DFB-Wochenschau: Bayern-Brasilianer stürmen den Betzenberg

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

25. November

Vor 60 Jahren verliert die englische Nationalmannschaft erstmals ein Länderspiel in Wembley gegen eine nichtbritische Elf. Die Ungarn brechen nach 90 Jahren den stolzen Rekord, triumphieren mit 6:3 und gelten fortan als beste Mannschaft der Welt. Auch in Deutschland schlägt das Spiel hohe Wellen, das Sport Magazin widmet ihm eine Extra-Ausgabe. Und noch eine Woche später erhält es zwei Seiten Nachberichte. "Sogar zwölf ungarische Tore wären möglich gewesen", titelt das Fachblatt. Aber auch sechs sind mehr als die Engländer in den vergangenen 72 Jahren je bekommen haben. Die Torschützen des historischen Spiels: 0:1 Hidegkuti (1.), 1:1 Sewell (15.), 1:2 Eckersley (19., Eigentor), 1:3 und 1:4 Puskas (25., 29.), 2:4 Mortensen (38.), 2:5 Boszik (52.), 2:6 Hidegkuti (57.), 3:6 Ramsey (59., Elfmeter). 100.000 Zuschauer verfolgen das Spektakel, das England beschämt. Kapitän Billy Wright sagt: "Wir haben keine Entschuldigungen. Wir haben unser Bestes getan, schienen aber ständig gegen eine Übermacht zu kämpfen."

Vor 30 Jahren ist Borussia Mönchengladbach nach der Freitagspartie in Uerdingen (1:1) neuer Tabellenführer, wenn auch nur für eine Nacht – wie sich zeigen wird. Joker Hans-Jörg Criens wird seinem Ruf gerecht und trifft eine Minute nach seiner Einwechslung zum Ausgleich.

Vor 25 Jahren gelingen Werder-Stürmer Frank Neubarth im Freitagsspiel der Bundesliga alle drei Bremer Tore beim 3:1 gegen KSC. Der Meister klettert damit auf Platz zwei.

Vor zehn Jahren spielt Bayern München in der Champions League vor 60.506 Zuschauern bei Celtic Glasgow. Das vorletzte Gruppenspiel endet 0:0 und eröffnet noch alle Möglichkeiten. Die Bayern sind zwar Letzter, können aber mit einem Sieg gegen Anderlecht noch Erster werden. Am selben Tag sickert das Interesse von Chelsea London an Bayern-Star Michael Ballack durch.

26. November

Vor 30 Jahren findet der 15. Bundesliga-Spieltag statt. Das Spitzen-Trio gewinnt geschlossen, so dass die ersten Fünf nur zwei Punkte auseinander liegen. Ganz oben thront der VfB Stuttgart nach dem 3:1 bei Schlusslicht Eintracht Frankfurt. Zwei Tore zurück liegt der FC Bayern, der die Geschichte des Tages liefert. Um die Pechsträhne am Betzenberg abreißen zu lassen, spielen die Münchner nach einer Idee von Manager Uli Hoeneß überraschend im Brasilien-Look (Gelb und Blau). Die Lauterer kontern spontan und tragen statt Rot nun Grün. Doch Bayerns Zauber ist stärker: nach acht Jahren kommt es wieder mal zu einem Sieg (1:0), den ein abgefälschter Augenthaler-Freistoß sichert. Aber zuvor muss Jean-Marie Pfaff schon einen Elfmeter von Andreas Brehme meistern. Plötzlich Glück am Betzenberg. Purer Zufall?

Werder Bremen feiert gegen Kickers Offenbach seinen höchsten Heimsieg in der Bundesliga (8:1). Dabei gehen die Kickers nach 30 Minuten sogar in Führung… Meister HSV macht es gegen auswärts weiter punktlose Nürnberger etwas gnädiger (4:0), in gleicher Höhe fertigt Fortuna Düsseldorf Eintracht Braunschweig ab. Das Establishment bestaunt den Newcomer in der Spitzengruppe, auch Fortuna fehlen nur zwei Punkte zu Platz eins.

