DFB-Wochenschau: Als Kahn einen Elfmeter verschoss

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

20. Februar

Vor 30 Jahren wird das Viertelfinale im DFB-Pokal ausgetragen. Nunmehr ist die Bundesliga unter sich. Mit Göttingen 05 und Ulm 46 scheiden die letzten unterklassigen Klubs aus, aber sie wehren sich tapfer. Bis zur 66. Minute führt der Oberligist gegen den kommenden Meister mit 2:1, ehe Lars Bastrup, Jürgen Milewski und Thomas von Heesen noch einen standesgemäßen 4:2-Sieg heraus schießen. Göttingen-Trainer Helmut Wiegand ist es irgendwie recht: "Es wäre mir fast peinlich gewesen, wenn wir den HSV ausgeschaltet hätten."

Oberligist Ulm 46 hat da weniger Hemmungen und erzwingt beim VfL Bochum sogar eine Verlängerung, ehe Walter Oswald und Christian Schreier 7100 verärgerte VfL-Anhänger erlösen, wenngleich nicht versöhnen. Vorstand Horst Christopeit spricht vom "schlechtesten Spiel seit ewigen Jahren". Aber dann rettet das von Weltmeister Horst Eckel gezogene Los die Stimmung: Die Bayern kommen im Halbfinale nach Bochum, weil sie in Bremen nach Verlängerung 2:1 gewonnen haben, Paul Breitner erzielt beide Tore.

Freude auch beim 1.FC Nürnberg, der vor 32.000 Borussia Mönchengladbach schlägt und nun gegen den HSV mit einem vollen Haus rechnen kann. Borussias Tor erzielt Lothar Matthäus, der am Vortag noch in Nürnberg zum Notzahnarzt musste. Er hatte aus Angst eine nötige Behandlung zu lange hinausgezögert. Der Kicker will erfahren haben: "Bald wird Trainer Heynckes ihm den dienstlichen Befehl geben, seine Angst vor dem Zahnarzt zu überwinden. Sechs Beißerchen müssen repariert oder saniert werden."

Am selben Tag werden zwei Nachholspiele der Bundesliga ausgetragen. Der 1. FC Kaiserslautern setzt ein Ausrufezeichen und demontiert Eintracht Frankfurt, die bis zur 42. Minute 2:0 führt, mit 6:2. Ein Eigentor von Charly Körbel leitet die Aufholjagd der Pfälzer ein. Die Eintracht erwägt daraufhin offen die Trennung von Trainer Lothar Buchmann und plant Hennes Weisweiler aus New York zu verpflichten, wie Präsident Axel Schander bekannt gibt. Ihre Trainer haben der Karlsruher SC und der MSV Duisburg im Abstiegskampf bereits gewechselt, nur beim KSC scheint es zu fruchten. Max Merkel führt ihn zu einem 2:0 über die abgeschlagenen Duisburger, die zu allem Übel noch Peter Fenten wegen Schien- und Wadenbeinbruchs verlieren.

In der 2. Bundesliga kommen 34.000 Zuschauer zum Knaller zwischen TSV 1860 und Schalke 04 ins Münchner Olympiastadion. Rudi Völler und Erich Beer schießen die Löwen zum Sieg und an die Tabellenspitze.

Vor 20 Jahren gewinnt Bayern München an einem Donnerstagabend 5:0 in Bochum und verhindert ein sensationelles Trainerdebüt. "Wenn wir in Bochum verlieren, muss der Franz ran", hat Manager Uli Hoeneß schon angekündigt. Doch so bleibt Sören Lerby noch im Amt und Franz Beckenbauer Vizepräsident und Chefkritiker. Der Kaiser spricht von einer "total zerstrittenen Mannschaft", doch auf dem Platz herrscht plötzlich Harmonie. Selten genug in der Krisensaison 1991/1992. Mann des Tages ist der 20-jährige Christian Ziege, der zwei Tore erzielt und laut Kicker "eine Weltklasseleistung" zeigt.

Vor zehn Jahren holt Bayern München in der Champions League einen Punkt bei Boavista Porto. Das ereignisarme dritte Spiel der Zwischenrunde endet 0:0, am nächsten kommt noch Verteidiger Sammy Kuffour einem Tor. Doch er köpft in letzter Minute an den Pfosten.

21. Februar

Vor 80 Jahren werden in Mitteldeutschland gleich drei Gaumeister ermittelt. In Leipzig feiert Wacker Leipzig (nach 4:2 gegen Sportfreunde Markranstädt), im Saalegau Wacker Halle (2:1 gegen Favorit Halle) und im Vogtland der VfB Plauen (6:1 gegen SpVgg. Falkenstein). Sie nehmen mit den schon feststehenden Gaumeistern Dresdner SC, PSV Chemnitz und Zwickauer SC an den Vorrunden zur Deutschen Meisterschaft 1932 teil. Im Süden sind diese schon im Gange, am vorletzten Hinrunden-Spieltag haben die Gäste wenig zu lachen. Bayern München geht beim Tabellenführer in Fürth 0:3 unter, doch ein Schatten fällt über den Erfolg der Kleeblätter. Ihr renommierter Trainer, der Engländer William Townley, nimmt seinen Hut und heuert zum 1. März bei Arminia Hannover an. Georg Kießling (2) und Lechler schießen die letzten Tore unter seiner Obhut.

Der 1. FC Nürnberg punktet als Einziger in der Fremde, vor 18.000 Zuschauern gibt es auf Schnee ein 1:1 bei 1860 München, nur kein Lob. Im Kicker steht zu lesen: "Was wir diesmal von den Nürnbergern sahen, erinnert doch stark an Puppentheater." Weil alles von Hans Kalb abhinge, der wie ein Marionettenspieler die Fäden ziehe. Mit seinen Kommandos habe der Nationalspieler jedoch "außerhalb der Barrieren für Heiterkeit" gesorgt. Aber der Club bleibt im Rennen um die Endrundenplätze, wovon nun auch der VfB Stuttgart wieder träumt. Das 4:0 gegen die zuvor starken Pforzheimer hat kein Experte erwartet. „Der VfB hat sich die Sympathien des Stuttgarter Publikum, das in etwa in Stärke von 7000 Zuschauern auf den Wasen gekommen war, mit diesem Spiel wieder zurückerworben", findet der Kicker. Im vierten Spiel bezwingt der Karlsruher FV den FV Rastatt mit 2:0.

