DFB-Wochenschau: Bayern und das Wunder von San Siro 1988

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

2. Dezember

Vor 90 Jahren verlieren die Münchner Bayern beim MTV Fürth 2:3. Eintracht Frankfurt unterliegt im Derby bei Kickers Offenbach 1:3. Das entscheidende 2:0 für den OFC fällt, als zwei Eintrachtler noch in der Kabine sind. Den Grund verschweigen die Chronisten.

Vor 30 Jahren finden gleich Freitagsspiele im Westen statt. Die meisten Zuschauer (20.070) begrüßt Borussia Mönchengladbach beim 3:1 gegen Leverkusen. Frank Mill schießt das schnellste Tor der Saison 1983/84 nach nur 42 Sekunden. Der 1. FC Köln verlegt seine Tore beim 3:0 gegen Uerdingen in die zweite Hälfte, Pierre Littbarski eröffnet den Reigen, Routinier Klaus Fischer beschließt ihn. Der VfL Bochum rutscht nach der 2:3-Heimniederlage gegen Bielefeld durch zwei späte Gegentore wieder in die Abstiegsregion und als Trainer Rolf Schafstall auf der Pressekonferenz das Wort ergreift, fällt auch noch das Licht aus. Das nennt man einen schwarzen Freitag.

Vor 25 Jahren trennen sich der 1. FC Kaiserslautern und Bayer Leverkusen 0:0. Es ist bereits das vierte torlose Heimspiel der Lauterer in der Vorrunde und ein Vorgeschmack auf das was der 17. Spieltag sonst noch zu bieten hat. Kaum besser läuft es in Köln, wo der 1. FC trotz 13:1 Chancen erst in der 88. Minute gegen Waldhof Mannheim das erlösende 1:0 feiert: Thomas Häßler schießt die Daum-Elf für eine Nacht auf Platz zwei. Mannheim, das nach dem Platzverweis für Gerd Dais 80 Minuten in Unterzahl fightet, beendet die Vorrunde als Letzter. Trainer Günter Sebert verliert die Fassung und muss nach Beleidigung von Schiedsrichter Hans-Joachim Osmers mit einer Sperre rechnen. Wie viel kostet wohl ein "blinder Hund"?

Vor zehn Jahren wird das Pokal-Achtelfinale begonnen. Am ersten Tag gibt es gleich eine Sensation: Dorf-Klub TSG Hoffenheim wirft Bayer Leverkusen raus (3:2). Der Drittligist führt zur Pause 2:0 und ist auch nach dem Ausgleich von Dimitar Berbatov nicht geschockt. Kai Herdlings Tor (77.) bringt die Entscheidung für die Elf von Hans-Dieter Flick. Bayer-Trainer Klaus Augenthaler sauer: "So werden wir kein Spiel mehr gewinnen." Im Bundesliga-Duell setzt sich Gladbach gegen den VfB Stuttgart 4:2 durch, Vaclav Sverkos ist mit drei Toren Mann des Tages. Unerwartet einseitig verläuft das Spiel in Braunschweig, wo Drittligist Eintracht Zweitligist Alemannia Aachen 0:5 unterliegt. Der MSV Duisburg kommt in Regensburg nach 1:3-Rückstand letztlich im Elfmeterschießen weiter.

3. Dezember

Vor 80 Jahren gewinnt die Nationalmannschaft ihr erstes Treffen überhaupt gegen Polen 1:0. Vor 35.000 Zuschauern im Berliner Poststadion fällt das Tor des Tages in letzter Minute durch Josef Rasselnberg vom VfL Benrath.

Vor 40 Jahren kommen zum Pokalspiel zwischen dem 1. FC Köln und Eintracht Braunschweig nur 2800 Zuschauer. Auch für einen Montagabend eine triste Kulisse. Dieter Müller und Herbert Hein treffen beim 2:0 für die Kölner.

