DFB-Wochenschau: Die ersten Siege in Wien und Wembley

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

23. April

Vor 90 Jahren kommt die Nationalmannschaft in Wien trotz Personalsorgen zu einem 2:0 gegen Österreich. Nach zahlreichen Absagen nominiert der Spielausschuss auf Hinweis eines Journalisten die Pforzheimer Viktor Weißenbacher und Fritz Wetzel. Als die Nachzügler in die Kabine kommen, sagt Kapitän Hans Kalb vom 1. FC Nürnberg: "Seit wann ziehen sich die Linienrichter mit den Spielern um?" Die "Linienrichter" erweisen sich dann doch als passable Nationalspieler, Debütant Weißenbacher erzielt sogar das erste Tor (69.), dem Altonas Adolf Jäger das 0:2 (77.) folgen lässt. So kommt es im sechsten Spiel zum ersten Sieg gegen den Nachbarn.

Vor 50 Jahren gibt es im zweiten Spiel der Gruppe 1 an Ostermontag 1962 den einzigen Heimsieg des ersten Endrundenspieltags, obgleich sich wohl selten ein Gastgeber weniger heimisch gefühlt haben mag als Schalke 04 beim 3:2 gegen Borussia Neunkirchen. Da die Glückauf-Kampfbahn die vom DFB für Endrundenspiele geforderte Kapazität von 40.000 Plätzen nicht hat, muss Schalke ausgerechnet nach Dortmund ausweichen. Ins Stadion Rote Erde passen 42.000 – und so viele kommen auch.

Sie sehen einen Fehlstart der Schalker, die nach einer Stunde 0:2 zurückliegen, aber noch gewinnen dank dreier Tore binnen 14 Minuten. Waldemar Gerhardt trifft doppelt, Assmy per Handelfmeter. Neunkirchen fühlt sich betrogen, die beiden ersten Tore seien irregulär gewesen. Schiedsrichter Sparing: "Ich musste mich beim ersten Tor auf meinen Linienrichter-Kameraden verlassen. Auch bei dem Vorgang vor dem 2:2 war ich ungünstig postiert." Zeitlose Zitate aus dem Munde der Männer in Schwarz.

Vor 30 Jahren gewinnt Werder Bremen in der Bundesliga gegen den 1. FC Nürnberg an einem Freitagabend mit 3:1. Alle Tore für den Aufsteiger erzielt Uwe Reinders. Die Rehhagel-Elf klettert damit auf Platz vier, da Konkurrent Borussia Dortmund in Düsseldorf 0:0 spielt.

Vor zehn Jahren ist der "Clasico" auch das Halbfinale der Champions League. Real Madrid gewinnt das Hinspiel in Barcelona 2:0. Vor 98.260 Zuschauern schießt Zinedine Zidane Real in Front, Joker McManaman trifft mit dem Abpfiff. Da Bayer Leverkusen noch im Rennen ist, ist das Interesse auch in Deutschland hoch.

24. April

Vor 80 Jahren qualifiziert sich Tennis Borussia Berlin als Vertreter Berlin-Brandenburgs für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Nach dem 2:1 im Hinspiel reicht am Gesundbrunnen vor nur 2000 Zuschauern ein 2:2 gegen Stettin. Der Kicker sieht jedoch schwarz für die Endrunde, denn "selten aber ist eine Berliner Meisterschaft in einem solch mäßigen Stil errungen worden."

Schalke 04 erntet da ganz andere Schlagzeilen nach dem 5:1 in Duisburg beim Meidericher SV, womit die Endrundenteilnahme und das Finale um die Westdeutsche Meisterschaft unter Dach und Fach gebracht ist. 45.000 Zuschauer finden sich in Duisburg ein, was den Kicker zu dem Statement verleitet: "Fußball bleibt der König aller Rasenspiele!".

Im Süden herrscht weitgehend Klarheit: Bayern München und Eintracht Frankfurt, die Pirmasens im Nachholspiel vor 10.000 am Riederwald 1:0 schlägt, bestreiten am 1. Mai 1932 das Finale um die Süddeutsche Meisterschaft und nehmen an der Meister-Endrunde teil. Um die beiden anderen Plätze rangeln noch der 1. FC Nürnberg, der FSV Frankfurt und Stuttgarter Kickers.

Vor 30 Jahren fällt in der Bundesliga eine Vorentscheidung im Titelrennen. Im absoluten Spitzenspiel gewinnt Tabellenführer HSV bei Verfolger Bayern München mit 4:3. Dabei liegen die Hanseaten bis zur 70. Minute mit 1:3 zurück, doch Thomas von Heesen und Nationalstürmer Horst Hrubesch (zwei Tore) sorgen für die Wende. 78.000 Zuschauer sind begeistert und doch entsetzt über Bayerns erste Heimpleite nach 43 Bundesligaspielen. Die Titelverteidigung ist bei drei Zählern Rückstand fast illusorisch. Trainer Pal Csernai sucht Trost: "Jetzt können wir uns auf unsere Pokal-Endspiele konzentrieren." Selbst Platz zwei ist vorerst weg, den holt sich er 1. FC Köln mit einem 4:2 bei Aufsteiger Darmstadt 98. HSV-Trainer Ernst Happel lehnt den von Bayern angebotenen Meister-Sekt zwar ab, findet aber: "Wenn wir jetzt nicht Meister werden, wann dann?"

Im Abstiegskampf rangeln drei Mannschaften um den Relegationsplatz 16, der erstmals in der Bundesliga Rettung verheißt. Verdient hat ihn keiner an diesem 29. Spieltag; außer Darmstadt verlieren auch Duisburg (0:2 in Bielefeld) und Bayer Leverkusen (1:2 vs. Eintracht Frankfurt).

