DFB-Wochenschau: Bremer feiern Schützenfest in Europa

Im Norden steht alles im Zeichen des Hamburger Derbys: der HSV gewinnt bei St. Pauli 3:1 und bleibt Erster (14:0 Punkte). 21.000 sehen ein turbulentes Spiel, das Sport Magazin sieht "die hässlichste Nachkriegs-Auseinandersetzung der alten Rivalen". Pauli-Trainer Hempel zetert über Grundsätzliches: "Diese Schiedsrichter können jeden zur Verzweiflung bringen." Das Derby in Hannover hat noch mehr Zuschauer, 96 schlägt Arminia vor 37.000 Zuschauern mit 2:1. Einen Punkt hinter dem HSV bleibt Werder Bremen (1:0 vs. Bremerhaven).

Im Südwesten sehen 10.000 Besucher Pirmasens' Heimsieg gegen Kaiserslautern (3:1), Tabellenführer 1. FC Saarbrücken begrüßt nur halb so viele Anhänger beim 3:1 gegen Mainz 05. Schlusslicht SV Niederlahnstein erregt weiter Mitleid; nach dem 1:5 in Ludwigshafen hat der Aufsteiger nach sieben Spieltagen 5:30 Tore und immer noch keinen Punkt.

Vor 40 Jahren findet der sechste Bundesliga-Spieltag statt. Bayern München zieht seine einsamen Kreise. Schalke 04 wird mit 5:0 auf Distanz gehalten, Gerd Müller begnügt sich mit einem Treffer – insgesamt sein 200. in der Bundesliga. Der VfB scheidet nach einem 1:6 in Düsseldorf vorläufig aus dem Verfolgerfeld aus, dreimal trifft Klaus Budde. Nun ist Fortuna erster Bayern-Jäger, gefolgt von Kickers Offenbach. Der OFC gewinnt in einem Derby, das nichts für schwache Nerven ist, gegen Eintracht Frankfurt 3:2. Bis zur 85. Minute führen noch die Gäste, dann erzielt Erwin Kostedde sein zweites und drittes Tor an diesem denkwürdigen Tag. Borussia Mönchengladbach verblüfft durch eine miserable Leistung in Bochum (0:3) und rutscht auf Platz zehn ab. In Oberhausen feiern sie den ersten Saisonsieg, der Wuppertaler SV leistet Aufbauhilfe (2:1).

Vor 40 Jahren schlägt die DDR-Auswahl Finnland in Dresden mit 5:0. Torschützen in dem WM-Qualifikationsspiel sind Joachim Streich, Jürgen Sparwasser (je 2) und Hans-Jürgen Kreische.

Vor 25 Jahren gewinnen die DFB-Frauen ihr EM-Qualifikationsspiel in Budapest gegen die Ungarn 1:0. Doris Fitschen schießt das Tor des Tages.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

1. Oktober

Vor 30 Jahren finden in der Bundesliga drei Freitagspiele statt. Schlusslicht Bayer Leverkusen steht bei Hertha BSC dicht vor dem ersten Auswärtssieg, doch Werner Killmaiers Tor zum 3:3 in der 89. Minute "killt" die Träume der Elf von Dettmar Cramer. Im Duell der Altmeister gibt es einen Auswärtssieg: Schalke – Nürnberg 0:1, Tor: Alois Reinhardt. Borussia Mönchengladbach vergrößert die Sorgen von Eintracht Frankfurt, die nach dem 1:3 am Bökelberg auch unter dem neuen Trainer Branko Zebec Vorletzter bleibt.

Vor zehn Jahren droht Bayern München das vorzeitige Aus in der Champions League. Nach der 1:2-Heimniederlage gegen den AC Mailand verbuchen die Münchner nur einen Zähler aus drei Gruppenspielen. Filippo Inzaghi sorgt mit seinem Doppelschlag für Tristesse, Claudio Pizarros Ausgleichstor ist letztlich wertlos. Noch nie sind die Bayern mit zwei Heimniederlagen in die Champions League gestartet. Bayer Leverkusen kommt bei Maccabi Haifa (2:0) zu den ersten Zählern, Marko Babic schießt vor nur 6000 Zuschauern in Nikosia, wohin man aus sicherheitsrelevanten Gründen ausweichen muss, beide Tore. Im UEFA-Pokal kommt Hertha BSC dank eines Tores von Michael Preetz in der 89. Minute gegen Aberdeen (1:0) in die 2. Runde. Rotsünder "Zecke" Neuendorf (machte einen Kopfstoß) spendet seine Prämie reuig in die Mannschaftskasse.

