DFB-Wochenschau: "Hertha-Bubis" gelingt größte Pokalsensation

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

25. März

Vor 70 Jahren stirbt Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten, nach dem der DFB-Pokal von 1935 bis 1945 benannt ist. Der Kicker erscheint mit Trauerrand, seitenlange Nachrufe verdrängen die Sportberichterstattung. Man liest: "Ohne Tschammer als Reichssportführer wäre wahrscheinlich keine Teilnahme Amerikas an der Berliner Olympiade zustande gekommen, denn die deutschfeindlichen Kreise waren damals schon sehr rege an der Arbeit."

Vor 30 Jahren dämpft Fortuna Düsseldorf die Titelambitionen von Borussia Dortmund. Die zuvor 31 Spiele auswärts sieglosen Fortunen gewinnen an diesem Freitagabend im Westfalenstadion mit 2:1, ausgerechnet der Ex-Borusse Atli Edvaldsson erzielt das Siegtor. Im zweiten Spiel schöpft Hertha BSC nach dem 2:0 gegen Bielefeld neue Hoffnung im Abstiegskampf (2:0), beide Tore erzielt ein Verteidiger: Werner Schneider.

26. März

Vor 80 Jahren marschieren die Frankfurter Spitzenklubs im Gleichschritt. Im Kampf um den Gruppensieg im Rahmen der Süd-Meisterschaft verteidigt die Eintracht ihren Vorsprung dank eines 3:2 beim Karlsruher FV, der FSV bleibt einen Punkt zurück (2:1 gegen Phönix Karlsruhe). Die restlichen sechs Teams sind schon drei Spiele vor Schluss aus dem Rennen. In der anderen Staffel setzt der Deutsche Meister FC Bayern noch mal ein Zeichen und gewinnt bei Tabellenführer 1. FC Nürnberg durch Tore von Oskar Rohr und Franz Krumm 2:0. Da auch Favorit 1860 München sein Heimspiel gegen Waldhof (0:1) verliert, machen sich noch die ersten vier Klubs der reichlich schiefen Tabelle Hoffnungen auf die Meisterendrunde.

Dafür ist es im Westen noch zu früh. Die Zuschauer stürmen die Stadien aber schon in der ersten Runde und so muss das Niederrheinstadion zu Oberhausen gesperrt werden, als 40.000 Menschen Einlass gefunden haben. Sie alle wollen die Schalker sehen, die gegen Hamborn 07 einen schlechten Tag haben – was in jener Epoche bedeutet, dass sie nur knapp gewinnen (2:0). Fritz Szepan und Hans Rosen schießen die Tore. Fortuna Düsseldorf tut mehr für die 30.000 Besucher in Köln, die mehrheitlich zu Sülz halten – aber Fortuna gewinnt 7:0. Das Scheibenschießen ist nichts gegen den Torhagel im Berliner Post-Stadion, wo Hertha BSC zum Start der Brandenburg-Meisterschaft Viktoria Berlin vor 30.000 Fans mit 8:5 (!) schlägt. "Es gibt nur eine Fußballmannschaft in Berlin – wenn es gilt –, und das ist und bleibt Herthas BSC", schreibt der Kicker, nicht sonderlich um Neutralität bemüht.

Vor 30 Jahren wird der 27. Bundesliga-Spieltag vollendet – abgesehen vom Rheinderby zwischen Köln und Leverkusen, das den Rasenverhältnissen zum Opfer fällt. Alle Blicke richten sich auf den Klassiker der Achtziger, aber der HSV und die Bayern enttäuschen 61.000 Zuschauer. "Als Topspiel war es angekündigt, Toppreise wurden kassiert, Topleistungen gab es nicht", mäkelt der Kicker nach dem 1:1 zwischen Meister und Pokalsieger. Da der HSV seinen Zwei-Punkte-Vorsprung verteidigt, ist er aber besser dran, zumal sich Bayerns Torschütze und Kapitän Paul Breitner verletzt. Er fällt wochenlang aus. Kollege Wolfgang Kraus nennt das Foul des HSVers Wolfgang Rolff "eine Tätlichkeit".

Aber der Spieltag hat auch Schönes zu bieten: Jung-Nationalspieler Lothar Matthäus legt bei Gladbachs 3:1 über Bochum ein Super-Solo an fünf Gegnern vorbei aufs Parkett, schießt ein Tor und erhält Sonderbeifall. Den kriegt auch der ganze 1. FC Kaiserslautern nach seinem höchsten Bundesliga-Heimsieg – 7:0 gegen den KSC, den der Kicker mit einer "Stammtischmannschaft" vergleicht. Schalke 04 kann auf seinen Vereinsrekord verzichten – nach dem 0:2 gegen Werder stehen sechs sieglose Heimspiele mit nur einem Punkt zu Buche. Kurioses gibt es von den sparsamen Schwaben der Liga. Der VfB Stuttgart gewinnt zwar 4:1 gegen Frankfurt und hat als Dritter noch alle Chancen, doch weil nur 15.000 Zuschauer zugucken, reduziert der Vorstand die Prämien von 1500 auf 1000 Mark.

Vor 25 Jahren wird der 26. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Im Gipfeltreffen schlägt Werder Bremen die Bayern mit 3:1, bei vier Punkten Vorsprung riecht es nach Vorentscheidung. Werders Doppeltorschütze Karl-Heinz Riedle spricht vom "schönsten Tag in meinem Leben". Gunnar Sauer unterläuft zuvor der Lapsus seines Lebens, als er im Strafraum einfach den Ball in die Hand nimmt, weil er einen Pfiff gehört haben will. Aber auch das kuriose Geschenk, das Lothar Matthäus zum 0:1 nutzt, können die Bayern nicht nutzen. Am Abend gibt der frustrierte Manager Uli Hoeneß bekannt, dass Bayern eine neue Mannschaft aufbauen will. Beiläufig verkündet er den Wechsel von Matthäus zu Inter Mailand, auch Andreas Brehme und Norbert Eder dürften gehen. Hoeneß: "Die Spieler sind ein Jahr älter geworden und damit auch ein Jahr bequemer. Die Bereitschaft, über sich hinauszuwachsen, fehlt. Bis zur neuen Saison werden wir gnadenlos aufräumen."

