DFB-Wochenschau: Klinsmann-Rekord und magische Nacht

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

14. März

Vor 30 Jahren fallen in der Bundesliga 33 Tore. Tabellenführer HSV schafft den einzigen Auswärtssieg und vergrößert seinen Vorsprung auf die Bayern (nur 1:1 gegen Stuttgart) durch ein 3:0 in Uerdingen auf drei Punkte. Horst Hrubeschs Doppelschlag weist den Weg zum sechsten Auswärtssieg der Hamburger. Manfred Burgsmüller schießt bei Dortmunds 5:3 gegen Leverkusen noch ein Tor mehr und führt die Liste mit 23 Treffern an.

Vor 15 Jahren unterliegt die Frauen-Nationalmannschaft, damals amtierender Europameister, in Decatur Gastgeber USA mit 0:6. Es ist bis heute ihre Rekordniederlage. Kurios: Die Partie wird von einer US-Amerikanerin gepfiffen.

Vor zehn Jahren qualifiziert sich Bayern München als Gruppensieger für das Viertelfinale der Champions League. Im ausverkauften Olympiastadion entscheidet ein Kopfball von Giovane Elber die Partie gegen Arsenal London (1:0). Ottmar Hitzfeld kommentiert: „Es war ein taktisches Spiel, für die Zuschauer vielleicht nicht so interessant.“ Kollege Arsene Wenger war noch ungnädiger: „Es war eines der schwächsten Spiele, die wir in der Champions League geliefert haben.“

15. März

Vor 80 Jahren bestreitet die Nationalmannschaft erstmals ein Länderspiel gegen Frankreich. Im Stade de Colombes zu Paris bezwingt sie sich selbst: Der Aachener Reinhold Münzenberg fabriziert schon nach 13 Minuten ein Eigentor, seine fatale Rückgabe ist für den Dresdner Torwart Willibald Kreß zu hoch. Es bleibt das einzige Tor des Tages vor 60.000 Zuschauern in einer ausgeglichenen Partie. Im deutschen Lager ist die Enttäuschung über die Niederlage im Prestigespiel groß, besonders bei den 15.000 mit Sonderanzügen angereisten Schlachtenbummlern. Der Kicker schreibt: „Man kann aber auch mit Fug und Recht sagen, dass eine deutsche Ländermannschaft seit Jahren in ihrer Totalität nicht so die Erwartungen enttäuscht hat wie die von heute.“

Die deutschen Fans wurden schon vor Anpfiff verärgert, denn die Franzosen spielten nur ihre eigene Nationalhymne. Angeblich hätten sie sich bei der deutschen Botschaft in Paris vergeblich um eine Schallplatte bemüht. Ein Missgeschick passiert auch dem Kicker, dessen Spielbericht nach 26 Minuten endet. „Leider müssen wir hier den interessanten Spielbericht unseres Herrn Müllenbach abbrechen und unsere Leser auf die nächste Nummer verweisen, da infolge Flugzeugnotlandung der Schluß des Artikels, der der Flugpost mitgegeben war, nicht rechtzeitig eintreffen konnte“, bedauert die Redaktion.

Am selben Tag finden vereinzelt Vorrundenspiele um die Deutsche Meisterschaft statt, auf fehlende Nationalspieler wird keine Rücksicht genommen. Anno 1931 noch ein vollkommen normaler Zustand. Der Karlsruher FV schlägt Union Böckingen 7:2, Wormatia Worms und Waldhof Mannheim trennen sich 3:3. Die Zuschauer dieser Spiele werden über Lautsprecher von den Vorgängen in Paris informiert.

Vor 75 Jahren unterliegt die Nationalmannschaft in der Vorreitung auf die Olympischen Spiele 1936 zu Berlin in Budapest den Ungarn 2:3. Es ist „ein Spiel ohne tote Minute“, findet die Fußball Woche. Zur Pause steht es 1:1, Schalkes Alfred Urban hat die ungarische Führung egalisiert. Nach 58 Minuten schießt der erste Dortmunder Nationalspieler August Lenz die DFB-Elf in Front, danach trifft Elbern (Bonn) überhastet vor dem leeren Tor nur die Latte. Im Gegenzug gleichen die Ungarn in der 65. Minute aus, 30.000 verwandeln das Nep-Stadion in einen Hexenkessel. Der Hanauer Torwart Sonnrein, der sein zweites und letztes Länderspiel bestreitet, ist chancenlos.

In der 83. Minute sieht der Vertreter von Hans Jakob dagegen schlecht aus, im Getümmel wird er im Torraum behindert und verliert den Überblick. Sarosi stochert den Ball über die Linie. Mit Abpfiff rennen Hunderte Fans auf das Spielfeld und feiern die Sieger. „Bis sieben Minuten vor Schluss gegen eine der meistgeachteten Nationalmannschaften gute Aussicht auf ein Unentschieden gehabt zu haben, das ehrt die junge deutsche Mannschaft“, bilanziert die Fußball Woche. Aber auch im fünften Versuch gelingt ihr kein Sieg in Budapest.

In den am selben Tag stattfindenden Gauliga-Spielen fallen überall im Land Tore. Unter den 55 Partien findet sich kein 0:0. Sachsens Meister Polizei Chemnitz lässt die Punktrunde austrudeln und blamiert sich bei Guts-Muts Dresden (1:5). Auch Fortuna Düsseldorf schont sich schon für die Meister-Endrunde und verliert zu Hause gegen Schlusslicht Borussia Mönchengladbach 2:3. Professionell bleiben die Schalker, die auch ohne Nationalspieler Fritz Szepan zu einem 6:1 gegen Herten kommen und die Runde im Westfalen-Gau mit 35:1 Punkten beenden.