In der Nordwest-Staffel des Südens steht alles im Zeichen des Frankfurter Derbies, das zugleich ein Spitzenspiel ist und laut Kicker "eine glatte Enttäuschung". Die Eintracht gewinnt mit 1:0 durch ein Tor von Ehmer, verteidigt die Tabellenführung und beansprucht die Vormachtstellung in der Main-Metropole. 20.000 Zuschauer sind ins Waldstadion gekommen, davon "annähernd die Hälfte zu Fuß" – weil die Straßenbahn so teuer ist anno 1932. Es bleibt der einzige Heimsieg in dieser Gruppe. Mainz 05 und der FV Saarbrücken trennen sich 1:1, FK Pirmasens und Wormatia Worms 2:2 und der neue Tabellenzweite VfL Neckarau siegt bei Waldhof Mannheim 2:1. Das meiste Lob vom Mannheimer Kicker-Reporter bekommt der Schiedsrichter: "Das Trillerpfeifchen bediente der Stuttgarter Maier. Er war sehr aufmerksam und trotz seines hohen Körpergewichts immer dort, wo der Ball gespielt wurde."

Vor 30 Jahren stellt Borussia Dortmund einen neuen Trainer vor: Karl-Heinz Feldkamp wechselt von Kaiserslautern in den Ruhrpott und löst den zwei Tage zuvor entlassenen Branko Zebec ab – aber erst zur neuen Saison. Der Jugoslawe fliegt nach einer Testspiel-Blamage bei Zweitligist Wattenscheid 09 (3:5), über die der Kicker lapidar titelt: "Borussias Blamage - Kein Scherz".

Vor 25 Jahren ist Rückrundenstart in der Bundesliga. "Wer am Samstag in der warmen Stube geblieben ist, hat was versäumt", schreibt der Kicker. Drei Spiele fallen aus, drei weitere aus dem Rahmen. Allen voran das Nürnberger 5:1 gegen Werder Bremen nach torloser erster Hälfte. Doch dann fallen fünf Club-Tore binnen 28 Minuten, Stefan Reuter und Jörn Andersen treffen doppelt. Werder-Keeper Dieter Burdenski, seit 17 Jahren am Ball, spricht von "der deprimierendsten Niederlage meiner Laufbahn." Ungleich dramatischer verläuft das Spiel zwischen Borussia Dortmund und Meister Bayern München. Bis zur 75. Minute führen die Bayern dank zweier Wohlfarth-Tore, dann verkürzt Norbert Dickel. In der Nachspielzeit glückt Michael Zorc schließlich der Ausgleich, zur Freude der meisten der 50.000 im Westfalen-Stadion. Die Bayern schimpfen auf Stürmer Lars Lunde, der fünfmal frei an Teddy de Beer gescheitert ist. Trainer Udo Lattek wenig einfühlsam: "Er hätte der König von München werden können, stattdessen bekommt er vielleicht Einreiseverbot nach Bayern."

So bleibt Herbstmeister HSV Spitze, der Mönchengladbach nach Rückstand 3:1 bezwingt. Held im Volkspark ist Doppeltorschütze Frank Schmöller, der wegen seiner privaten "Pressekonferenz" nach dem Spiel beinahe den Mannschaftsbus verpasst. Noch ein verrücktes Spiel gibt es: im Düsseldorfer Rhein-Stadion trennen sich Fortuna und Eintracht Frankfurt 3:3. Jeder führt mal, am Ende gewinnt keiner. Fortuna-Coach Dieter Brei muss auf Ex-Nationalspieler Calle Del’Haye verzichten. Der Vorstand hat beschlossen, dass künftig nur 15 statt der erlaubten 16 Spieler pro Partie gemeldet werden dürfen – um Punktprämien, die laut Vertrag auch Bankdrückern zustünden, zu sparen.

22. Februar

Vor 70 Jahren hat Nationalspieler Helmut Schön einen starken Tag. Er führt den Dresdner SC zu einem 3:0 in Riesa und ist an allen Toren beteiligt, eines schießt er selbst. Sein Team liegt nun nur noch einen Punkt hinter Tabellenführer Planitz in der Sachsen-Gau-Liga. Oberschlesiens Meister steht schon fest: Germania Königshütte gewinnt bei TuS Schwientochlowitz vor 2500 Zuschauern mit 9:1 – kein seltenes Resultat in einem Kriegsjahr. Die Stuttgarter Kickers verteidigen in Württemberg die Spitze mit einem 7:0 in Feuerbach. In den meisten Ligen ruht jedoch der Spielbetrieb.

Vor 60 Jahren erlebt der 1. FC Nürnberg ein Debakel. Das Rückspiel im Europacup der Landesmeister bei Benfica Lissabon endet 0:6. Schon nach 4 Minuten (2:0) ist der Vorsprung des Hinspiels aufgebraucht. Der große Eusebio schießt zwei Tore. Das Sport Magazin nimmt das Ausscheiden des Deutschen Meisters zum Anlass, Profi-Strukturen anzumahnen. Benfica habe dem Club "die Grenzen aufgezeigt, die das Vertragsspieler-Dasein erlaubt. Je früher man im Training und in der ganzen Einstellung die nötigen Konsequenzen zieht, umso größer könnte der Gewinn aus dieser Fußball-Lektion sein." Dazu gehöre auch die Bereitschaft unter Flutlicht zu spielen, was der Club stets abgelehnt hat. Es ist erst das zweite Spiel seiner Historie unter Flutlicht, schon das erste (0:3 in Karlsruhe) wurde verloren. "Frühere, durch die Tradition geheiligte Entschlüsse, dürfen dem Fortschritt nicht länger im Wege stehen", fordert Chef-Redakteur Hans Fiederer. Bemerkenswert am Rande: auf dem Bankett erhält jeder Nürnberger von seinem jeweiligen Gegenspieler ein Geschenk.

Vor 20 Jahren endet ein ungewöhnlicher Bundesliga-Spieltag. Sieben von zehn Partien haben keinen Sieger, allein fünf enden 1:1. Das torlose Remis von Tabellenführer Dortmund in Dresden und das 2:2 vom Vortag zwischen Karlsruhe und Bremen komplettieren den historischen Unentschieden-Rekord für einen Spieltag. Umso mehr fällt der 4:0-Sieg des 1. FC Köln über Nürnberg auf, der sich mit zwei Platzverweisen für die Gäste aber auch leicht erklären lässt. Beim zweiten Rot für Marc Oechler nach Handspiel haben die Kölner bereits Mitleid. Pierre Littbarski und Falko Götz legen Fürsprache bei Schiedsrichter Ziller ein, doch dem lässt das Regelwerk keinen Spielraum. Kurios: beide Torhüter parieren einen Elfmeter. Es sind ja auch keine Namenlosen: hier Weltmeister Bodo Illgner, da der kommende Europameister Andreas Köpke.

