DFB-Wochenschau: Erster Sieg in Spanien, Dresdner Torrausch

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

21. Februar

Vor 35 Jahren fällt in England das schnellste bekannte Eigentor des Fußballs: Peter Johnson von Chesham United bringt Gegner Wycombe Wanderers bereits nach fünf Sekunden in Führung.

Vor 30 Jahren ist das Spitzenduo der Bundesliga punktgleich. Der HSV lässt in Frankfurt (1:1) einen Zähler liegen, die Bayern (5:1 gegen Bielefeld) schließen auf. Nur 19.000 Zuschauer kommen trotz halbierter Preise den Weg ins Olympiastadion, wo sie Zeuge einer Premiere werden: Karl-Heinz Rummenigge erzielt sein erstes Elfmetertor in der Bundesliga - und das obwohl er der Gefoulte gewesen ist. Doch Spezialist Paul Breitner fehlt, und da Bayern bereits 4:1 führt, traut sich „Kalle“ zum Punkt. Schöner Nebeneffekt: Der Rückstand auf Dortmunds Topscorer Manfred Burgsmüller (19) reduziert sich auf vier Tore. Burgsmüller trifft beim turbulenten Westderby gegen Schalke einmal, doch zum Sieg reicht es nicht, da der Verteidiger Thomas Siewert in der 83. Minute für Schalke ausgleicht. Der 18-Jährige überwindet Eike Immel mit einem Rückzieher und spricht von „einem Glücksschuss, der nur alle paar Jahre mal vorkommt.“ Sein Trainer Fahrudin Jusufi prophezeit: „Das wird das Tor des Monats“ - und wird Recht bekommen. Wer Schalke einen Punkt in Dortmund rettet, gewinnt jede Wahl… Abstiegskonkurrent Bayer Uerdingen punktet sogar doppelt, Heinz-Werner Eggeling erzielt alle Tore im Duell der Werksklubs gegen Leverkusen (3:0).

Skandal in der zweiten Liga: In Neunkirchen wird der Torwart des FSV Frankfurt, von einem Eisbrocken aus dem Fanblock getroffen und ausgewechselt. Der FSV legt nach dem 1:2 Protest ein.

Vor 15 Jahren testet die Nationalmannschaft für die EM in England. In Porto gewinnt die Auswahl von Berti Vogts dank zweier Tore des Dortmunders Andreas Möller mit 2:1 gegen Portugal.

22. Februar

Vor 80 Jahren wird Alemannia Aachen Rhein-Meister. Nach 0:2-Rückstand wird die Spielvereinigung Rheydt 3:2 besiegt, Nationalspieler Reinhold Münzenberg sorgt als Antreiber für die Wende. Fortuna Düsseldorf wird Meister im Bezirk Bergmark, schlägt Ratingen 04 mit 4:0.

Vor 25 Jahren fliegt Toni Schumacher zum einzigen Mal in seiner Bundesligakarriere vom Platz. Im Münchner Olympiastadion bringt der Kölner Bayern-Stürmer Roland Wohlfarth zu Fall und bekommt die Höchststrafe für Notbremsen: Elfmeter und Platzverweis. Der Nationaltorhüter kommentiert sauer: „Wenn man dafür eine Karte sieht, dann können die Torleute ihren Job nicht mehr ausführen. Ich muss ja eine Chance haben, an den Ball zu kommen.“ Der DFB verhängt zunächst vier Spiele Sperre, aber in der Berufung gibt es Freispruch. Schumachers Rot verhilft dem späteren Weltmeister-Torwart Bodo Illgner zu seinem Bundesligadebüt. Erste Amtshandlung: den Ball aus dem Netz holen, denn den von Schumacher verursachten Elfmeter muss er passieren lassen - Lothar Matthäus lässt ihm keine Chance, Bayern gewinnt 3:1.

Am selben Tag schlägt Tabellenführer Werder Bremen Fortuna Düsseldorf mit 7:3, Der 36-jährige Manfred Burgsmüller erzielt drei Tore.

Vor zehn Jahren zieht der 1. FC Kaiserslautern als letzter verbliebener Bundesligist ins Viertelfinale des UEFA-Cups ein. Ausgerechnet der Tscheche Vratislav Lokvenc erzielt das entscheidende 1:0 gegen seine Landsleute von Sparta Prag, 23.596 Zuschauer feiern das Team von Andreas Brehme.

23. Februar

Vor 80 Jahren halbiert der Winter die Anzahl der Spiele um die Süddeutsche Meisterschaft. Worms gegen Union Böckingen wird noch rechtzeitig abgesagt, aber zum Frankfurter Riederwald strömen 15.000 - die Bayern sind schon 1931 ein Publikumsmagnet. Der mit Schneematsch bedeckte Platz ist eigentlich unbespielbar, erst recht nach einem Vorspiel. Der Schiedsrichter hat Erbarmen mit den Aktiven und bricht schon nach zwölf Minuten ab, die Zuschauer stapfen „auf den völlig ungangbaren Stadionwegen“ nach Hause. Wobei sie sich „ihr teures Sonntagszeug versauten“ (Fußball-Woche).

In Karlsruhe kann gespielt werden, Spielvereinigung Fürth gewinnt vor 10.000 Zuschauern 1:0 und bleibt Tabellenführer der Achterrunde. Das Tor für die Kleeblätter schießt Nationalspieler Andreas Franz. Leichter hat es Waldhof Mannheim mit Schlusslicht FK Pirmasens (5:1), 7000 Zuschauer ist es dennoch zu wenig. Man hört Pfiffe auf dem Waldhof und auch die Presse mäkelt: „Für einen Meisterkampf sahen wir wenig Rasse und Klasse" (Fußball-Woche).

In der Trostrunde tröstet sich 1860 München mit einem Schützenfest und schlägt Phönix Karlsruhe bei Schneetreiben mit 9:0.

