DFB-Wochenschau: Drei Seeler-Kopfballtore und Daum-Debüt

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

19. September

Vor 30 Jahren führt Bayern München die Tabelle und Dieter Hoeneß die Torschützenliste an. Beim 4:2 gegen Kaiserslautern markiert „der Lange“ seine Saisontreffer sechs bis acht. Hoeneß bleibt gelassen, er kennt das Geschäft: „Gestern bin ich der Buhmann, morgen schon wieder der Held.“ Auf der Pressekonferenz gibt es einen Lacher, als sich Trainer-Weltenbummler Rudi Gutendorf meldet und Bayern-Trainer Pal Csernai kritisiert: „Ich bin nicht einverstanden mit Ihren Ausführungen, ich habe Ihre Mannschaft nicht so gut gesehen.“ Csernais trockener Konter: „Ich gehe nicht von meiner Meinung ab. Sie waren halt doch ziemlich lang in Australien.“

Ebenfalls amüsierte in München das Ergebnis aus Bochum, wo der schärfste Rivale HSV Federn lässt und trotz Führung 1:2 verliert. Kapitän Horst Hrubesch wird zu allem Übel mit Gehirnerschütterung vom Platz getragen. Paukenschlag des Samstags ist das 6:2 des Karlsruher SC bei Aufsteiger Darmstadt, der zur Pause noch 1:0 führt. Mann des Tages ist KSC-Lockenkopf Gerd Bold, der drei Tore schießt, zwei davon in einer Minute.

Vor zehn Jahren kommt es in der Champions League zu zwei deutsch-englischen Duellen. Borussia Dortmund und FC Liverpool trennen sich 0:0, 50.000 Zuschauer sehen nur drei Torchancen. Weit turbulenter das andere Spiel: Arsenal London schlägt in Highbury Schalke 04 3:2 (2:1), die Tore von Nico van Hoogdalem und Emile Mpenza bringen keine Punkte. Mann des Abends ist der Franzose Thierry Henry, der inklusive Elfmeter zwei Tore schießt.

20. September

Vor 50 Jahren spielt die Nationalmannschaft in Düsseldorf vor 48.000 Zuschauern gegen Dänemark. Sie gewinnt 5:1 (3:0), und Uwe Seeler köpft gleich drei Tore in diesem Testspiel. Die anderen Tore markieren die Außenstürmer Richard Kreß (Eintracht Frankfurt) und Albert Brülls (Mönchengladbach). Das Sport Magazin fühlt sich an die Berner Helden erinnert: „Brülls-Kreß fast wie Rahn-Schäfer“. Sepp Herberger ist zufrieden: „Es hat alles besser geklappt, als wir vorher erwarten konnten.“

Vor 25 Jahren gibt es in der Bundesliga keine Auswärtssiege. Der Heimsieg der Bayern kommt erwartet, gegen Mönchengladbach (3:1) verteidigt die Heimelf die Spitze, verliert allerdings drei Nationalspieler: Dieter Hoeneß (Jochbeinbruch), Lothar Matthäus (Bänder- und Kapselanriss am rechten Daumen) und Andreas Brehme (Gips nach Knochenabsplitterung im linken Fußgelenk) treffen sich nach Abpfiff im Krankenhaus wieder. Zu lachen gibt es auch etwas: Schiedsrichter Osmers lässt einen Gladbacher Einwurf viermal wiederholen, da sowohl Bernd Krauss und nach ihm Dirk Bakalorz Meter zu gewinnen suchen. Krauss bekommt wegen Zeitschindens Gelb und übergibt an Bakalorz. Doch der macht es noch falsch, selbst als sich Osmers an der korrekten Einwurfstelle postiert. Der Referee lässt deshalb nachspielen, und Bayern kommt noch vor der Pause zum 1:0.