Frust gibt es auch bei Borussia Dortmund nach der Niederlage im wichtigsten Saisonspiel. Das Revierderby auf Schalke, 1987/1988 zugleich ein Kellerderby, endet 3:0 für die Gastgeber, und zu allem Übel fliegt Borusse Andreas Möller vom Platz. Möller jammert: "Es war doch erst mein erstes Foul!" Der FC Homburg schreibt Vereinsgeschichte, dank zweier Treffer von Uwe Freiler gelingt in Frankfurt im 30. Spiel der erste Auswärtssieg überhaupt. Und Hannover 96 feiert seinen höchsten Bundesligasieg, doch das 6:1 gegen Bayer Leverkusen sehen nur 9214 Unentwegte.

Vor 20 Jahren schöpft Abstiegskandidat VfL Bochum neue Hoffnung und feiert gegen den 1. FC Nürnberg seinen höchsten Saisonsieg (4:0). Konkurrent Bayer Uerdingen unterliegt an diesem Freitag Werder Bremen 0:2, der Neuseeländer Wynton Rufer schießt beide Tore für den Tabellenzweiten.

Vor zehn Jahren trennt sich Schalke 04 von Trainer Frank Neubarth. "Der Manager hat die Reißleine gezogen und die Chance auf Platz fünf wahren, damit muss ich leben", sagt der Trainer-Neuling. Auch damit, dass ihn ein Spieler beerbt: Der 34-jährige Marc Wilmots trainiert Schalke ohne Lizenz mit Sondergenehmigung bis Saisonende und kommentiert trocken: "Soll ich weglaufen oder Angst haben? Ich kann Schalke als Trainer mehr helfen als als Spieler."

Noch eine Personalie überrascht die Bundesliga: Bayer Leverkusen verpflichtet Weltmeister und U 21-Nationasltrainer Jürgen Kohler als Sportdirektor.

27. März

Vor 75 Jahren wird Eintracht Frankfurt Meister der Gauliga Südwest. Im letzten Spiel gewinnen die Hessen beim 1. FC Saarbrücken im Dauerregen 4:2. Die abstiegsbedrohten Gastgeber halten bis zur 82. Minute einen Punkt in der Hand, dann treffen Fritz Linken und Albert Wirsching. Der Kicker schildert die Szenerie auf dem Bankett: "Die Geigen spielen. Die schönen Mädchen tanzen vorüber. Eintracht-Spieler Karl Röll sagt: 'Ich bin viel zu glücklich, um ans Tanzen zu denken. Ich denke nur daran, wie schön es ist, dass wir es geschafft haben.'"

Am selben Tag beendet der HSV die Saison als der Gauliga Nordmark als Meister. Obwohl er auch im letzten Spiel gegen Phönix Lübeck (4:0) ungeschlagen bleibt und mit 41:3 Punkten ins Ziel einläuft, gibt erst der Torquotient den Ausschlag gegenüber dem Eimsbütteler TV. Der aber spricht eine deutliche Sprache. Kein Wunder, gegen Lübeck passiert der HSV die 100-Tore-Marke.

Das Münchner Derby zwischen "Löwen" und Bayern endet 2:2. Zu feiern haben sie beide nichts, Bayern-Meister wird zum dritten Mal in Folge der 1. FC Nürnberg.

Vor 50 Jahren wird in der Oberliga West die Tabelle an einem Mittwoch begradigt. Tabellenführer 1. FC Köln macht dabei sein gefühltes Meisterstück und gewinnt vor 35.000 Zuschauer auf Schalke 1:0 – Weltmeister Hans Schäfer schießt das entscheidende Tor (82.), obwohl der FC nach Thielens Verletzung da bereits in Unterzahl spielen muss. Der BVB patzt im Titelrennen und verschenkt gegen Schwarz-Weiß Essen einen Punkt (1:1), obwohl ihn 38.000 Fans anfeuern. In Herne kommt es zu einem Kuriosum, Nationaltorwart Hans Tilkowski schießt beim 3:3 gegen Viktoria Köln einen Elfmeter und trifft, "kein Stürmer hatte den Mut" (Sport Magazin).

Vor 20 Jahren wird der 23. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Von den Titelaspiranten spielen nur zwei Teams und die verlieren deftig: Eintracht Frankfurt 1:3 im Heimspiel gegen Gladbach, Borussia Dortmund 0:3 bei Dynamo Dresden. An diesem Tag geht der Stern des 19-jährigen Alexander Zickler auf, der dem BVB zwei Treffer einschenkt und sich auf die Einkaufsliste der Bayern schießt. Auch der 1. FC Köln hat einen Doppelschützen, beim 3:0 im Kellerderby gegen Wattenscheid braucht Joker Uwe Fuchs nur 14 Minuten für sein Kunststück.

Vor zehn Jahren zieht die DFL dem Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern wegen "Unregelmäßigkeiten im Lizenzierungsverfahren" drei Punkte ab, zudem sind 125.000 Euro Geldstrafe fällig.

Am selben Tag gewinnen die DFB-Frauen in der EM-Qualifikation gegen Schottland 5:0. Der Torhagel ist ein Fall für Zwei: Inka Grings erzielt in Potsdam drei, Birgit Prinz zwei Treffer.

28. März

Vor 70 Jahren fällt eine weitere Entscheidung in den deutschen Gau-Ligen. Viktoria Köln wird Meister von Köln-Aachen - und das, ohne zu spielen. Verfolger VfL 99 büßt gegen SV Mülheim (0:4) seine letzten theoretischen Chancen ein. Die meisten Staffeln sind schon beendet; ob ihre Sieger die Deutsche Meisterschaft überhaupt ausspielen, ist in diesen Tagen des "totalen Kriegs" ungewiss. Die Teams halten sich derweil, so weit Spieler vorhanden sind, in Tests fit. So putzt der souveräne Schleswig-Holstein Meister Holstein Kiel den FC St. Pauli mit 10:1, unter den Torschützen ist ein gewisser Ottmar Walter, "der Bruder des Nationalspielers" (Kicker), den der Militärdienst in den Norden verschlagen hat.

