DFB-Wochenschau: Der Letzte siegt beim Ersten - zum einzigen Mal

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

6. Januar

Vor 90 Jahren baut der HSV seine Führung in der Alsterkreis-Liga aus. Nach dem 4:1 bei Concordia Wandsbek stehen für die Hamburger 19:1 Punkte zu Buche.

Vor 60 Jahren sitzt Bundestrainer Sepp Herberger nach 18-stündiger Zugfahrt in Madrid auf der Tribüne, um den kommenden Endrundengegner zu beobachten. Nach dem ersten Entscheidungsspiel spricht alles für die Gastgeber, die die Türkei 4:1 schlagen, aber es wird anders kommen.

Vor 30 Jahren gewinnen die DFB-Junioren beim berühmten Granatkin-Turnier in der Großhalle von Leningrad gegen Europameister Frankreich 2:0. Die Tore erzielen Franco Foda per Elfmeter und Arthur Jaschke. Jürgen Kohler und Olaf Thon stehen auch in der Mannschaft von Trainer Berti Vogts.

Vor 20 Jahren gibt Oliver Kahn seinen Wechsel vom Karlsruher SC zum FC Bayern bekannt. Er unterzeichnet einen Vierjahresvertrag, wird aber 14 Jahre in München bleiben.

7. Januar

Vor 80 Jahren verteidigt Kickers Offenbach die Tabellenführung der Gau-Liga Südwest durch ein 3:1 gegen Mainz 05. Da die Abstände sehr eng sind, macht sich aber auch der Fünfte, Eintracht Frankfurt, noch Hoffnung. Nach dem 5:1 gegen Borussia Neunkirchen ist zu lesen, warum die Eintracht noch mal angreifen will: "Man hat nämlich bei den Riederwäldern die Gefahr erkannt und die Mannschaftsführung dem klugen Gramlich mit diktatorischen Vollmachten übertragen. Die Spieler haben sich ihrem Kameraden und Spielführer gegenüber durch Handschlag zu regelmäßigem Training und vollem Einsatz verpflichtet. Renitente Elemente werden ausgeschaltet." Der Ton der neuen Zeit erklingt auch in der Sportpresse. Sportlich bemerkenswert ist der direkt verwandelte Eckball von Willi Lindner, dem drei Tore gelingen.

Vor 30 Jahren gewinnen die DFB-Junioren auch ihr zweites Spiel beim Granatkin-Turnier. Gegen Belgien kommen sie zu einem mühelosen 7:0 - Bernhard Trares von Eintracht Frankfurt schießt allein vier Tore, darunter ist ein Hattrick binnen vier Minuten.

Vor 20 Jahren beginnt in München die "Kaiser-Zeit". Franz Beckenbauer, der in der Winterpause Erich Ribbeck abgelöst hat, leitet sein erstes Training beim Rekordmeister vor einem riesigen internationalen Medienaufgebot und rund 3000 Fans. "Ich weiß auch nicht, warum ich mir das antue", sagt der Kaiser gewohnt jovial.



Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

6. Januar

Vor 90 Jahren baut der HSV seine Führung in der Alsterkreis-Liga aus. Nach dem 4:1 bei Concordia Wandsbek stehen für die Hamburger 19:1 Punkte zu Buche.

Vor 60 Jahren sitzt Bundestrainer Sepp Herberger nach 18-stündiger Zugfahrt in Madrid auf der Tribüne, um den kommenden Endrundengegner zu beobachten. Nach dem ersten Entscheidungsspiel spricht alles für die Gastgeber, die die Türkei 4:1 schlagen, aber es wird anders kommen.

Vor 30 Jahren gewinnen die DFB-Junioren beim berühmten Granatkin-Turnier in der Großhalle von Leningrad gegen Europameister Frankreich 2:0. Die Tore erzielen Franco Foda per Elfmeter und Arthur Jaschke. Jürgen Kohler und Olaf Thon stehen auch in der Mannschaft von Trainer Berti Vogts.

Vor 20 Jahren gibt Oliver Kahn seinen Wechsel vom Karlsruher SC zum FC Bayern bekannt. Er unterzeichnet einen Vierjahresvertrag, wird aber 14 Jahre in München bleiben.

