DFB-Wochenschau: Die Geburt der Weltpokalsieger-Besieger

9. Februar

Vor zehn Jahren trägt die Bundesliga den 22. Spieltag aus. Für die Gäste springt ein einziger Punkt heraus, den Tabellenführer Borussia Dortmund im Schlager bei den Bayern holt. Nach der Münchner Blamage auf St. Pauli ist das Olympiastadion nicht mal ausverkauft. 54.000 Besucher sehen zwei späte Tore, Marcio Amorosos 0:1 hat nur drei Minuten Bestand, dann gleicht Giovane Elber aus. Nun auf Platz sechs abgerutscht, zeigen die Bayern Demut. Elber gesteht: "Von der Meisterschaft können wir nicht mehr reden." Bayer Leverkusen schon eher: Nach dem 5:0 gegen Borussia Mönchengladbach fehlen nur noch zwei Zähler zum BVB. Auch Schalke 04 (4:0 gegen St. Pauli) und Werder Bremen (1:0 gegen Kaiserslautern) hoffen noch auf die Schale.

Hertha BSC ist schon zufrieden, dass die Talfahrt beendet ist. Trainer Falko Götz führt die Berliner bei seiner Premiere zu einem 2:0 gegen den VfB Stuttgart. Marcelinho erzielt beide Tore. Götz wird sogleich auf internationale Ambitionen angesprochen und beschwichtigt: "Der Anfang ist gemacht, doch über Platzierungen rede ich nicht." Hansa Rostock verschafft sich im Abstiegskampf Luft und schlägt den SC Freiburg 4:0. An einem Tag, an dem fast alles gelingt, pariert Torwart Mathias Schober sogar einen Elfmeter. Aber alles klappt eben doch nicht: Schober kugelt sich bei der Parade die Schulter aus und muss ausgewechselt werden.

10. Februar

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Im Süden gibt sich das Spitzenduo keine Blöße. Der 1. FC Nürnberg bleibt nach dem 6:2 gegen die Stuttgarter Kickers Primus, der VfB Stuttgart nach dem 2:0 gegen den FSV Frankfurt Zweiter mit einem Punkt weniger. Nur zwei weitere Mannschaften haben eine positive Punktbilanz: die Main-Rivalen Kickers Offenbach (2:0 in Schweinfurt) und die Eintracht aus Frankfurt (2:0 gegen Fürth), die schon 1952 hitzige Anhänger hat. Nach einem Foul an Eintrachts Joachim Jänisch rennen einige Heißsporne auf den Platz und fordern den Schiedsrichter auf, den Fürther Richard Gottinger vom Platz zu stellen. Der Unparteiische belässt es bei einer Verwarnung, die damals noch verbal ausgedrückt wird. Ab Platz fünf beginnt der irre Abstiegskampf, in den auch der FC Bayern (0:2 bei Waldhof) verstrickt ist. Noch sind sie Neunter, aber Lokalrivale 1860 als Drittletzter hat nur einen Punkt weniger. Ein spätes Tor von Kurt Lauxmann rettet wenigstens das "Löwen"-Remis gegen den VfR Mannheim (1:1). Nur der Letzte VfL Neckarau scheint schon zu resignieren, in Mühlburg setzt es ein 1:7.

Im Westen holen sieben Gästeteams nur einen einzigen Punkt: Lediglich Abstiegskandidat Hamborn 07 erntet beim 1:1 in Meiderich Zählbares. Alle Spitzenteams gewinnen: Schalke 04 im Schneesturm 2:1 gegen Schwarz-Weiß Essen - "Berni Klodt erlöste 15.000" titelt das Sport Magazin. Alemannia Aachen gewinnt ebenfalls 2:1 gegen Borussia Dortmund, Jupp Derwall schießt das Ausgleichstor für den Tabellenzweiten. Der 1. FC Köln (2:0 gegen Katernberg) und Preußen Münster (3:0 gegen Preußen Dellbrück dank zweier Tore von Felix Gerritzen) halten Anschluss. Auch im Titelrennen ist RW Essen, doch RWE schert aus und bestreitet ein Privatspiel gegen Lanus Buenos Aires. Nach zuvor zwei Niederlagen holt sich der entthronte Tabellenführer neues Selbstbewusstsein und gewinnt 5:1. Im Blickpunkt stehen die Neu-Nationalspieler: Helmut Rahn schießt ein Traumtor, Berni Termath verletzt sich an der Augenbraue und wird abtransportiert. Es ist der einzige Wermutstropfen im Essener Freudenbecher. Das Sport Magazin schreibt pathetisch: "Rot-Weiß Essen hat für den deutschen Fußball eine neue Schlacht gewonnen."