Vor 40 Jahren kommt die Nationalmannschaft im Testspiel gegen die CSSR in Düsseldorf zu einem ungefährdeten 3:0. Gerd Müller (2) und Erwin Kremers erzielen die Tore in der mittelmäßigen Partie. Vor 70.000 Zuschauern verhilft Bundestrainer Helmut Schön überraschend dem Braunschweiger Torwart Bernd Franke zum Debüt. Er erhält nur wenige Möglichkeiten, sich auszuzeichnen, aber die meistert er.

Vor 20 Jahren gibt es im Sonntagsspiel der Bundesliga eine Überraschung. Die seit elf Partien ungeschlagenen Bayern verlieren beim Zehnten HSV 1:3 – es ist erst die zweite Saisonniederlage der Ribbeck-Auswahl. Mann des Tages ist der Ex-Münchner Armin Eck, dem auch ein Tor gelingt.

29. März

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Das größte Interesse weckt das Gipfeltreffen im Westen zwischen 1. FC Köln und Borussia Dortmund. 60.000 Zuschauer strömen ins Müngersdorfer Stadion und sehen einen 5:1-Sieg der Kölner gegen den Tabellenführer BVB. Dass die Meisterschaft noch spannend bleibt, verdanken die Kölner vor allem Nationalspieler Hans Schäfer, der seine überragende Leistung mit zwei Toren krönt. Nach BVB-Lesart hat auch der Schiedsrichter, der einen Konzessionselfmeter verhängt haben soll, seinen Anteil am Debakel. Seine theoretischen Titelchancen wahrt RW Essen mit einem 3:1 gegen Preußen Dellbrück, auch hier glänzt ein kommender Held von Bern mit zwei Toren. "Unwiderstehlicher Rahn", titelt das Sport-Magazin. Schalke 04 blamiert sich bei Schlusslicht Erkenschwick und verliert 1:2, weshalb auch der Abstiegskampf spannend bleibt.

Auch in den anderen Ligen ist es kein guter Tag für Tabellenführer. Im Süden verliert Eintracht Frankfurt wie so oft in Offenbach (0:2), im Norden blamiert sich der HSV gegen Schlusslicht Concordia (1:1) und im Südwesten verspielt der FCK auf dem Betzenberg eine 2:0-Führung gegen Verfolger Neuendorf (Endstand: 2:2). Kleiner Trost: Oben bleiben sie alle.

Vor zehn Jahren trifft die Nationalmannschaft im Rahmen der EM-Qualifikation auf Litauen und enttäuscht die Nation. Nach dem 1:1 von Nürnberg ist die Teilnahme an der EM in Portugal ernstlich in Gefahr geraten, Schottland hat die DFB-Auswahl überholt. Trainer Rudi Völler schimpft: "Wir sind zu nachlässig, zu schludrig aufgetreten. Zwei Punkte mehr hätten wir nicht verdient gehabt." Bis zur 73. Minute haben die Deutschen sie nach Ramelows Führung per Hacke (8.) in der Hand, dann gleicht Razanauskas aus. Der Stuttgarter Kevin Kuranyi gibt als Joker sein Debüt, köpft in der Nachspielzeit knapp übers Tor.

Am selben Tag sorgt ein deutscher Trainer für Aufsehen. Europameister Hans-Peter Briegel glückt bei seinem Debüt mit Albanien ein 3:1 gegen Russland, nicht nur für den Kicker ist es eine "Sensation". Alle Tore erzielen Bundesliga-Legionäre: Altin Rraklli, Altin Lala und Igli Tare.

30. März

Vor 100 Jahren sind 3000 Zuschauer noch "eine Rekordzahl für die hiesigen Verhältnisse", wie das Blatt Fußball und Olympischer Sport schreibt. Die Rekordkulisse wird nicht belohnt, das Endrundenspiel um die Süddeutsche Meisterschaft zwischen Frankfurter FV und Spielvereinigung Fürth hat keine Tore. Kurios: Da das Parallelspiel zwischen VfR Mannheim und Stuttgarter Kickers (1:1) auch keinen Sieger hat, können vor dem letzten Spiel in dieser engen Gruppe der Erste (Frankfurt) und der Letzte (Kickers) noch Meister werden. Der VfR Mannheim ist dagegen aus dem Rennen; sein Protest wegen der ersten Hundebissaffäre des deutschen Fußballs, als ein VfR-Spieler beim 0:5 am Stuttgarter Degerloch gebissen wird und ausscheidet, wird am letzten März-Wochenende 1913 abgelehnt.

Vor 50 Jahren steht 1860 München dicht vor der Meisterschaft in der Oberliga Süd, die auch die Bundesliga-Teilnahme bedeutet. Nach dem 1:0 gegen den VfB Stuttgart durch ein Tor von Rudi Brunnenmeier fehlt den Löwen nur noch ein Punkt aus drei Spielen. Trainer Max Merkel entschuldigt die nervöse Leistung: "Bedenken Sie die Belastung, mit der meine jungen Spieler in jedes Spiel gehen. Jede Woche hören die Jungs: Ihr müsst gewinnen!" Spieler-Versteher Merkel? Das wird sich ändern.

Im Norden putzt der designierte Meister HSV den VfR Neumünster 5:2, geht aber nicht unbeschadet vom Platz. Nationalspieler Jürgen Werner meldet "eine Galerie von bunten Flecken haben wir auf den Schienbeinen zu bieten".

Vor 30 Jahren zittert die Nationalmannschaft wie so oft bei Angstgegner Albanien, kommt aber in der EM-Qualifikation zu einem 2:1. "Ein Pflichtsieg ohne Glanz", titelt der Kicker. Rudi Völler (54.) und Karl-Heinz Rummenigge (66.) schießen eine scheinbar sichere 2:0-Führung heraus, doch als der Bremer Johnny Otten in seinem Länderspiel ein unnötiges Handspiel begeht und der Elfmeter zum Tor führt, wird noch mal zehn Minuten gezittert. Mailand-Legionär Hansi Müller gibt nach neun Monaten sein Comeback, DFB-Präsident Hermann Neuberger lobt ihn: "Mit unserem Spielmacher Hansi Müller war ich sehr zufrieden."

Vor 25 Jahren spielt die Olympiaauswahl in Osnabrück gegen Dänemark 1:1. 22.500 Zuschauer feuern die mit A-Nationalspielern (Köpke, Borowka, Häßler, Klinsmann, Mill) durchsetzte Elf von Hannes Löhr an, aber die Führung durch ein Tor von Armin Görtz (56.) hält nur bis zur 75. Minute. Noch ist die Fahrkarte nach Seoul nicht gelöst.

