DFB-Wochenschau: Ausrutscher und "Kaiser"-Eigentor

Vor 70 Jahren beschäftigt sich der Scheinwerfer-Kolumnist des Kicker mit der Frage, ob man sich im Krieg überhaupt freuen dürfe. Er kommt zu dem Schluss: „Wenn zu Hause vieles, fast alles weitergeht wie im tiefen Frieden, dann ist das kein schlechtes, kein unmoralisches Zeichen, sondern ein Beweis von guten Nerven und von einer guten Moral“ - und zitiert einen Dichter: „Die Front will frohe Heimat.“

Vor 50 Jahren herrscht verhaltene Freude beim Süd-Oberligisten Bayern München: Der DFB hat das Gnadengesuch angenommen und den wegen verbotener Gehaltszahlungen verhängten Acht-Punkte-Abzug zumindest halbiert.

Vor 25 Jahren trägt die Nationalmannschaft in Hamburg gegen Ungarn ein Benefizspiel zugunsten der Opfer des Hamburger Barkassen-Unglücks vom 2. Oktober 1984 (19 Tote). Sie unterliegt in ungewohnter Besetzung mit 0:1, der 20-jährige Frankfurter Thomas Berthold debütiert, Schalkes Olaf Thon (18) spielt erstmals von Beginn an. Es läuft wenig zusammen im jungen Team von Franz Beckenbauer, aber an diesem Tag zählt nur die gute Tat. Rund eine halbe Million D-Mark kommen zusammen für die Hinterbliebenen.

31. Januar:
Vor 50 Jahren fallen in allen 37 Oberliga-Spielen Tore. Besonders in Ordnung ist die Schalker Welt an diesem Sonntag, in der Oberliga West wird Rot-Weiß Essen mit 4:0 distanziert und der dritte Platz verteidigt. Schön auch, dass Borussia Dortmund in Mönchengladbach mit 2:3 verloren hat, was BVB-Trainer Max Merkel auf die Palme bringt: „Meine Mannschaft machte mir zu viel Zirkus.“ Tabellenführer 1. FC Köln ist trotz des 2:2 in Hamborn für alle Verfolger außer Reichweite. Am Tabellenende hofft Schlusslicht Fortuna Düsseldorf (1:0 bei SW Essen) wieder. Im Norden gewinnt der VfL Osnabrück das Stadtderby gegen die Eintracht mit 4:0 und avanciert zum schärfsten Verfolger des HSV, der nur mühsam 1:0 in Neumünster die Oberhand behält. Einiges Aufsehen erregt 1960 auch ein westfälisches Drittliga-Spiel. Der SC Hassel bezwingt den VfL Altenbögge mit 7:6 - obwohl es nach 61 Minuten noch 2:6 steht.

Vor 40 Jahren wächst eine unheimliche Bundesliga-Serie an. Auch im fünften Anlauf kann der Tabellenführer Borussia Mönchengladbach nicht zu Hause gegen Eintracht Frankfurt gewinnen. Diesmal gibt es auf Schnee vor 17.000 am Bökelberg ein 1:2, Horst Heese und Hölzenbein treffen für den Gast, Horst Köppel kann nur noch verkürzen. Borussia-Trainer Hennes Weisweiler bleibt gelassen: „Ich denke, dass wir den Ausrutscher verkraften.“

Vor 15 Jahren wechselt der in Kaiserslautern suspendierte Ex-Nationalspieler Wolfram Wuttke zu Espanyol Barcelona.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

25. Januar:
Vor 35 Jahren startet die Bundesliga mit sechs Unentschieden in die Rückrunde. Zu den drei Verlierern gehört der strauchelnde Meister Bayern München, dem auch der Trainerwechsel nicht zum Erfolg verhilft. Die Premiere von Trainer Dettmar Cramer, Nachfolger von Udo Lattek, endet mit einer 2:3-Pleite gegen Kickers Offenbach. Cramer beschwichtigt: „Man kann in acht Tagen nicht aufholen, was in einem Jahr versäumt wurde.“ Selbst eine 2:0-Führung reicht den Bayern nicht, auch weil Franz Beckenbauer ins eigene Tor trifft. Während das Star-Ensemble mit fünf Weltmeistern auf Platz 14 im Abstiegskampf steckt, springen Otto Rehhagels Offenbacher auf Platz zwei, punktgleich mit Borussia Mönchengladbach, die vor 56.000 Zuschauern im Volksparkstadion ein 1:1 aus Hamburg mitbringt.

26. Januar:
Vor 80 Jahren wird es eng an der Tabellenspitze der Süddeutschen Meister-Runde, deren Sieger um die Deutsche Meisterschaft spielen darf. Bayern München schlägt Eintracht Frankfurt mit 5:1 und führt nun ein punktgleiches Trio an, es folgen der FK Pirmasens und die Spielvereinigung Fürth. Bayerns Sieg sehen 25.000 Zuschauer, danach lästert die Fußball-Woche, Frankfurt sei nur ein „vorübergehender Meisterschafts-Favorit“. In München freut sich auch das andere, weit größere Fan-Lager an diesem Sonntag, denn der TSV 1860 siegt in der Trostrunde Südost, wie sie offiziell heißt, beim VfR Heilbronn 7:0.