Im Norden kommen 15.000 Zuschauer zum Schlager zwischen Eintracht Braunschweig und dem HSV. Die favorisierten Gäste brauchen 81 Minuten bis zum Tor des Tages, das wie meistens auf das Konto von Woitkowiak geht. Der punktgleiche Verfolger VfL Osnabrück zeigt Nehmerqualitäten und gewinnt nach einem denkbar schlechten Start gegen Eimsbüttel 4:2. Die Gäste schießen in den ersten beiden Minuten zwei Tore, aber 8000 Fans treiben den VfL nach der Pause zum Sieg. "So großartig hat eine Osnabrücker Mannschaft seit langem nicht gekämpft", lobt das Sport Magazin.

Im Südwesten gibt es keine Unentschieden und das Spitzentrio fährt Siege ein. Der 1. FC Saarbrücken wahrt seinen Fünf-Punkte-Vorsprung mit einem 2:0 gegen Tura Ludwigshafen, der Deutsche Meister 1. FC Kaiserslautern behauptet sich in gleicher Höhe in Pirmasens. Linksaußen Erwin Scheffler trifft nach einer Ecke von Fritz Walter schon in der ersten Minute und markiert auch den zweiten Treffer für die "Roten Teufel". Das Sport Magazin lobt den "mit sportlichem Anstand ausgetragenen Kampf".



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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

6. Februar

Vor 30 Jahren fallen in der Bundesliga 38 Tore in sieben Spielen, zwei fallen dem Winter zum Opfer. Die Top-Klubs feiern Schützenfeste: Meister FC Bayern fertigt Fortuna Düsseldorf 7:0 ab, das einzige Stürmertor gelingt Kalle Rummenigge. Je zweimal treffen dagegen die Verteidiger Kurt Niedermayer und Klaus Augenthaler. Bayerns Freude steigert das Kölner 2:4 in Frankfurt, die den Münchnern die Tabellenführung einbringt. Daran hat auch Joachim Löw seinen Anteil. Acht Minuten nach seiner Einwechslung verwandelt der Eintracht-Stürmer einen Elfmeter. Auch der zweite Joker, den Lothar Buchmann zieht, sticht: Holger Anthes erzielt das entscheidende vierte Tor. Borussia Mönchengladbach (4:2 gegen Braunschweig) ist nun punktgleicher Zweiter und der HSV meldet auch eindrucksvoll seine Ansprüche an – 6:1 gegen den 1. FC Nürnberg. Bestnoten bekommen die Nationalspieler Manfred Kaltz und Felix Magath, der zwei Tore schießt und laut Kicker "von keinem zu bremsen" war. Forsch ist er auch im Interview: "Entweder die Münchner werden Meister oder wir. Die Chancen der Kölner schätze ich erheblich geringer ein."

Geringer werden auch die Chancen des MSV Duisburg, die Klasse zu halten. Im Westderby gegen Borussia Dortmund setzt es ein 1:2 für den Letzten. In der 2. Liga fällt ein Ergebnis aus dem Rahmen: Die Spielvereinigung Fürth, 17. der Tabelle, putzt den Dritten Hessen Kassel 8:1. In dem Spiel gibt es zudem vier Elfmeter, nur zwei sitzen. Wie kam es zu diesem Resultat? Die Gäste haben die falschen Schuhe an und wirkten "mit ihren stollenlosen Stiefeln manchmal wie ein Schlittschuh laufendes Clownballett" (Kicker).