Einen anderen Rekord meldet der Gau VII (Nordmark): Zum Spiel zwischen MSV Hansa Hamburg und Polizei Lübeck (3:6) kommen nur 24 Zuschauer - in der obersten Liga, wohlgemerkt. „Diese Ziffer darf wohl als Anormalität, als ein bedauerlicher Rekord nach unten in der Chronik des deutschen Fußballs verzeichnet werden“, schreibt die Fußball Woche.

Vor 50 Jahren zieht der HSV im Europapokal der Landesmeister ins Halbfinale ein. Zu Hause wird Englands FC Burnley nach 1:3 im Hinspiel mit grandioser Leistung 4:1 (2:0) bezwungen. 74.000 feiern den Deutschen Meister im ausverkauften Volkspark-Stadion, Uwe Seeler erzielt zwei Tore, Klaus Stürmer und Charly Dörfel treffen ebenfalls. Die Kritiker überschlagen sich vor Lob, selbst Bundestrainer Sepp Herberger schwärmt: „Eines der größten Spiele, die ich je gesehen habe.“

Vor 25 Jahren fallen in der Bundesliga 35 Tore. Ein Siebtel geht auf das Konto von Jürgen Klinsmann, der beim spektakulären 7:0 des VfB Stuttgart in Düsseldorf fünf Tore erzielt. Auswärts ist das noch keinem Bundesligaspieler gelungen. Klinsmann schwärmt von „einem Tag, wo alles läuft“, weist aber Spekulationen um eine Berufung in die Nationalmannschaft bescheiden zurück: „Zu Beckenbauer? Oh Gott, ich weiß, was mir noch fehlt.“ Auch in Mannheim sieht es nach einem Schützenfest für die Gäste aus, aber Meister Bayern begnügt sich mit der 4:0-Führung, die er nach 34 Minuten herausgeschossen hat. Tabellenführer bleibt Werder Bremen (2:0 in Frankfurt).

16. März

Vor 70 Jahren strömen 35.000 Zuschauer zu einem Freundschaftsspiel ins Dresdener Ostra-Gehege. Der heimische DSC trifft in der Pause vor der Meisterendrunde auf Titelverteidiger Schalke 04, der in stärkster Besetzungsantritt. Trotz oder gerade wegen Kriegszeiten heißt das für den Kicker: „Alle Kanonen dabei“. Auf schwer bespielbarem Boden nehmen die Dresdner Revanche für die Finalniederlage des Vorjahres, nach der sie in 30 Spielen ungeschlagen geblieben sind. Auch gegen Schalke hält die Serie, der DSC gewinnt 4:2 (2:1). Fritz Machate schießt an seinem 27. Geburtstag zwei Tore, Helmut Schön geht ausnahmsweise leer aus. Der große Ernst Kuzorra trifft zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Kurios: In der Pause wechseln die Schalker die Hosen, von blau auf weiß.

Vor 20 Jahren wechselt die Tabellenführung in der Bundesliga. Nachdem Werder Bremen am Vortag beim HSV 2:3 unterlegen ist, ziehen die Bayern mühelos vorbei und schlagen Karlsruhe standesgemäß 3:0. Oliver Kahn verhindert ein viertes Tor seines künftigen Klubs, der KSC-Torwart meistert einen Elfmeter von Olaf Thon. Im Rennen bleibt auch der 1. FC Kaiserslautern, der das Debüt des neuen Hertha-Trainers Peter Neururer verdirbt und in Berlin 2:0 siegt.

Erst im Nachhinein bedeutend wird das Mittelfeldduell zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem VfB Stuttgart. Die Gäste gewinnen 1:0, da Club-Verteidiger Vlado Kasalo ein Eigentor köpft. In Nürnberg glaubt man schon bald nicht mehr an Zufall. Dazu nächste Woche mehr…

In der Oberliga Nordost hat Torsten Gütschow einen großen Tag. Gegen Chemie Halle schießt er alle Tore zum 3:1 Dynamo Dresdens. 10.844 Zuschauer bilden die Rekordkulisse des 17. Spieltages in der letzten Saison vor der fußballerischen Wiedervereinigung der deutschen Staaten. Letzter Ost-Meister will Hansa Rostock werden, das gegen FC Berlin (3:2) Platz eins verteidigt.

Vor 15 Jahren unterstreicht Meister Borussia Dortmund seine Titelambitionen und gewinnt in der Liga beim VfB Stuttgart 5:0, der seine höchste Heimniederlage überhaupt erleidet. Überragender Mann ist ausgerechnet der Ex-Stuttgarter Matthias Sammer, den prompt das Gewissen plagt: „Ich muss sagen, dass mir dieser Sieg auch ein bisschen weh tut.“ Verfolger Bayern München schlägt den Vorletzten Kaiserslautern 2:0, nach Platzverweisen geht es 1:1 aus. Zunächst sieht Lauterns Harry Koch Gelb-Rot, kurz vor Schluss folgt ihm Mehmet Scholl. Im Lauterer Lager ist die Stimmung angespannt. Kameradschaftlich klingt es jedenfalls nicht, was Martin Wagner über Mitspieler Axel Roos, der die allgemeine Einstellung moniert, sagt: „Herr Roos muss aufpassen. Es ist nicht das erste Mal, dass sich Herr Roos weit aus dem Fenster lehnt.“/p>

17. März

Vor 80 Jahren will England Radioübertragungen in der ersten Liga verbieten. Der Ligaverband hat ermittelt, dass jedes Mal, wenn eine Radioschilderung im Programm der Woche steht, der Besuch bei anderen Spielen stark nachgelassen hat, besonders bei schlechtem Wetter, wo die Leute lieber daheim bleiben und zuhören, als sogar ihren Verein assistieren“ (Kicker). Sogar England hat Schönwetter-Fans, zumindest 1931, als das Radio den Fußball entdeckt hat.

