DFB-Wochenschau: Augenthalers Traumtor ohne Lohn

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

16. April

Vor 30 Jahren trifft Borussia Dortmund im Duell zweier UEFA-Cup-Aspiranten auf Werder Bremen. Zwei Minuten vor Schluss fällt das einzige Tor im mit 40.000 Zuschauern gefüllten Westfalen-Stadion durch den Schützen vom Dienst: Manfred Burgsmüller führt in der Saison 1981/1982 die Torjäger-Liste an. Sein 19. Saisontor per Kopf nach einer Ecke wird auch Otto Rehhagel auf der Werder-Bank beeindruckt haben: Vier Jahre später holt er Burgsmüller an die Weser. Borussia tauscht an diesem Freitagabend mit Werder die Plätze und ist nach dem 28. Spieltag Vierter. Am Rande der Partie kündigt BVB-Trainer Branko Zebec seinen Abschied an. Er wolle "in Zukunft als Manager arbeiten".

Auch vor 20 Jahren bestreitet Borussia Dortmund ein vorgezogenes Bundesligaspiel. Wieder gewinnt der BVB 1:0, nun bei den Stuttgarter Kickers, aber die Folgen sind bedeutsamer: Das Tor von Michael Rummenigge beschert dem Hitzfeld-Team am Gründonnerstag 1992 die Tabellenführung. Er darf sie über Ostern behalten. Im zweiten vorgezogenen Spiel kommt es zum Ostderby zwischen Dynamo Dresden und Hansa Rostock. Die Sachsen gewinnen 2:1.

17. April

Vor 80 Jahren fallen Entscheidungen in punkto Meister-Endrunde. Der Polizei SC Chemnitz vertritt nach einem 3:2 im Finale gegen den Dresdner SC Mitteldeutschland. 25.000 Zuschauer sehen im Stadion des VfB Leipzig einen verdienten Außenseiter-Sieg. Das Spiel endet nach "Golden Goal" in der fünften Minute der Verlängerung. Borussia Fulda ist nach einem 2:0 über die SpVgg Sülz auch Endrunden-Teilnehmer und dort laut Kicker "zweifellos als niedliche Überraschung zu buchen".

Im Süden, der in zwei Achtergruppen vier Teilnehmer ermittelt, ist die Entscheidung gefallen. Bayern München (2:0 gegen Fürth) und der 1. FC Nürnberg (3:1 gegen 1860 München) nehmen ebenso an der Endrunde teil wie beide Frankfurter Groß-Klubs. Der FSV (3:1 gegen Waldhof) muss aber noch um den Gruppensieg fürchten, da die Eintracht (3:5 in Worms) ein Nachholspiel hat. Die Gruppensieger bestreiten am 1. Mai 1932 das Finale um die Süddeutsche Meisterschaft. Bayern München, das gegen Fürth 20.000 Zuschauer begrüßt (Tagesrekord), steht mit einem Bein drin, braucht noch einen Punkt im letzten Spiel. Das Spiel an der Grünwalder Straße verläuft dermaßen ruppig – Fürths Nationalspieler Hans Hagen fliegt vom Feld – dass es "bei allen aber, die es miterlebten, kaum eine reine Freude aufkommen ließ", so der Kicker.

Vor 30 Jahren gibt es in der Bundesliga einen Führungswechsel: Bayern München verliert im Frankfurter Waldstadion ein furioses Spiel 3:4 und Platz eins. Da tröstet es wenig, dass Klaus Augenthalers Volleyschuss zum 3:3 das Tor des Monats wird. Eintracht-Trainer Lothar Buchmann hat ein goldenes Händchen. Nach Joachim Löw wechselt er in Amateur Michael Künast einen zweiten Joker ein, der prompt drei Minuten später das Siegtor erzielt. Bayern-Trainer Pal Csernai schimpft auf Torwart Walter Junghans und Abwehrchef Bertram Beierlorzer: "Es geht einfach nicht, dass zwei Leute die Leistung der ganzen Mannschaft kaputt machen."

Im Fokus steht auch Frankfurts Wasserträger Willi Neuberger, aber in einem weit besseren Licht: Als Erster erreicht er die Marke von 500 Bundesliga-Spielen, gesammelt in 16 Jahren. Kicker-Chefredakteur Karl-Heinz Heimann hält im "Scheinwerfer" eine rührende Laudatio: "Sein erstes Bundesligaspiel, damals im Dress von Borussia Dortmund beim 0:0 gegen Rot-Weiß Essen, habe ich miterlebt. Er ist mir damals nicht aufgefallen. Willi Neuberger hat auch nie gespielt, um aufzufallen. Er ist einer der ehrlichsten Profis der Bundesliga mit vorbildlicher Einstellung und Auffassung."

Der HSV profitiert von Bayerns Ausrutscher und übernimmt Platz eins, hat gegen Bielefeld (3:1) aber viel Mühe. Erst zwei Kaltz-Elfmeter bringen ihn nach Rückstand auf die Siegesstraße. Auf Platz drei lauern die Kölner, die den höchsten Tagessieg vermelden. Beim 5:2 über Nachbar Bayer Leverkusen erzielt England-Import Tony Woodcock drei Tore.

Vor zehn Jahren bestreitet die Nationalmannschaft ein Testspiel gegen Argentinien. In Stuttgart unterliegt die Völler-Elf dem alten Rivalen in einem temporeichen Spiel 0:1, der spätere HSV-Spieler Juan Pablo Sorin köpft nach 48 Minuten das Tor des Tages. Im Kicker lautet die Überschrift: "Zweiter Anzug eine Nummer zu klein." Völler muss elf Absagen verkraften und testet unter anderem Jens Lehmann, Christoph Metzelder, Torsten Frings und Jörg Böhme auf ihre WM-Tauglichkeit. Liga-Torschützenkönig Martin Max von 1860 München kommt mit 33 Jahren zu seinem Debüt, aber in sieben Minuten nicht mehr zu einer Torchance.

18. April

Vor 75 Jahren findet der dritte Endrundenspieltag um die Deutsche Meisterschaft statt. In Gruppe A fällt schon eine Vorentscheidung: Der HSV gewinnt auch sein drittes Spiel deutlich. Beim 3:0 in Dresden gegen Sachsen-Meister BC Hartha trifft Frido Dörfel doppelt. Beuthen und Hindenburg Allenstein trennen sich 2:2. In Gruppe B demonstriert Schalke 04 seine Extra-Klasse und zertrümmert Pommern-Meister Viktoria 09 Stolp in dessen Stadion 8:0. Ernst Kalwitzki markiert die Hälfte aller Tore, auch Fritz Szepan und Ernst Kuzorra treffen.

Werder Bremen gewinnt im Berliner Poststadion 3:1 gegen Hertha BSC, Fritz Wittenbecher schießt zwei Tore. In der ausgeglichenen Gruppe C schießt nur einer Tore - Halbschmidt trifft beim 2:0 gegen Dessau 05. Wormatia Worms und der VfB Stuttgart trennen sich torlos, Worms bleibt Erster. In Gruppe D siegt der 1. FC Nürnberg bei Fortuna Düsseldorf 3:1, Julius Uebelein schießt in der letzten Viertelstunde zwei Tore. 40.000 Zuschauer im Rheinstadion bilden die Rekordkulisse des Tages. Nicht jeder hat ein Stadion, das für Endrunden taugt. Der VfR Köln 04 weicht nach Koblenz aus, wo er Waldhof Mannheim 0:1 unterliegt.