Vor zehn Jahren endet der 21. Bundesliga-Spieltag mit einer großen Überraschung. Meister Bayern München unterliegt beim Tabellenletzten FC St. Pauli 1:2. Nach zwei Toren binnen drei Minuten von Thomas Meggle und Nico Patschinski verteidigen die Hamburger eine Stunde lang ihren Vorsprung. Nur Willy Sagnol trifft noch für die Bayern, die anschließend die Meisterträume begraben. "Jetzt geht es um Platz drei", sagt Manager Uli Hoeneß in Sorge um den Einzug in die Champions League. Indes feiern 20.000 Pauli-Fans ihre "Weltpokalsiegerbesieger", wie es auf prompt auf den Markt geworfenen T-Shirts zu lesen ist.

Borussia Dortmund festigt derweil seine Tabellenführung, der Vorsprung wächst nach dem 2:0 über Hansa Rostock auf vier Punkte an. Denn Verfolger Bayer Leverkusen unterliegt Schalke 04 nach einem Böhme-Tor 0:1. Der 1. FC Kaiserslautern verpasst den Sprung auf Platz zwei, die Treffer von Mario Basler und Miroslav Klose reichen nicht gegen den HSV, dessen Joker Marek Heinz mit dem ersten Ballkontakt für den 2:2-Endstand sorgt.

Am selben Tag trennt sich Hertha BSC auch offiziell von Trainer Jürgen Röber, Assistent Falko Götz übernimmt den Bundesligisten. Bereits am Vortag hat Röber nach der Niederlage in Cottbus resigniert.

7. Februar

Vor 80 Jahren freuen sich die Bayern-Fans. Die Endrundenspiele um die Süddeutsche Meisterschaft verlaufen nach ihrem Geschmack. Während ihre Elf am fünften Spieltag der Südost-Staffel den VfB Stuttgart 5:2 aus dem Stadion an der Grünwalder Straße fegt, kassiert Lokalrivale TSV 1860 in Fürth ein derbes 1:7. Der Kicker schreibt von "scheinbar von allen Göttern verlassenen Münchner Löwen". Kleeblatt-Stürmer Andreas Franz ist mit drei Treffern der Topscorer des Sonntags, seine Fürther verteidigen damit den Spitzenplatz. Der FC Bayern zieht mit dem 1. FC Nürnberg gleich, der beim Karlsruher FV 2:2 spielt, also da "wo der fünffache deutsche Altmeister, soweit der Chronist zurückdenken kann, noch nie gewonnen hat". Torlos trennen sich der Rastatter FV und der 1. FC Pforzheim. Zwei Spiele vor Schluss kommen noch sechs Mannschaften für die beiden Endrunden-Plätze im Kampf um die Deutsche Meisterschaft in Frage.

Im Nordwesten ist es nicht so spannend, Eintracht Frankfurt marschiert allen davon und hat schon vier Punkte Vorsprung. Das 4:2 gegen Wormatia Worms ist der vierte Sieg im fünften Spiel, drei Tore von August Möbs stellen die Weichen. Der Kicker thematisiert eine andere Zahl: Dass nur 4000 Zuschauer im abgelegenen Waldstadion waren, läge an den 50 Pfennig Fahrtkosten und "das ist heutzutage für Tausende von Fußballanhängern ein so erheblicher Betrag, dass an der Unmöglichkeit, ihn allsonntäglich aufzubringen, der Gang zum Sportplatz scheitert". Fan-Nöte anno 1932.

Jeden Pfennig ist das Spiel des FV Saarbrücken gegen FK Pirmasens, beider in unteren Tabellenregionen platziert, wert – es endet 6:4. Schlusslicht Mainz kommt gegen den Tabellenzweiten VfL Neckarau zu den ersten Punkten (4:2) und das 4:0 von Waldhof Mannheim gegen den FSV Frankfurt ist das torärmste Spiel, verbucht aber mit 6000 Zuschauern die größte Kulisse.