Vor 30 Jahren findet der 16. Bundesliga-Spieltag statt. Der VfB Stuttgart (3:0 gegen Werder Bremen) und die Bayern (1:0 gegen den BVB) führen die Liga punktgleich an, Meister HSV fällt nach dem 0:0 bei Schlusslicht Eintracht Frankfurt einen Zähler zurück. Nach dem Gladbacher Sieg am Vortag können noch vier Mannschaften Herbstmeister werden; eine seltene Konstellation. Kickers Offenbach holt in Braunschweig endlich den ersten Auswärtspunkt, doch Trainer Lothar Buchmann kostet das 4:4 Nerven. 50 Sekunden vor Abpfiff geht er bereits in die Kabine, denn "ich wollte nicht miterleben, wie wir hier möglicherweise noch verlieren." Auch der 1. FC Nürnberg bietet ein Drama, aber ohne Happyend. Im Heimspiel gegen Kaiserslautern liegt der Club nach 50 Minuten 0:4 zurück, kommt aber noch auf 3:4 heran. FCK-Schweden-Bomber Torbjörn Nilsson ist der Matchwinner: drei Tore bringen ihn an die Spitze der Torjägerliste. Die ist jedoch breiter denn je: acht Spieler haben jeweils neun Tore auf dem Konto.



Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

2. Dezember

Vor 90 Jahren verlieren die Münchner Bayern beim MTV Fürth 2:3. Eintracht Frankfurt unterliegt im Derby bei Kickers Offenbach 1:3. Das entscheidende 2:0 für den OFC fällt, als zwei Eintrachtler noch in der Kabine sind. Den Grund verschweigen die Chronisten.

Vor 30 Jahren finden gleich Freitagsspiele im Westen statt. Die meisten Zuschauer (20.070) begrüßt Borussia Mönchengladbach beim 3:1 gegen Leverkusen. Frank Mill schießt das schnellste Tor der Saison 1983/84 nach nur 42 Sekunden. Der 1. FC Köln verlegt seine Tore beim 3:0 gegen Uerdingen in die zweite Hälfte, Pierre Littbarski eröffnet den Reigen, Routinier Klaus Fischer beschließt ihn. Der VfL Bochum rutscht nach der 2:3-Heimniederlage gegen Bielefeld durch zwei späte Gegentore wieder in die Abstiegsregion und als Trainer Rolf Schafstall auf der Pressekonferenz das Wort ergreift, fällt auch noch das Licht aus. Das nennt man einen schwarzen Freitag.

Vor 25 Jahren trennen sich der 1. FC Kaiserslautern und Bayer Leverkusen 0:0. Es ist bereits das vierte torlose Heimspiel der Lauterer in der Vorrunde und ein Vorgeschmack auf das was der 17. Spieltag sonst noch zu bieten hat. Kaum besser läuft es in Köln, wo der 1. FC trotz 13:1 Chancen erst in der 88. Minute gegen Waldhof Mannheim das erlösende 1:0 feiert: Thomas Häßler schießt die Daum-Elf für eine Nacht auf Platz zwei. Mannheim, das nach dem Platzverweis für Gerd Dais 80 Minuten in Unterzahl fightet, beendet die Vorrunde als Letzter. Trainer Günter Sebert verliert die Fassung und muss nach Beleidigung von Schiedsrichter Hans-Joachim Osmers mit einer Sperre rechnen. Wie viel kostet wohl ein "blinder Hund"?

Vor zehn Jahren wird das Pokal-Achtelfinale begonnen. Am ersten Tag gibt es gleich eine Sensation: Dorf-Klub TSG Hoffenheim wirft Bayer Leverkusen raus (3:2). Der Drittligist führt zur Pause 2:0 und ist auch nach dem Ausgleich von Dimitar Berbatov nicht geschockt. Kai Herdlings Tor (77.) bringt die Entscheidung für die Elf von Hans-Dieter Flick. Bayer-Trainer Klaus Augenthaler sauer: "So werden wir kein Spiel mehr gewinnen." Im Bundesliga-Duell setzt sich Gladbach gegen den VfB Stuttgart 4:2 durch, Vaclav Sverkos ist mit drei Toren Mann des Tages. Unerwartet einseitig verläuft das Spiel in Braunschweig, wo Drittligist Eintracht Zweitligist Alemannia Aachen 0:5 unterliegt. Der MSV Duisburg kommt in Regensburg nach 1:3-Rückstand letztlich im Elfmeterschießen weiter.