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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

19. September

Vor 30 Jahren führt Bayern München die Tabelle und Dieter Hoeneß die Torschützenliste an. Beim 4:2 gegen Kaiserslautern markiert „der Lange“ seine Saisontreffer sechs bis acht. Hoeneß bleibt gelassen, er kennt das Geschäft: „Gestern bin ich der Buhmann, morgen schon wieder der Held.“ Auf der Pressekonferenz gibt es einen Lacher, als sich Trainer-Weltenbummler Rudi Gutendorf meldet und Bayern-Trainer Pal Csernai kritisiert: „Ich bin nicht einverstanden mit Ihren Ausführungen, ich habe Ihre Mannschaft nicht so gut gesehen.“ Csernais trockener Konter: „Ich gehe nicht von meiner Meinung ab. Sie waren halt doch ziemlich lang in Australien.“

Ebenfalls amüsierte in München das Ergebnis aus Bochum, wo der schärfste Rivale HSV Federn lässt und trotz Führung 1:2 verliert. Kapitän Horst Hrubesch wird zu allem Übel mit Gehirnerschütterung vom Platz getragen. Paukenschlag des Samstags ist das 6:2 des Karlsruher SC bei Aufsteiger Darmstadt, der zur Pause noch 1:0 führt. Mann des Tages ist KSC-Lockenkopf Gerd Bold, der drei Tore schießt, zwei davon in einer Minute.

Vor zehn Jahren kommt es in der Champions League zu zwei deutsch-englischen Duellen. Borussia Dortmund und FC Liverpool trennen sich 0:0, 50.000 Zuschauer sehen nur drei Torchancen. Weit turbulenter das andere Spiel: Arsenal London schlägt in Highbury Schalke 04 3:2 (2:1), die Tore von Nico van Hoogdalem und Emile Mpenza bringen keine Punkte. Mann des Abends ist der Franzose Thierry Henry, der inklusive Elfmeter zwei Tore schießt.

20. September

Vor 50 Jahren spielt die Nationalmannschaft in Düsseldorf vor 48.000 Zuschauern gegen Dänemark. Sie gewinnt 5:1 (3:0), und Uwe Seeler köpft gleich drei Tore in diesem Testspiel. Die anderen Tore markieren die Außenstürmer Richard Kreß (Eintracht Frankfurt) und Albert Brülls (Mönchengladbach). Das Sport Magazin fühlt sich an die Berner Helden erinnert: „Brülls-Kreß fast wie Rahn-Schäfer“. Sepp Herberger ist zufrieden: „Es hat alles besser geklappt, als wir vorher erwarten konnten.“

Vor 25 Jahren gibt es in der Bundesliga keine Auswärtssiege. Der Heimsieg der Bayern kommt erwartet, gegen Mönchengladbach (3:1) verteidigt die Heimelf die Spitze, verliert allerdings drei Nationalspieler: Dieter Hoeneß (Jochbeinbruch), Lothar Matthäus (Bänder- und Kapselanriss am rechten Daumen) und Andreas Brehme (Gips nach Knochenabsplitterung im linken Fußgelenk) treffen sich nach Abpfiff im Krankenhaus wieder. Zu lachen gibt es auch etwas: Schiedsrichter Osmers lässt einen Gladbacher Einwurf viermal wiederholen, da sowohl Bernd Krauss und nach ihm Dirk Bakalorz Meter zu gewinnen suchen. Krauss bekommt wegen Zeitschindens Gelb und übergibt an Bakalorz. Doch der macht es noch falsch, selbst als sich Osmers an der korrekten Einwurfstelle postiert. Der Referee lässt deshalb nachspielen, und Bayern kommt noch vor der Pause zum 1:0.

Mann des Tages ist Schalke-Verteidiger Gerd Kleppinger, der mit zwei Toren das Revierderby gegen Dortmund (2:1) entscheidet. Kleppinger bescheiden: „Tore zu schießen, war eigentlich gar nicht mein Ziel, ich spiele lieber von hinten heraus.“ Ein Tor-Held wider Willen. Ähnlich gelagert ist der Fall in Leverkusen, wo Bayerns Verfolger Bayer 04 den 1. FC Kaiserslautern 1:0 schlägt, weil Bum-Kun Cha versehentlich ins Tor von Gerry Ehrmann flankt. „Großer Mist, der Patzer geht auf meine Kappe“, sagt der FCK-Torwart.

Vor 20 Jahren gewinnt Schlusslicht Fortuna Düsseldorf beim seit 16 Heimspielen ungeschlagenen Karlsruher SC mit 5:1; KSC-Torwart Oliver Kahn patzt mehrmals, bekommt vom Kicker die Note 5 und eine negative Schlagzeile: „Keeper Kahns Untergang“.