Vor 25 Jahren fällt in München das Tor des Jahres 1988. Bayern-Stürmer Jürgen Wegmanns akrobatischer Seitfallzieher ist zudem noch wichtig, sichert er doch das 1:0 über Nürnberg und die Tabellenführung. "Wahnsinn. Um solch ein Tor zu erzielen, muss man schon schlangenhaft Fußball spielen", kommentiert Uli Hoeneß den Geniestreich Wegmanns beziehungsreich. Denn der Stürmer lässt sich gerne "Kobra" nennen, weil er "giftiger als die giftigste Schlange" sei. Bezeichnend für die damalige Situation der Liga: das Süd-Derby sehen nur 23.000 Zuschauer. Der zweite große Sieger des Tages ist HSV-Sportdirektor Erich Ribbeck, dessen Team in Leverkusen 2:1 gewinnt. Ribbeck schreibt an alter Wirkungsstätte Autogramme und freut sich: "Es ist schön, wenn man zurückkommt und die Leute freuen sich auf einen." Der 1. FC Köln gewinnt in Hamburg beim FC St. Pauli dank eines Häßler-Tores 1:0, Hannover 96 feiert gegen Bochum endlich den ersten Heimsieg der Saison (3:2). Borussia Dortmund vermeldet den höchsten Tagessieg – 6:0 über desolate Frankfurter, die nun die Rote Laterne bekommen. Günter Breitzke schießt erstmals in seiner Karriere drei Bundesliga-Tore. Der Kicker lästert: "Ohne der Eintracht zu nahe treten zu wollen – nach diesem 0:6 drängt sich der Vergleich mit 'Frankfurter Würstchen' geradezu auf".

Am selben Tag spielt die Frauen-Nationalmannschaft im ersten EM-Viertelfinale in Bratislava. Bei den Tschechoslowakinnen reicht es zu einem 1:1, das Tor erzielt Joker Roswitha Bindl von Bayern München.

Vor 20 Jahren gewinnt Dynamo Dresden das Ost-Derby der Bundesliga gegen den VfB Leipzig (1:0). Weil zeitgleich Schalke 04 gegen Wattenscheid die Punkte einfährt (4:1), sind die Leipziger wieder das Schlusslicht der Liga. Der 1. FC Kaiserslautern macht einen Riesen-Satz von fünf auf zwei – Belohnung für das verdiente 3:0 gegen den 1. FC Köln. "Wir können Meister werden", sagt Andy Brehme nach der Gala-Vorstellung der Pfälzer, die ihren sechsten Heimsieg in Folge feiern.

Vor zehn Jahren erreicht der VfB Stuttgart das Achtelfinale der Champions League vorzeitig. Nach dem 1:0 gegen Glasgow Rangers ist der Verein laut Kicker "auf Wolke sieben". Das goldene Tor erzielt Innenverteidiger Timo Wenzel. Der VfB hat damit bereits 18,7 Millionen Euro in der Champions League verdient.

27. November

Vor 75 Jahren finden Pokalspiele statt. Der 1. FC Nürnberg (3:1 vs. Vienna Wien), FSV Frankfurt (2:1 n.V. bei 1860 München), Rapid Wien (3:2 bei Waldhof Mannheim) und der Wiener SK (6:1 vs. Grazer AK) erreichen das erste "großdeutsche" Halbfinale. Die meisten Zuschauer kommen auf den Waldhof-Platz (30.000), in Wien zieht der Pokal nur 3000 Menschen an.

Im Hamburger Gauliga-Derby behält der HSV gegen St. Pauli die Oberhand (2:0) und bei 16:2 Punkten auch die Spitze. Auch am Main steigt ein brisantes Derby: Kickers Offenbach fegt die Frankfurter Eintracht mit 6:1 vom Platz. Schon zur Pause steht es 5:0. Die OFC-Tore verteilen sich auf zwei Schultern: Karl Göhlich (4) und Heinrich Emrich (2). Damit ziehen die Kickers an der Eintracht vorbei auf Platz zwei. Die Zeitschrift "Fußball" kommentiert: "Man muß bei der Eintracht auf alles gefaßt sein. Seit Jahren wird dort probiert. Aus den ständigen Umstellungen zeigt sich eine Planlosigkeit und Unsicherheit der Mannschaftsführung, die eine ausreichende Erklärung für die sich immer wiederholenden schweren Rückschläge ist. Die Riederwälder verfügen über eine Fülle von Talenten und Könnern. Aber man kann auch die beste Elf mit der Zeit verhunzen." Tabellenführer bleibt der spielfreie Lokal-Rivale FSV.