Vor 50 Jahren wird der achte und letzte Teilnehmer an der Meister-Endrunde in einem Entscheidungsspiel ermittelt. Der West-Zweite Schalke trifft in Hannover vor 58.000 Zuschauern auf den Nord-Zweiten Werder Bremen und gewinnt in der Verlängerung 4:1. Werders Freude über den Ausgleich von Pico Schütz fünf Sekunden vor Schluss währt nur kurz. In der Verlängerung, die dieses Tor den Akteuren einbringt, schwinden die Bremer Kräfte rapide. Willi Koslowski, Horst Assmy und Berni Klodt schießen Schalke in die Endrunde.

Vor 40 Jahren trennt sich der VfB Stuttgart von Trainer Branko Zebec auf dessen Wunsch hin. Nach dem glanzlosen 1:0 gegen Duisburg hatte der Jugoslawe den Vorstand per Brief um seine Entlassung gebeten, "weil das die beste Lösung wäre". Drei Tage später geht sein Wunsch in Erfüllung. Zum Saisonende wäre ohnehin Schluss gewesen.

Vor 25 Jahren testet die Nationalmannschaft gegen Italien. Obwohl in Köln keine Tore fallen, gibt es höflichen Beifall von den voll besetzten Rängen. Teamchef Franz Beckenbauer applaudiert auch: "Wir haben ein gutes Länderspiel gesehen. Da war Tempo drin, alle haben alles gegeben. Das einzige, was fehlte, waren Tore." Was auch ein Verdienst der neuen Nummer 1 im deutschen Tor ist: Stuttgarts Eike Immel tritt die Nachfolge von Toni Schumacher an, der sich mit seinem Enthüllungsbuch "Anpfiff" aus der Nationalelf geschrieben hat.

Zurückgekehrt ist dagegen nach neun Monaten Pierre Littbarski, erstmals seit seinem Wechsel nach Paris trägt er wieder das DFB-Trikot. "Litti" macht ein gutes Spiel und wird noch öfter wieder kommen dürfen. Gleiches gilt für Debütant Stefan Reuter. Abschied nimmt dagegen Horst Köppel als Assistent von Beckenbauer, er wird Trainer bei Bundesligist Bayer Uerdingen und sitzt letztmals bei einem Länderspiel auf der Bank. Er geht nicht im Groll, aber im Wissen darum, "dass im Fußball nur einer bestimmen kann".

Vor 20 Jahren trägt die Bundesliga den 33. Spieltag aus. Die Verfolger von Borussia Dortmund, das zwei Tage zuvor gewonnen hat, schwächeln. Eintracht Frankfurt lässt zu Hause gegen Abstiegskandidat Wattenscheid 09 Federn (1:1), Kapitän Uli Stein daraufhin Luft ab: "Hier wollen einige gar nicht Meister werden." Der VfB Stuttgart verliert bei den Bayern 0:1, Stefan Effenbergs Tor wirft die Schwaben auf Platz drei zurück. Eike Immel verhindert Schlimmeres und hält noch einen Thon-Elfmeter, Verteidiger Günter Schäfer fliegt vom Platz. Bayern schafft es nach Monaten mal wieder in die obere Tabellenhälfte (10.), aber der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz beträgt nur drei Punkte. Nur Gäste-Trainer Christoph Daum gibt Entwarnung: "Ich freue mich, dass der FC Bayern mit dem Abstieg nichts mehr zu tun hat."

Am selben Tag spielt die Frauen-Nationalmannschaft im Olympiastadion von Rom gegen Italien 1:1. Die Saarbrückerin Patricia Grigoli bringt die DFB-Elf bei ihrem Debüt in Führung (56.), nach 71 Minuten fällt der Ausgleich. Kurios: Im "Vorspiel" stehen sich vor 60.000 Zuschauern AS Rom und Juventus Turin (1:1) gegenüber. Als die Frauen anfangen, sind nur noch 3000 da, zum Schluss 1000. Rudi Völler zeigt immerhin Interesse und überreicht neben einem Blumenstrauß an Spielführerin Martina Voss auch sein Trikot, das sich Britta Unsleber sichert.

Vor zehn Jahren löst die Frauen-Nationalmannschaft das Ticket für die WM in China. In Aschaffenburg wird die Niederlande 6:0 geschlagen. Bettina Wiegmann und Birgit Prinz schießen je drei Tore.

19. April

Vor 70 Jahren werden Gau-Meister gekürt. Waldhof Mannheim (3:0) triumphiert in Baden gegen VfL Neckarau, Werder Bremen (3:1 gegen E. Braunschweig) in Niedersachsen. In Pommern kommt der Luftsportverein Pütnitz auf in Kriegszeiten nicht unübliche Weise zum Erfolg: Gegner Viktoria Stolp tritt nach dem 1:6 im Hinspiel nicht mehr an, die zum Titel fehlenden Punkte gehen an den LSV.

In Bayern herrscht noch Spannung: Schweinfurt 05 gewinnt vor 8000 Zuschauern das Spitzenspiel gegen die Spielvereinigung Fürth 2:0 und übernimmt die Tabellenführung. Wer schon Meister ist, hat einfach nur noch Spaß. Schalke 04 demontiert die SpVgg Herten 12:0, Westmark-Meister 1. FC Kaiserslautern den VfR Frankenthal 9:1 – Fritz Walter trifft sechsmal.

Vor 40 Jahren kassiert der FC Bayern ein bitteres 0:2 bei den Glasgow Rangers. Im Rückspiel des Halbfinales um den Pokal der Pokalsieger geraten sie bereits nach 45 Sekunden in Rückstand und kassieren vor der Pause noch ein Tor. Dabei bleibt es vor 80.000 Zuschauern im Ibrox-Park. Nach dem 1:1 im Hinspiel ist der Traum der Münchner vom Europapokalsieg geplatzt. Trainer Udo Lattek sagt trotzig: "Nicht die bessere, sondern die glücklichere Mannschaft hat gewonnen."

Vor zehn Jahren beginnt der 32. Spieltag mit dem Hamburger Derby. Der HSV gewinnt das Auswärtsspiel, das aus Sicherheitsgründen im eigenen Stadion stattfindet, souverän 4:0. Allerdings begünstigt durch den Elfmeter, den Thomas Meggle in die Arme von Torwart Martin Pieckenhagen schießt. Verteidiger Holger Stanislawski bissig: "Wir würden ja nicht mal treffen, wenn der Gegner ohne Torwart spielt. Deshalb steigen wir ja auch ab." In der Tat versetzt der Lokalrivale St. Pauli den Todesstoß an diesem schwarzen Freitag für alle Paulianer.

20. April

Vor 60 Jahren gewinnt die Nationalmannschaft ein Testspiel in Luxemburg 3:0. Sepp Herberger experimentiert und setzt vier Amateure (d.h. keine Vertragsspieler der Oberligen) ein, die er für die ebenfalls von ihm betreute Olympia-Auswahl (Ziel: Helsinki 1952) testet. Die kaum eingespielte Elf hat zunächst Schwierigkeiten mit den motivierten Gastgebern. Aber die Amateure sind besonders ehrgeizig und schießen die ersten beiden Tore. Nach dem 1:0 des Düreners Georg Stollenwerk (9.) nimmt die Partie ihren erwarteten Verlauf. Debütant Hans Zeitler (Bayreuth) und Schalkes Berni Klodt stellen nach der Pause den Endstand her. Luxemburg verschießt in der 80. Minute einen vom Osnabrücker Haferkamp verursachten Hand-Elfmeter.

