Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.
15. Februar:
Vor 35 Jahren fallen in der Bundesliga 43 Tore, die wenigsten noch in München, wo sich die Bayern und der VfB Stuttgart 1:1 trennen. Den Vogel schießt das West-Derby zwischen RW Essen und Schalke 04 ab. Dreimal wechselt die Führung, am Ende hat gar keiner gewonnen – 4:4. Das punktgleiche Führungsduo siegt derweil gegen die Berliner Klubs: Mönchengladbach 4:1 (3 Heynckes-Tore) bei TeBe, Kickers Offenbach 3:1 im Verfolgerduell gegen Hertha BSC.
Vor 30 Jahren verlängert Nationalstürmer Karl-Heinz Rummenigge seinen Vertrag beim FC Bayern München um fünf Jahre. Eine Entscheidung auch für die Familie. Ihm lag zwar ein Angebot des AC Mailand vor, aber Frau Martina wollte „um keinen Preis weg“, berichtet Rummenigge.
Vor zehn Jahren zieht der SV Werder Bremen ins DFB-Pokal-Finale ein. Gegen Zweitligist Stuttgarter Kickers braucht er aber die Verlängerung, um im Weser-Stadion mit 2:1 zu siegen. Das entscheidende Tor der Elf von Thomas Schaaf glückt Juri Maximow.
Vor fünf Jahren muss der Schiedsrichter Robert Hoyzer im Wett- und Manipulationsskandal der Staatsanwaltschaft Berlin Angaben zu 63 verdächtigen Spielen machen. Der DFB setzt derweil das manipulierte Zweitliga-Spiel Wacker Burghausen – LR Ahlen neu an und verhängt über den mitverdächtigen Schiedsrichter Dominik Marks eine Schutzsperre.
16. Februar
Vor 30 Jahren findet das DFB-Pokal-Achtelfinale statt, in den sechs Samstags-Partien fallen 31 Tore. Am turbulentesten geht es in Karlsruhe zu, wo Fortuna Düsseldorf zwar mit 5:3 gewinnt, aber zwei Spieler verliert: Torwart Horst Dreher und Stürmer Klaus Allofs fliegen vom Platz. Trainer Otto Rehhagel klagt: „Lieber wäre ich ausgeschieden, als auf zwei Spieler verzichten zu müssen.“ Die einzige Überraschung gelingt dem Zweitligisten FC Homburg, der Bundesliga-Aufsteiger 1860 München mit 1:0 schlägt. Bemerkenswert spannend ist der Verlauf im Duell der Bundesligisten VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt, das die Schwaben nach 0:2-Pausenrückstand noch mit 3:2 gewinnen. Hermann Ohlicher ist mit zwei Toren der Held des Tages.
Vor 25 Jahren rutscht Borussia Dortmund auf den letzten Platz in der Bundesliga ab. Im Nachholspiel bei Arminia Bielefeld setzt es für die Elf von Erich Ribbeck ein 0:3. „So steigt Dortmund sicher ab“, schreibt der Kicker. BVB-Rivale Schalke 04 gewinnt das kleine Revier-Derby beim VfL Bochum durch Klaus Täubers Tor mit 1:0.
Vor 15 Jahren gibt Otto Rehhagel bekannt, dass er zu Bayern München wechselt. Im Kicker sagt er: „Ich spürte: Werder kann noch nicht alles gewesen sein“ und zur Aufgabenverteilung in München: „Warum soll Uli Hoeneß nicht auf der Bank sitzen? Der Boss bin sowieso ich.“
Vor zehn Jahren steht auch der zweite DFB-Pokalfinalist fest. Bayern München kommt vor nur 10.000 Zuschauern im bitterkalten Olympia-Stadion zu einem 3:2 über Hansa Rostock. Matchwinner ist Hasan Salihamidzic, dem zwei Tore gelingen.
17. Februar
Vor 75 Jahren feiert die Nationalmannschaft ihren fünften Sieg in Folge, der zugleich der dritte Sieg ihrer Geschichte in Holland ist. In Amsterdam reicht es 1935 nach 2:0-Pausenführung letztlich zu einem 3:2-Erfolg, den Karl Hohmann vom VfL Benrath mit seinem Tor in der 83. Minute sicherstellt. Edmund Conen hatte bereits in der 2. Minute eingeschossen, Stanislaus Kobierski kurz darauf erhöht. „In der neunten Minute fiel der zweite Treffer, und fortan sah die deutsche Elf den Himmel voller Geigen.“, schreibt die Fußball Woche. Die 5.000 Schlachtenbummler unter den 50.000 Zuschauern müssen allerdings noch mal um den Sieg bangen, denn nach der Pause brauchen die Gastgeber nur neun Minuten um auszugleichen. Das deutsche Siegtor wird übrigens offenkundig aus Abseitsposition erzielt, aber das nimmt die Fußball Woche gelassen: „Dieser Makel am Treffer braucht uns nicht sonderlich zu stören, denn es geschah im Jahre 1931 in Amsterdam, dass uns ein reguläres Tor nicht gut geschrieben wurde.“ Ausgleichende Ungerechtigkeit.