Den zweiten Sieg des Samstags meldet der VfB Stuttgart, der nach dem 1:0 auf Schalke durch ein Tor von Matthias Sammer auf Platz zwei vorrückt. Auch weil sich Kaiserslautern und Herbstmeister Eintracht Frankfurt 1:1 trennen. Trainer Christoph Daum beleidigt trotzdem einen Linienrichter als "Wichtigtuer" und wird zwei Tage darauf vors DFB-Sportgericht zitiert. Er muss 8000 DM Strafe bezahlen.

23. Februar

Vor zehn Jahren bleibt der 1. FC Köln auch im zehnten Spiel in Folge ohne Tor. Nach dem 0:2 in Nürnberg fehlen dem Tabellenletzten nur noch sieben Minuten zu Rekordhalter 1. FC Saarbrücken. Auch Neu-Trainer Friedhelm Funkel scheint den Fluch nicht bannen zu können. Er sagt: "Es wäre fahrlässig, nicht an die 2. Liga zu denken. Wir wollen allerdings noch einige Spiele gewinnen."

Das muss auch Meister Bayern München, der als Fünfter die Champions League zu verpassen droht. Zu verschenken haben die Bayern eigentlich nichts, aber als es beim Stand von 6:0 gegen Energie Cottbus Elfmeter gibt, schnappt sich Torwart Oliver Kahn den Ball. Prompt scheitert er an Kollege Tomislav Piplica. Dennoch ist es die höchste Ligapleite der Cottbuser, die zudem zwei Platzverweise beklagen. Treffsicherer sind Michael Preetz und Marcelinho von Hertha BSC, die beim 5:1 über Titelaspirant Kaiserslautern je zwei Tore schießen. Neu-Trainer Falko Götz verbucht im dritten Spiel den dritten Sieg, das nennt man einen Traumeinstand.

24. Februar

Vor 70 Jahren erscheint aus der Feder des ehemaligen Reichstrainers Otto Nerz im Kicker ein Artikel zum Thema "Sport, der Samariter der Soldaten", der selbst im Kriegsjahr 1942 deplatziert erscheint. Darin heißt es: "Originell ist es, wenn Beinamputierte auf Krücken Fußball spielen. Es kommt dabei ein Spiel zustande, das zwischen Fußball und Hockey steht. Der Ball wird entweder mit einer der Krücken oder dem gesunden Bein gespielt. Dabei kommt es zu tollen Bildern! Ein Gesunder sollte da wegbleiben! Da wird richtiggehend geholzt!"

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Alles überstrahlt das Spitzenspiel im Norden, wo Verfolger VfL Osnabrück den HSV empfängt. 30.000 an der Bremer Brücke wollen den Spitzenreiter stürzen sehen. Auch wenn der HSV noch nie beim VfL verloren hat, sorgt sich Trainer Georg Knöpfle vor Anpfiff: "Noch nie fuhren wir so skeptisch hier her." Es wird ein Spiel für die Geschichtsbücher. Nach 25 Minuten steht es 3:0 für Osnabrück, Adolf Vetter, Ötti Meyer und Ludwig Gerdes lassen das Stadion erbeben. Allmählich rappelt sich der Nord-Meister auf. Erich Ebelimg und Werner Harden verkürzen noch vor der Pause. Es kommt noch besser: Jupp Posipal gleicht aus und Herbert Woitkowiak bringt den HSV nach 73 Minuten sogar in Führung. Da rettet Ötti Meyer mit seinem zweiten Tor des Tages den Osnabrückern noch einen Punkt (79.) und der Liga die Spannung. Auch im Rennen um die Torjäger-Würde, Meyer und Woitkowiak stehen bei je 22 Treffern.

Dramatisch geht es auch in Hannover zu, wo der Tabellendritte Holstein Kiel zu einem 4:3 bei den Arminen kommt. Auch hier verspielt der Gastgeber eine klare Führung (2:0 nach 18 Minuten) – und zwar binnen 120 Sekunden, die Kiels Wrobel für zwei Tore braucht. Anders ausgedrückt fallen in drei Minuten (18. bis 20.) drei Tore. St. Pauli und Werder Bremen haben mit der Endrunde nichts mehr zu tun, dennoch kommen für Februar anno 1952 passable 8000 Zuschauer ans Millerntor. Beide Teams haben nur je einen Torschützen: Alfred Boller hier, Heinz Rath da.

Im Süden schaffen sieben Gästeteams nur ein einziges Tor, das dem VfR Mannheim bei Schlusslicht Neckarau einen Punkt bringt. Die größten Endrunden-Aspiranten halten sich schadlos: Nürnberg putzt Schweinfurt 4:0, der VfB Stuttgart die Frankfurter Eintracht 2:0. 12.000 im Neckar-Stadion sind die eher mäßige Top-Kulisse des Faschingssonntags. Die wenigsten Zuschauer sehen die meisten Tore: Waldhof Mannheim begrüßt gegen Viktoria Aschaffenburg 3000 Anhänger und serviert ihnen ein 7:0. Am torhungrigsten ist Georg Herbold (3).

In Berlin wird es wieder richtig spannend. Tabellenführer Union 06 gewinnt gegen Blau-Weiß 90 nur nach Ecken – und das klar (17:0). Nach Toren lautet es aber 0:2 und so kommt TeBe (3:1 bei Nordstern) auf einen Zähler in der Stadt-Liga heran.

Im Südwesten müht sich der souveräne Primus 1. FC Saarbrücken zu einem 2:1 gegen Schlusslicht Weisenau, das bereits abgestiegen ist. Verfolger Kaiserslautern hat spielfrei, Mainz 05 feiert den höchsten Tagessieg (5:0 gegen VfL Neustadt). Im Westen ruht der Ball.