3. Dezember

Vor 80 Jahren gewinnt die Nationalmannschaft ihr erstes Treffen überhaupt gegen Polen 1:0. Vor 35.000 Zuschauern im Berliner Poststadion fällt das Tor des Tages in letzter Minute durch Josef Rasselnberg vom VfL Benrath.

Vor 40 Jahren kommen zum Pokalspiel zwischen dem 1. FC Köln und Eintracht Braunschweig nur 2800 Zuschauer. Auch für einen Montagabend eine triste Kulisse. Dieter Müller und Herbert Hein treffen beim 2:0 für die Kölner.

Vor 30 Jahren findet der 16. Bundesliga-Spieltag statt. Der VfB Stuttgart (3:0 gegen Werder Bremen) und die Bayern (1:0 gegen den BVB) führen die Liga punktgleich an, Meister HSV fällt nach dem 0:0 bei Schlusslicht Eintracht Frankfurt einen Zähler zurück. Nach dem Gladbacher Sieg am Vortag können noch vier Mannschaften Herbstmeister werden; eine seltene Konstellation. Kickers Offenbach holt in Braunschweig endlich den ersten Auswärtspunkt, doch Trainer Lothar Buchmann kostet das 4:4 Nerven. 50 Sekunden vor Abpfiff geht er bereits in die Kabine, denn "ich wollte nicht miterleben, wie wir hier möglicherweise noch verlieren." Auch der 1. FC Nürnberg bietet ein Drama, aber ohne Happyend. Im Heimspiel gegen Kaiserslautern liegt der Club nach 50 Minuten 0:4 zurück, kommt aber noch auf 3:4 heran. FCK-Schweden-Bomber Torbjörn Nilsson ist der Matchwinner: drei Tore bringen ihn an die Spitze der Torjägerliste. Die ist jedoch breiter denn je: acht Spieler haben jeweils neun Tore auf dem Konto.

Vor 25 Jahren endet die Vorrunde der Bundesliga mit einem Negativrekord: vier der acht Spiele enden 0:0, HSV gegen Gladbach entfällt. Weil es jedoch auch zwei turbulente 3:3 gibt, führt der 0:0-Rekord nicht auch zum Tor-Minusrekord für einen Spieltag. Auch Herbstmeister Bayern wählt diesmal die Null-Lösung und kommt mit einem Punkt aus Bochum zurück. Titelverteidiger Werder macht es in Stuttgart unterhaltsamer (3:3), Abwehrchef Rune Bratseth erzielt zwei Tore. Der Kicker weiß warum der Norweger aufblüht: "Rune Bratseth liebt die Kälte". Der einzige Sieger des Samstags hat es dringend nötig: Eintracht Frankfurt springt dank des 1:0 gegen Hannover 96 vom letzten Platz, Dieter Ecksteins Tor ist vier Tabellenplätze wert. "Mit acht Toren elf Punkte aus 17 Spielen, das ist fast schon genial", spottet Charly Körbel über die Magerkost, die der Pokalsieger 1988/89 den Fans auftischt. Es passt zur Lage der Liga: Zuschauerschnitt (20.141) und Torquotient (2,7) sind die zweitschlechtesten in 25 Jahren. Teamchef Franz Beckenbauer beschwichtigt: "Ich habe viele Spiele gesehen. Die meisten waren gut bis sehr gut."