Am selben Tag wird die Oberliga West abgeschlossen. Obwohl die ersten beiden Plätze vergeben sind und auch der West-Meister (RWE) feststeht, kommen zum Gipfeltreffen zwischen den Essenern und Schalke 04 40.000 Zuschauer. Gastgeber Rot-Weiß erweist sich als würdiger Meister und schlägt die "Knappen" 4:1, beklagt allerdings den Ausfall von Jung-Nationalspieler Helmut Rahn, den sie vom Platz tragen müssen. Es ist aber nur eine Oberschenkelprellung. Das Spiel ist bis dahin ohnehin entschieden, August Gottschalk und Kurt Zaro haben je zwei Tore erzielt.

In der Abstiegsfrage fällt die Entscheidung zu Gunsten von Fortuna Düsseldorf, die bei Schlusslicht Hamborn 07 vor 15.000 Zuschauern den fehlenden Punkt holt. Das Torverhältnis gibt den Ausschlag für die Elf von Nationalkeeper Toni Turek. Das versaut sich der Rheydter SV am letzten Spieltag restlos – nach dem 1:10 am Aachener Tivoli ist der Abstieg die Strafe für die desolate Darbietung. Horst Emscher (4:1 gegen Schwarz-Weiß Essen) und Erkenschwick (0:3 bei Borussia Dortmund) müssen in die Qualifikation mit zwei Zweitligisten des Westens.

Im Südwesten fällt am Abschluss-Spieltag die letzte Entscheidung: Der VfL Neustadt steigt ab, weil Frankenthal sensationell beim noch amtierenden Deutschen Meister 1. FC Kaiserlautern 1:0 gewinnt. Da die "Roten Teufel" drei Leistungsträger, allen voran Fritz Walter, schonen, hat das Resultat ein "Gschmäckle". "Der korrekten Austragung zuliebe wäre es doch wohl besser gewesen, wenn die Lauterer mit möglichst kompletter Mannschaft angetreten wären", kommentiert das Sport Magazin, dem auch die 0:8-Niederlage von Wormatia Worms beim FV Engers sauer aufstößt. Sie lasse "auf einen gewissen Missmut schließen". Den hat man auch in Neuendorf nach Abpfiff, denn der Abstieg ist durch das 2:2 gegen VfR Kaiserslautern besiegelt. Schiedsrichter Löffler gibt in letzter Sekunde ein TuS-Tor nicht und wird dennoch von den benachteiligten und soeben abgestiegenen Spielern beschützt – vor wütenden Zuschauern. Das Sport Magazin lobt: "Ein Bravo den Neuendorfer Spielern, die Löffler in ihre Mitte nahmen und ihn unbehelligt in die Kabine begleiteten. Ihre sportliche Haltung versöhnte mit manchem, was vorher geschehen war."

Vor zehn Jahren wird der 32. Spieltag der Bundesliga ausgetragen. Unerwartet wird es in der Meisterfrage noch mal spannend, denn Bayer Leverkusen verliert zu Hause gegen Werder Bremen 1:2 und damit einen Großteil seines Vorsprungs. Borussia Dortmund liegt nach dem fast schon peinlichen 2:1 gegen den Vorletzten 1. FC Köln nur noch zwei Punkte zurück. Bayer zeigt im Endspurt wie 2000 Nerven, Torwart Hans-Jörg Butt verschießt ausnahmsweise einen Elfmeter (Frank Rost hält). Trainer Klaus Toppmöller beschwört: "Wir werden unseren Vorsprung verteidigen."

Dass er geschwunden ist, liegt auch an einem umstrittenen Elfmeter für den BVB in der 89. Minute, als Jörg Reeb Jürgen Kohler umgerissen haben soll. Die Kölner sind anderer Meinung, es sei genau umgekehrt gewesen und so trommeln sie nach Abpfiff wütend an die Tür der Schiedsrichter-Kabine. "Komm raus aus deiner Kabine oder hast Du Schiss?", höhnt Christian Springer in Richtung Helmut Fleischer, der später zugibt, dass er den Elfmeter "nach Ansicht der TV-Bilder" nicht für berechtigt hält, aber "im Spiel war ich mir bombensicher". Sicher ist auch Marcio Amoroso, der in dieser Stress-Situation die Nerven behält und verwandelt. Selbst Bayern München, zwischenzeitlich nur noch um Platz drei besorgt, rechnet sich wieder Chancen aus. Oliver Kahn: "Wenn keiner Platz eins will, wir würden uns nicht weigern." Das 3:0 über Hertha BSC ermutigt den Rekordmeister, den aber erst ein Eigentor von Michael Hartmann (67.) in Führung bringt. Gegen zehn Berliner – Dick van Burik fliegt nach 34 Minuten runter – markieren die Südamerika-Bomber Giovane Elber und Claudio Pizarro noch zwei späte Tore.

21. April

Vor 50 Jahren beginnen die Endrundenspiele um die Deutsche Meisterschaft 1962. In zwei Vierer-Gruppen werden die beiden Finalisten ermittelt. Am ersten Spieltag gibt es drei Auswärtssiege. Titelverteidiger 1. FC Nürnberg gewinnt vor 76.000 Zuschauern bei Tasmania Berlin nach Rückstand 2:1, schon nach 31 Minuten ist der Endstand hergestellt. Stefan Reisch und Heinz Strehl drehen die Partie zu Gunsten der Nürnberger, aber das Sport Magazin tadelt: "Wir erkannten taktische Mängel beim deutschen Meister!" Das Spiel der Schalker gegen Neunkirchen wird wegen Schalkes später Qualifikation erst am Ostermontag ausgetragen.

In Gruppe 2 ist Nationalspieler Uwe Seeler der überragende Mann. Der HSV-Mittelstürmer schießt beim 6:3 gegen FK Pirmasens (in Ludwigshafen) vier Tore. Dabei geht er angeschlagen in die Partie, eine Zerrung plagt "Uns Uwe". Der Presse sagt er: "Ich gönne niemandem die Schmerzen, die ich habe. Aber in solchen Augenblicken vergisst man alles!" Im mit 67.000 Zuschauern überfüllten Südwest-Stadion bekommen die Sanitäter bei drückender Schwüle viel Arbeit. Nicht anders in Frankfurt, wo 62.000 Fans mehrheitlich enttäuscht das Waldstadion verlassen. Kein Wunder nach einem 1:3 gegen den 1. FC Köln. Das Sieggeheimnis muss wohl der Pausentee ausgemacht haben. Bei Wiederanpfiff steht es 1:1, 120 Sekunden später 1:3 – zweimal trifft Karl-Heinz Thielen für die Kölner gegen eigentlich überlegene Frankfurter. "Ich weiß, dass meine Mannschaft für das Auge keineswegs schön gespielt hat", sagt FC-Trainer Tschik Cajkovski.

Vor 30 Jahren ziehen zwei Bundesligisten in ein Europapokalfinale ein. Meister Bayern München wird von seinen Weltstars Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge zu einem 4:0 über ZSKA Sofia getrieben. Das Duo "Breitnigge" teilt sich die Tore gerecht auf – jeder zwei, Breitner legt vor zum 2:0, Rummenigge macht alles klar. "Das Traumpaar schoss die Bayern ins Finale", titelt der Kicker. In Rotterdam wartet Ende Mai Aston Villa, das Anderlecht eliminiert hat. Am selben Tag jubeln auch die HSV-Fans, denn ihre Mannschaft erreicht nach einem mühelosen 5:1 über Radnicki Nisch das UEFA-Cup-Finale gegen den IFK Göteborg, der den 1. FC Kaiserslautern ausschaltet und ein Bundesliga-Finale verhindert.

