DFB-Wochenschau: Der Spieltag der Heimsiege

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

26. September

Vor 40 Jahren entlässt Werder Bremen seinen Trainer Robert „Zapf“ Gebhardt. Einen Tag nach dem 2:3 gegen den VfB Stuttgart zieht der Vorstand die Reißleine, Platz sieben entspricht nicht den Ansprüchen von Werder, das im Sommer 1971 groß eingekauft hat. Bezeichnend: Nachfolger wird Werders erster Meister-Trainer Willi „Fischken“ Multhaup, mittlerweile 68 Jahre jung.

Vor 30 Jahren gibt es in der Bundesliga nur Heimsiege. Selbst Meister und Tabellenführer Bayern München kommt in der Fremde unter die Räder. Beim 0:2 in Dortmund verschießen die Borussen sogar noch einen Elfmeter – Manfred Burgsmüller trifft nur die Latte. Zuvor hat er allerdings schon für das vor entscheidende 2:0 gesorgt, Sturmpartner Bernd Klotz köpft das erste Tor. Bayerns Trost: sie bleiben Spitze. Doch Paul Breitner scheidet nach einem Abramczik-Foul aus. Der Borusse ist schuldgeplagt und unschlüssig: „Soll ich ihm lieber ein Telgramm oder eine Postkarte zur Entschuldigung schicken?“.

Die Bayern-Verfolger rücken auf: Der 1.FC Köln (3:0 gegen Gladbach) und der HSV (7:0 gegen MV Duisburg) sind wieder in Reichweite. Manfred Kaltz verwandelt gegen die desolaten Duisburger gleich zwei Elfmeter. Das gleiche Kunststück glückt Frankfurts Werner Lorant beim 4:1 gegen den VfB Stuttgart. Auch Schlusslicht Nürnberg nutzt den an diesem Tag besonders großen Heimvorteil und feiert gegen Arminia Bielefeld den ersten Saisonsieg (1:0). Werner Dreßels Roller erscheint dem Kicker nicht unhaltbar: „Kneib schnell wie eine Bahnschranke“, lästert der Kicker über den Arminen-Torwart.

Vor 25 Jahren gewinnt Borussia Dortmund gegen Aufsteiger Blau-Weiß 90 Berlin an einem Freitagabend mit 7:0. Zur Pause steht es bereits 5:0, danach verlieren die Borussen die Lust. Erst der nach 73 Minuten eingewechselte Norbert Dickel sorgt noch für weitere Tore.

Vor zehn Jahren verliert Schalke 04 auch sein drittes Champions League seiner Historie. Nach dem 0:1 vor eigenem Publikum gegen Real Mallorca, für das Samuel Eto’o trifft, ist ein Weiterkommen fast unmöglich. Für ein 11:1 nach Ecken können sich die Knappen nichts kaufen. Auch Lokalrivale Borussia Dortmund muss sich nach dem 1:2 bei Boavista Porto sorgen. Schon zur Pause (0:2) schimpft Sportdirektor Michael Zorc: „Wir liefen hier eine sehr schlechte Leistung ab.“ Marcio Amoroso betreibt zwar noch Ergebniskosmetik, verärgert die Verantwortlichen aber mit einem Platzverweis in der Nachspielzeit.

Vor fünf Jahren spielt der HSV in der Champions League bei ZSKA Moskau. Nach verkorkstem Saisonstart ohne einen Pflichtspielsieg hat Trainer Thomas Doll bescheidene Wünsche: endlich mal mit elf Mann vom Platz gehen. Doch auch das misslingt: Vier Minuten vor Abpfiff fliegt der gerade eingewechselte Benny Lauth als sechster HSVer der Saison 2006/2007 vom Platz. Und die Punkte bleiben in Moskau, ein Kopfball von Dudu besiegelt das Schicksal der noch punktlosen Hanseaten. „Das Gesamtbild ist stimmig. Und völlig verkorkst. Egal, was dieser Tage auch probiert wird, es misslingt“, analysiert der Kicker beinahe mitleidig. Star-Einkauf Juan Pablo Sorin murrt: „Wir hatten hier zu keinem Zeitpunkt die Chance zu gewinnen.“

27. September

Vor 80 Jahren endet die Misserfolgsserie der Nationalmannschaft. Nach einem Jahr und sieben Spielen kann die Elf von Reichstrainer Otto Nerz endlich wieder gewinnen. Zum 4:2 (3:2) über Dänemark in Hannover steuert der Dresdner Richard Hofmann drei Tore bei, das erste Tor erzielt Schalkes Ernst Kuzorra.

Vor 75 Jahren gewinnt die Nationalmannschaft an einem Tag zwei Spiele. Nur einen offiziellen Trainer hat sie in diesen Tagen nicht. Während die vermeintlich beste Elf in Prag die Tschechen 2:1 unter dem zuvor beurlaubten Reichstrainer Otto Nerz – jetzt offiziell „Referent“ – bezwingt (Tore: Franz Elbern, Otto Siffling), putzt die B-Garnitur unter Leitung von Sepp Herberger in Krefeld Luxemburg mit 7:2. Die Luxemburger halten bis zur Pause (3:2) wacker mit, erst ein Doppelschlag des Schalkers Ernst Poertgen binnen einer Minute sorgt für klare Verhältnisse. Insgesamt entfallen fünf Tore auf Schalker Spieler: Poertgen (3), Kuzorra (2). Um möglichst viele Spieler an punktspielfreien Tagen zu sichten, sind derartige Doppeltermine in den Dreißigern üblich. Es gibt noch keine B-Nationalmannschaft, deshalb sind beide Partien offizielle A-Länderspiele.

Vor 30 Jahren gibt die Zweitliga-Tabelle nach zehn Spieltagen ein kurioses Bild ab: Die ersten fünf Teams sind punktgleich und liegen nur drei Tore auseinander. Primus inter pares ist Hessen Kassel nach einem 3:1 bei Kickers Stuttgart. Auch Schalke ist nach dem 2:1 bei RWE vor 25.000 im Georg-Melches im Pulk der Aufstiegsaspiranten.

Vor 25 Jahren verteidigt Bayern München seine Tabellenführung sogar in Unterzahl. Beim Spitzenspiel in Bremen fliegt Bayern-Stopper Norbert Eder in der 61. Minute vom Platz, aber mit zehn Mann schaffen die Bayern durch Hans Pflügler den 1:1-Ausgleich. Der HSV rückt durch das 3:1 gegen FC Homburg auf Platz zwei vor. Im Keller wird es Fortuna Düsseldorf nach einem turbulenten 3:4 gegen Schalke immer düsterer. Der Vorletzte 1. FC Nürnberg wartet weiter auf den ersten Sieg, der auch gegen Uerdingen (1:1) nicht gelingt. Schuld daran hat ein gewisser Oliver Bierhoff, der das Gäste-Tor erzielt.

Vor zehn Jahren zeiht Zweitligist Union Berlin mit einem 3:0 über Haka Valkeakoski in die zweite UEFA-Cup-Runde ein. Auch der SC Freiburg (2:1 gegen Matador Puchov) kommt weiter, ein spätes Tor von Ibrahim Tanko erlöst die Finke-Elf und 18.855 Anhänger. Erstmals in seiner Vereinsgeschichte sind die Freiburger international so weit gekommen.

