DFB-Wochenschau: Geislingen und die große Pokalsensation

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

1. September

Vor 60 Jahren gewinnt der HSV vor 12.000 Zuschauern beim Harburger TB mit 5:2 und klettert an die Tabellenspitze der Oberliga Nord. Die Gastgeber sind auf den Andrang an einem Mittwochabend nicht vorbereitet, hunderte Zuschauer klettern ohne Tickets über die Mauern, um den Anpfiff nicht zu verpassen. Uwe Seeler erzielt kein Tor, der 17-Jährige wird hart rangenommen und provozierte einen Appell im Sport Magazin: "Nachwuchsspieler sind kein Freiwild!" Am selben Tag qualifiziert sich Schalke 04 in einem turbulenten Wiederholungsspiel für die zweiten Runde im DFB-Pokal. Zunächst 3:0 führend, steht es zur Pause gegen Jahn Regensburg 3:4, Stürmer Josef Hubeny glückt ein Hattrick binnen elf Minuten. Aber die Königsblauen kommen wieder auf und gewinnen letztlich 6:4. "Wenn die Schalker Mannschaft klug ist, kann sie aus diesem Spiel viel lernen", steht im Sport Magazin.

Vor 30 Jahren gibt es eine der größten Sensationen im DFB-Pokal. In der ersten Hauptrunde ist für den HSV schon Schluss, er scheidet beim drittklassigen SC Geislingen aus. 7000 Zuschauer feiern die Tore von Haug und Perfetto. HSV-Trainer Ernst Happel gibt unumwunden zu: "So wie wir gespielt haben, hatten wir nie eine Chance das Spiel zu gewinnen." Nicht programmgemäß ist auch die Niederlage von Bundesligist Arminia Bielefeld, der zuhause Zweitligist 1. FC Nürnberg unterliegt (1:3 n.V.). Der VfL Bochum erhält nach dem 2:2 bei TSV Havelse noch eine zweite Chance. In den direkten Bundesliga-Duellen kommen Bayer Leverkusen (5:0 gegen Kaiserslautern) und Eintracht Frankfurt (3:1 in Braunschweig) weiter. Das größte Schützenfest feiert der 1. FC Köln, Nationalspieler Klaus Allofs trägt zum 8:0 gegen die Stuttgarter Kickers drei Tore bei.

2. September

Vor 80 Jahren finden sich in Berlin 25.000 Zuschauer auf dem "Preußen"-Platz zum Städtekampf mit Hamburg ein. Es ist bereits das 39. Duell und somit die traditionsreichste Städte-Paarung in Deutschland. Die Hamburger gewinnen mit 4:1 und bauen die Bilanz zu ihren Gunsten (16:14) aus, Leistungsträger sind Erwin Seeler und Friedrich Dörfel. "Enttäuscht wandern die Massen ab – ihre heimische Elf hatte ihren vielgerühmten Ehrgeiz fast ganz zu Hause gelassen", schreibt der Fußball. Am gleichen Tag beginnt im Bayern-Gau der Ligabetrieb. Der 1. FC Nürnberg schlägt die SpVgg. Weiden mit 5:1 – vier Treffer erzielt Richard Oehm – und ist erster Tabellenführer 1934/35. Dicht dahinter folgt 1860 München (2:0 gegen ASV Nürnburg). Die Bayern retten nach 0:2-Rückstand bei Jahn Regensburg noch einen Punkt. In den anderen Gauen ist noch Sommerpause.

Vor 30 Jahren kommt Bayern München nur mit Mühe in die zweite DFB-Pokalrunde. Ein Tor des neuen Stürmers Roland Wohlfarth sichert das 1:0 bei Oberligist BV Lüttringhausen, Verteidiger Bernd Martin fliegt nach einem Faustschlag in die Magengrube des BVL-Spielers Frank Kremer vom Platz.

Vor 25 Jahren wird der siebte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Eintracht Frankfurt verliert im Südwest-Derby bei Kaiserslautern (1:2) Punkte und Tabellenspitze, die die Bayern nun einnehmen. Der neue FCK-Stürmer Stefan Kuntz erzielt beide Tore und führt die Schützenliste an. Mann des Tages für den Kicker ist Michael Schütz, der Aufsteiger Fortuna Düsseldorf zum 4:2 gegen den VfB Stuttgart schießt. "Ganz toll, den Jungen müssen wir uns merken", sagt DFB-Trainer Berti Vogts, der unter den 13.500 Besuchern im Rheinstadion sitzt. Der FC St. Pauli hat auch nach sieben Spielen noch keinen Sieg, aber einen neuen Publikumshelden. Der unorthodox spielende Brasilianer Leo Manzi wird nach seinem Ausgleichstor zum 1:1 gegen den 1. FC Köln von den Fans gefeiert. Sein Kommentar: "Ich spiele nicht typisch brasilianisch. Ich stehe im Zentrum und mache die Tore. Egal wie!" Die Kölner nehmen immerhin noch einen Punkt mit vom Millerntor und sind die einzige Gast-Mannschaft des Spieltags, die nicht verliert. Kuriosum in Bremen: Auf Anordnung von Manager Willi Lemke darf der Ordnungsdienst nicht mehr rauchen und die Hände nicht mehr in der Hosentasche haben. Sie seien ansonsten schlechte Vorbilder, gerade Innenraum-Ordner wären oft im TV zu sehen. Bei der Premiere der besonders "ordentlichen" Ordnern gewinnt Werder gegen den KSC 4:0.