21. September

Vor 70 Jahren wird das Viertelfinale im Tschammer-Pokal ausgetragen. Das Los führt Schalke 04 und Austria Wien zusammen, für viele Fachleute das vorweggenommene Finale. Rund 40.000 Menschen strömen mitten im Krieg in die Glückauf-Kampfbahn. Die Gäste gehen in Führung, zur Pause steht es 1:1 – aber in der letzten Viertelstunde schießen die Knappen noch drei Tore. Ernst Kalwitzki (2 Tore) gibt Austria nach Karl Sestas Platzverweis wegen heftiger Reklamation beim Stand von 3:1 den Gnadenstoß. „Die 40.000 sahen heute ebenso wenig das echte Austria, als Wien bisher je das echte Schalke sah“, schreibt der Kicker. Die Wiener mit vier aktuellen Nationalspieler der „großdeutschen Mannschaft“ bleiben hinter den Erwartungen zurück in dem lange Zeit zähen Spiel, in dem es nicht immer herzlich zugeht. Als Ernst Kuzorra nach einem Foul Hans Mock die Hand reicht, schlägt der sie ihm aus. Der Kicker nimmt die Wiener in Schutz und rechnet vor: „Austria Wien war diejenige Mannschaft, die am Wochenende am weitesten reisen musste. Insgesamt 2184 Kilometer legte Austria auf Hin- und Rückfahrt zwischen Wien und Gelsenkirchen zurück. Das muss bei Bewertung des Resultats unbedingt berücksichtigt werden.“

Die anderen Spiele verblassen hinter dieser Partie und haben in der Summe nur 27.000 Zuschauer. Die Favoriten setzen sich durch: Der Dresdner SC gewinnt gegen den LSV Kamp in Stettin 4:1, Richard Hofmann schießt drei Tore, das erste glückt Helmut Schön. Holstein Kiel schlägt den SV Jena vor 11.000 Zuschauern 2:1 und Admira Wien hält die Flagge der „Ostmark“ hoch – 5:0 gegen die Stuttgarter Kickers.

Vor 20 Jahren fallen in der Bundesliga 40 Tore, die von 296.963 Zuschauern bewundert werden – beides Saisonrekord. Das beste Spiel steigt im Münchner Olympiastadion, wo die kriselnden Bayern Tabellenführer Eintracht Frankfurt einen Punkt abtrotzen (3:3). Dreimal gehen die Bayern in Führung, dreimal hält sie nicht lange. Jörn Andersen gelingen zwei Tore für die Gäste, zu denen er nach 15 Monaten in Düsseldorf zurückgekehrt ist: „Frankfurt, das ist eine ganz andere Art von Fußball“, sagt der Norweger. „So wie die Eintracht spielt, mache ich meine Tore.“ Dann ziehen die Hessen aufs Oktoberfest und schreiben eifrig Autogramme. Neuer Tabellenführer ist der VfB Stuttgart nach einem 4:1 gegen Meister Kaiserslautern.

Vor zehn Jahren startet Zweitligist Union Berlin in den UEFA-Pokal. Den haben sie als Pokalfinalist erreicht, weil Gewinner Schalke in der Champions League startet. Unions Premiere im finnischen Valkeakoski vor nur 2000 Zuschauern glückt – das 1:1 ist eine gute Basis fürs Rückspiel. Unions Helden: Torwart Sven Beuckert, der sogar einen Elfmeter hält, und Torschütze Sreto Ristic.

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22. September

Vor 25 Jahren beginnt in Köln die Ära Christoph Daum. Nach der Entlassung von Cheftrainer Georg Kessler rückt sein Assistent nach. Manager Michael Meier begründet das so: „Wir brauchen keinen Zampano, der müsste sich auch erst einarbeiten. Daum kennt die Kölner Szene bestens.“ Der 32-Jährige ist der jüngste Bundesliga-Trainer 1985/1986 und gibt sich bescheiden: „Ich bin kein Wunderheiler. Ich mache meine Arbeit und versuche, das Beste rauszuholen. Ich war richtig traurig, als Kessler ging.“