Vor fünf Jahren gewinnt Bayern München am zweiten Spieltag der Champions League 2006/07 bei Inter Mailand. Vor 60.000 Zuschauen im Giuseppe Meazza-Stadion fallen zwei späte Tore für die Magath-Auswahl: Claudio Pizarro trifft zum 0:1 (81.) und der erst in der 89. Minute eingewechselte Lukas Podolski nutzt den Kurzauftritt und erhöht auf 0:2. Der Italiener Fabio Grosso, der keine drei Monate zuvor den deutschen WM-Traum im Halbfinale zerplatzen ließ, fliegt kurz vor Schluss vom Platz. Am selben Tag verpasst Werder Bremen einen Sieg gegen den FC Barcelona nur um Haaresbreite. Im Heimspiel der Champions League führen die Bremer dank eines Eigentores von Puyol mit 1:0, da sticht der Joker von Barca-Trainer Frank Rijkaard: ein gewisser Lionel Messi gleicht in der 89. Minute zum 1:1 aus. Auch Per Mertesacker, der sein Pflichtspiel-Debüt im Werder-Dress gibt, kann nichts machen.

28. September

Vor 40 Jahren ziehen zwei Bundesligisten in die zweite Runde des UEFA-Cups ein. Eintracht Braunschweig feiert gegen Glentoran Belfast ein Schützenfest (6:1), Ludwig Bründl erlebt als fünffacher Torschütze eine Sternstunde. Spannender macht es der 1. FC Köln beim 2:1 gegen AS St. Etienne, und die Tore schießen Spieler, die dafür gewöhnlich nicht verantwortlich sind: Heinz Simmet und Jürgen Glowacz.

Vor 20 Jahren endet der elfte Spieltag in der Bundesliga mit sechs Unentschieden. Das Team, das am höchsten gewinnt (3:0), wird Tabellenführer: Eintracht Frankfurt überholt nach dem Triumph gegen Borussia Dortmund den VfB Stuttgart, der sich mit dem HSV die Punkte teilt (1:1). Eintracht-Trainer Dragoslav Stepanovic sucht jedoch keineswegs das Rampenlicht. Zum zweiten Mal sagt er dem Sportstudio ab, denn „die fragen nicht fachlich genug“. Borussia Mönchengladbach bleibt auch nach dem Trainerwechsel Letzter: Unter Co-Trainer Bernd Krauss gibt es ein 2:4 bei Meister Kaiserslautern. Frust bei Neuling Dynamo Dresden: Gegen Duisburg (0:0) verwandelt Torsten Gütschow einen Elfmeter, weil Uwe Rösler zu früh in den Strafraum rennt. Bei der Wiederholung scheitert Gütschow an seinen Torwart Heribert Macherey. Rösler, der zweite Pechvogel, fliegt kurz danach auch noch vom Platz. Auch die Bayern kommen am Unentschieden-Tag nur zu einem Punkt, die Führung von Joker Roland Wohlfarth in Nürnberg gleicht Christian Wück noch aus. Und so fahren die Münchner nur als Achter auf ihr Oktoberfest.

Vor fünf Jahren erleben zwei Bundesliga-Vertreter einen schwarzen Tag. Schalke 04 (1:3 bei AS Nancy) und Hertha BSC (0:1 in Odense) scheiden bereits in der ersten Runde des UEFA-Pokals aus. Schalkes junger Trainer Mirko Slomka regt sich dermaßen auf, dass er nach 50 Minuten auf die Tribüne muss. Bayer Leverkusen (3:1 gegen FC Sion) und Eintracht Frankfurt (2:2 in Bröndby) halten die deutsche Fahne hoch und erreichen die 2. Runde.

29. September

Vor 40 Jahren werden Europapokalspiele ausgetragen. Meister Borussia Mönchengladbach gewinnt auch das Rückspiel gegen Edinburg (2:1), Hacki Wimmer schießt das Siegtor. Pokalsieger FC Bayern fegt Skoda Pilsen mit 6:1 aus dem Grünwalder Stadion, Gerd Müller trifft schon in der 1. Minute und danach sogar per Elfmeter, was ihm 1971/1972 einige Schwierigkeiten bereitet. Auch Willi Hoffmann kommt zu zwei Toren. Im UEFA-Pokal trübt der HSV die deutsche Bilanz beim FC St. Johnstone fliegen die Hanseaten hochkant raus (0:3). Hertha BSC kommt in Schweden (4:1 bei Elfsborg Boras) souverän weiter.

Für DDR-Meister Dynamo Dresden ist Titelverteidiger Ajax Amsterdam eine Nummer zu groß, das 0:0 zuhause ist nach dem 0:2 im Hinspiel zu wenig. Pokalsieger BFC Dynamo dagegen setzt sich in Wales bei Cardiff City im Elfmeter-Drama nach zwei 1:1-Spielen mit 5:4 durch, Dietmar Labes, der schon erzielt den Ausgleich und verwandelt auch den entscheidenden Elfmeter. Im UEFA-Cup rettet sich Carl Zeiss Jena trotz eines 1:3 in Plovdiv in Runde zwei (Hinspiel: 3:0). Der Hallesche FC hingegen kann zum Rückspiel bei PSV Eindhoven nicht antreten, obwohl die Mannschaft bereits vor Ort ist. Doch eine Brandkatastrophe im Team-Hotel, durch eine Gasexplosion, lässt alle Gedanken an Fußball unwichtig erscheinen. Der 21jährige HFC-Spieler Walter Hoffmann stirbt, andere erleiden schwere Verletzungen bei dem Versuch, sich oder andere zu retten. Klaus Urbanczyk etwa zerschlägt eine Glasscheibe und laboriert noch monatelang an Schnittverletzungen. Eindhoven kommt kampflos weiter.

Vor zehn Jahren wird der 1. FC Kaiserslautern nach sieben Startsiegen erstmals geschlagen. Ausgerechnet Schlusslicht VfL Wolfsburg, das wiederum ausgerechnet der Ex-Lauternprofi Wolfgang Wolf trainiert, verhindert einen neuen Bundesligarekord. Andrzej Juskowiak und Frank Greiner schießen die Tore gegen das Team von Andy Brehme, das dennoch Tabellenführer bleibt. Brehme bemüht eine alte Weisheit: „Heutzutage kann in der Bundesliga jeder jeden schlagen.“ Hertha BSC feiert gegen den 1. FC Köln (3:0) Jubiläum, Sebastian Deislers 1:0 ist das 1000. Bundesliga-Tor des Hauptstadt-Klubs. Beim HSV sitzt nach der Entlassung von Frank Pagelsdorf der Sportdirektor auf der Bank: Holger Hieronymus holt einen Punkt in Nürnberg (0:0) und kümmert sich noch am Abend um einen neuen Trainer: Kurt Jara kommt zum Tabellenfünfzehnten an die Elbe und ist ganz Realist: „Wo es gut läuft, wird kein Trainer gesucht.“ Lokalrivale FC St. Pauli bleibt die einzig sieglose Mannschaft und unterliegt am Millerntor Borussia Dortmund mit 1:2. Der temperamentvolle BVB-Trainer Matthias Sammer sieht die letzten 20 Minuten auf Geheiß von Schiedsrichter Peter Sippel von der Tribüne aus. Sechs Bodyguards eskortieren ihn zu seinem Platz, was Sammer irritiert: „Hab' ich einen umgebracht?“

Kollege Friedhelm Funkel beklagt beim 2:2 von Hansa Rostock gegen 1860 München besonderes Pech. Der eingewechselte Steffen Baumgart soll eigentlich beim Stand von 2:1 für Entlastung der Abwehr sorgen, stattdessen produziert er ein Eigentor. Die Fans schmähen die Mannschaft, Kapitän René Rydlewicz wehrt sich: „Dieses dumme Gesinge ist schon traurig.“

30. September

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Es ist Derby-Tag im Süden. Der 1. FC Nürnberg schlägt die SpVgg. Fürth vor 29.000 Zuschauern 2:0 und verteidigt Platz eins, Doppel-Torschütze Otto Brenzke ist der Held des Tages. Verfolger VfB Stuttgart imponiert im Stadtduell mit einem 6:1 gegen die Kickers und der Rekordkulisse des Sonntags: 42.000 Zuschauer! Platz drei hält die Frankfurter Eintracht nach einem rassigen 2:2 gegen Kickers Offenbach. Mit dem gleichen Resultat endet das Münchner Derby, wobei die Löwen schon 2:0 führen, ehe die Bayern durch Bauer II und Witt noch ausgleichen. Hier zahlen 30.000 Menschen Eintritt.

