DFB-Wochenschau: Kahn-Debüt und Triumph der Hertha-Bubis

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

26. November

Vor 15 Jahren gewinnt Bayer Leverkusen in der Vorrunde der Champions League bei Lierse SK 2:0 und erreicht vorzeitig das Viertelfinale. Emerson und Ulf Kirsten schießen nach der Pause die Tore, der Platzverweis für Markus Happe bleibt folgenlos für das Resultat.

Vor zehn Jahren startet Borussia Dortmund siegreich in die Zwischenrunde der Champions League. In Moskau gewinnt der Meister bei Lokomotive 2:1. Auch weil Trainer Matthias Sammer am Vorabend eine Wutrede gehalten hat, "die auch diejenigen verstanden haben, die des Deutschen nicht so mächtig sind". Torsten Frings und Jan Koller schießen nach Rückstand die Tore, die alle vor der Pause fallen.

27. November

Vor 80 Jahren gewinnt die Eintracht das Frankfurter Derby gegen Tabellenführer FSV in der Bezirksliga Main-Hessen 3:1. 17.000 Zuschauer werden Zeuge eines turbulenten Spiels, das von den Zuschauern nicht immer fair begleitet wird. Im Kicker ist zu lesen: "Manchmal gehören starke Nerven dazu, um dem Großtag im Frankfurter Fußballsport beizuwohnen. Im Grunde sollte man ja all diese Fußballnarren ob ihrer unentwegten Vereinsschwärmerei lieb haben, aber sie sollten dafür auch ihre Intoleranz endlich und endgültig zu Grabe tragen. Vor allem aber sollten die jüngsten, noch schulpflichtigen Jahrgänge ihr anscheinend angeborenes Indianer-Geheul auf die Stunden ihrer Karl May-Lektüre und örtlich auf ihr trautes Kämmerlein beschränken."

Am selben Tag steigt auch das Franken-Derby zwischen dem 1. FC Nürnberg und der Spielvereinigung Fürth. Der Club gewinnt vor 12.000 Zuschauern 1:0, das goldene Tor fällt schon in der achten Minute durch Georg Friedel. "Nürnberg brilliert mit wunderbarer Gesamtleistung", schreibt der Kicker. Mit dem Sieg sind die Nürnberger Nordbayern-Meister. Das Münchner Derby zwischen Tabellenführer FC Bayern und TSV 1860 hat keinen Sieger (2:2).

Vor 30 Jahren wird der 15. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Bereits zum elften Mal wechselt die Tabellenführung, denn der BVB verliert bei den Bayern 0:3. Nationalspieler Karl-Heinz Rummenigge sorgt mit einem Doppelschlag bereits in der ersten halben Stunde für klare Verhältnisse. So kehrt Meister HSV trotz eines 1:1 im Heimspiel gegen Kaiserslautern an die Spitze zurück, Joker Thomas von Heesen sticht und trifft zum Ausgleich. Meisterlich spielt der 1. FC Köln auf, der am Bökelberg 4:1 gewinnt und auf Platz drei vorrückt. Die Nationalstürmer Klaus Allofs und Pierre Littbarski teilen sich die Torausbeute paritätisch. Das kleine Revier-Derby endet unglücklich für Aufsteiger Schalke, Bochums Jochen Abel schießt in letzter Minute das 2:1 – da sind die Gäste nach dem Platzverweis für Manfred Drexler schon dezimiert. Schalke fällt durch dieses Last-Minute-Tor vom zwölften auf den 17. Platz. Schlusslicht Bayer Leverkusen rettet in der 89. Minute durch ein Tor von Jürgen Röber seinen siebten Saisonpunkt, gegen Fortuna Düsseldorf gibt es ein 3:3. Beide Elfmeter des Spieltages werden verschossen: Bremens Norbert Meier scheitert an Bielefelds Olli Isoaho, Karlsruhes Max Hagmayr verfehlt den Braunschweiger Kasten. Tröstlich, wenn man trotzdem gewinnt.