Vor 20 Jahren trennt sich Eintracht Frankfurt unmittelbar nach dem Aus im DFB-Pokal (0:3 gegen Leverkusen) von Trainer Dragoslav Stepanovic. Nicht die erste Enttäuschung im Leben des Jugoslawen, aber er weiß damit umzugehen: "Lebbe geht weiter!" Wie verrückt, ahnt auch er nicht. Er wird noch vor dem DFB-Pokalfinale zum Gegner wechseln und doch nach Berlin fahren. Dass Bayer dort hinfährt, ist das Werk seiner Ost-Importe: Andy Thom (2) und Ulf Kirsten schießen die Tore.

31. März

Vor 50 Jahren spielen die Oberligen. Im Süden sehen 28.000 Zuschauer ein begeisterndes Spiel zwischen Nürnberg und den Bayern (3:2), das Max Morlock in der 85. Minute entscheidet. "Selbst den kühlen, beherrschten Journalisten riss es beim erregenden Ablauf dieser 90 Minuten mehrmals vom Sitz", schreibt Hans Fiederer im Sport Magazin. Durch das 3:2 tauschen der Club und Bayern die Verfolgerplätze, 1860 ist dennoch weit enteilt.

Im Westen macht ein Tor des Aacheners Nolden das Titelrennen noch spannender. Der 1. FC Köln hat zwar seine Bundesliga-Lizenz sicher, aber die Meisterschaft gerät nach dem 0:1 wieder in Gefahr. Schalke nutzt die Gunst der Stunde und gewinnt vor 40.000 Besuchern in Münster 2:0, die Tore von Waldemar Gerhardt und Manfred Kreuz fallen binnen drei Minuten. Und Borussia Dortmund, das noch drei Nachholspiele vor sich her schiebt, ist nach dem 2:1 bei Viktoria Köln nach Minuspunkten Primus.

Im Norden ist der HSV (5:2 gegen Neumünster am Vortag) durch. Werder Bremen gewinnt 4:2 in Altona und sichert Platz zwei vor Eintracht Braunschweig, die gegen Concordia Hamburg (6:0) den höchsten Tagessieg vermeldet – und Jürgen Moll glückt ein echter Hattrick binnen 17 Minuten.

Im Südwesten siegt Kaiserslautern auch im 13. Heimspiel, niemand fährt 1962/1963 gern auf den Betzenberg. Die Saarbrücker Sportfreunde werden mit 5:2 abgefertigt, der spätere Kölner Nationalspieler Hannes Löhr schießt beide Gäste-Tore. Seine minimalen Bundesligachancen reduziert der FK Pirmasens beim 2:2 gegen Frankenthal. Sportsgeist beweist der längst abgestiegene SV Niederlahnstein, der bei Saar 05 Saarbrücken seinen ersten Auswärtspunkt erbeutet (0:0).

Vor 50 Jahren trifft die DDR-Auswahl in Prag auf die CSSR. Das EM-Qualifikationsspiele endet 1:1, Peter Ducke trifft für die Ost-Deutschen.

Vor 40 Jahren findet der 27. Spieltag der Bundesliga statt. Er bringt die fünfte Niederlage des alten und neuen Meisters FC Bayern, der sich ein 0:2 in Duisburg leisten kann. Ronny Worm und Klaus Wunder überwinden Sepp Maier, auch im achten Versuch gelingt Bayern im Wedaustadion kein Sieg. Weniger tragisch angesichts der Tabelle: Verfolger Wuppertal ist Aufsteiger und hat andere Ambitionen, nach dem 2:2 gegen Köln liegt der WSV immer noch sieben Punkte zurück. Der HSV freut sich im Abstiegskampf über ein Geschenk des Offenbachers Lothar Skala, der in letzter Minute ein Eigentor zum 1:0-Endstand erzielt. Im Duell um den damals rettenden Platz trennen sich Schalke und Hertha 1:1, auch hier fällt das Heimtor spät (88.). Am Tag, an dem den Gästen keine Siege vergönnt sind, jammert RWO-Trainer Heinz Murach: "Wir verlieren auswärts aber auch jedes Spiel." Diesmal freut sich der VfB Stuttgart über die Freigiebigkeit der in der Tat auswärts punktlosen Oberhausener (3:0).

Vor 25 Jahren startet das vom DFB veranstaltete Vier-Länder-Turnier in Berlin. Es ist eine Entschädigung für die Insel-Stadt, die bei der kommenden EM 1988 in Deutschland kein Austragungsort sein wird. Die deutsche Mannschaft trifft auf Schweden und enttäuscht die nur 28.000 Zuschauer. "Ein peinliches 1:1 – selten so blamiert", schreibt der Kicker. Im Elfmeterschießen wird auch noch die deutsche Domäne in Frage gestellt, Matthäus und Möller verschießen und verursachen die 2:4-Niederlage. Die Fans rufen spöttisch nach ihrem Lieblingsklub "Ha-ho-he, Hertha BSC", und Teamchef Beckenbauer hält eine Wutrede. Zitat des Kaisers: "Mir ist klar geworden, dass ich mich von einigen Spielern zu lange habe einlullen lassen." Im anderen Spiel schlägt die UdSSR Weltmeister Argentinien 4:2, obwohl für die Südamerikaner Diego Maradona trifft. Die Kulisse ist noch spärlicher: 17.000 Zuschauer.

Vor 20 Jahren kommt es zur größten Sensation in der Geschichte des DFB-Pokals. Die drittklassigen "Hertha-Bubis", die Amateure des Zweitligisten Hertha BSC, ziehen nach einem 2:1 gegen Zweitligist Chemnitzer FC ins Pokalfinale ein. Das Stadion kennen sie schon, im Halbfinale dürfen sie bereits im Olympiastadion üben. 56.514 Zuschauer stärken ihnen den Rücken und feiern frühe Tore von Carsten Ramelow und Sven Meyer, Steffen Heidrich verkürzt per Elfmeter – dabei bleibt es. Trainer Jochem Ziegert berichtet der Presse von seinem Wunderteam, dass die Profis beschämt: "Das sind alles ganz normale Jungs. Da ist keiner dabei, der wegen dem Fußball seine Lehre abgebrochen hat."