Im Norden regiert FC St. Pauli, das nach dem 4:1 gegen den Bremer SV schon drei Punkte enteilt ist. Was auch an der Schwäche des HSV (2:2 bei Eintracht Osnabrück) liegt, der seltsam unsouveräne 7:5 Punkte aufweist. Dafür hat sich Werder Bremen allmählich gefangen: das 3:0 gegen Eintracht Braunschweig ist der zweite Sieg in Folge, den 12.000 Zuschauer euphorisch beklatschen. Hannover 96 verschießt gegen Holstein Kiel (1:2) einen Elfmeter und rutscht als Drittletzter in den Abstiegskampf. Im Westen wechselt die Führung: der 1. FC Köln schießt sich mit 5:0 gegen Preußen Dellbrück nach ganz oben, die Tore sind ein Fall für Zwei: Günther Schemmerling (3) und Hans Schäfer (2). Alemannia Aachen muss die Spitze nach einem 2:2 gegen Erkenschwick am heimischen Tivoli abgeben und auch RW Essen vorbei ziehen lassen. RWE gewinnt das Derby gegen Schwarz-Weiß nach 0:2-Pausenrückstand noch 6:2 – drei Tore schießt Helmut Rahn. Der Vierte im punktgleichen Spitzenquartett ist Aufsteiger Leverkusen 04, das auch gegen Hamborn 07 (3:2) ungeschlagen bleibt. Schalke 04 müht sich gegen Horst Emscher ab und gewinnt knapp 1:0 durch ein Kleina-Tor.

Die meisten Zuschauer kommen zu einem Mittelfeld-Duell: Preußen Münster unterliegt vor 35.000 Menschen Borussia Dortmund 1:2. Im Südwesten findet der Deutsche Meister allmählich zu seiner Form. Im Derby gegen den örtlichen VfR gewinnt der 1. FC Kaiserslautern die inoffizielle Stadtmeisterschaft mit 4:1 und rückt auf Platz zwei vor. „Fritz Walter brach den Bann“ titelt das Sport Magazin. Dem Spielführer des FCK gelingen an diesem Tag zwei Tore. Übertroffen wird er allerdings von Herbert Binkert, der bei Saarbrückens 7:0 gegen Neustadt dreimal trifft. Keine Tore fallen beim Spiel des Tabellenführers. Wormatia Worms schafft gegen Eintracht Trier nur ein 0:0. Auch dieser Spieltag zeigt: Der Südwesten bleibt die Kirchenmaus unter den Oberligen: zu den acht Spielen kommen nur 42.000 Zuschauer – exakt so viele wie im Stuttgarter Derby Am selben Tag schlägt Rotation Dresden am sechsten Spieltag in der DDR-Oberliga Motor Gera mit 9:0. Tabellenführer ist Chemie Leipzig nach einem 3:0 gegen Stahl Thale.

Vor 50 Jahren tagt die UEFA in London. Unter anderem wird beschlossen, dass es im Europapokal keine deutsch-deutschen Duelle mehr geben soll, sofern es sich nicht vermeiden lässt. Ergibt das Los eine solche Paarung „wird das zweite Los wieder in die Urne gegeben und solange gelost, bis eine solche Paarung, die nur zu Komplikationen führen könnte, ausbleibt.“ Hintergrund der Regelung: Sechs Wochen zuvor hat die DDR-Regierung die Berliner Mauer errichtet.

Vor 30 Jahren überstehen fünf von sechs Bundesligisten die erste Eurocuprunde. Nur der VfB Stuttgart (2:2 gegen Hajduk Split nach 1:3) schert aus, schon zur Pause (0:2) ist alles aus. Meister Bayern hat gegen Östers Växjö keine Mühe (5:0), aber auch nur 8000 Zuschauer. Pokalsieger Eintracht Frankfurt rettet sich nach einem 0:2 in Saloniki erst im Elfmeterschießen (5:4), alle fünf Frankfurter treffen eiskalt. Weit furioser löst der HSV im UEFA-Cup seine Auswärtsaufgabe. Nach einem 0:1 im Hinspiel stürmen die Hamburger beim FC Utrecht auf Teufel-komm-raus und siegen 6:3! Jürgen Milewski schießt zwei Tore, da lässt sich auch der Platzverweis für Ditmar Jakobs verschmerzen. Bei Utrecht fliegt der spätere Bayern-Star Jan Wouters runter. Im deutsch-deutschen Duell biegt Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Magdeburg das 1:3 aus dem Hinspiel um und gewinnt am Bökelberg 2:0 – der 20-jährige Lothar Matthäus erzielt das entscheidende Tor sechs Minuten vor Schluss. Der 1. FC Kaiserslautern nimmt die Hürde Akademik Sofia, Peter Briegels Elfmeter zum 2:1 sorgt für die Entscheidung.

Vor zehn Jahren erlebt Giovane Elber einen großen Tag. Im Sonntagsspiel der Bundesliga schießt der Münchner gegen seinen Ex-Klub VfB Stuttgart drei Tore, Bayern gewinnt 4:0. Bayer Leverkusen erledigt seine Hausaufgabe gegen den SC Freiburg (4:1) zur Zufriedenheit, Michael Ballack erzielt zwei Tore. Nur Bayer ist nach acht Spieltagen der Saison 2001/2002 noch ungeschlagen.

1. Oktober

Vor 50 Jahren wird der neunte Spieltag der Oberligen ausgetragen. Im Süden sind nur noch der 1. FC Nürnberg (3:0 gegen KSC) und Eintracht Frankfurt (2:2 gegen die Bayern) ungeschlagen. Folgerrichtig führen sie die Tabelle an; den höchsten Tagessieg vermeldet 1860 München beim 6:2 gegen BC Augsburg. „Merkels Konditionstraining trägt Früchte“ folgert das Sport Magazin und verteidigt den wegen zu harten Trainings in die Kritik geratenen Wiener Max Merkel. Immerhin habe er Hansi Küppers seit Saisonbeginn bereits „10 Pfund Übergewicht abtrainiert“. Wichtiger sind andere Zahlen: Elf Punkte aus den letzten sechs Spielen machen die Löwen zum Geheimfavoriten 1961/1962 im Süden.

Im Westen springt Preußen Münster nach einem 5:2 in Duisburg die Spitze. Verdient, nur die Preußen sind nach neun Spielen noch ungeschlagen. Sie profitieren von der Kölner 1:2-Niederlage in Herne vor 18.000 Zuschauern. Das Sport Magazin titelt nach dem Fernduell zwei der besten Torhüter: „Tilkowski bleibt Torwart Nummer 1“. Während der Herner – „fehlerlos war seine Leistung – den Reporter überzeugt, muss Kölns Fritz Ewert über sich lesen, dass er „seine Abwehr oft verwirrte“. Schalke enttäuscht 20.000 Anhänger und vergibt beim 0:0 gegen den Meidericher SV die Chance auf die Tabellenführung, Mönchengladbach unterliegt am Bökelberg RW Oberhausen 0:1 und rutscht ins untere Drittel.

Im Südwesten glückt dem FK Pirmasens (6:2 gegen Saar 05) ein Starrekord – 17:1 Punkte. Torjäger Klaus Matischak trifft doppelt. Im Norden enden gleich zwei Partien 8:0. Liga-Dominator HSV (18-0 Punkte) deklassiert den Bremer SV, doch Werder Bremen rettet die Ehre der Stadt und demontiert Altona 93 in gleicher Höhe. Altona hat freilich eine gute Entschuldigung: Torwart Barth scheidet nach 22 Minuten verletzt aus, ein Feldspieler muss ins Tor und sechs Treffer hinnehmen. Beim HSV zeichnen die Seelers für die Hälfte der Tore verantwortlich: Nationalstürmer Uwe erzielt drei, Dieter gelingt eines. Die Hamburger egalisieren an diesem Tag den Oberliga-Startrekord von Alemannia Aachen, das 1957/1958 auch 18:0 Punkte aufzuweisen hatte.

