DFB-Wochenschau: Das legendäre "Turban-Tor"

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

30. April

Vor 40 Jahren ziehen Dynamo Dresden (5:2 vs. Sachsenring Zwickau) und Carl Zeiss Jena (1:0 vs. FC Karl-Marx-Stadt) ins Pokalfinale der DDR ein.

Vor 30 Jahren baut der HSV seine Tabellenführung aus. Im Nachholspiel gegen Kaiserslautern feiert die Happel-Elf einen klaren 4:0-Sieg. "Es war ein ganz wichtiger Sieg. Die Nervenbelastung ist enorm gesunken", sagt Nationalspieler Manfred Kaltz. Ein Hamburger ist gleich doppelt Spitze: Horst Hrubesch führt nach seinem 21. Saisontor die Torschützenliste an. Am selben Abend qualifiziert sich die U 21-Auswahl des DFB für das EM-Finale. In Aachen schlägt sie die UdSSR im Halbfinalrückspiel souverän 5:0, A-Nationalspieler Pierre Littbarski schießt zwei Tore. Auch die Bremer Uwe Reinders und Rigobert Gruber sowie Senior Gerd Strack vom 1. FC Köln, mit 26 Jahren einer der beiden zulässigen älteren Spieler, treffen. Im Finale wartet England auf die von Berti Vogts trainierte Auswahl, für die Lothar Matthäus, mittlerweile auch A-Nationalspieler, gerne aufläuft, denn da "herrscht eine hervorragende Kameradschaft".

Vor 20 Jahren herrscht Panik auf Schalke. Während Präsident Günter Eichberg im am gleichen Tag erscheinenden Kicker beteuert "Es gibt kaum einen Trainer, der so sicher im Sattel sitzt wie Aleksandar Ristic", besinnt er sich eines Besseren. Eine Befragung der Spieler ergibt ein 20:0 contra den Trainer und Eichberg setzt ihn aus Sorge um den Klassenerhalt vor die Tür. Ex-Stürmerstar Klaus Fischer ist die Interimslösung bis Saisonende.

Vor zehn Jahren erreicht Bayer Leverkusen das Finale der Champions League. Zwar gibt es auch im Rückspiel mit Manchester United keinen Sieger (1:1), aber die Auswärtstore sprechen für Bayer. In Leverkusen bringt Roy Keane die Gäste in Führung (28.), aber Oliver Neuvilles Ausgleich mit dem Pausenpfiff stellt die Weichen nach Glasgow. Im Finale wartet Real Madrid, das am nächsten Tag den FC Barcelona (1:1 nach 2:0) eliminiert. Trainer Klaus Toppmöller denkt noch nicht ans Finale: "Jetzt tanzen wir in den Mai, trinken ein paar Bierchen und rauchen ein paar Zigarettchen!" Doch es gibt einen Wermutstropfen: Kapitän Jens Nowotny scheidet nach zehn Minuten mit Kreuzbandriss aus, fehlt im Finale und muss seine WM-Teilnahme absagen.

1. Mai

Vor 80 Jahren gibt es einen Skandal im deutschen Fußball. Das Finale um die Süddeutsche Meisterschaft muss abgebrochen werden, weil Zuschauer das Feld stürmen und den Schiedsrichter tätlich bedrohen. Was war geschehen? In Stuttgart treffen an diesem Tag Eintracht Frankfurt und Bayern München aufeinander, 15.000 Zuschauer bevölkern den VfB-Platz. Die Sympathien gehören mehrheitlich den Bayern, aber zur Pause führt die Eintracht durch zwei Tore von Walter Dietrich (3./38.). Bayern wehrt sich erbittert und kommt immer wieder zu Chancen. In der 82. und 83. Minute reklamieren die Münchner gleich dreimal Elfmeter, aber der Pirmasenser Schiedsrichter Glöckner verweigert stets. Wir lesen dazu im Kicker: "Im Publikum geht ein unbeschreibliches Toben los…das Gerechtigkeitsgefühl der Masse bricht sich elementar Bahn…Bereits stürmen die ersten Empörten auf den Platz. Empört sind sie nicht nur darüber, dass die verlierende Mannschaft augenscheinlich bei diesem Schiedsrichter kein Recht bekommen kann, sondern darüber, dass Herr Glöckner seine Miene zu einem höhnischen Lachen verzieht." Da kein einziger Polizist im Stadion ist, naht die Katastrophe.