2. Oktober

Vor 80 Jahren steigt das brisante Derby der Main-Hessen-Liga zwischen Kickers Offenbach und Eintracht Frankfurt: "Von diesem Spiel kann man nur in Superlativen sprechen; es war das spannendste, das grandioseste, das der Bieberer Berg überhaupt je gesehen hat", schwärmt der Kicker. Die meisten Zuschauer, an diesem Tag sind es 10.000, hätten aber lieber ein anderes Ergebnis gesehen – die Eintracht, damals deutscher Vize-Meister, gewinnt 4:2. Der 30-jährige Fritz Schaller schießt drei Tore, Rudolf Gramlich, schon damals Präsident, das vierte.

Vor 30 Jahren wird der achte Bundesliga-Spieltag beendet. Von sechs Partien enden vier Remis, zwei 0:0. Darunter das Heimspiel von Meister HSV gegen den VfL Bochum, womit der HSV den Sprung auf Platz eins verpasst. Ernst Happel kündigt knurrig Konsequenzen an. Den Spitzenplatz behält der VfB Stuttgart trotz eines 2:2 gegen Arminia Bielefeld. Weil es sich anbietet an diesem Tag der Gleichheit, spielen auch die Bayern nur Unentschieden im eigenen Haus: Eintracht Braunschweig erbeutet ein 1:1. Und wie spielt der Tabellenvierte Dortmund? 0:0 zuhause gegen Werder Bremen. Nur Köln (4:1 gegen KSC) und Kaiserslautern (3:1 vs. Düsseldorf) tanzen aus der Reihe.

Vor 25 Jahren trennt sich der Bundesligist Homburg von seinem Kult-Trainer Uwe Klimaschefski beziehungsweise der vom FCH. Im wochenlangen Ränkespiel kommt "Klima" seiner Entlassung zuvor und bittet aus gesundheitlichen Gründen um seine Demission. Wegen der Folgen seiner Beinoperation hatte er sich zuletzt ohnehin von Geschäftsführer Gerd Schwickert vertreten lassen, der nun also hauptverantwortlich auch die sportlichen Geschäfte übernimmt.

Vor zehn Jahren gewinnt Borussia Dortmund in der Champions League bei PSV Eindhoven 3:1. Jung-Trainer Matthias Sammer trickst Guus Hiddink aus und die teuren Legionäre sind ihr Geld wert und schießen die Tore: Jan Koller (21.), Tomas Rosicky (69.) und Marcio Amoroso (90.) treffen für den Meister. Beim PSV wird ein gewisser Arjen Robben eingewechselt, Mark van Bommel sieht Gelb.

3. Oktober

Vor 75 Jahren rollt der Ball in den Gauligen. Im Südwesten regiert Borussia Neunkirchen, das gegen Kaiserslautern (2:1) auch das vierte Saisonspiel gewinnt. 8:0 Punkte hat auch Eintracht Braunschweig in Niedersachsen gesammelt und mit Germania Wolfenbüttel (10:0) keinerlei Mühe. Am Niederrhein hat Schwarz Weiß Essen (1:0 in Duisburg) schon fünf Punkte Vorsprung. In Bayern ist der 1. FC Nürnberg nach einem 3:2 gegen 1860 München der neue Primus, Bayern München (4:1 in Ingolstadt) ist erster "Club"-Jäger. Andere Zeiten. Den Rekordsieg des ersten Oktober-Sonntags 1937 vermeldet der HSV, der Wilhelmsburg 09 mit 14:0 überfährt. Friedo Dörfel trägt zum HSV-Schützenfest gleich fünf Tore bei.

Tabellenführer der Nordmark bleibt dennoch Lokalrivale FC St. Pauli (5:1 vs. Phönix Lübeck). Die Rekordkulisse versammelt sich in Chemnitz, wo 20.000 das Spiel gegen Tabellenführer Dresdner SC (2:3) sehen. Nationalspieler Helmut Schön schießt zwei Tore und überragt alle. Der Kicker lobt: "Besser kann man den Posten des Mittelstürmers nicht ausfüllen, als es heute Schön gegen eine harte, feste Verteidigung getan hat." Kuriosum in Mannheim: Waldhof-Stürmer Otto Siffling verschießt beim 8:1 gegen Germania Brötzingen einen unberechtigten Elfmeter "offenbar absichtlich". Mit vier Treffern hält er sich trotzdem schadlos.