Vor 50 Jahren gewinnt der 1. FC Köln im Messe-Pokal vor 35.000 Zuschauern bei Sheffield Wednesday mit 2:1 (Siegtor Overath) und erreicht das Viertelfinale.

Vor 20 Jahren verschärft sich die Krise von Herbstmeister Eintracht Frankfurt. Gegen Mönchengladbach kassieren die Hessen die dritte 0:3-Pleite in Folge, die zweite zuhause. Die Borussen Martin Dahlin (2x) und Martin Max überwinden Torwart Uli Stein, der konzediert: "Die Mannschaft ist mit ihren Kräften am Ende". Der Vorsprung ist auch fast aufgebraucht, die ersten Sechs liegen nur zwei Zähler auseinander. Bayern München aber vergibt die Chance auf Platz eins und kassiert bei seinem allerersten Gastspiel in Freiburg ein 1:3. Alle SC-Tore erzielt ein gewisser Uwe Wassmer, den Volker Finke für 200.000 Mark aus Aarau geholt hat. "Ein Glücksgriff", jubelt Finke nach dem Coup seines Billig-Bombers.

Etwas teurer war Karlsruhes Russe Sergej Kirjakov, aber auch der ist sein Geld wert. Beim 3:3 gegen Dortmund holt er allein mit einem Hattrick binnen 17 Minuten den 0:3-Rückstand auf. Nach der Pause fällt kein Tor mehr. Vor dem Spiel steht endlich mal der Schiedsrichter im Mittelpunkt: Wolf-Günter Wiesel erhält vom KSC einen Blumenstrauß mit 100 Weihnachtssternen – für sein 100. Bundesligaspiel. Wiesel: "Ich bin stolz auf diese Zahl von Einsätzen, immerhin bin ich ohne Skandal über die Runden gekommen."

Vor zehn Jahren trägt das Revier Trauer: Sowohl Borussia Dortmund (0:4 in Sochaux) als auch Schalke 04 (1:2 in Bröndby) scheiden aus dem UEFA-Cup aus, der nun ohne Bundesligisten fortgesetzt wird. Die hohe BVB-Pleite wird durch einen frühen Platzverweis für Gambino (4.) etwas verständlicher. Schalke scheitert im Elfmeterschießen, wo drei von vier Spielern versagen.

28. November

Vor 70 Jahren finden trotz verschärften Bomben-Kriegs noch Gauligaspiele statt. In Berlin, das besonders gelitten hat, sind es nur zwei. Tasmania und Hertha BSC trennen sich 1:1, BSV 92 und Blau-Weiß 0:0. Hertha bleibt Erster vor dem punktgleichen BSV 92. Wichtig ist aber für die Propaganda, dass überhaupt gespielt wird. "Nicht zuletzt trug die sportliche Erziehung der Berliner dazu bei, die Härte aufzubringen für die Meisterung dieser Nächte und Tage", schreibt der Kicker. In Sachsen führt der DSC, der bei Fortuna Leipzig 5:1 gewinnt. Werder Bremen unterliegt der Soldaten-Elf der "Roten Jäger" vor 3000 Zuschauern mit 1:4, Kickers Stuttgart zerlegt den VfR Aalen mit 8:0. Schalke 04 hat frei, drei Spieler werden dennoch gebraucht: beim 6:0 der Westfalen-Elf über Groß-Leipzig wirken Fritz Szepan, Otto Tibulski und Paul Winkler mit. Obwohl der Gau-Leiter selbst das Spiel initiiert hat, verfolgen es in Bochum nur 5000 Zuschauer, denn "die Umstände waren wenig einladend", schreibt der Kicker.