Vor 20 Jahren erobert Werder Bremen mit einem 3:1 in Freiburg die Tabellenspitze. Auch Verfolger Bayern gewinnt auswärts – 3:0 in Duisburg. Alle Tore fallen vor der Pause, MSV-Trainer Ewald Lienen stempelt Torwart Jürgen Rollmann zum Sündenbock und wechselt ihn nach der Pause aus. Rollmann verliert daraufhin die Contenance und provoziert mit kritischen Aussagen gegen Lienen ("Er ist völlig außer Rand und Band. Er hat Mitspieler vorgeführt und demontiert.") seinen Rauswurf, der zwei Tage später erfolgt. Auch im dritten Spiel des Freitagabends ist ein Torwart der Buhmann. Dresdens Stanislaw Tschertschessow leitet mit einer missglückten Jonglier-Einlage, die zum 1:0 durch Martin Dahlin führt, die Niederlage der Sachsen ein. "Soll ich mich jetzt umbringen? Es war nicht mein erster und es wird nicht mein letzter Fehler gewesen sein", sagt er in die TV-Mikrofone. Das erste Tor nach seiner Rückkehr zur Borussia erzielt dagegen Stefan Effenberg, es bedeutet den 2:0-Endstand.

3.September

Vor 75 Jahren werden die Gau-Ligaspiele aufgrund der englischen Kriegserklärung an Deutschland abgesetzt. Gespielt wird trotzdem im Reich, es werden spontan Städtederbies ausgetragen. Sportlich bedeutungslos finden sie doch ihr Publikum, das nach Ablenkung giert. Auf dem Hertha-Platz wird gar ein Turnier mit vier Stadtteil-Mannschaften organisiert. 10.000 Zuschauer sehen den Sieg von "Berlin-Ost" gegen "Berlin-Nord" (4:1). In München tagen die Vereinsführungen und rufen spontan eine Stadtmeisterschaft ins Leben. Die Panzer rollen seit zwei Tagen gen Osten, aber in der Heimat soll trotzdem der Ball rollen.

Vor 20 Jahren wird Jürgen Klinsmann "Fußballer des Jahres". Er macht das Rennen mit fast 100 Stimmen Vorsprung vor Lothar Matthäus und Matthias Sammer. Zitat Klinsmann, der zu dem Zeitpunkt bei Tottenham Hotspur spielt: "Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass die Sport-Journalisten in Deutschland meine Leistungen auch dort verfolgen."

Am selben Tag gibt es in der Bundesliga große Aufregung, weil Kaiserslauterns Ciriaco Sforza vor seinem Tor gegen den VfB Stuttgart die Hand einsetzt. Da seit Saisonbeginn eine neue Anweisung gilt, wonach Spieler dem Schiedsrichter irregulär erzielte Tore mit Hand anzeigen sollen, ermittelt der DFB-Kontrollausschuss. Sforza bleibt gelassen: "Ich musste das probieren, das gehört im Fußball dazu." Das Sportgericht scheint es ähnlich zu sehen, er wird zwei Wochen später freigesprochen. Sportlich ebenso aufregend ist der Sturz von Tabellenführer Borussia Dortmund, der in Frankfurt seine erste Niederlage kassiert (1:4). Spektakulär ist das 2:1 durch Manfred Binz aus 30 Metern, auch wenn es keine pure Absicht gewesen ist. Binz: "Ich wollte nur einen guten Schuss abgeben, und dabei ist der Ball ein bisschen abgerutscht." Für die Eintracht, vor der Partie 15., ist es der erste Sieg unter Trainer Jupp Heynckes. Auch der bisherige Tabellen-Zweite verliert auswärts: Der KSC führt zwar in Hamburg zur Pause mit 1:0, doch zehn HSV-er schießen in Unterzahl (Platzverweis für Valdas Ivanauskas) noch drei Tore. Aufsteiger 1860 München bleibt siegloser Letzter und verliert zuhause gegen Schalke 04 mit 0:1, Torwart Rainer Berg patzt und legt dem Schalker Sergej Dikhtiar den Ball mit dem Kopf vor. "Ich kann mich nicht erinnern, dass Rainer je so einen Fehler gemacht hat", sagt Trainer Werner Lorant.

4. September

Vor 40 Jahren bestreitet Deutschland in Basel sein erstes Länderspiel nach dem WM-Triumph von München. Mit zehn Weltmeistern in der Startformation, aber ohne die zurückgetretenen Wolfgang Overath, Jürgen Grabowski und Gerd Müller sowie die Real-Legionäre Paul Breitner und Günter Netzer glückt ein 2:1 gegen die Schweiz. Die Tore köpften Bernd Cullmann (6.) und Reiner Geye (27.), der einzige Nicht-Weltmeister in der ersten Elf. Nach der Pause debütiert sein Düsseldorfer Teamkollege Wolfgang Seel. Die Kritiker sind zufrieden. "Unsere Elf sprühte vor Ehrgeiz!", lobt der Kicker und verheißt: "Ein neuer Anfang wurde gemacht, der viel für die Zukunft verspricht." Bundestrainer Helmut Schön findet: "Für das erste Spiel nach der Weltmeisterschaft bin ich mit dem Spiel wie auch mit dem Resultat zufrieden." Einziger Wermutstropfen: Linksaußen Bernd Hölzenbein erleidet einen Achillessehnenriss.