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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

30. April

Vor 40 Jahren ziehen Dynamo Dresden (5:2 vs. Sachsenring Zwickau) und Carl Zeiss Jena (1:0 vs. FC Karl-Marx-Stadt) ins Pokalfinale der DDR ein.

Vor 30 Jahren baut der HSV seine Tabellenführung aus. Im Nachholspiel gegen Kaiserslautern feiert die Happel-Elf einen klaren 4:0-Sieg. "Es war ein ganz wichtiger Sieg. Die Nervenbelastung ist enorm gesunken", sagt Nationalspieler Manfred Kaltz. Ein Hamburger ist gleich doppelt Spitze: Horst Hrubesch führt nach seinem 21. Saisontor die Torschützenliste an. Am selben Abend qualifiziert sich die U 21-Auswahl des DFB für das EM-Finale. In Aachen schlägt sie die UdSSR im Halbfinalrückspiel souverän 5:0, A-Nationalspieler Pierre Littbarski schießt zwei Tore. Auch die Bremer Uwe Reinders und Rigobert Gruber sowie Senior Gerd Strack vom 1. FC Köln, mit 26 Jahren einer der beiden zulässigen älteren Spieler, treffen. Im Finale wartet England auf die von Berti Vogts trainierte Auswahl, für die Lothar Matthäus, mittlerweile auch A-Nationalspieler, gerne aufläuft, denn da "herrscht eine hervorragende Kameradschaft".

Vor 20 Jahren herrscht Panik auf Schalke. Während Präsident Günter Eichberg im am gleichen Tag erscheinenden Kicker beteuert "Es gibt kaum einen Trainer, der so sicher im Sattel sitzt wie Aleksandar Ristic", besinnt er sich eines Besseren. Eine Befragung der Spieler ergibt ein 20:0 contra den Trainer und Eichberg setzt ihn aus Sorge um den Klassenerhalt vor die Tür. Ex-Stürmerstar Klaus Fischer ist die Interimslösung bis Saisonende.

Vor zehn Jahren erreicht Bayer Leverkusen das Finale der Champions League. Zwar gibt es auch im Rückspiel mit Manchester United keinen Sieger (1:1), aber die Auswärtstore sprechen für Bayer. In Leverkusen bringt Roy Keane die Gäste in Führung (28.), aber Oliver Neuvilles Ausgleich mit dem Pausenpfiff stellt die Weichen nach Glasgow. Im Finale wartet Real Madrid, das am nächsten Tag den FC Barcelona (1:1 nach 2:0) eliminiert. Trainer Klaus Toppmöller denkt noch nicht ans Finale: "Jetzt tanzen wir in den Mai, trinken ein paar Bierchen und rauchen ein paar Zigarettchen!" Doch es gibt einen Wermutstropfen: Kapitän Jens Nowotny scheidet nach zehn Minuten mit Kreuzbandriss aus, fehlt im Finale und muss seine WM-Teilnahme absagen.

1. Mai

Vor 80 Jahren gibt es einen Skandal im deutschen Fußball. Das Finale um die Süddeutsche Meisterschaft muss abgebrochen werden, weil Zuschauer das Feld stürmen und den Schiedsrichter tätlich bedrohen. Was war geschehen? In Stuttgart treffen an diesem Tag Eintracht Frankfurt und Bayern München aufeinander, 15.000 Zuschauer bevölkern den VfB-Platz. Die Sympathien gehören mehrheitlich den Bayern, aber zur Pause führt die Eintracht durch zwei Tore von Walter Dietrich (3./38.). Bayern wehrt sich erbittert und kommt immer wieder zu Chancen. In der 82. und 83. Minute reklamieren die Münchner gleich dreimal Elfmeter, aber der Pirmasenser Schiedsrichter Glöckner verweigert stets. Wir lesen dazu im Kicker: "Im Publikum geht ein unbeschreibliches Toben los…das Gerechtigkeitsgefühl der Masse bricht sich elementar Bahn…Bereits stürmen die ersten Empörten auf den Platz. Empört sind sie nicht nur darüber, dass die verlierende Mannschaft augenscheinlich bei diesem Schiedsrichter kein Recht bekommen kann, sondern darüber, dass Herr Glöckner seine Miene zu einem höhnischen Lachen verzieht." Da kein einziger Polizist im Stadion ist, naht die Katastrophe.