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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

26. November

Vor 15 Jahren gewinnt Bayer Leverkusen in der Vorrunde der Champions League bei Lierse SK 2:0 und erreicht vorzeitig das Viertelfinale. Emerson und Ulf Kirsten schießen nach der Pause die Tore, der Platzverweis für Markus Happe bleibt folgenlos für das Resultat.

Vor zehn Jahren startet Borussia Dortmund siegreich in die Zwischenrunde der Champions League. In Moskau gewinnt der Meister bei Lokomotive 2:1. Auch weil Trainer Matthias Sammer am Vorabend eine Wutrede gehalten hat, "die auch diejenigen verstanden haben, die des Deutschen nicht so mächtig sind". Torsten Frings und Jan Koller schießen nach Rückstand die Tore, die alle vor der Pause fallen.

27. November

Vor 80 Jahren gewinnt die Eintracht das Frankfurter Derby gegen Tabellenführer FSV in der Bezirksliga Main-Hessen 3:1. 17.000 Zuschauer werden Zeuge eines turbulenten Spiels, das von den Zuschauern nicht immer fair begleitet wird. Im Kicker ist zu lesen: "Manchmal gehören starke Nerven dazu, um dem Großtag im Frankfurter Fußballsport beizuwohnen. Im Grunde sollte man ja all diese Fußballnarren ob ihrer unentwegten Vereinsschwärmerei lieb haben, aber sie sollten dafür auch ihre Intoleranz endlich und endgültig zu Grabe tragen. Vor allem aber sollten die jüngsten, noch schulpflichtigen Jahrgänge ihr anscheinend angeborenes Indianer-Geheul auf die Stunden ihrer Karl May-Lektüre und örtlich auf ihr trautes Kämmerlein beschränken."

Am selben Tag steigt auch das Franken-Derby zwischen dem 1. FC Nürnberg und der Spielvereinigung Fürth. Der Club gewinnt vor 12.000 Zuschauern 1:0, das goldene Tor fällt schon in der achten Minute durch Georg Friedel. "Nürnberg brilliert mit wunderbarer Gesamtleistung", schreibt der Kicker. Mit dem Sieg sind die Nürnberger Nordbayern-Meister. Das Münchner Derby zwischen Tabellenführer FC Bayern und TSV 1860 hat keinen Sieger (2:2).

Vor 30 Jahren wird der 15. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Bereits zum elften Mal wechselt die Tabellenführung, denn der BVB verliert bei den Bayern 0:3. Nationalspieler Karl-Heinz Rummenigge sorgt mit einem Doppelschlag bereits in der ersten halben Stunde für klare Verhältnisse. So kehrt Meister HSV trotz eines 1:1 im Heimspiel gegen Kaiserslautern an die Spitze zurück, Joker Thomas von Heesen sticht und trifft zum Ausgleich. Meisterlich spielt der 1. FC Köln auf, der am Bökelberg 4:1 gewinnt und auf Platz drei vorrückt. Die Nationalstürmer Klaus Allofs und Pierre Littbarski teilen sich die Torausbeute paritätisch. Das kleine Revier-Derby endet unglücklich für Aufsteiger Schalke, Bochums Jochen Abel schießt in letzter Minute das 2:1 – da sind die Gäste nach dem Platzverweis für Manfred Drexler schon dezimiert. Schalke fällt durch dieses Last-Minute-Tor vom zwölften auf den 17. Platz. Schlusslicht Bayer Leverkusen rettet in der 89. Minute durch ein Tor von Jürgen Röber seinen siebten Saisonpunkt, gegen Fortuna Düsseldorf gibt es ein 3:3. Beide Elfmeter des Spieltages werden verschossen: Bremens Norbert Meier scheitert an Bielefelds Olli Isoaho, Karlsruhes Max Hagmayr verfehlt den Braunschweiger Kasten. Tröstlich, wenn man trotzdem gewinnt.