Vor 25 Jahren tritt Jörg Berger bei Bundesliga-Schlusslicht Hannover 96 nach nur fünf Spielen ohne Punktgewinn zurück. Er sagt: „Ich musste so handeln. Ich musste mein Gesicht wahren.“ Vierter Trainer der Saison wird Manager Helmut Kalthoff.

Vor zehn Jahren fliegt Leverkusens Michael Ballack zum zweiten Mal in der Bundesliga vom Platz. Bayer-Trainer Berti Vogts nimmt ihn in Schutz: „In anderen Ländern hätte man von einem klugen taktischen Foul gesprochen. Bei uns gibt’s dann gleich die Gelbe Karte.“ Und da er schon eine hatte, muss er nach 75 Minuten runter. Sein Team verkraftet es dennoch und gewinnt in Dortmund mit 3:1. Bernd Schneider gelingt sogar ein Tor aus 50 Metern gegen den verblüfften Jens Lehmann im BVB-Tor. Der Rückstand zu den Bayern bleibt bei drei Zählern, denn im Münchner Derby gegen 1860 gewinnt der Meister 2:0. Die Tore sind made in Brasil: Giovane Elber und Paulo Sergio treffen nach der Pause. Uli Hoeneß ist dennoch unzufrieden: „So werden wir kein Meister!“

Das erste Berlin-Brandenburg-Derby der Ligahistorie geht an Aufsteiger Energie Cottbus, der Titelaspirant Hertha BSC 3:0 schlägt. Das Spiel wird zwei Minuten unterbrochen, weil kurz vor Schluss aus dem Hertha-Block Raketen auf den Rasen fliegen. Freudenfeuer sind es nicht…

18. März

Vor 60 Jahren gewinnt der TSV 1860 das 115. Münchner Derby gegen die Bayern. Die gehen zwar durch einen Eckball von Oswald, der direkt verwandelt wird, in Führung, aber am Ende lachen die Löwen (3:1). Ein Elfmeter in der 83. Minute sorgt für die Entscheidung, für das Sportmagazin war es „ein Fehlpfiff“. Für die Tabelle in der Oberliga Süd hat das Derby weniger Bedeutung, der Meister kann nicht mehr aus München kommen. Aber auch der VfB Stuttgart (2:4 bei Eintracht Frankfurt) büßt Chancen ein an diesem Nachholspieltag, der die Tabelle ziemlich begradigt. Vorne bleiben punktgleich der VfB Mühlburg und der 1. FC Nürnberg, der FSV Frankfurt, Fürth und der VfB Stuttgart liegen nur drei Zähler zurück.

Im Norden regiert der HSV (5:1 gegen Altona), im Westen Schalke 04 (spielfrei). Der 1. FC Köln hofft nach dem 2:1 gegen Fortuna Düsseldorf vor 20.000 weiter, noch ist das Team um Hans Schäfer Vierter. Alemannia Aachen muss nach dem 0:2 bei Horst Emscher wieder um den Klassenverbleib bangen und mit dieser Schlagzeile des Sport Magazins leben: „Hat Alemannia das Kämpfen verlernt?“

Im Südwesten gewinnt Spitzenreiter 1. FC Kaiserslautern am Betzenberg gegen Wormatia Worms 3:0, Ottmar Walter gelingen zwei Tore, Bruder Fritz ist „noch nicht der alte“. Nach dem Spiel wird er trotzdem mit Lorbeer bekränzt, vorzeitig sind die Roten Teufel Meister im Südwesten.

Vor 30 Jahren kommen zwei von drei Bundesligavertretern im Europacup weiter. Meister Bayern München gewinnt bei Banik Ostrau 4:2, schon zur Pause (4:1) ist alles klar. Im UEFA-Cup glückt dem 1. FC Köln ein 3:2 gegen Standard Lüttich, Rainer Bonhof per Strafstoß und Pierre Littbarski schießen die entscheidenden Tore nach dem 1:2-Rückstand. Nur Pokalsieger Fortuna Düsseldorf scheidet aus, in letzter Minute kassiert er bei Benfica Lissabon das 0:1.

19. März

Vor 100 Jahren wird der Altonaer FC nach einem 4:2 über Viktoria Hamburger Meister. 5000 Zuschauer bilden eine beachtliche Kulisse für die Pionierzeit des Fußballs.

Vor 50 Jahren verdirbt der FC Bayern dem 1. FC Nürnberg die Meisterfeier in der Oberliga Süd. Ein Sieg hätte schon vier Spiele vor Schluss alle Zweifel beseitigt, doch die Bayern kommen nicht als Partygäste und gewinnen durch ein Tor von Peter Grosser. Das Besondere am Bayern-Coup: Ab der 3. Minute spielen sie ohne etatmäßigen Torwart, Fritz Kosar scheidet mit Gehirnerschütterung aus. Kapitän Werner Olk streift sich Kosars Pullover über und hält alles, was auf sein Tor kommt. Auch seinetwegen darf Eintracht Frankfurt noch auf den Süd-Titel hoffen, das 4:1 gegen den VfB Stuttgart ist jedenfalls streckenweise meisterlich. Drama im Keller: Die Klubs von Platz zwölf bis 15 (erster Abstiegsrang) sind punktgleich.

Im Westen rettet Lothar Emmerichs Tor in letzter Minute dem Tabellenführer BVB einen Punkt gegen Mönchengladbach (1:1), das durch Franz Brungs in Führung geht. Kein Beinbruch, da das Verfolgerduell zwischen Oberhausen und dem 1. FC Köln 0:0 endet. Ausgerechnet der Rekordkulisse (30.000) werden Tore verweigert.

Schalke 04 ist das einzig siegreiche Spitzenteam, vor 25.000 stürmen die Königsblauen bereits am Vortag das Stadion am Herner Schloss Strünkede. Im Südwesten macht es Kaiserslautern noch mal spannend, Tabellenführer FK Pirmasens wird 2:1 geschlagen, Weltmeister Werner Liebrich überragt. Unglaubliches geschieht in einem Pokalspiel auf Regionalebene: Bei Saar 05 Saarbrücken gegen SC Ludwigshafen (3:3) fallen schon in der ersten Minute zwei Tore, auf jeder Seite eins.