Vor 40 Jahren spielen Schweden und Österreich die WM-Teilnahme auf neutralem Platz aus. Da die WM 1974 in Deutschland stattfindet, hat die FIFA die Entscheidungsspiele (auch Spanien – Jugoslawien) an den Ausrichter vergeben. Das zweite Länderspiel im neuen Gelsenkirchener Parkstadion findet also ohne deutsche Beteiligung statt, dafür mit Bundesliga-Spielern. Roland Sandberg (FCK) trifft bei Schwedens 2:1 ebenso wie der Ex-Stuttgarter Bo Larsson, Bayerns Conny Torstensson wird ausgewechselt. Für Österreich trifft der kommende Kölner Roland Hattenberger, aber es reicht nicht. Max Merkel, einer von 36.000 Zuschauern, bedauert das Aus kurz vor der Ziellinie: "Mei, was tut mir die Mannschaft leid. Ich kann mich nicht erinnern, wann sie zuletzt so aufopfernd gespielt hat."

Am selben Tag startet ein Bundesliga-Trio in das UEFA-Cup-Achtelfinale. Nur Fortuna Düsseldorf gewinnt, das 2:1 gegen Lok Leipzig ist aber kein sanftes Ruhekissen. Das deutsch-deutsche Duell lockt immerhin 30.000 Zuschauer ins Rheinstadion, Dieter Herzog schießt das Siegtor. Der VfB Stuttgart (0:2 in Kiew) und der 1. FC Köln (0:1 in Nizza) brauchen im Rückspiel auch Tore.

29. November

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Mit dem FK Pirmasens stolpert nun auch die letzte ungeschlagene Mannschaft. Der Tabellenführer des Südwestens verliert vor 18.000 Besuchern beim 1. FC Saarbrücken 0:1, Saar-Auswahl-Spieler Herbert Martin schießt das Tor des Tages. Ein zweites verhindert FCS-Keeper Erwin Strempel, der einen Elfmeter von Bartholomäus Carlier hält. Der Deutsche Meister 1. FC Kaiserslautern nutzt die Gunst der Stunde und zieht nach dem 5:1 in Ludwigshafen nach Minus-Punkten gleich, dreimal trifft Willi Wenzel, während die Walter-Brüder leer ausgehen. Selten genug.

Im Süden gewinnt Eintracht Frankfurt erstmals überhaupt beim 1. FC Nürnberg, das 2:0 festigt die Tabellenführung. Im Verfolger-Duell nutzt der VfB Stuttgart gegen Kickers Offenbach (3:1) den Heimvorteil, 20.000 Zuschauer treiben den VfB zum sechsten Heimsieg. Bayern München verliert beim FSV Frankfurt 0:2, 1953 ist das noch keine Überraschung, beide stehen in der unteren Tabellenhälfte.

Im Westen gibt es einen neuen Tabellenführer: RW Essen (4:2 vs. Fortuna Düsseldorf) überholt den in Münster unterliegenden 1. FC Köln (0:2). Helmut "Boss" Rahn hat daran seinen Anteil, Fortunas Führung wendet er mit seinem Doppelschlag in Essens Führung um. Das Spiel des Tages steigt auf Schalke, wo der BVB 3:0 triumphiert. 32.000 Zuschauer sehen nur Borussen-Tore, Hans Flügel (2x) ist Borussias Held. Nach Abpfiff erhält der Sieger "ungeteilten Beifall" (Sport Magazin). Das turbulenteste Spiel liefern Preußen Dellbrück und Borussia Mönchengladbach – es endet 5:4. Die unglaublichste Leistung vollbringt Leverkusens Walter Nußbaum, der gegen Horst-Emscher einen Hattrick binnen drei Minuten erzielt – in der 35., 36. und 37. Minute. Darunter sind allerdings zwei Elfmeter.

Im Norden hat Hannover 96 nach zuvor zwei sieglosen Spielen in die Siegerspur zurückgefunden. Nach dem 2:0 gegen Bremerhaven ist 96 weiterhin acht Punkte enteilt, Eintracht Braunschweig (5:1 vs. Lübeck) verteidigt Endrunden-Platz zwei. Den hat der HSV noch im Visier, wie das 8:0 gegen Arminia Hannover belegt.

Vor 25 Jahren gewinnt Meister Werder Bremen sein Nachholspiel gegen Borussia Dortmund nach Toren von Frank Neubarth und Karl-Heinz Riedle 2:0. Unter den 18.300 Zuschauern sind 1000 mit Freikarten. Am selben Tag schießt Jürgen Klinsmann den VfB Stuttgart in die nächste Pokalrunde. Der Nationalstürmer trifft beim 3:2 gegen Bochum, das schon 2:0 geführt hat, in der 117. Minute per Kopf. Und mit letzter Kraft: "Zum ersten Mal kommt der Punkt, das macht der Körper nicht mehr das was ihm der Kopf vorgibt", sagt der 24-Jährige.