Vor 25 Jahren beginnt die Bundesliga-Karriere von Oliver Kahn. Der 18-Jährige muss an jenem Freitagabend den gesperrten Alexander Famulla im Karlsruher Tor vertreten und kommt in Köln zum Einsatz. Nach 28 Minuten kassiert er sein allererstes Gegentor, Morten Olsens 18-Meter-Schuss ist gleich zweifach besonders: Es ist das 1000. Kölner Heimtor in der Bundesliga. Falko Götz, Mathias Baranowski und Pierre Littbarski schenken Kahn zum Debüt ebenfalls Treffer ein, am Ende steht ein 4:0 und dieses Zitat des kommenden "Titans": "Ich bin ganz zufrieden mit meinem Spiel."

Vor 20 Jahren verliert Aufsteiger 1. FC Saarbrücken nicht nur das Spiel in Bremen (0:2), sondern auch seinen Verteidiger Stefan Beckenbauer. Was dem prominenten Papa in seiner ganzen Karriere nicht widerfahren ist, ereilt den Sohn schon im neunten Bundesliga-Einsatz: Rot! Schiedsrichter Witke hat keine andere Wahl, der Sohn des Kaisers schießt den Linienrichter ab, dabei wollte er den Ball nach dem 0:2 eigentlich nur wütend ins Aus schießen. Kein guter Tag für die Gäste, auch Regisseur Wolfram Wuttke fliegt vom Platz – wegen Ballwegschlagens, nur ohne Opfer. Stefan Beckenbauer sagt zu alledem: "Mein Vater hat kürzlich die Schiedsrichter kritisiert, der heutige hat dies bestätigt."

Vor zehn Jahren missglückt Bayer Leverkusens Start in die Zwischenrunde der Champions League. Trotz starker Leistung unterliegt Bayer dem FC Barcelona zuhause 1:1. Dimitar Berbatovs Führung hält bis zur 48. Minute, dann gleicht Saviola aus. Torwart Hans-Jörg Butt verschießt danach einen Elfmeter, was durch das 1:2 von Marc Overmars bitter bestraft wird (88.).

28. November

Vor 40 Jahren kommt es erstmals zu einem Bundesliga-Duell im Europapokal. Im UEFA-Cup treffen der 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach aufeinander, was nur 11.500 Zuschauer anlockt. Tore gibt es bei der Premiere keine. Der 1. FC Kaiserslautern verliert bei Ararat Eriwan 0:2.

Vor 25 Jahren wird der 18. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Meister Bayern München verpatzt den Rückrundenstart und kassiert gegen Dortmund seine erste Heimniederlage (1:3). Libero Norbert Nachtweih ahnt die Gründe: "Es stürmen alle, ich glaube jeder will Torschützenkönig werden." Doch nur Klaus Augenthaler schießt ein Tor. Einen Volltreffer landet auch Hansi Pflügler, der Gäste-Torwart Teddy de Beer im Luftkampf ein Veilchen verpasst, wofür er sich telefonisch entschuldigt - drei Tage später. "Ich musste mir erstmal die Nummer besorgen", so Pflügler. Einen echten Torjäger hat am Spieltag nur der BVB, Daniel Simmes trifft zweimal. Werder Bremen kann so seine Führung ausbauen, zittert sich gegen Hannover aber auch nur zu einem 1:0 durch ein spätes Tor von Karl-Heinz Riedle. Auf der 96-Bank sitzt Alt-Nationalspieler Hans Siemensmeyer aushilfsweise, Coach Jürgen Wähling liegt im Krankenhaus (Nierenstein-OP). Das Weser-Stadion ist an diesem Tag mit 53 Prozent am stärksten ausgelastet – im Schnitt beträgt die Auslastung im November 1987 klägliche 24 Prozent. Am deutlichsten wird die Zuschauerkrise am Bökelberg. Obwohl Borussia auf Platz vier steht, kommen zum West-Derby gegen Bochum (3:0) nur 8200 Zuschauer. Normal sind dagegen die 8000 Fans, die dem Vorletzten FC Homburg gegen VfB Stuttgart (2:2) zusehen.

