DFB will offenen Dialog mit Fans intensivieren

DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger wiederholte am Freitag zur Eröffnung des ersten Fan-Forums in Frankfurt das eindeutige Bekenntnis zur Förderung der Fanarbeit: „Die Anfang der neunziger Jahre begonnene Arbeit der Fan-Projekte ist vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Verantwortung sehr wichtig“, sagte Zwanziger in der DFB-Zentrale. Für das Forum hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die bestehenden 34 Fan-Projekte sowie freie Fan-Initiativen aus ganz Deutschland eingeladen. Problemfelder wie etwa Stadionverbote, wegfallende Stehplätze oder Ausländerfeindlichkeit im Stadion standen auf der Tagesordnung. Aus der DFB-Zentrale in Frankfurt berichtet DFB-Internetredakteur Thomas Hackbarth.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) als Mitorganisator wurde beim Forum durch Wolfgang Holzhäuser, Mitglied des Aufsichtsrates, und Holger Hieronymus, dem Geschäftsführer Spielbetrieb, vertreten. „Man darf nicht immer über den Blickwinkel der Sicherheit mit den Fans reden. Der kommunikative Ansatz muss ein anderer sein“, mahnte Holzhäuser. Im Beisein der DFB-Integrationsbeauftragten Gül Keskinler warnte Theo Zwanziger vor „einer wachsenden Ausländerfeindlichkeit“: „Wir müssen den Fußball vor den Rattenfängern schützen.“

Bei allen angesprochenen Problemen überwiegen die Positiva. „Deutschland ist ein absolutes Erfolgsmodell, wir können auf eine weltweit einzigartige Herangehensweise stolz sein“, lobte Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle Fan-Projekte (KOS), die eng verzahnte Zusammenarbeit im Dienste der Fußballanhänger. Die Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga sind verpflichtet, einen fest angestellten Fan-Beauftragten zu beschäftigen. Bereits 1993 wurde auf politischer Ebene das Nationale Konzept für Sport und Sicherheit (NKSS) verabschiedet. „Seit fünf Jahren verbuchen wir stetig wachsende Zuschauerzahlen im Profi-Fußball. Das hat nicht nur mit der wachsenden Qualität des Spiels zu tun“, sagte Gabriel. „Die Rahmenbedingungen stimmen. Die Leute gehen ins Stadion, weil sie sich sicher fühlen.“

Nahezu paradiesisch liest sich die WM-Sicherheitsbilanz. Trotz des Ansturms von Millionen von Fußballfans, sank in einigen Städten die Kriminalitätsrate – Resultat auch einer breit angelegten Fanbetreuung durch FIFA und Organisationskomitee.

Der WM-Schwung wurde genutzt. DFB und DFL stellten noch im Herbst 2006 jeweils einen Fanbeauftragten ein: Gerald von Gorrissen beim Verband, Thomas Schneider bei der Liga. Damit wurden in beiden Häusern Anlaufstellen für die Fans geschaffen. „Wir wollen in den offenen Dialog mit den Fans einsteigen, ihre Meinung anhören und keine Vorgaben für die Gespräche machen“, sagte Helmut Spahn, der neue Sicherheitsbeauftragte des DFB.

Beim Fan-Forum debattierten institutionalisierte Fanvertreter wie auch unabhängige Initiativen. Zum Fan-Kongress im Juni sollen auch unorganisierte Fans eingeladen werden. Nicht nur im Ergebnis also, sondern auch in der Zusammensetzung der Runde sucht der DFB den offenen Dialog. „Die Projekte vertreten schließlich nur rund zwei Prozent der Stadionzuschauer. Wir wollen den Kreis erweitern“, sagte von Gorrissen.

In England sei auf Hooliganismus mit ausschließlich repressiven Maßnahmen wie Stadionverboten und Videoüberwachung sowie dem Wegfall aller Stehplätze reagiert worden, in Italien hätten Politik und der Fußball Gewalt im Stadion zu lange ignoriert. Die Folge: Volle Stadien, aber keine Stimmung in England, Fanschwund in Italien. So beschrieb Fanexperte Gabriel das europäische Nachbarland. „In Deutschland sind wir bis jetzt den richtigen Weg gegangen. Und es ist bemerkenswert, dass der deutsche Fußball die bestehenden guten Strukturen noch weiter ausbaut.“

Kritisiert wurde seitens der Fan-Lobbyisten die unsichere Finanzierung. Professor Dr. Gunter A. Pilz, führender Fan-Forscher im Land, stellte am Freitag eine Evaluationsstudie über die Strukturen der Fanarbeit in Deutschland vor. Dabei kritisiert der Wissenschaftler den ausbleibenden finanziellen Beitrag einiger Bundesländer.

„Gewalt und Rassismus sind gesellschaftliche Probleme, die den Fußball als Ventil missbrauchen“, sagte Pilz, während Ralf Busch von der Bundesarbeitsgemeinschaft Fan-Projekte hinzufügte: „Wer viel verlangt, muss auch Grundlagen schaffen. Hier ist nicht nur der Fußball in der Pflicht, sondern auch die Länder und Kommunen.“ Die Bundesländer Sachsen und Baden-Württemberg verweigern laut Gabriel die im NKSS gewünschte Drittelfinanzierung der Fanarbeit (je ein Drittel Mittel durch Fußball, Kommune und Bundesland). DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger will dieses Thema bei seiner Rede in der Fraktionssitzung der sächsischen CDU am 12. Februar  adressieren.