Vor 75 Jahren gewinnt die deutsche Nationalmannschaft erstmals gegen Spanien. In Barcelona feiert sie einen 2:1 (1:1)-Auswärtssieg, der Wormser Seppl Fath überwindet den 39-jährigen Weltklassetorhüter Ricardo Zamora gleich zweimal. Sein Siegtor nach einem Dribbling gegen drei Spanier entstand „auf unerklärliche Weise“ (Fußball Woche). Bestnoten verdienen sich Reinhold Münzenberg, Ludwig Goldbrunner und Fritz Szepan. Im Vorfeld wird ein ausverkauftes Haus gemeldet, doch das ist übertrieben. Immerhin 60.000 säumen die Ränge des Montjuic-Stadions. Sie bezeugen durchaus Sympathien für die Vertreter Hitler-Deutschlands. „Ein Wunder passiert. Die aficionados bekunden Respekt vor dem Können und der straffen, aber fairen Haltung der Deutschen. Jakob erhält Beifall, Fath, der Torschütze, wird durch Jubel belohnt“, stellt der Reporter der Fußball-Woche erstaunt fest.

In der Heimat rollt der Ball trotz des Länderspiels. Am selben Tag wird in München ein prestigeträchtiges Spiel der Gauvertretungen Bayerns und Berlins ausgetragen, die Gastgeber gewinnen vor 25.000 Zuschauer mit 7:0. Bayern Münchens Bergmaier und Fürths Becher erzielen je zwei Tore. Für die überforderten Gäste hat das Publikum nur Spott übrig, „Vorstöße der Berliner wurden mit Gelächter quittiert“ (Fußball Woche).

Auch ohne die Nationalspieler kommt Meister Schalke 04 in der Gauliga Westfalen gegen Preußen Münster zu einem souveränen 8:2 und beschließt die Punktrunde mit 29:1 Punkten.

Vor 40 Jahren entlässt Bundesligist Kickers Offenbach im Abstiegskampf Trainer Rudi Gutendorf. Es sind nicht gerade rosige Zeiten für Gutendorf, der als erster Bundesligatrainer innerhalb einer Saison zweimal entlassen worden ist. Im September fing es in Schalke an, nach fünf Monaten mit nur einem Sieg ist auch in Offenbach Feierabend für „Riegel-Rudi“.

Vor zehn Jahren ist das Kapitel Ralf Rangnick in Stuttgart beendet. Der Trainer tritt zurück, aber nicht wegen der Pokalniederlage in Vigo (1:2) und dem daraus folgenden UEFA-Cup-Aus. Eigentlich wollte er das schon am Wochenende nach der Heimpleite gegen Hertha BSC, aber Manager Rolf Rüssmann hat ihn noch zu einem Spiel überreden können. „Wenn wir in Vigo glänzend bestanden hätten, hätte Rangnick die Elf auch in Bochum betreut“, berichtet Rüssmann von seinem Rettungsversuch. Nun übernimmt Felix Magath den Auftrag, den Vorletzten vor dem Abstieg zu retten.

Energie Cottbus feiert an diesem Freitag den ersten Auswärtssieg seiner Bundesliga-Historie. Überraschend gewinnt der Aufsteiger beim Tabellendritten Bayer Leverkusen mit 3:1. In seiner ersten Wut will Bayer-Trainer Berti Vogts Spieler rauswerfen: „Wer hier unzufrieden ist, der soll uns einen Verein bringen. Stimmt die Ablöse, kann er gehen.“

Vor 70 Jahren überschreitet der Dresdner SC als erster deutscher Gauligist die 100-Tore-Marke. Nach dem 7:1 bei Polizei Chemnitz hat das Team um Helmut Schön 102-mal getroffen. 15.000 Zuschauer sind Zeuge des historischen Moments, als Heinrich Schaffer das 100. DSC-Tor erzielt - im 17. Saisonspiel (5,5 pro Spiel). In Ostpreußen sichert sich der VfB Königsberg die Meisterschaft - das 11:0 gegen Insterburg ist in der Tat meisterlich. Der HSV ist in der „Nordmark“ nach dem 5:0 über Concordia Hamburg 17-mal ungeschlagen geblieben und beinahe Meister. Am Niederrhein wird eine Mannschaft Meister, die nach einer Frau heißt: TuS Helene Essen ist nach dem 1:0 im Derby vor 12.000 Zuschauern gegen RWE nicht mehr einzuholen.

Vor 20 Jahren startet die Bundesliga trotz vierer Spielausfälle mit einem Paukenschlag in die Rückrunde: Im Neckarstadion wird Borussia Dortmund vom VfB Stuttgart mit 7:0 auseinandergenommen; der Isländer Jolly Sverisson erzielt drei Tore, Karl Allgöwer und Fritz Walter (je 2) komplettieren das Schützenfest. BVB-Torwart Wolfgang „Teddy“ de Beer wirft frustriert seine Handschuhe weg, da es „keinen Sinn macht, die noch zu behalten“. Für den Kicker ist die Stuttgarter Leistung schlicht „Daumhaft“, eine Anspielung auf den neuen Trainer Christoph Daum. Kollege Horst Köppel droht den Verlierern nach der „traurigen Vorstellung“ mit Plätzen auf der Bank oder der Tribüne.

Bayern München hat es in Leverkusen schwerer, aber Roland Wohlfarth und Brian Laudrup drehen in den letzten zehn Minuten die Partie. Das 2:1 bringt dem Meister die Tabellenführung ein, die Werder Bremen (spielfrei) nicht verteidigen kann. Auch Kaiserslautern zieht dank eines späten Tores von Stefan Kuntz gegen den HSV an Werder vorbei.

24. Februar

Vor 75 Jahren kündigt Englands Verband eine Revolution an: Der Spielplan wird mitten in der Saison 1935/1936 außer Kraft gesetzt, erst Donnerstag wird festgelegt, wer Samstag gegen wen gespielt. Hintergrund dieser von heftigen Protesten der Medien begleiteten Maßnahme ist das zunehmende Wetten auf Spiele inklusive Manipulationsgefahr. Spielverschieber haben nun kaum noch Vorbereitungszeit, aber Auswärtsfahrer auch nicht.

