DFB von A bis Z: P wie Präsidenten

Mit Hermann Neuberger, einem gelernten Journalisten aus Saarbrücken, stand von 1975 bis 1992 ein dynamischer Allroundmann an der DFB-Spitze. Als Spezialist für die Lösung besonders schwieriger Aufgaben hatte er als DFB-Vizepräsident und Organisationschef der FIFA die WM 1974 zu einem nicht nur sportlich großen Erfolg gestaltet. Als Präsident bewältigte er außerdem etliche Krisen mit großem Geschick, ehe er 1990 – nach dem Gewinn des dritten WM-Titels in Italien – auch seine größte Herausforderung als erfolgreicher Mittler bestand: die Zusammenführung des deutschen Fußballs im Anschluss an die Wiedervereinigung Deutschlands. Der DFB dankte ihm seine großen Verdienste, als er nach Hermann Neubergers Tod im September 1992 die Zentrale an der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise nach ihm benannte.

Egidius Braun holt die WM nach Deutschland

Mit Egidius Braun, studierter Kaufmann und Unternehmensberater, betrat als Neubergers Nachfolger ein Präsident die große Fußballbühne, der sich als Anwalt der mehr als sechs Millionen DFB-Mitglieder verstand und aus dem Einfluss der "bedeutendsten Gesellschaftsbewegung in Deutschland", so seine Einschätzung, vor allem die gesellschaftspolitische und soziale Verantwortung für den Verband ableitete. Der Aachener gründete als Delegationsleiter des deutschen Teams bei der WM 1986 die Mexico-Hilfe und führte als Präsident einen höchst engagierten Kampf gegen Drogenmissbrauch. Von seinem Engagement für die Kinder in Dritte-Welt-Ländern und osteuropäischen Staaten, aber auch für die Integration von Ausländern und für die Aufwertung des Ehrenamtes profitieren bis heute viele DFB-Aktivitäten.

In seine Amtszeit fiel die erfolgreiche Bewerbung um die Durchführung der WM 2006, der Gewinn der Europameisterschaft 1996 in England, aber auch "die schwärzeste Stunde meines Lebens", so Braun, als deutsche Hooligans bei der WM 1998 den französischen Polizisten David Nivel in Lens fast zu Tode prügelten und ihm lebenslange schwere gesundheitliche Schäden zufügten.

Nach einer bei Braun durchgeführten Bypass-Operation amtierte Gerhard Mayer-Vorfelder im Jahr 2000 zunächst als kommissarischer Präsident, ehe er am 28. April 2001 zum neunten DFB-Präsidenten gewählt wurde. Der Bundestag in Magdeburg ernannte Braun damals zum Ehrenpräsidenten. In der Egidius-Braun-Stiftung führt der DFB sein beispielhaftes Wirken fort.

Mayer-Vorfelder, der frühere Kultus- und Finanzminister von Baden-Württemberg, war zwar als langjähriger Präsident des VfB Stuttgart und als allseits geschätzter Vorsitzender des Liga-Ausschusses ein Vertreter des Profifußballs, gleichzeitig jedoch ein Mann des Ausgleichs. "Profis und Amateure sind aufeinander angewiesen. Dabei ist Kompromissbereitschaft statt Konfrontation angesagt", lautete seine Überzeugung. Drei Jahre leitete der gebürtige Mannheimer alleine und von 2004 bis 2006 in Kooperation mit Dr. Theo Zwanziger den DFB.

[dfb]


Wolfgang Niersbach ist der elfte Präsident des Deutschen Fussball-Bundes. Am 2. März 2012 wurde der Rheinländer beim ausserordentlichen Bundestag in Frankfurt am Main gewählt. Im Amt bestätigt wurde er am 25. Oktober 2013 beim ordentlichen Bundestag in Nürnberg. Bei den Vertretern von Amateur- und Profibereich geniesst er gleichermassen Vertrauen – ohne Gegenstimme wurde er bis 2016 wiedergewählt.

"Fussball ist Zukunft.“ So lautete das Motto des 41. ordentlichen Bundestages in Nürnberg. Und so heißt auch die Dachmarke des DFB. Sie gibt die generelle Ausrichtung für alle Aktivitäten des Verbandes vor. Und sie beschreibt Wolfgang Niersbachs Kurs, der das Motto in seiner Grundsatzrede auf dem ordentlichen Bundestag in Nürnberg um drei Ausrufezeichen ergänzt hat: Vereint. Innovativ. Leistungsstark.

Es sind drei Begriffe, die für die Arbeit und den Auftritt des DFB stehen. Wolfgang Niersbach erklärte dazu: "Mit 'vereint' ist gemeint, dass ich aus voller Überzeugung für die Einheit des Fußballs stehe. Die Gemeinsamkeit von Spitze und Breite, Profis und Amateuren, Haupt- und Ehrenamt, Männern und Frauen, im Nachwuchsbereich für Jungen und Mädchen sowie für Fußballer mit und ohne Migrationshintergrund."