Vor 30 Jahren wird Weltmeister Rainer Bonhof verabschiedet. 19.000 Zuschauer kommen zum Mönchengladbacher Bökelberg, wo ein All-Star-Team der Borussen die Weltmeister von 1974 mit 8:3 schlägt. Bonhof schießt sein letztes Tor im DFB-Dress. "Es war für mich ein sehr schöner Abschluss."

Am selben Tag steigt das vorgezogene Spitzenspiel des sechsten Bundesliga-Spieltags. Meister VfB Stuttgart unterliegt Pokalsieger Bayern München vor 70.000 Zuschauern 1:3. Roland Wohlfarth sorgt in letzter Minute für die Entscheidung. Überragender Mann ist Mittelfeld-Renner Bernd Dürnberger, dem das 0:2 gelingt. Das Verkehrschaos vor dem Stadion führt zu einem um 13 Minuten verzögerten Anpfiff.

Vor zehn Jahren bereitet sich die Nationalmannschaft in Berlin auf die Heimpremiere der Ära Klinsmann (Gegner Brasilien) vor. Beim öffentlichen Training sorgen die Anwesenheit eigens eingeflogener amerikanischer Fitnesstrainer und Laufübungen mit Gummi-Bändern für Aufsehen. "Das sieht wahrscheinlich sehr lustig aus", sagt der Bremer Frank Baumann. Klinsmann rechtfertigt seine Maßnahmen: "Durch die neuen Übungen werden neue Reize gesetzt. Wichtig ist, über die Landesgrenzen hinauszublicken." Dass den Nationalspielern jedoch Trainingspläne mitgegeben werden, stößt in der Liga auf einiges Unverständnis.

5. September

Vor 75 Jahren regiert auch im Kicker die Weltpolitik. Das Blatt veröffentlicht auf einer ganzen Seite den Führer-Aufruf "An das deutsche Volk", der den Kriegsausbruch als unumgängliche Maßnahme zu erklären versucht. Auf der nebenstehenden Seite kommentiert Chefredakteur Hans-Josef Müllenbach die Geschehnisse im Sinne der Machthaber. "Denn darüber sind wir uns alle im Klaren, wir führen einen Abwehrkampf, den uns die von der englischen Regierung vorgeschobenen Polen aufgezwungen haben." Sport findet im Fachblatt in jener Ausgabe erst ab Seite vier statt. Im "Scheinwerfer" ist zu lesen: "Aber dürfen wir jetzt noch an Rekorde denken, an seltsame oder gar kuriose Sportgeschichten, an Fußball? Wir können ruhig sagen: ja."

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Im Süden fallen in acht Partien 38 Tore, wobei aus Augsburg ein 0:0 zwischen Schwaben und Schweinfurt 05 gemeldet wird. Die zweite Augsburger Elf, der BCA, ist dagegen am torreichsten Spiel beteiligt und quittiert bei den Stuttgarter Kickers eine 3:6-Niederlage. Damit regieren die Kickers die Tabelle. Aber der 1. FC Nürnberg unterstreicht seine Ambitionen beim 7:0 gegen Jahn Regensburg. Der VfR Mannheim verteidigt Platz zwei nach einem 3:3 gegen Eintracht Frankfurt, der FSV Frankfurt rückt nach einem 5:2 gegen den VfB Stuttgart auf Platz drei vor. Weltmeister Richard Herrmann sorgt mit einem Doppelschlag zum 1:1 und 2:1 für die Wende. Die Bayern bleiben sieglos, erbeuten beim KSC immerhin den ersten Punkt (1:1). Im Südwesten zieht Titelverteidiger 1. FC Kaiserslautern einsam seine Bahnen, das 4:1 gegen Saar 05 führt zu 8:0 Punkten. Die Walter-Brüder treffen je einmal. Kurios: alle acht Spiele bringen Heimsiege. Im Westen gibt es einen neuen Tabellenführer: Der 1.FC Köln gewinnt im Derby mit Preußen Dellbrück unter den Augen Sepp Herbergers 4:1 und löst Schwarz-Weiß Essen (0:2 gegen den Duisburger SpV) ab. Trost für ETB: 20.000 Zuschauer sind die Rekordkulisse des Tages. Aber Lokal-Rivale RWE (4:2 in Sodingen) und Preußen Münster (3:1 gegen Fortuna Düsseldorf) ziehen auch vorbei. Schalke 04 (1:2 in Meiderich) und der BVB (1:3 in Leverkusen) hängen dagegen auf Platz elf und zwölf fest. Der Fehlstart des anderen dient als kleiner Trost.

