DFB-Wochenschau: Deislers Rücktritt und Hagelschauer

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

16. Januar

Vor 40 Jahren wird an einem Sonntag der Bundesliga-Skandal vor dem DFB-Sportgericht weiter verhandelt. Im fünften Prozess gegen die Braunschweiger Nationalspieler Max Lorenz und Lothar Ulsaß verhängt das Gericht Sperren über jeweils zwei Jahre. Ihnen wird die Annahme einer Siegprämie von dritter Seite (Arminia Bielefeld) zum Verhängnis. Im Anschluss beginnt der sechste Prozess, gegen die Ungarn-Legionäre bei Hertha BSC, Zoltan Varga und Laszlo Gergely.

Weil einige Zeugen ihre Aussagen plötzlich widerrufen oder durch Abwesenheit glänzen, kann in ihrem Fall noch kein Urteil gefällt werden. Dass der Sumpf noch lange nicht trocken gelegt ist, deutet Offenbachs Präsident Horst-Gregorio Canellas im Zeugenstand an. Er bringt demonstrativ drei Koffer mit angeblichem Beweismaterial für Manipulationen mit und kündigt "fürchterliche Sachen" an. Dunkle Tage für die Bundesliga.

Fußball wird auch gespielt im Januar 1972, aber nicht um Punkte. Zum zweiten Mal steigt das hochkarätige Berliner Hallenturnier, an dem neben Gastgeber Hertha BSC und TeBe Berlin auch Meister Borussia Mönchengladbach, Pokalsieger Bayern München, Werder Bremen und Austria Salzburg teilnehmen. 50.000 Zuschauer kommen an den fünf Turniertagen in die Deutschland-Halle und sehen 32 Spiele. Das Finale ist furios: Hertha BSC macht mit einem Punkt vor den Bayern, Werder und Gladbach das Rennen, streicht 10.000 DM Prämie ein und "die Berliner feierten ihre Hertha, als wäre sie Deutscher Meister geworden", schreibt der Kicker. Gladbachs Jupp Heynckes wird Torschützenkönig und ausgerechnet "Terrier" Berti Vogts wird zum besten Spieler des Turniers gewählt.

Vor 30 Jahren startet die Bundesliga in die Rückrunde. Zwei Spiele fallen aus, in Karlsruhe und Kaiserslautern regiert General Winter weiterhin. Die Spitzenklubs aber müssen ran: Der 1. FC Köln patzt in Dortmund (0:1), das Tor von Bernd Klotz bringt der Liga einen neuen Tabellenführer: Bayern München. Die Csernai-Elf kommt nämlich besser aus den Startlöchern und gewinnt vor nur 11.000 Zuschauern in Leverkusen 2:0 (Tore: Wolfgang Dremmler, Dieter Hoeneß). Neuer Zweiter ist die Borussia aus Mönchengladbach, die beim starken Aufsteiger Werder Bremen durch ein Tor von Kurt Pinkall 1:0 gewinnt. Lange Gesichter auch beim zweiten Nord-Giganten: Der HSV verliert bei Aufsteiger Eintracht Braunschweig trotz Führung 1:2, Horst Hrubesch danach die Fassung: "Gegen eine solche Blinden-Truppe verlieren wir. Das gibt's doch gar nicht." Der VfB Stuttgart dreht in Düsseldorf das Spiel (3:2 nach 1:2), wobei das Siegtor von Didier Six sogar in Unterzahl fällt. Denn in der 83. Minute erhält Nationalspieler Karl-Heinz Förster nach einer Notbremse den einzigen Platzverweis seiner Bundesliga-Karriere. "Klar, es war Foul. Aber Rot hätte er dafür nie zeigen dürfen", zeigt sich der knallharte Manndecker uneinsichtig.

Am Abend werden in Madrid die WM-Vorrundengruppen ausgelost. Nach mehreren Pannen, unter anderem platzt die Kugel mit Österreich auf, steht das Ergebnis fest. Deutschland freut sich über Algerien, Chile und Nachbar Österreich, der bereits in der Qualifikation Gegner der Derwall-Elf war.