Vor zehn Jahren endet das Spitzenspiel der Bundesliga überraschend deutlich. Bayer Leverkusen löst Borussia Dortmund nach einem 4:0-Heimsieg von der Tabellenspitze ab. Der relativ kleine Nationalspieler Oliver Neuville entscheidet die giftige Partie ausgerechnet mit einem Kopfballtor. Schiedsrichter Knut Kircher verteilt fünf Verwarnungen und stellt Dortmunds Jan Koller vom Platz. Im zweiten Sonntagsspiel triumphieren die Gäste: der HSV gewinnt das Nord-Derby in Bremen dank eines Treffers von Bernardo Romeo mit 1:0.

25. Februar

Vor 100 Jahren wird Eintracht Frankfurt, damals noch als Frankfurter FV firmierend, ein Spiel vor Saisonschluss Nordkreismeister. Dazu reicht ein 3:1 gegen Britannia Frankfurt. Hanau 93 wird Zweiter. Interessant die Bewertung der Schiedsrichter-Leistung im Fachblatt Fußball. "Herr Brucker als Schiedsrichter war — eben Herr Brucker. Damit ist alles gesagt." Fachkenntnisse werden auch anno 1912 beim Leser offenbar schon vorausgesetzt. Der FV Stuttgart, aus dem einmal der VfB werden wird, leistet sich nach einer Saison ohne Niederlagen ein derbes 2:9 bei den Stuttgarter Schwaben.

Vor 50 Jahren spielt die Oberliga. Im Süden pausiert Spitzenreiter Nürnberg, der sich nach dem 0:6 in Lissabon noch die Wunden leckt (siehe 22. Februar). Immerhin bleibt der Club oben, da Eintracht Frankfurt zuhause dem VfB Stuttgart 1:2 unterliegt. In vorletzter Minute schießt Erich Neupert den VfB zum Sieg und die Eintracht von der Spitze. Eintracht-Spielausschusschef Ernst Berger tadelt: "Unsere Spieler mussten für ihre Überheblichkeit büßen." Immerhin behält die Eintracht genug Polster vor den Jägern: Kickers Offenbach (1:1 gegen Fürth) und SSV Reutlingen (1:2 gegen BC Augsburg) patzen zuhause.

Im Norden fallen zwei Spiele aus, weder der HSV noch St. Pauli können aufgrund der Folgen der Sturmflut am Wochenende zuvor antreten. So rückt Werder Bremen etwas näher an den Nord-Meister heran. Das furiose 7:1 gegen VfB Oldenburg markiert den höchsten Tagessieg und weckt Vorfreude auf das Europacupspiel gegen AC Mailand drei Tage später. Willi Schröder, dem das erste Tor gelingt, sagt nüchtern wie die Hanseaten eben sind: "Lieber heute ein Tor weniger, und dafür am Mittwoch eines mehr. Für die Moral der Mannschaft war der klare Sieg aber gut." Hannover 96 ist nach dem 4:2 bei Schlusslicht Eintracht Nordhorn aus der Abstiegszone heraus.

Im Südwesten sind die Machtverhältnisse vorläufig geklärt. Primus Borussia Neunkirchen schlägt zuhause auch den 1. FC Kaiserslautern (2:0), 14.000 träumen von der Titelverteidigung. Den zweiten Endrundenplatz nimmt nun FK Pirmasens ein (2:1 gegen Ludwigshafen) ein.

Im Westen blamiert sich Schalke 04 bis auf die Knochen. Der Tabellenzweite unterliegt dem Vorletzten SV Sodingen vor 10.000 Getreuen in der Glückauf-Kampfbahn 1:2. Unmittelbar nachdem Willi Koslowski das 1:1 gelingt, trifft Werner Moldovan erneut. Gäste-Trainer Kurt Berg: "Dem Tapferen steht auch das Glück zur Seite." Davon profitiert auch Tabellenführer 1. FC Köln, der in Hamborn 2:0 gewinnt und nun zwei Punkte enteilt ist. Schwarz-Weiß Essen schlägt Preußen Münster 2:0 und bleibt Dritter, gefolgt von Westfalia Herne (4:0 gegen Marl-Hüls). Dieses Quartett macht die Endrundenplätze unter sich aus. Borussia Dortmund hat damit nichts mehr zu tun, begrüßt dennoch gegen Fortuna Düsseldorf (3:1) die meisten Zuschauer (15.000). Totentanz dagegen bei Fast-Absteiger Duisburger SV, der gegen Aachen bereits die neunte Heimniederlage (1:4) kassiert – und das Eintrittsgeld von nur 2000 Besuchern.

26. Februar

Vor 40 Jahren erleben Schalkes Fans einen optimalen Bundesliga-Spieltag. Während die eigene Elf auch ihr zwölftes Heimspiel gewinnt – 2:0 gegen Eintracht Frankfurt – und Platz 1 verteidigt, nehmen sich die Verfolger die Punkte gegenseitig weg. Denn Borussia Mönchengladbach und der FC Bayern trennen sich 2:2, wobei der Meister nach zwei Heynckes-Treffern schon auf der Siegerstraße zu sein schien. Sepp Maier schimpft über das glatte Spielobjekt, es sei "der schlechteste Ball überhaupt". Doch Edgar Schneider und Franz Roth kommen mit ihm auch zu Toren und retten den Bayern einen Punkt in einem echten Topspiel am ausverkauften Bökelberg. Damit wächst Bayerns Rückstand auf Schalke aber auf drei Punkte.

Perfekt wird der Schalker Tag durch das Dortmunder 1:3 in Bremen, womit Borussia auf einen Abstiegsplatz fällt. Der HSV hat am Tag der Gastgeber mit sieben Heimsiegen in Berlin besonderes Pech. Während Herthas Erich Beer zweimal ins Tor trifft und die Partie allein entscheidet, treffen die Hamburger gleich dreimal nur Holz. Zum Tagesgespräch gehört auch der 3:1-Sieg von Arminia Bielefeld gegen Bochum. Trotz Zwangsabstiegs hängen sich die Arminen rein und drehen die Partie, für die sich immerhin noch 14.000 Zuschauer interessieren. Beachtlich für ein "Geisterspiel".

Vor zehn Jahren gewinnt Bayern München das Rückspiel gegen Boavista Porto in der Zwischenrunde der Champions League mit 1:0. Roque Santa Cruz erlöst 32.000 im Olympiastadion mit dem Tor des Tages nach 81 Minuten. Vizepräsident Kalle Rummenigge glaubt von dem 20-Jährigen, "dass wir da einen Superfußballer kriegen".