Vor 20 Jahren gibt es keinen Sieger im Revier-Derby. Borussia Dortmund und Schalke 04 trennen sich 1:1, Matthias Sammer egalisiert die Gästeführung Peter Sendscheids in der 88. Minute. Dennoch ist es ein Punktverlust für den BVB, Schalke ist Vorletzter. Michael Zorc: "Das war ein Rückschritt, weil wir das wichtigste Heimspiel nicht gewonnen haben. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen." Im zweiten Freitagsspiel schlägt Borussia Mönchengladbach den Tabellenzweiten Kaiserslautern 3:1.

Vor zehn Jahren wird das Pokal-Achtelfinale komplettiert. Meister Bayern wirft den HSV raus (3:0), Zweitligist Fürth gewinnt beim 1. FC Köln im Elfmeterschießen. Ersatzkeeper Stephan Loboué hält gleich drei Kölner Schüsse, Kölns Manager Andreas Rettig droht Konsequenzen an wegen entgangener Prämie von 400.000 Euro. Konsequenzen hat auch das Gastspiel von Hertha BSC bei Werder Bremen. Nach dem 1:6 titelt der Kicker ahnungsvoll: "Das war’s wohl, Herr Stevens!" Kollege Volker Finke sitzt dagegen fest im Sattel, aber das 0:1 bei Zweitligist VfB Lübeck schmeckt auch Freiburgs Trainer nicht.

Am selben Tag legt das deutsche WM-OK die Verteilung der Spiele auf Austragungsorte für 2006 fest. Berlin bekommt das Finale, München und Dortmund ein Halbfinale. Franz Beckenbauer: "Ich glaube, dass wir eine Verteilung gefunden haben, mit der alle zwölf Städte zufrieden sein können."

Riesenschreck in Kaiserslautern: Die Polizei verhaftet Präsident Jürgen Friedrich wegen Fluchtgefahr. Friedrich werden Untreue und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Nach 90minütiger Anhörung, Herausgabe des Reisepasses und Hinterlegung einer Kaution kommt "Atze" wieder frei.

4. Dezember

Vor 75 Jahren verteidigt Wormatia Worms die Spitze im Südwest-Gau mit einem 4:3 beim FV Saarbrücken. Ein Punkt dahinter: Eintracht Frankfurt nach dem 2:0 im Lokal-Derby bei Rot-Weiß.

Vor 50 Jahren erlebt Borussia Dortmund eine Sternstunde. Im Achtelfinal-Rückspiel des Landesmeister-Cups fegen die Borussen den zweimaligen Europacupsieger Benfica Lissabon mit 5:0 vom Platz. Das reicht locker nach dem 1:2 im Hinspiel. Es ist der erste deutsche Europacup-Sieg gegen "eine mächtige Mannschaft", stellt das Sport Magazin fest. Mann des Tages ist der dreimalige Torschütze Franz Brungs, Treffer von Friedhelm Konietzka und Reinhold Wosab umrahmen den Dreierschlag des "Goldköpfchens". "Von diesem Triumph wird er noch lange erzählen", prophezeit das Sport Magazin. 42.000 Zuschauer feiern ihre Borussen nach einem Spiel mit Länderspiel-Atmosphäre; anno 1963 spielt man vor Europacupspielen noch die Nationalhymnen, auch für den (englischen) Schiedsrichter. Bundestrainer Sepp Herberger lobt: "Bravo Borussia, ein ganz großartiges Spiel. Man hätte nicht geglaubt, dass diese Stars so geschlagen werden können." Der größte allerdings steht verletzt in zivil am Spielfeldrand und verweigert jeden Kommentar: Eusebio.

Vor 40 Jahren geht das Pokal-Wiederholungsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC nach 120 Minuten (1:1) ins Elfmeterschießen. Fortuna bekommt nur den ersten Elfmeter rein (Dieter Herzog), Jochen Abel und Peter Biesenkamp verfehlen das Tor. Erich Beer entscheidet das erst zweite Elfmeterschießen der Pokal-Historie.