Vor 45 Jahren blamiert sich Bundesligist 1860 München im DFB-Pokal. Im Wiederholungsspiel des Achtelfinales unterliegen die Löwen an der Grünwalder Straße dem Oberligisten Mainz 05 mit 1:2. 500 Mainzer Anhänger stürmen den Platz und tragen ihre Helden herunter, während der Präsident des Mainzer Karnevals-Clubs seine Büttenrede unterbricht, um die Sensation zu vermelden. 1860-Trainer Max Merkel versteht weniger Spaß und nimmt Torwart Peter Radenkovic für das nächste Spiel aus der Elf, weshalb der mit Abgang im Sommer droht.
Vor 25 Jahren endet das Treffen der Bundesliga-Legionäre Italiens mit einem Unentschieden. Hellas Verona mit Peter Briegel und Inter Mailand mit Karl-Heinz Rummenigge trennen sich 1:1, Briegel erzielt ein Tor und erhält dafür von einem Sponsor einen Farbfernseher.
Vor 20 Jahren gibt Andreas Thom sein Bundesliga-Debüt im Trikot von Bayer Leverkusen. Er ist der erste Spieler, der legal von einem DDR-Klub zu einem Bundesligisten wechseln durfte. Schon nach 15 Minuten schießt er im Nachholspiel gegen den FC Homburg (3:1) ein Tor. Sein Trainer Jürgen Gelsdorf lobt: „Eines Tages wird man ihn in einem Atemzug mit Völler, Klinsmann und Riedle nennen.“
Vor fünf Jahren spielt Zweitligist Alemannia Aachen, der sich über das DFB-Pokal-Finale für den Uefa-Cup qualifiziert hat, in der Zwischenrunde gegen AZ Alkmaar. Das Heimspiel findet in Köln statt, Tore fallen nicht. Nun droht das Aus für das Team von Jörg Berger.
18. Februar
Vor 70 Jahren kassiert der Deutsche Meister Schalke 04 seine erste Saisonniederlage in der Gau-Liga Westfalen. Der VfB Bielefeld triumphiert mit 3:1 über Szepan, Kuzorra & Co, denen ein Plus von 12:1 Ecken nichts hilft. 5000 Bielefeld-Anhänger feiern den dreimaligen Torschützenkönig Kaiser. Für ebenso viel Aufsehen sorgt die hohe Niederlage des Tabellenzweiten Preußen Münster (1:10 bei Gelsenguß Gelsenkirchen). In Kriegszeiten fallen die Tore eben wie reife Früchte, auch weil so manche Mannschaft dezimiert ist. Das unglaublichste Resultat kommt anno 1940 vom Betzenberg: 1. FC Kaiserslautern – FK Pirmasens 13:6 (6:1). „Beide Deckungen litten schwer unter der Bodenglätte“, findet der Kicker heraus. Der 19jährige Fritz Walter trifft zwei Mal.
In Württemberg verliert der SSV Ulm mit 1:3 in Feuerbach, weil gleich drei Spieler den Zug verpassen und nur neun Spieler zum Anpfiff erscheinen. Stolz sind sie beim SV Jena, sämtliche drei Herren-Mannschaften der Thüringer führen die Tabellen an. „Das ist im Kriege ein besonderes Zeichen der inneren Kraft im SV Jena“, lobt der Kicker.
Vor 15 Jahren spielt Tabellenführer Borussia Dortmund schon beim Rückrundenstart 1994/95 wie der kommende Deutsche Meister und gewinnt bei 1860 München mit 5:1. Der Vorsprung auf Werder Bremen (1:0 gegen Dynamo Dresden) beträgt vier Punkte. In Albanien fallen die Spiele der 1. Liga aus, weil die Schiedsrichter streiken. Sie protestieren damit gegen die Gewalt in den Stadien.
Vor 10 Jahren feiert Hertha BSC in der Bundesliga einen 2:1-Sieg über den HSV. Beide Treffer erzielt Michael Preetz. Im Parallel-Spiel dieses Freitags trennen sich Schalke 04 und Bayer Leverkusen 1:1, Bayer-Abwehrchef Jens Nowotny wird vom Platz gestellt, was Trainer Christoph Daum auf die Palme bringt. „Wenn ich versuchen würde, diese Gelb-Rote Karte zu erklären, dann bekäme ich gleich eine Einladung vom DFB.“
19. Februar
Vor 60 Jahren wird es in der Oberliga Süd wieder spannend. Tabellenführer Spielvereinigung Fürth kassiert gegen Schweinfurt 05 seine erste Heimniederlage (1:3) 1949/50, so dass der Deutsche Meister VfR Mannheim nach seinem 2:0 über den 1. FC Nürnberg auf vier Punkte herankommt. Mann des Tages ist der Schweinfurter Gorski, dessen Hattrick die Sensation erst möglich macht. Das größte Spektakel ereignet sich aber in Stuttgart, wo der VfB die Münchner Bayern nach 1:3-Rückstand noch 5:3 schlägt. Dennoch lobt das Sport Magazin die Gäste in höchsten Tönen: „Bayern zaubern fast wie 1932“. Damals holte der FCB seinen ersten Meistertitel. Kurios auch der Spielverlauf zwischen 1860 München und Jahn Regensburg (6:4), wo die Löwen nach einer 5:0-Führung offenbar fast zu früh Feierabend machen.