Vor 50 Jahren wird der dritte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Unentschieden bleiben aus und die ersten sieben Mannschaften liegen mit je 4:2 Punkten gleichauf. Weil Aufsteiger Hannover 96 vor 70.200 Zuschauern beim HSV seine erste Bundesliga-Niederlage (0:3) kassiert, wird der Platz an der Sonne vakant. Dem HSV fehlt nur wenig dazu, Werder Bremens Torverhältnis ist um 0,17 besser - dank eines 2:0 in Frankfurt, den Gerhard Zebrowski herausschießt und Elfmeter-Töter Günter Bernard, an dem Willi Huberts scheitert, festhält. Einen Elfmeter verschießt auch Braunschweigs Jürgen Moll, so verliert Eintracht zuhause 0:1 gegen den MSV, der ebenso wie der BVB (1:0 gegen Stuttgart) und der "Club" (2:0 gegen Hertha BSC) zu den "glorreichen Sieben" gehört. Meister 1. FC Köln scheint vor einer schweren Saison zu stehen; zwei Pleiten folgt ein mühsames 4:3 gegen Schlusslicht Borussia Neunkirchen, das nach neun Minuten schon 3:1 (!) führt. Der dreimalige Torschütze Christian Müller und Wolfgang Overath, der zum 2:3 trifft, verhindern die nächste Blamage der "Geißböcke". Furios ist dagegen der 3:0-Heimsieg des 1. FC Kaiserslautern über Schalke, der nach Dietmar Schwagers Ausscheiden (10. Minute) in Unterzahl errungen wird. 1860 München gewinnt beim KSC mit 5:1, drei Treffer erzielt Hans Küppers.

6. September

Vor 100 Jahren gewinnt Bayern München ein Freundschaftsspiel beim Lokalrivalen MTV mit 2:1. Es ist das letzte für 1914, der Erste Weltkrieg bringt den Spielbetrieb zum Erliegen.

Vor 45 Jahren kommt es in der Bundesliga zu einem spektakulären Zwischenfall. Beim Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 (1:1) werden die Schalker Friedel Rausch und Gerhard Neuser von Hunden gebissen. Die kommen zum Einsatz, weil Schalker Fans nach dem 0:1 durch Hans Pirkner vor Freude das Spielfeld im Stadion "Rote Erde" stürmen. Die Hunde der Ordner unterscheiden nicht zwischen Spielern und Zuschauern. Als Konsequenz aus diesem Vorfall gibt es in der Bundesliga Maulkorbpflicht für Ordnerhunde, auch die Errichtung von Zäunen wird dadurch forciert. Der BVB entschuldigt sich bei den Opfern mit einem Präsentkorb, Schalke verzichtet auf einen Protest, da Rausch und Neuser weiterspielen konnten.

Vor 25 Jahren spielt die U 21 in Prag gegen die CSSR. Vor nur 411 Zuschauern trennt man sich 1:1, das deutsche Tor erzielt Oliver Bierhoff. Drei Minuten später fällt schon der kuriose Ausgleich. Debütant Richard Golz hält zwar einen Elfmeter, doch der Ball prallt von seiner Stirn dem Tschechen Stas vor die Füße.

7. September

Vor 40 Jahren wird Pokalgeschichte geschrieben. An der 1. Hauptrunde nehmen 128 Mannschaften teil – ein Rekord, der dem neuen Modus geschuldet ist. 70 Amateur-Klubs erhalten eine Chance, Union Solingen ist der erste von ihnen, der einen Bundesligisten rauswirft – 2:1 gegen Kickers Offenbach. Auch der Wuppertaler SV bleibt auf der Strecke, Zweitligist Darmstadt gewinnt 2:1. In den beiden Bundesliga-Duellen behaupten sich die Gastgeber. Meister Bayern schlägt den VfB Stuttgart mit 3:2, Karl-Heinz Rummenigge schießt sein erstes Pflichtspieltor für die Münchner, den Sieg müssen dann aber die Weltmeister sichern: Gerd Müller und Uli Hoeneß wandeln den 1:2-Rückstand in einen Sieg um. Eintracht Braunschweig und Hertha BSC müssen in die Verlängerung, in der die Niedersachsen dann auf 4:1 davon ziehen. Den einzigen zweistelligen Sieg meldet Werder Bremen gegen den BSC Grünhöfe (11:1). Nur 800 Zuschauer sind Zeuge der Partie, Werder genießt Heimrecht. Immerhin hat auch der Gast keine großen Spesen, er ist Schlusslicht der Bremer Landesliga.

Vor 25 Jahren spielt die Nationalmannschaft in Dublin gegen Irland 1:1. Das deutsche Tor erzielt einer von sechs Bayern-Spielern in der Start-Elf, Hans Dorfner. Der Torschütze bleibt auf dem Boden: "Wir haben schon einen besseren Hans Dorfner gesehen, dennoch bin ich insgesamt zufrieden." Nach der Pause debütiert auch Torwart Raimond Aumann, womit bis zu Dorfners Auswechslung 40 Minuten lang sieben Bayern auf dem Feld sind – der Rekord wird durch das Fehlen von fünf Italien-Legionären ermöglicht. Kritisches Fazit des Kicker: "Der zweite Anzug passt noch nicht." Teamchef Franz Beckenbauer widerspricht: "Wir haben gesehen, dass es uns an Alternativen nicht fehlt."

Vor 20 Jahren bestreitet die Nationalmannschaft ein Testspiel gegen Russland. Vor 35.000 Zuschauern gewinnt sie in Moskau durch ein Tor des Kaiserslauterers Stefan Kuntz (7.) mit 1:0. Ein höherer Sieg ist möglich, doch eine Vielzahl von Chancen bleibt ungenutzt und Andreas Möller trifft aus 25 Metern die Latte. Lothar Matthäus ist nach seinem 118. Länderspiel Weltrekordhalter unter den Feldspielern, er überholt den Schweizer Heinz Hermann. Ganz am Anfang steht der Frankfurter Ralf Weber, der im defensiven Mittelfeld ein gelungenes Debüt gibt.