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DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger wiederholte am Freitag zur Eröffnung des ersten Fan-Forums in Frankfurt das eindeutige Bekenntnis zur Förderung der Fanarbeit: „Die Anfang der neunziger Jahre begonnene Arbeit der Fan-Projekte ist vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Verantwortung sehr wichtig“, sagte Zwanziger in der DFB-Zentrale. Für das Forum hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die bestehenden 34 Fan-Projekte sowie freie Fan-Initiativen aus ganz Deutschland eingeladen. Problemfelder wie etwa Stadionverbote, wegfallende Stehplätze oder Ausländerfeindlichkeit im Stadion standen auf der Tagesordnung. Aus der DFB-Zentrale in Frankfurt berichtet DFB-Internetredakteur Thomas Hackbarth.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) als Mitorganisator wurde beim Forum durch Wolfgang Holzhäuser, Mitglied des Aufsichtsrates, und Holger Hieronymus, dem Geschäftsführer Spielbetrieb, vertreten. „Man darf nicht immer über den Blickwinkel der Sicherheit mit den Fans reden. Der kommunikative Ansatz muss ein anderer sein“, mahnte Holzhäuser. Im Beisein der DFB-Integrationsbeauftragten Gül Keskinler warnte Theo Zwanziger vor „einer wachsenden Ausländerfeindlichkeit“: „Wir müssen den Fußball vor den Rattenfängern schützen.“

Bei allen angesprochenen Problemen überwiegen die Positiva. „Deutschland ist ein absolutes Erfolgsmodell, wir können auf eine weltweit einzigartige Herangehensweise stolz sein“, lobte Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle Fan-Projekte (KOS), die eng verzahnte Zusammenarbeit im Dienste der Fußballanhänger. Die Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga sind verpflichtet, einen fest angestellten Fan-Beauftragten zu beschäftigen. Bereits 1993 wurde auf politischer Ebene das Nationale Konzept für Sport und Sicherheit (NKSS) verabschiedet. „Seit fünf Jahren verbuchen wir stetig wachsende Zuschauerzahlen im Profi-Fußball. Das hat nicht nur mit der wachsenden Qualität des Spiels zu tun“, sagte Gabriel. „Die Rahmenbedingungen stimmen. Die Leute gehen ins Stadion, weil sie sich sicher fühlen.“

Nahezu paradiesisch liest sich die WM-Sicherheitsbilanz. Trotz des Ansturms von Millionen von Fußballfans, sank in einigen Städten die Kriminalitätsrate – Resultat auch einer breit angelegten Fanbetreuung durch FIFA und Organisationskomitee.

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Der WM-Schwung wurde genutzt. DFB und DFL stellten noch im Herbst 2006 jeweils einen Fanbeauftragten ein: Gerald von Gorrissen beim Verband, Thomas Schneider bei der Liga. Damit wurden in beiden Häusern Anlaufstellen für die Fans geschaffen. „Wir wollen in den offenen Dialog mit den Fans einsteigen, ihre Meinung anhören und keine Vorgaben für die Gespräche machen“, sagte Helmut Spahn, der neue Sicherheitsbeauftragte des DFB.

Beim Fan-Forum debattierten institutionalisierte Fanvertreter wie auch unabhängige Initiativen. Zum Fan-Kongress im Juni sollen auch unorganisierte Fans eingeladen werden. Nicht nur im Ergebnis also, sondern auch in der Zusammensetzung der Runde sucht der DFB den offenen Dialog. „Die Projekte vertreten schließlich nur rund zwei Prozent der Stadionzuschauer. Wir wollen den Kreis erweitern“, sagte von Gorrissen.

In England sei auf Hooliganismus mit ausschließlich repressiven Maßnahmen wie Stadionverboten und Videoüberwachung sowie dem Wegfall aller Stehplätze reagiert worden, in Italien hätten Politik und der Fußball Gewalt im Stadion zu lange ignoriert. Die Folge: Volle Stadien, aber keine Stimmung in England, Fanschwund in Italien. So beschrieb Fanexperte Gabriel das europäische Nachbarland. „In Deutschland sind wir bis jetzt den richtigen Weg gegangen. Und es ist bemerkenswert, dass der deutsche Fußball die bestehenden guten Strukturen noch weiter ausbaut.“

Kritisiert wurde seitens der Fan-Lobbyisten die unsichere Finanzierung. Professor Dr. Gunter A. Pilz, führender Fan-Forscher im Land, stellte am Freitag eine Evaluationsstudie über die Strukturen der Fanarbeit in Deutschland vor. Dabei kritisiert der Wissenschaftler den ausbleibenden finanziellen Beitrag einiger Bundesländer.

„Gewalt und Rassismus sind gesellschaftliche Probleme, die den Fußball als Ventil missbrauchen“, sagte Pilz, während Ralf Busch von der Bundesarbeitsgemeinschaft Fan-Projekte hinzufügte: „Wer viel verlangt, muss auch Grundlagen schaffen. Hier ist nicht nur der Fußball in der Pflicht, sondern auch die Länder und Kommunen.“ Die Bundesländer Sachsen und Baden-Württemberg verweigern laut Gabriel die im NKSS gewünschte Drittelfinanzierung der Fanarbeit (je ein Drittel Mittel durch Fußball, Kommune und Bundesland). DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger will dieses Thema bei seiner Rede in der Fraktionssitzung der sächsischen CDU am 12. Februar  adressieren.