Vor 20 Jahren bekommt die Bundesliga einen neuen Tabellenführer. Weil Eintracht Frankfurt in Bremen auch das vierte Spiel in Folge verliert (0:1), ist der Vorsprung des Herbstmeisters aufgebraucht. Bayer Leverkusen zieht nach dem 1:1 im Verfolgerduell bei den Bayern vorbei. "Das Team hat eine veränderte Mentalität, das geht auf Stepis Kappe", lobt Manager Reiner Calmund den zuvor noch so umstrittenen Trainer Dragoslav Stepanovic.

Vor zehn Jahren trennt sich Bundesligist Hertha BSC von Trainer Huub Stevens. Andreas Thom soll den Vorletzten bis Ende der Hinrunde betreuen.

5. Dezember

Vor 70 Jahren finden Gau-Liga-Spiele statt. Ein Auszug aus den Ergebnislisten von 16 Staffeln: Hertha BSC – Lufthansa 2:0; Dresdner SC – SC Planitz 7:1; HSV – LSV Hamburg 0:2; VfL Altenbögge – Schalke 04 1:1; Bor. Mönchengladbach/Rheydter Soldaten – Preußen Krefeld 4:1; Eintracht Frankfurt – FSV Frankfurt 2:3; SC Freiburg – Emmendingen 2:3; 1860 München – Jahn Regensburg 1:2; Berlin staunt besonders über die Renaissance der Hertha, die sich vom neunten auf den ersten Platz vorgekämpft hat.

Vor 40 Jahren zieht Werder Bremen nach einem 2:1 gegen den VfL Bochum im Wiederholungsspiel in die 2. Pokalrunde ein. Der 19-jährige Uwe Erkenbrecher erzielt das vorentscheidende 2:0. Das andere geplante Wiederholungsspiel zwischen dem VfR Heilbronn und Kickers Offenbach wird kurzfristig abgesetzt. Die wütenden Kickers sprechen von Manipulation, halten den Rasen für bespielbar (Trainer Lorant: "Mit Smoking und Lackschuhen hätte man hier spielen können") und wollen dem VfR die Hotelrechnung zuschicken. Der Bundesligist hat sich zwei Tage im ersten Haus der Stadt vorbereitet und nun 5000 DM für nichts ausgegeben. Der DFB vermittelt.

Vor 20 Jahren entzieht der DFB-Liga-Ausschuss Zweitligist Rot-Weiss Essen die Lizenz. Wegen falscher Lizenzierungsangaben steht RWE als erster Absteiger fest, die Ergebnisse haben nur für den Gegner Bedeutung. RWE-Präsident Dr. Himmelreich tritt sofort zurück.

6. Dezember

Vor 60 Jahren beenden die Oberligen die Vorrunde. Für Aufsehen sorgt die 1:2-Niederlage von Meister 1. FC Kaiserslautern im Spitzenspiel des Südwestens beim FK Pirmasens. Sepp Herberger ist unter den 25.000 Zuschauern am "Horeb", wo der FKP nun die überraschende Herbstmeisterschaft einfährt. Weit weniger Zuschauer bekommen die Glanztaten zweier Torhüter mit: Ludwigshafens Heinz Siefert hält in Saarbrücken zwei Elfmeter und verliert doch (1:2), Werner Berndt vom VfR Kaiserslautern gibt in Landau zu, dass er einen Ball noch berührt hat und schenkt dem Gegner somit eine Ecke. Das Sport Magazin fordert euphorisch einen "Fairplay-Preis für Hüter Berndt". Nur einen Trostpreis verdienen sich die Mainzer, die in Neuendorf mit 3:8 unter die Räder kommen und erst treffen, als TuS schon 8:0 führt.

