DFB-Wochenschau: Das erste Kölner Meisterstück

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

7. Mai

Vor 30 Jahren bestreitet die U 16-Auswahl des DFB das EM-Finale. Sie unterliegt Gastgeber Italien in Falconara mit 0:1. A-Nationalspieler wird keiner aus dem von Berti Vogts betreuten Team. Gestandene Bundesligaspieler werden Michael Schröder (HSV), "Schorsch" Drehsen (Gladbach) oder Rainer Zietsch (VfB Stuttgart).

Vor 25 Jahren bewegt die Diskussion um eine Spielplanumstellung die Bundesliga. Wegen der vielen Spielausfälle in den Wintermonaten wird das in sechs europäischen Ländern durchgeführte Kalender-Jahr-Modell erwogen – eine Saison von März bis November. Der Kicker befragt alle 353 Bundesligaprofis, erhält 222 Antworten und ein klares Ergebnis: 60,36 % der Spieler sind für die Reform, auch wenn dadurch die Sommerpause entfiele. Auch Teamchef Franz Beckenbauer ist dafür: "Schaltet die Saison um aufs Kalenderjahr." Aber es wird nie so kommen.

8. Mai

Vor 80 Jahren wird das Achtelfinale der Deutschen Meisterschaft ausgetragen. Die wenigsten Partien sind spannend. Eintracht Frankfurt gewinnt trotz 24-stündiger Bahnfahrt bei Hindenburg Allenstein 6:0 und "hätte gerade so gut auf 10:0 oder 15:0 kommen können" (Kicker). Tennis Borussia fertigt Viktoria Stolp 3:0 ab, der Polizeisportverein Chemnitz Beuthen 09 mit 5:1. Holstein Kiel gewinnt bei Breslau 08 mit 4:1. Der Kicker-Reporter meckert: "Im Allgemeinen hatte man mit einem besseren Abschneiden der Einheimischen gerechnet. Bei Breslau war der rechte Läufer Bartsch eine glatte Niete."

Der HSV hat mit VfL Benrath etwas mehr Mühe (3:1), Bayern München besorgt die Anhänger trotz eines 4:2 über Minerva Berlin. Der Kicker unkt: "...aber wie die Münchner gewannen, lässt doch starke Befürchtungen aufkeimen, ob es den Bayern gelingen wird, über die nächste Runde hinaus zu behaupten." Dramatisch wird es ausgerechnet im Spiel von Geheimtipp Schalke 04 gegen den SBCI Plauen (5:4 n. Verlängerung), das in Dortmund (!) vor 25.000 Zuschauern ausgetragen wird. Bis zehn Minuten vor Schluss führen die Sachsen 4:2, ehe Treffer von Ernst Kuzorra und Emil Rothard die Verlängerung erzwingen. Glück für die Knappen: Beim Ausgleich rutscht Gästekeeper Eichhorn "ein kinderleichter Ball durch die Beine". In der 95. Minute trifft Rothard noch einmal und rettet Schalke den Sieg.

Vor 30 Jahren findet der 31. Bundesliga-Spieltag statt. Schon damals fliegen Rauchbomben, doch es ist noch etwas Ungewöhnliches. Das Heimspiel der Bayern gegen den VfB Stuttgart muss wegen des Nebels, der aus dem VfB-Block kommend übers Feld wabert, unterbrochen werden. Danach hat Bayern den besseren Durchblick und gewinnt durch Paul Breitners Tor. Da Tabellenführer HSV bei Schlusslicht Darmstadt 98 einen Punkt lässt (2:2), ist das Meisterrennen weiter offen. Der Tabellenzweite 1. FC Köln (1:1 in Düsseldorf) verpasst die Chance, aufzuschließen. Am Tabellenende fallen Vorentscheidungen: trotz ihrer Energieleistung gegen den HSV sind die Darmstädter Lilien kaum noch zu retten.

Auch für den MSV Duisburg ist nah dem 1:2 in Leverkusen fast alles aus. Fünf Punkte Rückstand drei Spiele vor Schluss sind zu viel für das Gründungsmitglied der Bundesliga. Kapitän Bernard Dietz: "Dieser Abstieg brauchte nicht zu sein!" Arminia Bielefeld scheint ihn vermeiden zu können – auf der Alm gibt es schon den sechsten Sieg in Folge. Das 5:0 gegen Gladbach, alle Tore fallen nach der Pause, ist zugleich Borussias höchste Auswärtspleite. Nach dem Platzverweis für den 19-jährigen Uli Borowka brechen alle Dämme. In der Torschützenlie zieht Dortmunds Manfred Burgsmüller, der beim 1:0 in Braunschweig trifft, mit Horst Hrubesch gleich – beide haben 21 Tore.

Vor 25 Jahren finden drei Freitagsspiele in der Bundesliga statt, die Gastgeber gewinnen sie ohne Gegentor. Der HSV putzt Schalke mit 4:0 und festigt Platz zwei, begrüßt trotzdem nur 15.000 Zuschauer. Werder Bremen fertigt Abstiegskandidat FC Homburg 6:0 ab, Rudi Völler trotzt den Pfiffen wegen seines möglichen Wechsels nach Rom und schießt zwei Tore. Der 1. FC Köln entscheidet das rheinische Derby gegen Fortuna Düsseldorf (1:0) für sich, ausgerechnet Ex-Fortune Klaus Allofs schießt seinen alten Klub ab. Die Fortunen verlangen vergeblich zwei Elfmeter von Schiedsrichter Zimmermann aus Kiel. "Immer wenn wir protestiert haben, hat er uns nur frech angegrinst", berichtet Michael Blättel den Reportern.