Vor 20 Jahren wird der 15. Bundesliga-Spieltag abgeschlossen. Er steht im Zeichen von "Zehnkämpfern", wie der Kicker das Phänomen tituliert. Sowohl Borussia Dortmund (4:2 gegen Nürnberg) als auch der HSV (2:2 in Kaiserslautern) holen in Unterzahl Rückstände auf. Der BVB verkraftet den Platzverweis von Bodo Schmidt in der 25. Minute beim Stand von 0:1, schießt in der 89. und 90. Minute die siegbringenden Tore. Noch unglaublicher ist die Trotzreaktion des HSV, der am gefürchteten Betzenberg 0:2 zurückliegt und in der 73. Minute Carsten Kober verliert. Doch Harald Spörl (Elfmeter) und Thomas von Heesen gleichen schon während der nächsten fünf Minuten aus – und dabei bleibt es. Von Heesen gibt dem neuen Trainer Benno Möhlmann den Löwenanteil daran, sagt es nur anders: "Zu Coordes-Zeiten hätten wir keinen 0:2-Rückstand wettgemacht. Der Trainerwechsel kam zum richtigen Zeitpunkt."

Für Aufsehen sorgt auch der Auftritt des KSC bei Tabellenführer Bayern, der 3:3 endet. Dabei hilft jede Mannschaft dem Gegner mit einem Eigentor: Der spätere Münchner Oliver Kahn köpft einen Abpraller ein, der Ex-Karlsruher Oliver Kreuzer gleicht zum 2:2 aus. Manager Uli Hoeneß lässt wissen: "Es war ein phantastisches Fußballspiel, aber so geärgert habe ich mich schon lange nicht mehr." Der KSC etabliert sich in der Spitzengruppe und bleibt Vierter. Eintracht Frankfurt nutzt Bayerns Ausrutscher, nach dem 1:0 gegen Uerdingen sind es noch zwei Zähler zur Spitze. In Mönchengladbach rasten die Fans nach dem späten Stuttgarter Ausgleich (1:1) aus, Torwart Eike Immel wird in der Nierengegend getroffen - wovon weiß er nicht. "Ganz in meiner Nähe lag eine Flasche, vielleicht war es dies", so Immel. Jedenfalls war es eine Dummheit.

Vor zehn Jahren sind UEFA-Cup-Spiele angesetzt. Der VfB Stuttgart gewinnt sein Hinspiel beim FC Brügge 2:1, Kevin Kuranyi trifft in letzter Minute. Schalke erbeutet bei Wisla Krakau ein 1:1, Emile Mpenza egalisiert Christian Poulsens Eigentor.

29. November

Vor 70 Jahren erleidet Bayern München eine derbe Schlappe. Lokalrivale 1860 triumphiert im Punktspiel des Südbaden Gaus 4:0. Eine Erklärung ist das frühe Ausscheiden von Torwart-Debütant Gasslseder – ein Gastspieler aus Wien – der bei einer Rettungstat eine Gehirnerschütterung erleidet. So spielen die Bayern 55 Minuten in Unterzahl und der Linksaußen steht im Tor. Nationalstürmer Ernst Willimowski erzielt zwei Treffer, 7000 Zuschauer sind eine für Kriegszeiten stattliche Kulisse. Auch in Westfalen ist Derby-Zeit, Schalke schlägt Borussia Dortmund erwartungsgemäß 2:0 (Tore: Ernst Kuzorra und Otto Tibulski) und baut die Tabellenführung aus. Aus dem Rahmen fallen zwei Resultate in den Gau-Ligen: Rot-Weiß Essen gegen Helene Altenessen endet 0:7 und Phönix Karlsruhe unterliegt gegen VfR Mannheim 0:17. Dennoch lobt der Kicker die wackeren Karlsruher dafür, "dass sie trotz großer Aufstellungsschwierigkeiten überhaupt zum Kampfe antraten". Was auch deshalb eine Erwähnung wert war, da sich aufgrund des Krieges mittlerweile vier Mannschaften (aus Ost-Preußen und Mecklenburg) aus dem Spielbetrieb zurückgezogen haben.