Vor 25 Jahren findet der elfte Bundesliga-Spieltag statt. Er bringt einen Führungswechsel, da Werder Bremen bei Kellerkind FC Homburg (!) einen Punkt lässt (1:1) und der 1. FC Köln in Nürnberg 2:1 gewinnt. Die ungeschlagene Daum-Elf hat gleich drei Verfolger in Reichweite, außer Werder sind Bayern (4:1 vs. Hannover) und Mönchengladbach (3:1 vs. Frankfurt) potenzielle Tabellenführer. Das Quartett liegt nur zwei Zähler auseinander. Zappenduster wird es für Schalke, das nach dem 0:2 in Mannheim neues Schlusslicht ist und nur einen Trost findet: Erzrivale Dortmund blamiert sich zuhause gegen Aufsteiger Karlsruher SC (0:2).

Vor 20 Jahren findet der neunte Bundesliga-Spieltag statt. Für das meiste Aufsehen sorgt der Klassiker der Siebziger zwischen Bayern und Gladbach. Der Tabellenführer führt gegen den Siebzehnten in der 90. Minute 2:1, da gibt es noch eine Ecke für die seit 45 Minuten durch Platzverweis dezimierte Borussia. Torwart Dirk Heyne stürmt nach vorne – damals eine Ungeheuerlichkeit, kommt tatsächlich an den Ball und zwingt Aumann zu einer Parade. Den Nachschuss verwandelt Martin Max zum 2:2-Endstand. Heyne schelmisch: "Jetzt muss ich über das Ende meiner Laufbahn noch mal nachdenken" – wo ihn mit 35 plötzlich der Torhunger gepackt hat. Trostpflaster für die Bayern: Verfolger Leverkusen verliert im "Werksduell" in Uerdingen 1:2 erstmals 92/93.

Am selben Tag freut sich der spielfreie VfB Stuttgart über ein UEFA-Urteil. Der Wechselfehler von Leeds (4 Ausländer eingesetzt) führt nicht zum unmittelbaren Aus, der VfB und Englands Meister treffen sich in Barcelona zu einem Entscheidungsspiel (9. Oktober), da die Wertung des irregulären Spiels (3:0) das Hinspielergebnis (3:0 für VfB) aufhebt. Obwohl der VfB also noch im Rennen ist, was viele nicht glaubten, sind die Verantwortlichen sauer. Christoph Daum: "Ein sehr hartes Urteil." Manager Dieter Hoeneß kündigt an, einen Einspruch zu prüfen, "weil der Regelverstoß nicht so gravierend war."

Vor zehn Jahren feiert Werder Bremen im UEFA-Pokal ein Schützenfest. Nach einem 2:2 in Donezk hat niemand mit einem 8:0 rechnen können, nur 16.300 werden Zeige des Spektakels. Herausragend sind Johan Micoud und Tim Borowski (je zweiTore), während Ailton leer ausgeht.

4. Oktober

Vor 70 Jahren wird das Viertelfinale im Tschammer-Pokal komplettiert. Nachdem in der Vorwoche Schalke 04 und 1860 München souverän ins Halbfinale eingezogen sind tun sich die Favoriten nun etwas schwerer – mehr oder weniger. Werder Bremen behauptet sich dennoch zuhause gegen den Luftwaffensportverein Stettin (4:1), aber weil sich Ziolkewitz früh verletzt, muss Werder bis zur 70. Minute bangen, ehe Lotz das entscheidende 4:1 erzielt. 4:1 endet auch das andere Spiel, aber nun ist es nicht nur für den Kicker eine "Sensation". Tus Lipine aus Oberschlesien bei Beuthen wirft den Berliner Meister Blau-Weiß 90 vor 15.000 Anhängern aus dem Pokal. Auch Ernst Lehner, Deutschlands Rekordtorschütze jener Tage, kann Blau-Weiß nicht retten. "Wir sprachen mit Kollegen aus der Reichshauptstadt, die der Meinung waren, dass sie ein solches Spiel von Blauweiß trotz des fremden Platzes nicht erwartet haben", schreibt der Kicker. Doch sie haben gute Argumente: weil die Straßenbahn streikt, kommen die Gäste erst sechs Minuten vor Anpfiff am Platz an. Der Pokal hat nicht nur seine eigenen Gesetze, sondern auch seine eigenen Geschichten. Immer schon…