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

25. März

Vor 70 Jahren stirbt Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten, nach dem der DFB-Pokal von 1935 bis 1945 benannt ist. Der Kicker erscheint mit Trauerrand, seitenlange Nachrufe verdrängen die Sportberichterstattung. Man liest: "Ohne Tschammer als Reichssportführer wäre wahrscheinlich keine Teilnahme Amerikas an der Berliner Olympiade zustande gekommen, denn die deutschfeindlichen Kreise waren damals schon sehr rege an der Arbeit."

Vor 30 Jahren dämpft Fortuna Düsseldorf die Titelambitionen von Borussia Dortmund. Die zuvor 31 Spiele auswärts sieglosen Fortunen gewinnen an diesem Freitagabend im Westfalenstadion mit 2:1, ausgerechnet der Ex-Borusse Atli Edvaldsson erzielt das Siegtor. Im zweiten Spiel schöpft Hertha BSC nach dem 2:0 gegen Bielefeld neue Hoffnung im Abstiegskampf (2:0), beide Tore erzielt ein Verteidiger: Werner Schneider.

26. März

Vor 80 Jahren marschieren die Frankfurter Spitzenklubs im Gleichschritt. Im Kampf um den Gruppensieg im Rahmen der Süd-Meisterschaft verteidigt die Eintracht ihren Vorsprung dank eines 3:2 beim Karlsruher FV, der FSV bleibt einen Punkt zurück (2:1 gegen Phönix Karlsruhe). Die restlichen sechs Teams sind schon drei Spiele vor Schluss aus dem Rennen. In der anderen Staffel setzt der Deutsche Meister FC Bayern noch mal ein Zeichen und gewinnt bei Tabellenführer 1. FC Nürnberg durch Tore von Oskar Rohr und Franz Krumm 2:0. Da auch Favorit 1860 München sein Heimspiel gegen Waldhof (0:1) verliert, machen sich noch die ersten vier Klubs der reichlich schiefen Tabelle Hoffnungen auf die Meisterendrunde.

Dafür ist es im Westen noch zu früh. Die Zuschauer stürmen die Stadien aber schon in der ersten Runde und so muss das Niederrheinstadion zu Oberhausen gesperrt werden, als 40.000 Menschen Einlass gefunden haben. Sie alle wollen die Schalker sehen, die gegen Hamborn 07 einen schlechten Tag haben – was in jener Epoche bedeutet, dass sie nur knapp gewinnen (2:0). Fritz Szepan und Hans Rosen schießen die Tore. Fortuna Düsseldorf tut mehr für die 30.000 Besucher in Köln, die mehrheitlich zu Sülz halten – aber Fortuna gewinnt 7:0. Das Scheibenschießen ist nichts gegen den Torhagel im Berliner Post-Stadion, wo Hertha BSC zum Start der Brandenburg-Meisterschaft Viktoria Berlin vor 30.000 Fans mit 8:5 (!) schlägt. "Es gibt nur eine Fußballmannschaft in Berlin – wenn es gilt –, und das ist und bleibt Herthas BSC", schreibt der Kicker, nicht sonderlich um Neutralität bemüht.

Vor 30 Jahren wird der 27. Bundesliga-Spieltag vollendet – abgesehen vom Rheinderby zwischen Köln und Leverkusen, das den Rasenverhältnissen zum Opfer fällt. Alle Blicke richten sich auf den Klassiker der Achtziger, aber der HSV und die Bayern enttäuschen 61.000 Zuschauer. "Als Topspiel war es angekündigt, Toppreise wurden kassiert, Topleistungen gab es nicht", mäkelt der Kicker nach dem 1:1 zwischen Meister und Pokalsieger. Da der HSV seinen Zwei-Punkte-Vorsprung verteidigt, ist er aber besser dran, zumal sich Bayerns Torschütze und Kapitän Paul Breitner verletzt. Er fällt wochenlang aus. Kollege Wolfgang Kraus nennt das Foul des HSVers Wolfgang Rolff "eine Tätlichkeit".

Aber der Spieltag hat auch Schönes zu bieten: Jung-Nationalspieler Lothar Matthäus legt bei Gladbachs 3:1 über Bochum ein Super-Solo an fünf Gegnern vorbei aufs Parkett, schießt ein Tor und erhält Sonderbeifall. Den kriegt auch der ganze 1. FC Kaiserslautern nach seinem höchsten Bundesliga-Heimsieg – 7:0 gegen den KSC, den der Kicker mit einer "Stammtischmannschaft" vergleicht. Schalke 04 kann auf seinen Vereinsrekord verzichten – nach dem 0:2 gegen Werder stehen sechs sieglose Heimspiele mit nur einem Punkt zu Buche. Kurioses gibt es von den sparsamen Schwaben der Liga. Der VfB Stuttgart gewinnt zwar 4:1 gegen Frankfurt und hat als Dritter noch alle Chancen, doch weil nur 15.000 Zuschauer zugucken, reduziert der Vorstand die Prämien von 1500 auf 1000 Mark.

Vor 25 Jahren wird der 26. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Im Gipfeltreffen schlägt Werder Bremen die Bayern mit 3:1, bei vier Punkten Vorsprung riecht es nach Vorentscheidung. Werders Doppeltorschütze Karl-Heinz Riedle spricht vom "schönsten Tag in meinem Leben". Gunnar Sauer unterläuft zuvor der Lapsus seines Lebens, als er im Strafraum einfach den Ball in die Hand nimmt, weil er einen Pfiff gehört haben will. Aber auch das kuriose Geschenk, das Lothar Matthäus zum 0:1 nutzt, können die Bayern nicht nutzen. Am Abend gibt der frustrierte Manager Uli Hoeneß bekannt, dass Bayern eine neue Mannschaft aufbauen will. Beiläufig verkündet er den Wechsel von Matthäus zu Inter Mailand, auch Andreas Brehme und Norbert Eder dürften gehen. Hoeneß: "Die Spieler sind ein Jahr älter geworden und damit auch ein Jahr bequemer. Die Bereitschaft, über sich hinauszuwachsen, fehlt. Bis zur neuen Saison werden wir gnadenlos aufräumen."