Kicker: "Einzig und allein der Schiedsrichter hat durch sein fehlerhaftes Verhalten den Zusammenbruch verschuldet. Rein äußerlich würde diese von der Majorität der Zuschauer geteilte Ansicht dadurch sichtbar, dass selbst die rüpelhaftesten Demonstranten nur dem Unparteiischen zu Leibe gingen, dagegen die Eintrachtspieler völlig unbehelligt ließen." Die Spieler beider Mannschaften schützen Glöckner so gut sie können und geleiten ihn in die Kabine, aber ein Stock und ein Stuhl treffen ihn dennoch. Das Spiel wird abgebrochen und später zugunsten der Eintracht gewertet, auch wenn die Bayern keine Schuld trifft.

Vor 50 Jahren ist die Nationalmannschaft so populär dass die WM-Vorbereitung leidet. Sepp Herberger muss wegen der vielen Autogrammjäger das Training in der Sportschule Schöneck abbrechen. Fortbildung gibt es trotzdem: er verfrachtet die Kandidaten für die Chile-Reise per Omnibus ins Kino, wo das Europapokalfinale zwischen Benfica Lissabon und Real Madrid (5:3) übertragen wird.

Vor 40 Jahren findet in Hamburg das Abschiedsspieler für das große HSV-Idol Uwe Seeler statt. 62.000 im ausverkauften Volkspark sehen ein flottes Spiel und zehn Tore, der HSV unterliegt "Uwe Seelers Freunden" mit 3:7. Die Freunde sind ein internationales Starensemble. Gordon Banks, Bobby Moore, Bobby Charlton, Geoff Hurst, George Best, Gianni Rivera, aber auch Franz Beckenbauer und Gerd Müller geben sich die Ehre. "Uns Uwe" spielt natürlich für seinen HSV, muss mit einer Niederlage abtreten, aber nicht ohne zu jubeln: immerhin zwei Tore gestatten ihm die "Freunde". Der Abend klingt mit einem Bankett für 400 geladene Gäste im Hamburger Atlantik-Hotel aus.

Vor 30 Jahren werden die Pokalendspiele ausgetragen. Im Frankfurter Wald-Stadion sehen 30.000 Zuschauer zunächst das Frauen-Finale zwischen der SSG Bergisch-Gladbach und VfL Wittekind Wildeshausen (3:0). Im Vorgefühl des sicheren Sieges leisten sich die Gladbacherin einen kuriosen Lapsus: sie führen einen Elfmeter indirekt aus, Bettina Krug schießt den vorgelegten Ball prompt übers Tor. Im Herren-Finale treffen Meister Bayern München und der 1. FC Nürnberg aufeinander, nun vor restlos gefüllten Rängen. 61.000 reiben sich zur Pause verwundert die Augen, Außenseiter 1. FC Nürnberg führt 2:0. Die Tore markieren Reinhold Hintermaier (31.) aus rund 35 Metern und Werner Dreßel (44.). Ein weiterer "Treffer" steht nicht auf der Anzeigetafel und wird das Spiel doch prägen: Bayern-Stürmer Dieter Hoeneß und Club-Verteidiger Alois Reinhardt knallen mit den Köpfen aneinander. Beide können weitermachen, Hoeneß aber nur mit einem Turban, durch den das Blut sickert. In der Kabine wird die Platzwunde ohne Narkose genäht, Bruder Uli bekniet Dieter weiterzumachen. Das soll sich auszahlen: Bayern startet eine grandiose Aufholjagd und gewinnt 4:2. Hoeneß ist am 1:2 von Rummenigge (53.) und an Breitners Elfmeter zum 3:2 (72.) beteiligt und köpft das entscheidende 4:2 selbst. Das 2:2 geht auf das Konto von Wolfgang Kraus (65.), der für seine vermeintliche Elfmeter-Schwalbe harte Kritik einstecken muss. Sieger Bayern ist durchaus selbstkritisch nach einem der besten Finals der DFB-Historie. Karl-Heinz Rummenigge: "Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in letzter Zeit so viel falsch gemacht haben wie in dieser schrecklichen ersten Halbzeit." Weil sie nach Pal Csernais Pausenansprache aber alles richtig machen, gewinnen sie auch ihr elftes Finale der Klubgeschichte.