Vor zehn Jahren gibt es in der Bundesliga nur zwei Heimsiege, auch die Spitzenklubs patzen: Bayern spielt gegen Köln nur 1:1, Verfolger Schalke und Dortmund gönnen sich im Revier-Derby keinerlei Tore. Uli Hoeneß ist sauer über die Defensivtaktik der von Ewald Lienen gecoachten Kölner und spricht vom „Ende des Fußballs“.

Eintracht Frankfurt gerät nach der 1:2-Heimniederlage gegen Werder Bremen in den Abstiegsstrudel, auch weil Horst Heldt einen Elfmeter verschießt. Der Pechvogel gesteht der Presse: „Bei mir lief wenig, nur die Dopingprobe habe ich erfolgreich abgeschlossen.“

In der 2. Bundesliga steuert Borussia Mönchengladbach nach einem 6:1 gegen Aachen voll auf Aufstiegskurs. Nunmehr ist das Team von Hans Meyer 13 Spiele unbesiegt. Kurios: Zur Pause steht es noch 0:0, doch nach zwei Platzverweisen brechen die Alemannen zusammen. Bundesligareif ist die Kulisse: 31.200 Zuschauer kommen zu einem Zweitligaspiel an den Bökelberg.

25. Februar

Vor 60 Jahren wird die Meisterfrage im Süden noch spannender. Nach der überraschenden Heimniederlage des VfB Mühlburg (1:2 gegen VfL Neckarau) liegen die ersten drei Teams nach Punkten gleichauf, und die Spielvereinigung ist dank eines 7:1 über Singen neuer Tabellenführer. Nach 62 Minuten steht es noch 1:1, dann befällt die Franken der Torrausch, dreimal trifft Nationalspieler Horst Schade, der mit 22 Saisontoren nun den Nürnberger Max Morlock eingeholt hat. Morlocks Klub ist der Dritte im Bunde des Spitzentrios, sein Treffer rettet in Schweinfurt (1:1) einen Punkt. Wie ein Meister spielt aber auch der Vierte FSV Frankfurt, zumal er den amtierenden mit 3:0 zerlegt: Der VfB Stuttgart geht vor 25.000 Zuschauern am Bornheimer Hang unter. „FSV wie aus einem Guß“, feiert das Sport Magazin die damals beste hessische Mannschaft. Wie deprimierend dagegen die Zeiten für die Fans der Frankfurter Eintracht, die nach einem 0:3 beim VfR Mannheim abstürzt.

Im Norden machen die Hansestädter den Meister aus. HSV, St. Pauli oder doch Werder Bremen lautet die Frage, nachdem sich VfL Osnabrück (1:2 in Braunschweig) allmählich aus der Spitzengruppe verabschiedet hat. Die Hamburger Klubs gewinnen ihre Heimspiele klar, der HSV (5:1 gegen Göttingen 05) braucht aber erst einen Weckruf durch das 0:1 der Gäste, bei denen Trainer Brust im Tor steht. Dann sehen 20.000 am Rothenbaum noch Tore von Topscorer Woitkowiak, Rohrberg (je 2) und Ebeling. St. Pauli bezwingt Lokalrivale Concordia 3:0, während Werder bei Eintracht Osnabrück (1:2) verliert - auch weil Nationalspieler Herbert Burdenski einen Elfmeter verschießt.

Im Westen spricht wieder mal alles von Schalke 04, das gegen Preußen Dellbrück den Rekordsieg (8:1) des 23. Spieltags meldet. Hans Kleina erzielt allein sechs Tore und katapultiert sich an die Spitze der West-Torjägerliste (22 Saisontreffer), obwohl im Gästetor Nationalspieler Fritz Herkenrath steht - aber der hat sich früh verletzt und kann nur humpeln. So hat Schalkes Schützenfest einen leichten Schatten, aber das Sport Magazin ist dennoch voll des Lobes: „Es war das beste Spiel, das wir von der Mannschaft seit Jahr und Tag gesehen haben.“ Schalkes Freude steigert das Ergebnis aus Dortmund: Borussia gegen Horst-Emscher 0:2. Preußen Münsters 0:2 in Katernberg macht Schalkes Traumsonntag perfekt, denn das bedeutet den Sprung auf Platz eins. Der kommende Weltmeister Hans Schäfer erzielt das entscheidende 2:1 für den 1. FC Köln gegen RW Essen.

Im Südwesten erleben andere zukünftige Berner Helden einen großen Tag: Kaiserslautern gewinnt das Spitzenspiel beim FK Pirmasens 7:0, Ottmar Walter (3 Tore) und Bruder Fritz (2) treffen nach Herzenslust. Fritz Walter gelingt sogar das Kunststück eines direkt verwandelten Eckballs.

Vor zehn Jahren endet das Debüt des Stuttgarter Trainers Felix Magath im Kellerderby in Bochum 0:0. Beide bleiben auf ihren Abstiegsplätzen.

Vor fünf Jahren gibt es in der Bundesliga keine Unentschieden und wenig Spannung. Bayern (5:2 gegen Frankfurt mit zwei Ballack-Toren) ist Verfolger Werder Bremen nach dem 19. Heimsieg in Folge neun Punkte enteilt und plant schon die Meisterfeier. Schlusslicht 1. FC Köln dagegen plant nach dem 0:3 im Derby gegen Leverkusen für die zweite Liga. Nach 18 sieglosen Spielen in Serie und einem traurigen Vereinsrekord kein Wunder. Selbst der Vorletzte MSV Duisburg ist schon fünf Punkte weg. Das war’s wohl“, spekuliert der Kicker nach dem Kölner Frusttag vor 50.000 tief enttäuschten Zuschauern. Trainer Hans-Peter Latour hat Tränen in den Augen und spricht vom „schlechtesten Spiel meiner Amtszeit“. Der HSV verliert gegen Stuttgart (0:2) Platz zwei an Werder Bremen und Abwehrchef Daniel van Buyten nach Platzverweis. Kurios das 0:2, als Rafael van der Vaart zum Torwart zurückspielen will, der jedoch bei einer Ecke nach vorne gerannt war. Mario Gomez nimmt das Geschenk dankend an und trifft nach Sprintsieg gegen van der Vaart ins leere Tor.