Vor 25 Jahren rückt das Trio der Abstiegskandidaten noch enger zusammen. Während der FC Homburg (0:5 in Kaiserslautern) und Fortuna Düsseldorf (0:4 gegen Bor. Dortmund) deutlich verlieren, gewinnt Schlusslicht Blau-Weiß 90 Berlin erstmals in der Bundesliga ein Auswärtsspiel – 3:1 bei Eintracht Frankfurt. Berlins Held des Freitagabends ist der zweimalige Torschütze Karl-Heinz Riedle, der beteuert: "Von Abstieg kann bei uns keine Rede sein. Den 16. Platz schaffen wir bestimmt." Was so ein Sieg, es ist erst der zweite im 25. Spiel, alles auslösen kann…

Vor 20 Jahren verliert Fortuna Düsseldorf das Heimspiel gegen Dynamo Dresden 1:3 und hat bei sieben Zählern Rückstand auf den 16. Platz nur noch minimale Chancen sich zu retten. Dynamo dagegen verlässt nach acht Wochen wieder die Abstiegsränge. Hansa Rostock rutscht dagegen nach dem 0:2 gegen Bochum immer weiter in den Strudel, der 1991/92 vier Klubs in die 2. Liga reißen wird.

Vor zehn Jahren ertrotzt Bayer Leverkusen in Old Trafford ein 2:2 (0:1) bei Manchester United. Michael Ballack zum 1:1 und Oliver Neuville (2:2) gleichen die jeweilige Führung von Ole Solskjaer und Ruud van Nistelrooy aus, das Finale der Champions League ist nun zum Greifen nahe.

25. April

Vor 75 Jahren spielt die Nationalmannschaft in Hannover gegen Belgien. 60.000 Zuschauer sehen ein 1:0, aber kein gutes Spiel. Das Tor des Tages erzielt Karl Hohmann vom VfL Benrath (17.).

Am selben Tag finden Endrundenspiele der Deutschen Meisterschaft statt. Der HSV erreicht in Gruppe A bereits nach dem vierten von sechs Spielen das Halbfinale, auch Hindenburg Allenstein kommt am Rothenbaum unter die Räder (6:1). Auch Schalke 04 gewinnt in Gruppe B sein viertes Spiel, das 2:1 gegen Hertha BSC (in Dortmund!) reicht aber noch nicht. Denn Werder Bremen (4:0 bei Viktoria Stolp, Hattrick von Fritz Wittenbecher) hält bei zwei Zählern Rückstand noch Anschluss. In Gruppe C fällt die Entscheidung zwischen Wormatia Worms (3:1 gegen Kassel 06) und dem VfB Stuttgart (2:0 vs. Dessau 05). In Gruppe D ist der 1. FC Nürnberg nach dem 1:0 beim VfR Köln durch ein Tor von Max Eiberger fast durch, minimale Chancen bewahrt sich noch Fortuna Düsseldorf (1:1 bei Waldhof Mannheim).

Vor 50 Jahren scheidet Bayern München schon in der 2. Runde des DFB-Pokals aus. Bei der zweitklassigen TSG Ulm 1846 muss der Oberligist beim Stand von 3:3 in die Verlängerung, in der nur noch Ulms Ruoff trifft.

Vor 25 Jahren fallen in der Bundesliga am 26. Spieltag 37 Tore. Das größte Schützenfest wird am Bökelberg gefeiert, wo Borussia Mönchengladbach Waldhof Mannheim 7:2 abfertigt. Ausgerechnet der Ex-Mannheimer Uwe Rahn zeigt am wenigsten Erbarmen und schießt vier Tore. Rahn: "Gegen meinen alten Klub will ich es immer besonders wissen." Das Spitzen-Duo kommt etwas unspektakulärer zu Punkten: Meister Bayern gewinnt in Bochum 2:1, der HSV mit dem gleichen Resultat gegen Bayer Uerdingen. Bayern feiert Jean-Marie Pfaff, der beim Stand von 1:1 einen Elfmeter hält. Im Gegenzug gelingt Lothar Matthäus das Siegtor – und das, obwohl Trainer Udo Lattek nach dem anstrengenden Spiel bei Real Madrid mit der ganzen Mannschaft in einen Biergarten geht statt zu trainieren. Doch die in der Saison 1986/1987 nur einmal geschlagenen Bayern können es sich leisten.

Die Langeweile an allen Fronten schlägt sich auf die Zuschauerzahlen nieder, 159.200 bedeuten eine Auslastung von 34%. Selbst das Treffen der namhaften West-Klubs 1. FC Köln und Schalke 04 (3:2) zieht nur 13.000 Fans an. Kurios: Die wenigsten (6000 am Bökelberg) sehen die meisten Tore.

Vor 20 Jahren kommt in das dramatische Titelrennen noch mehr Spannung. Nach den Resultaten des 34. Spieltags einer Saison, die 38 hat, ist das Spitzentrio punktgleich. Was am 2:4 von Borussia Dortmund im Gipfeltreffen beim VfB Stuttgart und dem 3:1 der Frankfurter in Leverkusen liegt. Die Hessen sind wegen der besseren Tordifferenz nun wieder Erster, vor dem VfB und Borussia. Im ausverkauften Neckar-Stadion fällt die Entscheidung erst in letzter Minute, als Maurizio Gaudino das 4:2 erzielt. Noch torhungriger ist Stürmer Fritz Walter, der nach seinem Doppelschlag die Torschützenwertung mit 18 Treffern anführt. Das Spiel steht am Beginn der akribischen Datenerfassung in der Bundesliga. So ermittelt Pay-TV-Sender Premiere, dass VfB-Keeper Eike Immel deutlich weiter abschlägt (71,30 Meter) als Kollege Stefan Klos (58,40). Werte, die 30 Jahre lang keiner brauchte…

Im Schatten des Gipfeltreffens verläuft der Klassiker einer früheren Epoche. Gladbach (12.) gegen Bayern (10.) ist nur noch ein ganz normales Bundesligaspiel mit einem ganz normalen Ergebnis (1:1). Immerhin ist der Bökelberg ausverkauft. Einziger Aufreger: Borussias Fans verhöhnen Bayerns Stefan Effenberg bei seiner Rückkehr und singen: "Ohne Judas fahren wir nach Berlin". Effenberg gekränkt: "Vier Jahre habe ich für Borussia die Knochen hingehalten. Das haben die Leute wohl vergessen." Pfiffe gibt es an einem Tag mit sechs Auswärtssiegen fast in allen Stadien. Besonders auf Schalke, wo sich die Knappen gegen Aufsteiger Stuttgarter Kickers (1:2) blamieren. Jens Lehmann leitet das Desaster mit einem Tritt in den Boden ein. "Ich bin tief deprimiert, hoffentlich passiert mir das nur einmal in meiner Karriere", sagt der junge Torwart.