Vor 20 Jahren fordert FIFA-Generalsekretär Josef Blatter in einem Kicker-Kommentar die Einführung des Profi-Schiedsrichters. "Er kann sich mit der Kritik besser auseinandersetzen, er wird einige Tage Zeit haben, seine Leistung zu analysieren, er wird die Muße finden, seine Spiele zu verdauen und in Ruhe zu trainieren", summiert Blatter die Vorteile gegenüber "dem symbolisch bezahlten Kollegen aus dem Lager der Idealisten".



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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

16. Januar

Vor 40 Jahren wird an einem Sonntag der Bundesliga-Skandal vor dem DFB-Sportgericht weiter verhandelt. Im fünften Prozess gegen die Braunschweiger Nationalspieler Max Lorenz und Lothar Ulsaß verhängt das Gericht Sperren über jeweils zwei Jahre. Ihnen wird die Annahme einer Siegprämie von dritter Seite (Arminia Bielefeld) zum Verhängnis. Im Anschluss beginnt der sechste Prozess, gegen die Ungarn-Legionäre bei Hertha BSC, Zoltan Varga und Laszlo Gergely.

Weil einige Zeugen ihre Aussagen plötzlich widerrufen oder durch Abwesenheit glänzen, kann in ihrem Fall noch kein Urteil gefällt werden. Dass der Sumpf noch lange nicht trocken gelegt ist, deutet Offenbachs Präsident Horst-Gregorio Canellas im Zeugenstand an. Er bringt demonstrativ drei Koffer mit angeblichem Beweismaterial für Manipulationen mit und kündigt "fürchterliche Sachen" an. Dunkle Tage für die Bundesliga.

Fußball wird auch gespielt im Januar 1972, aber nicht um Punkte. Zum zweiten Mal steigt das hochkarätige Berliner Hallenturnier, an dem neben Gastgeber Hertha BSC und TeBe Berlin auch Meister Borussia Mönchengladbach, Pokalsieger Bayern München, Werder Bremen und Austria Salzburg teilnehmen. 50.000 Zuschauer kommen an den fünf Turniertagen in die Deutschland-Halle und sehen 32 Spiele. Das Finale ist furios: Hertha BSC macht mit einem Punkt vor den Bayern, Werder und Gladbach das Rennen, streicht 10.000 DM Prämie ein und "die Berliner feierten ihre Hertha, als wäre sie Deutscher Meister geworden", schreibt der Kicker. Gladbachs Jupp Heynckes wird Torschützenkönig und ausgerechnet "Terrier" Berti Vogts wird zum besten Spieler des Turniers gewählt.

Vor 30 Jahren startet die Bundesliga in die Rückrunde. Zwei Spiele fallen aus, in Karlsruhe und Kaiserslautern regiert General Winter weiterhin. Die Spitzenklubs aber müssen ran: Der 1. FC Köln patzt in Dortmund (0:1), das Tor von Bernd Klotz bringt der Liga einen neuen Tabellenführer: Bayern München. Die Csernai-Elf kommt nämlich besser aus den Startlöchern und gewinnt vor nur 11.000 Zuschauern in Leverkusen 2:0 (Tore: Wolfgang Dremmler, Dieter Hoeneß). Neuer Zweiter ist die Borussia aus Mönchengladbach, die beim starken Aufsteiger Werder Bremen durch ein Tor von Kurt Pinkall 1:0 gewinnt. Lange Gesichter auch beim zweiten Nord-Giganten: Der HSV verliert bei Aufsteiger Eintracht Braunschweig trotz Führung 1:2, Horst Hrubesch danach die Fassung: "Gegen eine solche Blinden-Truppe verlieren wir. Das gibt's doch gar nicht." Der VfB Stuttgart dreht in Düsseldorf das Spiel (3:2 nach 1:2), wobei das Siegtor von Didier Six sogar in Unterzahl fällt. Denn in der 83. Minute erhält Nationalspieler Karl-Heinz Förster nach einer Notbremse den einzigen Platzverweis seiner Bundesliga-Karriere. "Klar, es war Foul. Aber Rot hätte er dafür nie zeigen dürfen", zeigt sich der knallharte Manndecker uneinsichtig.