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

20. Februar

Vor 30 Jahren wird das Viertelfinale im DFB-Pokal ausgetragen. Nunmehr ist die Bundesliga unter sich. Mit Göttingen 05 und Ulm 46 scheiden die letzten unterklassigen Klubs aus, aber sie wehren sich tapfer. Bis zur 66. Minute führt der Oberligist gegen den kommenden Meister mit 2:1, ehe Lars Bastrup, Jürgen Milewski und Thomas von Heesen noch einen standesgemäßen 4:2-Sieg heraus schießen. Göttingen-Trainer Helmut Wiegand ist es irgendwie recht: "Es wäre mir fast peinlich gewesen, wenn wir den HSV ausgeschaltet hätten."

Oberligist Ulm 46 hat da weniger Hemmungen und erzwingt beim VfL Bochum sogar eine Verlängerung, ehe Walter Oswald und Christian Schreier 7100 verärgerte VfL-Anhänger erlösen, wenngleich nicht versöhnen. Vorstand Horst Christopeit spricht vom "schlechtesten Spiel seit ewigen Jahren". Aber dann rettet das von Weltmeister Horst Eckel gezogene Los die Stimmung: Die Bayern kommen im Halbfinale nach Bochum, weil sie in Bremen nach Verlängerung 2:1 gewonnen haben, Paul Breitner erzielt beide Tore.

Freude auch beim 1.FC Nürnberg, der vor 32.000 Borussia Mönchengladbach schlägt und nun gegen den HSV mit einem vollen Haus rechnen kann. Borussias Tor erzielt Lothar Matthäus, der am Vortag noch in Nürnberg zum Notzahnarzt musste. Er hatte aus Angst eine nötige Behandlung zu lange hinausgezögert. Der Kicker will erfahren haben: "Bald wird Trainer Heynckes ihm den dienstlichen Befehl geben, seine Angst vor dem Zahnarzt zu überwinden. Sechs Beißerchen müssen repariert oder saniert werden."

Am selben Tag werden zwei Nachholspiele der Bundesliga ausgetragen. Der 1. FC Kaiserslautern setzt ein Ausrufezeichen und demontiert Eintracht Frankfurt, die bis zur 42. Minute 2:0 führt, mit 6:2. Ein Eigentor von Charly Körbel leitet die Aufholjagd der Pfälzer ein. Die Eintracht erwägt daraufhin offen die Trennung von Trainer Lothar Buchmann und plant Hennes Weisweiler aus New York zu verpflichten, wie Präsident Axel Schander bekannt gibt. Ihre Trainer haben der Karlsruher SC und der MSV Duisburg im Abstiegskampf bereits gewechselt, nur beim KSC scheint es zu fruchten. Max Merkel führt ihn zu einem 2:0 über die abgeschlagenen Duisburger, die zu allem Übel noch Peter Fenten wegen Schien- und Wadenbeinbruchs verlieren.

In der 2. Bundesliga kommen 34.000 Zuschauer zum Knaller zwischen TSV 1860 und Schalke 04 ins Münchner Olympiastadion. Rudi Völler und Erich Beer schießen die Löwen zum Sieg und an die Tabellenspitze.

Vor 20 Jahren gewinnt Bayern München an einem Donnerstagabend 5:0 in Bochum und verhindert ein sensationelles Trainerdebüt. "Wenn wir in Bochum verlieren, muss der Franz ran", hat Manager Uli Hoeneß schon angekündigt. Doch so bleibt Sören Lerby noch im Amt und Franz Beckenbauer Vizepräsident und Chefkritiker. Der Kaiser spricht von einer "total zerstrittenen Mannschaft", doch auf dem Platz herrscht plötzlich Harmonie. Selten genug in der Krisensaison 1991/1992. Mann des Tages ist der 20-jährige Christian Ziege, der zwei Tore erzielt und laut Kicker "eine Weltklasseleistung" zeigt.

Vor zehn Jahren holt Bayern München in der Champions League einen Punkt bei Boavista Porto. Das ereignisarme dritte Spiel der Zwischenrunde endet 0:0, am nächsten kommt noch Verteidiger Sammy Kuffour einem Tor. Doch er köpft in letzter Minute an den Pfosten.

21. Februar

Vor 80 Jahren werden in Mitteldeutschland gleich drei Gaumeister ermittelt. In Leipzig feiert Wacker Leipzig (nach 4:2 gegen Sportfreunde Markranstädt), im Saalegau Wacker Halle (2:1 gegen Favorit Halle) und im Vogtland der VfB Plauen (6:1 gegen SpVgg. Falkenstein). Sie nehmen mit den schon feststehenden Gaumeistern Dresdner SC, PSV Chemnitz und Zwickauer SC an den Vorrunden zur Deutschen Meisterschaft 1932 teil. Im Süden sind diese schon im Gange, am vorletzten Hinrunden-Spieltag haben die Gäste wenig zu lachen. Bayern München geht beim Tabellenführer in Fürth 0:3 unter, doch ein Schatten fällt über den Erfolg der Kleeblätter. Ihr renommierter Trainer, der Engländer William Townley, nimmt seinen Hut und heuert zum 1. März bei Arminia Hannover an. Georg Kießling (2) und Lechler schießen die letzten Tore unter seiner Obhut.

Der 1. FC Nürnberg punktet als Einziger in der Fremde, vor 18.000 Zuschauern gibt es auf Schnee ein 1:1 bei 1860 München, nur kein Lob. Im Kicker steht zu lesen: "Was wir diesmal von den Nürnbergern sahen, erinnert doch stark an Puppentheater." Weil alles von Hans Kalb abhinge, der wie ein Marionettenspieler die Fäden ziehe. Mit seinen Kommandos habe der Nationalspieler jedoch "außerhalb der Barrieren für Heiterkeit" gesorgt. Aber der Club bleibt im Rennen um die Endrundenplätze, wovon nun auch der VfB Stuttgart wieder träumt. Das 4:0 gegen die zuvor starken Pforzheimer hat kein Experte erwartet. „Der VfB hat sich die Sympathien des Stuttgarter Publikum, das in etwa in Stärke von 7000 Zuschauern auf den Wasen gekommen war, mit diesem Spiel wieder zurückerworben", findet der Kicker. Im vierten Spiel bezwingt der Karlsruher FV den FV Rastatt mit 2:0.