Vor 25 Jahren wird Europapokal gespielt. Bayern München erreicht nach einem Heim-0:0 gegen Eindhoven die 2. Runde (Landesmeister), der verschossene Matthäus-Elfmeter stört nicht weiter. Der VfB Stuttgart kommt, ebenfalls nach einem Torlos-Kick in Trnava, weiter. Im deutsch-deutschen UEFA-Cup-Duell triumphiert die Bundesliga; Bayer Uerdingen das Rückspiel in Jena (4:0) noch um ein Tor höher als das Hinspiel, auch wenn alle Tore in den letzten 25 Minuten fallen. Borussia Mönchengladbach (3:1 bei Partizan Belgrad) und Bayer Levrkusen (3:0 vs. Kalmar FF) kommen auch weiter, für Werder Bremen ist in der Verlängerung gegen Atletico Madrid Schluss - das 2:1 durch Spaniens Nationalstürmer Salinas zerstört in der 113. Minute alle Bremer Hoffnungen.

Vor 20 Jahren gehen drei deutsche Mannschaften im Europacup an den Start, alle erreichen die zweite Runde. Pokalsieger Werder Bremen schlägt die Rumänen vom FC Bacau 5:0, was nach dem glatten 6:0 im Hinspiel nur noch 3021 Fans interessiert. Noch trauriger ist die Kulisse im UEFA-Cup bei Eintracht Frankfurts Gastspiel bei Spora Luxemburg: Das lockere 0:5 hat 1076 Zuschauer. Etwas mehr Fans hat der FC Bayern gegen Cork City aus Irland, doch nach dem 2:0 vor 13.500 Zuschauern rast Uli Hoeneß wütend in die Kabine und kündigt eine Aussprache an. „Jämmerliche Bayern“, titelt derweil der Kicker. Die rettenden Tore von Bruno Labbadia und Christian Ziege per Elfmeter fallen erst in der Schlussviertelstunde. Jungspund Stefan Effenberg versteht die Aufregung nicht: „Hauptsache gewonnen, wir müssen italienisch denken.“

Vor fünf Jahren verliert Meister Bayern die Tabellenführung, der VfL Wolfsburg stürzt ihn mit seinem ersten Saisonsieg (1:0) vom Gipfel. Mike Hanke schießt das Tor des Tages, verantwortlich ist jedoch der Ball – findet Oliver Kahn. Der Bayern-Keeper schimpft: „Ich habe noch nie mit einem solchen Scheißball gespielt. Das ist ein Plastikball.“ Kollege Mark van Bommel fordert daraufhin den Einheitsball, „das kenne ich aus Spanien.“ Erst in seiner letzten Bundesligasaison wird man ihm diesen Wunsch erfüllen. Alemannia Aachen hat mit dem Spielgerät weniger Probleme. Nach dem 2:1 gegen Bochum ist der Aufsteiger Sechster und Jan Schlaudraff führt die Torjägerliste an – mit vier Treffern. Der HSV bleibt Unentschieden-Meister – das 2:2 in Frankfurt ist schon das fünfte in sechs Spielen, und noch immer gibt es keinen Sieg.

2. Oktober

Vor 40 Jahren wird der neunte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Schalke 04 verzeichnet seinen besten Start überhaupt und spielt beim 4:0 gegen Hertha BSC wie der kommende Meister. Hertha-Torwart Volkmar Groß sieht bei drei Toren nicht gut aus und ist sein größter Kritiker an diesem Tag: „Ich war richtig schlecht“, sagt er den Reportern. Davon profitiert der 20-jährige Luxemburger Nico Braun, der seine ersten beiden Bundesliga-Tore köpft. Der große Gerd Müller hingegen kann an diesem Tag nicht mal per Elfmeter treffen und scheitert schon zum dritten Mal in der noch jungen Saison 1971/1972. Diesmal an Stuttgarts Zlatko Skoric, so dass Verfolger Bayern nur zu einem 2:2 kommt immerhin nach 0:2-Rückstand. Meister Borussia Mönchengladbach erlebt im Rheinderby beim 1. FC Köln einen Reinfall, die Zuschauer dagegen genießen ein Fußballfest. Die Kölner gewinnen im Müngersdorfer Stadion mit 4:3 und feiern den unbekannten Paul Scheermann, der bei seinem Startelf-Debüt in der Bundesliga zwei Tore erzielt. Selbst sein Trainer Gyula Lorant kennt ihn nicht so recht und spricht unentwegt von seinem „Scheer“. Günter Netzer kennen alle, aber von seinen zwei Freistoßtoren ist hinterher kaum die Rede – Schicksal des Verlierers. Werder Bremen erntet die Früchte des Trainerwechsels und gewinnt in Düsseldorf mit 3:1. Offiziell unter der Ägide von Willi Multhaup, doch der ist nur Strohmann für den 31-jährigen Sepp Piontek, der als erster Spielertrainer in die Ligahistorie eingeht. Der Werder-Profi besitzt zwar noch keine Lizenz zum Trainieren, jedoch offenkundig viel Talent.

Vor 20 Jahren bestreiten sieben weitere deutsche Mannschaften Europacupspiele. Für drei ist schon in der ersten Runde Endstation: Der letzte ostdeutsche Meister Hansa Rostock kann das 0:3 gegen FC Barcelona nicht mehr aufholen, gewinnt immerhin noch 1:0 (Tor: Michael Spies). Unfassbar: Nur 8500 Fans verirren sich ins Ostsee-Stadion, um seltene Gäste zu sehen. Barca spielt mit Weltstars wie Zubizaretta, Koeman, Guardiola, Michael Laudrup und Stoitchkov. Auch für Stahl Eisenhüttenstadt (im Pokalsieger-Cup 0:3 bei Galatasaray Istanbul) und den Halleschen FC (im UEFA-Cup 0:3 bei Torpedo Moskau) ist das Abenteuer Europacup vorbei. Für Darius Wosz und Alexander Löbe sogar noch etwas früher: sie fliegen vom Platz.

Riesenjubel dagegen beim letzten verbliebenen Ost-Klub: RW Erfurt, Letzter der 2. Bundesliga, wirft den FC Groningen durch ein Tor von Timo Gottlöber aus dem UEFA-Cup. Das Wunder vom Steigerwald-Stadion sehen nur 4000 Zuschauer. Die Bundesligisten marschieren souverän in Runde zwei: Meister Kaiserslautern (1:1 bei Etar Tarnovo) feiert seinen Torwart, der Kicker titelt „Teufelskerl Ehrmann“. Der VfB Stuttgart (2:2 bei MSC Pecs) und der HSV (3:0 bei Gornik Zabrze) verstärken das DFB-Kontingent im UEFA-Cup auf vier Teams. Titelverteidiger Inter Mailand mit drei deutschen Weltmeistern ist dagegen nach einem 0:0 gegen Boavista Porto bereits draußen. Nur Andreas Brehme bietet eine ordentliche Leistung, auf Lothar Matthäus („ohne Atem“) und Jürgen Klinsmann („ein Desaster“) stürzen sich die Kritiker der italienischen Presse.