Am Abend werden in Madrid die WM-Vorrundengruppen ausgelost. Nach mehreren Pannen, unter anderem platzt die Kugel mit Österreich auf, steht das Ergebnis fest. Deutschland freut sich über Algerien, Chile und Nachbar Österreich, der bereits in der Qualifikation Gegner der Derwall-Elf war.

Vor 20 Jahren fordert FIFA-Generalsekretär Josef Blatter in einem Kicker-Kommentar die Einführung des Profi-Schiedsrichters. "Er kann sich mit der Kritik besser auseinandersetzen, er wird einige Tage Zeit haben, seine Leistung zu analysieren, er wird die Muße finden, seine Spiele zu verdauen und in Ruhe zu trainieren", summiert Blatter die Vorteile gegenüber "dem symbolisch bezahlten Kollegen aus dem Lager der Idealisten".

Vor 5 Jahren erklärt Bayern Münchens Nationalspieler Sebastian Deisler seinen Rücktritt. Der 27-Jährige fühlt sich den Belastungen des Profigeschäfts mental nicht mehr gewachsen und begibt sich erneut in ärztliche Behandlung.

17. Januar

Vor 80 Jahren wird Minerva 93 Berlin Meister von Brandenburg und Berlin. Die letzten fehlenden Punkte fährt sie gegen den Deutschen Meister Hertha BSC im ausverkauften Post-Stadion "vor einer hoch erregten, kompakten, anonymen Masse von 35.000 Menschen" (Kicker) ein. Minerva gewinnt 4:2 und vertritt die Hauptstadt nun in der Endrunde, Hertha darf ihren Titel nicht verteidigen. Auch weil der Star jener Epoche, Hanne Sobek, "keine nennenswerte Leistung zustande" bekam "und gerade er ist und bleibt doch nun mal das rote Herz der blau-weißen Elf".

Im Süden hat die Meister-Endrunde schon begonnen, am zweiten Spieltag meldet der Kicker "die erste große Überraschung in der Süddeutschen Meisterschaft" – Bayern München verliert zu Hause dem 1. FC Pforzheim 2:6. "Es ist nicht etwa ein Druckfehler, dieses 2:6", beginnt der Kicker seinen Bericht. Der Pforzheimer Erich Fischer schießt alleine fünf Tore, da helfen die beiden des Bayern-Verteidigers Josef Haringer wenig. Als die 8000 Zuschauer nach Hause gehen, wird keiner davon gesprochen haben, dass er heute den kommenden Meister 1932 gesehen hat. Und doch wird es so kommen…

Die meisten Zuschauer zieht das 103. Franken-Derby, 20.000 sehen am Zabo Nürnbergs 1:2 gegen die Spielvereinigung Fürth. In der 59. Minute überschlagen sich die Ereignisse, als zunächst Nürnbergs Heinrich Träg ein Tor mit der Hand erzielt, was aberkannt und im Gegenzug noch mit dem 1:2 durch Georg Frank bestraft wird. Damit sind die Fürther Tabellenführer der aus acht Teams bestehenden Endrundengruppe. Die anderen Resultate des Sonntags: Karlsruher FV gegen 1860 München endet 1:1, der VfB Stuttgart verliert gegen den FV Rastatt 0:1.

In der zweiten Südstaffel (Nordwest) beginnt die Endrunde an diesem Tag mit Siegen der Frankfurter Klubs. Die Eintracht putzt Waldhof Mannheim zu Hause 3:0 vom Platz, alle Tore erzielt Karl Ehmer, der im dichten Schneetreiben den Durchblick behält. Lokalrivale FSV gewinnt beim FV Saarbrücken und hat ebenfalls nur einen Torschützen: Jean-Louis Bretteville. Mainz 05 freut sich gegen Pirmasens nur über 5000 Zuschauer, die Punkte bekommen die Gäste, für die Brill das einzige Tor markiert. Der VfL Neckarau stürmt mit 4:0 über Wormatia Worms auf den zweiten Platz hinter der Eintracht, die bereits ein Spiel mehr und dieses zudem gewonnen hat.