Vor zehn Jahren wird der siebte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Tabellenführer Kaiserslautern stellt den Startrekord der Bayern von 1995 ein und gewinnt auch das siebte Spiel – 4:1 gegen Hertha BSC. Das FCK-Motto: Mit alten Tugenden zum neuen Rekord. Trainer Andreas Brehme erklärt: „Unser Geheimnis ist der Teamgeist. Keiner ist sich zu schade, sich für den anderen reinzuhängen.“ Und keiner schimpft mit Mario Basler, der einen Elfmeter hoch übers Tor schießt. Verfolger Bayern hält noch beachtlichen Abstand (fünf Punkte), nimmt aber die Hürde Cottbus (3:0) furios: schon nach drei Minuten steht es 2:0 nach Kopfballtoren von Alex Zickler und Claudio Pizarro. Weitere Treffer nach der Pause: ein Piplica-Eigentor und eine Kastanie, die Linienrichter Josef Webers am Hinterkopf erwischt und eine zweiminütige Unterbrechung bewirkt. Lange Gesichter beim HSV, der im ersten Spiel nach der Entlassung von Trainer Frank Pagelsdorf die höchste Saisonniederlage kassiert. Unter Manager Holger Hieronymus setzt es zu Hause ein 0:4 im Nordderby gegen Werder Bremen. Ein Grund mehr für Hieronymus, einen Trainer zu finden, denn „so geht es nicht weiter“.

23. September

Vor 60 Jahren feiert die Nationalmannschaft ihren zweiten Sieg in Österreich. In Wien schießen Nürnbergs Max Morlock (55.) und der Osnabrücker Hans Haferkamp (87.) den 2:0-Sieg vor 60.000 Zuschauern im Praterstadion, wo die Mehrheit der Zuschauer auf einen Heimsieg eingestellt ist. Denn Österreich hat wieder ein „Wunderteam“, aber Deutschland hat Sepp Herberger auf der Bank und die richtige Taktik. „Vor 60.000 schafft Deutschland europäische Fußball-Sensation“, lobt das Sport Magazin die Elf, in der fünf kommende Weltmeister stehen: Toni Turek, Werner Kohlmeyer, Jupp Posipal, Max Morlock und Fritz Walter. Die Bestnoten erhalten Posipal und der Kölner Paul Mebus – sowie Turek, der „kalt wie ein Eisbär“ im Strafraum die Nerven bewahrt und in der zweiten Halbzeit den Sieg rettet. Fritz Walter sagt hinterher: „Ich bin froh, dass wir gewonnen haben. Eigentlich wollten wir nur ehrenvoll abschneiden.“ Das Selbstbewusstsein muss noch wachsen bei der deutschen Nationalmannschaft, die erst seit November 1950 wieder existiert.

Trotz des Länderspiels findet am selben Tag der sechste Spieltag der Oberliga Nord statt, nur der HSV (Posipal) und Osnabrück (Haferkamp) müssen Nationalspieler entbehren. Prompt verlieren beide, der HSV quittiert vor der Rekordkulisse des Tages (18.000) beim Bremer SV ein 0:3. Osnabrück unterliegt bei Arminia Hannover 0:2 – und so baut Tabellenführer FC St. Pauli dank eines 3:1 in Lüneburg seinen Vorsprung aus. Erleichterung in Bremen: Werder kommt in Göttingen zum ersten Saisonsieg (3:1). Und der Verein telegraphiert das Sport Magazin an: „Hallo, hier ist Werder. Sind noch nicht untergegangen, kommen wieder, alle Gerüchte falsch, haben den ersten Sieg gelandet.“

Vor 30 Jahren kommt die Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation zu einem Kantersieg. In Bochum schlägt sie Finnland mit 7:1. „Bayern-Stars machten alles klar!“ titelt der Kicker. Tatsächlich entfallen sechs Tore auf Spieler des Meisters: Karl-Heinz Rummenigge (3), Paul Breitner (2) und Wolfgang Dremmler. Eröffnen darf den Torreigen jedoch ein Kölner: Klaus Fischer, der sein 25. Länderspieltor im 32. Spiel feiert.

24. September

Vor 50 Jahren wird der achte Spieltag der Oberligen ausgetragen. Der 1. FC Nürnberg und Eintracht Frankfurt stehen punktgleich und ungeschlagen an der Tabellenspitze. Beide nehmen ihre Auswärtshürden, der Club etwas lockerer (4:1 beim VfR Mannheim) als die Eintracht, die vor 20.000 Zuschauern im Karlsruher Wildparkstadion 2:1 siegt. Das verrückteste Spiel steigt im Stuttgarter Necker-Stadion, wo Gastgeber VfB Schweinfurt 05 mit 8:4 schlägt. Dabei ist es lange spannend, nach einer Stunde steht es 4:3, und in der 70. Minute verhindert Nationaltorwart Günter Sawitzki den Ausgleich, als er einen Elfmeter von Aumeier hält. Es ist einer von vier Elfmetern in einem turbulenten Spiel, über das das Sport Magazin richtete: „Man holzte, dass die Fetzen flogen.“ VfB-Stürmer Manfred Reiner schießt vier Tore.