Vor 20 Jahren startet die Bundesliga ins neue Jahr. In den drei Freitagspartien bleiben die Gastgeber sieglos. Der VfL Bochum kann mit dem 0:0 gegen Herbstmeister Eintracht Frankfurt noch zufrieden sein. Dynamo Dresden (1:2 gegen Nürnberg) und der Karlsruher SC (1:2 gegen Wattenscheid) verlieren wichtige Punkte im Abstiegskampf. KSC-Torwart Oliver Kahn verschuldet ein Tor und steht dazu: "Das zweite Tor war mein Fehler. Ich bin sicher, dass es noch schlimmere Erlebnisse geben wird. Wenn ich so etwas verkrafte, bin ich danach umso stärker", sagt der 22-Jährige. Ansichten eines künftigen Weltklassetorwarts.

8. Februar

Vor 40 Jahren enttäuscht Meister Borussia Mönchengladbach seine Anhänger. Im Nachholspiel reicht es zuhause gegen Aufsteiger VfL Bochum nur zu einen 1:1, das zudem wegen des späten Ausgleichs durch Christian Kulik noch glücklich ist. Schmerzlich vermisst wird Berti Vogts. Der frisch gekürte "Fußballer des Jahres" wird am Morgen in Köln am Meniskus operiert. Trainer Hennes Weisweiler klagt: "Wir müssen viel tun, um mit dem Ausfall Bertis fertig zu werden – wenn das überhaupt möglich ist."

Vor 20 Jahren gibt es in den sechs Samstagsspielen der Bundesliga fünf Unentschieden. Tabellenführer Borussia Dortmund reicht das 1:1 beim Tabellenletzten Düsseldorf um oben zu bleiben, das Führungstor von Thomas Helmer egalisiert Fortuna-Debütant Uwe Rahn bei der Premiere des dritten Trainers der Saison, Hans-Jürgen Gede. Ein ganz besonderes Debüt gibt es in Bremen, wo erstmals in der Bundesliga Zuschauer ein Spiel in einer VIP-Loge verfolgen können. Erfinder Willi Lemke ist stolz, dass er zum Rückrundenauftakt bereits 18 der 36 Logen verkauft hat. Lemke sagt: "Man sollte nicht vergessen, dass wir durch diese Einnahmen die Eintrittspreise für den Normalverbraucher stabil halten können." Doch auch den VIP-Fans werden gegen Mönchengladbach keine Tore serviert.

Auf Schalke fallen immerhin zwei Tore, aber auch hier gibt es keinen Sieger – 70.000 Zuschauer sehen ein 1:1 gegen die Bayern. Ironie des Schicksals: Schalkes spätes Ausgleichstor erzielt der von Bayern gekommene Radmilo Mihajlovic. Von Revanche redet der Jugoslawe nicht: "Schließlich hatte ich eine schöne Zeit mit Uli Hoeneß in München." Kaum bemerkt wird der zweite Hundebiss der Bundesliga-Historie, denn Bayerns Thomas Strunz erwischt es nach Abpfiff auf der Tartanbahn. Ein Ordner-Hund beißt Strunz, als der zu einem Interview geht. Es passt zur schmerzhaften Saison der Bayern, die auf Platz elf herumdümpeln.

9. Februar

Vor zehn Jahren trägt die Bundesliga den 22. Spieltag aus. Für die Gäste springt ein einziger Punkt heraus, den Tabellenführer Borussia Dortmund im Schlager bei den Bayern holt. Nach der Münchner Blamage auf St. Pauli ist das Olympiastadion nicht mal ausverkauft. 54.000 Besucher sehen zwei späte Tore, Marcio Amorosos 0:1 hat nur drei Minuten Bestand, dann gleicht Giovane Elber aus. Nun auf Platz sechs abgerutscht, zeigen die Bayern Demut. Elber gesteht: "Von der Meisterschaft können wir nicht mehr reden." Bayer Leverkusen schon eher: Nach dem 5:0 gegen Borussia Mönchengladbach fehlen nur noch zwei Zähler zum BVB. Auch Schalke 04 (4:0 gegen St. Pauli) und Werder Bremen (1:0 gegen Kaiserslautern) hoffen noch auf die Schale.