Im Süden steht Eintracht Frankfurt schon als Herbstmeister fest, ärgert sich aber trotzdem über das 1:1 gegen Jahn Regensburg. So rückt Verfolger VfB Stuttgart auf einen Punkt ran; als erster Gast nach fast zwei Jahren gewinnen die Schwaben bei Waldhof Mannheim (1:0). Die mit Abstand meisten Zuschauer sehen am wenigsten, genau genommen nichts: 30.000 freuen sich in Kassel auf den 1. FC Nürnberg, doch selbst Feuer kann den Nebel nicht vertreiben. Das Spiel muss äußerst kurzfristig abgesagt werden.

Im Norden läuft Hannover 96 (3:0 bei Victoria Hamburg) mit dem Rekordvorsprung von neun Punkten ein. Titelverteidiger HSV unterliegt bei Werder Bremen 1:2 und ist Elfter – so schlecht wie nie. Vielleicht auch weil Dieter Seeler, Uwes großer Bruder, noch beim falschen Klub spielt. An diesem Tag glückt ihm ein echter Hattrick für Altona 93 beim 4:1 gegen Bremerhaven.

Im Westen gibt es einen Überraschungs-Herbstmeister: Preußen Münster! Weil RW Essen vor 31.000 auf Schalke 1:4 verliert, ziehen die Preußen nach dem 3:0 über Rheydt noch vorbei. Auch der 1. FC Köln überholt RWE, Hans Schäfer trifft doppelt gegen Sodingen (4:2). Fortuna Düsseldorf und der BVB haben mit dem Meisterrennen nichts zu tun, aber 30.000 Zuschauer säumen den Flinger Broich und sehen ein 3:2 für die Gastgeber. Weil Torwart Toni Turek durch Protest die Rücknahme des Dortmunder Ausgleichs erwirkt, endet das Spiel mit einem heftigen Handgemenge.

Vor zehn Jahren wird der 15. Spieltag der Bundesliga ausgetragen. Die interessantesten Spiele enden unentschieden. Tabellenführer VfB und der HSV trennen sich torlos, Werder und Bayern gönnen sich im Verfolgerduell nichts (1:1) und die Premiere von Hertha-Trainer Thom bringt einen Punkt in Dortmund (1:1). Mann des Tages ist Hansa Rostocks Stürmer Martin Max, der sich bei Ex-Klub 1860 München für den unschönen Abschied mit zwei Toren revanchiert. Hansa gewinnt 4:1 – es ist der einzige Auswärtssieg des Tages. Freiburgs Roda Antar übertrifft sogar Max und schießt beim 4:2 gegen Bochum drei Tore. Als erster Libanese der Bundesliga gelingt ihm ein solches Kunststück. Auch dem Wolfsburger Fernando Baiano gelingen gegen den FCK (4:1) drei Tore, für Brasilianer ist das aber weniger ungewöhnlich.

7. Dezember

Vor 100 Jahren verliert Bayern München sein Liga-Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg mit 0:1. Eintracht Frankfurt gewinnt erst im Schlussspurt das Duell um die Tabellenführung der regionalen Nordkreis-Liga gegen Hanau 93 – bis zur 85. Minute führen die Gäste noch 1:0, dann treffen Willi Pfeiffer und Jakob Dornbusch. "Man sah einen Kampf, wie er aufregender auf dem Vereinsplatz seither nicht ausgefochten worden ist", schreibt die Zeitung "Fußball und Olympischer Sport."

Vor 50 Jahren findet der 14. Spieltag der Bundesliga-Historie statt. Der Nebel sorgt in Hamburg für den ersten Spielausfall überhaupt, nach 61 Minuten fehlt nicht nur Schiedsrichter Spanring der Durchblick. Gegner BVB ist enttäuscht, er führt 2:1 und bekommt doch keine Punkte. Auch nicht bei der Wiederholung (2:1 für HSV) 14 Tage später! Der 1. FC Köln geht derweil als erster Herbstmeister in die Geschichte ein, standesgemäß mit einem 5:1 gegen Kaiserslautern, bei dem Karl-Heinz Thielen – noch ein Novum – alle fünf Tore erzielt. Ohne die Mithilfe des MSV hätte es noch eine Woche gedauert, aber der VfB kehrt mit einer 0:3-Packung aus Duisburg wieder und kann Köln nicht mehr einholen. Weltmeister Helmut Rahn schießt ein Tor für die "Zebras". Im Abstiegskampf erhält der zuhause weiter sieglose 1. FC Saarbrücken den nächsten Rückschlag: 0:4 gegen Eintracht Frankfurt (drei Tore von Wolfgang Solz). Hertha BSC gewinnt zwar 2:1 bei 1860 München, bleibt dennoch Vorletzter.