Auch in der 2. Liga tun sich die Gastgeber schwer. Aus dem Rahmen fällt die 0:5-Pleite von Hertha BSC im entscheidenden Spiel um den Aufstieg gegen Bayer Uerdingen vor 22.889 Zuschauer. So viele werden so schnell nicht wieder ins Olympiastadion kommen.

26. April

Vor 70 Jahren werden vier weitere Gau-Meister gekürt. Schweinfurt 05 schlägt Bayern München und vertritt Bayern bei der Meister-Endrunde. Hamborn 07 ist nach dem 5:0 über Duisburg 48/99 Niederrhein-Meister, Stade Düdelingen (4:2 vs. Eintr. Kreuznach) vertritt das Moselland und die SS-Sportgemeinschaft Straßburg (5:0 vs. Schweighausen) das Elsaß. Der HSV droht dagegen zusehen zu müssen, das 1:2 im Spitzenspiel vor 18.000 Zuschauern verschafft dem Turnerbund Eimsbüttel beste Aussichten vor dem letzten Spiel der "Nordmark".

27. April

Vor 60 Jahren startet die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft 1952 mit Überraschungen. In Gruppe 1 überfährt der 1. FC Saarbrücken Schalke 04 vor eigenem Publikum (32.000) mit 4:1. Die entnervten Schalker verschießen beim Stand von 0:3 gar einen Elfmeter – Paul Matzkowski scheitert an Erwin Strempel – und ernten nur Mitleid. Das Sport Magazin stellt fest: "der Glanz ihres Spiels hat an Leuchtkraft so viel verloren, dass einem Wehmut überkommt…".

Im Parallelspiel schlägt der HSV erstmals in einem Endrundenmatch den 1. FC Nürnberg, am Ende heißt es am Rothenbaum 4:2. Der HSV überrollt die Franken regelrecht und führt nach 13 Minuten bereits 2:0 durch Tore von Franz Klepacz und Werner Harden, dem auch das 4:1 gelingt. Herbert Woitkowiak sorgt zuvor für den 3:1-Pausenstand, beide Club-Tore markiert Konrad Winterstein.

In Gruppe 2 gibt es keinen Heimsieg. Außenseiter VfL Osnabrück trotzt dem VfB Stuttgart immerhin ein 0:0 ab, VfB-Torwart Karl Bögelein verhindert Schlimmeres. Kaum zu glauben ist das Ergebnis aus Essen, wo West-Meister RWE gegen Tennis Borussia Berlin 2:4 unterliegt. Das Niveau des Fußballs in der Westzone der geteilten Stadt gilt als zu niedrig als dass man dem Berliner Oberliga-Meister eine gute Rolle zutraut – und dann das.

"Kaltblütig wie englische Profis: Tennis Borussia" titelt das Sport Magazin. Dabei führt Rot-Weiß bis zur 75. Minute nach zwei Toren von August Gottschalk 2:1, doch dann kommt TeBe: Gerhard Graf (2) und Horst Schmutzler wenden das Blatt zum Entsetzen der Zuschauer. "Man muss dieses eisige Schweigen der 40000 erlebt haben, die es einfach nicht fassen konnten, dass in nicht ganz fünf Minuten drei Tore gegen ihren Meister fielen." (Sport Magazin). Sepp Herberger ist auch unter ihnen, schweigt aber nicht. "Essen fehlt die echte Begeisterung!", richtet der Bundestrainer.

Vor 30 Jahren startet die Bundesliga in eine Englische Woche. Tabellenführer HSV etwas holprig, gegen Abstiegskandidat Bayer Leverkusen reicht es nur zu einem 0:0. Horst Hrubesch gibt angesichts der Leverkusener Großchancen zu: "Ein Glück, dass wir nicht verloren haben." Das hat der HSV freilich seit bereits elf Spielen nicht. Am Betzenberg findet wieder eines der typischen Flutlicht-Dramen statt: Eintracht Braunschweig führt bis zur 78. Minute mit 3:2 und verliert gegen Kaiserslautern doch noch 3:5. Kurios: die acht Tore erzielen acht verschiedene Torschützen.

In Nürnberg dagegen verspielt Gastgeber 1. FCN gegen Fortuna Düsseldorf eine 2:0-Führung und damit die Chance zur vorzeitigen Rettung. Die rückt Fortuna wieder etwas näher. Der 19-jährige Holger Fach verkürzt, Günter Thiele gleicht in letzter Minute aus, als die Clubberer wohl gedanklich schon beim Pokalfinale gegen die Bayern sind.

Vor 20 Jahren trennt sich Schalke 04 von Berater Günter Netzer. Der Ex-Nationalspieler wohnt in Zürich und hat vorwiegend am Telefon Kontakt gehalten und Einfluss genommen. Präsident Günter Eichberg: "Ich war optimistisch, dass unser Modell eine Bereicherung für die Bundesliga sein würde. Es ist jetzt nicht leicht, dass ich einen Fehler zugeben muss." Künftig wolle Schalke wieder "auf einen klassischen Manager setzen". Netzers Konter: "Ich schaue mir aus der Ferne genüsslich an, was in Schalke passiert."

Vor zehn Jahren ändern sich die Vorzeichen in der Meisterfrage 2001/2002 gewaltig. Bayer Leverkusen kassiert beim 0:1 in Nürnberg seine zweite Niederlage in Folge und büßt auf der Zielgeraden die Tabellenführung ein. Trainer Klaus Toppmöller gibt Durchhalteparolen aus: "Nur wer liegen bleibt, wird auch im Leben versagen." Oben steht plötzlich Borussia Dortmund, das zwei Spiele zuvor noch fünf Punkte zurückgelegen hat. Ein einmaliges Überholmanöver in der Bundesliga-Historie!