In der Nordwest-Staffel des Südens steht alles im Zeichen des Frankfurter Derbies, das zugleich ein Spitzenspiel ist und laut Kicker "eine glatte Enttäuschung". Die Eintracht gewinnt mit 1:0 durch ein Tor von Ehmer, verteidigt die Tabellenführung und beansprucht die Vormachtstellung in der Main-Metropole. 20.000 Zuschauer sind ins Waldstadion gekommen, davon "annähernd die Hälfte zu Fuß" – weil die Straßenbahn so teuer ist anno 1932. Es bleibt der einzige Heimsieg in dieser Gruppe. Mainz 05 und der FV Saarbrücken trennen sich 1:1, FK Pirmasens und Wormatia Worms 2:2 und der neue Tabellenzweite VfL Neckarau siegt bei Waldhof Mannheim 2:1. Das meiste Lob vom Mannheimer Kicker-Reporter bekommt der Schiedsrichter: "Das Trillerpfeifchen bediente der Stuttgarter Maier. Er war sehr aufmerksam und trotz seines hohen Körpergewichts immer dort, wo der Ball gespielt wurde."

Vor 30 Jahren stellt Borussia Dortmund einen neuen Trainer vor: Karl-Heinz Feldkamp wechselt von Kaiserslautern in den Ruhrpott und löst den zwei Tage zuvor entlassenen Branko Zebec ab – aber erst zur neuen Saison. Der Jugoslawe fliegt nach einer Testspiel-Blamage bei Zweitligist Wattenscheid 09 (3:5), über die der Kicker lapidar titelt: "Borussias Blamage - Kein Scherz".

Vor 25 Jahren ist Rückrundenstart in der Bundesliga. "Wer am Samstag in der warmen Stube geblieben ist, hat was versäumt", schreibt der Kicker. Drei Spiele fallen aus, drei weitere aus dem Rahmen. Allen voran das Nürnberger 5:1 gegen Werder Bremen nach torloser erster Hälfte. Doch dann fallen fünf Club-Tore binnen 28 Minuten, Stefan Reuter und Jörn Andersen treffen doppelt. Werder-Keeper Dieter Burdenski, seit 17 Jahren am Ball, spricht von "der deprimierendsten Niederlage meiner Laufbahn." Ungleich dramatischer verläuft das Spiel zwischen Borussia Dortmund und Meister Bayern München. Bis zur 75. Minute führen die Bayern dank zweier Wohlfarth-Tore, dann verkürzt Norbert Dickel. In der Nachspielzeit glückt Michael Zorc schließlich der Ausgleich, zur Freude der meisten der 50.000 im Westfalen-Stadion. Die Bayern schimpfen auf Stürmer Lars Lunde, der fünfmal frei an Teddy de Beer gescheitert ist. Trainer Udo Lattek wenig einfühlsam: "Er hätte der König von München werden können, stattdessen bekommt er vielleicht Einreiseverbot nach Bayern."

So bleibt Herbstmeister HSV Spitze, der Mönchengladbach nach Rückstand 3:1 bezwingt. Held im Volkspark ist Doppeltorschütze Frank Schmöller, der wegen seiner privaten "Pressekonferenz" nach dem Spiel beinahe den Mannschaftsbus verpasst. Noch ein verrücktes Spiel gibt es: im Düsseldorfer Rhein-Stadion trennen sich Fortuna und Eintracht Frankfurt 3:3. Jeder führt mal, am Ende gewinnt keiner. Fortuna-Coach Dieter Brei muss auf Ex-Nationalspieler Calle Del’Haye verzichten. Der Vorstand hat beschlossen, dass künftig nur 15 statt der erlaubten 16 Spieler pro Partie gemeldet werden dürfen – um Punktprämien, die laut Vertrag auch Bankdrückern zustünden, zu sparen.

22. Februar

Vor 70 Jahren hat Nationalspieler Helmut Schön einen starken Tag. Er führt den Dresdner SC zu einem 3:0 in Riesa und ist an allen Toren beteiligt, eines schießt er selbst. Sein Team liegt nun nur noch einen Punkt hinter Tabellenführer Planitz in der Sachsen-Gau-Liga. Oberschlesiens Meister steht schon fest: Germania Königshütte gewinnt bei TuS Schwientochlowitz vor 2500 Zuschauern mit 9:1 – kein seltenes Resultat in einem Kriegsjahr. Die Stuttgarter Kickers verteidigen in Württemberg die Spitze mit einem 7:0 in Feuerbach. In den meisten Ligen ruht jedoch der Spielbetrieb.

Vor 60 Jahren erlebt der 1. FC Nürnberg ein Debakel. Das Rückspiel im Europacup der Landesmeister bei Benfica Lissabon endet 0:6. Schon nach 4 Minuten (2:0) ist der Vorsprung des Hinspiels aufgebraucht. Der große Eusebio schießt zwei Tore. Das Sport Magazin nimmt das Ausscheiden des Deutschen Meisters zum Anlass, Profi-Strukturen anzumahnen. Benfica habe dem Club "die Grenzen aufgezeigt, die das Vertragsspieler-Dasein erlaubt. Je früher man im Training und in der ganzen Einstellung die nötigen Konsequenzen zieht, umso größer könnte der Gewinn aus dieser Fußball-Lektion sein." Dazu gehöre auch die Bereitschaft unter Flutlicht zu spielen, was der Club stets abgelehnt hat. Es ist erst das zweite Spiel seiner Historie unter Flutlicht, schon das erste (0:3 in Karlsruhe) wurde verloren. "Frühere, durch die Tradition geheiligte Entschlüsse, dürfen dem Fortschritt nicht länger im Wege stehen", fordert Chef-Redakteur Hans Fiederer. Bemerkenswert am Rande: auf dem Bankett erhält jeder Nürnberger von seinem jeweiligen Gegenspieler ein Geschenk.

Vor 20 Jahren endet ein ungewöhnlicher Bundesliga-Spieltag. Sieben von zehn Partien haben keinen Sieger, allein fünf enden 1:1. Das torlose Remis von Tabellenführer Dortmund in Dresden und das 2:2 vom Vortag zwischen Karlsruhe und Bremen komplettieren den historischen Unentschieden-Rekord für einen Spieltag. Umso mehr fällt der 4:0-Sieg des 1. FC Köln über Nürnberg auf, der sich mit zwei Platzverweisen für die Gäste aber auch leicht erklären lässt. Beim zweiten Rot für Marc Oechler nach Handspiel haben die Kölner bereits Mitleid. Pierre Littbarski und Falko Götz legen Fürsprache bei Schiedsrichter Ziller ein, doch dem lässt das Regelwerk keinen Spielraum. Kurios: beide Torhüter parieren einen Elfmeter. Es sind ja auch keine Namenlosen: hier Weltmeister Bodo Illgner, da der kommende Europameister Andreas Köpke.