Vor fünf Jahren endet der sechste Bundesliga-Spieltag mit einem Rekord. Nie hatte ein Tabellenführer zu diesem Zeitpunkt weniger Zähler, und nie gab es so viele punktgleiche Verfolger. Hertha BSC reicht ein Unentschieden gegen den VfB Stuttgart (2:2) zur Rückkehr auf Platz eins, doch vier weitere Klubs haben ebenfalls zehn Punkte.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

26. September

Vor 40 Jahren entlässt Werder Bremen seinen Trainer Robert „Zapf“ Gebhardt. Einen Tag nach dem 2:3 gegen den VfB Stuttgart zieht der Vorstand die Reißleine, Platz sieben entspricht nicht den Ansprüchen von Werder, das im Sommer 1971 groß eingekauft hat. Bezeichnend: Nachfolger wird Werders erster Meister-Trainer Willi „Fischken“ Multhaup, mittlerweile 68 Jahre jung.

Vor 30 Jahren gibt es in der Bundesliga nur Heimsiege. Selbst Meister und Tabellenführer Bayern München kommt in der Fremde unter die Räder. Beim 0:2 in Dortmund verschießen die Borussen sogar noch einen Elfmeter – Manfred Burgsmüller trifft nur die Latte. Zuvor hat er allerdings schon für das vor entscheidende 2:0 gesorgt, Sturmpartner Bernd Klotz köpft das erste Tor. Bayerns Trost: sie bleiben Spitze. Doch Paul Breitner scheidet nach einem Abramczik-Foul aus. Der Borusse ist schuldgeplagt und unschlüssig: „Soll ich ihm lieber ein Telgramm oder eine Postkarte zur Entschuldigung schicken?“.

Die Bayern-Verfolger rücken auf: Der 1.FC Köln (3:0 gegen Gladbach) und der HSV (7:0 gegen MV Duisburg) sind wieder in Reichweite. Manfred Kaltz verwandelt gegen die desolaten Duisburger gleich zwei Elfmeter. Das gleiche Kunststück glückt Frankfurts Werner Lorant beim 4:1 gegen den VfB Stuttgart. Auch Schlusslicht Nürnberg nutzt den an diesem Tag besonders großen Heimvorteil und feiert gegen Arminia Bielefeld den ersten Saisonsieg (1:0). Werner Dreßels Roller erscheint dem Kicker nicht unhaltbar: „Kneib schnell wie eine Bahnschranke“, lästert der Kicker über den Arminen-Torwart.

Vor 25 Jahren gewinnt Borussia Dortmund gegen Aufsteiger Blau-Weiß 90 Berlin an einem Freitagabend mit 7:0. Zur Pause steht es bereits 5:0, danach verlieren die Borussen die Lust. Erst der nach 73 Minuten eingewechselte Norbert Dickel sorgt noch für weitere Tore.

Vor zehn Jahren verliert Schalke 04 auch sein drittes Champions League seiner Historie. Nach dem 0:1 vor eigenem Publikum gegen Real Mallorca, für das Samuel Eto’o trifft, ist ein Weiterkommen fast unmöglich. Für ein 11:1 nach Ecken können sich die Knappen nichts kaufen. Auch Lokalrivale Borussia Dortmund muss sich nach dem 1:2 bei Boavista Porto sorgen. Schon zur Pause (0:2) schimpft Sportdirektor Michael Zorc: „Wir liefen hier eine sehr schlechte Leistung ab.“ Marcio Amoroso betreibt zwar noch Ergebniskosmetik, verärgert die Verantwortlichen aber mit einem Platzverweis in der Nachspielzeit.

Vor fünf Jahren spielt der HSV in der Champions League bei ZSKA Moskau. Nach verkorkstem Saisonstart ohne einen Pflichtspielsieg hat Trainer Thomas Doll bescheidene Wünsche: endlich mal mit elf Mann vom Platz gehen. Doch auch das misslingt: Vier Minuten vor Abpfiff fliegt der gerade eingewechselte Benny Lauth als sechster HSVer der Saison 2006/2007 vom Platz. Und die Punkte bleiben in Moskau, ein Kopfball von Dudu besiegelt das Schicksal der noch punktlosen Hanseaten. „Das Gesamtbild ist stimmig. Und völlig verkorkst. Egal, was dieser Tage auch probiert wird, es misslingt“, analysiert der Kicker beinahe mitleidig. Star-Einkauf Juan Pablo Sorin murrt: „Wir hatten hier zu keinem Zeitpunkt die Chance zu gewinnen.“

27. September

Vor 80 Jahren endet die Misserfolgsserie der Nationalmannschaft. Nach einem Jahr und sieben Spielen kann die Elf von Reichstrainer Otto Nerz endlich wieder gewinnen. Zum 4:2 (3:2) über Dänemark in Hannover steuert der Dresdner Richard Hofmann drei Tore bei, das erste Tor erzielt Schalkes Ernst Kuzorra.

Vor 75 Jahren gewinnt die Nationalmannschaft an einem Tag zwei Spiele. Nur einen offiziellen Trainer hat sie in diesen Tagen nicht. Während die vermeintlich beste Elf in Prag die Tschechen 2:1 unter dem zuvor beurlaubten Reichstrainer Otto Nerz – jetzt offiziell „Referent“ – bezwingt (Tore: Franz Elbern, Otto Siffling), putzt die B-Garnitur unter Leitung von Sepp Herberger in Krefeld Luxemburg mit 7:2. Die Luxemburger halten bis zur Pause (3:2) wacker mit, erst ein Doppelschlag des Schalkers Ernst Poertgen binnen einer Minute sorgt für klare Verhältnisse. Insgesamt entfallen fünf Tore auf Schalker Spieler: Poertgen (3), Kuzorra (2). Um möglichst viele Spieler an punktspielfreien Tagen zu sichten, sind derartige Doppeltermine in den Dreißigern üblich. Es gibt noch keine B-Nationalmannschaft, deshalb sind beide Partien offizielle A-Länderspiele.

Vor 30 Jahren gibt die Zweitliga-Tabelle nach zehn Spieltagen ein kurioses Bild ab: Die ersten fünf Teams sind punktgleich und liegen nur drei Tore auseinander. Primus inter pares ist Hessen Kassel nach einem 3:1 bei Kickers Stuttgart. Auch Schalke ist nach dem 2:1 bei RWE vor 25.000 im Georg-Melches im Pulk der Aufstiegsaspiranten.

Vor 25 Jahren verteidigt Bayern München seine Tabellenführung sogar in Unterzahl. Beim Spitzenspiel in Bremen fliegt Bayern-Stopper Norbert Eder in der 61. Minute vom Platz, aber mit zehn Mann schaffen die Bayern durch Hans Pflügler den 1:1-Ausgleich. Der HSV rückt durch das 3:1 gegen FC Homburg auf Platz zwei vor. Im Keller wird es Fortuna Düsseldorf nach einem turbulenten 3:4 gegen Schalke immer düsterer. Der Vorletzte 1. FC Nürnberg wartet weiter auf den ersten Sieg, der auch gegen Uerdingen (1:1) nicht gelingt. Schuld daran hat ein gewisser Oliver Bierhoff, der das Gäste-Tor erzielt.

Vor zehn Jahren zeiht Zweitligist Union Berlin mit einem 3:0 über Haka Valkeakoski in die zweite UEFA-Cup-Runde ein. Auch der SC Freiburg (2:1 gegen Matador Puchov) kommt weiter, ein spätes Tor von Ibrahim Tanko erlöst die Finke-Elf und 18.855 Anhänger. Erstmals in seiner Vereinsgeschichte sind die Freiburger international so weit gekommen.

Vor fünf Jahren gewinnt Bayern München am zweiten Spieltag der Champions League 2006/07 bei Inter Mailand. Vor 60.000 Zuschauen im Giuseppe Meazza-Stadion fallen zwei späte Tore für die Magath-Auswahl: Claudio Pizarro trifft zum 0:1 (81.) und der erst in der 89. Minute eingewechselte Lukas Podolski nutzt den Kurzauftritt und erhöht auf 0:2. Der Italiener Fabio Grosso, der keine drei Monate zuvor den deutschen WM-Traum im Halbfinale zerplatzen ließ, fliegt kurz vor Schluss vom Platz. Am selben Tag verpasst Werder Bremen einen Sieg gegen den FC Barcelona nur um Haaresbreite. Im Heimspiel der Champions League führen die Bremer dank eines Eigentores von Puyol mit 1:0, da sticht der Joker von Barca-Trainer Frank Rijkaard: ein gewisser Lionel Messi gleicht in der 89. Minute zum 1:1 aus. Auch Per Mertesacker, der sein Pflichtspiel-Debüt im Werder-Dress gibt, kann nichts machen.