Vor 45 Jahren trennt sich der abstiegsgefährdete Bundesligist Karlsruher SC von seinem jungen Trainer Kurt Sommerlatt (36). Ein 0:2 im Heimspiel gegen Werder Bremen wird ihm zum Verhängnis. „Wenn der Abstieg droht, ist der Trainer die Zielscheibe aller. Das ist nicht nur in Karlsruhe so“, beweist Sommerlatt Kenntnis der Branchengesetze.

Vor 30 Jahren fallen in der Bundesliga 36 Tore, nur im Keller-Derby Duisburg-Braunschweig gibt es ein 0:0. Umso turbulenter verläuft die andere Paarung im Abstiegskampf: Werder Bremen unterliegt 1860 München mit 4:6, was Werder-Trainer Wolfgang Weber den Job kostet. Verrückt: Vier Tore fallen nach der 87. Minute. „Jeder Schuss ein Treffer“, titelt der Kicker. Schlusslicht Hertha BSC sendet beim 3:0 gegen Bayer Leverkusen unverkennbare Lebenszeichen, dennoch fühlen sich die Fans wie auf einer Beerdigung. Im weiten Olympiastadion verlieren sich nur 7236 Zuschauer.

27. Januar:
Vor 75 Jahren feiert die Nationalmannschaft in Stuttgart ein glattes 4:0 über die Schweiz. Edmund Conen gelingen die ersten drei Treffer, nur der Halbzeitpfiff verhindert einen klassischen Hattrick des Saarbrückers, der bei der WM 1934 einen solchen geschafft hat. Das 4:0 markiert der Augsburger Ernst Lehner, 60.000 gehen zufrieden nach Hause.

Vor fünf Jahren kommt Bewegung in den deutschen Wett- und Manipulationsskandal. Robert Hoyzer, der Hauptverdächtige, legt in der Kanzlei seines Essener Anwalts ein öffentliches Geständnis ab. „Ich bin erstmal unheimlich froh, dass alles raus. Egal, was jetzt noch passiert“, sagt der 25-jährige Schiedsrichter, der gesteht, fünf Spiele in der 2. Bundesliga und Regionalliga sowie im DFB-Pokal manipuliert zu haben.

28. Januar:
Vor 110 Jahren wird der DFB in Leipzig gegründet.

Vor 70 Jahren rollt der Ball auch im ersten Kriegswinter 1939/1940 in fast allen Gauen. In Sachsen dreht der Dresdener SC einsam seine Kreise und baut sein Torverhältnis durch ein 4:0 über Lokalrivale Sportfreunde auf 23:2 aus. Dem späteren Nationaltrainer Helmut Schön gelingt ein „Meister-Tor“ per Kopf, wie der Kicker titelt. Mann des Tages in allen Gauen ist Hanne Berndt von Tennis Borussia, dem in Berlins Liga fünf Tore gegen den Polizei Sportverein gelingen.

Vor 60 Jahren feiert der DFB seinen 50. Geburtstag. Er lädt zur Jubiläumstagung nach Stuttgart, wo der Verband als Untermieter einer 70-jährigen Dame in einer Villa zwei Zimmer belegt hat. Einen Ofen gibt es nicht, die Miete kostet 160 D-Mark. Sepp Herberger hält einen Vortrag, danach wird gearbeitet. Der Verband legt fest, dass Vertragsspieler künftig maximal 50 DM im Monat und 10 DM „Aktivitätszulage“ pro Spiel verdienen dürfen.

Zeitgleich wird in den Oberligen am letzten Januar-Wochenende 1950 gespielt. Im Süden überfährt Fürth die Bayern mit 6:1, weil deren Nationalspieler Jakl Streitle schon nach sieben Minuten mit Rippenbruch ausscheidet und nicht gewechselt werden darf. Kuriosum beim Spiel in Augsburg, wo der BC auf den 1. FC Nürnberg trifft: Weil die Nürnberger ihrem unerfahrenen und nervösen Ersatztorwart nicht trauen, geht Stürmer Max Morlock beim Elfmeter ins Tor. Halten kann der kommende Held von Bern ihn auch nicht. Im Westen machen zwei Kantersiege Schlagzeilen, die besonders den Fans von Borussia Dortmund behagen: Während ihre Elf den ersten Platz durch ein 7:0 über den Duisburger SV verteidigt, unterliegt Schalke 04 bei Preußen Münster mit 1:8. Schalke-Torwart Heini Kwiatkowski hat einen schwarzen Tag und lässt sich sogar aus 40 Metern überwinden. „Noch nie verlor Schalke 8:1“, empört sich das Sportmagazin.

Vor fünf Jahren bestreitet die Bundesliga den 19. Spieltag der Saison 2004/2005. Vergeblich hoffen 74.500 Zuschauer in Berlin auf Tore – Hertha BSC und Bayern München trennen sich 0:0. Die Überraschung des Tages glückt Aufsteiger 1. FC Nürnberg (4:2 in Stuttgart).