Am gleichen Tag finden Gau-Liga-Spiele statt. Der im vierten Kriegs-Jahr immer mühsamer aufrechterhaltene Spielbetrieb fördert kuriose Resultate zustande, die man sonst nur von Amateurplätzen kennt. Ein paar Beispiele: LSV Kamp – Germania Stolp 10:1, Adler Tarnowitz – 1. FK Kattowitz 17:1; Planitzer SC –Döbelner SC 11:3; Chemnitzer BC – Dresdner SC 0:8, VfL Güstrow – TSG Rostock 3:10, FV Engers – TuS Neuendorf 0:12, Wiener SC – Wacker Wien 5:5, Gablonz – LSV Prag 2:11. Alles erstklassige Paarungen, rein formal.

Vor 40 Jahren findet der fünfte Bundesliga-Spieltag statt. Bayern München lässt bei Aufsteiger Wuppertal seinen ersten Punkt in dieser Saison (1:1), wodurch Verfolger VfB Stuttgart (3:1 gegen Kaiserslautern) auf einen Zähler heranrückt. Vize-Meister Schalke kommt allmählich auf Touren und demontiert Offenbach 6:1, Verteidiger Rolf Rüssmann trifft doppelt. Für die Überraschung des Tages sorgt Fortuna Düsseldorf, die in Gladbach 3:2 gewinnt. Die Lachnummer des Tages ereignet sich in Braunschweig, wo Schiedsrichter Bonacker natürlich unabsichtlich per Hackentrick (er wird angeschossen) die Vorlage zum einzigen Tor gegen Werder gibt. Während der miserabel gestartete HSV gegen Köln endlich den ersten Saisonpunkt (0:0) holt, bleibt RW Oberhausen am Nullpunkt beziehungsweise im Minusbereich. Bei Hertha BSC unterliegt der designierte Absteiger 1:3. Da RWO wegen der Verwicklung in den Skandal mit fünf Punkten Abzug gestartet ist, steckt der Klub auch nach fünf Spielen noch bei minus fünf Zähler, was sich auf Leistung und Moral niederschlägt.

Vor 20 Jahren wird der neunte Bundesliga-Spieltag mit dem Top-Spiel (live auf SAT 1) zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfB Stuttgart beendet. Die Eintracht demontiert den kriselnden Meister mit 4:0, ein Doppelschlag von Anthony Yeboah stellt die Weichen. Eintracht klettert dadurch auf Platz zwei. VfB-Keeper Eike Immel sieht bei allen Toren schlecht aus und für seine Wette schwarz: gegen Manager Dieter Hoeneß setzte er 1000 DM, dass er unter 25 Gegentore bleiben würde. Nach neun Spielen sind es bereits 14…

5. Oktober

Vor 60 Jahren spielt die Nationalmannschaft in Paris. Es ist das erste Länderspiel gegen den Nachbarn nach Kriegsende, die Stimmung ist wegen der offenen Saarland-Frage zusätzlich angespannt. 8000 Schlachtenbummler begleiten die Herberger-Elf, die auf bewährte Kräfte (Kohlmeyer, Streitle, Morlock) verzichten muss, ins mit 60.000 Zuschauern voll besetzte Stadion Colombes. Unerfahrene Spieler wie Debütant Kurt Borkenhagen (Düsseldorf) und Clemens Wientjens (SW Essen) rücken in die dennoch überalterte Elf, die einen denkwürdigen Tag erlebt. Nicht in politischer Hinsicht. "Die deutsche Mannschaft hätte in keinem deutschen Stadion würdiger gefeiert werden können als diesmal in Paris!", lobt das Sport Magazin die Fairness der Franzosen.