Frust gibt es auch bei Borussia Dortmund nach der Niederlage im wichtigsten Saisonspiel. Das Revierderby auf Schalke, 1987/1988 zugleich ein Kellerderby, endet 3:0 für die Gastgeber, und zu allem Übel fliegt Borusse Andreas Möller vom Platz. Möller jammert: "Es war doch erst mein erstes Foul!" Der FC Homburg schreibt Vereinsgeschichte, dank zweier Treffer von Uwe Freiler gelingt in Frankfurt im 30. Spiel der erste Auswärtssieg überhaupt. Und Hannover 96 feiert seinen höchsten Bundesligasieg, doch das 6:1 gegen Bayer Leverkusen sehen nur 9214 Unentwegte.

Vor 20 Jahren schöpft Abstiegskandidat VfL Bochum neue Hoffnung und feiert gegen den 1. FC Nürnberg seinen höchsten Saisonsieg (4:0). Konkurrent Bayer Uerdingen unterliegt an diesem Freitag Werder Bremen 0:2, der Neuseeländer Wynton Rufer schießt beide Tore für den Tabellenzweiten.

Vor zehn Jahren trennt sich Schalke 04 von Trainer Frank Neubarth. "Der Manager hat die Reißleine gezogen und die Chance auf Platz fünf wahren, damit muss ich leben", sagt der Trainer-Neuling. Auch damit, dass ihn ein Spieler beerbt: Der 34-jährige Marc Wilmots trainiert Schalke ohne Lizenz mit Sondergenehmigung bis Saisonende und kommentiert trocken: "Soll ich weglaufen oder Angst haben? Ich kann Schalke als Trainer mehr helfen als als Spieler."

Noch eine Personalie überrascht die Bundesliga: Bayer Leverkusen verpflichtet Weltmeister und U 21-Nationasltrainer Jürgen Kohler als Sportdirektor.

27. März

Vor 75 Jahren wird Eintracht Frankfurt Meister der Gauliga Südwest. Im letzten Spiel gewinnen die Hessen beim 1. FC Saarbrücken im Dauerregen 4:2. Die abstiegsbedrohten Gastgeber halten bis zur 82. Minute einen Punkt in der Hand, dann treffen Fritz Linken und Albert Wirsching. Der Kicker schildert die Szenerie auf dem Bankett: "Die Geigen spielen. Die schönen Mädchen tanzen vorüber. Eintracht-Spieler Karl Röll sagt: 'Ich bin viel zu glücklich, um ans Tanzen zu denken. Ich denke nur daran, wie schön es ist, dass wir es geschafft haben.'"

Am selben Tag beendet der HSV die Saison als der Gauliga Nordmark als Meister. Obwohl er auch im letzten Spiel gegen Phönix Lübeck (4:0) ungeschlagen bleibt und mit 41:3 Punkten ins Ziel einläuft, gibt erst der Torquotient den Ausschlag gegenüber dem Eimsbütteler TV. Der aber spricht eine deutliche Sprache. Kein Wunder, gegen Lübeck passiert der HSV die 100-Tore-Marke.

Das Münchner Derby zwischen "Löwen" und Bayern endet 2:2. Zu feiern haben sie beide nichts, Bayern-Meister wird zum dritten Mal in Folge der 1. FC Nürnberg.

Vor 50 Jahren wird in der Oberliga West die Tabelle an einem Mittwoch begradigt. Tabellenführer 1. FC Köln macht dabei sein gefühltes Meisterstück und gewinnt vor 35.000 Zuschauer auf Schalke 1:0 – Weltmeister Hans Schäfer schießt das entscheidende Tor (82.), obwohl der FC nach Thielens Verletzung da bereits in Unterzahl spielen muss. Der BVB patzt im Titelrennen und verschenkt gegen Schwarz-Weiß Essen einen Punkt (1:1), obwohl ihn 38.000 Fans anfeuern. In Herne kommt es zu einem Kuriosum, Nationaltorwart Hans Tilkowski schießt beim 3:3 gegen Viktoria Köln einen Elfmeter und trifft, "kein Stürmer hatte den Mut" (Sport Magazin).

Vor 20 Jahren wird der 23. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Von den Titelaspiranten spielen nur zwei Teams und die verlieren deftig: Eintracht Frankfurt 1:3 im Heimspiel gegen Gladbach, Borussia Dortmund 0:3 bei Dynamo Dresden. An diesem Tag geht der Stern des 19-jährigen Alexander Zickler auf, der dem BVB zwei Treffer einschenkt und sich auf die Einkaufsliste der Bayern schießt. Auch der 1. FC Köln hat einen Doppelschützen, beim 3:0 im Kellerderby gegen Wattenscheid braucht Joker Uwe Fuchs nur 14 Minuten für sein Kunststück.

Vor zehn Jahren zieht die DFL dem Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern wegen "Unregelmäßigkeiten im Lizenzierungsverfahren" drei Punkte ab, zudem sind 125.000 Euro Geldstrafe fällig.

Am selben Tag gewinnen die DFB-Frauen in der EM-Qualifikation gegen Schottland 5:0. Der Torhagel ist ein Fall für Zwei: Inka Grings erzielt in Potsdam drei, Birgit Prinz zwei Treffer.

28. März

Vor 70 Jahren fällt eine weitere Entscheidung in den deutschen Gau-Ligen. Viktoria Köln wird Meister von Köln-Aachen - und das, ohne zu spielen. Verfolger VfL 99 büßt gegen SV Mülheim (0:4) seine letzten theoretischen Chancen ein. Die meisten Staffeln sind schon beendet; ob ihre Sieger die Deutsche Meisterschaft überhaupt ausspielen, ist in diesen Tagen des "totalen Kriegs" ungewiss. Die Teams halten sich derweil, so weit Spieler vorhanden sind, in Tests fit. So putzt der souveräne Schleswig-Holstein Meister Holstein Kiel den FC St. Pauli mit 10:1, unter den Torschützen ist ein gewisser Ottmar Walter, "der Bruder des Nationalspielers" (Kicker), den der Militärdienst in den Norden verschlagen hat.

Vor 40 Jahren kommt die Nationalmannschaft im Testspiel gegen die CSSR in Düsseldorf zu einem ungefährdeten 3:0. Gerd Müller (2) und Erwin Kremers erzielen die Tore in der mittelmäßigen Partie. Vor 70.000 Zuschauern verhilft Bundestrainer Helmut Schön überraschend dem Braunschweiger Torwart Bernd Franke zum Debüt. Er erhält nur wenige Möglichkeiten, sich auszuzeichnen, aber die meistert er.