Niersbach setzt auf Teamwork

Mit anderen Worten: Der DFB-Präsident setzt auf Teamwork. So wie es auch zwischen DFB und Ligaverband vorgelebt und mit der Verlängerung des Grundlagenvertrags dokumentiert wird. Die dadurch entstehenden Spielräume sollen optimal genutzt werden. Vor allen Dingen auch im Sinne der Basis. "Wir müssen und wollen sichtbar machen, was unterhalb des Profibereichs passiert", sagt Wolfgang Niersbach. Als Teil eines umfangreichen Masterplans wurde deshalb im Rahmen des Bundestages in Nürnberg die Amateur-Kampagne "Unsere Amateure. Echte Profis." gestartet.

Innovativ zu sein, bedeutet für Niersbach in erster Linie, Zukunft zu gestalten. Im Internet- und Handy-Zeitalter heißt das, die technischen Entwicklungen gewinnbringend einzusetzen und Serviceinhalte zu schaffen. Den DFB sieht er in diesem Zusammenhang auf dem richtigen Weg. Mit Training & Wissen online wurde beispielsweise ein Angebot geschaffen, dass "jedem Vater, der eine Jugend-Mannschaft übernimmt, jedem Vereinsmitarbeiter und jedem Spieler praktische Tipps gibt". In letzter Konsequenz soll die Theorie den User zur Praxis bewegen. "Wir wollen damit Begeisterung wecken für das aktive Spielen", so Niersbach.

Und dabei soll es natürlich nicht bleiben. Leistungsstark soll der deutsche Fußball sein. So wie bisher. "Wir bekennen uns zur absoluten Spitzenleistung, ja zur Elite", sagt der DFB-Präsident. Die erfolgreiche Tradition des deutschen Fußballs soll fortgeführt werden. Auf allen Ebenen: in den Nationalmannschaften und Klubs, bei den Männern, Frauen und Jugendlichen. Daran zu arbeiten, soll das gemeinsame Ziel aller sein. Immer mit Blick auf die Zukunft.

Im höchsten Ehrenamt des DFB setzt Wolfgang Niersbach die Arbeit von Dr. Theo Zwanziger fort, der seit 2006 an der Spitze des DFB stand, nachdem er zuvor zwei Jahre lang den Verband als Geschäftsführender Präsident zusammen mit DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder in der sogenannten "Doppelspitze" geleitet hatte. Der promovierte Jurist aus Altendiez verstand sich, ganz im Sinne seines "Ziehvaters" Egidius Braun, als gesellschaftspolitischer Präsident, der mit dem Leistungssport als Lokomotive die integrativen Möglichkeiten des Fußballs an der Basis ausbaute, die sozialen Aktivitäten des Verbandes und dabei vor allem den Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung intensivierte sowie den Frauenfußball weiter voranbrachte.

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Professor Dr. Ferdinand Hueppe ist der erste DFB-Präsident

Professor Dr. Ferdinand Hueppe, in Neuwied geboren und in Prag als Dozent für Hygiene tätig, wurde bei der Gründungsversammlung am 28. Januar 1900 im Leipziger "Mariengarten" zunächst zum Vorsitzenden eines elfköpfigen Ausschusses berufen und neun Monate später beim 3. DFB-Bundestag in Frankfurt an die Spitze des Verbandes gewählt. Nur dreieinhalb Jahre später gab der integre Vertreter einer der beiden Prager Großvereine seinen Führungsauftrag zurück, nachdem der DFB laut FIFA-Beschluss den beiden Prager Klubs nicht mehr offengestanden hatte.

Der 8. Bundestag in Kassel wählte stattdessen Friedrich-Wilhelm Nohe zum damals noch sogenannten 1. Vorsitzenden des DFB, mit dem sich die kürzeste Amtszeit aller DFB-Präsidenten verbindet. Auf den Tag genau ein Jahr später, am 21. Mai 1905 in Köln, nahm der brillante Rhetoriker und Pädagoge, der mit Erfolg den Karlsruher FV und den Süddeutschen Fußball-Verband geleitet hatte, die Querelen zwischen dem DFB und den Süddeutschen zum Anlass für seinen Rücktritt.

Die beiden nächsten Nachfolger Nohes weisen dagegen die bisher längste Amtszeit aller DFB-Präsidenten auf. Gottfried Hinze, 1905 in Köln zum 1. Vorsitzenden gewählt, und Felix Linnemann von 1925 an standen jeweils 20 Jahre an der Verbandsspitze. Unter Hinzes Leitung begann die Länderspielzeit im DFB und der Anstieg der Mitgliederzahl über die Millionengrenze. Bei seinem Rücktritt wurde er zum ersten Ehrenvorsitzenden des DFB ernannt. Der Kriminalrat Linnemann berief Otto Nerz zum ersten Reichstrainer und bestellte Sepp Herberger zu dessen Nachfolger. Unter Linnemanns Ägide begann nach Hitlers Machtübernahme die Eingliederung des Fußballsports in das Programm des Reichssportkommissariats mit der Umwandlung des DFB zur Fachsäule Fußball.