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Sportlich gibt es wenig zu loben, man wird noch lange von "der schwarzen Stunde in Paris" sprechen. Das Ergebnis (3:1 für Frankreich) drückt die schlechte Leistung der Deutschen nur unvollkommen aus. Dass das von Ottmar Walter (16.) erzielte 1:1 bis zur 80. Minute Bestand hat, ist Toni Turek und dem Glück zu verdanken. Sepp Herberger sagt hinterher: "Wenn wir ein Unentschieden erreicht hätten, wäre es uns wohl schwer gefallen, zum Bankett zu gehen. Denn wir hätten wohl nicht gewusst, womit wir einen Teilerfolg verdient gehabt hätten." Besonders setzt Fritz Walter dieses Spiel zu, der 31-jährige Lauterer wird von der Kritik zerrissen und will zurücktreten. In seinem Buch "Spiele, die ich nie vergessen werde" schreibt er über den Schlafwagen-Dialog mit Herberger auf der Rückfahrt: "Trotzdem bitte ich Sie, in Zukunft keine Rücksicht mehr auf mich zu nehmen. Sie wollen das Beste für den deutschen Fußball, aber ich will es auch. Darum… 'Hören Sie auf ', unterbrach mich Herberger – zu reden, meinte er natürlich, nicht zu spielen. 'Erzählen Sie doch nicht solchen Quatsch. Ich brauch’ Sie noch. Nicht nur ein Jahr, ich brauch’ Sie noch jahrelang!'".

Vor zehn Jahren gibt es in der Bundessliga fast nur erwartete Resultate. Dass Bayern Bochum 4:1 schlägt, Dortmund in Hannover 3:0 gewinnt oder Schalke den HSV in gleicher Höhe, stand auf manchem Tippzettel. Auch der erste Saisonsieg von Kaiserslautern fällt in die Kategorie "normal", wenn nicht gegen das neue Schlusslicht Energie Cottbus (4:0), gegen wen denn sonst? Miroslav Klose stellt mit zwei Toren die Weichen auf Premierensieg und lässt sogar seinen Trainer Eric Gerets staunen: "Das ist nicht normal, wie hoch der Junge springen kann." Ist es doch für alle, die die WM in Asien verfolgt haben. So stürzen sich die Berichterstatter auf die statistische Besonderheit des Tages: Bei dem ebenfalls völlig normalen 4:1-Heimsieg des VfB Stuttgart gegen 1860 München übersteht Löwen-Keeper Simon Jentzsch bereits den siebten Elfmeter in Serie, er entschärft Soldos Schuss. Drei der sieben Fehlschüsse gingen am Tor vorbei, dennoch ist Jentzschs Serie ein Bundesliga-Rekord der besonderen Art.

6. Oktober

Vor 100 Jahren spielt die Nationalmannschaft erstmals gegen Dänemark. Die Premiere in Kopenhagen misslingt, die Gastgeber gewinnen 3:1 (1:0), Adolf Jäger aus Altona ist in der 85. Minute per Foulelfmeter das Ehrentor beschieden. 7000 Zuschauer werden Zeuge eines einseitigen Spiels, das unter heftigem Wind leidet. Als das korrekte Ergebnis in der Heimat bekannt wird, herrscht sogar verhaltene Freude in Fachkreisen, denn ein Scherzbold hat zuvor ein 1:7 an die Redaktionen gekabelt, was unbesehen geglaubt worden ist.

Vor 50 Jahren stellt der DFB weitere Weichen für die Bundesliga. Nach dem Grundsatzbeschluss für eine Gründung im Juli 1962 wird in der Beiratssitzung in Frankfurt das Statut (22 Seiten) und die Ausschreibungs-Modalitäten festgelegt. Wichtigstes Ergebnis: die Lizenz-Spieler dürfen maximal 1200 DM im Monat verdienen, Ablösesummen dürfen 50.000 DM nicht überschreiten, ein Spieler darf maximal 20 Prozent der Ablösesumme als Handgeld erhalten. Wer dagegen seinem Verein die Treue hält, kann einmalig 10.000 DM Treuegeld erhalten. Wer in der Bundesliga spielen will, sollte ein Stadion mit mindestens 35.000 Plätzen und Flutlicht haben. Noch sind es Empfehlungen, denn da die meisten Vereine keine Stadionbesitzer sind, können sie die eventuellen Mängel nicht in Eigenregie beseitigen. Der Sonntag bleibt als Spieltag außen vor und den Amateuren vorbehalten.