Vor zehn Jahren steht Borussia Dortmund im UEFA-Cup-Finale. Der Zufall will es, dass Gegner Feyenoord Rotterdam ein Heimspiel hat, der Finalort wurde schon zu Beginn des Wettbewerbs festgelegt. Die Niederländer nutzen ihren Heimvortel im Stadion "De Kuip" und gewinnen 3:2. Jürgen Kohlers große Karriere endet tragisch: nach 31 Minuten verursacht er einen Foulelfmeter und wird vom Platz gestellt. Kohler tröstet sich: "Dass die Zuschauer meinen Namen riefen, als ich vom Platz flog, werde ich in Erinnerung behalten." Pierre van Hoojdonk sorgt für eine 2:0-Pausenführung, doch zehn Borussen leisten Widerstand. Marcio Amoroso verkürzt (47.) und Jon-Dahl Tomassons 3:1 (50.) kontert Jan Koller (58.). Trainer Matthias Sammer ist stolz: "Rotterdam mit zehn Mann an den Rande einer Niederlage zu bringen – das halte ich für bemerkenswert."

9. Mai

Vor 75 Jahren macht Schalke 04 in der Meister-Endrunde buchstäblich Ernst. Beim 12:0-Schützenfest gegen Pommern-Meister Viktoria Stolp in Bochum tragen zehn Torschützen den Vornamen Ernst: Kalwitzki (4), Kuzorra, Poertgen (je 3). Fritz Szepan und Adolf Urban machen das Dutzend voll. Dadurch sind die Knappen wegen der uneinholbaren Tordifferenz für das Halbfinale qualifiziert, Werder Bremen nutzt das 5:2 gegen Hertha BSC nichts mehr. Für den vierfachen Torschützen Karl Mayer ist es dennoch ein bedeutsames Spiel. In Gruppe C gewinnt der VfB Stuttgart das Spitzenspiel gegen Wormatia Worms vor 18.000 am Frankfurter Riederwald 1:0 (Tor: Werner Pröfrock). Hier wenigstens fällt die Entscheidung am letzten Spieltag. In Gruppe D ist alles klar, Primus 1. FC Nürnberg kann sich gegen Fortuna Düsseldorf ein 0:0 leisten. Weiter ist auch der HSV, der in Gruppe A spielfrei hat. Einmal mehr werden die teils gravierenden Leistungsunterschiede in den Gauligen deutlich. Von den ausstehenden acht Vorrundenspielen 1937 haben nur noch zwei Bedeutung.

Vor 40 Jahren beendet Werder Bremen das Experiment, "praktisch ohne Trainer auszukommen" (Zitat Vorstand) und ersetzt Spielertrainer Pico Schütz durch Fritz Langner, der bereits der fünfte Verantwortliche der Saison ist.

Vor 25 Jahren findet der 28. Bundesliga-Spieltag statt. Der Tabellenletzte Blau-Weiß Berlin spielt erstmals in seiner Historie im Münchner Olympia-Stadion und kassiert eine beachtliche 0:2-Niederlage bei Meister Bayern. Manager Uli Hoeneß verscherbelt Eintrittskarten für 5 D-Mark, so dass die Ränge nur halbleer sind (31.000). Das Ambiente motiviert Bayern dennoch nicht, erst nach 57 Minuten setzt der erwartete Torreigen ein (Roland Wohlfarth), nach 61 (Norbert Eder) ist er schon wieder zuende. Eder schiebt es auf den Papst, dessen Audienz in der Vorwoche Spuren im Rasen des Olympia-Stadions hinterlassen hat. Im spannenden Rennen um die UEFA-Cup-Plätze – den Dritten und den Neunten trennen nur zwei Punkte – macht Kaiserslautern durch ein 3:0 über den VfB Stuttgart Boden gut, Wolfram Wuttke dirigiert, trifft einmal und wird euphorisch: "Franz Beckenbauer soll sich einmal überlegen, wie er mich in der nächsten Zeit verwenden kann."

Vor 20 Jahren erlebt die Bundesliga ein Novum. Nach dem vorletzten Spieltag steht ein punktgleiches Trio an der Spitze. Eintracht Frankfurt (+36), den VfB Stuttgart (+29) und Borussia Dortmund (+18) trennt nur die Tordifferenz. Tabellenführer Frankfurt verschenkt zuhause gegen Werder Bremen (2:2) den Sieg, Möllers Führung hält bis zur 77. Minute, dann schießen die Gäste durch Wynton Rufer und Klaus Allofs zwei Tore in 120 Sekunden. Tony Yeboah rettet noch einen Punkt (82.), aber gegen von den Europacup-Feiern geschwächte Bremer ist das zu wenig. "Wir sind so blöd, so etwas darf nicht passieren", schimpft Andy Möller. Werder-Coach Otto Rehhagel besänftigt derweil: "Wenn die Eintracht Meister wird, wäre das ein Triumph für den Fußball."

Der VfB Stuttgart scheint es jedenfalls nicht verdient zu haben, bringt er doch nur ein 1:1 gegen Abstiegskandidat Wattenscheid zustande. Matthias Sammer trifft in seinem letzten Heimspiel im Neckar-Stadion, danach grollt er: "Wir haben Senf gespielt." So wird Borussia Dortmund Sieger des Tages: das 3:1 gegen Bayer Leverkusen eröffnet noch mal alle Chancen. Kapitän Michael Zorc: "Jetzt ist für uns wieder alles drin." Das gilt auch für vier Klubs, die noch drei Absteiger ausspielen müssen. Pikant, dass Hansa Rostock (0:1 beim HSV) und der MSV Duisburg (2:4 bei den Bayern) auf zwei Titelkandidaten treffen werden. Der letzte Spieltag der längsten Bundesliga-Saison verspricht allergrößte Dramatik. Der Kicker titelt: "Hitchcock macht den Meister".

Vor zehn Jahren spielt die Nationalmannschaft erstmals gegen Kuwait. Im Rahmen der WM-Vorbereitung gewinnt die Völler-Elf in Freiburg mit 7:0 (5:0). Torschützenkönig des Tages wird Oliver Bierhoff, der inklusive eines Elfmeters auf drei Treffer kommt. Torsten Frings, Sebastian Deisler, Sebastian Kehl und Carsten Jancker tragen sich auch in die Torschützenliste ein. Mit Christian Rahn (St. Pauli) und Daniel Bierofka (1860 München) kommen zwei Debütanten zum Einsatz. Die Einnahmen der Partie fließen zum Teil in die Egidius-Braun-Stiftung.