Am selben Tag schlagen die Frauen die Auswahl Schwedens in Wolfenbüttel mit 3:1. Heidi Mohr (2) und Patricia Brocker treffen.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

1. September

Vor 60 Jahren gewinnt der HSV vor 12.000 Zuschauern beim Harburger TB mit 5:2 und klettert an die Tabellenspitze der Oberliga Nord. Die Gastgeber sind auf den Andrang an einem Mittwochabend nicht vorbereitet, hunderte Zuschauer klettern ohne Tickets über die Mauern, um den Anpfiff nicht zu verpassen. Uwe Seeler erzielt kein Tor, der 17-Jährige wird hart rangenommen und provozierte einen Appell im Sport Magazin: "Nachwuchsspieler sind kein Freiwild!" Am selben Tag qualifiziert sich Schalke 04 in einem turbulenten Wiederholungsspiel für die zweiten Runde im DFB-Pokal. Zunächst 3:0 führend, steht es zur Pause gegen Jahn Regensburg 3:4, Stürmer Josef Hubeny glückt ein Hattrick binnen elf Minuten. Aber die Königsblauen kommen wieder auf und gewinnen letztlich 6:4. "Wenn die Schalker Mannschaft klug ist, kann sie aus diesem Spiel viel lernen", steht im Sport Magazin.

Vor 30 Jahren gibt es eine der größten Sensationen im DFB-Pokal. In der ersten Hauptrunde ist für den HSV schon Schluss, er scheidet beim drittklassigen SC Geislingen aus. 7000 Zuschauer feiern die Tore von Haug und Perfetto. HSV-Trainer Ernst Happel gibt unumwunden zu: "So wie wir gespielt haben, hatten wir nie eine Chance das Spiel zu gewinnen." Nicht programmgemäß ist auch die Niederlage von Bundesligist Arminia Bielefeld, der zuhause Zweitligist 1. FC Nürnberg unterliegt (1:3 n.V.). Der VfL Bochum erhält nach dem 2:2 bei TSV Havelse noch eine zweite Chance. In den direkten Bundesliga-Duellen kommen Bayer Leverkusen (5:0 gegen Kaiserslautern) und Eintracht Frankfurt (3:1 in Braunschweig) weiter. Das größte Schützenfest feiert der 1. FC Köln, Nationalspieler Klaus Allofs trägt zum 8:0 gegen die Stuttgarter Kickers drei Tore bei.

2. September

Vor 80 Jahren finden sich in Berlin 25.000 Zuschauer auf dem "Preußen"-Platz zum Städtekampf mit Hamburg ein. Es ist bereits das 39. Duell und somit die traditionsreichste Städte-Paarung in Deutschland. Die Hamburger gewinnen mit 4:1 und bauen die Bilanz zu ihren Gunsten (16:14) aus, Leistungsträger sind Erwin Seeler und Friedrich Dörfel. "Enttäuscht wandern die Massen ab – ihre heimische Elf hatte ihren vielgerühmten Ehrgeiz fast ganz zu Hause gelassen", schreibt der Fußball. Am gleichen Tag beginnt im Bayern-Gau der Ligabetrieb. Der 1. FC Nürnberg schlägt die SpVgg. Weiden mit 5:1 – vier Treffer erzielt Richard Oehm – und ist erster Tabellenführer 1934/35. Dicht dahinter folgt 1860 München (2:0 gegen ASV Nürnburg). Die Bayern retten nach 0:2-Rückstand bei Jahn Regensburg noch einen Punkt. In den anderen Gauen ist noch Sommerpause.

Vor 30 Jahren kommt Bayern München nur mit Mühe in die zweite DFB-Pokalrunde. Ein Tor des neuen Stürmers Roland Wohlfarth sichert das 1:0 bei Oberligist BV Lüttringhausen, Verteidiger Bernd Martin fliegt nach einem Faustschlag in die Magengrube des BVL-Spielers Frank Kremer vom Platz.

Vor 25 Jahren wird der siebte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Eintracht Frankfurt verliert im Südwest-Derby bei Kaiserslautern (1:2) Punkte und Tabellenspitze, die die Bayern nun einnehmen. Der neue FCK-Stürmer Stefan Kuntz erzielt beide Tore und führt die Schützenliste an. Mann des Tages für den Kicker ist Michael Schütz, der Aufsteiger Fortuna Düsseldorf zum 4:2 gegen den VfB Stuttgart schießt. "Ganz toll, den Jungen müssen wir uns merken", sagt DFB-Trainer Berti Vogts, der unter den 13.500 Besuchern im Rheinstadion sitzt. Der FC St. Pauli hat auch nach sieben Spielen noch keinen Sieg, aber einen neuen Publikumshelden. Der unorthodox spielende Brasilianer Leo Manzi wird nach seinem Ausgleichstor zum 1:1 gegen den 1. FC Köln von den Fans gefeiert. Sein Kommentar: "Ich spiele nicht typisch brasilianisch. Ich stehe im Zentrum und mache die Tore. Egal wie!" Die Kölner nehmen immerhin noch einen Punkt mit vom Millerntor und sind die einzige Gast-Mannschaft des Spieltags, die nicht verliert. Kuriosum in Bremen: Auf Anordnung von Manager Willi Lemke darf der Ordnungsdienst nicht mehr rauchen und die Hände nicht mehr in der Hosentasche haben. Sie seien ansonsten schlechte Vorbilder, gerade Innenraum-Ordner wären oft im TV zu sehen. Bei der Premiere der besonders "ordentlichen" Ordnern gewinnt Werder gegen den KSC 4:0.