28. September

Vor 40 Jahren ziehen zwei Bundesligisten in die zweite Runde des UEFA-Cups ein. Eintracht Braunschweig feiert gegen Glentoran Belfast ein Schützenfest (6:1), Ludwig Bründl erlebt als fünffacher Torschütze eine Sternstunde. Spannender macht es der 1. FC Köln beim 2:1 gegen AS St. Etienne, und die Tore schießen Spieler, die dafür gewöhnlich nicht verantwortlich sind: Heinz Simmet und Jürgen Glowacz.

Vor 20 Jahren endet der elfte Spieltag in der Bundesliga mit sechs Unentschieden. Das Team, das am höchsten gewinnt (3:0), wird Tabellenführer: Eintracht Frankfurt überholt nach dem Triumph gegen Borussia Dortmund den VfB Stuttgart, der sich mit dem HSV die Punkte teilt (1:1). Eintracht-Trainer Dragoslav Stepanovic sucht jedoch keineswegs das Rampenlicht. Zum zweiten Mal sagt er dem Sportstudio ab, denn „die fragen nicht fachlich genug“. Borussia Mönchengladbach bleibt auch nach dem Trainerwechsel Letzter: Unter Co-Trainer Bernd Krauss gibt es ein 2:4 bei Meister Kaiserslautern. Frust bei Neuling Dynamo Dresden: Gegen Duisburg (0:0) verwandelt Torsten Gütschow einen Elfmeter, weil Uwe Rösler zu früh in den Strafraum rennt. Bei der Wiederholung scheitert Gütschow an seinen Torwart Heribert Macherey. Rösler, der zweite Pechvogel, fliegt kurz danach auch noch vom Platz. Auch die Bayern kommen am Unentschieden-Tag nur zu einem Punkt, die Führung von Joker Roland Wohlfarth in Nürnberg gleicht Christian Wück noch aus. Und so fahren die Münchner nur als Achter auf ihr Oktoberfest.

Vor fünf Jahren erleben zwei Bundesliga-Vertreter einen schwarzen Tag. Schalke 04 (1:3 bei AS Nancy) und Hertha BSC (0:1 in Odense) scheiden bereits in der ersten Runde des UEFA-Pokals aus. Schalkes junger Trainer Mirko Slomka regt sich dermaßen auf, dass er nach 50 Minuten auf die Tribüne muss. Bayer Leverkusen (3:1 gegen FC Sion) und Eintracht Frankfurt (2:2 in Bröndby) halten die deutsche Fahne hoch und erreichen die 2. Runde.

29. September

Vor 40 Jahren werden Europapokalspiele ausgetragen. Meister Borussia Mönchengladbach gewinnt auch das Rückspiel gegen Edinburg (2:1), Hacki Wimmer schießt das Siegtor. Pokalsieger FC Bayern fegt Skoda Pilsen mit 6:1 aus dem Grünwalder Stadion, Gerd Müller trifft schon in der 1. Minute und danach sogar per Elfmeter, was ihm 1971/1972 einige Schwierigkeiten bereitet. Auch Willi Hoffmann kommt zu zwei Toren. Im UEFA-Pokal trübt der HSV die deutsche Bilanz beim FC St. Johnstone fliegen die Hanseaten hochkant raus (0:3). Hertha BSC kommt in Schweden (4:1 bei Elfsborg Boras) souverän weiter.

Für DDR-Meister Dynamo Dresden ist Titelverteidiger Ajax Amsterdam eine Nummer zu groß, das 0:0 zuhause ist nach dem 0:2 im Hinspiel zu wenig. Pokalsieger BFC Dynamo dagegen setzt sich in Wales bei Cardiff City im Elfmeter-Drama nach zwei 1:1-Spielen mit 5:4 durch, Dietmar Labes, der schon erzielt den Ausgleich und verwandelt auch den entscheidenden Elfmeter. Im UEFA-Cup rettet sich Carl Zeiss Jena trotz eines 1:3 in Plovdiv in Runde zwei (Hinspiel: 3:0). Der Hallesche FC hingegen kann zum Rückspiel bei PSV Eindhoven nicht antreten, obwohl die Mannschaft bereits vor Ort ist. Doch eine Brandkatastrophe im Team-Hotel, durch eine Gasexplosion, lässt alle Gedanken an Fußball unwichtig erscheinen. Der 21jährige HFC-Spieler Walter Hoffmann stirbt, andere erleiden schwere Verletzungen bei dem Versuch, sich oder andere zu retten. Klaus Urbanczyk etwa zerschlägt eine Glasscheibe und laboriert noch monatelang an Schnittverletzungen. Eindhoven kommt kampflos weiter.

Vor zehn Jahren wird der 1. FC Kaiserslautern nach sieben Startsiegen erstmals geschlagen. Ausgerechnet Schlusslicht VfL Wolfsburg, das wiederum ausgerechnet der Ex-Lauternprofi Wolfgang Wolf trainiert, verhindert einen neuen Bundesligarekord. Andrzej Juskowiak und Frank Greiner schießen die Tore gegen das Team von Andy Brehme, das dennoch Tabellenführer bleibt. Brehme bemüht eine alte Weisheit: „Heutzutage kann in der Bundesliga jeder jeden schlagen.“ Hertha BSC feiert gegen den 1. FC Köln (3:0) Jubiläum, Sebastian Deislers 1:0 ist das 1000. Bundesliga-Tor des Hauptstadt-Klubs. Beim HSV sitzt nach der Entlassung von Frank Pagelsdorf der Sportdirektor auf der Bank: Holger Hieronymus holt einen Punkt in Nürnberg (0:0) und kümmert sich noch am Abend um einen neuen Trainer: Kurt Jara kommt zum Tabellenfünfzehnten an die Elbe und ist ganz Realist: „Wo es gut läuft, wird kein Trainer gesucht.“ Lokalrivale FC St. Pauli bleibt die einzig sieglose Mannschaft und unterliegt am Millerntor Borussia Dortmund mit 1:2. Der temperamentvolle BVB-Trainer Matthias Sammer sieht die letzten 20 Minuten auf Geheiß von Schiedsrichter Peter Sippel von der Tribüne aus. Sechs Bodyguards eskortieren ihn zu seinem Platz, was Sammer irritiert: „Hab' ich einen umgebracht?“

Kollege Friedhelm Funkel beklagt beim 2:2 von Hansa Rostock gegen 1860 München besonderes Pech. Der eingewechselte Steffen Baumgart soll eigentlich beim Stand von 2:1 für Entlastung der Abwehr sorgen, stattdessen produziert er ein Eigentor. Die Fans schmähen die Mannschaft, Kapitän René Rydlewicz wehrt sich: „Dieses dumme Gesinge ist schon traurig.“

30. September

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Es ist Derby-Tag im Süden. Der 1. FC Nürnberg schlägt die SpVgg. Fürth vor 29.000 Zuschauern 2:0 und verteidigt Platz eins, Doppel-Torschütze Otto Brenzke ist der Held des Tages. Verfolger VfB Stuttgart imponiert im Stadtduell mit einem 6:1 gegen die Kickers und der Rekordkulisse des Sonntags: 42.000 Zuschauer! Platz drei hält die Frankfurter Eintracht nach einem rassigen 2:2 gegen Kickers Offenbach. Mit dem gleichen Resultat endet das Münchner Derby, wobei die Löwen schon 2:0 führen, ehe die Bayern durch Bauer II und Witt noch ausgleichen. Hier zahlen 30.000 Menschen Eintritt.