Die Borussen kommen in einem hochemotionalen Spiel beim HSV zu einem 4:3, den Trainer Matthias Sammer schon ab der 15. Minute von der Tribüne aus verfolgt. Er hat ein Foul von Sergej Barbarez an Tomas Rosicky allzu emotional beklagt. Sammer: "Die Sache tut mir leid. Da war ich kein Vorbild, das sollte einem Trainer nicht passieren." Auch zwei Spieler müssen hinter die Barrieren: Hamburgs Ingo Hertzsch und Borusse Christian Wörns werden von Herbert Fandel noch in der ersten Halbzeit des Feldes verwiesen. Ferner gibt es sechs Verwarnungen – und sieben Tore.

Matchwinner sind die BVB-Legionäre Marcio Amoroso (2 Tore), Marcel Koller und Rosicky (je eins). HSV-Spieler Bernd Hollerbach gratuliert bereits zur Meisterschaft, Auf die hofft auch der FC Bayern wieder, nach dem 1:0 in Wolfsburg liegt der Titelverteidiger nur zwei Zähler zurück. Nun setzen sie wieder auf den Psychofaktor. Trainer Ottmar Hitzfeld: "Es ist bekannt, dass Bayern am Schluss die Nerven behält. Und die anderen haben Angst. Ich glaube an den Titel."

Nürnbergs Sieg durch ein Kopfballtor von Marek Nikl schafft noch mehr Fakten: der Club rettet sich, der 1. FC Köln und der SC Freiburg, die einander in Köln gegenüberstehen (2:0), steigen mit St. Pauli (2:3 in Bremen) ab. Auch Hansa Rostock (1:1 gegen Gladbach) bleibt drin. "Es ist das schönste Unentschieden meiner Karriere", freut sich Hansa-Coach Armin Veh. Hertha BSC sichert sich mit einem 2:0 gegen Schalke vor ausverkauftem Haus (55.000 auf der Baustelle Olympia-Stadion) die Teilnahme am UEFA-Cup und den 200. Heimsieg in der Bundesliga.

28. April

Vor 50 Jahren wird der 2. Endrunden-Spieltag ausgetragen. In Gruppe 1 treibt Weltmeister Max Morlock den 1. FC Nürnberg noch zu einem 3:2 gegen Borussia Neunkirchen. Der Südwest-Meister führt in Ludwigshafen bis zur 62. Minute mit 2:0, dann leitet ein Eigentor von Günter Schröder die Wende ein. Richard Albrechts Doppelschlag binnen vier Minuten lässt den amtierenden Meister jubeln, aber bester Mann ist der fast 37-jährige Morlock. Der Club steht nun mit einem Bein im Finale, denn Verfolger Schalke kommt in Köln gegen Tasmania Berlin nur zu einem 1:1. Durch Horst Assmy geht Schalke nach 50 Minuten per Elfmeter in Führung, aber drei Minuten vor Abpfiff wirft reißt Ausgleich die Königsblauen aus allen Siegträumen. Nun kommt es in Nürnberg zum Finale ums Finale.

In Gruppe 2 haben noch drei Mannschaften Chancen, doch dem 1. FC Köln reicht nach seinem zweiten Sieg (1:0 gegen den HSV in Hannover; Tor von Christian Müller) bereits ein Punkt gegen Prügelknabe FK Pirmasens. Der FKP kommt nach dem 3:6 gegen den HSV in der Vorwoche gegen Eintracht Frankfurt gar mit 1:8 unter die Räder. 45.000 Zuschauer sehen in Stuttgart eine einseitige Partie, in der die Pfälzer quasi "gesteinigt" werden – Frankfurts Erwin Stein erzielt alleine fünf Tore. FKP-Trainer Oswald Pfau: "Was soll man da machen? Wenn die Abwehr so porös ist, nutzt das gute Sturmspiel nichts." Angesichts der Form der Pirmasenser zweifelt niemand am Finaleinzug des 1. FC Köln, der laut Sport Magazin "aus dem echten Holz eines kommenden deutschen Meisters geschnitzt ist".

Vor 30 Jahren wird der 30. Bundesliga-Spieltag mit sechs Mittwoch-Partien abgeschlossen. Die Verfolger des HSV nutzen dessen Ausrutscher vom Vortag (0:0 vs. Leverkusen) und rücken heran. Der 1. FC Köln ist nach dem 4:2 gegen Werder Bremen nach Pluspunkten gleichauf, Bayern München liegt nach dem 3:2 in Duisburg zwei Zähler zurück. Die Überraschung des Tages ereignet sich im Neckar-Stadion, wo Arminia Bielefeld beim VfB Stuttgart 3:2 gewinnt. Ein Elfmeter des eingewechselten Frank Pagelsdorf beschert den Ost-Westfalen den Klassenerhalt.

Vor 20 Jahren ist das Nord-Derby zwischen Werder Bremen und dem HSV ein Nachholspiel. Es endet 1:1, der HSV setzt sich von den Abstiegsrängen ab. Die Art, sich darüber zu freuen, ist diskutabel: aus der HSV-Kurve zischen Raketen aufs Feld, Linienrichter Geipl krümmt sich vor Schmerzen. Er wird leicht am Auge getroffen.

29. April

Vor 40 Jahren feiert die Nationalmannschaft einen historischen Triumph. Im EM-Viertelfinale im Londoner Wembley-Stadion gelingt der ersatzgeschwächten Elf von Bundestrainer Helmut Schön der erste Sieg in England (3:1) überhaupt. Darüber hinaus bietet sie eine grandiose Leistung, es ist die Geburtsstunde des "Ramba-Zamba-Fußballs", wie die Bild-Zeitung titelt. Gemeint ist das Wechselspiel der Anführer, Libero Franz Beckenbauer und Spielmacher Günter Netzer.

Die Tore erzielen Uli Hoeneß (26.), Netzer per Strafstoß (85.) und Gerd Müller (89.), England gleicht durch Francis Lee kurzfristig aus (77.). "Oh, what a black day for England", titelt der Sunday Express. In der Tat: Die Endrunde 1972 hätte in England stattfinden sollen, sofern sich das eigene Team qualifiziert hätte. Noch bleibt die kleine Chance auf ein Wunder in 14 Tagen in Berlin.