Den zweiten Sieg des Samstags meldet der VfB Stuttgart, der nach dem 1:0 auf Schalke durch ein Tor von Matthias Sammer auf Platz zwei vorrückt. Auch weil sich Kaiserslautern und Herbstmeister Eintracht Frankfurt 1:1 trennen. Trainer Christoph Daum beleidigt trotzdem einen Linienrichter als "Wichtigtuer" und wird zwei Tage darauf vors DFB-Sportgericht zitiert. Er muss 8000 DM Strafe bezahlen.

23. Februar

Vor zehn Jahren bleibt der 1. FC Köln auch im zehnten Spiel in Folge ohne Tor. Nach dem 0:2 in Nürnberg fehlen dem Tabellenletzten nur noch sieben Minuten zu Rekordhalter 1. FC Saarbrücken. Auch Neu-Trainer Friedhelm Funkel scheint den Fluch nicht bannen zu können. Er sagt: "Es wäre fahrlässig, nicht an die 2. Liga zu denken. Wir wollen allerdings noch einige Spiele gewinnen."

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Das muss auch Meister Bayern München, der als Fünfter die Champions League zu verpassen droht. Zu verschenken haben die Bayern eigentlich nichts, aber als es beim Stand von 6:0 gegen Energie Cottbus Elfmeter gibt, schnappt sich Torwart Oliver Kahn den Ball. Prompt scheitert er an Kollege Tomislav Piplica. Dennoch ist es die höchste Ligapleite der Cottbuser, die zudem zwei Platzverweise beklagen. Treffsicherer sind Michael Preetz und Marcelinho von Hertha BSC, die beim 5:1 über Titelaspirant Kaiserslautern je zwei Tore schießen. Neu-Trainer Falko Götz verbucht im dritten Spiel den dritten Sieg, das nennt man einen Traumeinstand.

24. Februar

Vor 70 Jahren erscheint aus der Feder des ehemaligen Reichstrainers Otto Nerz im Kicker ein Artikel zum Thema "Sport, der Samariter der Soldaten", der selbst im Kriegsjahr 1942 deplatziert erscheint. Darin heißt es: "Originell ist es, wenn Beinamputierte auf Krücken Fußball spielen. Es kommt dabei ein Spiel zustande, das zwischen Fußball und Hockey steht. Der Ball wird entweder mit einer der Krücken oder dem gesunden Bein gespielt. Dabei kommt es zu tollen Bildern! Ein Gesunder sollte da wegbleiben! Da wird richtiggehend geholzt!"

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Alles überstrahlt das Spitzenspiel im Norden, wo Verfolger VfL Osnabrück den HSV empfängt. 30.000 an der Bremer Brücke wollen den Spitzenreiter stürzen sehen. Auch wenn der HSV noch nie beim VfL verloren hat, sorgt sich Trainer Georg Knöpfle vor Anpfiff: "Noch nie fuhren wir so skeptisch hier her." Es wird ein Spiel für die Geschichtsbücher. Nach 25 Minuten steht es 3:0 für Osnabrück, Adolf Vetter, Ötti Meyer und Ludwig Gerdes lassen das Stadion erbeben. Allmählich rappelt sich der Nord-Meister auf. Erich Ebelimg und Werner Harden verkürzen noch vor der Pause. Es kommt noch besser: Jupp Posipal gleicht aus und Herbert Woitkowiak bringt den HSV nach 73 Minuten sogar in Führung. Da rettet Ötti Meyer mit seinem zweiten Tor des Tages den Osnabrückern noch einen Punkt (79.) und der Liga die Spannung. Auch im Rennen um die Torjäger-Würde, Meyer und Woitkowiak stehen bei je 22 Treffern.

Dramatisch geht es auch in Hannover zu, wo der Tabellendritte Holstein Kiel zu einem 4:3 bei den Arminen kommt. Auch hier verspielt der Gastgeber eine klare Führung (2:0 nach 18 Minuten) – und zwar binnen 120 Sekunden, die Kiels Wrobel für zwei Tore braucht. Anders ausgedrückt fallen in drei Minuten (18. bis 20.) drei Tore. St. Pauli und Werder Bremen haben mit der Endrunde nichts mehr zu tun, dennoch kommen für Februar anno 1952 passable 8000 Zuschauer ans Millerntor. Beide Teams haben nur je einen Torschützen: Alfred Boller hier, Heinz Rath da.

Im Süden schaffen sieben Gästeteams nur ein einziges Tor, das dem VfR Mannheim bei Schlusslicht Neckarau einen Punkt bringt. Die größten Endrunden-Aspiranten halten sich schadlos: Nürnberg putzt Schweinfurt 4:0, der VfB Stuttgart die Frankfurter Eintracht 2:0. 12.000 im Neckar-Stadion sind die eher mäßige Top-Kulisse des Faschingssonntags. Die wenigsten Zuschauer sehen die meisten Tore: Waldhof Mannheim begrüßt gegen Viktoria Aschaffenburg 3000 Anhänger und serviert ihnen ein 7:0. Am torhungrigsten ist Georg Herbold (3).

In Berlin wird es wieder richtig spannend. Tabellenführer Union 06 gewinnt gegen Blau-Weiß 90 nur nach Ecken – und das klar (17:0). Nach Toren lautet es aber 0:2 und so kommt TeBe (3:1 bei Nordstern) auf einen Zähler in der Stadt-Liga heran.

Im Südwesten müht sich der souveräne Primus 1. FC Saarbrücken zu einem 2:1 gegen Schlusslicht Weisenau, das bereits abgestiegen ist. Verfolger Kaiserslautern hat spielfrei, Mainz 05 feiert den höchsten Tagessieg (5:0 gegen VfL Neustadt). Im Westen ruht der Ball.