Vor 20 Jahren gibt es im Sonntagsspiel der Bundesliga eine Überraschung. Die seit elf Partien ungeschlagenen Bayern verlieren beim Zehnten HSV 1:3 – es ist erst die zweite Saisonniederlage der Ribbeck-Auswahl. Mann des Tages ist der Ex-Münchner Armin Eck, dem auch ein Tor gelingt.

29. März

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Das größte Interesse weckt das Gipfeltreffen im Westen zwischen 1. FC Köln und Borussia Dortmund. 60.000 Zuschauer strömen ins Müngersdorfer Stadion und sehen einen 5:1-Sieg der Kölner gegen den Tabellenführer BVB. Dass die Meisterschaft noch spannend bleibt, verdanken die Kölner vor allem Nationalspieler Hans Schäfer, der seine überragende Leistung mit zwei Toren krönt. Nach BVB-Lesart hat auch der Schiedsrichter, der einen Konzessionselfmeter verhängt haben soll, seinen Anteil am Debakel. Seine theoretischen Titelchancen wahrt RW Essen mit einem 3:1 gegen Preußen Dellbrück, auch hier glänzt ein kommender Held von Bern mit zwei Toren. "Unwiderstehlicher Rahn", titelt das Sport-Magazin. Schalke 04 blamiert sich bei Schlusslicht Erkenschwick und verliert 1:2, weshalb auch der Abstiegskampf spannend bleibt.

Auch in den anderen Ligen ist es kein guter Tag für Tabellenführer. Im Süden verliert Eintracht Frankfurt wie so oft in Offenbach (0:2), im Norden blamiert sich der HSV gegen Schlusslicht Concordia (1:1) und im Südwesten verspielt der FCK auf dem Betzenberg eine 2:0-Führung gegen Verfolger Neuendorf (Endstand: 2:2). Kleiner Trost: Oben bleiben sie alle.

Vor zehn Jahren trifft die Nationalmannschaft im Rahmen der EM-Qualifikation auf Litauen und enttäuscht die Nation. Nach dem 1:1 von Nürnberg ist die Teilnahme an der EM in Portugal ernstlich in Gefahr geraten, Schottland hat die DFB-Auswahl überholt. Trainer Rudi Völler schimpft: "Wir sind zu nachlässig, zu schludrig aufgetreten. Zwei Punkte mehr hätten wir nicht verdient gehabt." Bis zur 73. Minute haben die Deutschen sie nach Ramelows Führung per Hacke (8.) in der Hand, dann gleicht Razanauskas aus. Der Stuttgarter Kevin Kuranyi gibt als Joker sein Debüt, köpft in der Nachspielzeit knapp übers Tor.

Am selben Tag sorgt ein deutscher Trainer für Aufsehen. Europameister Hans-Peter Briegel glückt bei seinem Debüt mit Albanien ein 3:1 gegen Russland, nicht nur für den Kicker ist es eine "Sensation". Alle Tore erzielen Bundesliga-Legionäre: Altin Rraklli, Altin Lala und Igli Tare.

30. März

Vor 100 Jahren sind 3000 Zuschauer noch "eine Rekordzahl für die hiesigen Verhältnisse", wie das Blatt Fußball und Olympischer Sport schreibt. Die Rekordkulisse wird nicht belohnt, das Endrundenspiel um die Süddeutsche Meisterschaft zwischen Frankfurter FV und Spielvereinigung Fürth hat keine Tore. Kurios: Da das Parallelspiel zwischen VfR Mannheim und Stuttgarter Kickers (1:1) auch keinen Sieger hat, können vor dem letzten Spiel in dieser engen Gruppe der Erste (Frankfurt) und der Letzte (Kickers) noch Meister werden. Der VfR Mannheim ist dagegen aus dem Rennen; sein Protest wegen der ersten Hundebissaffäre des deutschen Fußballs, als ein VfR-Spieler beim 0:5 am Stuttgarter Degerloch gebissen wird und ausscheidet, wird am letzten März-Wochenende 1913 abgelehnt.

Vor 50 Jahren steht 1860 München dicht vor der Meisterschaft in der Oberliga Süd, die auch die Bundesliga-Teilnahme bedeutet. Nach dem 1:0 gegen den VfB Stuttgart durch ein Tor von Rudi Brunnenmeier fehlt den Löwen nur noch ein Punkt aus drei Spielen. Trainer Max Merkel entschuldigt die nervöse Leistung: "Bedenken Sie die Belastung, mit der meine jungen Spieler in jedes Spiel gehen. Jede Woche hören die Jungs: Ihr müsst gewinnen!" Spieler-Versteher Merkel? Das wird sich ändern.

Im Norden putzt der designierte Meister HSV den VfR Neumünster 5:2, geht aber nicht unbeschadet vom Platz. Nationalspieler Jürgen Werner meldet "eine Galerie von bunten Flecken haben wir auf den Schienbeinen zu bieten".

Vor 30 Jahren zittert die Nationalmannschaft wie so oft bei Angstgegner Albanien, kommt aber in der EM-Qualifikation zu einem 2:1. "Ein Pflichtsieg ohne Glanz", titelt der Kicker. Rudi Völler (54.) und Karl-Heinz Rummenigge (66.) schießen eine scheinbar sichere 2:0-Führung heraus, doch als der Bremer Johnny Otten in seinem Länderspiel ein unnötiges Handspiel begeht und der Elfmeter zum Tor führt, wird noch mal zehn Minuten gezittert. Mailand-Legionär Hansi Müller gibt nach neun Monaten sein Comeback, DFB-Präsident Hermann Neuberger lobt ihn: "Mit unserem Spielmacher Hansi Müller war ich sehr zufrieden."

Vor 25 Jahren spielt die Olympiaauswahl in Osnabrück gegen Dänemark 1:1. 22.500 Zuschauer feuern die mit A-Nationalspielern (Köpke, Borowka, Häßler, Klinsmann, Mill) durchsetzte Elf von Hannes Löhr an, aber die Führung durch ein Tor von Armin Görtz (56.) hält nur bis zur 75. Minute. Noch ist die Fahrkarte nach Seoul nicht gelöst.