10. Mai

Vor 70 Jahren beginnt die Vorrunde zur Deutschen Meisterschaft. 18.000 Zuschauer wollen in Düdelingen (Luxemburg), das in jenen Jahren auch zum Reich gehört, Schalke 04 sehen. Die Nationalspieler Fritz Szepan und Adolf Urban verhindern mit ihren Toren ein königsblaues Wunder. Die Walter-Brüder führen Kaiserslautern zum 7:1 über Waldhof Mannheim (dreimal trifft Fritz, Ottmar zweimal). Ebenfalls weiter in Duellen von Teams, die es fast nur in jenen Kriegstagen gab: Dessau 05 (2:0 bei Bor. Fulda), VfB Königsberg (7:1 bei Heeresunteroffiziersschule Marienwerder), Planitzer FC (5:2 vs. Luftwaffe Boelcke Krakau), Vienna Wien (1:0 bei LSV Olmütz), Blau-Weiß Berlin (3:1 vs. LSV Pütnitz) und SS Straßburg (2:0 vs. Stuttgarter Kickers). Hamborn 07 und Werder Bremen (1:1 n.V.) müssen in die Wiederholungsrunde. In Berlin und Hamburg kommen die meisten Zuschauer – je 20.000.

Vor 40 Jahren scheidet die U 21-Auswahl des DFB in der Vorrunde der EM aus. Vor 24.000 im Duisburger Wedau-Stadion kann die von Jupp Derwall betreute Elf den russischen Beton nicht knacken, das 0:0 ist zu wenig nach dem 1:3 im Hinspiel. Mit Rainer Bonhof und Bernd Cullmann stehen zwei spätere Weltmeister im Team.

11. Mai

Vor 60 Jahren wird der zweite Endrundenspieltag ausgetragen. In Gruppe 1 sind plötzlich alle vier Teams punktgleich (je 2:2). Nürnberg stürmt dank eines 5:2 über den 1. FC Saarbrücken an die Spitze. Das Spiel macht den Club-Fans Freude, die Organisation weniger: Da mehr als die zulässigen 58.000 Karten verkauft werden, kommt es im Zabo zu einem "lebensgefährlichen Gedränge" (Sport Magazin) und vereinzelten Raufereien. Auch die Glückauf-Kampfbahn platzt aus allen Nähten, 45.000 sehen Schalkes 3:0 über den HSV, dessen Trainer Georg Knöpfle konzediert: "Unser Spiel wollte und wollte nicht klappen." Die Tore fallen erst im letzten Drittel der Spielzeit, Helmut Malinowskis Doppelschlag entscheidet die Partie.

In Gruppe 2 regiert der VfB Stuttgart nach einem 3:0 über TeBe Berlin, alle Tore fallen schon vor der Pause. Roland Wehrle, Kurt Baitinger und Erich Retter per Elfmeter treffen, Kapitän Robert Schlienz landet einen etwas anderen Volltreffer. Vor dem Anpfiff darf er die bekannte Schauspielerin Marika Rökk küssen. Punktgleich mit dem VfB ist Endrundenneuling VfL Osnabrück, den 35.000 zu einem 3:2 über West-Meister RW Essen treiben. Für RWE ist der Zug schon abgefahren. Die Zuschauer ärgern sich darüber, dass die Essener – "man sollte es nicht für möglich halten!" (Sport Magazin) – ohne Rückennummern aufliefen. Erlaubt, aber keineswegs mehr zeitgemäß. "Der DFB sollte einschreiten", fordert das Fachblatt.

Vor 25 Jahren gibt Nationalspieler Klaus Allofs seinen Wechsel vom 1. FC Köln zu Olympique Marseille bekannt. Der 30-jährige erhält einen Vier-Jahres-Vertrag. Teamchef Franz Beckenbauer: "Er bleibt mein Kapitän."

Am selben Tag trennt sich der FC Homburg von Trainer Udo Klug, unter dem die Saarländer nur vier Spiele gewonnen haben. Vorläufig leitet Stürmer Walter Kelsch das Training, ehe FCH-Kult-Trainer Uwe Klimaschefksi kommen wird. Noch verhindern "Klima" die Nachwehen seiner Operation, er hat sich die O-Beine begradigen lassen. Und mit Gipsbeinen will er nicht in den Abstiegskampf einsteigen. Klimabeschwerden der besonderen Art.

Vor zehn Jahren findet das DFB-Pokalfinale statt. Schalke 04 verteidigt in Berlin seinen Titel und schlägt Bayer Leverkusen 4:2. Bayers Führung durch Dimitar Berbatov (27.) egalisiert Jörg Böhme mit dem Pausenpfiff. Binnen drei Minuten kippt die Partie zugunsten der Knappen: Victor Agali (68.) und Andy Möller (71.) erhöhen auf 3:1. Ebbe Sands 4:1 (85.) entscheidet die lange offene Partie, deren Ende beide Trainer von der Tribüne mit ansehen. Erst schickt Dr. Franz-Xaver Wack Schalkes Huub Stevens hinaus (45.), dann Klaus Toppmöller (61.). Von oben sehen sie noch Ulf Kirstens Joker-Tor zum Endstand von 4:2 (89.). Binnen einer Woche verspielt Bayer den zweiten Titel und holt das "Vize-Double". Carsten Ramelow schiebt Frust: "Du denkst, du bist im falschen Film. Du arbeitest Jahre lang wie ein bekloppter und nix kommt dabei rum." Bleibt noch das Champions League-Finale gegen Real Madrid drei Tage später. Das Frauen-Finale gewinnt der 1. FFC Frankfurt gegen den HSV – mit 5:0. Birgt Prinz (3), Renate Lingor und Nia Künzer treffen.