Hertha BSC ist schon zufrieden, dass die Talfahrt beendet ist. Trainer Falko Götz führt die Berliner bei seiner Premiere zu einem 2:0 gegen den VfB Stuttgart. Marcelinho erzielt beide Tore. Götz wird sogleich auf internationale Ambitionen angesprochen und beschwichtigt: "Der Anfang ist gemacht, doch über Platzierungen rede ich nicht." Hansa Rostock verschafft sich im Abstiegskampf Luft und schlägt den SC Freiburg 4:0. An einem Tag, an dem fast alles gelingt, pariert Torwart Mathias Schober sogar einen Elfmeter. Aber alles klappt eben doch nicht: Schober kugelt sich bei der Parade die Schulter aus und muss ausgewechselt werden.

10. Februar

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Im Süden gibt sich das Spitzenduo keine Blöße. Der 1. FC Nürnberg bleibt nach dem 6:2 gegen die Stuttgarter Kickers Primus, der VfB Stuttgart nach dem 2:0 gegen den FSV Frankfurt Zweiter mit einem Punkt weniger. Nur zwei weitere Mannschaften haben eine positive Punktbilanz: die Main-Rivalen Kickers Offenbach (2:0 in Schweinfurt) und die Eintracht aus Frankfurt (2:0 gegen Fürth), die schon 1952 hitzige Anhänger hat. Nach einem Foul an Eintrachts Joachim Jänisch rennen einige Heißsporne auf den Platz und fordern den Schiedsrichter auf, den Fürther Richard Gottinger vom Platz zu stellen. Der Unparteiische belässt es bei einer Verwarnung, die damals noch verbal ausgedrückt wird. Ab Platz fünf beginnt der irre Abstiegskampf, in den auch der FC Bayern (0:2 bei Waldhof) verstrickt ist. Noch sind sie Neunter, aber Lokalrivale 1860 als Drittletzter hat nur einen Punkt weniger. Ein spätes Tor von Kurt Lauxmann rettet wenigstens das "Löwen"-Remis gegen den VfR Mannheim (1:1). Nur der Letzte VfL Neckarau scheint schon zu resignieren, in Mühlburg setzt es ein 1:7.

Im Westen holen sieben Gästeteams nur einen einzigen Punkt: Lediglich Abstiegskandidat Hamborn 07 erntet beim 1:1 in Meiderich Zählbares. Alle Spitzenteams gewinnen: Schalke 04 im Schneesturm 2:1 gegen Schwarz-Weiß Essen - "Berni Klodt erlöste 15.000" titelt das Sport Magazin. Alemannia Aachen gewinnt ebenfalls 2:1 gegen Borussia Dortmund, Jupp Derwall schießt das Ausgleichstor für den Tabellenzweiten. Der 1. FC Köln (2:0 gegen Katernberg) und Preußen Münster (3:0 gegen Preußen Dellbrück dank zweier Tore von Felix Gerritzen) halten Anschluss. Auch im Titelrennen ist RW Essen, doch RWE schert aus und bestreitet ein Privatspiel gegen Lanus Buenos Aires. Nach zuvor zwei Niederlagen holt sich der entthronte Tabellenführer neues Selbstbewusstsein und gewinnt 5:1. Im Blickpunkt stehen die Neu-Nationalspieler: Helmut Rahn schießt ein Traumtor, Berni Termath verletzt sich an der Augenbraue und wird abtransportiert. Es ist der einzige Wermutstropfen im Essener Freudenbecher. Das Sport Magazin schreibt pathetisch: "Rot-Weiß Essen hat für den deutschen Fußball eine neue Schlacht gewonnen."

Im Norden kommen 15.000 Zuschauer zum Schlager zwischen Eintracht Braunschweig und dem HSV. Die favorisierten Gäste brauchen 81 Minuten bis zum Tor des Tages, das wie meistens auf das Konto von Woitkowiak geht. Der punktgleiche Verfolger VfL Osnabrück zeigt Nehmerqualitäten und gewinnt nach einem denkbar schlechten Start gegen Eimsbüttel 4:2. Die Gäste schießen in den ersten beiden Minuten zwei Tore, aber 8000 Fans treiben den VfL nach der Pause zum Sieg. "So großartig hat eine Osnabrücker Mannschaft seit langem nicht gekämpft", lobt das Sport Magazin.