Auch der HSV hat zwei Doppel-Torschützen: Jimmy Hartwig und Thomas von Heesen, Felix Magath erzielt das 5:0. Der Kicker behauptet: "Noch nie war der HSV so leicht in ein Finale eines europäischen Wettbewerbs gelangt." Es ist immerhin schon das Vierte. Gegner Göteborg ist komplett unerfahren auf diesem Gebiet. Aber die Schweden sind clever genug, einen Bundesligisten rauszuwerfen. Ein von Torbjörn Nilsson herausgeschundener Elfmeter, für den Kicker schlicht ein "Skandal", bringt in der Verlängerung den 2:1-Sieg. Elfertöter Ronny Hellström ahnt die Ecke, doch rutscht ihm der Ball durch die Hände. Vor dem Fernseher leidet auch Fritz Walter mit, dessen Telegramm Trainer Feldkamp den Spielern in der Kabine vorgelesen hat: "Wer sich nicht selbst aufgibt, hat noch nicht verloren."

Erfolgreicher in der Fremde ist die U 21-Auswahl, die in Charkow Gastgeber UdSSR 4:3 besiegt. Eine glänzende Ausgangsposition, das EM-Finale im Rückspiel in Aachen zu erreichen. Rudi Völler hat mit zwei Toren den größten Anteil daran.

Vor 20 Jahren trennt sich der MSV Duisburg von Trainer Willibert Kremer. Streng genommen ist es umgekehrt, Kremer legt sein Amt nieder und kommt damit wohl dem Rauswurf zuvor. Der MSV ist auf Platz 16 abgerutscht und Kremer will im Sommer ohnehin aufhören, da werden schnell Zweifel laut, ob er im Abstiegskampf noch der Richtige ist. Uwe Reinders, gerade bei Konkurrent Hansa Rostock entlassen, übernimmt den Fall. Kuriosum in Bochum: Feldspieler Dirk Eitzert muss nach dem Platzverweis von Ralf Zumdick ins Tor und rettet während des zwölfminütigen Intermezzos zwischen den Pfosten das 2:2 gegen Werder Bremen. Zumdick trägt ihn dankbar vom Platz.

Vor zehn Jahren wird es auch im unteren Tabellendrittel, wo von den drei abgeschlagenen Teams nach Köln auch Freiburg Lebenszeichen sendet, spannend. Nach dem 3:1 über Kaiserslautern fehlt dem SCF nur noch ein Zähler zum 15. Nürnberg.

22. April

Vor 40 Jahren wird der 29. Spieltag ausgetragen. Für Uwe Seeler ist es der letzte, beim 1:2 gegen den VfB Stuttgart tritt der HSV-Kapitän von der Bundesliga-Bühne ab – wo er 239-mal aufgetreten ist und 137 Tore geschossen hat. Nun hat er keine Lust mehr, der 35-Jährige hört vorzeitig auf. Für den HSV ist die Saison ohnehin gelaufen, wie die Kulisse (9000 Zuschauer) dokumentiert. Eine Heimniederlage vor Minuskulisse, nicht mal ein Tor – "diesen Bundesliga-Abschied hatte Uwe Seeler nicht verdient!", schrieb der Kicker allen Fußball-Fans aus dem Herzen. Aber sein offizielles Abschiedsspiel folgt ja noch.

Sportlich bedeutender sind die Spiele auf Schalke und in Duisburg. Die Schalker und Meister Borussia Mönchengladbach trennen sich vor 40.000 Fans 1:1, Netzers Führungstor wird von Herbert Lütkebohmert egalisiert. Damit reißt Schalkes Superserie von 14 Heimsiegen, Borussia holt als erster Gast 1971/1972 einen Zähler in der Glückauf-Kampfbahn. Immerhin kommt Schalke den Bayern trotzdem näher, denn der Tabellenführer quittiert bei Tabellenführer MSV Duisburg eine 0:3-Niederlage. Erst in den letzten 20 Minuten fallen die Tore, der junge MSV-Stürmer Ronny Worm ist der Held des Tages, weil er Sepp Maier gleich zweimal überwindet. Die Bayern stecken nach dem Aus im nationalen und internationalen Pokal binnen einer Woche im April 1972 in einer tiefen Krise, sind aber trotzdem noch Erster. Sepp Maier kündigt im ersten Frust an, den Verein zu verlassen und zwar "auch wenn wir Meister werden". Maier wird dann doch noch sieben Jahre bleiben.

Für andere ist dagegen Schluss. Wegen ihrer Verwicklungen in den Bundesliga-Skandal sperrt Hertha BSC noch am Spieltag die Profis Volkmar Groß und Wolfgang Gayer vereinsintern. Trainer Helmut Kronsbein will dies nicht akzeptieren, muss sich aber letztlich dem Vorstand fügen. Trotz der Schwächung reicht es zu einem Sieg gegen Braunschweig (1:0). Auch diese Partie bleibt wie fünf andere unter der 10.000-Zuschauer-Marke. Der Skandal leert Ränge und Kassen. Selbst Borussia Dortmund, am Skandal unschuldig und stark vom Abstieg bedroht, begrüßt nur 8000 Fans gegen Kaiserslautern (2:1).

Vor 25 Jahren erreichen zwei deutsche Klubs ein Europapokal-Finale. Bayern München reicht ein 0:1 bei Real Madrid, das Tor für die "Königlichen" schießen die Bayern selbst: Roland Wohlfarth fabriziert ein Eigentor. In der hektischen Atmosphäre, es fliegen Flaschen und sogar ein Messer auf Bayern-Spieler, kommt der Deutsche Meister mit dem Schrecken davon. Im Finale wartet FC Porto.

Großer Jubel auch bei Lok Leipzig, der nach einem Elfmeterschießen Girondins Bordeaux im Pokalsieger-Cup ausschaltet. Dazu kommt es, weil die Franzosen die 0:1-Hinspielniederlage wett gemacht haben. Und weil Uwe Zötzsche in der Verlängerung einen Elfmeter verschießt. Weitere sollten folgen. Im randvollen Zentralstadion avanciert Lok-Torwart René Müller zum Helden des Tages: Er hält zwei Elfmeter und verwandelt den entscheidenden gegen Dominique Dropsy zum 6:5-Endstand. Die Finalisten feiern den Riesenerfolg bis morgens um sieben. Lok ist die dritte und letzte DDR-Mannschaft, die ein Europacup-Finale erreicht. Es geht gegen Ajax Amsterdam.

Vor 20 Jahren spielt Weltmeister Deutschland in Prag gegen die Tschechoslowakei. Das EM-Vorbereitungsspiel endet 1:1. Die Tore fallen schon vor der Pause binnen drei Minuten. Auf das 0:1 von Thomas Häßler (39.) mit einem seiner gefürchteten Freistöße folgt Bileks Ausgleich (42.) per Elfmeter. Bundestrainer Berti Vogts experimentiert und verhilft dem 19 Jahre alten Leverkusener Verteidiger Christian Wörns zu seinem Debüt, Andy Köpke steht erstmals über 90 Minuten im deutschen Tor. Gewinner des nur von 14.000 Zuschauern besuchten Spiels sind Häßler und besagter Wörns, dem der Kicker "ein Debüt, das aller Ehren wert war", bescheinigt. Enttäuschend ist dagegen Stefan Effenberg, der den bei der EM ausfallenden Lothar Matthäus im Zentrum ersetzen soll. Vogts urteilt milder als die Presse: "Er soll nicht wie Lothar Matthäus spielen, sondern wie Stefan Effenberg."