7. Januar

Vor 80 Jahren verteidigt Kickers Offenbach die Tabellenführung der Gau-Liga Südwest durch ein 3:1 gegen Mainz 05. Da die Abstände sehr eng sind, macht sich aber auch der Fünfte, Eintracht Frankfurt, noch Hoffnung. Nach dem 5:1 gegen Borussia Neunkirchen ist zu lesen, warum die Eintracht noch mal angreifen will: "Man hat nämlich bei den Riederwäldern die Gefahr erkannt und die Mannschaftsführung dem klugen Gramlich mit diktatorischen Vollmachten übertragen. Die Spieler haben sich ihrem Kameraden und Spielführer gegenüber durch Handschlag zu regelmäßigem Training und vollem Einsatz verpflichtet. Renitente Elemente werden ausgeschaltet." Der Ton der neuen Zeit erklingt auch in der Sportpresse. Sportlich bemerkenswert ist der direkt verwandelte Eckball von Willi Lindner, dem drei Tore gelingen.

Vor 30 Jahren gewinnen die DFB-Junioren auch ihr zweites Spiel beim Granatkin-Turnier. Gegen Belgien kommen sie zu einem mühelosen 7:0 - Bernhard Trares von Eintracht Frankfurt schießt allein vier Tore, darunter ist ein Hattrick binnen vier Minuten.

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Vor 20 Jahren beginnt in München die "Kaiser-Zeit". Franz Beckenbauer, der in der Winterpause Erich Ribbeck abgelöst hat, leitet sein erstes Training beim Rekordmeister vor einem riesigen internationalen Medienaufgebot und rund 3000 Fans. "Ich weiß auch nicht, warum ich mir das antue", sagt der Kaiser gewohnt jovial.

Am selben Tag tritt auch Christoph Daum seinen neuen Job an - bei Besiktas Istanbul warten 5000 Fans auf den Stuttgarter Meistertrainer. Schon bei der Landung tragen ihn Fans auf Schultern durchs Flughafengebäude. Daum ist gerührt: "Ich habe noch nie solche Fans erlebt."

8. Januar

Vor 75 Jahren findet das Pokalfinale statt. In Berlin treffen Rapid Wien und der FSV Frankfurt aufeinander. Weil die Oberränge des Olympiastadions schneebedeckt sind, finden nur 36.200 Zuschauer Platz. Unter ihnen sind Reichstrainer Sepp Herberger und sein Vorgänger Otto Nerz. Außenseiter FSV geht durch Franz Doszedal (17.) früh in Führung, wird dann aber auch Opfer der legendären "Rapid-Viertelstunde". Durch Georg Schors (80.), Johann Hofstätter (85.) und Franz "Bimbo" Binder drehen die Rapidler das Spiel noch. Spielentscheidend ist jedoch der Ausfall des Frankfurters Willy May nach 70 Minuten, denn Auswechseln ist verboten anno 1939. Der Kicker titelt: "Ein Endspiel von wirklichem Format."

Am selben Tag bestreiten der HSV und Eintracht Frankfurt ein absolut irreguläres Freundschaftsspiel, während ringsum alle Plätze gesperrt sind. Vorsorglich nur auf zweimal 30 Minuten angesetzt, ist die Partie eine einzige Farce. "Leute, die sehr genau sind, haben 26 tiefe Wasserpfützen mit einem Durchmesser von mindestens zwei Metern festgestellt", schreibt der Kicker amüsiert. Die Eintracht gewinnt 3:2 und muss sich doch bedauern lassen, weil sie 1000 Bahnkilometer gefahren sei, um vor 500 Zuschauern zu spielen.

In Sachsen behauptet der VfB Leipzig (5:0 bei Sportfreunde Dresden) Platz eins, in Westfalen regiert natürlich Schalke, das mit Preußen Münster aber Mühe hat (1:0). Hermann Eppenhoff lässt die 5000 Zuschauer nur einmal jubeln. Kurios ist die Lage am Mittelrhein. Weil Verfolger Troisdorf in Neuendorf 2:9 (!) verliert, bleibt Tura Bonn Erster - mit negativem Torverhältnis (24:26). Am Niederrhein ballern Schwarz-Weiß Essen (4:0 gegen Benrath) und Fortuna Düsseldorf (8:1 bei Hamborn 07) um die Wette, Essens Torverhältnis (38:4) ist eines Spitzenreiters schon eher würdig. In Bayern wird der 1. FC Nürnberg vom Gau-Fußballfachwart zur Austragung seines Heimspiels gegen BC Augsburg gezwungen, da er schon acht Spielausfälle hat. Die Leichtathletik-Abteilung hilft beim Schneeschippen, aber belohnt wird die Räumung nicht - der BC Augsburg gewinnt 2:1. Neuer Primus sind die Münchner "Löwen" (4:1 gegen Coburg).