26. Februar

Vor 100 Jahren blamiert sich Hertha BSC in der obersten Berliner Liga und unterliegt Alemannia 90 mit 1:7. Die Fußball Woche wundert sich nicht: „Mit Hertha ist es immer wieder dasselbe. Im Herbst ist diese Mannschaft glänzend in Form, um dann in der Frühjahrssaison merklich nachzulassen.“ In Bremen unterliegt der SV Werder im entscheidenden Spiel um die Gaumeisterschaft dem Bremer SC 2:3. Anno 1911 ist Werder noch nicht mal in der eigenen Stadt die Nummer eins. Auch Bayern München hat noch einen weiten Weg vor sich, an diesem Sonntag aber deuten die Rothosen Großes an und schlagen Bamberg 9:0.

Vor 50 Jahren geht Bayern München bei Eintracht Frankfurt unter. In der Oberliga Süd gewinnen die Hessen vor 14.000 Zuschauern und unter den Augen Sepp Herbergers 6:0 gegen desolate Bayern, deren Schüsse „meterweit übers Tor flogen“ (Sport Magazin). Stein und Kreß überwinden Bayern-Keeper Fazekas gleich zweimal, auch Lindner und Schämer lassen die Fans jubeln.

Der souveräne Tabellenführer 1. FC Nürnberg gibt gegen VfB Stuttgart den ersten Heimpunkt ab (2:2), Flacheneckers Elfmeter zwei Minuten vor Schluss verhindert noch Schlimmeres.

Im Westen fallen in acht Spielen nur zwölf Tore, zwei dafür für Spitzenreiter Dortmund. Der BVB schlägt Marl-Hüls 2:0. So endet auch das Kölner Derby zwischen dem 1. FC und Viktoria, zu dem 35.000 strömen; Sturm und Habig schießen die Tore für den West-Meister. Auch Essen meldet volles Haus, 30.000 sehen das 0:2 von Schlusslicht RWE gegen Schalke 04. „Auf Berni Klodt ist immer noch Verlaß!“ lobt das Sport Magazin den Schützen des 0:1. Im Norden lautet im Frühjahr 1961 die Frage nur noch, wie hoch der HSV seine Spiele gewinnt: Diesmal wird Bremerhaven 4:0 abgefertigt, Uwe Seeler trifft zweimal. Die Bilanz des HSV von 84:20 Toren und 41:3 Punkten sprengt alles, was der deutsche Oberligafußball seit 1946 gesehen hat.

27. Februar

Vor 90 Jahren gewinnt die Ländervertretung Hamburgs in Berlin vor 20.000 auf dem Viktoria-Platz mit 1:0, der Kieler Nationalspieler Willy Fick markiert das Goldene Tor per Kopf.

Vor 75 Jahren hat die Nationalmannschaft auch im zweiten Spiel ihrer Reise auf die iberische Halbinsel Erfolg. Nach Spanien wird nun Portugal bezwungen - 3:1. Es ist das erste Duell dieser Ländermannschaften. Die Tore markieren Karl Hohmann (20.), Albin Kitzinger (48.) per Kopf und Ernst Lehner (49.) - und das laut Fußball Woche vor einer „fantastisch wild aufgepeitschten Menge“ in Lissabon. Nach dem Gegentreffer aus Abseitsposition artet das Spiel aus, die Fußball Woche beanstandete bei den Portugiesen „eine überharte Gangart, die alle Freundschaft anscheinend hinwegfegte“. So musste der deutsche Torwart Fritz Buchloh verletzt ausgewechselt werden, was anno 1936 nur in Testspielen erlaubt ist.

Vor 40 Jahren scheitert in Offenbach das Modell Präsident/Trainer in Personalunion. Nach dem Rauswurf von Rudi Gutendorf hat sich Horst-Gregorio Canellas gegen Hannover 96 selbst auf die Bank gesetzt und prompt ein 1:5 zu verantworten. Vor dem wütenden Fan-Mob flüchtend, wird Canellas unter Polizeischutz in die Kabine gebracht. Trotzig sagt er: „In dieser Stunde halte ich restlos den Buckel hin.“ Kleiner Trost für die Anhänger des Vorletzten OFC: Lokalrivale Eintracht Frankfurt steht im Februar 1971 noch hinter Offenbach, auch weil das Spiel bei Bayern ausfällt. Das verhilft Meister Borussia Mönchengladbach (1:0 in Kaiserslautern) zur Tabellenführung, Peter Dietrich erzielt das Tor.

Das Revierderby zwischen Schalke und Dortmund endet 0:0. In Bielefeld kreuzt Schiedsrichter Ferdinand Biwersi bei einem aussichtsreichen Angriff der Arminen den Weg von Stockhausen und stoppt diesen ungewollt, im Gegenzug fällt prompt das 0:1 für den HSV. Immerhin kostet der Rempler des Schiedsrichters nur einen Punkt, Arminia gleicht noch aus. Der VfB Stuttgart muss in Bremen nach der Verletzung von Gerhard Heinze einen 17-Jährigen ins Tor stellen: Bodo Jopp gibt keiner die Schuld an der 1:3-Niederlage.

Vor zehn Jahren unterliegt die Nationalmannschaft mit fünf Spielern von Bayern München Frankreich in Paris mit 0:1. Ernüchternder als das Ergebnis ist der Leistungsunterschied: „Das war Weltklasse gegen Mittelmaß“, analysiert der Kicker. Das Tor erzielt der geniale Zinedine Zidane nach Vorlage des Bayern-Verteidigers Willy Sagnol. Teamchef Rudi Völler ist enttäuscht: „Ich hätte mir ein wenig mehr Risikobereitschaft gewünscht, um diese tollen Franzosen etwas mehr zu fordern.“ Einer ist dennoch glücklich: Der Bremer Torsten Frings gibt in den letzten neun Minuten sein Länderspieldebüt.

Am selben Tag greift Zweitligist Mainz 05 in Abstiegsnot zum letzten Strohhalm und trennt sich von Trainer Eckhard Krautzun. Nachfolger wird der zum Profikader gehörende Jürgen Klopp, damals 33 Jahre alt. Für die Medien ist die am Tag nach Rosenmontag geborene Idee nur ein Faschingsscherz.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

21. Februar

Vor 35 Jahren fällt in England das schnellste bekannte Eigentor des Fußballs: Peter Johnson von Chesham United bringt Gegner Wycombe Wanderers bereits nach fünf Sekunden in Führung.