Am selben Tag ermittelt auch die DDR ihren FDGB-Pokalsieger. Dynamo Dresden behauptet sich gegen Dynamo Ost-Berlin im Ost-Berliner Stadion der Weltjugend vor 48.000 im Elfmeterschießen (5:4), das nach 120 Minuten (1:1) notwendig wird. Den entscheidenden Elfmeter verwandelt Hans-Uwe Pilz.

Vor 25 Jahren finden zwei Bundesligaspiele statt. Borussia Dortmund und der 1. FC Köln trennen sich 1:1 und liefern "ein glänzendes Spiel vor prächtiger Kulisse" (Kicker). BVB-Joker Erdal Keser rettet in der 89. Minute den Borussen einen wichtigen Punkt im Kampf um die Uefa-Cup-Plätze, für die nach dem 27. Spieltag noch neun Mannschaften in Frage kommen. Das zweite Spiel ist ein Keller-Derby. Fortuna Düsseldorf feiert vor immerhin 31.000 Zuschauern bei Blau-Weiß Berlin ihren ersten Auswärtssieg (2:1), schießt in einer Minute zwei Tore und erobert den begehrten 16. Platz. Blau-Weiß-Trainer Bernd Hoss verliert auf der Pressekonferenz die Nerven und empfiehlt den Reportern: "Am besten ist, wenn über uns gar nichts mehr geschrieben wird. Meine Jungs sind’s nicht wert, dass etwas über sie in den Zeitungen steht."

Vor 20 Jahren wird erstmals in der Bundesliga-Historie ein 35. Spieltag ausgetragen, da die Liga durch die Integration der Klubs aus der ehemaligen DDR größer als gewöhnlich ist (20 statt 18 Klubs). Um sie auf Normalmaß zu reduzieren, gibt es 1992 vier Absteiger. An diesem Abend steht der erste fest: Fortuna Düsseldorf unterliegt in Bochum mit 0:3 und ist nach nunmehr 17 Spielen ohne Sieg nicht mehr zu retten. Erleichterung dagegen bei Bayern München: der Rekordmeister zieht den Kopf aus der Schlinge und ist nach dem 5:2 über Wattenscheid auf Platz zehn in Sicherheit. Der 1. FC Nürnberg bleibt jedoch die Nummer 1 eins in Bayern und rückt nach dem 1:0 gegen Leverkusen (Tor: Martin Wagner) auf Platz fünf vor. Er tauscht den Platz mit Meister 1. FC Kaiserslautern. Der FCK trennt sich am Betzenberg von Werder Bremen 2:2, nach Platzverweisen 1:1 – Marco Haber und Thomas Wolter müssen früher duschen.

2. Mai

Vor 75 Jahren gewinnt die Nationalmannschaft in Zürich ein Testspiel gegen die Schweiz mit 1:0. Der Schweinfurter Albin Kitzinger trifft nach 67 Minuten aus 16 Metern. Es ist das letzte Spiel vor der Geburt der mythischen Breslau-Elf, deren Gerüst schon steht: schon acht Spieler sind an diesem Tag am Ball.

Am selben Tag findet ein Endrundenspiel statt: Fortuna Düsseldorf büßt gegen den VfR Köln die letzte Halbfinal-Chance ein und verliert zuhause 0:2.