12. Mai

Vor 100 Jahren steht mit dem Karlsruher FV der vierte und letzte Halbfinalist fest. In Mönchengladbach schlägt die mit Nationalspielern gespickte Elf des KFV den Cölner BC 8:1 (bereits vergangene Woche irrtümlich unter 5. Mai gemeldet; die Red.). Kapitän Fritz Förderer ist mit drei Treffern am torhungrigsten, Gottfried Fuchs (2), Julius Hirsch, Max Breunig und Fritz Tscherter treffen ebenfalls.

Vor 50 Jahren wird der Deutsche Meister gekürt. Im Berliner Olympiastadion setzt sich der 1. FC Köln vor 82.000 Zuschauern gegen Titelverteidiger 1. FC Nürnberg unerwartet souverän mit 4:0 durch. Es ist der erste Meistertitel für die Kölner überhaupt. Weltmeister Hans Schäfer (22.) und Ernst-Günther Habig (26.) treffen vor der Pause, vier Minuten nach Wiederanpfiff entscheidet Habigs 3:0 die Partie. Kölns Verteidiger Fritz Pott krönt gegen resignierende Nürnberger ein Solo vorbei an vier Gegenspielern mit dem 4:0 (70.). Bundestrainer Sepp Herberger kommentiert: "Die bessere Mannschaft hat verdient gewonnen. Es trafen hier zwei verschiedene Spielauffassungen aufeinander: eine Mannschaft, die spielte und den Ball ins Tor tragen wollte, und eine, die den Erfolg suchte. Die Kölner haben den Erfolg gefunden." Die Kölner Meister-Elf: Fritz Ewert; Fritz Pott, Karl-Heinz Schnellinger; Matthias Hemmersbach, Leo Wilden, Hans Sturm; Karl-Heinz Thielen, Ernst-Günther Habig, Christian Müller, Hans Schäfer, Christian Breuer. Trainer: Zlatko "Tschik" Cajkovski.

Am Abend desselben Tages gibt Sepp Herberger sein 22-köpfiges WM-Aufgebot für Chile 1962 bekannt. Meister Köln stellt mit vier Spielern die größte Fraktion, obwohl Torwart Fritz Ewert verzichtet. Er tritt einen neuen Job als Tankstellenpächter an. Andere Zeiten.

Vor 30 Jahren kommt die Nationalmannschaft in ihrem letzten WM-Test zu einem 4:2 (3:1)-Sieg gegen Norwegen. In Oslo teilen sich Karl-Heinz Rummenigge und Pierre Littbarski (je zwei) die Torausbeute auf. Bundestrainer Jupp Derwall verzichtet auf Toni Schumacher und setzt dessen beide Vertreter Bernd Franke und Eike Immel jeweils eine Halbzeit ein. Als Joker debütiert der Bremer Uwe Reinders, während Thomas von Heesen von Meister HSV vergeblich hofft. Während die Nationalspieler weitgehend zufrieden sind, kritisiert der Kicker: "Ein Sieg, den man nur registrieren kann. Ein Ergebnis, das unserer Mannschaft sogar noch schmeichelte. Ein Spiel, das viele schnell vergessen werden."

Am selben Tag gewinnt der FC Barcelona mit seinem deutschen Trainer Udo Lattek im eigenen Stadion den Europacup der Pokalsieger. Nach Rückstand triumphiert Barca über Standard Lüttich 2:1, der Ex-Gladbacher Allan Simonsen markiert den Ausgleich. Lattek geht damit als erster Trainer, der alle drei Europapokale gewonnen hat, in die Geschichte ein.

Vor zehn Jahren wird die U 19-Auwahl der Frauen Europameister. In Schweden schlagen sie die Vertretung Frankreichs 3:1, Trainerin Silvia Neid freut sich über Tore von Isbael Bachor, Barbara Müller und Viola Odebrecht.

13. Mai

Vor 60 Jahren empfangen den Deutschen Meister 1. FC Köln bereits bei der Landung am Flughafen Köln-Bonn rund 30.000 Menschen.

Vor 40 Jahren qualifiziert sich die Nationalmannschaft für die EM-Endrunde in Belgien. Im mit 82.000 Zuschauern ausverkauften Berliner Olympia-Stadion reicht gegen England ein 0:0, denn das grandiose Hinspiel von Wembley endete 3:1. Die Erwartungen der Zuschauer werden enttäuscht, England hat in der rauen Partie außer Fouls nichts zu bieten, die DFB-Elf spielt verhalten. Einziger Höhepunkt: der Lattenschuss von Siggi Held (18. Minute). "Mehr als das 0:0 brauchten wir doch nicht, hier zählte nur der Erfolg", sagt mit Gerd Müller ausgerechnet der Mann, der nie zufrieden gewesen ist, wenn er ohne Tor geblieben ist.

Die englische Presse ist streng gegenüber dem eigenen Team: "Ich habe nie geglaubt, dass mich ein englisches Nationalteam so langweilen könnte", schreibt der Reporter des Sunday Telegraph. Der "Kicker" beklagt in seiner Analyse die harte Gangart der Gäste: "Die Engländer verstanden nicht, anständig auszuscheiden. Schade!". Günter Netzer zählt nach Abpfiff seine blauen Flecken: "Diesmal haben die Engländer einen neuen Rekord aufgestellt und mich gleich an drei verschiedenen Stellen erwischt. Ehrlich, ich habe noch nie erlebt, dass so getreten wurde."

Vor 25 Jahren steht DDR-Pokalsieger Lok Leipzig im Europacup-Finale gegen Ajax Amsterdam. Vor 35.000 Zuschauern in Athen gewinnen die Niederländer verdient mit 1:0, Marco van Basten glückt das Tor des Tages in der 21. Minute. Die Elf von Hans-Ulrich Thomale hat dagegen kaum Chancen. "Ajax wirbelte, Lok ohne Dampf" titelt der Kicker. 1000 Lok-Fans unterliegen im Sänger-Wettstreit der zwölffachen Übermacht aus Amsterdam. Dennoch ist es ein Höhepunkt in der Historie von Lok Leipzig, das als drittes und letztes DDR-Team ein Europacup-Finale erreicht.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

7. Mai

Vor 30 Jahren bestreitet die U 16-Auswahl des DFB das EM-Finale. Sie unterliegt Gastgeber Italien in Falconara mit 0:1. A-Nationalspieler wird keiner aus dem von Berti Vogts betreuten Team. Gestandene Bundesligaspieler werden Michael Schröder (HSV), "Schorsch" Drehsen (Gladbach) oder Rainer Zietsch (VfB Stuttgart).