Vor 20 Jahren erobert Werder Bremen mit einem 3:1 in Freiburg die Tabellenspitze. Auch Verfolger Bayern gewinnt auswärts – 3:0 in Duisburg. Alle Tore fallen vor der Pause, MSV-Trainer Ewald Lienen stempelt Torwart Jürgen Rollmann zum Sündenbock und wechselt ihn nach der Pause aus. Rollmann verliert daraufhin die Contenance und provoziert mit kritischen Aussagen gegen Lienen ("Er ist völlig außer Rand und Band. Er hat Mitspieler vorgeführt und demontiert.") seinen Rauswurf, der zwei Tage später erfolgt. Auch im dritten Spiel des Freitagabends ist ein Torwart der Buhmann. Dresdens Stanislaw Tschertschessow leitet mit einer missglückten Jonglier-Einlage, die zum 1:0 durch Martin Dahlin führt, die Niederlage der Sachsen ein. "Soll ich mich jetzt umbringen? Es war nicht mein erster und es wird nicht mein letzter Fehler gewesen sein", sagt er in die TV-Mikrofone. Das erste Tor nach seiner Rückkehr zur Borussia erzielt dagegen Stefan Effenberg, es bedeutet den 2:0-Endstand.

3.September

Vor 75 Jahren werden die Gau-Ligaspiele aufgrund der englischen Kriegserklärung an Deutschland abgesetzt. Gespielt wird trotzdem im Reich, es werden spontan Städtederbies ausgetragen. Sportlich bedeutungslos finden sie doch ihr Publikum, das nach Ablenkung giert. Auf dem Hertha-Platz wird gar ein Turnier mit vier Stadtteil-Mannschaften organisiert. 10.000 Zuschauer sehen den Sieg von "Berlin-Ost" gegen "Berlin-Nord" (4:1). In München tagen die Vereinsführungen und rufen spontan eine Stadtmeisterschaft ins Leben. Die Panzer rollen seit zwei Tagen gen Osten, aber in der Heimat soll trotzdem der Ball rollen.

Vor 20 Jahren wird Jürgen Klinsmann "Fußballer des Jahres". Er macht das Rennen mit fast 100 Stimmen Vorsprung vor Lothar Matthäus und Matthias Sammer. Zitat Klinsmann, der zu dem Zeitpunkt bei Tottenham Hotspur spielt: "Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass die Sport-Journalisten in Deutschland meine Leistungen auch dort verfolgen."

Am selben Tag gibt es in der Bundesliga große Aufregung, weil Kaiserslauterns Ciriaco Sforza vor seinem Tor gegen den VfB Stuttgart die Hand einsetzt. Da seit Saisonbeginn eine neue Anweisung gilt, wonach Spieler dem Schiedsrichter irregulär erzielte Tore mit Hand anzeigen sollen, ermittelt der DFB-Kontrollausschuss. Sforza bleibt gelassen: "Ich musste das probieren, das gehört im Fußball dazu." Das Sportgericht scheint es ähnlich zu sehen, er wird zwei Wochen später freigesprochen. Sportlich ebenso aufregend ist der Sturz von Tabellenführer Borussia Dortmund, der in Frankfurt seine erste Niederlage kassiert (1:4). Spektakulär ist das 2:1 durch Manfred Binz aus 30 Metern, auch wenn es keine pure Absicht gewesen ist. Binz: "Ich wollte nur einen guten Schuss abgeben, und dabei ist der Ball ein bisschen abgerutscht." Für die Eintracht, vor der Partie 15., ist es der erste Sieg unter Trainer Jupp Heynckes. Auch der bisherige Tabellen-Zweite verliert auswärts: Der KSC führt zwar in Hamburg zur Pause mit 1:0, doch zehn HSV-er schießen in Unterzahl (Platzverweis für Valdas Ivanauskas) noch drei Tore. Aufsteiger 1860 München bleibt siegloser Letzter und verliert zuhause gegen Schalke 04 mit 0:1, Torwart Rainer Berg patzt und legt dem Schalker Sergej Dikhtiar den Ball mit dem Kopf vor. "Ich kann mich nicht erinnern, dass Rainer je so einen Fehler gemacht hat", sagt Trainer Werner Lorant.

4. September

Vor 40 Jahren bestreitet Deutschland in Basel sein erstes Länderspiel nach dem WM-Triumph von München. Mit zehn Weltmeistern in der Startformation, aber ohne die zurückgetretenen Wolfgang Overath, Jürgen Grabowski und Gerd Müller sowie die Real-Legionäre Paul Breitner und Günter Netzer glückt ein 2:1 gegen die Schweiz. Die Tore köpften Bernd Cullmann (6.) und Reiner Geye (27.), der einzige Nicht-Weltmeister in der ersten Elf. Nach der Pause debütiert sein Düsseldorfer Teamkollege Wolfgang Seel. Die Kritiker sind zufrieden. "Unsere Elf sprühte vor Ehrgeiz!", lobt der Kicker und verheißt: "Ein neuer Anfang wurde gemacht, der viel für die Zukunft verspricht." Bundestrainer Helmut Schön findet: "Für das erste Spiel nach der Weltmeisterschaft bin ich mit dem Spiel wie auch mit dem Resultat zufrieden." Einziger Wermutstropfen: Linksaußen Bernd Hölzenbein erleidet einen Achillessehnenriss.