Vor 25 Jahren endet der 27. Bundesliga-Spieltag, nur Europacup-Finalist Bayern München pausiert. Die Tabellenführung gerät dennoch nicht in Gefahr. Verfolger HSV kommt nur einen Punkt näher, beim 1:1 in Stuttgart fallen auf beiden Seiten Joker-Tore: Andreas Merkles 1:0 egalisiert HSV-Stürmer Ralf Balzis vier Minuten nach seiner Einwechslung. HSV-Manager Felix Magath setzt ihn trotzdem vor die Tür: "Mit diesem Tor hat er sich keinen neuen Vertrag herausgeschossen." Werder Bremen büßt Platz drei ein und unterliegt bei Waldhof Mannheim 0:1. Es trifft der Torschütze vom Dienst: Fritz Walter hat bereits 20 Saisontore auf dem Konto und noch viel vor: "Wenn der Rudi Völler nach Rom geht, will ich der beste Stürmer in der Bundesrepublik werden." Das ist weniger sicher als Völlers Rom-Affäre. Werder-Manager Willi Lemke bestätigt Verhandlungen mit den Italienern: "Wir sind verabredet." Dicke Luft in Uerdingen: Trainer Karl-Heinz Feldkamp setzt Stürmer Stefan Kuntz auf die Tribüne, da er "schon vier Punkte verschuldet hat". Ohne Kuntz gibt es auch keine Punkte: Feldkamps Ex-Klub Kaiserslautern siegt im Endspurt 2:1 in der Grotenburg-Kampfbahn.

Vor 20 Jahren ändert sich die Gemengelage im Dreikampf um den Titelkampf. Borussia Dortmund schert aus dem Trio der Punktgleichen aus und patzt zuhause gegen Gladbach (2:2), wobei Michael Zorc mit zwei späten Toren eine Niederlage verhindert. Auch Tabellenführer Eintracht Frankfurt hat beim 3:0 gegen Duisburg einen Doppel-Torschützern: Joker Lothar Sippel reißt die Partie in den letzten sechs Minuten aus dem Feuer, auch Tony Yeboah trifft noch gegen die tapferen Zebras, die bis zur 84. Minute ein 0:0 gehalten haben. Der VfB Stuttgart hat mit dem Lokalrivalen Kickers nicht weniger Mühe und dreht die Partie erst in der letzten Viertelstunde (3:1) – zweimal trifft Fritz Walter. Der Abstiegskampf bleibt spannend, da die letzten Fünf unisono verlieren. Schalke 04 rutscht nach dem 1:2 in Dresden, das fast gerettet ist, noch in den Strudel. Die Partie muss unterbrochen werden, weil Schalker Randalierer auf Dynamo-Fans losgehen und sich einige nur durch Flucht aufs Feld retten können. Der HSV versäumt seine Rettung vor dem Abstieg und muss sich nach dem 0:1 zuhause gegen den KSC noch Sorgen machen. Held des Tages ist Karlsruhes Torwart Oliver Kahn, der einen Elfmeter von Richard Cyron hält.

3. Mai

Vor 70 Jahren gelingt der Nationalmannschaft der erste Sieg in Ungarn. Es ist ein kleines Kunststück. In Budapest liegt sie zur Pause mit 1:3 zurück (Tor von Fritz Walter), da ergreift Sepp Herberger das Wort. "Männer, ich bitt Euch um alles in der Welt, lasst es nicht zu einer Katastrophe kommen. Versucht wenigstens, die Niederlage in Grenzen zu halten." 14 Tage hat er die Spieler auf das Spiel vorbereiten dürfen, sie mitten im Krieg von der Front abkommandieren lassen. Nun wollte der Reichssportführer auch Siege sehen und keine Debakel. Das Wunder geschieht: Nach Toren von Paul Janes, Fritz Walter, Friedrich Dörfel und Albert Sing geht die DFB-Elf mit 5:3 siegreich vom Platz. Fritz Walter schreibt in seinem Buch "Spiele, die ich nie vergesse" nach dem 5:3: "Als der Schiedsrichter das Tor pfiff, lag die ganze Mannschaft auf einem Haufen, so glücklich war sie über diesen ersten Erfolg einer deutschen Elf auf ungarischem Boden." Deutsche Soldaten tragen die Siege vom Platz, Paul Janes spricht in seinen Erinnerungen von "meinem schönsten und unvergesslichsten Spiel." Weil es so unvergesslich war, sollte es Fritz Walter drei Jahre später in Kriegsgefangenschaft das Leben retten. Denn unter den Zuschauern ist einer seiner späteren Bewacher gewesen. Weil Walter ihn damals so beeindruckt hat, setzt er sich im Mai 1945 dafür ein, dass der Kaiserslauterer mit den Wärtern in der Lagermannschaft Fußball spielen darf und verhindert den Abtransport nach Sibirien. Ein Segen für den deutschen Fußball…