Vor 25 Jahren bewegt die Diskussion um eine Spielplanumstellung die Bundesliga. Wegen der vielen Spielausfälle in den Wintermonaten wird das in sechs europäischen Ländern durchgeführte Kalender-Jahr-Modell erwogen – eine Saison von März bis November. Der Kicker befragt alle 353 Bundesligaprofis, erhält 222 Antworten und ein klares Ergebnis: 60,36 % der Spieler sind für die Reform, auch wenn dadurch die Sommerpause entfiele. Auch Teamchef Franz Beckenbauer ist dafür: "Schaltet die Saison um aufs Kalenderjahr." Aber es wird nie so kommen.

8. Mai

Vor 80 Jahren wird das Achtelfinale der Deutschen Meisterschaft ausgetragen. Die wenigsten Partien sind spannend. Eintracht Frankfurt gewinnt trotz 24-stündiger Bahnfahrt bei Hindenburg Allenstein 6:0 und "hätte gerade so gut auf 10:0 oder 15:0 kommen können" (Kicker). Tennis Borussia fertigt Viktoria Stolp 3:0 ab, der Polizeisportverein Chemnitz Beuthen 09 mit 5:1. Holstein Kiel gewinnt bei Breslau 08 mit 4:1. Der Kicker-Reporter meckert: "Im Allgemeinen hatte man mit einem besseren Abschneiden der Einheimischen gerechnet. Bei Breslau war der rechte Läufer Bartsch eine glatte Niete."

Der HSV hat mit VfL Benrath etwas mehr Mühe (3:1), Bayern München besorgt die Anhänger trotz eines 4:2 über Minerva Berlin. Der Kicker unkt: "...aber wie die Münchner gewannen, lässt doch starke Befürchtungen aufkeimen, ob es den Bayern gelingen wird, über die nächste Runde hinaus zu behaupten." Dramatisch wird es ausgerechnet im Spiel von Geheimtipp Schalke 04 gegen den SBCI Plauen (5:4 n. Verlängerung), das in Dortmund (!) vor 25.000 Zuschauern ausgetragen wird. Bis zehn Minuten vor Schluss führen die Sachsen 4:2, ehe Treffer von Ernst Kuzorra und Emil Rothard die Verlängerung erzwingen. Glück für die Knappen: Beim Ausgleich rutscht Gästekeeper Eichhorn "ein kinderleichter Ball durch die Beine". In der 95. Minute trifft Rothard noch einmal und rettet Schalke den Sieg.

Vor 30 Jahren findet der 31. Bundesliga-Spieltag statt. Schon damals fliegen Rauchbomben, doch es ist noch etwas Ungewöhnliches. Das Heimspiel der Bayern gegen den VfB Stuttgart muss wegen des Nebels, der aus dem VfB-Block kommend übers Feld wabert, unterbrochen werden. Danach hat Bayern den besseren Durchblick und gewinnt durch Paul Breitners Tor. Da Tabellenführer HSV bei Schlusslicht Darmstadt 98 einen Punkt lässt (2:2), ist das Meisterrennen weiter offen. Der Tabellenzweite 1. FC Köln (1:1 in Düsseldorf) verpasst die Chance, aufzuschließen. Am Tabellenende fallen Vorentscheidungen: trotz ihrer Energieleistung gegen den HSV sind die Darmstädter Lilien kaum noch zu retten.

Auch für den MSV Duisburg ist nah dem 1:2 in Leverkusen fast alles aus. Fünf Punkte Rückstand drei Spiele vor Schluss sind zu viel für das Gründungsmitglied der Bundesliga. Kapitän Bernard Dietz: "Dieser Abstieg brauchte nicht zu sein!" Arminia Bielefeld scheint ihn vermeiden zu können – auf der Alm gibt es schon den sechsten Sieg in Folge. Das 5:0 gegen Gladbach, alle Tore fallen nach der Pause, ist zugleich Borussias höchste Auswärtspleite. Nach dem Platzverweis für den 19-jährigen Uli Borowka brechen alle Dämme. In der Torschützenlie zieht Dortmunds Manfred Burgsmüller, der beim 1:0 in Braunschweig trifft, mit Horst Hrubesch gleich – beide haben 21 Tore.

Vor 25 Jahren finden drei Freitagsspiele in der Bundesliga statt, die Gastgeber gewinnen sie ohne Gegentor. Der HSV putzt Schalke mit 4:0 und festigt Platz zwei, begrüßt trotzdem nur 15.000 Zuschauer. Werder Bremen fertigt Abstiegskandidat FC Homburg 6:0 ab, Rudi Völler trotzt den Pfiffen wegen seines möglichen Wechsels nach Rom und schießt zwei Tore. Der 1. FC Köln entscheidet das rheinische Derby gegen Fortuna Düsseldorf (1:0) für sich, ausgerechnet Ex-Fortune Klaus Allofs schießt seinen alten Klub ab. Die Fortunen verlangen vergeblich zwei Elfmeter von Schiedsrichter Zimmermann aus Kiel. "Immer wenn wir protestiert haben, hat er uns nur frech angegrinst", berichtet Michael Blättel den Reportern.