Im Norden regiert FC St. Pauli, das nach dem 4:1 gegen den Bremer SV schon drei Punkte enteilt ist. Was auch an der Schwäche des HSV (2:2 bei Eintracht Osnabrück) liegt, der seltsam unsouveräne 7:5 Punkte aufweist. Dafür hat sich Werder Bremen allmählich gefangen: das 3:0 gegen Eintracht Braunschweig ist der zweite Sieg in Folge, den 12.000 Zuschauer euphorisch beklatschen. Hannover 96 verschießt gegen Holstein Kiel (1:2) einen Elfmeter und rutscht als Drittletzter in den Abstiegskampf. Im Westen wechselt die Führung: der 1. FC Köln schießt sich mit 5:0 gegen Preußen Dellbrück nach ganz oben, die Tore sind ein Fall für Zwei: Günther Schemmerling (3) und Hans Schäfer (2). Alemannia Aachen muss die Spitze nach einem 2:2 gegen Erkenschwick am heimischen Tivoli abgeben und auch RW Essen vorbei ziehen lassen. RWE gewinnt das Derby gegen Schwarz-Weiß nach 0:2-Pausenrückstand noch 6:2 – drei Tore schießt Helmut Rahn. Der Vierte im punktgleichen Spitzenquartett ist Aufsteiger Leverkusen 04, das auch gegen Hamborn 07 (3:2) ungeschlagen bleibt. Schalke 04 müht sich gegen Horst Emscher ab und gewinnt knapp 1:0 durch ein Kleina-Tor.

Die meisten Zuschauer kommen zu einem Mittelfeld-Duell: Preußen Münster unterliegt vor 35.000 Menschen Borussia Dortmund 1:2. Im Südwesten findet der Deutsche Meister allmählich zu seiner Form. Im Derby gegen den örtlichen VfR gewinnt der 1. FC Kaiserslautern die inoffizielle Stadtmeisterschaft mit 4:1 und rückt auf Platz zwei vor. „Fritz Walter brach den Bann“ titelt das Sport Magazin. Dem Spielführer des FCK gelingen an diesem Tag zwei Tore. Übertroffen wird er allerdings von Herbert Binkert, der bei Saarbrückens 7:0 gegen Neustadt dreimal trifft. Keine Tore fallen beim Spiel des Tabellenführers. Wormatia Worms schafft gegen Eintracht Trier nur ein 0:0. Auch dieser Spieltag zeigt: Der Südwesten bleibt die Kirchenmaus unter den Oberligen: zu den acht Spielen kommen nur 42.000 Zuschauer – exakt so viele wie im Stuttgarter Derby Am selben Tag schlägt Rotation Dresden am sechsten Spieltag in der DDR-Oberliga Motor Gera mit 9:0. Tabellenführer ist Chemie Leipzig nach einem 3:0 gegen Stahl Thale.

Vor 50 Jahren tagt die UEFA in London. Unter anderem wird beschlossen, dass es im Europapokal keine deutsch-deutschen Duelle mehr geben soll, sofern es sich nicht vermeiden lässt. Ergibt das Los eine solche Paarung „wird das zweite Los wieder in die Urne gegeben und solange gelost, bis eine solche Paarung, die nur zu Komplikationen führen könnte, ausbleibt.“ Hintergrund der Regelung: Sechs Wochen zuvor hat die DDR-Regierung die Berliner Mauer errichtet.

Vor 30 Jahren überstehen fünf von sechs Bundesligisten die erste Eurocuprunde. Nur der VfB Stuttgart (2:2 gegen Hajduk Split nach 1:3) schert aus, schon zur Pause (0:2) ist alles aus. Meister Bayern hat gegen Östers Växjö keine Mühe (5:0), aber auch nur 8000 Zuschauer. Pokalsieger Eintracht Frankfurt rettet sich nach einem 0:2 in Saloniki erst im Elfmeterschießen (5:4), alle fünf Frankfurter treffen eiskalt. Weit furioser löst der HSV im UEFA-Cup seine Auswärtsaufgabe. Nach einem 0:1 im Hinspiel stürmen die Hamburger beim FC Utrecht auf Teufel-komm-raus und siegen 6:3! Jürgen Milewski schießt zwei Tore, da lässt sich auch der Platzverweis für Ditmar Jakobs verschmerzen. Bei Utrecht fliegt der spätere Bayern-Star Jan Wouters runter. Im deutsch-deutschen Duell biegt Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Magdeburg das 1:3 aus dem Hinspiel um und gewinnt am Bökelberg 2:0 – der 20-jährige Lothar Matthäus erzielt das entscheidende Tor sechs Minuten vor Schluss. Der 1. FC Kaiserslautern nimmt die Hürde Akademik Sofia, Peter Briegels Elfmeter zum 2:1 sorgt für die Entscheidung.

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Vor zehn Jahren erlebt Giovane Elber einen großen Tag. Im Sonntagsspiel der Bundesliga schießt der Münchner gegen seinen Ex-Klub VfB Stuttgart drei Tore, Bayern gewinnt 4:0. Bayer Leverkusen erledigt seine Hausaufgabe gegen den SC Freiburg (4:1) zur Zufriedenheit, Michael Ballack erzielt zwei Tore. Nur Bayer ist nach acht Spieltagen der Saison 2001/2002 noch ungeschlagen.

1. Oktober

Vor 50 Jahren wird der neunte Spieltag der Oberligen ausgetragen. Im Süden sind nur noch der 1. FC Nürnberg (3:0 gegen KSC) und Eintracht Frankfurt (2:2 gegen die Bayern) ungeschlagen. Folgerrichtig führen sie die Tabelle an; den höchsten Tagessieg vermeldet 1860 München beim 6:2 gegen BC Augsburg. „Merkels Konditionstraining trägt Früchte“ folgert das Sport Magazin und verteidigt den wegen zu harten Trainings in die Kritik geratenen Wiener Max Merkel. Immerhin habe er Hansi Küppers seit Saisonbeginn bereits „10 Pfund Übergewicht abtrainiert“. Wichtiger sind andere Zahlen: Elf Punkte aus den letzten sechs Spielen machen die Löwen zum Geheimfavoriten 1961/1962 im Süden.

Im Westen springt Preußen Münster nach einem 5:2 in Duisburg die Spitze. Verdient, nur die Preußen sind nach neun Spielen noch ungeschlagen. Sie profitieren von der Kölner 1:2-Niederlage in Herne vor 18.000 Zuschauern. Das Sport Magazin titelt nach dem Fernduell zwei der besten Torhüter: „Tilkowski bleibt Torwart Nummer 1“. Während der Herner – „fehlerlos war seine Leistung – den Reporter überzeugt, muss Kölns Fritz Ewert über sich lesen, dass er „seine Abwehr oft verwirrte“. Schalke enttäuscht 20.000 Anhänger und vergibt beim 0:0 gegen den Meidericher SV die Chance auf die Tabellenführung, Mönchengladbach unterliegt am Bökelberg RW Oberhausen 0:1 und rutscht ins untere Drittel.

Im Südwesten glückt dem FK Pirmasens (6:2 gegen Saar 05) ein Starrekord – 17:1 Punkte. Torjäger Klaus Matischak trifft doppelt. Im Norden enden gleich zwei Partien 8:0. Liga-Dominator HSV (18-0 Punkte) deklassiert den Bremer SV, doch Werder Bremen rettet die Ehre der Stadt und demontiert Altona 93 in gleicher Höhe. Altona hat freilich eine gute Entschuldigung: Torwart Barth scheidet nach 22 Minuten verletzt aus, ein Feldspieler muss ins Tor und sechs Treffer hinnehmen. Beim HSV zeichnen die Seelers für die Hälfte der Tore verantwortlich: Nationalstürmer Uwe erzielt drei, Dieter gelingt eines. Die Hamburger egalisieren an diesem Tag den Oberliga-Startrekord von Alemannia Aachen, das 1957/1958 auch 18:0 Punkte aufzuweisen hatte.