Nach dem Krieg zählt kaufmännischem Geschick

Ein Bauunternehmer aus Köln, ein Jurist aus Osnabrück, ein Journalist aus Saarbrücken, ein Ex- und Importkaufmann aus Aachen sowie ein Vollblutpolitiker aus Stuttgart und ein Jurist aus Altendiez – dies waren die sechs Führungskräfte, die nach dem Krieg bis zu Wolfgang Niersbachs Amtsübernahme dem DFB mit weitsichtigem Handeln und kaufmännischem Geschick zu immer mehr Profil und Profit verhalfen.

Dr. Peco Bauwens, Mitinhaber eines Kölner Baugeschäfts, war nicht nur ein unabhängiger und selbstbewusster Mensch, er war vor allem auch ein Mann des grünen Rasens. 1910 bestritt er als Nationalspieler sein erstes (und einziges) Länderspiel beim 0:3 gegen Belgien in Duisburg, und zwischen den beiden Weltkriegen leitete er 82 Länderspiele als Schiedsrichter. In seiner Amtszeit von 1950 bis 1962 verhalf er dem deutschen Fußball – mit dem "Wunder von Bern" 1954 als Höhepunkt – wieder zu internationalem Ansehen und wurde bei seinem Abschied zum zweiten Ehrenvorsitzenden der DFB-Geschichte ernannt.

Die Wahl seines Nachfolgers Dr. Hermann Gösmann ging am 28. Juli 1962 in Dortmund mit einem historischen Bundestags-Beschluss einher: Mit Zweidrittelmehrheit wurde die Einführung der Bundesliga beschlossen.

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Mit Hermann Neuberger, einem gelernten Journalisten aus Saarbrücken, stand von 1975 bis 1992 ein dynamischer Allroundmann an der DFB-Spitze. Als Spezialist für die Lösung besonders schwieriger Aufgaben hatte er als DFB-Vizepräsident und Organisationschef der FIFA die WM 1974 zu einem nicht nur sportlich großen Erfolg gestaltet. Als Präsident bewältigte er außerdem etliche Krisen mit großem Geschick, ehe er 1990 – nach dem Gewinn des dritten WM-Titels in Italien – auch seine größte Herausforderung als erfolgreicher Mittler bestand: die Zusammenführung des deutschen Fußballs im Anschluss an die Wiedervereinigung Deutschlands. Der DFB dankte ihm seine großen Verdienste, als er nach Hermann Neubergers Tod im September 1992 die Zentrale an der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise nach ihm benannte.

Egidius Braun holt die WM nach Deutschland

Mit Egidius Braun, studierter Kaufmann und Unternehmensberater, betrat als Neubergers Nachfolger ein Präsident die große Fußballbühne, der sich als Anwalt der mehr als sechs Millionen DFB-Mitglieder verstand und aus dem Einfluss der "bedeutendsten Gesellschaftsbewegung in Deutschland", so seine Einschätzung, vor allem die gesellschaftspolitische und soziale Verantwortung für den Verband ableitete. Der Aachener gründete als Delegationsleiter des deutschen Teams bei der WM 1986 die Mexico-Hilfe und führte als Präsident einen höchst engagierten Kampf gegen Drogenmissbrauch. Von seinem Engagement für die Kinder in Dritte-Welt-Ländern und osteuropäischen Staaten, aber auch für die Integration von Ausländern und für die Aufwertung des Ehrenamtes profitieren bis heute viele DFB-Aktivitäten.

In seine Amtszeit fiel die erfolgreiche Bewerbung um die Durchführung der WM 2006, der Gewinn der Europameisterschaft 1996 in England, aber auch "die schwärzeste Stunde meines Lebens", so Braun, als deutsche Hooligans bei der WM 1998 den französischen Polizisten David Nivel in Lens fast zu Tode prügelten und ihm lebenslange schwere gesundheitliche Schäden zufügten.

Nach einer bei Braun durchgeführten Bypass-Operation amtierte Gerhard Mayer-Vorfelder im Jahr 2000 zunächst als kommissarischer Präsident, ehe er am 28. April 2001 zum neunten DFB-Präsidenten gewählt wurde. Der Bundestag in Magdeburg ernannte Braun damals zum Ehrenpräsidenten. In der Egidius-Braun-Stiftung führt der DFB sein beispielhaftes Wirken fort.

Mayer-Vorfelder, der frühere Kultus- und Finanzminister von Baden-Württemberg, war zwar als langjähriger Präsident des VfB Stuttgart und als allseits geschätzter Vorsitzender des Liga-Ausschusses ein Vertreter des Profifußballs, gleichzeitig jedoch ein Mann des Ausgleichs. "Profis und Amateure sind aufeinander angewiesen. Dabei ist Kompromissbereitschaft statt Konfrontation angesagt", lautete seine Überzeugung. Drei Jahre leitete der gebürtige Mannheimer alleine und von 2004 bis 2006 in Kooperation mit Dr. Theo Zwanziger den DFB.