Vor 30 Jahren bekommt die Bundesliga ihren neuen Herbstmeister. Im vorgezogenen Spitzenspiel gewinnt der VfB Stuttgart an einem Mittwochabend vor 38.000 Zuschauern bei Meister HSV mit 2:0 und beendet damit zugleich die Rekordserie der in 43 Heimspielen ungeschlagenen Hamburger. Dan Corneliusson und Karl Allgöwer treffen mit ihren Toren nach der Pause die Happel-Elf ins Mark. Am selben Tag wird das Debakel des deutschen Fußballs auf internationalem Parkett vollständig: mit Bayern München scheidet der letzte DFB-Vertreter schon im Achtelfinale aus – das 0:2 bei Tottenham Hotspurs ist der K.o. Der Brasilianer Falcao trifft in der 88. Minute aus spitzem Winkel und erspart den 48.000 Besuchern an der White Hart Lane eine Verlängerung. Auch DDR-Vertreter Lok Leipzig verabschiedet sich, das 1:0 gegen Sturm Graz reicht nicht.

Auch der DFB-Nachwuchs bereitet Sorgen: die U 18 verliert am selben Tag ihr EM-Qualifikationsspiel in Italien mit 0:3. Bester Mann im Team von Berti Vogts ist Zweitliga-Stürmer Olaf Thon von Schalke 04. Noch ein Ereignis des Tages: in Zürich werden die WM-Qualifikationsgruppen ausgelost. Deutschland trifft auf die CSSR, Schweden, Portugal und Malta.

Vor 25 Jahren schafft der FC Bayern München im UEFA-Cup ein Fußball-Wunder. Trotz der 0:2-Hinspielniederlage im Olympiastadion erreicht er das Viertelfinale – durch ein grandioses 3:1 beim Star-Ensemble von Inter Mailand. "Das Wunder von San Siro" bahnt sich schon vor der Pause an, alle Tore fallen im ersten Abschnitt. Trainer Jupp Heynckes lässt mit drei Mittelstürmern spielen, zwei von ihnen treffen: Roland Wohlfarth (33.) und Jürgen Wegmann (41.), dazwischen auch Abwehrchef Klaus Augenthaler (37.). Nach Aldo Serenas 1:3 mit dem Pausenpfiff wird es noch mal eng, doch Raimond Aumann verhindert in einem seiner besten Spiele im Bayern-Tor weitere Inter-Treffer. 75.000 Zuschauer im ausverkauften San Siro-Stadion sind mehrheitlich entsetzt, ebenso wie die im Sommer aus München gekommenen Inter-Stars Lothar Matthäus, der Tränen vergießt, und Andreas Brehme, der aber zum Gratulieren in der Gäste-Kabine vorbeikommt. Jupp Heynckes analysiert sachlich und doch süffisant: "Inter Mailand hat zwar eine gute Abwehr, aber insgesamt keine große Mannschaft."

Auch der VfB Stuttgart erreicht nach einem 2:0 gegen FC Groningen dank zweier Klinsmann-Tore die nächste Runde, dagegen ist für den 1. FC Köln alles vorbei – das 2:2 gegen San Sebastian im Heimspiel ist zu wenig. Bitter: der FC verspielt eine frühe 2:0-Führung.