Vor 30 Jahren ist das Spitzenduo der Bundesliga punktgleich. Der HSV lässt in Frankfurt (1:1) einen Zähler liegen, die Bayern (5:1 gegen Bielefeld) schließen auf. Nur 19.000 Zuschauer kommen trotz halbierter Preise den Weg ins Olympiastadion, wo sie Zeuge einer Premiere werden: Karl-Heinz Rummenigge erzielt sein erstes Elfmetertor in der Bundesliga - und das obwohl er der Gefoulte gewesen ist. Doch Spezialist Paul Breitner fehlt, und da Bayern bereits 4:1 führt, traut sich „Kalle“ zum Punkt. Schöner Nebeneffekt: Der Rückstand auf Dortmunds Topscorer Manfred Burgsmüller (19) reduziert sich auf vier Tore. Burgsmüller trifft beim turbulenten Westderby gegen Schalke einmal, doch zum Sieg reicht es nicht, da der Verteidiger Thomas Siewert in der 83. Minute für Schalke ausgleicht. Der 18-Jährige überwindet Eike Immel mit einem Rückzieher und spricht von „einem Glücksschuss, der nur alle paar Jahre mal vorkommt.“ Sein Trainer Fahrudin Jusufi prophezeit: „Das wird das Tor des Monats“ - und wird Recht bekommen. Wer Schalke einen Punkt in Dortmund rettet, gewinnt jede Wahl… Abstiegskonkurrent Bayer Uerdingen punktet sogar doppelt, Heinz-Werner Eggeling erzielt alle Tore im Duell der Werksklubs gegen Leverkusen (3:0).

Skandal in der zweiten Liga: In Neunkirchen wird der Torwart des FSV Frankfurt, von einem Eisbrocken aus dem Fanblock getroffen und ausgewechselt. Der FSV legt nach dem 1:2 Protest ein.

Vor 15 Jahren testet die Nationalmannschaft für die EM in England. In Porto gewinnt die Auswahl von Berti Vogts dank zweier Tore des Dortmunders Andreas Möller mit 2:1 gegen Portugal.

22. Februar

Vor 80 Jahren wird Alemannia Aachen Rhein-Meister. Nach 0:2-Rückstand wird die Spielvereinigung Rheydt 3:2 besiegt, Nationalspieler Reinhold Münzenberg sorgt als Antreiber für die Wende. Fortuna Düsseldorf wird Meister im Bezirk Bergmark, schlägt Ratingen 04 mit 4:0.

Vor 25 Jahren fliegt Toni Schumacher zum einzigen Mal in seiner Bundesligakarriere vom Platz. Im Münchner Olympiastadion bringt der Kölner Bayern-Stürmer Roland Wohlfarth zu Fall und bekommt die Höchststrafe für Notbremsen: Elfmeter und Platzverweis. Der Nationaltorhüter kommentiert sauer: „Wenn man dafür eine Karte sieht, dann können die Torleute ihren Job nicht mehr ausführen. Ich muss ja eine Chance haben, an den Ball zu kommen.“ Der DFB verhängt zunächst vier Spiele Sperre, aber in der Berufung gibt es Freispruch. Schumachers Rot verhilft dem späteren Weltmeister-Torwart Bodo Illgner zu seinem Bundesligadebüt. Erste Amtshandlung: den Ball aus dem Netz holen, denn den von Schumacher verursachten Elfmeter muss er passieren lassen - Lothar Matthäus lässt ihm keine Chance, Bayern gewinnt 3:1.

Am selben Tag schlägt Tabellenführer Werder Bremen Fortuna Düsseldorf mit 7:3, Der 36-jährige Manfred Burgsmüller erzielt drei Tore.

Vor zehn Jahren zieht der 1. FC Kaiserslautern als letzter verbliebener Bundesligist ins Viertelfinale des UEFA-Cups ein. Ausgerechnet der Tscheche Vratislav Lokvenc erzielt das entscheidende 1:0 gegen seine Landsleute von Sparta Prag, 23.596 Zuschauer feiern das Team von Andreas Brehme.

23. Februar

Vor 80 Jahren halbiert der Winter die Anzahl der Spiele um die Süddeutsche Meisterschaft. Worms gegen Union Böckingen wird noch rechtzeitig abgesagt, aber zum Frankfurter Riederwald strömen 15.000 - die Bayern sind schon 1931 ein Publikumsmagnet. Der mit Schneematsch bedeckte Platz ist eigentlich unbespielbar, erst recht nach einem Vorspiel. Der Schiedsrichter hat Erbarmen mit den Aktiven und bricht schon nach zwölf Minuten ab, die Zuschauer stapfen „auf den völlig ungangbaren Stadionwegen“ nach Hause. Wobei sie sich „ihr teures Sonntagszeug versauten“ (Fußball-Woche).

In Karlsruhe kann gespielt werden, Spielvereinigung Fürth gewinnt vor 10.000 Zuschauern 1:0 und bleibt Tabellenführer der Achterrunde. Das Tor für die Kleeblätter schießt Nationalspieler Andreas Franz. Leichter hat es Waldhof Mannheim mit Schlusslicht FK Pirmasens (5:1), 7000 Zuschauer ist es dennoch zu wenig. Man hört Pfiffe auf dem Waldhof und auch die Presse mäkelt: „Für einen Meisterkampf sahen wir wenig Rasse und Klasse" (Fußball-Woche).

In der Trostrunde tröstet sich 1860 München mit einem Schützenfest und schlägt Phönix Karlsruhe bei Schneetreiben mit 9:0.