In den anderen Landesteilen läuft noch der Ligabetrieb. Rekordbesuch meldet Leipzig, wo 12.000 Menschen das Derby zwischen den Sportfreunden und Wacker sehen, aber keinen Sieger – 3:3. Wacker bleibt Tabellenführer in seiner Staffel. In Chemnitz ist alles klar, der PSV schlägt Sturm 6:2 und wird Meister. In Gelsenkirchen kommen 10.000 Zuschauer zum Ortsderby zwischen Union und Schalke, das dank eines überragenden Ernst Kuzorra 2:0 gewinnt.

Vor 60 Jahren spielt Werder Bremen im Europapokal der Pokalsieger. Im Weser-Stadion ist Atletico Madrid zu Gast und entführt ein 1:1. Fast hätten die Spanier gewonnen, doch Willi Soya kann deren Führung durch Jones (71.) noch ausgleichen. Formal ist das Resultat gegen die spanische Top-Mannschaft zufriedenstellend, doch drückt es die Bremer Überlegenheit nicht im Geringsten aus. DFB-Schatzmeister Werner Goesmann sitzt auf der Tribüne und sagt: "Werder hätte mit zwei Toren Unterschied gewinnen müssen." Dass nur 30.000 Zuschauer kommen, verwundert das Sport Magazin: "Wetter und Halstuch dämpften die Begeisterung. Wer will jetzt noch für den Ausbau des Weser-Stadions plädieren?"

Vor 30 Jahren wird der Fallrückzieher von Nationalstürmer Karl-Heinz Rummenigge beim 7:1 gegen Finnland im September 1981 von den ARD-Zuschauern zum Tor des Jahres gewählt. Am selben Tag versöhnt sich Barcelona-Legionär Bernd Schuster mit dem DFB. Nach einem Gespräch mit Präsident Hermann Neuberger in Madrid gibt der Verband bekannt, Schuster habe "seine grundsätzliche Bereitschaft erklärt, in der Nationalmannschaft anlässlich der WM 1982 und in der Vorbereitungsphase mitzuwirken". Im Mai 1981 war es zum Zerwürfnis mit Bundestrainer Jupp Derwall gekommen, nun aber reizt Schuster die WM-Teilnahme in seinem Gastland.

Vor 25 Jahren verpasst Deutschland bei der inoffiziellen Oldie-WM in Brasilien das Finale. In der Nachspielzeit unterliegt die Auswahl ehemaliger Nationalspieler, darunter die Weltmeister Wolfgang Overath und Bernd Hölzenbein, in Santos dem Gastgeber 1:2. Dabei hat Hölzenbein in der 85. Minute das 1:0 erzielt, aber im Endspurt schwinden den Senioren die Kräfte. "Wir wollen nicht traurig sein, doch ärgerlich ist es schon, dass wir das Endspiel so knapp verpasst haben", sagt Siggi Held, Vize-Weltmeister von 1966. Während die Deutschen das Fünfer-Turnier als Vierter verlassen, ziehen Brasilien und Argentinien ins Finale ein.

18. Januar

Vor 70 Jahren gewinnt die Nationalmannschaft ein Länderspiel in Agram gegen Kroatien 2:0. Vorwiegend aus logistischen Gründen stehen acht Wiener in der Elf, aus dem "Altreich" sind nur der Berliner Torwart Helmut Jahn, der junge Kaiserslauterer Fritz Walter und der Stuttgarter Kickers-Stürmer Edmund Conen dabei. Nur der Wiener Debütant Karl Decker erzielt ein Tor, das zweite steuert ein Kroate unfreiwillig bei.

Am selben Tag läuft der Spielbetrieb in den Gauen, sofern es die Wetterlage erlaubt – in Ost-Preußen und Nord-Deutschland erlaubt sie es nicht. Schalke 04 aber schießt Arminia Bielefeld in der Westfalen-Staffel 11:1 zusammen. Front-Heimkehrer machen es möglich, das Hinspiel war ohne sie noch verloren worden (1:2). Jetzt aber sind Otto Tibulski und Alfred Urban laut Kicker "nach langer Pause genesen von ihrer Verwundung" wieder am Ball. Urban, der Linksaußen der mythischen Breslau-Elf, schießt alleine vier Tore, Ernst Kuzorra und Ernst Kalwitzki je drei. Schalke bleibt Erster, Borussia Dortmund folgt nach dem 3:1 in Herten mit zwei Zählern Abstand.