Im Südwesten gibt es keine Unentschieden und das Spitzentrio fährt Siege ein. Der 1. FC Saarbrücken wahrt seinen Fünf-Punkte-Vorsprung mit einem 2:0 gegen Tura Ludwigshafen, der Deutsche Meister 1. FC Kaiserslautern behauptet sich in gleicher Höhe in Pirmasens. Linksaußen Erwin Scheffler trifft nach einer Ecke von Fritz Walter schon in der ersten Minute und markiert auch den zweiten Treffer für die "Roten Teufel". Das Sport Magazin lobt den "mit sportlichem Anstand ausgetragenen Kampf".

Vor 40 Jahren verkündet der Kicker einen "Ausverkauf bei Bayern". Gerd Müller, Uli Hoeneß und Paul Breitner wollen nach der Saison 1971/1972 gehen. Hoeneß und sein Spezi Breitner hätten "sich gemeinsam einen neuen Arbeitgeber gesucht" und Müller habe "unmissverständlich erklärt, dass er das Vereinstrikot am Ende dieser Saison abzuliefern gedenkt, obwohl ihn sein Vertrag noch ein weiteres Jahr an den FC Bayern bindet". Trainer Udo Lattek ist besorgt: "Die ganze Spielanlage der Mannschaft würde sich ändern." Franz Beckenbauer sorgt sich besonders um seinen Zimmerkollegen Müller und wird so zitiert: "Gerd ist der beste Kumpel. Es wäre schade für uns, wenn er ginge, und auch für mich. Wenn er jedoch viel Geld bekommen kann, muss ich sagen: Tu's." Gegangen ist dann doch keiner.

Vor 30 Jahren schlägt die Nationalmannschaft der DDR Griechenland in Athen 1:0. Der Leipziger Hendrik Liebers entscheidet das Freundschaftsspiel zugunsten der Ostdeutschen.

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Vor zehn Jahren endet der 22. Spieltag der Bundesliga. Der HSV bläst dem Tabellenletzten 1. FC Köln die letzten Hoffnungsfunken aus und gewinnt 4:0. Köln ist seit nunmehr 779 Minuten ohne Tor, und der für eben diese Tore zuständige Zugang Lilian Laslandes kann vorläufig auch nicht helfen: Der Franzose fliegt nach einem Frustfoul vom Platz - wegen seiner Torlosigkeit wird er von FC-Fans als "Laslandesliga" verspottet. Der 1. FC Nürnberg dagegen verlässt mit einem 2:1 gegen 1860 München die Abstiegsränge und schreibt Vereinsgeschichte: Drei Siege am Stück hat es zuvor vor 33 Jahren gegeben.

11. Februar

Vor 50 Jahren spielt die Oberliga. Im Süden kommt das punktgleiche Spitzenduo zu schwer erkämpften Siegen. Ein Elfmeter von Josef Zenger reicht Meister 1. FC Nürnberg gegen VfR Mannheim (1:0), das Rededuell der Trainer vor der Presse hat keinen Sieger. Nürnbergs Herbert Widmayer geißelt die Mannheimer Gangart und spricht von "der unsympathischsten Mannschaft, die hier im Zabo war. Das hat doch mit Fußball nichts mehr zu tun". Kollege Fips Rohr vom VfR verteidigt seine Elf, die durch einen Platzverweis gegen Hermann Sauter dezimiert worden war: "Auf diesem seifigen Boden können doch einige Fouls vorkommen. Sauters Platzverweis war nicht berechtigt. Im Übrigen geradezu eine Psychose, die man hier betreibt. Man traut sich ja kaum mehr, an einen Club-Spieler ranzugehen."