Vor 75 Jahren gewinnt die deutsche Nationalmannschaft erstmals gegen Spanien. In Barcelona feiert sie einen 2:1 (1:1)-Auswärtssieg, der Wormser Seppl Fath überwindet den 39-jährigen Weltklassetorhüter Ricardo Zamora gleich zweimal. Sein Siegtor nach einem Dribbling gegen drei Spanier entstand „auf unerklärliche Weise“ (Fußball Woche). Bestnoten verdienen sich Reinhold Münzenberg, Ludwig Goldbrunner und Fritz Szepan. Im Vorfeld wird ein ausverkauftes Haus gemeldet, doch das ist übertrieben. Immerhin 60.000 säumen die Ränge des Montjuic-Stadions. Sie bezeugen durchaus Sympathien für die Vertreter Hitler-Deutschlands. „Ein Wunder passiert. Die aficionados bekunden Respekt vor dem Können und der straffen, aber fairen Haltung der Deutschen. Jakob erhält Beifall, Fath, der Torschütze, wird durch Jubel belohnt“, stellt der Reporter der Fußball-Woche erstaunt fest.

In der Heimat rollt der Ball trotz des Länderspiels. Am selben Tag wird in München ein prestigeträchtiges Spiel der Gauvertretungen Bayerns und Berlins ausgetragen, die Gastgeber gewinnen vor 25.000 Zuschauer mit 7:0. Bayern Münchens Bergmaier und Fürths Becher erzielen je zwei Tore. Für die überforderten Gäste hat das Publikum nur Spott übrig, „Vorstöße der Berliner wurden mit Gelächter quittiert“ (Fußball Woche).

Auch ohne die Nationalspieler kommt Meister Schalke 04 in der Gauliga Westfalen gegen Preußen Münster zu einem souveränen 8:2 und beschließt die Punktrunde mit 29:1 Punkten.

Vor 40 Jahren entlässt Bundesligist Kickers Offenbach im Abstiegskampf Trainer Rudi Gutendorf. Es sind nicht gerade rosige Zeiten für Gutendorf, der als erster Bundesligatrainer innerhalb einer Saison zweimal entlassen worden ist. Im September fing es in Schalke an, nach fünf Monaten mit nur einem Sieg ist auch in Offenbach Feierabend für „Riegel-Rudi“.

Vor zehn Jahren ist das Kapitel Ralf Rangnick in Stuttgart beendet. Der Trainer tritt zurück, aber nicht wegen der Pokalniederlage in Vigo (1:2) und dem daraus folgenden UEFA-Cup-Aus. Eigentlich wollte er das schon am Wochenende nach der Heimpleite gegen Hertha BSC, aber Manager Rolf Rüssmann hat ihn noch zu einem Spiel überreden können. „Wenn wir in Vigo glänzend bestanden hätten, hätte Rangnick die Elf auch in Bochum betreut“, berichtet Rüssmann von seinem Rettungsversuch. Nun übernimmt Felix Magath den Auftrag, den Vorletzten vor dem Abstieg zu retten.

Energie Cottbus feiert an diesem Freitag den ersten Auswärtssieg seiner Bundesliga-Historie. Überraschend gewinnt der Aufsteiger beim Tabellendritten Bayer Leverkusen mit 3:1. In seiner ersten Wut will Bayer-Trainer Berti Vogts Spieler rauswerfen: „Wer hier unzufrieden ist, der soll uns einen Verein bringen. Stimmt die Ablöse, kann er gehen.“

Vor 70 Jahren überschreitet der Dresdner SC als erster deutscher Gauligist die 100-Tore-Marke. Nach dem 7:1 bei Polizei Chemnitz hat das Team um Helmut Schön 102-mal getroffen. 15.000 Zuschauer sind Zeuge des historischen Moments, als Heinrich Schaffer das 100. DSC-Tor erzielt - im 17. Saisonspiel (5,5 pro Spiel). In Ostpreußen sichert sich der VfB Königsberg die Meisterschaft - das 11:0 gegen Insterburg ist in der Tat meisterlich. Der HSV ist in der „Nordmark“ nach dem 5:0 über Concordia Hamburg 17-mal ungeschlagen geblieben und beinahe Meister. Am Niederrhein wird eine Mannschaft Meister, die nach einer Frau heißt: TuS Helene Essen ist nach dem 1:0 im Derby vor 12.000 Zuschauern gegen RWE nicht mehr einzuholen.

Vor 20 Jahren startet die Bundesliga trotz vierer Spielausfälle mit einem Paukenschlag in die Rückrunde: Im Neckarstadion wird Borussia Dortmund vom VfB Stuttgart mit 7:0 auseinandergenommen; der Isländer Jolly Sverisson erzielt drei Tore, Karl Allgöwer und Fritz Walter (je 2) komplettieren das Schützenfest. BVB-Torwart Wolfgang „Teddy“ de Beer wirft frustriert seine Handschuhe weg, da es „keinen Sinn macht, die noch zu behalten“. Für den Kicker ist die Stuttgarter Leistung schlicht „Daumhaft“, eine Anspielung auf den neuen Trainer Christoph Daum. Kollege Horst Köppel droht den Verlierern nach der „traurigen Vorstellung“ mit Plätzen auf der Bank oder der Tribüne.

Bayern München hat es in Leverkusen schwerer, aber Roland Wohlfarth und Brian Laudrup drehen in den letzten zehn Minuten die Partie. Das 2:1 bringt dem Meister die Tabellenführung ein, die Werder Bremen (spielfrei) nicht verteidigen kann. Auch Kaiserslautern zieht dank eines späten Tores von Stefan Kuntz gegen den HSV an Werder vorbei.

24. Februar

Vor 75 Jahren kündigt Englands Verband eine Revolution an: Der Spielplan wird mitten in der Saison 1935/1936 außer Kraft gesetzt, erst Donnerstag wird festgelegt, wer Samstag gegen wen gespielt. Hintergrund dieser von heftigen Protesten der Medien begleiteten Maßnahme ist das zunehmende Wetten auf Spiele inklusive Manipulationsgefahr. Spielverschieber haben nun kaum noch Vorbereitungszeit, aber Auswärtsfahrer auch nicht.

Vor zehn Jahren gibt es in der Bundesliga nur zwei Heimsiege, auch die Spitzenklubs patzen: Bayern spielt gegen Köln nur 1:1, Verfolger Schalke und Dortmund gönnen sich im Revier-Derby keinerlei Tore. Uli Hoeneß ist sauer über die Defensivtaktik der von Ewald Lienen gecoachten Kölner und spricht vom „Ende des Fußballs“.