Vor 50 Jahren unterliegt die DDR-Auswahl der Sowjetunion in Moskau mit 1:2.

4. Mai

Vor 60 Jahren gewinnt die Nationalmannschaft ein Freundschaftsspiel in Köln gegen Irland mit 3:0. Verteidiger Jupp Posipal sorgt für die etwas glückliche Pausenführung, Ottmar Walter (77.) aus 25 Metern und Berni Termath (88.) schießen noch einen klareren Sieg heraus. Vor 75.000 Zuschauern verdienen sich Posipal, Erich Schanko und Jackl Streitle die Bestnoten, laut Sport Magazin ist es die "stärkste Läuferreihe nach dem Kriege!". Mit dem Erfolg war wegen der Personalprobleme, Fritz Walter etwa sagt noch am Spieltag ab, kaum zu rechnen und so stellt das Fachblatt fest: "Und welch ungeahnten Triumph durfte doch Herberger diesmal feiern!"

Vor zehn Jahren endet die Bundesliga-Saison 2001/02. Drei Mannschaften haben noch Titelchancen; Dortmund geht als Tabellenführer vor Leverkusen und Bayern ins letzte Spiel. Um 15.39 Uhr schießt Michael Ballack Leverkusen gegen Hertha in Front und Bayer an die Spitze, um 15.47 geht Bremen durch Paul Stalteri in Dortmund in Führung. Als Bayern um 16.10 Uhr durch ein Eigentor gegen Hansa Rostock in Führung geht, ist der spätere Meister BVB nur noch dritter. Um 16.11 Uhr gleicht Jürgen Kohler aus, aber zur Halbzeit heißt der virtuelle Meister Bayer Leverkusen. Erst um 17 Uhr springen die Borussen auf Platz eins, Joker Ewerthon trifft mit seinem ersten Ballkontakt. Dabei bleibt es, Leverkusen (2:1 gegen Hertha) und Bayern (3:2 gegen Rostock) helfen ihre Siege nichts mehr. Ein mehrfach bemerkenswertes Saisonfinale: Matthias Sammer avanciert mit 34 Jahren zum jüngsten Meister-Trainer der Bundesliga. Bayer Leverkusen hat als erster Bundesligist überhaupt einen Fünf-Punkte-Vorsprung noch in den drei letzten Partien verspielt. Die Bild-Zeitung kommentiert: "Zum Schluss zähen nicht Sympathie und Mitgefühl, sondern allein die Punkte. Die Regeln im Fußball sind hart – aber gerecht." 44 Tore im Schlussakkord bedeuten einen Saisonrekord.

Am selben Tag schlägt die Frauen-Nationalmannschaft in Barelos Gastgeber Portugal in einem WM-Qualifikationsspiel mit 8:0. Renate Lingor verspürt den größten Torhunger (3 Treffer), Pia Wunderlich (2), Inka Grings, Kerstin Stegemann und Birgit Prinz beteiligen sich auch am Schützenfest.

5. Mai

Vor 100 Jahren gewinnt die Nationalmannschaft in St. Gallen gegen die Schweiz verdient 2:1. Der Stuttgarter Eugen Kipp (6. Minute) und der Freiburger Debütant Heinrich Mechling (9.) per direkt verwandeltem Eckball schießen die frühe 2:0-Führung heraus, noch vor der Pause verkürzt der Schweizer Weiss per Handelfmeter. Nach der Pause sehen die 5200 Zuschauer keine Tore mehr. Erstmals übersteht die Nationalelf somit drei Auswärtsspiele in Serie ohne Niederlage.