Vor 30 Jahren endet das renommierte Berliner Hallenturnier, das insgesamt 35.000 Zuschauer verfolgen, mit einem Sieg von Werder Bremen. Die Bremer setzen alle Stars ein, auch Nationalspieler Rudi Völler zaubert auf dem Parkett. Trainer Otto Rehhagel ist stolz, denn "jeder ist mit sehr viel Ehrgeiz bei der Sache". Am Abend erhält er einen neuen Zweijahresvertrag.

Am selben Tag schlägt die DFB-Junioren-Auswahl den Gastgeber UdSSR beim Granatkin-Turnier 2:0, Jürgen Kohler und Franco Foda per Elfmeter treffen.

Vor zehn Jahren erntet ein Vorschlag der DFL heftigen Gegenwind. Die Austragung eines Bundesligaspiels um zwölf Uhr mittags, um auf dem asiatischen Markt Interessenten zu gewinnen, wird mehrheitlich abgelehnt. "Wir sind dagegen", sagt Bayern-Manager Uli Hoeneß und weiß 82,8 Prozent der Kicker-Leser hinter sich, die sich an einer Blitzumfrage beteiligen.

9. Januar

Vor 70 Jahren schießt Fritz Walter drei Tore für die Soldatenmannschaft der "Roten Jäger", die den Tabellenführer des Elsaß, den FC Mülhausen, mit 10:3 überfährt. Nur gut für alle anderen Mannschaften, dass die "Roten Jäger" außer Konkurrenz spielen.

Vor 20 Jahren belegt der FC Bayern beim Münchner Hallenturnier nur den vierten Platz. Auch Franz Beckenbauer kann nicht hexen, gegen Eintracht Frankfurt und Dynamo Dresden (zweimal) erleidet der neue Bayern-Trainer seine ersten Niederlagen. Die sind ihm allerdings "wurscht", denn "mich interessiert nur die Meisterschaft". Der 1. FC Köln erreicht beim Turnier in der eigenen Stadt immerhin das Finale, wird dann aber von Dynamo Tiflis mit 3:10 gedemütigt. Den Namen des sechsfachen Torschützen Revas Arveladse merken sie sich aber, schon in der Rückrunde trägt er das Kölner Trikot.

10. Januar

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Im Süden gibt es in sieben Spielen nur einen Heimsieg. Die Bayern schlagen vor der größten Tageskulisse (15.000) den VfR Mannheim 1:0. Einen zweiten Heimsieg hätte es eigentlich am Bornheimer Hang geben müssen, wo der FSV Frankfurt zur Pause gegen den KSC schon 4:1 führt. Doch nach 79 Minuten heißt es 4:5, dann rettet ein Tor von Kunkel noch einen Punkt mit dem keiner wirklich zufrieden ist. Auf die Spitze haben diese Spiele keine Auswirkung. Die wird von Eintracht Frankfurt (2:1 bei Kickers Stuttgart) verteidigt, vergeblich hofft Lokalrivale VfB (1:1 in Schweinfurt) auf Schützenhilfe. Max Morlock schießt Nürnberg zum 1:0 bei Waldhof Mannheim.

Im Südwesten bleibt FK Pirmasens (5:0 in Speyer) einen Punkt vor Meister Kaiserslautern. Der FCK gewinnt das Lokalderby gegen den VfR nach Rückstand noch 2:1 - vor nur 2000 Zuschauern. Kuriosum in Frankenthal: Der heimische VfR erzielt beim 5:2 gegen Wormatia Worms alle sieben Tore, binnen zwei Minuten passieren nämlich zwei Eigentore.

Im Westen unterstreicht der 1. FC Köln seine Meisterambitionen und fertigt SW Essen 7:0 ab, sechs verschiedene Torschützen werden vermeldet - nur Jupp Röhrig trifft doppelt. Die punktgleichen Schalker stehen da kaum zurück – 7:1 gegen Alemannia Aachen. Preußen Münster patzt dagegen gegen Preußen Dellbrück (2:2), auch RW Essen (0:0 gegen VfL Bochum) fällt etwas zurück. Auch weil Rahns Dribblings "in Schlamm und Wasser ertranken" (Sport Magazin). Borussia Dortmund kann die Gunst der Stunde nicht nutzen und verspielt eine 3:0-Führung gegen Mönchengladbach (3:3).