Vor zehn Jahren wird Zweitligist SSV Reutlingen wegen falscher Angaben die Lizenz für die laufende Saison 2001/2002 entzogen.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

16. April

Vor 30 Jahren trifft Borussia Dortmund im Duell zweier UEFA-Cup-Aspiranten auf Werder Bremen. Zwei Minuten vor Schluss fällt das einzige Tor im mit 40.000 Zuschauern gefüllten Westfalen-Stadion durch den Schützen vom Dienst: Manfred Burgsmüller führt in der Saison 1981/1982 die Torjäger-Liste an. Sein 19. Saisontor per Kopf nach einer Ecke wird auch Otto Rehhagel auf der Werder-Bank beeindruckt haben: Vier Jahre später holt er Burgsmüller an die Weser. Borussia tauscht an diesem Freitagabend mit Werder die Plätze und ist nach dem 28. Spieltag Vierter. Am Rande der Partie kündigt BVB-Trainer Branko Zebec seinen Abschied an. Er wolle "in Zukunft als Manager arbeiten".

Auch vor 20 Jahren bestreitet Borussia Dortmund ein vorgezogenes Bundesligaspiel. Wieder gewinnt der BVB 1:0, nun bei den Stuttgarter Kickers, aber die Folgen sind bedeutsamer: Das Tor von Michael Rummenigge beschert dem Hitzfeld-Team am Gründonnerstag 1992 die Tabellenführung. Er darf sie über Ostern behalten. Im zweiten vorgezogenen Spiel kommt es zum Ostderby zwischen Dynamo Dresden und Hansa Rostock. Die Sachsen gewinnen 2:1.

17. April

Vor 80 Jahren fallen Entscheidungen in punkto Meister-Endrunde. Der Polizei SC Chemnitz vertritt nach einem 3:2 im Finale gegen den Dresdner SC Mitteldeutschland. 25.000 Zuschauer sehen im Stadion des VfB Leipzig einen verdienten Außenseiter-Sieg. Das Spiel endet nach "Golden Goal" in der fünften Minute der Verlängerung. Borussia Fulda ist nach einem 2:0 über die SpVgg Sülz auch Endrunden-Teilnehmer und dort laut Kicker "zweifellos als niedliche Überraschung zu buchen".

Im Süden, der in zwei Achtergruppen vier Teilnehmer ermittelt, ist die Entscheidung gefallen. Bayern München (2:0 gegen Fürth) und der 1. FC Nürnberg (3:1 gegen 1860 München) nehmen ebenso an der Endrunde teil wie beide Frankfurter Groß-Klubs. Der FSV (3:1 gegen Waldhof) muss aber noch um den Gruppensieg fürchten, da die Eintracht (3:5 in Worms) ein Nachholspiel hat. Die Gruppensieger bestreiten am 1. Mai 1932 das Finale um die Süddeutsche Meisterschaft. Bayern München, das gegen Fürth 20.000 Zuschauer begrüßt (Tagesrekord), steht mit einem Bein drin, braucht noch einen Punkt im letzten Spiel. Das Spiel an der Grünwalder Straße verläuft dermaßen ruppig – Fürths Nationalspieler Hans Hagen fliegt vom Feld – dass es "bei allen aber, die es miterlebten, kaum eine reine Freude aufkommen ließ", so der Kicker.

Vor 30 Jahren gibt es in der Bundesliga einen Führungswechsel: Bayern München verliert im Frankfurter Waldstadion ein furioses Spiel 3:4 und Platz eins. Da tröstet es wenig, dass Klaus Augenthalers Volleyschuss zum 3:3 das Tor des Monats wird. Eintracht-Trainer Lothar Buchmann hat ein goldenes Händchen. Nach Joachim Löw wechselt er in Amateur Michael Künast einen zweiten Joker ein, der prompt drei Minuten später das Siegtor erzielt. Bayern-Trainer Pal Csernai schimpft auf Torwart Walter Junghans und Abwehrchef Bertram Beierlorzer: "Es geht einfach nicht, dass zwei Leute die Leistung der ganzen Mannschaft kaputt machen."

Im Fokus steht auch Frankfurts Wasserträger Willi Neuberger, aber in einem weit besseren Licht: Als Erster erreicht er die Marke von 500 Bundesliga-Spielen, gesammelt in 16 Jahren. Kicker-Chefredakteur Karl-Heinz Heimann hält im "Scheinwerfer" eine rührende Laudatio: "Sein erstes Bundesligaspiel, damals im Dress von Borussia Dortmund beim 0:0 gegen Rot-Weiß Essen, habe ich miterlebt. Er ist mir damals nicht aufgefallen. Willi Neuberger hat auch nie gespielt, um aufzufallen. Er ist einer der ehrlichsten Profis der Bundesliga mit vorbildlicher Einstellung und Auffassung."

Der HSV profitiert von Bayerns Ausrutscher und übernimmt Platz eins, hat gegen Bielefeld (3:1) aber viel Mühe. Erst zwei Kaltz-Elfmeter bringen ihn nach Rückstand auf die Siegesstraße. Auf Platz drei lauern die Kölner, die den höchsten Tagessieg vermelden. Beim 5:2 über Nachbar Bayer Leverkusen erzielt England-Import Tony Woodcock drei Tore.

Vor zehn Jahren bestreitet die Nationalmannschaft ein Testspiel gegen Argentinien. In Stuttgart unterliegt die Völler-Elf dem alten Rivalen in einem temporeichen Spiel 0:1, der spätere HSV-Spieler Juan Pablo Sorin köpft nach 48 Minuten das Tor des Tages. Im Kicker lautet die Überschrift: "Zweiter Anzug eine Nummer zu klein." Völler muss elf Absagen verkraften und testet unter anderem Jens Lehmann, Christoph Metzelder, Torsten Frings und Jörg Böhme auf ihre WM-Tauglichkeit. Liga-Torschützenkönig Martin Max von 1860 München kommt mit 33 Jahren zu seinem Debüt, aber in sieben Minuten nicht mehr zu einer Torchance.

18. April

Vor 75 Jahren findet der dritte Endrundenspieltag um die Deutsche Meisterschaft statt. In Gruppe A fällt schon eine Vorentscheidung: Der HSV gewinnt auch sein drittes Spiel deutlich. Beim 3:0 in Dresden gegen Sachsen-Meister BC Hartha trifft Frido Dörfel doppelt. Beuthen und Hindenburg Allenstein trennen sich 2:2. In Gruppe B demonstriert Schalke 04 seine Extra-Klasse und zertrümmert Pommern-Meister Viktoria 09 Stolp in dessen Stadion 8:0. Ernst Kalwitzki markiert die Hälfte aller Tore, auch Fritz Szepan und Ernst Kuzorra treffen.

Werder Bremen gewinnt im Berliner Poststadion 3:1 gegen Hertha BSC, Fritz Wittenbecher schießt zwei Tore. In der ausgeglichenen Gruppe C schießt nur einer Tore - Halbschmidt trifft beim 2:0 gegen Dessau 05. Wormatia Worms und der VfB Stuttgart trennen sich torlos, Worms bleibt Erster. In Gruppe D siegt der 1. FC Nürnberg bei Fortuna Düsseldorf 3:1, Julius Uebelein schießt in der letzten Viertelstunde zwei Tore. 40.000 Zuschauer im Rheinstadion bilden die Rekordkulisse des Tages. Nicht jeder hat ein Stadion, das für Endrunden taugt. Der VfR Köln 04 weicht nach Koblenz aus, wo er Waldhof Mannheim 0:1 unterliegt.

