enschede gewinnt man 4:3. Wie kurz zuvor im Pokal schießt erneut Christian Ziege das Siegtor in letzter Minute.