Den höchsten Tagessieg meldet Niederschlesien: Breslau 06 gegen die Reichsbahn Oels 17:1. Zweistellig macht es auch Tura 99 Leipzig, das im Abstiegskampf Guts Muts Dresden zumindest vorübergehend entmutigt – 12:0. Der Dresdner SC hat dagegen gegen Schlusslicht Döbeln große Mühe (5:4). Immerhin überzeugt "der jungverheiratete Helmut Schön", dem drei Tore gelingen. Es gibt übrigens auch torarme Spiele im Kriegsjahr 1942: Der VfL 99 Köln verteidigt seinen Spitzenplatz im Gau Köln-Aachen durch ein 1:0 gegen Köln-Sülz. Auch im Spiel der Bayern fällt nur ein Tor, für den Lokalrivalen Wacker. Mit dem Titel haben die "Rothosen" ohnehin nichts zu tun, Fürth (4:1 gegen Weiden) und Schweinfurt (5:0 in Augsburg) liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. In Württemberg kommt der Meister sicher aus Stuttgart. Doch wie er heißt, bleibt offen. Vorerst zieht der VfB nach einem 5:1 beim örtlichen Sportklub an den spielfreien Kickers vorbei.

Vor 50 Jahren kommt es in Santiago de Chile zur Auslosung der WM-Vorrundengruppen. Deutschland trifft auf den Gastgeber Chile, Italien und die Schweiz. "Glückslos!", titelt das Sport Magazin, dessen Reporter Jupp Wolff schreibt: "Selten sah ich einen Sepp Herberger, der zufriedener war." Nationalspieler Helmut Haller, der nach der WM nach Bologna wechselt, zeigt eine gewisse Vorfreude: "Den Italienern möchte gerade ich es zeigen, weil ich mit Italien seit einiger Zeit zu tun habe."

Vor 20 Jahren wird die EM-Endrunde in Schweden in Göteborg ausgelost. Deutschland trifft auf Europameister Niederlande, Schottland und zum Auftakt auf die Russen, damals als GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten) firmierend. Internationale Buchmacher heben die DFB-Elf, amtierender Weltmeister, daraufhin auf den Favoritenschild.

19. Januar

Vor 30 Jahren zieht Bayern München ins Viertelfinale des DFB-Pokals ein. Im Nachholspiel bei Zweitligisten Freiburger FC gewinnt der Meister auf tiefem Schneeboden 3:0. Wolfgang Dremmler sorgt für die Pausenführung, die Dieter Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge ausbauen. Kuriosum am Rande: Schiedsrichter Brückner lässt sich nach einem Fehltritt, der ihm eine Zerrung einbringt, von Freiburgs Team-Ärztin drei Minuten behandeln – lässt diese aber nicht nachspielen.

Vor zehn Jahren beginnt in Mali der Afrika-Cup. Die Bundesliga stellt gleich 20 Spieler ab, so viele wie nie. Die meisten Afrika-Legionäre entsendet der 1. FC Köln (4). Turnierfavorit Kamerun wird zudem vom Deutschen Winfried Schäfer trainiert, der in einem Interview sagt: "Wir sind der FC Bayern Afrikas!"

Am gleichen Tag klicken in Aachen die Handschellen. Alemannias Ex-Schatzmeister Bernd Krings und Verteidiger Mark Rudan werden festgenommen. Polizei und Steuerfahndung durchsuchen zeitgleich die Geschäftsstelle des Zweitligisten, da laut Staatsanwaltschaft die Ablösesumme von 150.000 Euro für Rudan nie bei seinem Ex-Klub in Sydney angekommen sei. Auch bei dem Transfer des zweiten Australiers Goran Lozanovski soll es Unregelmäßigkeiten gegeben haben. Trainer Jörg Berger plant schon ohne das Duo: "Sie können sich ab sofort einen neuen Verein suchen."