Im Norden ist das Titelrennen längst gelaufen, aber der HSV bleibt ehrgeizig und gewinnt bei seinem alten Angstgegner Altona 93 4:1 - mit drei Seeler-Toren. Zwei von Uwe, eins von Bruder Dieter.

Vor 25 Jahren erlebt der Fußball eine magische Nacht. In der Krefelder Grotenburg-Kampfbahn gewinnt Bayer Uerdingen im deutsch-deutschen Duell im Europacup der Pokalsieger gegen Dynamo Dresden 7:3! Zur Halbzeit steht es noch 1:3, in der Summe beider Spiele 1:5. Da muss Dynamo den Torwart wechseln, und der unerfahrene Jens Ramme erlebt den schlimmsten Tag seiner Karriere. Von Trainer Kalli Feldkamp in der Pause noch mal angestachelt, sich zumindest ordentlich zu verabschieden, brennen die Uerdinger ein Feuerwerk ab.

Wolfgang Funkels Elfmetertor ist das Signal zum Aufbruch, neun Minuten später steht es schon 4:3. Ein Doppelschlag in der 78. und 79. Minute, durch Dietmar Klinger und einen weiteren Funkel-Elfmeter demoralisieren die Dynamos endgültig. Wolfgang Schäfer macht dann das historische 7:3 perfekt. Funkel muss schon nach dem verwandelten Elfmeter zum 6:3 vor Anspannung weinen, nach dem Abpfiff dann vor Freude. „Das ist wie ein Wunder“, sagt er. Es ist eins und wird verfilmt („Das Wunder von der Grotenburg“). Die Zeitschrift Elf Freunde lässt 200-mal ihre Leser abstimmen, und die wählen diese Partie zum besten Spiel aller Zeiten.

Am selben Tag scheidet Bayern München bei Anderlecht Brüssel aus dem Meisterpokal aus (0:2). Das war kein Wunder, nur eine Enttäuschung. Ein Doppelschlag vor der Pause trifft den Meister hart, Wohlfarth und Kögl vergeben in der Schlussphase die Chance, noch die Verlängerung zu erreichen.

Vor 20 Jahren fällt erst zu Frühlingsbeginn die Entscheidung, wer inoffizieller Herbstmeister 1990/1991 wird. Da Kaiserslautern in einem zur Vorrunde gehörenden Nachholspiel gegen 1. FC Köln nur 2:2 spielt, geht der „Titel“ an Werder Bremen.

Vor 15 Jahren machen es die Bayern besser. Im UEFA-Cup-Viertelfinale schaffen sie den höchsten deutschen Sieg bei einer englischen Mannschaft und demütigen Nottingham Forest mit 5:1. Überragend ist Doppeltorschütze Jürgen Klinsmann. Damit ziehen die Bayern ins Halbfinale ein. Für Meister Borussia Dortmund ist dagegen in der Champions League erwartungsgemäß Endstation, bei Ajax Amsterdam hätte die Hitzfeld-Elf mindestens ein 3:1 gebraucht. Doch Ajax gewinnt vor 43.000 Fans mit 1:0.

20. März

Vor 40 Jahren enden fünf der neun Bundesligaspiele Unentschieden. Eins erbeutet Bayern München bei den heimstarken Hannoveranern (2:2), und ausgerechnet der Ex-96er Rainer Zobel schießt beide Tore. Rivale Borussia Mönchengladbach setzt sich mit einem 2:0 gegen Schalke 04 ab, Günter Netzer schießt das erste Tor. „Wir müssen uns damit abfinden, dass Mönchengladbach die beste Mannschaft der Bundesliga ist“, sagt Schalkes Trainer Slobodan Cendic demütig.

Im Abstiegskampf kommt die Maurerkelle zum Einsatz. Schlusslicht RW Oberhausen fürchtet die Rache des HSV für das 8:1 im Hinspiel und überschreitet kaum mal die Mittellinie. Der Lohn: ein 0:0. HSV-Trainer Klaus Ochs grollt: „Mit so einer Haltung verjagt man die Zuschauer.“ In der unteren Tabellenhälfte gibt es nur einen Sieger: Arminia Bielefeld dreht die Partie gegen Kaiserslautern, Ernst Kuster lässt mit seinem 2:1 in der 87. Minute die Alm beben.

Vor 20 Jahren überrascht Bayern München im Europapokal der Meister. Nach einem 1:1 im Heimspiel gegen den FC Porto schafft das Team von Jupp Heynckes bei Portugals Meister mit einigen Ersatzspielern ein 2:0. Christian Ziege erzielt in seinem zweiten Europacup-Spiel das erste Tor, Manfred Bender sorgt für den Endstand.

Am selben Tag beschämen die Fans von Dynamo Dresden alle echten Fußballfreunde: Das Viertelfinal-Rückspiel des DDR-Meisters gegen Roter Stern Belgrad wird beim Stand von 1:2 in der 78. Minute wegen schwerer Ausschreitungen (Flaschenwürfe auf den Linienrichter) abgebrochen und später mit 0:3 gewertet. Dynamo wird für zwei Jahre international gesperrt.