30. November

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Im Süden gibt es nur einen Auswärtssieg, aber der sorgt für Furore. Der schwach gestartete 1. FC Nürnberg gewinnt bei Titelaspirant VfB Stuttgart 2:1 – und das vor der Rekordkulisse des Sonntags (28.000 Zuschauer). Mann des Tages ist Doppel-Torschütze Helmut Herbolsheimer, obwohl er in einer weniger guten Szene aus drei Metern das leere Tor verfehlt. In der Herbstmeister-Frage spricht alles für Eintracht Frankfurt, obwohl die Hessen zuhause gegen Schweinfurt nur 1:1 spielen. Aber Verfolger Kickers Offenbach macht es gegen 1860 München nicht besser - Eintracht bleibt vier Zähler vor der Konkurrenz. Waldhof Mannheim beklagt den geringsten Tagesbesuch (1000 Zuschauer), der umso unerklärlicher ist, als die Mannheimer auch ihr siebtes Heimspiel gewinnen (3:1 gegen FSV Frankfurt). Kurios auch, dass sie alle Auswärtsspiele verloren haben. Nur die Heimstärke bewahrt auch die Bayern (2:1 gegen Kickers Stuttgart) vor einem Abstiegsplatz. Der Linienrichter hilft etwas mit, auf sein Winken hin wird ein Gäste-Tor annulliert.

Im Norden gibt es neue Spannung. Tabellenführer HSV verliert das furiose Derby bei Werder Bremen 3:4 und muss im Sport Magazin die bedenkliche Schlagzeile lesen: "HSV zu verspielt, zu sensibel geworden." Das schönste Tor des Tages gelingt Nationalspieler Herbert Burdenski aus 30 Metern. 20.000 Zuschauer füllen das Weserstadion. Holstein Kiel behauptet Platz zwei, kommt beim 6:1 gegen VfB Lübeck aber erst spät in Fahrt. Nach 63 Minuten steht es noch 1:1. Gäste-Trainer Friedo Dörfel ist beeindruckt und sagt: "Kein Team im Norden ist besser als Holstein Kiel." Lügt die Tabelle?

Im Westen hat bis zur Vorwoche niemand an der Dominanz des 1. FC Köln gezweifelt. Doch nach elf Startsiegen gerät er nun aus der Spur. Dem 1:3 in Dortmund folgt gegen Leverkusen 04 der erste Punktverlust zuhause (2:2), Nationalspieler Hans Schäfer gleicht spät aus. "FC Köln ist angeschlagen!", stellt das Sport Magazin fest. Der Konkurrenz ist es recht, der BVB liegt nach dem 5:0 gegen Schwarz-Weiß Essen nur noch zwei Zähler zurück. Gerd Kasperski gelingt ein fast lupenreiner Hattrick binnen 28 Minuten, nur der Halbzeitpfiff stört. Eine Prügelei zwischen Hans Flügel und Essens Kurt Zaro sorgt für mehr Platz auf dem Feld, von dem beide verwiesen werden. Auf Platz drei beginnt bereits das Mittelfeld, Preußen Münster (15:11 Punkte) ist einem Abstiegsplatz näher als der Spitze. Doch nach dem 7:0 über Schlusslicht Erkenschwick sprechen nur die Geschlagenen über Abstieg.

Im Südwesten beeindruckt Primus 1. FC Kaiserslautern den spärlichen Anhang (1000) beim 8:1 gegen Saar 05 Saarbrücken. "Fritz und Ottmar Walter lehrten Fußball", titelt das Sport Magazin. Fritz Walter schießt drei Tore, der kleine Bruder eines. TuS Neuendorf verliert die Spitze an den FCK, weil Phönix Ludwigshafen seinen Rasenplatz nicht freigibt und das Spiel ausfällt. Der Platz würde bei dem Dauerregen leiden, sagt der Vorstand. Neuendorf ist sauer und legt Protest ein, zumal auch der Schiedsrichter gerne angepfiffen hätte.