Vor zehn Jahren steht Borussia Dortmund im UEFA-Cup-Finale. Der Zufall will es, dass Gegner Feyenoord Rotterdam ein Heimspiel hat, der Finalort wurde schon zu Beginn des Wettbewerbs festgelegt. Die Niederländer nutzen ihren Heimvortel im Stadion "De Kuip" und gewinnen 3:2. Jürgen Kohlers große Karriere endet tragisch: nach 31 Minuten verursacht er einen Foulelfmeter und wird vom Platz gestellt. Kohler tröstet sich: "Dass die Zuschauer meinen Namen riefen, als ich vom Platz flog, werde ich in Erinnerung behalten." Pierre van Hoojdonk sorgt für eine 2:0-Pausenführung, doch zehn Borussen leisten Widerstand. Marcio Amoroso verkürzt (47.) und Jon-Dahl Tomassons 3:1 (50.) kontert Jan Koller (58.). Trainer Matthias Sammer ist stolz: "Rotterdam mit zehn Mann an den Rande einer Niederlage zu bringen – das halte ich für bemerkenswert."

9. Mai

Vor 75 Jahren macht Schalke 04 in der Meister-Endrunde buchstäblich Ernst. Beim 12:0-Schützenfest gegen Pommern-Meister Viktoria Stolp in Bochum tragen zehn Torschützen den Vornamen Ernst: Kalwitzki (4), Kuzorra, Poertgen (je 3). Fritz Szepan und Adolf Urban machen das Dutzend voll. Dadurch sind die Knappen wegen der uneinholbaren Tordifferenz für das Halbfinale qualifiziert, Werder Bremen nutzt das 5:2 gegen Hertha BSC nichts mehr. Für den vierfachen Torschützen Karl Mayer ist es dennoch ein bedeutsames Spiel. In Gruppe C gewinnt der VfB Stuttgart das Spitzenspiel gegen Wormatia Worms vor 18.000 am Frankfurter Riederwald 1:0 (Tor: Werner Pröfrock). Hier wenigstens fällt die Entscheidung am letzten Spieltag. In Gruppe D ist alles klar, Primus 1. FC Nürnberg kann sich gegen Fortuna Düsseldorf ein 0:0 leisten. Weiter ist auch der HSV, der in Gruppe A spielfrei hat. Einmal mehr werden die teils gravierenden Leistungsunterschiede in den Gauligen deutlich. Von den ausstehenden acht Vorrundenspielen 1937 haben nur noch zwei Bedeutung.

Vor 40 Jahren beendet Werder Bremen das Experiment, "praktisch ohne Trainer auszukommen" (Zitat Vorstand) und ersetzt Spielertrainer Pico Schütz durch Fritz Langner, der bereits der fünfte Verantwortliche der Saison ist.

Vor 25 Jahren findet der 28. Bundesliga-Spieltag statt. Der Tabellenletzte Blau-Weiß Berlin spielt erstmals in seiner Historie im Münchner Olympia-Stadion und kassiert eine beachtliche 0:2-Niederlage bei Meister Bayern. Manager Uli Hoeneß verscherbelt Eintrittskarten für 5 D-Mark, so dass die Ränge nur halbleer sind (31.000). Das Ambiente motiviert Bayern dennoch nicht, erst nach 57 Minuten setzt der erwartete Torreigen ein (Roland Wohlfarth), nach 61 (Norbert Eder) ist er schon wieder zuende. Eder schiebt es auf den Papst, dessen Audienz in der Vorwoche Spuren im Rasen des Olympia-Stadions hinterlassen hat. Im spannenden Rennen um die UEFA-Cup-Plätze – den Dritten und den Neunten trennen nur zwei Punkte – macht Kaiserslautern durch ein 3:0 über den VfB Stuttgart Boden gut, Wolfram Wuttke dirigiert, trifft einmal und wird euphorisch: "Franz Beckenbauer soll sich einmal überlegen, wie er mich in der nächsten Zeit verwenden kann."

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Vor 20 Jahren erlebt die Bundesliga ein Novum. Nach dem vorletzten Spieltag steht ein punktgleiches Trio an der Spitze. Eintracht Frankfurt (+36), den VfB Stuttgart (+29) und Borussia Dortmund (+18) trennt nur die Tordifferenz. Tabellenführer Frankfurt verschenkt zuhause gegen Werder Bremen (2:2) den Sieg, Möllers Führung hält bis zur 77. Minute, dann schießen die Gäste durch Wynton Rufer und Klaus Allofs zwei Tore in 120 Sekunden. Tony Yeboah rettet noch einen Punkt (82.), aber gegen von den Europacup-Feiern geschwächte Bremer ist das zu wenig. "Wir sind so blöd, so etwas darf nicht passieren", schimpft Andy Möller. Werder-Coach Otto Rehhagel besänftigt derweil: "Wenn die Eintracht Meister wird, wäre das ein Triumph für den Fußball."

Der VfB Stuttgart scheint es jedenfalls nicht verdient zu haben, bringt er doch nur ein 1:1 gegen Abstiegskandidat Wattenscheid zustande. Matthias Sammer trifft in seinem letzten Heimspiel im Neckar-Stadion, danach grollt er: "Wir haben Senf gespielt." So wird Borussia Dortmund Sieger des Tages: das 3:1 gegen Bayer Leverkusen eröffnet noch mal alle Chancen. Kapitän Michael Zorc: "Jetzt ist für uns wieder alles drin." Das gilt auch für vier Klubs, die noch drei Absteiger ausspielen müssen. Pikant, dass Hansa Rostock (0:1 beim HSV) und der MSV Duisburg (2:4 bei den Bayern) auf zwei Titelkandidaten treffen werden. Der letzte Spieltag der längsten Bundesliga-Saison verspricht allergrößte Dramatik. Der Kicker titelt: "Hitchcock macht den Meister".

Vor zehn Jahren spielt die Nationalmannschaft erstmals gegen Kuwait. Im Rahmen der WM-Vorbereitung gewinnt die Völler-Elf in Freiburg mit 7:0 (5:0). Torschützenkönig des Tages wird Oliver Bierhoff, der inklusive eines Elfmeters auf drei Treffer kommt. Torsten Frings, Sebastian Deisler, Sebastian Kehl und Carsten Jancker tragen sich auch in die Torschützenliste ein. Mit Christian Rahn (St. Pauli) und Daniel Bierofka (1860 München) kommen zwei Debütanten zum Einsatz. Die Einnahmen der Partie fließen zum Teil in die Egidius-Braun-Stiftung.