20. Januar

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. In der Süd-Staffel fallen 32 Tore, vier pro Spiel. Überraschungen bleiben aus und die ersten sieben der Tabelle ungeschlagen – auch wenn das 7:1 von Kickers Offenbach gegen Abstiegskandidat Waldhof Mannheim aus dem Rahmen fällt. Dabei gehen die Mannheimer nach 25 Minuten sogar in Führung, ehe der Kickers-Sturm losbricht. Schon zur Pause steht es 4:1, insgesamt viermal trifft Kurt Schreiner. An der Spitze gibt es einen Wechsel: Nürnberg wird für sein fast blamables 3:2 beim abgeschlagenen Schlusslicht VfL Neckarau noch belohnt, denn der bis dahin führende VfB Stuttgart lässt bei den abstiegsbedrohten Bayern einen Punkt (1:1) liegen. Vor 25.000 Zuschauern an der Grünwalder Straße gleicht der einarmige VfB-Nationalspieler Robert Schlienz Hans Bauers Führung noch aus. Damit ist sein Klub schon 16 Oberliga-Spiele in Folge ungeschlagen. Je 12.000 Zuschauer sehen die Heimspiele des FSV Frankfurt (2:1 gegen Mühlburg) und der Spielvereinigung Fürth (4:0 gegen 1860 München), für die Horst Schade drei Tore erzielt.

Im Westen kommen rund 100.000 Zuschauer zu den acht Spielen, mehr als ein Drittel davon sehen den Revier-Klassiker Dortmund gegen Schalke auf Schneeboden. Der BVB, obwohl in der Tabelle fünf Plätze hinter Schalke, gewinnt vor 36.000 Zuschauern das schon damals wichtigste Spiel des Jahres glatt 3:0, wobei der Torsegen erst in der 69. Minute anfängt. Gerhard Schlebrowski und zweimal Hans Flügel treffen binnen zehn Minuten das Schalker Tor und das Herz ihrer Anhänger. Trainer Fritz Szepan aber gratuliert fair: "Borussia hat einwandfrei gewonnen."

Das Derby hat noch einen Sieger: Tabellenführer Rot-Weiß Essen hat den Vorsprung auf Schalke durch das 2:1 bei Preußen Dellbrück auf drei Zähler ausgebaut, Helmut Rahn schießt das entscheidende Tor. Da auch Alemannia Aachen in Düsseldorf 1:2 verliert, läuft alles für RWE an diesem Januar-Sonntag 1952. Kurios ist der Spielverlauf in Erkenschwick. Gastgeber Spielvereinigung und Leverkusen 04 mühen sich 55 Minuten vergeblich um Tore, nach 60 Minuten steht es plötzlich 2:2 – wobei die Gäste sogar 2:0 führten. Nach diesem Torrausch beruhigen sich alle wieder und es bleibt beim Remis. Womit die Erkenschwicker die "Rote Laterne" an Hamborn 07 (0:1 gegen Preußen Münster) abgeben.

Im Norden bleibt der HSV vorn, 10.000 Zuschauer sehen den Heimsieg gegen Göttingen 05. Schärfster Verfolger bleibt der VfL Osnabrück, der das Lokalderby gegen die Eintracht gewinnt (3:2). "Gegen Werder wird diese VfL-Leistung nicht reichen", mäkelt das Sport Magazin dennoch. Auch Werder Bremen bekommt kaum Lob für seinen Sieg – das 4:1 gegen Holstein Kiel entspricht nicht den Spielanteilen, wovon schon 13:2 Ecken pro Holstein künden. Abgerechnet aber wird in Toren. Im Abstiegskampf erlebt Eintracht Braunschweig einen schwarzen Sonntag: 13.000 Zuschauer erleben eine 2:4-Pleite gegen Eimsbüttel, während Erzrivale Hannover 96 mit dem 4:2 gegen Victoria Hamburg etwas Luft gewinnt.