Vor 25 Jahren verliert die DDR-Auswahl in Kiew gegen die Sowjetunion ihr EM-Qualifikationsspiel mit 0:2.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

23. April

Vor 90 Jahren kommt die Nationalmannschaft in Wien trotz Personalsorgen zu einem 2:0 gegen Österreich. Nach zahlreichen Absagen nominiert der Spielausschuss auf Hinweis eines Journalisten die Pforzheimer Viktor Weißenbacher und Fritz Wetzel. Als die Nachzügler in die Kabine kommen, sagt Kapitän Hans Kalb vom 1. FC Nürnberg: "Seit wann ziehen sich die Linienrichter mit den Spielern um?" Die "Linienrichter" erweisen sich dann doch als passable Nationalspieler, Debütant Weißenbacher erzielt sogar das erste Tor (69.), dem Altonas Adolf Jäger das 0:2 (77.) folgen lässt. So kommt es im sechsten Spiel zum ersten Sieg gegen den Nachbarn.

Vor 50 Jahren gibt es im zweiten Spiel der Gruppe 1 an Ostermontag 1962 den einzigen Heimsieg des ersten Endrundenspieltags, obgleich sich wohl selten ein Gastgeber weniger heimisch gefühlt haben mag als Schalke 04 beim 3:2 gegen Borussia Neunkirchen. Da die Glückauf-Kampfbahn die vom DFB für Endrundenspiele geforderte Kapazität von 40.000 Plätzen nicht hat, muss Schalke ausgerechnet nach Dortmund ausweichen. Ins Stadion Rote Erde passen 42.000 – und so viele kommen auch.

Sie sehen einen Fehlstart der Schalker, die nach einer Stunde 0:2 zurückliegen, aber noch gewinnen dank dreier Tore binnen 14 Minuten. Waldemar Gerhardt trifft doppelt, Assmy per Handelfmeter. Neunkirchen fühlt sich betrogen, die beiden ersten Tore seien irregulär gewesen. Schiedsrichter Sparing: "Ich musste mich beim ersten Tor auf meinen Linienrichter-Kameraden verlassen. Auch bei dem Vorgang vor dem 2:2 war ich ungünstig postiert." Zeitlose Zitate aus dem Munde der Männer in Schwarz.

Vor 30 Jahren gewinnt Werder Bremen in der Bundesliga gegen den 1. FC Nürnberg an einem Freitagabend mit 3:1. Alle Tore für den Aufsteiger erzielt Uwe Reinders. Die Rehhagel-Elf klettert damit auf Platz vier, da Konkurrent Borussia Dortmund in Düsseldorf 0:0 spielt.

Vor zehn Jahren ist der "Clasico" auch das Halbfinale der Champions League. Real Madrid gewinnt das Hinspiel in Barcelona 2:0. Vor 98.260 Zuschauern schießt Zinedine Zidane Real in Front, Joker McManaman trifft mit dem Abpfiff. Da Bayer Leverkusen noch im Rennen ist, ist das Interesse auch in Deutschland hoch.

24. April

Vor 80 Jahren qualifiziert sich Tennis Borussia Berlin als Vertreter Berlin-Brandenburgs für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Nach dem 2:1 im Hinspiel reicht am Gesundbrunnen vor nur 2000 Zuschauern ein 2:2 gegen Stettin. Der Kicker sieht jedoch schwarz für die Endrunde, denn "selten aber ist eine Berliner Meisterschaft in einem solch mäßigen Stil errungen worden."

Schalke 04 erntet da ganz andere Schlagzeilen nach dem 5:1 in Duisburg beim Meidericher SV, womit die Endrundenteilnahme und das Finale um die Westdeutsche Meisterschaft unter Dach und Fach gebracht ist. 45.000 Zuschauer finden sich in Duisburg ein, was den Kicker zu dem Statement verleitet: "Fußball bleibt der König aller Rasenspiele!".

Im Süden herrscht weitgehend Klarheit: Bayern München und Eintracht Frankfurt, die Pirmasens im Nachholspiel vor 10.000 am Riederwald 1:0 schlägt, bestreiten am 1. Mai 1932 das Finale um die Süddeutsche Meisterschaft und nehmen an der Meister-Endrunde teil. Um die beiden anderen Plätze rangeln noch der 1. FC Nürnberg, der FSV Frankfurt und Stuttgarter Kickers.

Vor 30 Jahren fällt in der Bundesliga eine Vorentscheidung im Titelrennen. Im absoluten Spitzenspiel gewinnt Tabellenführer HSV bei Verfolger Bayern München mit 4:3. Dabei liegen die Hanseaten bis zur 70. Minute mit 1:3 zurück, doch Thomas von Heesen und Nationalstürmer Horst Hrubesch (zwei Tore) sorgen für die Wende. 78.000 Zuschauer sind begeistert und doch entsetzt über Bayerns erste Heimpleite nach 43 Bundesligaspielen. Die Titelverteidigung ist bei drei Zählern Rückstand fast illusorisch. Trainer Pal Csernai sucht Trost: "Jetzt können wir uns auf unsere Pokal-Endspiele konzentrieren." Selbst Platz zwei ist vorerst weg, den holt sich er 1. FC Köln mit einem 4:2 bei Aufsteiger Darmstadt 98. HSV-Trainer Ernst Happel lehnt den von Bayern angebotenen Meister-Sekt zwar ab, findet aber: "Wenn wir jetzt nicht Meister werden, wann dann?"

Im Abstiegskampf rangeln drei Mannschaften um den Relegationsplatz 16, der erstmals in der Bundesliga Rettung verheißt. Verdient hat ihn keiner an diesem 29. Spieltag; außer Darmstadt verlieren auch Duisburg (0:2 in Bielefeld) und Bayer Leverkusen (1:2 vs. Eintracht Frankfurt).