10. Mai

Vor 70 Jahren beginnt die Vorrunde zur Deutschen Meisterschaft. 18.000 Zuschauer wollen in Düdelingen (Luxemburg), das in jenen Jahren auch zum Reich gehört, Schalke 04 sehen. Die Nationalspieler Fritz Szepan und Adolf Urban verhindern mit ihren Toren ein königsblaues Wunder. Die Walter-Brüder führen Kaiserslautern zum 7:1 über Waldhof Mannheim (dreimal trifft Fritz, Ottmar zweimal). Ebenfalls weiter in Duellen von Teams, die es fast nur in jenen Kriegstagen gab: Dessau 05 (2:0 bei Bor. Fulda), VfB Königsberg (7:1 bei Heeresunteroffiziersschule Marienwerder), Planitzer FC (5:2 vs. Luftwaffe Boelcke Krakau), Vienna Wien (1:0 bei LSV Olmütz), Blau-Weiß Berlin (3:1 vs. LSV Pütnitz) und SS Straßburg (2:0 vs. Stuttgarter Kickers). Hamborn 07 und Werder Bremen (1:1 n.V.) müssen in die Wiederholungsrunde. In Berlin und Hamburg kommen die meisten Zuschauer – je 20.000.

Vor 40 Jahren scheidet die U 21-Auswahl des DFB in der Vorrunde der EM aus. Vor 24.000 im Duisburger Wedau-Stadion kann die von Jupp Derwall betreute Elf den russischen Beton nicht knacken, das 0:0 ist zu wenig nach dem 1:3 im Hinspiel. Mit Rainer Bonhof und Bernd Cullmann stehen zwei spätere Weltmeister im Team.

11. Mai

Vor 60 Jahren wird der zweite Endrundenspieltag ausgetragen. In Gruppe 1 sind plötzlich alle vier Teams punktgleich (je 2:2). Nürnberg stürmt dank eines 5:2 über den 1. FC Saarbrücken an die Spitze. Das Spiel macht den Club-Fans Freude, die Organisation weniger: Da mehr als die zulässigen 58.000 Karten verkauft werden, kommt es im Zabo zu einem "lebensgefährlichen Gedränge" (Sport Magazin) und vereinzelten Raufereien. Auch die Glückauf-Kampfbahn platzt aus allen Nähten, 45.000 sehen Schalkes 3:0 über den HSV, dessen Trainer Georg Knöpfle konzediert: "Unser Spiel wollte und wollte nicht klappen." Die Tore fallen erst im letzten Drittel der Spielzeit, Helmut Malinowskis Doppelschlag entscheidet die Partie.

In Gruppe 2 regiert der VfB Stuttgart nach einem 3:0 über TeBe Berlin, alle Tore fallen schon vor der Pause. Roland Wehrle, Kurt Baitinger und Erich Retter per Elfmeter treffen, Kapitän Robert Schlienz landet einen etwas anderen Volltreffer. Vor dem Anpfiff darf er die bekannte Schauspielerin Marika Rökk küssen. Punktgleich mit dem VfB ist Endrundenneuling VfL Osnabrück, den 35.000 zu einem 3:2 über West-Meister RW Essen treiben. Für RWE ist der Zug schon abgefahren. Die Zuschauer ärgern sich darüber, dass die Essener – "man sollte es nicht für möglich halten!" (Sport Magazin) – ohne Rückennummern aufliefen. Erlaubt, aber keineswegs mehr zeitgemäß. "Der DFB sollte einschreiten", fordert das Fachblatt.

Vor 25 Jahren gibt Nationalspieler Klaus Allofs seinen Wechsel vom 1. FC Köln zu Olympique Marseille bekannt. Der 30-jährige erhält einen Vier-Jahres-Vertrag. Teamchef Franz Beckenbauer: "Er bleibt mein Kapitän."

Am selben Tag trennt sich der FC Homburg von Trainer Udo Klug, unter dem die Saarländer nur vier Spiele gewonnen haben. Vorläufig leitet Stürmer Walter Kelsch das Training, ehe FCH-Kult-Trainer Uwe Klimaschefksi kommen wird. Noch verhindern "Klima" die Nachwehen seiner Operation, er hat sich die O-Beine begradigen lassen. Und mit Gipsbeinen will er nicht in den Abstiegskampf einsteigen. Klimabeschwerden der besonderen Art.

Vor zehn Jahren findet das DFB-Pokalfinale statt. Schalke 04 verteidigt in Berlin seinen Titel und schlägt Bayer Leverkusen 4:2. Bayers Führung durch Dimitar Berbatov (27.) egalisiert Jörg Böhme mit dem Pausenpfiff. Binnen drei Minuten kippt die Partie zugunsten der Knappen: Victor Agali (68.) und Andy Möller (71.) erhöhen auf 3:1. Ebbe Sands 4:1 (85.) entscheidet die lange offene Partie, deren Ende beide Trainer von der Tribüne mit ansehen. Erst schickt Dr. Franz-Xaver Wack Schalkes Huub Stevens hinaus (45.), dann Klaus Toppmöller (61.). Von oben sehen sie noch Ulf Kirstens Joker-Tor zum Endstand von 4:2 (89.). Binnen einer Woche verspielt Bayer den zweiten Titel und holt das "Vize-Double". Carsten Ramelow schiebt Frust: "Du denkst, du bist im falschen Film. Du arbeitest Jahre lang wie ein bekloppter und nix kommt dabei rum." Bleibt noch das Champions League-Finale gegen Real Madrid drei Tage später. Das Frauen-Finale gewinnt der 1. FFC Frankfurt gegen den HSV – mit 5:0. Birgt Prinz (3), Renate Lingor und Nia Künzer treffen.