Vor zehn Jahren endet das Spitzenspiel der Bundesliga überraschend deutlich. Bayer Leverkusen löst Borussia Dortmund nach einem 4:0-Heimsieg von der Tabellenspitze ab. Der relativ kleine Nationalspieler Oliver Neuville entscheidet die giftige Partie ausgerechnet mit einem Kopfballtor. Schiedsrichter Knut Kircher verteilt fünf Verwarnungen und stellt Dortmunds Jan Koller vom Platz. Im zweiten Sonntagsspiel triumphieren die Gäste: der HSV gewinnt das Nord-Derby in Bremen dank eines Treffers von Bernardo Romeo mit 1:0.

25. Februar

Vor 100 Jahren wird Eintracht Frankfurt, damals noch als Frankfurter FV firmierend, ein Spiel vor Saisonschluss Nordkreismeister. Dazu reicht ein 3:1 gegen Britannia Frankfurt. Hanau 93 wird Zweiter. Interessant die Bewertung der Schiedsrichter-Leistung im Fachblatt Fußball. "Herr Brucker als Schiedsrichter war — eben Herr Brucker. Damit ist alles gesagt." Fachkenntnisse werden auch anno 1912 beim Leser offenbar schon vorausgesetzt. Der FV Stuttgart, aus dem einmal der VfB werden wird, leistet sich nach einer Saison ohne Niederlagen ein derbes 2:9 bei den Stuttgarter Schwaben.

Vor 50 Jahren spielt die Oberliga. Im Süden pausiert Spitzenreiter Nürnberg, der sich nach dem 0:6 in Lissabon noch die Wunden leckt (siehe 22. Februar). Immerhin bleibt der Club oben, da Eintracht Frankfurt zuhause dem VfB Stuttgart 1:2 unterliegt. In vorletzter Minute schießt Erich Neupert den VfB zum Sieg und die Eintracht von der Spitze. Eintracht-Spielausschusschef Ernst Berger tadelt: "Unsere Spieler mussten für ihre Überheblichkeit büßen." Immerhin behält die Eintracht genug Polster vor den Jägern: Kickers Offenbach (1:1 gegen Fürth) und SSV Reutlingen (1:2 gegen BC Augsburg) patzen zuhause.

Im Norden fallen zwei Spiele aus, weder der HSV noch St. Pauli können aufgrund der Folgen der Sturmflut am Wochenende zuvor antreten. So rückt Werder Bremen etwas näher an den Nord-Meister heran. Das furiose 7:1 gegen VfB Oldenburg markiert den höchsten Tagessieg und weckt Vorfreude auf das Europacupspiel gegen AC Mailand drei Tage später. Willi Schröder, dem das erste Tor gelingt, sagt nüchtern wie die Hanseaten eben sind: "Lieber heute ein Tor weniger, und dafür am Mittwoch eines mehr. Für die Moral der Mannschaft war der klare Sieg aber gut." Hannover 96 ist nach dem 4:2 bei Schlusslicht Eintracht Nordhorn aus der Abstiegszone heraus.

Im Südwesten sind die Machtverhältnisse vorläufig geklärt. Primus Borussia Neunkirchen schlägt zuhause auch den 1. FC Kaiserslautern (2:0), 14.000 träumen von der Titelverteidigung. Den zweiten Endrundenplatz nimmt nun FK Pirmasens ein (2:1 gegen Ludwigshafen) ein.

Im Westen blamiert sich Schalke 04 bis auf die Knochen. Der Tabellenzweite unterliegt dem Vorletzten SV Sodingen vor 10.000 Getreuen in der Glückauf-Kampfbahn 1:2. Unmittelbar nachdem Willi Koslowski das 1:1 gelingt, trifft Werner Moldovan erneut. Gäste-Trainer Kurt Berg: "Dem Tapferen steht auch das Glück zur Seite." Davon profitiert auch Tabellenführer 1. FC Köln, der in Hamborn 2:0 gewinnt und nun zwei Punkte enteilt ist. Schwarz-Weiß Essen schlägt Preußen Münster 2:0 und bleibt Dritter, gefolgt von Westfalia Herne (4:0 gegen Marl-Hüls). Dieses Quartett macht die Endrundenplätze unter sich aus. Borussia Dortmund hat damit nichts mehr zu tun, begrüßt dennoch gegen Fortuna Düsseldorf (3:1) die meisten Zuschauer (15.000). Totentanz dagegen bei Fast-Absteiger Duisburger SV, der gegen Aachen bereits die neunte Heimniederlage (1:4) kassiert – und das Eintrittsgeld von nur 2000 Besuchern.

26. Februar

Vor 40 Jahren erleben Schalkes Fans einen optimalen Bundesliga-Spieltag. Während die eigene Elf auch ihr zwölftes Heimspiel gewinnt – 2:0 gegen Eintracht Frankfurt – und Platz 1 verteidigt, nehmen sich die Verfolger die Punkte gegenseitig weg. Denn Borussia Mönchengladbach und der FC Bayern trennen sich 2:2, wobei der Meister nach zwei Heynckes-Treffern schon auf der Siegerstraße zu sein schien. Sepp Maier schimpft über das glatte Spielobjekt, es sei "der schlechteste Ball überhaupt". Doch Edgar Schneider und Franz Roth kommen mit ihm auch zu Toren und retten den Bayern einen Punkt in einem echten Topspiel am ausverkauften Bökelberg. Damit wächst Bayerns Rückstand auf Schalke aber auf drei Punkte.

Perfekt wird der Schalker Tag durch das Dortmunder 1:3 in Bremen, womit Borussia auf einen Abstiegsplatz fällt. Der HSV hat am Tag der Gastgeber mit sieben Heimsiegen in Berlin besonderes Pech. Während Herthas Erich Beer zweimal ins Tor trifft und die Partie allein entscheidet, treffen die Hamburger gleich dreimal nur Holz. Zum Tagesgespräch gehört auch der 3:1-Sieg von Arminia Bielefeld gegen Bochum. Trotz Zwangsabstiegs hängen sich die Arminen rein und drehen die Partie, für die sich immerhin noch 14.000 Zuschauer interessieren. Beachtlich für ein "Geisterspiel".

Vor zehn Jahren gewinnt Bayern München das Rückspiel gegen Boavista Porto in der Zwischenrunde der Champions League mit 1:0. Roque Santa Cruz erlöst 32.000 im Olympiastadion mit dem Tor des Tages nach 81 Minuten. Vizepräsident Kalle Rummenigge glaubt von dem 20-Jährigen, "dass wir da einen Superfußballer kriegen".