Vor zehn Jahren verpasst Werder Bremen den Anschluss an Tabellenführer Bayern, Hansa Rostock entführt einen Punkt (0:0) aus dem Weser-Stadion. Wer mehr für das Spiel tat, belegen andere Zahlen: 11:3 Ecken und 11:2 Chancen erbeutet Werder.

7. Oktober

Vor 50 Jahren spielt die Oberliga. Im Süden gibt es nur knappe Ergebnisse, das höchste (2:0) gibt es ausgerechnet im Spitzenspiel. Dabei verteidigt Eintracht Frankfurt gegen 1860 München die Spitze. Hinter der Eintracht lauert der 1. FC Nürnberg, der in Augsburg nach 0:2-Rückstand nach großem Kampf noch 3:2 gewinnt.

Im Westen steigt ein echtes Spitzenspiel. Schalke 04 gewinnt vor 28.000 im Müngersdorfer Stadion beim 1. FC Köln 3:1 und zieht mit den Rheinländern gleich. Die Entscheidung fällt kurz vor Schluss, als alles schon mit einem Remis rechnet, treffen Karl-Heinz Bechmann (85.) und Werner Ipta (89.). Das größte Drama steigt auf dem Bökelberg, wo Borussia Mönchengladbach Fortuna Düsseldorf nach 0:2 und 2:3-Rückstand 4:3 schlägt. Auch Bayer Leverkusen macht es spannend, Oberhausen holt einen 0:3-Rückstand auf, dann gewinnt Bayer doch 5:3, die späteren Bundesliga-Trainer Heinz Höher und Uwe Klimaschefski treffen für Bayer 04.

Im Norden steht alles im Zeichen des Hamburger Derbys: der HSV gewinnt bei St. Pauli 3:1 und bleibt Erster (14:0 Punkte). 21.000 sehen ein turbulentes Spiel, das Sport Magazin sieht "die hässlichste Nachkriegs-Auseinandersetzung der alten Rivalen". Pauli-Trainer Hempel zetert über Grundsätzliches: "Diese Schiedsrichter können jeden zur Verzweiflung bringen." Das Derby in Hannover hat noch mehr Zuschauer, 96 schlägt Arminia vor 37.000 Zuschauern mit 2:1. Einen Punkt hinter dem HSV bleibt Werder Bremen (1:0 vs. Bremerhaven).

Im Südwesten sehen 10.000 Besucher Pirmasens' Heimsieg gegen Kaiserslautern (3:1), Tabellenführer 1. FC Saarbrücken begrüßt nur halb so viele Anhänger beim 3:1 gegen Mainz 05. Schlusslicht SV Niederlahnstein erregt weiter Mitleid; nach dem 1:5 in Ludwigshafen hat der Aufsteiger nach sieben Spieltagen 5:30 Tore und immer noch keinen Punkt.

Vor 40 Jahren findet der sechste Bundesliga-Spieltag statt. Bayern München zieht seine einsamen Kreise. Schalke 04 wird mit 5:0 auf Distanz gehalten, Gerd Müller begnügt sich mit einem Treffer – insgesamt sein 200. in der Bundesliga. Der VfB scheidet nach einem 1:6 in Düsseldorf vorläufig aus dem Verfolgerfeld aus, dreimal trifft Klaus Budde. Nun ist Fortuna erster Bayern-Jäger, gefolgt von Kickers Offenbach. Der OFC gewinnt in einem Derby, das nichts für schwache Nerven ist, gegen Eintracht Frankfurt 3:2. Bis zur 85. Minute führen noch die Gäste, dann erzielt Erwin Kostedde sein zweites und drittes Tor an diesem denkwürdigen Tag. Borussia Mönchengladbach verblüfft durch eine miserable Leistung in Bochum (0:3) und rutscht auf Platz zehn ab. In Oberhausen feiern sie den ersten Saisonsieg, der Wuppertaler SV leistet Aufbauhilfe (2:1).

Vor 40 Jahren schlägt die DDR-Auswahl Finnland in Dresden mit 5:0. Torschützen in dem WM-Qualifikationsspiel sind Joachim Streich, Jürgen Sparwasser (je 2) und Hans-Jürgen Kreische.

Vor 25 Jahren gewinnen die DFB-Frauen ihr EM-Qualifikationsspiel in Budapest gegen die Ungarn 1:0. Doris Fitschen schießt das Tor des Tages.