Im Westen ist nur noch Preußen Münster ungeschlagen, Hamborn 07 kommt gegen sie 0:6 unter die Räder. Tabellenführer ist jedoch der 1. FC Köln, der vor 17.000 Zuschauern im Müngersdorfer Stadion gegen Schwarz-Weiß Essen auch sein viertes Heimspiel gewinnt (2:0). Die Gäste tragen mit offensiver Ausrichtung zu einem packenden Spiel bei und werden zumindest mit Lob von Kölns Präsident Franz Kremer belohnt: „Einen solchen Fußball sieht jeder gern. Endlich mal ein Gegner ohne Doppelstopper!“ Schalke 04 behauptet durch ein 2:1 in Oberhausen Platz zwei, Berni Klodt schießt beide Tore. Das ebenbürtige RWO tröstet sich mit den Einnahmen, die die Tagesrekordkulisse (27.000) einbringt. Schalke-Trainer Georg Gawliczek schämt sich fast für die Punkte: „ Man kann uns heute nicht zum Sieg, sondern nur zum Glück gratulieren.“

Im Norden demoralisiert der HSV die Konkurrenz: acht Spiele, acht Siege – diesmal 6:1 in Neumünster; zwei Tore gehen aufs Konto von Uwe Seeler. Lokalrivale Altona 93 fügt Verfolger VfV Hildesheim die erste Niederlage zu, in der Adolf-Jäger-Kampfbahn gibt es drei Elfmeter-Tore und ein 5:3 für die Gastgeber. Noch spannender ist es in Braunschweig, wo die Eintracht Holstein Kiel trotz Pausenrückstands 4:3 bezwingt. Alles schwärmt von Lutz Gerwiens Tor zum 3:2 für Eintracht aus schier unmöglichem Winkel. Im Südwesten ist Tabellenführer FK Pirmasens erneut unterfordert, nach dem 5:0 in Kaiserslautern (beim VfR) lautet das Torverhältnis 35:5. Selbst der ruhmreiche FCK kann nicht mithalten, nach dem 1:1 in Trier beträgt der Rückstand schon vier Punkte.

Vor 25 Jahren gewinnt die Nationalmannschaft ein Testspiel gegen Dänemark 2:0. Teamchef Franz Beckenbauer setzt in der Abwehr zwei Debütanten ein: Leverkusens Libero Thomas Hörster und den Mannheimer Vorstopper Jürgen Kohler. Der 20-jährige Kohler beeindruckt alle und schaltet Weltklasse-Stürmer Preben Elkjaer-Larsen aus. Beckenbauer lobt: „Von Hörster konnte man solch eine starke Partie ja noch erwarten, nicht aber von Kohler. Der konnte gar nicht besser spielen!“ Die Tore fallen schon vor der Pause durch Olaf Thons erstes Länderspieltor und Klaus Allofs. Der Kicker titelt: „Bravo! In diesem Team steckt noch viel mehr“.

Vor 20 Jahren beginnt das DFB-Pokalachtelfinale an einem Dienstag. Sensationen bleiben aus, nur Bayer Leverkusen wankt und muss in Reutlingen (3:2) in die Verlängerung. Werder Bremen gewinnt das Bundesligaduell mit Dynamo Dresden nach Rückstand 4:1, zweimal trifft Stefan Kohn in den letzten fünf Minuten. Mönchengladbach schlägt Fortuna Köln 2:0, und im Zweitligaduell behält Hannover 96 gegen Bayer Uerdingen die Oberhand (1:0). Dabei legt sich Bayer-Manager Felix Magath mit Trainer Friedhelm Funkel an. Auf Funkels Einlassung: „Mit Einstellung hatte das nichts zu tun“, erwidert Magath: „Womit denn wohl sonst?“ 96-Trainer Michael Lorkowski versucht, die Stimmung auf der Pressekonferenz zu entkrampfen: „Will denn keiner wissen, ob wir im Bus, mit der Bahn oder im Flugzeug nach Berlin reisen?“ Niemand ahnt da, dass sich die Frage ein halbes Jahr später tatsächlich stellen wird.