Vor 25 Jahren rückt das Trio der Abstiegskandidaten noch enger zusammen. Während der FC Homburg (0:5 in Kaiserslautern) und Fortuna Düsseldorf (0:4 gegen Bor. Dortmund) deutlich verlieren, gewinnt Schlusslicht Blau-Weiß 90 Berlin erstmals in der Bundesliga ein Auswärtsspiel – 3:1 bei Eintracht Frankfurt. Berlins Held des Freitagabends ist der zweimalige Torschütze Karl-Heinz Riedle, der beteuert: "Von Abstieg kann bei uns keine Rede sein. Den 16. Platz schaffen wir bestimmt." Was so ein Sieg, es ist erst der zweite im 25. Spiel, alles auslösen kann…

Vor 20 Jahren verliert Fortuna Düsseldorf das Heimspiel gegen Dynamo Dresden 1:3 und hat bei sieben Zählern Rückstand auf den 16. Platz nur noch minimale Chancen sich zu retten. Dynamo dagegen verlässt nach acht Wochen wieder die Abstiegsränge. Hansa Rostock rutscht dagegen nach dem 0:2 gegen Bochum immer weiter in den Strudel, der 1991/92 vier Klubs in die 2. Liga reißen wird.

Vor zehn Jahren ertrotzt Bayer Leverkusen in Old Trafford ein 2:2 (0:1) bei Manchester United. Michael Ballack zum 1:1 und Oliver Neuville (2:2) gleichen die jeweilige Führung von Ole Solskjaer und Ruud van Nistelrooy aus, das Finale der Champions League ist nun zum Greifen nahe.

25. April

Vor 75 Jahren spielt die Nationalmannschaft in Hannover gegen Belgien. 60.000 Zuschauer sehen ein 1:0, aber kein gutes Spiel. Das Tor des Tages erzielt Karl Hohmann vom VfL Benrath (17.).

Am selben Tag finden Endrundenspiele der Deutschen Meisterschaft statt. Der HSV erreicht in Gruppe A bereits nach dem vierten von sechs Spielen das Halbfinale, auch Hindenburg Allenstein kommt am Rothenbaum unter die Räder (6:1). Auch Schalke 04 gewinnt in Gruppe B sein viertes Spiel, das 2:1 gegen Hertha BSC (in Dortmund!) reicht aber noch nicht. Denn Werder Bremen (4:0 bei Viktoria Stolp, Hattrick von Fritz Wittenbecher) hält bei zwei Zählern Rückstand noch Anschluss. In Gruppe C fällt die Entscheidung zwischen Wormatia Worms (3:1 gegen Kassel 06) und dem VfB Stuttgart (2:0 vs. Dessau 05). In Gruppe D ist der 1. FC Nürnberg nach dem 1:0 beim VfR Köln durch ein Tor von Max Eiberger fast durch, minimale Chancen bewahrt sich noch Fortuna Düsseldorf (1:1 bei Waldhof Mannheim).

Vor 50 Jahren scheidet Bayern München schon in der 2. Runde des DFB-Pokals aus. Bei der zweitklassigen TSG Ulm 1846 muss der Oberligist beim Stand von 3:3 in die Verlängerung, in der nur noch Ulms Ruoff trifft.

Vor 25 Jahren fallen in der Bundesliga am 26. Spieltag 37 Tore. Das größte Schützenfest wird am Bökelberg gefeiert, wo Borussia Mönchengladbach Waldhof Mannheim 7:2 abfertigt. Ausgerechnet der Ex-Mannheimer Uwe Rahn zeigt am wenigsten Erbarmen und schießt vier Tore. Rahn: "Gegen meinen alten Klub will ich es immer besonders wissen." Das Spitzen-Duo kommt etwas unspektakulärer zu Punkten: Meister Bayern gewinnt in Bochum 2:1, der HSV mit dem gleichen Resultat gegen Bayer Uerdingen. Bayern feiert Jean-Marie Pfaff, der beim Stand von 1:1 einen Elfmeter hält. Im Gegenzug gelingt Lothar Matthäus das Siegtor – und das, obwohl Trainer Udo Lattek nach dem anstrengenden Spiel bei Real Madrid mit der ganzen Mannschaft in einen Biergarten geht statt zu trainieren. Doch die in der Saison 1986/1987 nur einmal geschlagenen Bayern können es sich leisten.

Die Langeweile an allen Fronten schlägt sich auf die Zuschauerzahlen nieder, 159.200 bedeuten eine Auslastung von 34%. Selbst das Treffen der namhaften West-Klubs 1. FC Köln und Schalke 04 (3:2) zieht nur 13.000 Fans an. Kurios: Die wenigsten (6000 am Bökelberg) sehen die meisten Tore.

Vor 20 Jahren kommt in das dramatische Titelrennen noch mehr Spannung. Nach den Resultaten des 34. Spieltags einer Saison, die 38 hat, ist das Spitzentrio punktgleich. Was am 2:4 von Borussia Dortmund im Gipfeltreffen beim VfB Stuttgart und dem 3:1 der Frankfurter in Leverkusen liegt. Die Hessen sind wegen der besseren Tordifferenz nun wieder Erster, vor dem VfB und Borussia. Im ausverkauften Neckar-Stadion fällt die Entscheidung erst in letzter Minute, als Maurizio Gaudino das 4:2 erzielt. Noch torhungriger ist Stürmer Fritz Walter, der nach seinem Doppelschlag die Torschützenwertung mit 18 Treffern anführt. Das Spiel steht am Beginn der akribischen Datenerfassung in der Bundesliga. So ermittelt Pay-TV-Sender Premiere, dass VfB-Keeper Eike Immel deutlich weiter abschlägt (71,30 Meter) als Kollege Stefan Klos (58,40). Werte, die 30 Jahre lang keiner brauchte…

Im Schatten des Gipfeltreffens verläuft der Klassiker einer früheren Epoche. Gladbach (12.) gegen Bayern (10.) ist nur noch ein ganz normales Bundesligaspiel mit einem ganz normalen Ergebnis (1:1). Immerhin ist der Bökelberg ausverkauft. Einziger Aufreger: Borussias Fans verhöhnen Bayerns Stefan Effenberg bei seiner Rückkehr und singen: "Ohne Judas fahren wir nach Berlin". Effenberg gekränkt: "Vier Jahre habe ich für Borussia die Knochen hingehalten. Das haben die Leute wohl vergessen." Pfiffe gibt es an einem Tag mit sechs Auswärtssiegen fast in allen Stadien. Besonders auf Schalke, wo sich die Knappen gegen Aufsteiger Stuttgarter Kickers (1:2) blamieren. Jens Lehmann leitet das Desaster mit einem Tritt in den Boden ein. "Ich bin tief deprimiert, hoffentlich passiert mir das nur einmal in meiner Karriere", sagt der junge Torwart.