Eintracht Frankfurt feiert vor 18.000 Zuschauern ein 3:1 gegen den Karlsruher SC: Ein Doppelschlag von Lothar Schämer und Dieter Lindner binnen zwei Minuten bricht den Gästen das Genick. Bayern München ist und bleibt Dritter, liegt aber schon sechs Punkte zurück. Dass es nicht mehr geworden sind, liegt wesentlich an Torwart Fritz Kosar, der bei Schwaben Augsburg (2:1) einen Elfmeter von Rainer Vogl hält. Im Gegenzug fällt das 2:0 durch Peter Grosser. Dramatik im Abstiegskampf: Die drei Letzten sind punktgleich. Waldhof Mannheim rettet durch ein spätes Elfmetertor von Hermann Diehl einen Punkt gegen Bayern Hof. Schweinfurt 05 unterliegt dem VfB Stuttgart 2:3, Schlusslicht FSV Frankfurt ertrotzt ein 1:1 bei 1860 München.

Im Westen finden nur vier Spiele statt. Die Pause von Primus 1. FC Köln kann Schalke 04 nicht nutzen. Mit Glück holt der Verfolger einen Punkt aus Meiderich, wo der MSV drei Pfostenschüsse und 16 Ecken zusammenbringt, aber kein Tor. "Mein Sturm enttäuschte total, nur meiner Abwehr verdanken wir den Punkt", sagt Gästetrainer Georg Gawliczek. Aber Schalkes Welt ist trotzdem immer dann in Ordnung, wenn es besser spielt als Borussia Dortmund. Und der BVB unterliegt bei Abstiegskandidat Hamborn 07 0:1. Eine Rarität gibt es in Marl, wo RW Oberhausen binnen drei Minuten zwei Handelfmeter bekommt, die Hans Barwenzik verwandelt. Trotzdem verliert RWO 2:3. Westfalia Herne dreht sein Heimspiel gegen Viktoria Köln und gewinnt nach 0:2-Rückstand 3:2: Jürgen Bandura schießt zwei Tore in einer Minute und Westfalia damit zurück ins Meisterrennen.

Im Norden ist es schon eine Sondermeldung wert, wenn der HSV nicht gewinnt. Der weit enteilte Meister leistet sich in Braunschweig einen Punktverlust, wobei das 2:2 vor ausverkauftem Haus (28.000 Zuschauer) eher ein Gewinn für den Gast ist. Denn bis zur 81. Minute führt die Eintracht, ehe Uwe Seeler ausgleicht. Als er noch mal trifft, ist es zu spät: Unmittelbar vor dem Schuss pfeift der Bremer Unparteiische Lutz ab. Werder Bremen kommt nach einem 3:0 bei Altona 93 auf fünf Punkte an den HSV heran, zweimal trifft Horst Barth. St. Pauli bewältigt sein Trauma namens Hannover 96 und kommt erstmals seit 17 Spielen wieder zu einem Sieg (2:1) gegen den Angstgegner – Rolf Gieselers Tor lässt die Pechserie reißen und das Millerntor erbeben.

12. Februar

Vor 40 Jahren regiert der Pokal. Die Hinspiele im Achtelfinale bringen noch keine Vorentscheidungen. Am höchsten gewinnen Meister Borussia Mönchengladbach (gegen Eintracht Frankfurt) und Werder Bremen (gegen HSV) – jeweils 4:2. Die Bayern müssen nach einer Woche schon wieder nach Braunschweig und wie in der Liga gibt es ein Unentschieden, nun aber ein torloses. Unentschieden enden die Bundesligaduelle Fortuna Düsseldorf gegen Schalke 04 (1:1), MSV Duisburg gegen RW Oberhausen (2:2) und Hannover 96 gegen VfL Bochum (0:0). Am torreichsten geht es in Stuttgart zu, wo der VfB den 1. FC Kaiserslautern 4:3 schlägt und das Weiterkommen nach einer 4:1-Führung noch leichtfertig aufs Spiel setzt.

Einzige Überraschung: Regionalligist Kickers Offenbach mit einem überragenden Siggi Held schlägt den 1. FC Köln 3:1, nur Overaths Tor lässt die Geißböcke noch hoffen. Nur der Bieberer Berg ist nahezu ausverkauft. Der neue Modus mit Rückspielen ist den Zuschauerzahlen nicht förderlich, der Bundesligaskandal tut sein übriges.