Eintracht Frankfurt gerät nach der 1:2-Heimniederlage gegen Werder Bremen in den Abstiegsstrudel, auch weil Horst Heldt einen Elfmeter verschießt. Der Pechvogel gesteht der Presse: „Bei mir lief wenig, nur die Dopingprobe habe ich erfolgreich abgeschlossen.“

In der 2. Bundesliga steuert Borussia Mönchengladbach nach einem 6:1 gegen Aachen voll auf Aufstiegskurs. Nunmehr ist das Team von Hans Meyer 13 Spiele unbesiegt. Kurios: Zur Pause steht es noch 0:0, doch nach zwei Platzverweisen brechen die Alemannen zusammen. Bundesligareif ist die Kulisse: 31.200 Zuschauer kommen zu einem Zweitligaspiel an den Bökelberg.

25. Februar

Vor 60 Jahren wird die Meisterfrage im Süden noch spannender. Nach der überraschenden Heimniederlage des VfB Mühlburg (1:2 gegen VfL Neckarau) liegen die ersten drei Teams nach Punkten gleichauf, und die Spielvereinigung ist dank eines 7:1 über Singen neuer Tabellenführer. Nach 62 Minuten steht es noch 1:1, dann befällt die Franken der Torrausch, dreimal trifft Nationalspieler Horst Schade, der mit 22 Saisontoren nun den Nürnberger Max Morlock eingeholt hat. Morlocks Klub ist der Dritte im Bunde des Spitzentrios, sein Treffer rettet in Schweinfurt (1:1) einen Punkt. Wie ein Meister spielt aber auch der Vierte FSV Frankfurt, zumal er den amtierenden mit 3:0 zerlegt: Der VfB Stuttgart geht vor 25.000 Zuschauern am Bornheimer Hang unter. „FSV wie aus einem Guß“, feiert das Sport Magazin die damals beste hessische Mannschaft. Wie deprimierend dagegen die Zeiten für die Fans der Frankfurter Eintracht, die nach einem 0:3 beim VfR Mannheim abstürzt.

Im Norden machen die Hansestädter den Meister aus. HSV, St. Pauli oder doch Werder Bremen lautet die Frage, nachdem sich VfL Osnabrück (1:2 in Braunschweig) allmählich aus der Spitzengruppe verabschiedet hat. Die Hamburger Klubs gewinnen ihre Heimspiele klar, der HSV (5:1 gegen Göttingen 05) braucht aber erst einen Weckruf durch das 0:1 der Gäste, bei denen Trainer Brust im Tor steht. Dann sehen 20.000 am Rothenbaum noch Tore von Topscorer Woitkowiak, Rohrberg (je 2) und Ebeling. St. Pauli bezwingt Lokalrivale Concordia 3:0, während Werder bei Eintracht Osnabrück (1:2) verliert - auch weil Nationalspieler Herbert Burdenski einen Elfmeter verschießt.

Im Westen spricht wieder mal alles von Schalke 04, das gegen Preußen Dellbrück den Rekordsieg (8:1) des 23. Spieltags meldet. Hans Kleina erzielt allein sechs Tore und katapultiert sich an die Spitze der West-Torjägerliste (22 Saisontreffer), obwohl im Gästetor Nationalspieler Fritz Herkenrath steht - aber der hat sich früh verletzt und kann nur humpeln. So hat Schalkes Schützenfest einen leichten Schatten, aber das Sport Magazin ist dennoch voll des Lobes: „Es war das beste Spiel, das wir von der Mannschaft seit Jahr und Tag gesehen haben.“ Schalkes Freude steigert das Ergebnis aus Dortmund: Borussia gegen Horst-Emscher 0:2. Preußen Münsters 0:2 in Katernberg macht Schalkes Traumsonntag perfekt, denn das bedeutet den Sprung auf Platz eins. Der kommende Weltmeister Hans Schäfer erzielt das entscheidende 2:1 für den 1. FC Köln gegen RW Essen.

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Im Südwesten erleben andere zukünftige Berner Helden einen großen Tag: Kaiserslautern gewinnt das Spitzenspiel beim FK Pirmasens 7:0, Ottmar Walter (3 Tore) und Bruder Fritz (2) treffen nach Herzenslust. Fritz Walter gelingt sogar das Kunststück eines direkt verwandelten Eckballs.

Vor zehn Jahren endet das Debüt des Stuttgarter Trainers Felix Magath im Kellerderby in Bochum 0:0. Beide bleiben auf ihren Abstiegsplätzen.

Vor fünf Jahren gibt es in der Bundesliga keine Unentschieden und wenig Spannung. Bayern (5:2 gegen Frankfurt mit zwei Ballack-Toren) ist Verfolger Werder Bremen nach dem 19. Heimsieg in Folge neun Punkte enteilt und plant schon die Meisterfeier. Schlusslicht 1. FC Köln dagegen plant nach dem 0:3 im Derby gegen Leverkusen für die zweite Liga. Nach 18 sieglosen Spielen in Serie und einem traurigen Vereinsrekord kein Wunder. Selbst der Vorletzte MSV Duisburg ist schon fünf Punkte weg. Das war’s wohl“, spekuliert der Kicker nach dem Kölner Frusttag vor 50.000 tief enttäuschten Zuschauern. Trainer Hans-Peter Latour hat Tränen in den Augen und spricht vom „schlechtesten Spiel meiner Amtszeit“. Der HSV verliert gegen Stuttgart (0:2) Platz zwei an Werder Bremen und Abwehrchef Daniel van Buyten nach Platzverweis. Kurios das 0:2, als Rafael van der Vaart zum Torwart zurückspielen will, der jedoch bei einer Ecke nach vorne gerannt war. Mario Gomez nimmt das Geschenk dankend an und trifft nach Sprintsieg gegen van der Vaart ins leere Tor.