Im Südwesten sorgt der Spielplan für ein ungewöhnliches Zuschauer-Interesse. 18.000 sehen das 5:3 von Wormatia Worms gegen Tabellenführer 1. FC Saarbrücken, der nach 56 Minuten 3:1 in Führung geht. "Strempel, so oft der unschlagbare Torwart, hat die Partie in erster Linie verloren", analysiert das Sport Magazin. Und der 1. FC Kaiserslautern, amtierender Deutscher Meister, nutzt die Gunst der Stunde mit einem 2:1 bei Borussia Neunkirchen. Vor 16.000 Zuschauern dreht der FCK die Partie noch, Werner Kohlmeyer und Max Ludwig per direkt verwandelten Eckball treffen ins Borussen-Netz. Die Walter-Brüder und Kohlmeyer erhalten Bestnoten.

21. Januar

Vor 100 Jahren endet das süddeutsche Spitzenspiel der Nordkreis A-Klasse zwischen Eintracht Frankfurt, damals noch Frankfurter FV, und Hanau 93 3:3. Die Gäste haben die Stimmung in einem Artikel der Vereinszeitung angeheizt und sich selbst als "zweifellos beste Mannschaft des Nordkreises" gefeiert, die Frankfurter Tabellenführung sei pures Glück. Das Spiel, das die damals kolossale Kulisse von 2000 Zuschauern anlockt, scheint ihnen recht zu geben. Kurz nach der Pause führen sie 3:1, doch die Frankfurter schaffen noch den Ausgleich. Zwei Tore schießt Dr. Paul von Goldberger. Verfolger Kickers Offenbach profitiert von der Punkteteilung und zieht nach einem 6:0 über Bockenheim nach Pluspunkten mit dem FV gleich.

Vor 50 Jahren spielt die Oberliga. Im Süden marschiert das Spitzenduo im Gleichschritt. Eintracht Frankfurt kommt durch Dieter Stinkas Kopfball-Tor zum 1:0 gegen BC Augsburg, Meister 1. FC Nürnberg dreht vor 18.000 Zuschauern in Schweinfurt die Partie zu seinen Gunsten (3:1 nach 0:1). Weltmeister Max Morlock stellt mit seinem 2:1 die Weichen auf Auswärtssieg. Hinter dem weit enteilten Spitzenduo beginnt quasi schon das Mittelfeld, das die Bayern (3:1 gegen Offenbach) anführen.

Weit spannender ist der Abstiegskampf: Die letzten sechs Teams liegen nur vier Punkte auseinander und an Aufgeben denkt keiner. So holt Schlusslicht FSV Frankfurt einen 0:3-Rückstand bei Schwaben Augsburg auf und führt nach 46 Minuten plötzlich 4:3. Das Sport Magazin schreibt hymnisch: "Der alte FSV-Geist wandelte das 0:3 in ein 4:3." Doch dabei bleibt es nicht, Augsburg schafft noch das 4:4. "Das war ein Spiel, wie man es nicht alle Tage erlebt. Nicht wegen der Klasse des Treffens, sondern wegen der unwahrscheinlichen Torfolge", lobt Reporter Dr. Schuster. Ganz anders dagegen Kollege Hans Fiederer, der das 0:0 von Alt-Meister Fürth gegen Bayern Hof seinen Lesern näher bringen muss. "Ich bin ehrlich: Ich tat mich schwer, eine passende Einleitung für dieses deprimierende 0:0 zu finden."

Im Norden regiert der HSV und den wiederum sein Sturmführer Uwe Seeler. Seinen besonderen Stellenwert demonstriert der Nationalspieler beim 6:2 gegen Altona 93, als er einen 1:2-Rückstand in eine 5:2-Führung umwandelt. Im Spielbericht vermerkt das Sport Magazin übrigens auch seine "stark akzentuierten Rededuelle" mit Bruder Dieter. Aber wer vier Tore schießt, hat immer Recht. Werder Bremen behauptet im Stadt-Derby gegen den SV (5:0) den zweiten Platz, Pico Schütz eröffnet mit einem Doppelschlag das Schützenfest. Das dramatischste Spiel steigt am Hamburger Millerntor, wo St. Pauli den Dritten VfV Hildesheim 4:3 bezwingt. Mann des Tages ist der zweimalige Torschütze Peter Osterhoff, dem auch ein Treffer per Fallrückzieher gelingt. Eintracht Braunschweig verspielt gegen Osnabrück eine 2:0-Führung, VfL-Stürmer Reinhold Priesmeyer überwindet Hennes Jäcker noch zweimal.