Vor 20 Jahren trennt sich Eintracht Frankfurt unmittelbar nach dem Aus im DFB-Pokal (0:3 gegen Leverkusen) von Trainer Dragoslav Stepanovic. Nicht die erste Enttäuschung im Leben des Jugoslawen, aber er weiß damit umzugehen: "Lebbe geht weiter!" Wie verrückt, ahnt auch er nicht. Er wird noch vor dem DFB-Pokalfinale zum Gegner wechseln und doch nach Berlin fahren. Dass Bayer dort hinfährt, ist das Werk seiner Ost-Importe: Andy Thom (2) und Ulf Kirsten schießen die Tore.

31. März

Vor 50 Jahren spielen die Oberligen. Im Süden sehen 28.000 Zuschauer ein begeisterndes Spiel zwischen Nürnberg und den Bayern (3:2), das Max Morlock in der 85. Minute entscheidet. "Selbst den kühlen, beherrschten Journalisten riss es beim erregenden Ablauf dieser 90 Minuten mehrmals vom Sitz", schreibt Hans Fiederer im Sport Magazin. Durch das 3:2 tauschen der Club und Bayern die Verfolgerplätze, 1860 ist dennoch weit enteilt.

Im Westen macht ein Tor des Aacheners Nolden das Titelrennen noch spannender. Der 1. FC Köln hat zwar seine Bundesliga-Lizenz sicher, aber die Meisterschaft gerät nach dem 0:1 wieder in Gefahr. Schalke nutzt die Gunst der Stunde und gewinnt vor 40.000 Besuchern in Münster 2:0, die Tore von Waldemar Gerhardt und Manfred Kreuz fallen binnen drei Minuten. Und Borussia Dortmund, das noch drei Nachholspiele vor sich her schiebt, ist nach dem 2:1 bei Viktoria Köln nach Minuspunkten Primus.

Im Norden ist der HSV (5:2 gegen Neumünster am Vortag) durch. Werder Bremen gewinnt 4:2 in Altona und sichert Platz zwei vor Eintracht Braunschweig, die gegen Concordia Hamburg (6:0) den höchsten Tagessieg vermeldet – und Jürgen Moll glückt ein echter Hattrick binnen 17 Minuten.

Im Südwesten siegt Kaiserslautern auch im 13. Heimspiel, niemand fährt 1962/1963 gern auf den Betzenberg. Die Saarbrücker Sportfreunde werden mit 5:2 abgefertigt, der spätere Kölner Nationalspieler Hannes Löhr schießt beide Gäste-Tore. Seine minimalen Bundesligachancen reduziert der FK Pirmasens beim 2:2 gegen Frankenthal. Sportsgeist beweist der längst abgestiegene SV Niederlahnstein, der bei Saar 05 Saarbrücken seinen ersten Auswärtspunkt erbeutet (0:0).

Vor 50 Jahren trifft die DDR-Auswahl in Prag auf die CSSR. Das EM-Qualifikationsspiele endet 1:1, Peter Ducke trifft für die Ost-Deutschen.

Vor 40 Jahren findet der 27. Spieltag der Bundesliga statt. Er bringt die fünfte Niederlage des alten und neuen Meisters FC Bayern, der sich ein 0:2 in Duisburg leisten kann. Ronny Worm und Klaus Wunder überwinden Sepp Maier, auch im achten Versuch gelingt Bayern im Wedaustadion kein Sieg. Weniger tragisch angesichts der Tabelle: Verfolger Wuppertal ist Aufsteiger und hat andere Ambitionen, nach dem 2:2 gegen Köln liegt der WSV immer noch sieben Punkte zurück. Der HSV freut sich im Abstiegskampf über ein Geschenk des Offenbachers Lothar Skala, der in letzter Minute ein Eigentor zum 1:0-Endstand erzielt. Im Duell um den damals rettenden Platz trennen sich Schalke und Hertha 1:1, auch hier fällt das Heimtor spät (88.). Am Tag, an dem den Gästen keine Siege vergönnt sind, jammert RWO-Trainer Heinz Murach: "Wir verlieren auswärts aber auch jedes Spiel." Diesmal freut sich der VfB Stuttgart über die Freigiebigkeit der in der Tat auswärts punktlosen Oberhausener (3:0).

Vor 25 Jahren startet das vom DFB veranstaltete Vier-Länder-Turnier in Berlin. Es ist eine Entschädigung für die Insel-Stadt, die bei der kommenden EM 1988 in Deutschland kein Austragungsort sein wird. Die deutsche Mannschaft trifft auf Schweden und enttäuscht die nur 28.000 Zuschauer. "Ein peinliches 1:1 – selten so blamiert", schreibt der Kicker. Im Elfmeterschießen wird auch noch die deutsche Domäne in Frage gestellt, Matthäus und Möller verschießen und verursachen die 2:4-Niederlage. Die Fans rufen spöttisch nach ihrem Lieblingsklub "Ha-ho-he, Hertha BSC", und Teamchef Beckenbauer hält eine Wutrede. Zitat des Kaisers: "Mir ist klar geworden, dass ich mich von einigen Spielern zu lange habe einlullen lassen." Im anderen Spiel schlägt die UdSSR Weltmeister Argentinien 4:2, obwohl für die Südamerikaner Diego Maradona trifft. Die Kulisse ist noch spärlicher: 17.000 Zuschauer.

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Vor 20 Jahren kommt es zur größten Sensation in der Geschichte des DFB-Pokals. Die drittklassigen "Hertha-Bubis", die Amateure des Zweitligisten Hertha BSC, ziehen nach einem 2:1 gegen Zweitligist Chemnitzer FC ins Pokalfinale ein. Das Stadion kennen sie schon, im Halbfinale dürfen sie bereits im Olympiastadion üben. 56.514 Zuschauer stärken ihnen den Rücken und feiern frühe Tore von Carsten Ramelow und Sven Meyer, Steffen Heidrich verkürzt per Elfmeter – dabei bleibt es. Trainer Jochem Ziegert berichtet der Presse von seinem Wunderteam, dass die Profis beschämt: "Das sind alles ganz normale Jungs. Da ist keiner dabei, der wegen dem Fußball seine Lehre abgebrochen hat."