Im Norden demonstriert Tabellenführer HSV seine Überlegenheit und schießt Eintracht Braunschweig mit 8:0 (3:0) ab. Es ist der höchste Saisonsieg dieser Liga. Drei Tore binnen acht Minuten brechen der Eintracht schon vor der Pause das Genick. Kuriosum in Oldenburg: Der angesetzte Schiedsrichter erscheint nicht zum Heimspiel des VfB gegen Göttingen 05 (2:0) und ein Ersatz wird aufgetrieben, weshalb die Gäste hinterher im Spielbericht festhalten lassen, es sei ein inoffizielles Privatspiel gewesen. Das sehen die Oldenburger anders, nun droht ein Kuddelmuddel.
Vor fünfzehn Jahren glückt dem abgeschlagenen Zweitliga-Schlusslicht FSV Frankfurt zum Rückrundenstart 1994/95 der erste Saisonsieg – ein 3:0 über den FSV Zwickau. Damit stehen nun 5:31 Punkte zu Buche für das Team von Trainer-Manager Klaus Gerster.
Vor zehn Jahre befreit sich Eintracht Frankfurt allmählich aus der Abstiegszone, gegen 1860 München gelingt der dritte Sieg in Folge (3:1) und die Fans feiern den neuen Trainer Felix Magath. Kollege Ralf Rangnick dagegen verzeichnet mit dem VfB Stuttgart auch im vierten Rückrundenspiel wieder eine Niederlage (0:2 gegen Unterhaching), das gab es seit 34 Jahren nicht mehr. Alle überstrahlt an diesem Samstags der Weltmeister-Franzose Youri Djorkaeff, der beim 4:3 des 1. FC Kaiserslautern über Werder Bremen zwei Tore erzielt. Die Pfälzer rücken auf den vierten Platz vor, aber die Bayern schweben nach dem 4:1 über den MSV Duisburg über allen und haben fünf Punkte Vorsprung.
Vor fünf Jahren liegen Bayern München und Schalke 04 Kopf an Kopf an der Spitze, beide gewinnen und verzeichnen nach dem 22. Spieltag jeweils 44 Punkte. Bayerns Stürmer Roy Makaay erzielt beim 5:0 (4:0) gegen Borussia Dortmund drei Tore, aber das kann Schalkes Ailton beim 3:1 in Mönchengladbach auch.
20. Februar
Vor 45 Jahren verteidigt Tabellenführer Werder Bremen mit einem 3:0 gegen Hannover 96 seine Führungs-Position in der Bundesliga. Hannover ist die einzige Gastmannschaft, die am 22. Spieltag 1964/65 nicht trifft, aber manchem helfen selbst vier Tore nicht: Schlusslicht Hertha BSC unterliegt bei 1860 München mit 4:6, Otto Rehhagel verwandelt einen Elfmeter für die Berliner. Fredi Heiß und Hans Rebele treffen doppelt für die Löwen, die auf Platz zwei springen.
Vor 10 Jahren stellt Arminia Bielefeld einen traurigen Bundesliga-Rekord ein. Das 0:2 in Wolfsburg, bei dem Bruno Labbadia noch einen Elfmeter verschießt, ist die zehnte Niederlage in Folge. Nur Tasmania Berlin (1965/66) und der 1. FC Nürnberg (1983/84) können da mithalten.
21. Februar
Vor 50 Jahren fegt ein Sturm über die Oberliga Süd und reißt die Abwehr des FC Bayern Hof auseinander. Tabellenführer Karlsruher SC feiert einen 10:1-Kantersieg, schon nach acht Minuten steht es 3:0. In Schweinfurt fliegen zwei Spieler der Stuttgarter Kickers vom Platz, einer ist der spätere Meister-Trainer des FC Bayern, Pal Csernai.
Vor 40 Jahren schießt der Kölner Bernd Rupp sämtliche Tore des Bundesliga-Wochenendes. Kunststück, denn nur die Partie seines 1. FC beim VfB Stuttgart findet statt. Aber auch ein Hattrick ist aller Ehren wert, der Tabellenführer siegt mit 3:0.
Vor fünf Jahren stellt der DFB-Kontrollausschuss Strafantrag gegen Robert Hoyzer: Berufsverbot auf Lebenszeit und 50.000 Euro Strafe sowie Ausschluss aus dem Verband.