Auch in der 2. Liga tun sich die Gastgeber schwer. Aus dem Rahmen fällt die 0:5-Pleite von Hertha BSC im entscheidenden Spiel um den Aufstieg gegen Bayer Uerdingen vor 22.889 Zuschauer. So viele werden so schnell nicht wieder ins Olympiastadion kommen.

26. April

Vor 70 Jahren werden vier weitere Gau-Meister gekürt. Schweinfurt 05 schlägt Bayern München und vertritt Bayern bei der Meister-Endrunde. Hamborn 07 ist nach dem 5:0 über Duisburg 48/99 Niederrhein-Meister, Stade Düdelingen (4:2 vs. Eintr. Kreuznach) vertritt das Moselland und die SS-Sportgemeinschaft Straßburg (5:0 vs. Schweighausen) das Elsaß. Der HSV droht dagegen zusehen zu müssen, das 1:2 im Spitzenspiel vor 18.000 Zuschauern verschafft dem Turnerbund Eimsbüttel beste Aussichten vor dem letzten Spiel der "Nordmark".

27. April

Vor 60 Jahren startet die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft 1952 mit Überraschungen. In Gruppe 1 überfährt der 1. FC Saarbrücken Schalke 04 vor eigenem Publikum (32.000) mit 4:1. Die entnervten Schalker verschießen beim Stand von 0:3 gar einen Elfmeter – Paul Matzkowski scheitert an Erwin Strempel – und ernten nur Mitleid. Das Sport Magazin stellt fest: "der Glanz ihres Spiels hat an Leuchtkraft so viel verloren, dass einem Wehmut überkommt…".

Im Parallelspiel schlägt der HSV erstmals in einem Endrundenmatch den 1. FC Nürnberg, am Ende heißt es am Rothenbaum 4:2. Der HSV überrollt die Franken regelrecht und führt nach 13 Minuten bereits 2:0 durch Tore von Franz Klepacz und Werner Harden, dem auch das 4:1 gelingt. Herbert Woitkowiak sorgt zuvor für den 3:1-Pausenstand, beide Club-Tore markiert Konrad Winterstein.

In Gruppe 2 gibt es keinen Heimsieg. Außenseiter VfL Osnabrück trotzt dem VfB Stuttgart immerhin ein 0:0 ab, VfB-Torwart Karl Bögelein verhindert Schlimmeres. Kaum zu glauben ist das Ergebnis aus Essen, wo West-Meister RWE gegen Tennis Borussia Berlin 2:4 unterliegt. Das Niveau des Fußballs in der Westzone der geteilten Stadt gilt als zu niedrig als dass man dem Berliner Oberliga-Meister eine gute Rolle zutraut – und dann das.

"Kaltblütig wie englische Profis: Tennis Borussia" titelt das Sport Magazin. Dabei führt Rot-Weiß bis zur 75. Minute nach zwei Toren von August Gottschalk 2:1, doch dann kommt TeBe: Gerhard Graf (2) und Horst Schmutzler wenden das Blatt zum Entsetzen der Zuschauer. "Man muss dieses eisige Schweigen der 40000 erlebt haben, die es einfach nicht fassen konnten, dass in nicht ganz fünf Minuten drei Tore gegen ihren Meister fielen." (Sport Magazin). Sepp Herberger ist auch unter ihnen, schweigt aber nicht. "Essen fehlt die echte Begeisterung!", richtet der Bundestrainer.

Vor 30 Jahren startet die Bundesliga in eine Englische Woche. Tabellenführer HSV etwas holprig, gegen Abstiegskandidat Bayer Leverkusen reicht es nur zu einem 0:0. Horst Hrubesch gibt angesichts der Leverkusener Großchancen zu: "Ein Glück, dass wir nicht verloren haben." Das hat der HSV freilich seit bereits elf Spielen nicht. Am Betzenberg findet wieder eines der typischen Flutlicht-Dramen statt: Eintracht Braunschweig führt bis zur 78. Minute mit 3:2 und verliert gegen Kaiserslautern doch noch 3:5. Kurios: die acht Tore erzielen acht verschiedene Torschützen.

In Nürnberg dagegen verspielt Gastgeber 1. FCN gegen Fortuna Düsseldorf eine 2:0-Führung und damit die Chance zur vorzeitigen Rettung. Die rückt Fortuna wieder etwas näher. Der 19-jährige Holger Fach verkürzt, Günter Thiele gleicht in letzter Minute aus, als die Clubberer wohl gedanklich schon beim Pokalfinale gegen die Bayern sind.

Vor 20 Jahren trennt sich Schalke 04 von Berater Günter Netzer. Der Ex-Nationalspieler wohnt in Zürich und hat vorwiegend am Telefon Kontakt gehalten und Einfluss genommen. Präsident Günter Eichberg: "Ich war optimistisch, dass unser Modell eine Bereicherung für die Bundesliga sein würde. Es ist jetzt nicht leicht, dass ich einen Fehler zugeben muss." Künftig wolle Schalke wieder "auf einen klassischen Manager setzen". Netzers Konter: "Ich schaue mir aus der Ferne genüsslich an, was in Schalke passiert."

Vor zehn Jahren ändern sich die Vorzeichen in der Meisterfrage 2001/2002 gewaltig. Bayer Leverkusen kassiert beim 0:1 in Nürnberg seine zweite Niederlage in Folge und büßt auf der Zielgeraden die Tabellenführung ein. Trainer Klaus Toppmöller gibt Durchhalteparolen aus: "Nur wer liegen bleibt, wird auch im Leben versagen." Oben steht plötzlich Borussia Dortmund, das zwei Spiele zuvor noch fünf Punkte zurückgelegen hat. Ein einmaliges Überholmanöver in der Bundesliga-Historie!