Vor 30 Jahren wird Weltmeister Rainer Bonhof verabschiedet. 19.000 Zuschauer kommen zum Mönchengladbacher Bökelberg, wo ein All-Star-Team der Borussen die Weltmeister von 1974 mit 8:3 schlägt. Bonhof schießt sein letztes Tor im DFB-Dress. "Es war für mich ein sehr schöner Abschluss."

Am selben Tag steigt das vorgezogene Spitzenspiel des sechsten Bundesliga-Spieltags. Meister VfB Stuttgart unterliegt Pokalsieger Bayern München vor 70.000 Zuschauern 1:3. Roland Wohlfarth sorgt in letzter Minute für die Entscheidung. Überragender Mann ist Mittelfeld-Renner Bernd Dürnberger, dem das 0:2 gelingt. Das Verkehrschaos vor dem Stadion führt zu einem um 13 Minuten verzögerten Anpfiff.

Vor zehn Jahren bereitet sich die Nationalmannschaft in Berlin auf die Heimpremiere der Ära Klinsmann (Gegner Brasilien) vor. Beim öffentlichen Training sorgen die Anwesenheit eigens eingeflogener amerikanischer Fitnesstrainer und Laufübungen mit Gummi-Bändern für Aufsehen. "Das sieht wahrscheinlich sehr lustig aus", sagt der Bremer Frank Baumann. Klinsmann rechtfertigt seine Maßnahmen: "Durch die neuen Übungen werden neue Reize gesetzt. Wichtig ist, über die Landesgrenzen hinauszublicken." Dass den Nationalspielern jedoch Trainingspläne mitgegeben werden, stößt in der Liga auf einiges Unverständnis.

5. September

Vor 75 Jahren regiert auch im Kicker die Weltpolitik. Das Blatt veröffentlicht auf einer ganzen Seite den Führer-Aufruf "An das deutsche Volk", der den Kriegsausbruch als unumgängliche Maßnahme zu erklären versucht. Auf der nebenstehenden Seite kommentiert Chefredakteur Hans-Josef Müllenbach die Geschehnisse im Sinne der Machthaber. "Denn darüber sind wir uns alle im Klaren, wir führen einen Abwehrkampf, den uns die von der englischen Regierung vorgeschobenen Polen aufgezwungen haben." Sport findet im Fachblatt in jener Ausgabe erst ab Seite vier statt. Im "Scheinwerfer" ist zu lesen: "Aber dürfen wir jetzt noch an Rekorde denken, an seltsame oder gar kuriose Sportgeschichten, an Fußball? Wir können ruhig sagen: ja."

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Im Süden fallen in acht Partien 38 Tore, wobei aus Augsburg ein 0:0 zwischen Schwaben und Schweinfurt 05 gemeldet wird. Die zweite Augsburger Elf, der BCA, ist dagegen am torreichsten Spiel beteiligt und quittiert bei den Stuttgarter Kickers eine 3:6-Niederlage. Damit regieren die Kickers die Tabelle. Aber der 1. FC Nürnberg unterstreicht seine Ambitionen beim 7:0 gegen Jahn Regensburg. Der VfR Mannheim verteidigt Platz zwei nach einem 3:3 gegen Eintracht Frankfurt, der FSV Frankfurt rückt nach einem 5:2 gegen den VfB Stuttgart auf Platz drei vor. Weltmeister Richard Herrmann sorgt mit einem Doppelschlag zum 1:1 und 2:1 für die Wende. Die Bayern bleiben sieglos, erbeuten beim KSC immerhin den ersten Punkt (1:1). Im Südwesten zieht Titelverteidiger 1. FC Kaiserslautern einsam seine Bahnen, das 4:1 gegen Saar 05 führt zu 8:0 Punkten. Die Walter-Brüder treffen je einmal. Kurios: alle acht Spiele bringen Heimsiege. Im Westen gibt es einen neuen Tabellenführer: Der 1.FC Köln gewinnt im Derby mit Preußen Dellbrück unter den Augen Sepp Herbergers 4:1 und löst Schwarz-Weiß Essen (0:2 gegen den Duisburger SpV) ab. Trost für ETB: 20.000 Zuschauer sind die Rekordkulisse des Tages. Aber Lokal-Rivale RWE (4:2 in Sodingen) und Preußen Münster (3:1 gegen Fortuna Düsseldorf) ziehen auch vorbei. Schalke 04 (1:2 in Meiderich) und der BVB (1:3 in Leverkusen) hängen dagegen auf Platz elf und zwölf fest. Der Fehlstart des anderen dient als kleiner Trost.

Vor 50 Jahren wird der dritte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Unentschieden bleiben aus und die ersten sieben Mannschaften liegen mit je 4:2 Punkten gleichauf. Weil Aufsteiger Hannover 96 vor 70.200 Zuschauern beim HSV seine erste Bundesliga-Niederlage (0:3) kassiert, wird der Platz an der Sonne vakant. Dem HSV fehlt nur wenig dazu, Werder Bremens Torverhältnis ist um 0,17 besser - dank eines 2:0 in Frankfurt, den Gerhard Zebrowski herausschießt und Elfmeter-Töter Günter Bernard, an dem Willi Huberts scheitert, festhält. Einen Elfmeter verschießt auch Braunschweigs Jürgen Moll, so verliert Eintracht zuhause 0:1 gegen den MSV, der ebenso wie der BVB (1:0 gegen Stuttgart) und der "Club" (2:0 gegen Hertha BSC) zu den "glorreichen Sieben" gehört. Meister 1. FC Köln scheint vor einer schweren Saison zu stehen; zwei Pleiten folgt ein mühsames 4:3 gegen Schlusslicht Borussia Neunkirchen, das nach neun Minuten schon 3:1 (!) führt. Der dreimalige Torschütze Christian Müller und Wolfgang Overath, der zum 2:3 trifft, verhindern die nächste Blamage der "Geißböcke". Furios ist dagegen der 3:0-Heimsieg des 1. FC Kaiserslautern über Schalke, der nach Dietmar Schwagers Ausscheiden (10. Minute) in Unterzahl errungen wird. 1860 München gewinnt beim KSC mit 5:1, drei Treffer erzielt Hans Küppers.