Im Norden lässt Petrus nur fünf Spiele zu, aber keine Spannung. Herbstmeister Hannover 96 ist weiter auf Kurs. Nach dem 3:1 in Bremerhaven beträgt der Vorsprung auf Eintracht Braunschweig (1:1 gegen VfB Lübeck) schon elf Punkte. Serien-Meister HSV muss nach dem 0:1 beim VfL Osnabrück auch um den zweiten Endrundenplatz bangen.

Vor 30 Jahren werden in Paris die Vorrundengruppen für die EM 1984 ausgelost. Titelverteidiger Deutschland trifft auf Portugal, Rumänien und Spanien. Bundestrainer Jupp Derwall, noch beeindruckt von der mühsamen Qualifikation, sagt: "Wir sind keine Favoriten. Man soll uns so einstufen, wie das die Presse bei uns im letzten Jahr getan hat." DFB-Ehrenspielführer Uwe Seeler ist optimistischer: "Da haben wir ja wieder mal Glück gehabt. Für mich ist Deutschland jetzt EM-Favorit."

Am selben Tag gewinnen die DFB-Junioren auch ihr viertes Spiel beim Granatkin-Turnier und damit auch das Turnier. Nach dem 1:0 gegen die USA steht das Vogts-Team schon vor dem letzten Spiel als Sieger fest.

11. Januar

Vor 70 Jahren bestimmt der Krieg auch die Berichterstattung des Kicker. So lässt der VfB Leipzig verlauten, dass die Glückwünsche zum 50. Geburtstag "durch einen Terrorangriff" verloren gegangen seien. So bedankt er sich eben per Anzeige. Und Reichsminister Albert Speer gibt bekannt, dass der deutsche Sport "in den ersten Jahren nach dem Krieg keine neue Stadionanlagen mehr erstehen sehen wird". Der Wohnungsbau habe Vorrang.

Vor 50 Jahren startet die Bundesliga mit einer Sensation in die Rückrunde. Das abgeschlagene Schlusslicht 1. FC Saarbrücken gewinnt beim souveränen Herbstmeister 1. FC Köln (3:1). Was gleich in der ersten Bundesligasaison gelingt, passiert in den folgenden 50 Jahren nie mehr - ein Sieg des Letzten beim Ersten. Dem Meidericher SV ist es recht, nach dem 2:0 gegen den KSC ist er neuer Zweiter, Weltmeister Helmut Rahn erzielt ein Tor. Furios ist auch das Spiel von Meister BVB gegen Werder - 4:3 nach 4:0. Uwe Seeler schießt beim 5:0 gegen Preußen Münster drei Tore für seinen HSV und baut seinen Vorsprung in der Torjägerliste (16 Treffer) aus. Der 1. FC Nürnberg bleibt nach dem 2:3 gegen Hertha BSC in der bedrohlichen Zone. Berlins Horst Waclawiak schießt alle Gästetore.

Vor zehn Jahren gewinnt erstmals eine Frau die Wahl zum Tor des Jahres. Die meisten Zuschauer der ARD-Sportschau stimmen für die Frankfurterin Nia Künzer, auf deren Treffer im WM-Finale 2003 gegen Schweden 36,7 Prozent der Stimmen entfallen. Auf den Plätzen: Giovane Elber, Fabian Ernst und Klaus Fischer, der bei einem Benefizspiel noch mit 54 Jahren einen seiner legendären Fallrückzieher angesetzt hatte. Selbst das reicht nicht gegen Künzers Golden Goal.

12. Januar

Vor 40 Jahren findet der 19. Bundesliga-Spieltag statt. Tabellenführer Eintracht Frankfurt kassiert beim Tabellenletzten Duisburg noch in letzter Minute den Ausgleich durch MSV-Zugang Theo Bücker. Dadurch rückt Meister Bayern auf einen Punkt an die Hessen heran, das neue Schlusslicht Fortuna Köln wird 5:1 abgefertigt, dreimal trifft Gerd Müller. Auf der Fortuna-Bank sitzt Präsident Jean Löring, der noch auf der Suche nach einem neuen Cheftrainer ist. Borussia Mönchengladbach lässt zu Hause gegen RW Essen Federn (2:2) und auch Fortuna Düsseldorf (2:4 beim 1. FC Köln) kann Frankfurts Ausrutscher nicht nutzen. Die Mannschaft des Tages ist Schalke 04, die im Abstiegskampf beim VfL Bochum 5:2 gewinnt. Nach Schalkes erstem Auswärtssieg 1973/1974 schwärmt auch der Bochumer Trainer. Heinz Höher spricht von einer "Sternstunde" der Gäste.