Vor fünf Jahren heißt der neue Bundesliga-Tabellenführer Bayern München, der mit einem mageren 2:1 gegen Aufsteiger Alemannia Aachen Hertha BSC (1:1 in Mainz) ablöst. Mark van Bommel schießt das Siegtor, WM-Held Lukas Podolski schmort bei seinem neuen Klub 90 Minuten auf der Bank und grollt: „Es ist momentan nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe.“ Trainer Felix Magath begründet: „Im Training machte er diese Woche einen unsicheren Eindruck.“

Eintracht Frankfurt kassiert in Stuttgart das 2000. Gegentor in der Bundesliga, freut sich aber trotzdem, denn Alex Meier rettet fast mit Abpfiff noch einen Punkt beim kommenden Meister. Erstmals seit 1993 bleiben die Hessen in den ersten fünf Spielen ungeschlagen.

Das Nordderby (1:1) steht dicht vor dem Abbruch, weil HSV-Fans Werder-Torwart Tim Wiese bewerfen, unter anderem mit einer Flasche mit abgebrochenem Hals. „Das war lebensgefährlich“, klagt Wiese. Von Schiedsrichter Wolfgang Stark veranlasste Durchsagen des Stadionsprechers, der mit Abbruch droht, sorgen dann für Ruhe, bis Abpfiff fliegen nur noch Bälle durch den Werder-Strafraum.

25. September

Vor 40 Jahren wird der achte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Schalke 04 behauptet sich an der Spitze, weil Gegner Fortuna Düsseldorf keine Elfmeter verwandeln kann. Beim Stand von 0:1 scheitert Hans Schulz an Norbert Nigbur, dann zeigt Schalkes Klaus Fichtel, wie man es vom Punkt macht – 0:2 (85.). Fortune Werner Lungwitz hat nicht aufmerksam zugesehen und schießt den dritten Elfmeter des Tages am Flinger Broich an den Pfosten. Bei allem Glück, das der Tabellenführer zu haben pflegt, gibt es auch einen Schalker Pechvogel: Rolf Rüssmann fliegt wegen Schiedsrichterbeleidigung vom Platz, dabei schwört er Stein und Bein, nicht er, sondern auf den Platz gerannte Schalker Fans hätten Walter Eschweiler beschimpft. Verfolger Bayern München spielt erstmals bei Aufsteiger VfL Bochum und gewinnt 2:0, Gerd Müller scheitert mit seinem Elfmeter an Torwart Harry Bohrmann. An diesem Tag keine Besonderheit… Meister Borussia Mönchengladbach hat gegen den HSV (1:0) viel Mühe, erst ein Volleyschuss von Günter Netzer sorgt für klare Verhältnisse.

Vor 20 Jahren entlässt der Tabellenletzte Borussia Mönchengladbach erst zum zweiten Mal in der Bundesliga seinen Trainer vorzeitig. Gerd vom Bruch muss einen Tag nach dem Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals gehen. „In beiderseitigem Einvernehmen“, steht in der Pressemitteilung der Borussen, doch aus vom Bruch spricht die Enttäuschung: „Die Borussia ist mittlerweile ein Klub wie jeder andere.“ Manager Rolf Rüssmann wird vom Rauswurf völlig überrascht, er ist gerade in Schweden auf Spielersuche und entdeckt einen gewissen Martin Dahlin.

Am selben Tag wird das DFB-Pokalachtelfinale 1991/1992 komplettiert. Die Favoriten haben Mühe, aber sie kommen weiter: Meister Kaiserslautern quält sich zu einem 1:0 in Bamberg, der KSC zu einem 1:0 bei den HSV-Amateuren und Aufsteiger Stuttgarter Kickers muss bei Drittligist Viktoria Köln in die Verlängerung (2:1). Standesgemäß ist nur das Resultat des VfB Stuttgart (6:1 beim Freiburger FC), Fritz Walter schießt vier Tore.

Vor fünf Jahren endet der fünfte Bundesliga-Spieltag mit fünf Unentschieden – allesamt 1:1. Das Niveau lässt zu wünschen übrig, nie fielen weniger Tore nach fünf Spielen als 2006/2007. „Zeit, dass sich was dreht“, fordert der Kicker in Anlehnung an Herbert Grönemeyers WM-Song. Uli Hoeneß erklärt den kollektiven Fehlstart so: „Die WM-Teilnehmer hatten sechs Wochen Vollstress. Diese Begeisterung hatte auch ihre negativen Seiten, weil es für die Spieler eine Riesenanstrengung bedeutete.“ Auch die 2. Bundesliga kommt nicht ins Rollen, hier gibt es sogar sieben Unentschieden und vier 1:1.