Vor 50 Jahren wird der achte und letzte Teilnehmer an der Meister-Endrunde in einem Entscheidungsspiel ermittelt. Der West-Zweite Schalke trifft in Hannover vor 58.000 Zuschauern auf den Nord-Zweiten Werder Bremen und gewinnt in der Verlängerung 4:1. Werders Freude über den Ausgleich von Pico Schütz fünf Sekunden vor Schluss währt nur kurz. In der Verlängerung, die dieses Tor den Akteuren einbringt, schwinden die Bremer Kräfte rapide. Willi Koslowski, Horst Assmy und Berni Klodt schießen Schalke in die Endrunde.

Vor 40 Jahren trennt sich der VfB Stuttgart von Trainer Branko Zebec auf dessen Wunsch hin. Nach dem glanzlosen 1:0 gegen Duisburg hatte der Jugoslawe den Vorstand per Brief um seine Entlassung gebeten, "weil das die beste Lösung wäre". Drei Tage später geht sein Wunsch in Erfüllung. Zum Saisonende wäre ohnehin Schluss gewesen.

Vor 25 Jahren testet die Nationalmannschaft gegen Italien. Obwohl in Köln keine Tore fallen, gibt es höflichen Beifall von den voll besetzten Rängen. Teamchef Franz Beckenbauer applaudiert auch: "Wir haben ein gutes Länderspiel gesehen. Da war Tempo drin, alle haben alles gegeben. Das einzige, was fehlte, waren Tore." Was auch ein Verdienst der neuen Nummer 1 im deutschen Tor ist: Stuttgarts Eike Immel tritt die Nachfolge von Toni Schumacher an, der sich mit seinem Enthüllungsbuch "Anpfiff" aus der Nationalelf geschrieben hat.

Zurückgekehrt ist dagegen nach neun Monaten Pierre Littbarski, erstmals seit seinem Wechsel nach Paris trägt er wieder das DFB-Trikot. "Litti" macht ein gutes Spiel und wird noch öfter wieder kommen dürfen. Gleiches gilt für Debütant Stefan Reuter. Abschied nimmt dagegen Horst Köppel als Assistent von Beckenbauer, er wird Trainer bei Bundesligist Bayer Uerdingen und sitzt letztmals bei einem Länderspiel auf der Bank. Er geht nicht im Groll, aber im Wissen darum, "dass im Fußball nur einer bestimmen kann".

Vor 20 Jahren trägt die Bundesliga den 33. Spieltag aus. Die Verfolger von Borussia Dortmund, das zwei Tage zuvor gewonnen hat, schwächeln. Eintracht Frankfurt lässt zu Hause gegen Abstiegskandidat Wattenscheid 09 Federn (1:1), Kapitän Uli Stein daraufhin Luft ab: "Hier wollen einige gar nicht Meister werden." Der VfB Stuttgart verliert bei den Bayern 0:1, Stefan Effenbergs Tor wirft die Schwaben auf Platz drei zurück. Eike Immel verhindert Schlimmeres und hält noch einen Thon-Elfmeter, Verteidiger Günter Schäfer fliegt vom Platz. Bayern schafft es nach Monaten mal wieder in die obere Tabellenhälfte (10.), aber der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz beträgt nur drei Punkte. Nur Gäste-Trainer Christoph Daum gibt Entwarnung: "Ich freue mich, dass der FC Bayern mit dem Abstieg nichts mehr zu tun hat."

Am selben Tag spielt die Frauen-Nationalmannschaft im Olympiastadion von Rom gegen Italien 1:1. Die Saarbrückerin Patricia Grigoli bringt die DFB-Elf bei ihrem Debüt in Führung (56.), nach 71 Minuten fällt der Ausgleich. Kurios: Im "Vorspiel" stehen sich vor 60.000 Zuschauern AS Rom und Juventus Turin (1:1) gegenüber. Als die Frauen anfangen, sind nur noch 3000 da, zum Schluss 1000. Rudi Völler zeigt immerhin Interesse und überreicht neben einem Blumenstrauß an Spielführerin Martina Voss auch sein Trikot, das sich Britta Unsleber sichert.

Vor zehn Jahren löst die Frauen-Nationalmannschaft das Ticket für die WM in China. In Aschaffenburg wird die Niederlande 6:0 geschlagen. Bettina Wiegmann und Birgit Prinz schießen je drei Tore.

19. April

Vor 70 Jahren werden Gau-Meister gekürt. Waldhof Mannheim (3:0) triumphiert in Baden gegen VfL Neckarau, Werder Bremen (3:1 gegen E. Braunschweig) in Niedersachsen. In Pommern kommt der Luftsportverein Pütnitz auf in Kriegszeiten nicht unübliche Weise zum Erfolg: Gegner Viktoria Stolp tritt nach dem 1:6 im Hinspiel nicht mehr an, die zum Titel fehlenden Punkte gehen an den LSV.

In Bayern herrscht noch Spannung: Schweinfurt 05 gewinnt vor 8000 Zuschauern das Spitzenspiel gegen die Spielvereinigung Fürth 2:0 und übernimmt die Tabellenführung. Wer schon Meister ist, hat einfach nur noch Spaß. Schalke 04 demontiert die SpVgg Herten 12:0, Westmark-Meister 1. FC Kaiserslautern den VfR Frankenthal 9:1 – Fritz Walter trifft sechsmal.

Vor 40 Jahren kassiert der FC Bayern ein bitteres 0:2 bei den Glasgow Rangers. Im Rückspiel des Halbfinales um den Pokal der Pokalsieger geraten sie bereits nach 45 Sekunden in Rückstand und kassieren vor der Pause noch ein Tor. Dabei bleibt es vor 80.000 Zuschauern im Ibrox-Park. Nach dem 1:1 im Hinspiel ist der Traum der Münchner vom Europapokalsieg geplatzt. Trainer Udo Lattek sagt trotzig: "Nicht die bessere, sondern die glücklichere Mannschaft hat gewonnen."

Vor zehn Jahren beginnt der 32. Spieltag mit dem Hamburger Derby. Der HSV gewinnt das Auswärtsspiel, das aus Sicherheitsgründen im eigenen Stadion stattfindet, souverän 4:0. Allerdings begünstigt durch den Elfmeter, den Thomas Meggle in die Arme von Torwart Martin Pieckenhagen schießt. Verteidiger Holger Stanislawski bissig: "Wir würden ja nicht mal treffen, wenn der Gegner ohne Torwart spielt. Deshalb steigen wir ja auch ab." In der Tat versetzt der Lokalrivale St. Pauli den Todesstoß an diesem schwarzen Freitag für alle Paulianer.

20. April

Vor 60 Jahren gewinnt die Nationalmannschaft ein Testspiel in Luxemburg 3:0. Sepp Herberger experimentiert und setzt vier Amateure (d.h. keine Vertragsspieler der Oberligen) ein, die er für die ebenfalls von ihm betreute Olympia-Auswahl (Ziel: Helsinki 1952) testet. Die kaum eingespielte Elf hat zunächst Schwierigkeiten mit den motivierten Gastgebern. Aber die Amateure sind besonders ehrgeizig und schießen die ersten beiden Tore. Nach dem 1:0 des Düreners Georg Stollenwerk (9.) nimmt die Partie ihren erwarteten Verlauf. Debütant Hans Zeitler (Bayreuth) und Schalkes Berni Klodt stellen nach der Pause den Endstand her. Luxemburg verschießt in der 80. Minute einen vom Osnabrücker Haferkamp verursachten Hand-Elfmeter.