Vor 20 Jahren erreichen der Karlsruher SC und Eintracht Frankfurt das Viertelfinale des UEFA-Pokals. Der KSC schlägt Girondins Bordeaux 3:0. Edgar Schmitt macht seinem Ruf als "Euro-Eddy" mit zwei Toren alle Ehre. Maurizio Gaudino schießt die Eintracht in La Coruna zum knappen 1:0. Auch der Platzverweis für Uwe Bindewald kann das Weiterkommen nicht mehr gefährden.

8. Dezember

Vor 40 Jahren endet die Bundesliga-Vorrunde dramatisch. Meister FC Bayern und Pokalsieger Borussia Mönchengladbach liefern eines der besten Bundesliga-Spiele aller Zeiten, Bayern gewinnt nach Rückstand noch mit 4:3. Typisch für die Top-Teams jener Ära: Die Gladbacher erzielen die schönsten Tore – Henning Jensens 1:2 nach einer Kombination über zehn Stationen, Rainer Bonhofs 3:4 ist ein herrlicher Distanzschuss – die Bayern die meisten. Bundestrainer Helmut Schön ist einer von 65.000 Augenzeugen und seufzt: "Was für ein Nachmittag!". Er bringt Bayern dank Düsseldorfer Schützenhilfe gar noch die Herbstmeisterschaft, denn Fortuna stürzt Eintracht Frankfurt von der Spitze (1:0).

Im Keller wird es heller für Aufsteiger Fortuna Köln, der gegen Offenbach den ersten Heimsieg (2:1) einfährt. Auch Hannover 96 schöpft nach dem 1:0 über den 1. FC Köln neue Hoffnung. Als Schlusslicht geht der MSV in die kurze Weihnachtspause, auch wenn sein Spiel in Bremen nicht ausgefallen wäre. Schalke 04 versäumt es, sich abzusetzen von den Abstiegsplätzen, Klaus Toppmöllers spätes Tor rettet Kaiserslautern einen Punkt (3:3) aus dem Parkstadion. Den einzigen Auswärtssieg meldet der VfB Stuttgart, der in Wuppertal zur Pause schon 0:2 zurückliegt und doch 4:3 gewinnt.

Das Vorrunden-Fazit des Kicker fällt positiv aus: "Die Bundesliga ist wieder 'in'. Über 600.000 Zuschauer mehr bei Halbzeit 73/74 als am Wendepunkt der Saison 72/73 – damals 2,614 Millionen, heute 3,306 Millionen." Aber schlechter als 72/73, als der Skandal noch seine Schatten warf, wird es auch nie wieder kommen. Nach Toren ist die erste Hälfte 73/74 Spitze, 544 Treffer hat es bis dahin nicht gegeben. Die meisten hat natürlich Gerd Müller (15), Jupp Heynckes (14) und Wuppertals Günter Pröpper (12) folgen ihm.

Vor 20 Jahren ereignet sich wieder mal ein Werder-Wunder. In der Champions League liegen die Bremer zuhause gegen RSC Anderlecht nach 66 Minuten 0:3 zurück, dann beginnt die wilde Aufholjagd. Nach Toren von Wynton Rufer (2), Rune Bratseth, Bernd Hobsch und Marco Bode leuchtet am Ende ein 5:3 von der Anzeigetafel. Der Kicker lobt: "Eine Sternstunde des europäischen Fußballs, das Bremer Weser-Stadion wurde zum Tollhaus." Borussia Dortmund zieht ins Viertelfinale des UEFA-Cups ein. Nach einem 1:1 in Kopenhagen reicht das einzige Tor des Tages von Michael Zorc, um Bröndby auszuschalten.

Am selben Tag besiegt die Frauen-Nationalmannschaft Polen beim Vierländer-Turnier in Tarragona/Spanien mit 7:0. Silvia Neid (3x), Heidi Mohr und Maren Meinert (je 2) treffen. Damit ist die DFB-Auswahl Turniersieger.