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Vor zehn Jahren beginnt der 15. Bundesliga-Spieltag. Es gibt keine Unentschieden und fünf Auswärtssiege. Der Spitzenreiter hält seinen komfortablen Vorsprung (sechs Punkte), Bayern gewinnt gegen Hertha BSC 2:0. Beide Tore gehen auf das Konto von Michael Ballack. Gäste-Coach Huub Stevens ist bitter enttäuscht und verbringt "eine Nacht, in der ich nicht viel geschlafen habe". Vielleicht auch, weil er über sich selbst nachdenkt. In München muss er wieder mal auf die Tribüne – ebenso wie Kollege Matthias Sammer bei Dortmunds 2:1 in Nürnberg.

Grund sich aufzuregen hat eigentlich Klaus Toppmöller, der mit dem Vize-Meister Bayer Leverkusen allmählich in Abstiegsgefahr gerät. Nach dem 2:3 gegen den HSV ist Bayer schon 13. und die Fans singen: "Wir ham' die Schnauze voll." Manager Reiner Calmund sagt: "Ich kann die Wut der Leute nachvollziehen." Was sollen sie da erst in Cottbus sagen? Gegen 1860 München kassiert Energie schon die sechste Heimpleite, wobei sie es noch mal spannend machen. Bis zur 80. Minute steht es 0:4, nach 86 Minuten nur noch 3:4. Der Schlusspfiff kommt eindeutig zu früh für die Lausitzer und Trainer Eduard Geyer sagt knurrend: "Für tolle Moral gibt's keinen Extrapunkt."

1. Dezember

Vor 50 Jahren spielt die Oberliga. Im Süden löst der 1. FC Nürnberg durch ein 1:0 im Spitzenspiel 1860 München als Tabellenführer ab. Das Tor des Tages erzielt Kurt Haseneder vor 40.000 Zuschauern mit einem Freistoß, bei dem Torwart Peter Radenkovic keine gute Figur macht. Bayern München bleibt dank zweier Tore von Rainer Ohlhauser gegen den VfB Stuttgart (2:1) in Reichweite, während Eintracht Frankfurt weiter an Boden verliert. Gegen Reutlingen setzen die Hessen ihre seltsame Serie fort und spielen zum sechsten Mal in Folge unentschieden (2:2).

Im Westen ist der Bundestrainer zu Gast. Sepp Herberger lässt sich das Derby zwischen Schalke und dem BVB (1:1) nicht entgehen. Hans Nowak bringt Schalke in Führung, dank des Ausgleichs von Reinhold Wosab wird der BVB jedoch Herbstmeister. Der 1. FC Köln zieht aber nach Punkten gleich, demontiert Herne 4:1. Preußen Münster (3:1 gegen Viktoria Köln) und Schalke liegen nur einen Zähler zurück, es bleibt spannend im Westen nach einem Tag ohne Auswärtssiege. Ebenso im Norden, wo Werder Bremen und der HSV Kopf an Kopf liegen. Beide beenden die Vorrunde mit 26:4 Punkten. Das Torverhältnis spricht knapp für Werder, das gegen VfR Neumünster nach zweimaligem Rückstand noch 3:2 siegt. Kapitän Pico Schütz sagt: "Es war schwer genug – und dann noch der glatte Boden." Der HSV hat es bei Altona 93 leichter (3:0).

Im Südwesten regiert FK Pirmasens (1:0 gegen Neuendorf) vor einem punktgleichen Trio. Zweiter ist Wormatia Worms, die es noch gnädig macht mit dem SV Niederlahnstein (4:0), welcher angesichts von 1:27 Punkten seinen Aufstieg längst bereut haben dürfte.

Vor 25 Jahren entlässt Bayer Uerdingen seinen Trainer Horst Köppel. Nach dem 1:3 in Nürnberg zieht der Vorstand die Konsequenzen. "Für die Fans war die Grenze des Zumutbaren überschritten", so ein Vorstandsmitglied. Köppel trägt sein Los mannhaft und verabschiedet sich von der Mannschaft so: "Es hat mir Spaß gemacht mit euch, ich hätte euch gerne aus diesem Schlamassel heraus geführt."