Am selben Tag wird die Oberliga West abgeschlossen. Obwohl die ersten beiden Plätze vergeben sind und auch der West-Meister (RWE) feststeht, kommen zum Gipfeltreffen zwischen den Essenern und Schalke 04 40.000 Zuschauer. Gastgeber Rot-Weiß erweist sich als würdiger Meister und schlägt die "Knappen" 4:1, beklagt allerdings den Ausfall von Jung-Nationalspieler Helmut Rahn, den sie vom Platz tragen müssen. Es ist aber nur eine Oberschenkelprellung. Das Spiel ist bis dahin ohnehin entschieden, August Gottschalk und Kurt Zaro haben je zwei Tore erzielt.

In der Abstiegsfrage fällt die Entscheidung zu Gunsten von Fortuna Düsseldorf, die bei Schlusslicht Hamborn 07 vor 15.000 Zuschauern den fehlenden Punkt holt. Das Torverhältnis gibt den Ausschlag für die Elf von Nationalkeeper Toni Turek. Das versaut sich der Rheydter SV am letzten Spieltag restlos – nach dem 1:10 am Aachener Tivoli ist der Abstieg die Strafe für die desolate Darbietung. Horst Emscher (4:1 gegen Schwarz-Weiß Essen) und Erkenschwick (0:3 bei Borussia Dortmund) müssen in die Qualifikation mit zwei Zweitligisten des Westens.

Im Südwesten fällt am Abschluss-Spieltag die letzte Entscheidung: Der VfL Neustadt steigt ab, weil Frankenthal sensationell beim noch amtierenden Deutschen Meister 1. FC Kaiserlautern 1:0 gewinnt. Da die "Roten Teufel" drei Leistungsträger, allen voran Fritz Walter, schonen, hat das Resultat ein "Gschmäckle". "Der korrekten Austragung zuliebe wäre es doch wohl besser gewesen, wenn die Lauterer mit möglichst kompletter Mannschaft angetreten wären", kommentiert das Sport Magazin, dem auch die 0:8-Niederlage von Wormatia Worms beim FV Engers sauer aufstößt. Sie lasse "auf einen gewissen Missmut schließen". Den hat man auch in Neuendorf nach Abpfiff, denn der Abstieg ist durch das 2:2 gegen VfR Kaiserslautern besiegelt. Schiedsrichter Löffler gibt in letzter Sekunde ein TuS-Tor nicht und wird dennoch von den benachteiligten und soeben abgestiegenen Spielern beschützt – vor wütenden Zuschauern. Das Sport Magazin lobt: "Ein Bravo den Neuendorfer Spielern, die Löffler in ihre Mitte nahmen und ihn unbehelligt in die Kabine begleiteten. Ihre sportliche Haltung versöhnte mit manchem, was vorher geschehen war."

Vor zehn Jahren wird der 32. Spieltag der Bundesliga ausgetragen. Unerwartet wird es in der Meisterfrage noch mal spannend, denn Bayer Leverkusen verliert zu Hause gegen Werder Bremen 1:2 und damit einen Großteil seines Vorsprungs. Borussia Dortmund liegt nach dem fast schon peinlichen 2:1 gegen den Vorletzten 1. FC Köln nur noch zwei Punkte zurück. Bayer zeigt im Endspurt wie 2000 Nerven, Torwart Hans-Jörg Butt verschießt ausnahmsweise einen Elfmeter (Frank Rost hält). Trainer Klaus Toppmöller beschwört: "Wir werden unseren Vorsprung verteidigen."

Dass er geschwunden ist, liegt auch an einem umstrittenen Elfmeter für den BVB in der 89. Minute, als Jörg Reeb Jürgen Kohler umgerissen haben soll. Die Kölner sind anderer Meinung, es sei genau umgekehrt gewesen und so trommeln sie nach Abpfiff wütend an die Tür der Schiedsrichter-Kabine. "Komm raus aus deiner Kabine oder hast Du Schiss?", höhnt Christian Springer in Richtung Helmut Fleischer, der später zugibt, dass er den Elfmeter "nach Ansicht der TV-Bilder" nicht für berechtigt hält, aber "im Spiel war ich mir bombensicher". Sicher ist auch Marcio Amoroso, der in dieser Stress-Situation die Nerven behält und verwandelt. Selbst Bayern München, zwischenzeitlich nur noch um Platz drei besorgt, rechnet sich wieder Chancen aus. Oliver Kahn: "Wenn keiner Platz eins will, wir würden uns nicht weigern." Das 3:0 über Hertha BSC ermutigt den Rekordmeister, den aber erst ein Eigentor von Michael Hartmann (67.) in Führung bringt. Gegen zehn Berliner – Dick van Burik fliegt nach 34 Minuten runter – markieren die Südamerika-Bomber Giovane Elber und Claudio Pizarro noch zwei späte Tore.

21. April

Vor 50 Jahren beginnen die Endrundenspiele um die Deutsche Meisterschaft 1962. In zwei Vierer-Gruppen werden die beiden Finalisten ermittelt. Am ersten Spieltag gibt es drei Auswärtssiege. Titelverteidiger 1. FC Nürnberg gewinnt vor 76.000 Zuschauern bei Tasmania Berlin nach Rückstand 2:1, schon nach 31 Minuten ist der Endstand hergestellt. Stefan Reisch und Heinz Strehl drehen die Partie zu Gunsten der Nürnberger, aber das Sport Magazin tadelt: "Wir erkannten taktische Mängel beim deutschen Meister!" Das Spiel der Schalker gegen Neunkirchen wird wegen Schalkes später Qualifikation erst am Ostermontag ausgetragen.

In Gruppe 2 ist Nationalspieler Uwe Seeler der überragende Mann. Der HSV-Mittelstürmer schießt beim 6:3 gegen FK Pirmasens (in Ludwigshafen) vier Tore. Dabei geht er angeschlagen in die Partie, eine Zerrung plagt "Uns Uwe". Der Presse sagt er: "Ich gönne niemandem die Schmerzen, die ich habe. Aber in solchen Augenblicken vergisst man alles!" Im mit 67.000 Zuschauern überfüllten Südwest-Stadion bekommen die Sanitäter bei drückender Schwüle viel Arbeit. Nicht anders in Frankfurt, wo 62.000 Fans mehrheitlich enttäuscht das Waldstadion verlassen. Kein Wunder nach einem 1:3 gegen den 1. FC Köln. Das Sieggeheimnis muss wohl der Pausentee ausgemacht haben. Bei Wiederanpfiff steht es 1:1, 120 Sekunden später 1:3 – zweimal trifft Karl-Heinz Thielen für die Kölner gegen eigentlich überlegene Frankfurter. "Ich weiß, dass meine Mannschaft für das Auge keineswegs schön gespielt hat", sagt FC-Trainer Tschik Cajkovski.

Vor 30 Jahren ziehen zwei Bundesligisten in ein Europapokalfinale ein. Meister Bayern München wird von seinen Weltstars Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge zu einem 4:0 über ZSKA Sofia getrieben. Das Duo "Breitnigge" teilt sich die Tore gerecht auf – jeder zwei, Breitner legt vor zum 2:0, Rummenigge macht alles klar. "Das Traumpaar schoss die Bayern ins Finale", titelt der Kicker. In Rotterdam wartet Ende Mai Aston Villa, das Anderlecht eliminiert hat. Am selben Tag jubeln auch die HSV-Fans, denn ihre Mannschaft erreicht nach einem mühelosen 5:1 über Radnicki Nisch das UEFA-Cup-Finale gegen den IFK Göteborg, der den 1. FC Kaiserslautern ausschaltet und ein Bundesliga-Finale verhindert.