6. September

Vor 100 Jahren gewinnt Bayern München ein Freundschaftsspiel beim Lokalrivalen MTV mit 2:1. Es ist das letzte für 1914, der Erste Weltkrieg bringt den Spielbetrieb zum Erliegen.

Vor 45 Jahren kommt es in der Bundesliga zu einem spektakulären Zwischenfall. Beim Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 (1:1) werden die Schalker Friedel Rausch und Gerhard Neuser von Hunden gebissen. Die kommen zum Einsatz, weil Schalker Fans nach dem 0:1 durch Hans Pirkner vor Freude das Spielfeld im Stadion "Rote Erde" stürmen. Die Hunde der Ordner unterscheiden nicht zwischen Spielern und Zuschauern. Als Konsequenz aus diesem Vorfall gibt es in der Bundesliga Maulkorbpflicht für Ordnerhunde, auch die Errichtung von Zäunen wird dadurch forciert. Der BVB entschuldigt sich bei den Opfern mit einem Präsentkorb, Schalke verzichtet auf einen Protest, da Rausch und Neuser weiterspielen konnten.

Vor 25 Jahren spielt die U 21 in Prag gegen die CSSR. Vor nur 411 Zuschauern trennt man sich 1:1, das deutsche Tor erzielt Oliver Bierhoff. Drei Minuten später fällt schon der kuriose Ausgleich. Debütant Richard Golz hält zwar einen Elfmeter, doch der Ball prallt von seiner Stirn dem Tschechen Stas vor die Füße.

7. September

Vor 40 Jahren wird Pokalgeschichte geschrieben. An der 1. Hauptrunde nehmen 128 Mannschaften teil – ein Rekord, der dem neuen Modus geschuldet ist. 70 Amateur-Klubs erhalten eine Chance, Union Solingen ist der erste von ihnen, der einen Bundesligisten rauswirft – 2:1 gegen Kickers Offenbach. Auch der Wuppertaler SV bleibt auf der Strecke, Zweitligist Darmstadt gewinnt 2:1. In den beiden Bundesliga-Duellen behaupten sich die Gastgeber. Meister Bayern schlägt den VfB Stuttgart mit 3:2, Karl-Heinz Rummenigge schießt sein erstes Pflichtspieltor für die Münchner, den Sieg müssen dann aber die Weltmeister sichern: Gerd Müller und Uli Hoeneß wandeln den 1:2-Rückstand in einen Sieg um. Eintracht Braunschweig und Hertha BSC müssen in die Verlängerung, in der die Niedersachsen dann auf 4:1 davon ziehen. Den einzigen zweistelligen Sieg meldet Werder Bremen gegen den BSC Grünhöfe (11:1). Nur 800 Zuschauer sind Zeuge der Partie, Werder genießt Heimrecht. Immerhin hat auch der Gast keine großen Spesen, er ist Schlusslicht der Bremer Landesliga.

Vor 25 Jahren spielt die Nationalmannschaft in Dublin gegen Irland 1:1. Das deutsche Tor erzielt einer von sechs Bayern-Spielern in der Start-Elf, Hans Dorfner. Der Torschütze bleibt auf dem Boden: "Wir haben schon einen besseren Hans Dorfner gesehen, dennoch bin ich insgesamt zufrieden." Nach der Pause debütiert auch Torwart Raimond Aumann, womit bis zu Dorfners Auswechslung 40 Minuten lang sieben Bayern auf dem Feld sind – der Rekord wird durch das Fehlen von fünf Italien-Legionären ermöglicht. Kritisches Fazit des Kicker: "Der zweite Anzug passt noch nicht." Teamchef Franz Beckenbauer widerspricht: "Wir haben gesehen, dass es uns an Alternativen nicht fehlt."

Vor 20 Jahren bestreitet die Nationalmannschaft ein Testspiel gegen Russland. Vor 35.000 Zuschauern gewinnt sie in Moskau durch ein Tor des Kaiserslauterers Stefan Kuntz (7.) mit 1:0. Ein höherer Sieg ist möglich, doch eine Vielzahl von Chancen bleibt ungenutzt und Andreas Möller trifft aus 25 Metern die Latte. Lothar Matthäus ist nach seinem 118. Länderspiel Weltrekordhalter unter den Feldspielern, er überholt den Schweizer Heinz Hermann. Ganz am Anfang steht der Frankfurter Ralf Weber, der im defensiven Mittelfeld ein gelungenes Debüt gibt.

Am selben Tag schlagen die Frauen die Auswahl Schwedens in Wolfenbüttel mit 3:1. Heidi Mohr (2) und Patricia Brocker treffen.