Am selben Tag finden die Viertelfinals um die Deutsche Meisterschaft statt. Am leichtesten fällt Viktoria Berlin der Einzug ins Halbfinale, sie gewinnt beim "Ball-und Eislauf-Verein Danzig" 7:0. Erich Arndt sorgt schon vor der Pause mit einem Hattrick für klare Verhältnisse. Auch der Karlsruher FV wird vom Cölner BC (damalige Schreibweise) nicht gefordert und siegt in Mönchengladbach locker mit 8:1. Sämtliche KFV- Nationalspieler sind unter den Torschützen: Fritz Förderer (3), Gottfried Fuchs (2), Max Breunig und Julius Hirsch (je 1) treffen. Spannender ist es in Hamburg, wo Holstein Kiel die Berliner Preussen nach Rückstand eliminiert (2:1), und in Dresden, das einen 3:2-Erfolg der SpVgg. Leipzig über Schlesien-Vertreter ATV Liegnitz sieht. Insgesamt kommen 11.700 Zuschauer zu den vier Spielen, die meisten nach Hamburg (5000).

Vor 50 Jahren wird der 3. und letzte Endrunden-Spieltag ausgetragen. Erwartungsgemäß erreichen der 1. FC Nürnberg (3:1 gegen Schalke) und der 1. FC Köln (10:0 gegen FK Pirmasens) Siege. Der Club dreht vor 47.000 im Zabo die frühe Schalker Führung noch vor der Pause um, beide Tore erzielt Max Morlock. Das entscheidende 3:1 geht auf das Konto von Gustav Flachenecker. Der 1. FC Köln hat gegen die überforderten Pirmasenser fünf Torschützen, Karl-Heinz Thielen bombt am eifrigsten (4x). FKP-Kapitän Helmut Kapitulski sagt Schicksals ergeben: "Die Tore waren praktisch nicht zu vermeiden." Die blamable Bilanz des FKP in der Endrunde übertrifft alles: 4:24 Tore, 0:6 Punkte.

Der HSV begrüßt im bedeutungslosen letzten Spiel 65.000 Zuschauer gegen Eintracht Frankfurt (1:2). "In einer anderen Stadt wäre nicht mal die Hälfte gekommen zu einem Spiel, bei dem es um nichts mehr geht", findet das Sport Magazin. Weil Uwe Seeler fehlt, wird die Treue der Fans nicht belohnt. Sport Magazin: "Ein HSV ohne Uwe Seeler ist mehr als die Suppe ohne Salz, das ist ein lasches Gericht, das man herunterwürgt." Ebenfalls bedeutungslos ist der 1:0-Erfolg von Tasmania Berlin bei Borussia Neunkirchen, hier ist die Kulisse dementsprechend: 9000 zahlen in Saarbrücken Eintritt. Auch der zweite Südwest-Vertreter bleibt somit punktlos. Tasmania sichert sich immerhin den zweiten Platz in der Gruppe 1.

Vor 40 Jahren trennen sich der 1. FC Kaiserslautern und Schalke 04 im Freitagsspiel der Bundesliga 2:2. Am Betzenberg spielt der Skandal, der auf der Saison 1971/72 lastet, offenbar keine Rolle: 30.000 Zuschauer bilden die mit Abstand größte Kulisse des 30. Spieltags. Was auch an den Schalkern liegt, die noch um die Meisterschaft kämpfen und zumindest für eine Nacht wieder Tabellenführer sind.

Vor 30 Jahren bestreitet der HSV sein Hinspiel im Uefa-Cup-Finale. Beim schwedischen Vertreter IFK Göteborg kassiert er eine 0:1-Niederlage, drei Minuten vor Schluss trifft Tord Holmgren und bestraft die allzu defensiven Hamburger. Felix Magath besänftigt die Skeptiker: "Das machen wir im Rückspiel wett. Wir brauchen keine Bange zu haben." Am selben Tag verliert die DDR-Auswahl in Moskau ein Länderspiel gegen die Sowjetunion (0:1).