Auch der HSV hat zwei Doppel-Torschützen: Jimmy Hartwig und Thomas von Heesen, Felix Magath erzielt das 5:0. Der Kicker behauptet: "Noch nie war der HSV so leicht in ein Finale eines europäischen Wettbewerbs gelangt." Es ist immerhin schon das Vierte. Gegner Göteborg ist komplett unerfahren auf diesem Gebiet. Aber die Schweden sind clever genug, einen Bundesligisten rauszuwerfen. Ein von Torbjörn Nilsson herausgeschundener Elfmeter, für den Kicker schlicht ein "Skandal", bringt in der Verlängerung den 2:1-Sieg. Elfertöter Ronny Hellström ahnt die Ecke, doch rutscht ihm der Ball durch die Hände. Vor dem Fernseher leidet auch Fritz Walter mit, dessen Telegramm Trainer Feldkamp den Spielern in der Kabine vorgelesen hat: "Wer sich nicht selbst aufgibt, hat noch nicht verloren."

Erfolgreicher in der Fremde ist die U 21-Auswahl, die in Charkow Gastgeber UdSSR 4:3 besiegt. Eine glänzende Ausgangsposition, das EM-Finale im Rückspiel in Aachen zu erreichen. Rudi Völler hat mit zwei Toren den größten Anteil daran.

Vor 20 Jahren trennt sich der MSV Duisburg von Trainer Willibert Kremer. Streng genommen ist es umgekehrt, Kremer legt sein Amt nieder und kommt damit wohl dem Rauswurf zuvor. Der MSV ist auf Platz 16 abgerutscht und Kremer will im Sommer ohnehin aufhören, da werden schnell Zweifel laut, ob er im Abstiegskampf noch der Richtige ist. Uwe Reinders, gerade bei Konkurrent Hansa Rostock entlassen, übernimmt den Fall. Kuriosum in Bochum: Feldspieler Dirk Eitzert muss nach dem Platzverweis von Ralf Zumdick ins Tor und rettet während des zwölfminütigen Intermezzos zwischen den Pfosten das 2:2 gegen Werder Bremen. Zumdick trägt ihn dankbar vom Platz.

Vor zehn Jahren wird es auch im unteren Tabellendrittel, wo von den drei abgeschlagenen Teams nach Köln auch Freiburg Lebenszeichen sendet, spannend. Nach dem 3:1 über Kaiserslautern fehlt dem SCF nur noch ein Zähler zum 15. Nürnberg.

22. April

Vor 40 Jahren wird der 29. Spieltag ausgetragen. Für Uwe Seeler ist es der letzte, beim 1:2 gegen den VfB Stuttgart tritt der HSV-Kapitän von der Bundesliga-Bühne ab – wo er 239-mal aufgetreten ist und 137 Tore geschossen hat. Nun hat er keine Lust mehr, der 35-Jährige hört vorzeitig auf. Für den HSV ist die Saison ohnehin gelaufen, wie die Kulisse (9000 Zuschauer) dokumentiert. Eine Heimniederlage vor Minuskulisse, nicht mal ein Tor – "diesen Bundesliga-Abschied hatte Uwe Seeler nicht verdient!", schrieb der Kicker allen Fußball-Fans aus dem Herzen. Aber sein offizielles Abschiedsspiel folgt ja noch.

Sportlich bedeutender sind die Spiele auf Schalke und in Duisburg. Die Schalker und Meister Borussia Mönchengladbach trennen sich vor 40.000 Fans 1:1, Netzers Führungstor wird von Herbert Lütkebohmert egalisiert. Damit reißt Schalkes Superserie von 14 Heimsiegen, Borussia holt als erster Gast 1971/1972 einen Zähler in der Glückauf-Kampfbahn. Immerhin kommt Schalke den Bayern trotzdem näher, denn der Tabellenführer quittiert bei Tabellenführer MSV Duisburg eine 0:3-Niederlage. Erst in den letzten 20 Minuten fallen die Tore, der junge MSV-Stürmer Ronny Worm ist der Held des Tages, weil er Sepp Maier gleich zweimal überwindet. Die Bayern stecken nach dem Aus im nationalen und internationalen Pokal binnen einer Woche im April 1972 in einer tiefen Krise, sind aber trotzdem noch Erster. Sepp Maier kündigt im ersten Frust an, den Verein zu verlassen und zwar "auch wenn wir Meister werden". Maier wird dann doch noch sieben Jahre bleiben.

Für andere ist dagegen Schluss. Wegen ihrer Verwicklungen in den Bundesliga-Skandal sperrt Hertha BSC noch am Spieltag die Profis Volkmar Groß und Wolfgang Gayer vereinsintern. Trainer Helmut Kronsbein will dies nicht akzeptieren, muss sich aber letztlich dem Vorstand fügen. Trotz der Schwächung reicht es zu einem Sieg gegen Braunschweig (1:0). Auch diese Partie bleibt wie fünf andere unter der 10.000-Zuschauer-Marke. Der Skandal leert Ränge und Kassen. Selbst Borussia Dortmund, am Skandal unschuldig und stark vom Abstieg bedroht, begrüßt nur 8000 Fans gegen Kaiserslautern (2:1).

Vor 25 Jahren erreichen zwei deutsche Klubs ein Europapokal-Finale. Bayern München reicht ein 0:1 bei Real Madrid, das Tor für die "Königlichen" schießen die Bayern selbst: Roland Wohlfarth fabriziert ein Eigentor. In der hektischen Atmosphäre, es fliegen Flaschen und sogar ein Messer auf Bayern-Spieler, kommt der Deutsche Meister mit dem Schrecken davon. Im Finale wartet FC Porto.

Großer Jubel auch bei Lok Leipzig, der nach einem Elfmeterschießen Girondins Bordeaux im Pokalsieger-Cup ausschaltet. Dazu kommt es, weil die Franzosen die 0:1-Hinspielniederlage wett gemacht haben. Und weil Uwe Zötzsche in der Verlängerung einen Elfmeter verschießt. Weitere sollten folgen. Im randvollen Zentralstadion avanciert Lok-Torwart René Müller zum Helden des Tages: Er hält zwei Elfmeter und verwandelt den entscheidenden gegen Dominique Dropsy zum 6:5-Endstand. Die Finalisten feiern den Riesenerfolg bis morgens um sieben. Lok ist die dritte und letzte DDR-Mannschaft, die ein Europacup-Finale erreicht. Es geht gegen Ajax Amsterdam.

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Vor 20 Jahren spielt Weltmeister Deutschland in Prag gegen die Tschechoslowakei. Das EM-Vorbereitungsspiel endet 1:1. Die Tore fallen schon vor der Pause binnen drei Minuten. Auf das 0:1 von Thomas Häßler (39.) mit einem seiner gefürchteten Freistöße folgt Bileks Ausgleich (42.) per Elfmeter. Bundestrainer Berti Vogts experimentiert und verhilft dem 19 Jahre alten Leverkusener Verteidiger Christian Wörns zu seinem Debüt, Andy Köpke steht erstmals über 90 Minuten im deutschen Tor. Gewinner des nur von 14.000 Zuschauern besuchten Spiels sind Häßler und besagter Wörns, dem der Kicker "ein Debüt, das aller Ehren wert war", bescheinigt. Enttäuschend ist dagegen Stefan Effenberg, der den bei der EM ausfallenden Lothar Matthäus im Zentrum ersetzen soll. Vogts urteilt milder als die Presse: "Er soll nicht wie Lothar Matthäus spielen, sondern wie Stefan Effenberg."

Vor zehn Jahren wird Zweitligist SSV Reutlingen wegen falscher Angaben die Lizenz für die laufende Saison 2001/2002 entzogen.