Vor zehn Jahren wird der 14. Spieltag der Bundesliga begonnen. Das Spitzenquartett spielt geschlossen remis, weshalb sich nicht viel ändert in der Tabelle. Am schmerzlichsten ist die Punkteteilung für Meister Bayern, der zuhause Schlusslicht Köln nicht besiegen kann (2:2). Bester Mann auf dem Platz ist ausgerechnet Ex-Bayern-Torwart Stefan Wessels, der Kölns Punkt festhält. Tabellenführer VfB Stuttgart holt in Bochum ein 0:0 und weist nach 14 Spielen unerreichte drei Gegentore auf. Dem Tagestrend folgend endet auch das Nord-Derby zwischen dem HSV und Werder Bremen 1:1. Einer von nur drei Siegern des Samstags ist Kellerkind Eintracht Frankfurt (3:2 gegen Wolfsburg nach 0:2), weshalb VfL-Manager Peter Pander feststellt: "Es ist nun wahrlich nicht die Zeit, vom UEFA-Cup zu reden."

30. November

Vor 50 Jahren findet der 13. Spieltag der Bundesliga-Historie statt. Aller Augen richten sich nach Dortmund, wo der Meister BVB den Tabellenführer 1. FC Köln empfängt. Nur Borussia kann den Alleingang der Kölner noch verhindern, wonach es nach 15 Minuten auch aussieht: Friedhelm Konietzka hat zwei Tore geschossen. Doch Köln fängt sich, auch Hans Sturm glückt ein Doppelschlag und noch vor der Pause schießt Weltmeister Hans Schäfer das 2:3. Dabei bleibt es, obwohl Lothar Emmerich nach 73 Minuten zum Elfmeter anläuft – aber Fritz Ewert hält. Da ist er nicht der Einzige, auch Kollege Manfred Manglitz vom MSV fischt sich den Elfer von Nürnbergs Stefan Reisch. Obwohl der Club sogar noch einen Elfmeter an den Pfosten setzt, gewinnt er 2:0. Damit verschwinden auch die Meidericher aus der Verfolgergruppe, die nun der VfB anführt – das 5:0 über Braunschweig ist der Kantersieg des Tages.

Auf Schalke gibt es eine spezielle Premiere: das erste Tor beim 2:1 über 1860 München entsteht aus einem direkt verwandelten Eckball. Das kann damals nur Stan Libuda. Noch eine Premiere bringt der Spieltag: Schlusslicht Saarbrücken feiert endlich einen Sieg. 3:0! Auswärts! In Bremen. Letzter bleibt der FCS dennoch, Hertha BSC nimmt nach dem 2:3 im Keller-Derby gegen den KSC den zweiten Abstiegsplatz ein. Der HSV verliert in Kaiserslautern 2:3, aber auch er vollbringt eine Premiere: erstmals trifft ein Brüder-Paar in der Bundesliga; erst Dieter, dann Uwe Seeler.

Vor 25 Jahren verliert die DDR-Auswahl ihr WM-Qualifikationsspiel in der Türkei mit 1:3. In Istanbul ist nur Andreas Thom ein Tor vergönnt.

Vor 20 Jahren beginnt das DFB-Pokalviertelfinale mit einem Missklang. Das Spiel Werder Bremen gegen Kaiserslautern fällt witterungsbedingt aus, doch der FCK legt Protest ein und will kampflos weiterkommen. "Es wurde von Bremer Seite nichts gemacht, damit gespielt werden kann", sagt FCK-Manager Reiner Geye und spekuliert, dass Werder die Absage wegen zahlreicher Verletzter recht gewesen sei. Das zweite Spiel findet statt, Tore fallen im Zweitligisten-Duell zwischen Carl Zeiss Jena und Rot-Weiß Essen aber erst im Elfmeterschießen. RWE gewinnt mit 6:5, Frank Kurth hält zwei Schüsse, Kollege Perry Bräutigam nur einen.