Auch in Marseille gibt es einen Abbruch: Im Meisterpokal führt Olympique gegen AC Mailand 1:0, da fällt in letzter Minute ein Flutlichtmast aus. Die Mailänder, mit diesem Resultat ausgeschieden, verlassen den Platz und kommen trotz Aufforderung des Unparteiischen nicht wieder. Am selben Tag schießt Rudi Völler für den AS Rom im UEFA-Cup bei RSC Anderlecht alle Tore zum 3:2-Auswärtssieg.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

14. März

Vor 30 Jahren fallen in der Bundesliga 33 Tore. Tabellenführer HSV schafft den einzigen Auswärtssieg und vergrößert seinen Vorsprung auf die Bayern (nur 1:1 gegen Stuttgart) durch ein 3:0 in Uerdingen auf drei Punkte. Horst Hrubeschs Doppelschlag weist den Weg zum sechsten Auswärtssieg der Hamburger. Manfred Burgsmüller schießt bei Dortmunds 5:3 gegen Leverkusen noch ein Tor mehr und führt die Liste mit 23 Treffern an.

Vor 15 Jahren unterliegt die Frauen-Nationalmannschaft, damals amtierender Europameister, in Decatur Gastgeber USA mit 0:6. Es ist bis heute ihre Rekordniederlage. Kurios: Die Partie wird von einer US-Amerikanerin gepfiffen.

Vor zehn Jahren qualifiziert sich Bayern München als Gruppensieger für das Viertelfinale der Champions League. Im ausverkauften Olympiastadion entscheidet ein Kopfball von Giovane Elber die Partie gegen Arsenal London (1:0). Ottmar Hitzfeld kommentiert: „Es war ein taktisches Spiel, für die Zuschauer vielleicht nicht so interessant.“ Kollege Arsene Wenger war noch ungnädiger: „Es war eines der schwächsten Spiele, die wir in der Champions League geliefert haben.“

15. März

Vor 80 Jahren bestreitet die Nationalmannschaft erstmals ein Länderspiel gegen Frankreich. Im Stade de Colombes zu Paris bezwingt sie sich selbst: Der Aachener Reinhold Münzenberg fabriziert schon nach 13 Minuten ein Eigentor, seine fatale Rückgabe ist für den Dresdner Torwart Willibald Kreß zu hoch. Es bleibt das einzige Tor des Tages vor 60.000 Zuschauern in einer ausgeglichenen Partie. Im deutschen Lager ist die Enttäuschung über die Niederlage im Prestigespiel groß, besonders bei den 15.000 mit Sonderanzügen angereisten Schlachtenbummlern. Der Kicker schreibt: „Man kann aber auch mit Fug und Recht sagen, dass eine deutsche Ländermannschaft seit Jahren in ihrer Totalität nicht so die Erwartungen enttäuscht hat wie die von heute.“

Die deutschen Fans wurden schon vor Anpfiff verärgert, denn die Franzosen spielten nur ihre eigene Nationalhymne. Angeblich hätten sie sich bei der deutschen Botschaft in Paris vergeblich um eine Schallplatte bemüht. Ein Missgeschick passiert auch dem Kicker, dessen Spielbericht nach 26 Minuten endet. „Leider müssen wir hier den interessanten Spielbericht unseres Herrn Müllenbach abbrechen und unsere Leser auf die nächste Nummer verweisen, da infolge Flugzeugnotlandung der Schluß des Artikels, der der Flugpost mitgegeben war, nicht rechtzeitig eintreffen konnte“, bedauert die Redaktion.

Am selben Tag finden vereinzelt Vorrundenspiele um die Deutsche Meisterschaft statt, auf fehlende Nationalspieler wird keine Rücksicht genommen. Anno 1931 noch ein vollkommen normaler Zustand. Der Karlsruher FV schlägt Union Böckingen 7:2, Wormatia Worms und Waldhof Mannheim trennen sich 3:3. Die Zuschauer dieser Spiele werden über Lautsprecher von den Vorgängen in Paris informiert.

Vor 75 Jahren unterliegt die Nationalmannschaft in der Vorreitung auf die Olympischen Spiele 1936 zu Berlin in Budapest den Ungarn 2:3. Es ist „ein Spiel ohne tote Minute“, findet die Fußball Woche. Zur Pause steht es 1:1, Schalkes Alfred Urban hat die ungarische Führung egalisiert. Nach 58 Minuten schießt der erste Dortmunder Nationalspieler August Lenz die DFB-Elf in Front, danach trifft Elbern (Bonn) überhastet vor dem leeren Tor nur die Latte. Im Gegenzug gleichen die Ungarn in der 65. Minute aus, 30.000 verwandeln das Nep-Stadion in einen Hexenkessel. Der Hanauer Torwart Sonnrein, der sein zweites und letztes Länderspiel bestreitet, ist chancenlos.

In der 83. Minute sieht der Vertreter von Hans Jakob dagegen schlecht aus, im Getümmel wird er im Torraum behindert und verliert den Überblick. Sarosi stochert den Ball über die Linie. Mit Abpfiff rennen Hunderte Fans auf das Spielfeld und feiern die Sieger. „Bis sieben Minuten vor Schluss gegen eine der meistgeachteten Nationalmannschaften gute Aussicht auf ein Unentschieden gehabt zu haben, das ehrt die junge deutsche Mannschaft“, bilanziert die Fußball Woche. Aber auch im fünften Versuch gelingt ihr kein Sieg in Budapest.

In den am selben Tag stattfindenden Gauliga-Spielen fallen überall im Land Tore. Unter den 55 Partien findet sich kein 0:0. Sachsens Meister Polizei Chemnitz lässt die Punktrunde austrudeln und blamiert sich bei Guts-Muts Dresden (1:5). Auch Fortuna Düsseldorf schont sich schon für die Meister-Endrunde und verliert zu Hause gegen Schlusslicht Borussia Mönchengladbach 2:3. Professionell bleiben die Schalker, die auch ohne Nationalspieler Fritz Szepan zu einem 6:1 gegen Herten kommen und die Runde im Westfalen-Gau mit 35:1 Punkten beenden.