Vor 25 Jahren wird Europapokal gespielt. Bayern München erreicht nach einem Heim-0:0 gegen Eindhoven die 2. Runde (Landesmeister), der verschossene Matthäus-Elfmeter stört nicht weiter. Der VfB Stuttgart kommt, ebenfalls nach einem Torlos-Kick in Trnava, weiter. Im deutsch-deutschen UEFA-Cup-Duell triumphiert die Bundesliga; Bayer Uerdingen das Rückspiel in Jena (4:0) noch um ein Tor höher als das Hinspiel, auch wenn alle Tore in den letzten 25 Minuten fallen. Borussia Mönchengladbach (3:1 bei Partizan Belgrad) und Bayer Levrkusen (3:0 vs. Kalmar FF) kommen auch weiter, für Werder Bremen ist in der Verlängerung gegen Atletico Madrid Schluss - das 2:1 durch Spaniens Nationalstürmer Salinas zerstört in der 113. Minute alle Bremer Hoffnungen.

Vor 20 Jahren gehen drei deutsche Mannschaften im Europacup an den Start, alle erreichen die zweite Runde. Pokalsieger Werder Bremen schlägt die Rumänen vom FC Bacau 5:0, was nach dem glatten 6:0 im Hinspiel nur noch 3021 Fans interessiert. Noch trauriger ist die Kulisse im UEFA-Cup bei Eintracht Frankfurts Gastspiel bei Spora Luxemburg: Das lockere 0:5 hat 1076 Zuschauer. Etwas mehr Fans hat der FC Bayern gegen Cork City aus Irland, doch nach dem 2:0 vor 13.500 Zuschauern rast Uli Hoeneß wütend in die Kabine und kündigt eine Aussprache an. „Jämmerliche Bayern“, titelt derweil der Kicker. Die rettenden Tore von Bruno Labbadia und Christian Ziege per Elfmeter fallen erst in der Schlussviertelstunde. Jungspund Stefan Effenberg versteht die Aufregung nicht: „Hauptsache gewonnen, wir müssen italienisch denken.“

Vor fünf Jahren verliert Meister Bayern die Tabellenführung, der VfL Wolfsburg stürzt ihn mit seinem ersten Saisonsieg (1:0) vom Gipfel. Mike Hanke schießt das Tor des Tages, verantwortlich ist jedoch der Ball – findet Oliver Kahn. Der Bayern-Keeper schimpft: „Ich habe noch nie mit einem solchen Scheißball gespielt. Das ist ein Plastikball.“ Kollege Mark van Bommel fordert daraufhin den Einheitsball, „das kenne ich aus Spanien.“ Erst in seiner letzten Bundesligasaison wird man ihm diesen Wunsch erfüllen. Alemannia Aachen hat mit dem Spielgerät weniger Probleme. Nach dem 2:1 gegen Bochum ist der Aufsteiger Sechster und Jan Schlaudraff führt die Torjägerliste an – mit vier Treffern. Der HSV bleibt Unentschieden-Meister – das 2:2 in Frankfurt ist schon das fünfte in sechs Spielen, und noch immer gibt es keinen Sieg.

2. Oktober

Vor 40 Jahren wird der neunte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Schalke 04 verzeichnet seinen besten Start überhaupt und spielt beim 4:0 gegen Hertha BSC wie der kommende Meister. Hertha-Torwart Volkmar Groß sieht bei drei Toren nicht gut aus und ist sein größter Kritiker an diesem Tag: „Ich war richtig schlecht“, sagt er den Reportern. Davon profitiert der 20-jährige Luxemburger Nico Braun, der seine ersten beiden Bundesliga-Tore köpft. Der große Gerd Müller hingegen kann an diesem Tag nicht mal per Elfmeter treffen und scheitert schon zum dritten Mal in der noch jungen Saison 1971/1972. Diesmal an Stuttgarts Zlatko Skoric, so dass Verfolger Bayern nur zu einem 2:2 kommt immerhin nach 0:2-Rückstand. Meister Borussia Mönchengladbach erlebt im Rheinderby beim 1. FC Köln einen Reinfall, die Zuschauer dagegen genießen ein Fußballfest. Die Kölner gewinnen im Müngersdorfer Stadion mit 4:3 und feiern den unbekannten Paul Scheermann, der bei seinem Startelf-Debüt in der Bundesliga zwei Tore erzielt. Selbst sein Trainer Gyula Lorant kennt ihn nicht so recht und spricht unentwegt von seinem „Scheer“. Günter Netzer kennen alle, aber von seinen zwei Freistoßtoren ist hinterher kaum die Rede – Schicksal des Verlierers. Werder Bremen erntet die Früchte des Trainerwechsels und gewinnt in Düsseldorf mit 3:1. Offiziell unter der Ägide von Willi Multhaup, doch der ist nur Strohmann für den 31-jährigen Sepp Piontek, der als erster Spielertrainer in die Ligahistorie eingeht. Der Werder-Profi besitzt zwar noch keine Lizenz zum Trainieren, jedoch offenkundig viel Talent.

Vor 20 Jahren bestreiten sieben weitere deutsche Mannschaften Europacupspiele. Für drei ist schon in der ersten Runde Endstation: Der letzte ostdeutsche Meister Hansa Rostock kann das 0:3 gegen FC Barcelona nicht mehr aufholen, gewinnt immerhin noch 1:0 (Tor: Michael Spies). Unfassbar: Nur 8500 Fans verirren sich ins Ostsee-Stadion, um seltene Gäste zu sehen. Barca spielt mit Weltstars wie Zubizaretta, Koeman, Guardiola, Michael Laudrup und Stoitchkov. Auch für Stahl Eisenhüttenstadt (im Pokalsieger-Cup 0:3 bei Galatasaray Istanbul) und den Halleschen FC (im UEFA-Cup 0:3 bei Torpedo Moskau) ist das Abenteuer Europacup vorbei. Für Darius Wosz und Alexander Löbe sogar noch etwas früher: sie fliegen vom Platz.

Riesenjubel dagegen beim letzten verbliebenen Ost-Klub: RW Erfurt, Letzter der 2. Bundesliga, wirft den FC Groningen durch ein Tor von Timo Gottlöber aus dem UEFA-Cup. Das Wunder vom Steigerwald-Stadion sehen nur 4000 Zuschauer. Die Bundesligisten marschieren souverän in Runde zwei: Meister Kaiserslautern (1:1 bei Etar Tarnovo) feiert seinen Torwart, der Kicker titelt „Teufelskerl Ehrmann“. Der VfB Stuttgart (2:2 bei MSC Pecs) und der HSV (3:0 bei Gornik Zabrze) verstärken das DFB-Kontingent im UEFA-Cup auf vier Teams. Titelverteidiger Inter Mailand mit drei deutschen Weltmeistern ist dagegen nach einem 0:0 gegen Boavista Porto bereits draußen. Nur Andreas Brehme bietet eine ordentliche Leistung, auf Lothar Matthäus („ohne Atem“) und Jürgen Klinsmann („ein Desaster“) stürzen sich die Kritiker der italienischen Presse.

Vor fünf Jahren endet der sechste Bundesliga-Spieltag mit einem Rekord. Nie hatte ein Tabellenführer zu diesem Zeitpunkt weniger Zähler, und nie gab es so viele punktgleiche Verfolger. Hertha BSC reicht ein Unentschieden gegen den VfB Stuttgart (2:2) zur Rückkehr auf Platz eins, doch vier weitere Klubs haben ebenfalls zehn Punkte.