Vor zehn Jahren werden die Vorrundengruppen für die EM 2004 in Portugal ausgelost. Deutschland trifft auf die Niederlande, Lettland und Tschechien. "Eine sehr starke Gruppe. Gut dass wir gleich gegen die Holländer spielen, da wissen wir, wo es langgeht", kommentiert Kapitän Oliver Kahn.

Am selben Tag verschärft sich in der Bundesliga die Krise von Hertha BSC. Die Berliner verlieren bereits ihr viertes Heimspiel und landen nach dem 1:3 gegen Schalke auf dem 17. Platz. Hansa Rostock schlägt Borussia Dortmund 2:1, Martin Max erzielt beide Treffer und fügt dem BVB schon die fünfte Auswärtsniederlage zu.

1. Dezember

Vor 40 Jahren wird die erste DFB-Pokalhauptrunde ausgetragen, mit 32 Mannschaften. Fünf Spiele müssen in die Verlängerung, die Bundesliga-Duelle Hertha BSC - Fortuna Düsseldorf und VfL Bochum - Werder Bremen (je 2:2) in die Wiederholung. Die einzige große Blamage erlebt Schalke 04, das zuhause Regionalligist Wattenscheid (damals zweitklassig) 1:2 unterliegt. In vorletzter Minute gelingt Jürgen Jendrossek das 1:2, das den 18.000 Zuschauern wenigstens eine Verlängerung bei Eiseskälte erspart. Schalke-Kapitän Helmut Kremers ist fassungslos: "Das war eine Zumutung. Ich verstehe nicht, dass die Jungs nicht an das Geld des Vereins denken. Kassieren wollen sie alle, aber Verantwortung übernehmen wollen sie nicht."

Meister Bayern wirft Duisburg hinaus, hat beim 3:1 aber viel Mühe. "Sepp Maier hat uns den Sieg gerettet", lobt Trauner Udo Lattek seinen Torwart. Gerd Müllers zwei Tore sind schon keine besondere Erwähnung mehr wert anno 1973. Leichtes Spiel hat Titelverteidiger Gladbach in Oldenburg (6:0), auch der HSV (3:1 vs. Darmstadt) hat wenig Mühe. Frust bei Regionalligist Borussia Dortmund, der zuhause Hannover 96 mit 1:4 unterliegt. Torwart Horst Bertram ist an drei Treffen schuld und "von allen guten Geistern verlassen" (Kicker). Das dramatischste Spiel sieht Kaiserslautern, wo der heimische FCK Rot-Weiss Essen nach Verlängerung 5:3 schlägt. Bei Tiefschnee haben nur 5000 Fans den Weg auf den Betzenberg gefunden. Weiter kommen auch Arminia Bielefeld (2:1 vs. Aachen), Hessen Kassel (2:1 vs. Barmbek-Uhlenhorst), Wuppertaler SV (2:0 in Neuendorf), der 1. FC Nürnberg (4:1 vs. Mainz 05) und Fortuna Köln (3:2 n.V. vs. VfB Stuttgart). Die Fortunen schenken ihren Fans den ersten Heimsieg der Saison, in der Bundesliga ist dem Aufsteiger das noch nicht geglückt.

Vor 20 Jahren gibt Stuttgarts Trainer Christoph Daum seinen Abschied bekannt. Noch vor Weihnachten verlässt er den kriselnden VfB, weil er erkannt hat: "Du trittst nicht nur auf der Stelle, du läufst rückwärts. Die ständigen Querelen um meine Person haben mich geschafft." Manager Dieter Hoeneß ergänzt: "Der Wechselfehler von Leeds war der Knackpunkt."

Am selben Tag wirft Dynamo Dresden Titelverteidiger Bayer Leverkusen aus dem DFB-Pokal. Im Elfmeterschießen haben die Dynamos die besseren Nerven; alle treffen. Dagegen scheitert Pavel Hapal an Torwart Stanislaw Tschertschessow. Bayer muss inklusive Verlängerung 90 Minuten in Unterzahl spielen, Star Bernd Schuster fliegt nach einem Revanchefoul vom Platz. Noch überraschender ist der Sieg von TeBe Berlin bei Bundesligist SC Freiburg (1:0). Da TeBe auf RW Essen trifft, steht bereits fest, dass ein Zweitligist das Finale erreichen wird.