26. Februar

Vor 100 Jahren blamiert sich Hertha BSC in der obersten Berliner Liga und unterliegt Alemannia 90 mit 1:7. Die Fußball Woche wundert sich nicht: „Mit Hertha ist es immer wieder dasselbe. Im Herbst ist diese Mannschaft glänzend in Form, um dann in der Frühjahrssaison merklich nachzulassen.“ In Bremen unterliegt der SV Werder im entscheidenden Spiel um die Gaumeisterschaft dem Bremer SC 2:3. Anno 1911 ist Werder noch nicht mal in der eigenen Stadt die Nummer eins. Auch Bayern München hat noch einen weiten Weg vor sich, an diesem Sonntag aber deuten die Rothosen Großes an und schlagen Bamberg 9:0.

Vor 50 Jahren geht Bayern München bei Eintracht Frankfurt unter. In der Oberliga Süd gewinnen die Hessen vor 14.000 Zuschauern und unter den Augen Sepp Herbergers 6:0 gegen desolate Bayern, deren Schüsse „meterweit übers Tor flogen“ (Sport Magazin). Stein und Kreß überwinden Bayern-Keeper Fazekas gleich zweimal, auch Lindner und Schämer lassen die Fans jubeln.

Der souveräne Tabellenführer 1. FC Nürnberg gibt gegen VfB Stuttgart den ersten Heimpunkt ab (2:2), Flacheneckers Elfmeter zwei Minuten vor Schluss verhindert noch Schlimmeres.

Im Westen fallen in acht Spielen nur zwölf Tore, zwei dafür für Spitzenreiter Dortmund. Der BVB schlägt Marl-Hüls 2:0. So endet auch das Kölner Derby zwischen dem 1. FC und Viktoria, zu dem 35.000 strömen; Sturm und Habig schießen die Tore für den West-Meister. Auch Essen meldet volles Haus, 30.000 sehen das 0:2 von Schlusslicht RWE gegen Schalke 04. „Auf Berni Klodt ist immer noch Verlaß!“ lobt das Sport Magazin den Schützen des 0:1. Im Norden lautet im Frühjahr 1961 die Frage nur noch, wie hoch der HSV seine Spiele gewinnt: Diesmal wird Bremerhaven 4:0 abgefertigt, Uwe Seeler trifft zweimal. Die Bilanz des HSV von 84:20 Toren und 41:3 Punkten sprengt alles, was der deutsche Oberligafußball seit 1946 gesehen hat.

27. Februar

Vor 90 Jahren gewinnt die Ländervertretung Hamburgs in Berlin vor 20.000 auf dem Viktoria-Platz mit 1:0, der Kieler Nationalspieler Willy Fick markiert das Goldene Tor per Kopf.

Vor 75 Jahren hat die Nationalmannschaft auch im zweiten Spiel ihrer Reise auf die iberische Halbinsel Erfolg. Nach Spanien wird nun Portugal bezwungen - 3:1. Es ist das erste Duell dieser Ländermannschaften. Die Tore markieren Karl Hohmann (20.), Albin Kitzinger (48.) per Kopf und Ernst Lehner (49.) - und das laut Fußball Woche vor einer „fantastisch wild aufgepeitschten Menge“ in Lissabon. Nach dem Gegentreffer aus Abseitsposition artet das Spiel aus, die Fußball Woche beanstandete bei den Portugiesen „eine überharte Gangart, die alle Freundschaft anscheinend hinwegfegte“. So musste der deutsche Torwart Fritz Buchloh verletzt ausgewechselt werden, was anno 1936 nur in Testspielen erlaubt ist.

Vor 40 Jahren scheitert in Offenbach das Modell Präsident/Trainer in Personalunion. Nach dem Rauswurf von Rudi Gutendorf hat sich Horst-Gregorio Canellas gegen Hannover 96 selbst auf die Bank gesetzt und prompt ein 1:5 zu verantworten. Vor dem wütenden Fan-Mob flüchtend, wird Canellas unter Polizeischutz in die Kabine gebracht. Trotzig sagt er: „In dieser Stunde halte ich restlos den Buckel hin.“ Kleiner Trost für die Anhänger des Vorletzten OFC: Lokalrivale Eintracht Frankfurt steht im Februar 1971 noch hinter Offenbach, auch weil das Spiel bei Bayern ausfällt. Das verhilft Meister Borussia Mönchengladbach (1:0 in Kaiserslautern) zur Tabellenführung, Peter Dietrich erzielt das Tor.

Das Revierderby zwischen Schalke und Dortmund endet 0:0. In Bielefeld kreuzt Schiedsrichter Ferdinand Biwersi bei einem aussichtsreichen Angriff der Arminen den Weg von Stockhausen und stoppt diesen ungewollt, im Gegenzug fällt prompt das 0:1 für den HSV. Immerhin kostet der Rempler des Schiedsrichters nur einen Punkt, Arminia gleicht noch aus. Der VfB Stuttgart muss in Bremen nach der Verletzung von Gerhard Heinze einen 17-Jährigen ins Tor stellen: Bodo Jopp gibt keiner die Schuld an der 1:3-Niederlage.

Vor zehn Jahren unterliegt die Nationalmannschaft mit fünf Spielern von Bayern München Frankreich in Paris mit 0:1. Ernüchternder als das Ergebnis ist der Leistungsunterschied: „Das war Weltklasse gegen Mittelmaß“, analysiert der Kicker. Das Tor erzielt der geniale Zinedine Zidane nach Vorlage des Bayern-Verteidigers Willy Sagnol. Teamchef Rudi Völler ist enttäuscht: „Ich hätte mir ein wenig mehr Risikobereitschaft gewünscht, um diese tollen Franzosen etwas mehr zu fordern.“ Einer ist dennoch glücklich: Der Bremer Torsten Frings gibt in den letzten neun Minuten sein Länderspieldebüt.

Am selben Tag greift Zweitligist Mainz 05 in Abstiegsnot zum letzten Strohhalm und trennt sich von Trainer Eckhard Krautzun. Nachfolger wird der zum Profikader gehörende Jürgen Klopp, damals 33 Jahre alt. Für die Medien ist die am Tag nach Rosenmontag geborene Idee nur ein Faschingsscherz.