Vor 20 Jahren wird das Viertelfinale im DFB-Pokal begonnen – mit drei von vier Partien. Die Bundesliga muss schwer bluten. Werder Bremen scheidet bei Zweitligist Chemnitz in der Verlängerung aus (1:2), auch weil Andreas Herzog und Rune Bratseth vom Platz fliegen. Bratseth sagt reuig: "Ich habe in der Aufregung ein wenig schönes deutsches Wort benutzt. Wie es heißt? Da muss ich erst im Wörterbuch nachsehen." Unter Blamage könnte man getrost das wiederfinden, was dem 1. FC Nürnberg widerfährt. Auch der Club verliert – bei den drittklassigen Amateuren von Hertha BSC. Der eingewechselte Daniel Lehmann überwindet Nationalkeeper Andy Köpke in der 90. Minute, 13.700 Fans feiern die Hertha-Bubis. Deren Trainer Jochem Ziegert trübt die Siegesfreude und erklärt in der Nacht seinen Rücktritt. Job (Finanzbeamter) und Nebenjob ließen sich nicht mehr vereinbaren. Man wird ihn noch umstimmen, wo das Finale doch so nahe ist…

Vor zehn Jahren wird der 15. Spieltag vollendet. Werder Bremen behauptet durch ein 3:1 gegen Stuttgart Platz zwei, Ailton dank zweier Treffer Platz eins in der Torjägerliste. Thomas Schaaf muss trotzdem auf die Tribüne, er reklamiert etwas zu heftig. Im zweiten Sonntagspiel kassiert Aufsteiger Hannover schon die fünfte Heimniederlage – 0:2 gegen Schalke.

2. Dezember

Vor 60 Jahren wird bekannt, dass sich Schalke 04 für Bert Trautmann interessiert. Der Deutsche, als Kriegsgefangener nach England gekommen, hat sich als Torwart von Manchester City einen Namen gemacht. Die Engländer stellen sich quer und fordern eine für das Jahr 1952 unglaubliche Ablösesumme von 220.000 DM. Der Wechsel kommt nicht zustande, obwohl Trautmann Abwanderungsgedanken hegt.

Vor 40 Jahren findet der 16. Bundesliga-Spieltag statt. Bayern München wird nun auch offiziell Herbstmeister, Gerd Müller (2x) und Franz Beckenbauer treffen gegen Kickers Offenbach (3:1). Fortuna Düsseldorf bestätigt seine starke Vorrunde und gewinnt auch in Bremen (3:1), die Werder-Fans fordern den Rauswurf von Trainer Sepp Piontek, der die ambitionierte "Millionen-Elf" auf den 14. Platz manövriert hat. Den höchsten Tagessieg verbucht Aufsteiger Wuppertaler SV, der den desolaten HSV 5:1 abfertigt und sogar noch einen Elfmeter verschießt (Günter Pröpper an die Latte). Symptomatisch für die verkorkste Vorrunde von Schlusslicht HSV ist das Eigentor von Libero Willi Schulz. Borussia Mönchengladbach kommt drei Tage nach dem torlosen UEFA-Cup-Duell in Köln gegen den gleichen Gegner auf dem Bökelberg zu einem 5:2-Heimsieg. Schiedsrichter Kurt Tschenscher erhält zwar von beiden Kapitänen Blumen für sein 100. Bundesligaspiel, Elfmeter kriegen aber nur die Borussen: Jupp Heynckes verwandelt beide und schießt noch ein Tor aus dem Spiel heraus.

Vor 20 Jahren wird das Viertelfinale im DFB-Pokal komplettiert. Als letzte Mannschaft zieht Eintracht Frankfurt ins Halbfinale ein. Beim Karlsruher SC erreichen die Frankfurter nach 120 Minuten (1:1) das Elfmeterschießen, das Torwart Uli Stein entscheidet - allerdings nicht mit den Händen, sondern mit dem Fuß. Er verwandelt den letzten Elfmeter zum 5:3. KSC-Trainer Winfried Schäfer sagt, man habe "das wichtigste Spiel des KSC seit 30 Jahren" verloren. Immerhin hat die Partie dank der Live-Übertragung auf RTL plus beiden Teams rund 600.000 DM eingebracht.