Einen anderen Rekord meldet der Gau VII (Nordmark): Zum Spiel zwischen MSV Hansa Hamburg und Polizei Lübeck (3:6) kommen nur 24 Zuschauer - in der obersten Liga, wohlgemerkt. „Diese Ziffer darf wohl als Anormalität, als ein bedauerlicher Rekord nach unten in der Chronik des deutschen Fußballs verzeichnet werden“, schreibt die Fußball Woche.

Vor 50 Jahren zieht der HSV im Europapokal der Landesmeister ins Halbfinale ein. Zu Hause wird Englands FC Burnley nach 1:3 im Hinspiel mit grandioser Leistung 4:1 (2:0) bezwungen. 74.000 feiern den Deutschen Meister im ausverkauften Volkspark-Stadion, Uwe Seeler erzielt zwei Tore, Klaus Stürmer und Charly Dörfel treffen ebenfalls. Die Kritiker überschlagen sich vor Lob, selbst Bundestrainer Sepp Herberger schwärmt: „Eines der größten Spiele, die ich je gesehen habe.“

Vor 25 Jahren fallen in der Bundesliga 35 Tore. Ein Siebtel geht auf das Konto von Jürgen Klinsmann, der beim spektakulären 7:0 des VfB Stuttgart in Düsseldorf fünf Tore erzielt. Auswärts ist das noch keinem Bundesligaspieler gelungen. Klinsmann schwärmt von „einem Tag, wo alles läuft“, weist aber Spekulationen um eine Berufung in die Nationalmannschaft bescheiden zurück: „Zu Beckenbauer? Oh Gott, ich weiß, was mir noch fehlt.“ Auch in Mannheim sieht es nach einem Schützenfest für die Gäste aus, aber Meister Bayern begnügt sich mit der 4:0-Führung, die er nach 34 Minuten herausgeschossen hat. Tabellenführer bleibt Werder Bremen (2:0 in Frankfurt).

16. März

Vor 70 Jahren strömen 35.000 Zuschauer zu einem Freundschaftsspiel ins Dresdener Ostra-Gehege. Der heimische DSC trifft in der Pause vor der Meisterendrunde auf Titelverteidiger Schalke 04, der in stärkster Besetzungsantritt. Trotz oder gerade wegen Kriegszeiten heißt das für den Kicker: „Alle Kanonen dabei“. Auf schwer bespielbarem Boden nehmen die Dresdner Revanche für die Finalniederlage des Vorjahres, nach der sie in 30 Spielen ungeschlagen geblieben sind. Auch gegen Schalke hält die Serie, der DSC gewinnt 4:2 (2:1). Fritz Machate schießt an seinem 27. Geburtstag zwei Tore, Helmut Schön geht ausnahmsweise leer aus. Der große Ernst Kuzorra trifft zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Kurios: In der Pause wechseln die Schalker die Hosen, von blau auf weiß.

Vor 20 Jahren wechselt die Tabellenführung in der Bundesliga. Nachdem Werder Bremen am Vortag beim HSV 2:3 unterlegen ist, ziehen die Bayern mühelos vorbei und schlagen Karlsruhe standesgemäß 3:0. Oliver Kahn verhindert ein viertes Tor seines künftigen Klubs, der KSC-Torwart meistert einen Elfmeter von Olaf Thon. Im Rennen bleibt auch der 1. FC Kaiserslautern, der das Debüt des neuen Hertha-Trainers Peter Neururer verdirbt und in Berlin 2:0 siegt.

Erst im Nachhinein bedeutend wird das Mittelfeldduell zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem VfB Stuttgart. Die Gäste gewinnen 1:0, da Club-Verteidiger Vlado Kasalo ein Eigentor köpft. In Nürnberg glaubt man schon bald nicht mehr an Zufall. Dazu nächste Woche mehr…

In der Oberliga Nordost hat Torsten Gütschow einen großen Tag. Gegen Chemie Halle schießt er alle Tore zum 3:1 Dynamo Dresdens. 10.844 Zuschauer bilden die Rekordkulisse des 17. Spieltages in der letzten Saison vor der fußballerischen Wiedervereinigung der deutschen Staaten. Letzter Ost-Meister will Hansa Rostock werden, das gegen FC Berlin (3:2) Platz eins verteidigt.

Vor 15 Jahren unterstreicht Meister Borussia Dortmund seine Titelambitionen und gewinnt in der Liga beim VfB Stuttgart 5:0, der seine höchste Heimniederlage überhaupt erleidet. Überragender Mann ist ausgerechnet der Ex-Stuttgarter Matthias Sammer, den prompt das Gewissen plagt: „Ich muss sagen, dass mir dieser Sieg auch ein bisschen weh tut.“ Verfolger Bayern München schlägt den Vorletzten Kaiserslautern 2:0, nach Platzverweisen geht es 1:1 aus. Zunächst sieht Lauterns Harry Koch Gelb-Rot, kurz vor Schluss folgt ihm Mehmet Scholl. Im Lauterer Lager ist die Stimmung angespannt. Kameradschaftlich klingt es jedenfalls nicht, was Martin Wagner über Mitspieler Axel Roos, der die allgemeine Einstellung moniert, sagt: „Herr Roos muss aufpassen. Es ist nicht das erste Mal, dass sich Herr Roos weit aus dem Fenster lehnt.“/p>

17. März

Vor 80 Jahren will England Radioübertragungen in der ersten Liga verbieten. Der Ligaverband hat ermittelt, dass jedes Mal, wenn eine Radioschilderung im Programm der Woche steht, der Besuch bei anderen Spielen stark nachgelassen hat, besonders bei schlechtem Wetter, wo die Leute lieber daheim bleiben und zuhören, als sogar ihren Verein assistieren“ (Kicker). Sogar England hat Schönwetter-Fans, zumindest 1931, als das Radio den Fußball entdeckt hat.