Vor 25 Jahren verliert Schlusslicht Blau-Weiß 90 Berlin sein Nachholspiel gegen den VfB Stuttgart mit 0:2. Guido Buchwald und Jürgen Klinsmann treffen für die Gäste, die auf Platz drei vorrücken.

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Vor zehn Jahren endet die 2. Bundesliga dramatisch. Mainz 05, seit dem 6. Spieltag stets auf einem Aufstiegsplatz, verliert bei Union Berlin 1:3 und damit die Chance auf die Bundesliga. Trainer Jürgen Klopp vergießt ein paar Tränen und verspricht: "Wir kommen wieder." Nutznießer des Mainzer Ausrutschers sind Arminia Bielefeld (3:1 vs. LR Ahlen) und der VfL Bochum (3:1 in Aachen), die Hannover 96 in die Bundesliga folgen.

6. Mai

Vor 75 Jahren gewinnt der HSV sein Endrundenspiel beim Beuthener SV. Obwohl er bereits für das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft qualifiziert ist, kennt er kein Pardon mit den Schlesiern.

Vor 40 Jahren fällt in der Bundesliga eine Vorentscheidung: Borussia Dortmund unterliegt beim bereits feststehenden Absteiger Arminia Bielefeld 1:3 und ist selbst kaum noch zu retten. Denn am nächsten Tag annulliert der DFB das Urteil gegen RW Oberhausen, das zunächst wie Bielefeld wegen der Verwicklung in den Skandal 1970/1971 zum Zwangsabstieg verdonnert worden war. Somit muss es doch zumindest einen sportlichen Absteiger geben. Bielefeld plant derweil für die neue Saison, Trainer Jan Notermans schaut sich das Spiel seiner Elf gar nicht mehr an, sondern spioniert in der Regionalliga. Absurditäten einer Skandalsaison. Im Titelkampf geht es umso ernster zu. Bayern München übernimmt nach einem 4:3 gegen den HSV die Tabellenspitze, aber der Sieg ist heiß umstritten. Den Elfmeter, den Schiedsrichter Kindervater den Bayern in letzter Minute gibt, hätten nicht viele gegeben. "Das stinkt ja zum Himmel“, tobt HSV-Trainer Klaus Ochs. Kindervater bleibt dabei, Willi Schulz habe Gerd Müller im Strafraum, wenn auch schwer erkennbar", gestoßen. Bayern träumt also weiter vom Titel, den Borussia Mönchengladbach bereits vier Spiele vor Schluss endgültig hergeben muss: nach einer 1:2-Heimpleite gegen Neuling Fortuna Düsseldorf ist auch der kleinste theoretische Strohhalm zerbrochen. Fortuna dagegen feiert dank Dieter Herzogs Tor die vorzeitige Rettung. Auch RW Oberhausen kommt der nach dem 5:2 über Hertha BSC wesentlich näher, jedoch vor einer nicht bundesligaunwürdigen Kulisse von 4800 Zuschauern.

Vor 20 Jahren erlebt Werder Bremen eine Sternstunde. Die Mannschaft gewinnt in Lissabon den Europapokal der Pokalsieger. Vor nur 15.000 Zuschauern setzten sich die Bremer gegen AS Monaco mit 2:0 durch. Klaus Allofs sorgt nach 40 Minuten für die Führung, Wynton Rufer für die Entscheidung (54.). Ersatztorwart Jürgen Rollmann, der den gesperrten Oliver Reck vertritt, muss nicht hinter sich greifen. Trainer Otto Rehhagel triumphiert über seinen jungen Kollegen Arsene Wenger und tröstet ihn: "Mein Freund Arsene ist noch jung und auf dem Weg zum Gipfel, ich bin schon über den Berg. Mit 53 hat man nicht mehr so viel Zeit, den Europapokal zu gewinnen." Mit dem rennt er im Überschwang vor den Fan-Block. Im Hotel schert Dieter Eilts Uli Borowka eine Glatze – es ist ein Wetteinsatz. Marco Bode sagt mit gespieltem Entsetzen: "Lieber würde ich den Pokal zurückgeben."