12. Mai

Vor 100 Jahren steht mit dem Karlsruher FV der vierte und letzte Halbfinalist fest. In Mönchengladbach schlägt die mit Nationalspielern gespickte Elf des KFV den Cölner BC 8:1 (bereits vergangene Woche irrtümlich unter 5. Mai gemeldet; die Red.). Kapitän Fritz Förderer ist mit drei Treffern am torhungrigsten, Gottfried Fuchs (2), Julius Hirsch, Max Breunig und Fritz Tscherter treffen ebenfalls.

Vor 50 Jahren wird der Deutsche Meister gekürt. Im Berliner Olympiastadion setzt sich der 1. FC Köln vor 82.000 Zuschauern gegen Titelverteidiger 1. FC Nürnberg unerwartet souverän mit 4:0 durch. Es ist der erste Meistertitel für die Kölner überhaupt. Weltmeister Hans Schäfer (22.) und Ernst-Günther Habig (26.) treffen vor der Pause, vier Minuten nach Wiederanpfiff entscheidet Habigs 3:0 die Partie. Kölns Verteidiger Fritz Pott krönt gegen resignierende Nürnberger ein Solo vorbei an vier Gegenspielern mit dem 4:0 (70.). Bundestrainer Sepp Herberger kommentiert: "Die bessere Mannschaft hat verdient gewonnen. Es trafen hier zwei verschiedene Spielauffassungen aufeinander: eine Mannschaft, die spielte und den Ball ins Tor tragen wollte, und eine, die den Erfolg suchte. Die Kölner haben den Erfolg gefunden." Die Kölner Meister-Elf: Fritz Ewert; Fritz Pott, Karl-Heinz Schnellinger; Matthias Hemmersbach, Leo Wilden, Hans Sturm; Karl-Heinz Thielen, Ernst-Günther Habig, Christian Müller, Hans Schäfer, Christian Breuer. Trainer: Zlatko "Tschik" Cajkovski.

Am Abend desselben Tages gibt Sepp Herberger sein 22-köpfiges WM-Aufgebot für Chile 1962 bekannt. Meister Köln stellt mit vier Spielern die größte Fraktion, obwohl Torwart Fritz Ewert verzichtet. Er tritt einen neuen Job als Tankstellenpächter an. Andere Zeiten.

Vor 30 Jahren kommt die Nationalmannschaft in ihrem letzten WM-Test zu einem 4:2 (3:1)-Sieg gegen Norwegen. In Oslo teilen sich Karl-Heinz Rummenigge und Pierre Littbarski (je zwei) die Torausbeute auf. Bundestrainer Jupp Derwall verzichtet auf Toni Schumacher und setzt dessen beide Vertreter Bernd Franke und Eike Immel jeweils eine Halbzeit ein. Als Joker debütiert der Bremer Uwe Reinders, während Thomas von Heesen von Meister HSV vergeblich hofft. Während die Nationalspieler weitgehend zufrieden sind, kritisiert der Kicker: "Ein Sieg, den man nur registrieren kann. Ein Ergebnis, das unserer Mannschaft sogar noch schmeichelte. Ein Spiel, das viele schnell vergessen werden."

Am selben Tag gewinnt der FC Barcelona mit seinem deutschen Trainer Udo Lattek im eigenen Stadion den Europacup der Pokalsieger. Nach Rückstand triumphiert Barca über Standard Lüttich 2:1, der Ex-Gladbacher Allan Simonsen markiert den Ausgleich. Lattek geht damit als erster Trainer, der alle drei Europapokale gewonnen hat, in die Geschichte ein.

Vor zehn Jahren wird die U 19-Auwahl der Frauen Europameister. In Schweden schlagen sie die Vertretung Frankreichs 3:1, Trainerin Silvia Neid freut sich über Tore von Isbael Bachor, Barbara Müller und Viola Odebrecht.

13. Mai

Vor 60 Jahren empfangen den Deutschen Meister 1. FC Köln bereits bei der Landung am Flughafen Köln-Bonn rund 30.000 Menschen.

Vor 40 Jahren qualifiziert sich die Nationalmannschaft für die EM-Endrunde in Belgien. Im mit 82.000 Zuschauern ausverkauften Berliner Olympia-Stadion reicht gegen England ein 0:0, denn das grandiose Hinspiel von Wembley endete 3:1. Die Erwartungen der Zuschauer werden enttäuscht, England hat in der rauen Partie außer Fouls nichts zu bieten, die DFB-Elf spielt verhalten. Einziger Höhepunkt: der Lattenschuss von Siggi Held (18. Minute). "Mehr als das 0:0 brauchten wir doch nicht, hier zählte nur der Erfolg", sagt mit Gerd Müller ausgerechnet der Mann, der nie zufrieden gewesen ist, wenn er ohne Tor geblieben ist.

Die englische Presse ist streng gegenüber dem eigenen Team: "Ich habe nie geglaubt, dass mich ein englisches Nationalteam so langweilen könnte", schreibt der Reporter des Sunday Telegraph. Der "Kicker" beklagt in seiner Analyse die harte Gangart der Gäste: "Die Engländer verstanden nicht, anständig auszuscheiden. Schade!". Günter Netzer zählt nach Abpfiff seine blauen Flecken: "Diesmal haben die Engländer einen neuen Rekord aufgestellt und mich gleich an drei verschiedenen Stellen erwischt. Ehrlich, ich habe noch nie erlebt, dass so getreten wurde."

Vor 25 Jahren steht DDR-Pokalsieger Lok Leipzig im Europacup-Finale gegen Ajax Amsterdam. Vor 35.000 Zuschauern in Athen gewinnen die Niederländer verdient mit 1:0, Marco van Basten glückt das Tor des Tages in der 21. Minute. Die Elf von Hans-Ulrich Thomale hat dagegen kaum Chancen. "Ajax wirbelte, Lok ohne Dampf" titelt der Kicker. 1000 Lok-Fans unterliegen im Sänger-Wettstreit der zwölffachen Übermacht aus Amsterdam. Dennoch ist es ein Höhepunkt in der Historie von Lok Leipzig, das als drittes und letztes DDR-Team ein Europacup-Finale erreicht.