Vor 25 Jahren tritt Jörg Berger bei Bundesliga-Schlusslicht Hannover 96 nach nur fünf Spielen ohne Punktgewinn zurück. Er sagt: „Ich musste so handeln. Ich musste mein Gesicht wahren.“ Vierter Trainer der Saison wird Manager Helmut Kalthoff.

Vor zehn Jahren fliegt Leverkusens Michael Ballack zum zweiten Mal in der Bundesliga vom Platz. Bayer-Trainer Berti Vogts nimmt ihn in Schutz: „In anderen Ländern hätte man von einem klugen taktischen Foul gesprochen. Bei uns gibt’s dann gleich die Gelbe Karte.“ Und da er schon eine hatte, muss er nach 75 Minuten runter. Sein Team verkraftet es dennoch und gewinnt in Dortmund mit 3:1. Bernd Schneider gelingt sogar ein Tor aus 50 Metern gegen den verblüfften Jens Lehmann im BVB-Tor. Der Rückstand zu den Bayern bleibt bei drei Zählern, denn im Münchner Derby gegen 1860 gewinnt der Meister 2:0. Die Tore sind made in Brasil: Giovane Elber und Paulo Sergio treffen nach der Pause. Uli Hoeneß ist dennoch unzufrieden: „So werden wir kein Meister!“

Das erste Berlin-Brandenburg-Derby der Ligahistorie geht an Aufsteiger Energie Cottbus, der Titelaspirant Hertha BSC 3:0 schlägt. Das Spiel wird zwei Minuten unterbrochen, weil kurz vor Schluss aus dem Hertha-Block Raketen auf den Rasen fliegen. Freudenfeuer sind es nicht…

18. März

Vor 60 Jahren gewinnt der TSV 1860 das 115. Münchner Derby gegen die Bayern. Die gehen zwar durch einen Eckball von Oswald, der direkt verwandelt wird, in Führung, aber am Ende lachen die Löwen (3:1). Ein Elfmeter in der 83. Minute sorgt für die Entscheidung, für das Sportmagazin war es „ein Fehlpfiff“. Für die Tabelle in der Oberliga Süd hat das Derby weniger Bedeutung, der Meister kann nicht mehr aus München kommen. Aber auch der VfB Stuttgart (2:4 bei Eintracht Frankfurt) büßt Chancen ein an diesem Nachholspieltag, der die Tabelle ziemlich begradigt. Vorne bleiben punktgleich der VfB Mühlburg und der 1. FC Nürnberg, der FSV Frankfurt, Fürth und der VfB Stuttgart liegen nur drei Zähler zurück.

Im Norden regiert der HSV (5:1 gegen Altona), im Westen Schalke 04 (spielfrei). Der 1. FC Köln hofft nach dem 2:1 gegen Fortuna Düsseldorf vor 20.000 weiter, noch ist das Team um Hans Schäfer Vierter. Alemannia Aachen muss nach dem 0:2 bei Horst Emscher wieder um den Klassenverbleib bangen und mit dieser Schlagzeile des Sport Magazins leben: „Hat Alemannia das Kämpfen verlernt?“

Im Südwesten gewinnt Spitzenreiter 1. FC Kaiserslautern am Betzenberg gegen Wormatia Worms 3:0, Ottmar Walter gelingen zwei Tore, Bruder Fritz ist „noch nicht der alte“. Nach dem Spiel wird er trotzdem mit Lorbeer bekränzt, vorzeitig sind die Roten Teufel Meister im Südwesten.

Vor 30 Jahren kommen zwei von drei Bundesligavertretern im Europacup weiter. Meister Bayern München gewinnt bei Banik Ostrau 4:2, schon zur Pause (4:1) ist alles klar. Im UEFA-Cup glückt dem 1. FC Köln ein 3:2 gegen Standard Lüttich, Rainer Bonhof per Strafstoß und Pierre Littbarski schießen die entscheidenden Tore nach dem 1:2-Rückstand. Nur Pokalsieger Fortuna Düsseldorf scheidet aus, in letzter Minute kassiert er bei Benfica Lissabon das 0:1.

19. März

Vor 100 Jahren wird der Altonaer FC nach einem 4:2 über Viktoria Hamburger Meister. 5000 Zuschauer bilden eine beachtliche Kulisse für die Pionierzeit des Fußballs.

Vor 50 Jahren verdirbt der FC Bayern dem 1. FC Nürnberg die Meisterfeier in der Oberliga Süd. Ein Sieg hätte schon vier Spiele vor Schluss alle Zweifel beseitigt, doch die Bayern kommen nicht als Partygäste und gewinnen durch ein Tor von Peter Grosser. Das Besondere am Bayern-Coup: Ab der 3. Minute spielen sie ohne etatmäßigen Torwart, Fritz Kosar scheidet mit Gehirnerschütterung aus. Kapitän Werner Olk streift sich Kosars Pullover über und hält alles, was auf sein Tor kommt. Auch seinetwegen darf Eintracht Frankfurt noch auf den Süd-Titel hoffen, das 4:1 gegen den VfB Stuttgart ist jedenfalls streckenweise meisterlich. Drama im Keller: Die Klubs von Platz zwölf bis 15 (erster Abstiegsrang) sind punktgleich.

Im Westen rettet Lothar Emmerichs Tor in letzter Minute dem Tabellenführer BVB einen Punkt gegen Mönchengladbach (1:1), das durch Franz Brungs in Führung geht. Kein Beinbruch, da das Verfolgerduell zwischen Oberhausen und dem 1. FC Köln 0:0 endet. Ausgerechnet der Rekordkulisse (30.000) werden Tore verweigert.

Schalke 04 ist das einzig siegreiche Spitzenteam, vor 25.000 stürmen die Königsblauen bereits am Vortag das Stadion am Herner Schloss Strünkede. Im Südwesten macht es Kaiserslautern noch mal spannend, Tabellenführer FK Pirmasens wird 2:1 geschlagen, Weltmeister Werner Liebrich überragt. Unglaubliches geschieht in einem Pokalspiel auf Regionalebene: Bei Saar 05 Saarbrücken gegen SC Ludwigshafen (3:3) fallen schon in der ersten Minute zwei Tore, auf jeder Seite eins.