Die Borussen kommen in einem hochemotionalen Spiel beim HSV zu einem 4:3, den Trainer Matthias Sammer schon ab der 15. Minute von der Tribüne aus verfolgt. Er hat ein Foul von Sergej Barbarez an Tomas Rosicky allzu emotional beklagt. Sammer: "Die Sache tut mir leid. Da war ich kein Vorbild, das sollte einem Trainer nicht passieren." Auch zwei Spieler müssen hinter die Barrieren: Hamburgs Ingo Hertzsch und Borusse Christian Wörns werden von Herbert Fandel noch in der ersten Halbzeit des Feldes verwiesen. Ferner gibt es sechs Verwarnungen – und sieben Tore.

Matchwinner sind die BVB-Legionäre Marcio Amoroso (2 Tore), Marcel Koller und Rosicky (je eins). HSV-Spieler Bernd Hollerbach gratuliert bereits zur Meisterschaft, Auf die hofft auch der FC Bayern wieder, nach dem 1:0 in Wolfsburg liegt der Titelverteidiger nur zwei Zähler zurück. Nun setzen sie wieder auf den Psychofaktor. Trainer Ottmar Hitzfeld: "Es ist bekannt, dass Bayern am Schluss die Nerven behält. Und die anderen haben Angst. Ich glaube an den Titel."

Nürnbergs Sieg durch ein Kopfballtor von Marek Nikl schafft noch mehr Fakten: der Club rettet sich, der 1. FC Köln und der SC Freiburg, die einander in Köln gegenüberstehen (2:0), steigen mit St. Pauli (2:3 in Bremen) ab. Auch Hansa Rostock (1:1 gegen Gladbach) bleibt drin. "Es ist das schönste Unentschieden meiner Karriere", freut sich Hansa-Coach Armin Veh. Hertha BSC sichert sich mit einem 2:0 gegen Schalke vor ausverkauftem Haus (55.000 auf der Baustelle Olympia-Stadion) die Teilnahme am UEFA-Cup und den 200. Heimsieg in der Bundesliga.

28. April

Vor 50 Jahren wird der 2. Endrunden-Spieltag ausgetragen. In Gruppe 1 treibt Weltmeister Max Morlock den 1. FC Nürnberg noch zu einem 3:2 gegen Borussia Neunkirchen. Der Südwest-Meister führt in Ludwigshafen bis zur 62. Minute mit 2:0, dann leitet ein Eigentor von Günter Schröder die Wende ein. Richard Albrechts Doppelschlag binnen vier Minuten lässt den amtierenden Meister jubeln, aber bester Mann ist der fast 37-jährige Morlock. Der Club steht nun mit einem Bein im Finale, denn Verfolger Schalke kommt in Köln gegen Tasmania Berlin nur zu einem 1:1. Durch Horst Assmy geht Schalke nach 50 Minuten per Elfmeter in Führung, aber drei Minuten vor Abpfiff wirft reißt Ausgleich die Königsblauen aus allen Siegträumen. Nun kommt es in Nürnberg zum Finale ums Finale.

In Gruppe 2 haben noch drei Mannschaften Chancen, doch dem 1. FC Köln reicht nach seinem zweiten Sieg (1:0 gegen den HSV in Hannover; Tor von Christian Müller) bereits ein Punkt gegen Prügelknabe FK Pirmasens. Der FKP kommt nach dem 3:6 gegen den HSV in der Vorwoche gegen Eintracht Frankfurt gar mit 1:8 unter die Räder. 45.000 Zuschauer sehen in Stuttgart eine einseitige Partie, in der die Pfälzer quasi "gesteinigt" werden – Frankfurts Erwin Stein erzielt alleine fünf Tore. FKP-Trainer Oswald Pfau: "Was soll man da machen? Wenn die Abwehr so porös ist, nutzt das gute Sturmspiel nichts." Angesichts der Form der Pirmasenser zweifelt niemand am Finaleinzug des 1. FC Köln, der laut Sport Magazin "aus dem echten Holz eines kommenden deutschen Meisters geschnitzt ist".

Vor 30 Jahren wird der 30. Bundesliga-Spieltag mit sechs Mittwoch-Partien abgeschlossen. Die Verfolger des HSV nutzen dessen Ausrutscher vom Vortag (0:0 vs. Leverkusen) und rücken heran. Der 1. FC Köln ist nach dem 4:2 gegen Werder Bremen nach Pluspunkten gleichauf, Bayern München liegt nach dem 3:2 in Duisburg zwei Zähler zurück. Die Überraschung des Tages ereignet sich im Neckar-Stadion, wo Arminia Bielefeld beim VfB Stuttgart 3:2 gewinnt. Ein Elfmeter des eingewechselten Frank Pagelsdorf beschert den Ost-Westfalen den Klassenerhalt.

Vor 20 Jahren ist das Nord-Derby zwischen Werder Bremen und dem HSV ein Nachholspiel. Es endet 1:1, der HSV setzt sich von den Abstiegsrängen ab. Die Art, sich darüber zu freuen, ist diskutabel: aus der HSV-Kurve zischen Raketen aufs Feld, Linienrichter Geipl krümmt sich vor Schmerzen. Er wird leicht am Auge getroffen.

29. April

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Vor 40 Jahren feiert die Nationalmannschaft einen historischen Triumph. Im EM-Viertelfinale im Londoner Wembley-Stadion gelingt der ersatzgeschwächten Elf von Bundestrainer Helmut Schön der erste Sieg in England (3:1) überhaupt. Darüber hinaus bietet sie eine grandiose Leistung, es ist die Geburtsstunde des "Ramba-Zamba-Fußballs", wie die Bild-Zeitung titelt. Gemeint ist das Wechselspiel der Anführer, Libero Franz Beckenbauer und Spielmacher Günter Netzer.

Die Tore erzielen Uli Hoeneß (26.), Netzer per Strafstoß (85.) und Gerd Müller (89.), England gleicht durch Francis Lee kurzfristig aus (77.). "Oh, what a black day for England", titelt der Sunday Express. In der Tat: Die Endrunde 1972 hätte in England stattfinden sollen, sofern sich das eigene Team qualifiziert hätte. Noch bleibt die kleine Chance auf ein Wunder in 14 Tagen in Berlin.

Vor 25 Jahren verliert die DDR-Auswahl in Kiew gegen die Sowjetunion ihr EM-Qualifikationsspiel mit 0:2.