Im Westen stolpert Tabellenführer 1. FC Köln zuhause gegen den Letzten, den Duisburger SV. Nationalspieler Karl-Heinz Schnellinger rettet in der 87. Minute noch einen Punkt (2:2) und den Spitzenplatz, aber Schalke 04 (2:1 vor 25.000 Zuschauern in Düsseldorf) ist nach Minuspunkten in der etwas schiefen Tabelle nun vorbeigezogen. Willi Koslowski lässt die Fan-Gemeinde der "Knappen" jubeln, als er nach einer Stunde das Siegtor köpft.

Siegtore sind selten an diesem Tag, an dem es fünf Unentschieden gibt. Also ändert sich wenig in der Tabelle, nur zwei Mannschaften tauschen die Plätze, Borussia Mönchengladbach fällt nach dem 0:1 in Sodingen auf 13, Hamborn 07 (1:1 in Hüls) ist der neue Zwölfte. Das wohl beste Spiel steigt beim Mittelfeld-Duell in Oberhausen, wo RWO vor 19.000 Zuschauern Borussia Dortmund ein 1:1 abtrotzt. RWO-Präsident Werner Maaßen sagt: "Wenn wir jeden Sonntag solche Spiele sehen, dann kommt das Publikum immer in Scharen." Trotzdem gehen etliche Fans wütend nach Hause, wurde ihrer Mannschaft doch ein Tor aberkannt, als der Schiedsrichter in der 65. Minute die Frage "Drin oder nicht drin?" zugunsten der Gäste beantwortete.

Im Südwesten hält sich die Spannung in Grenzen. Tabellenführer Borussia Neunkirchen fegt Mainz 05 6:0 vom Platz, dreimal trifft allein Rudi Dörrenbächer. Der Vorsprung wächst damit auf fünf Punkte, da der FK Pirmasens im Verfolgerduell gegen 1. FC Saarbrücken die erste Heimniederlage hinnehmen muss (0:1). Nationalspieler Heinz Vollmar schießt den FCS auf den zweiten Platz. Für den 1. FC Kaiserslautern ist das Titelrennen quasi schon gelaufen, in Worms (1:3) lassen die auf Platz vier abgerutschten "Roten Teufel" Federn. Weltmeister Werner Liebrich sagt: "Der Wormser Sieg war klar verdient."

22. Januar

Vor 40 Jahren startet die Bundesliga in die Rückrunde – ohne Spielausfälle. Herbstmeister Schalke feiert den höchsten Tagessieg, Klaus Scheer trifft beim 5:0 gegen Hannover dreimal. Verfolger Bayern München hat in Düsseldorf (1:0) mehr Mühe, doch auf Gerd Müller ist auch anno 1972 Verlass. Meister Borussia Mönchengladbach schlägt Kaiserslautern (2:1) am Bökelberg, Günter Netzer verwandelt einen Elfmeter. Den größten Sprung macht die Eintracht aus Frankfurt, die das 4:0 über den HSV vom achten auf den fünften Platz führt. In Dortmund grassiert nach dem 2:3 im Heimspiel gegen den MSV Duisburg und dem 16. Tabellenplatz die Abstiegsangst. Die Gäste kommen trotz des Platzverweises für Klaus Wunder noch zum Sieg.

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Vor 25 Jahren wird bekannt, dass Teamchef Franz Beckenbauer im Februar 1987 einen neuen Assistenten bekommen wird. Für den nach Uerdingen wechselnden Horst Köppel rückt der 39-jährige Holger Osieck nach, der bis dahin für die U 15-Auswahl des DFB tätig ist.

Vor zehn Jahren erreicht Bayer Leverkusen durch ein 2:1 bei Zweitligist Hannover 96 das Viertelfinale des DFB-Pokals. Oliver Neuville und Ulf Kirsten schießen vor der Pause die Tore, während Hannovers Jiri Kaufman einen Elfmeter an den Pfosten setzt. Salif Keita verkürzt nach 47 Minuten, danach wird es buchstäblich ungemütlich. Wegen heftiger Hagelschauer wird die Partie elf Minuten unterbrochen.