Im Norden ist das Titelrennen längst gelaufen, aber der HSV bleibt ehrgeizig und gewinnt bei seinem alten Angstgegner Altona 93 4:1 - mit drei Seeler-Toren. Zwei von Uwe, eins von Bruder Dieter.

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Vor 25 Jahren erlebt der Fußball eine magische Nacht. In der Krefelder Grotenburg-Kampfbahn gewinnt Bayer Uerdingen im deutsch-deutschen Duell im Europacup der Pokalsieger gegen Dynamo Dresden 7:3! Zur Halbzeit steht es noch 1:3, in der Summe beider Spiele 1:5. Da muss Dynamo den Torwart wechseln, und der unerfahrene Jens Ramme erlebt den schlimmsten Tag seiner Karriere. Von Trainer Kalli Feldkamp in der Pause noch mal angestachelt, sich zumindest ordentlich zu verabschieden, brennen die Uerdinger ein Feuerwerk ab.

Wolfgang Funkels Elfmetertor ist das Signal zum Aufbruch, neun Minuten später steht es schon 4:3. Ein Doppelschlag in der 78. und 79. Minute, durch Dietmar Klinger und einen weiteren Funkel-Elfmeter demoralisieren die Dynamos endgültig. Wolfgang Schäfer macht dann das historische 7:3 perfekt. Funkel muss schon nach dem verwandelten Elfmeter zum 6:3 vor Anspannung weinen, nach dem Abpfiff dann vor Freude. „Das ist wie ein Wunder“, sagt er. Es ist eins und wird verfilmt („Das Wunder von der Grotenburg“). Die Zeitschrift Elf Freunde lässt 200-mal ihre Leser abstimmen, und die wählen diese Partie zum besten Spiel aller Zeiten.

Am selben Tag scheidet Bayern München bei Anderlecht Brüssel aus dem Meisterpokal aus (0:2). Das war kein Wunder, nur eine Enttäuschung. Ein Doppelschlag vor der Pause trifft den Meister hart, Wohlfarth und Kögl vergeben in der Schlussphase die Chance, noch die Verlängerung zu erreichen.

Vor 20 Jahren fällt erst zu Frühlingsbeginn die Entscheidung, wer inoffizieller Herbstmeister 1990/1991 wird. Da Kaiserslautern in einem zur Vorrunde gehörenden Nachholspiel gegen 1. FC Köln nur 2:2 spielt, geht der „Titel“ an Werder Bremen.

Vor 15 Jahren machen es die Bayern besser. Im UEFA-Cup-Viertelfinale schaffen sie den höchsten deutschen Sieg bei einer englischen Mannschaft und demütigen Nottingham Forest mit 5:1. Überragend ist Doppeltorschütze Jürgen Klinsmann. Damit ziehen die Bayern ins Halbfinale ein. Für Meister Borussia Dortmund ist dagegen in der Champions League erwartungsgemäß Endstation, bei Ajax Amsterdam hätte die Hitzfeld-Elf mindestens ein 3:1 gebraucht. Doch Ajax gewinnt vor 43.000 Fans mit 1:0.

20. März

Vor 40 Jahren enden fünf der neun Bundesligaspiele Unentschieden. Eins erbeutet Bayern München bei den heimstarken Hannoveranern (2:2), und ausgerechnet der Ex-96er Rainer Zobel schießt beide Tore. Rivale Borussia Mönchengladbach setzt sich mit einem 2:0 gegen Schalke 04 ab, Günter Netzer schießt das erste Tor. „Wir müssen uns damit abfinden, dass Mönchengladbach die beste Mannschaft der Bundesliga ist“, sagt Schalkes Trainer Slobodan Cendic demütig.

Im Abstiegskampf kommt die Maurerkelle zum Einsatz. Schlusslicht RW Oberhausen fürchtet die Rache des HSV für das 8:1 im Hinspiel und überschreitet kaum mal die Mittellinie. Der Lohn: ein 0:0. HSV-Trainer Klaus Ochs grollt: „Mit so einer Haltung verjagt man die Zuschauer.“ In der unteren Tabellenhälfte gibt es nur einen Sieger: Arminia Bielefeld dreht die Partie gegen Kaiserslautern, Ernst Kuster lässt mit seinem 2:1 in der 87. Minute die Alm beben.

Vor 20 Jahren überrascht Bayern München im Europapokal der Meister. Nach einem 1:1 im Heimspiel gegen den FC Porto schafft das Team von Jupp Heynckes bei Portugals Meister mit einigen Ersatzspielern ein 2:0. Christian Ziege erzielt in seinem zweiten Europacup-Spiel das erste Tor, Manfred Bender sorgt für den Endstand.

Am selben Tag beschämen die Fans von Dynamo Dresden alle echten Fußballfreunde: Das Viertelfinal-Rückspiel des DDR-Meisters gegen Roter Stern Belgrad wird beim Stand von 1:2 in der 78. Minute wegen schwerer Ausschreitungen (Flaschenwürfe auf den Linienrichter) abgebrochen und später mit 0:3 gewertet. Dynamo wird für zwei Jahre international gesperrt.

Auch in Marseille gibt es einen Abbruch: Im Meisterpokal führt Olympique gegen AC Mailand 1:0, da fällt in letzter Minute ein Flutlichtmast aus. Die Mailänder, mit diesem Resultat ausgeschieden, verlassen den Platz und kommen trotz Aufforderung des Unparteiischen nicht wieder. Am selben Tag schießt Rudi Völler für den AS Rom im UEFA-Cup bei RSC Anderlecht alle Tore zum 3:2-Auswärtssieg.