29. Januar:
Vor 30 Jahren lacht Deutschland über Hertha BSC. Der Bundesligist scheidet beim Oberligisten TuS Langerwehe aus dem DFB-Pokal aus. Nach dem 0:0 in Berlin schaffen die Rheinländer im Wiederholungsspiel auf eigenem Platz gar einen Sieg. Trotz 0:1-Rückstands gewinnen sie mit 2:1.

Vor 25 Jahren endet die Aufsehen erregende Nürnberger Spielerrevolution gegen Trainer Heinz Höher vor Gericht mit Abfindungszahlungen. Die Rebellen Udo Horsmann, Stefan Lottermann, Horst Weyerich und Manfred Walz erhalten insgesamt 146.000 D-Mark, müssen aber ihre Kündigungen akzeptieren.

Vor fünf Jahren präsentiert Borussia Mönchengladbach einen prominenten Bundesliga-Rückkehrer: Giovane Elber kommt aus Lyon, wo er sich nicht wohlgefühlt hat. „In der Bundesliga ist alles professioneller“, lobt der Brasilianer.

30. Januar:
Vor 100 Jahren spielt der Winter noch so manchem Verein einen üblen Streich. So spielen die Stuttgarter Kickers im Derby gegen Union groß auf und führen schon mit 10:0 in der Südkreis A-Klasse, da bricht der Schiedsrichter wegen Unbespielbarkeit des Platzes plötzlich ab. „Bei dem Resultat hätte es wirklich nicht geschadet, wenn er das Spiel zu Ende geführt hätte“, findet die Neue Sport-Woche.

Vor 70 Jahren beschäftigt sich der Scheinwerfer-Kolumnist des Kicker mit der Frage, ob man sich im Krieg überhaupt freuen dürfe. Er kommt zu dem Schluss: „Wenn zu Hause vieles, fast alles weitergeht wie im tiefen Frieden, dann ist das kein schlechtes, kein unmoralisches Zeichen, sondern ein Beweis von guten Nerven und von einer guten Moral“ - und zitiert einen Dichter: „Die Front will frohe Heimat.“

Vor 50 Jahren herrscht verhaltene Freude beim Süd-Oberligisten Bayern München: Der DFB hat das Gnadengesuch angenommen und den wegen verbotener Gehaltszahlungen verhängten Acht-Punkte-Abzug zumindest halbiert.

Vor 25 Jahren trägt die Nationalmannschaft in Hamburg gegen Ungarn ein Benefizspiel zugunsten der Opfer des Hamburger Barkassen-Unglücks vom 2. Oktober 1984 (19 Tote). Sie unterliegt in ungewohnter Besetzung mit 0:1, der 20-jährige Frankfurter Thomas Berthold debütiert, Schalkes Olaf Thon (18) spielt erstmals von Beginn an. Es läuft wenig zusammen im jungen Team von Franz Beckenbauer, aber an diesem Tag zählt nur die gute Tat. Rund eine halbe Million D-Mark kommen zusammen für die Hinterbliebenen.

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31. Januar:
Vor 50 Jahren fallen in allen 37 Oberliga-Spielen Tore. Besonders in Ordnung ist die Schalker Welt an diesem Sonntag, in der Oberliga West wird Rot-Weiß Essen mit 4:0 distanziert und der dritte Platz verteidigt. Schön auch, dass Borussia Dortmund in Mönchengladbach mit 2:3 verloren hat, was BVB-Trainer Max Merkel auf die Palme bringt: „Meine Mannschaft machte mir zu viel Zirkus.“ Tabellenführer 1. FC Köln ist trotz des 2:2 in Hamborn für alle Verfolger außer Reichweite. Am Tabellenende hofft Schlusslicht Fortuna Düsseldorf (1:0 bei SW Essen) wieder. Im Norden gewinnt der VfL Osnabrück das Stadtderby gegen die Eintracht mit 4:0 und avanciert zum schärfsten Verfolger des HSV, der nur mühsam 1:0 in Neumünster die Oberhand behält. Einiges Aufsehen erregt 1960 auch ein westfälisches Drittliga-Spiel. Der SC Hassel bezwingt den VfL Altenbögge mit 7:6 - obwohl es nach 61 Minuten noch 2:6 steht.

Vor 40 Jahren wächst eine unheimliche Bundesliga-Serie an. Auch im fünften Anlauf kann der Tabellenführer Borussia Mönchengladbach nicht zu Hause gegen Eintracht Frankfurt gewinnen. Diesmal gibt es auf Schnee vor 17.000 am Bökelberg ein 1:2, Horst Heese und Hölzenbein treffen für den Gast, Horst Köppel kann nur noch verkürzen. Borussia-Trainer Hennes Weisweiler bleibt gelassen: „Ich denke, dass wir den Ausrutscher verkraften.“

Vor 15 Jahren wechselt der in Kaiserslautern suspendierte Ex-Nationalspieler Wolfram Wuttke zu Espanyol Barcelona.