DFB-Stützpunkttrainer Seel: Förderer von Marozsán, Hector und Co.

Wolfgang Seel war Nationalspieler, er war zweimal DFB-Pokalsieger mit Fortuna Düsseldorf. Außerdem hat er die heutige Nationalspielerin Dszenifer Maroszan als Trainer am DFB-Stützpunkt Altenwald früh gefördert. Auch Jonas Hector zählte zu Seels Schützlingen. Maroszan sorgt gerade mit der Frauen-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Kanada für Aufsehen. Am Freitag (22 Uhr, live im ZDF und bei Eurosport) steht das Viertelfinale gegen Frankreich auf dem Programm.

Wolfgang Seel ist noch immer DFB-Stützpunkttrainer beim Saarländischen Fußballverband. Er gibt seine Erfahrung weiter. An den Nachwuchs. An die nachfolgende Generation. Im DFB.de-Interview spricht Seel über die Bedeutung der Nachwuchsförderung an den DFB-Stützpunkten. Er erklärt, warum Hector und Maroszan einen völlig anderen Weg eingeschlagen haben und gibt Tipps, wie die heutigen Talente in deren Fußstapfen treten können.

DFB.de: Herr Seel, im Moment läuft die Weltmeisterschaft der Frauen – und eine Ihrer Spielerinnen ist mittendrin. Wie haben Sie Dzsenifer Marozsan damals im DFB-Stützpunkttraining erlebt?

Wolfgang Seel: Sie war eine Granate, sie war überragend. Ich kann mich noch sehr gut an diese Zeit erinnern. Bis in die C-Jugend war Dszenifer mit Abstand das größte Talent in diesem Jahrgang. Sie war die Beste von allen – inklusive der Jungs, die wir dort hatten.

DFB.de: Was war so besonders?

Seel: Sie war technisch überragend und ist es ja immer noch. Gleichzeitig war sie körperlich sehr stark. Sie war schon zu diesem Zeitpunkt eine komplette Fußballerin. Man musste nicht besonders viel Ahnung haben, um zu erkennen, dass sie ihren Weg gehen wird.

DFB.de: Gab es auch Gegenbeispiele? Also große Talente, die es am Ende nicht geschafft haben?

Seel: Natürlich gab es auch das. Bei uns sind die Spieler ja von zehn bis maximal 14 Jahren. Wir legen also die Grundlage für alles, was dann nachher kommen wird. Die entscheidende Phase kommt allerdings etwas später – mit 15, 16 oder 17 Jahren. Dann kommt es drauf an.

DFB.de: Auch Jonas Hector war bei Ihnen am DFB-Stützpunkt. Wie war es bei ihm?

Seel: An Jonas kann ich mich noch gut erinnern. Allerdings aus einem anderen Grund. Bei ihm war damals nicht abzusehen, dass er seinen Weg gehen wird. Für mich kommt das schon etwas überraschend. Er war damals schon groß, gleichzeitig jedoch etwas schmächtig. Keine optimale Situation. Erst als er später beim SV Auersmacher in der Oberliga gespielt hat, hat er den entscheidenden Schritt gemacht – körperlich wie fußballerisch. Jonas Hector war eher ein Spätstarter. Er war das krasse Gegenteil zu Dzsenifer Maroszan.

DFB.de: Woran erkennt man, ob ein Spieler den Durchbruch nach ganz oben schafft?

Seel: Wenn ich das wüsste ... Das ist leider sehr schwer zu sagen, weil die Wege oft sehr unterschiedlich sind. Wir haben ja bereits im Fall von Hector und Maroszan darüber gesprochen. Grundsätzlich ist es schon so, dass die Talente gewisse Dinge mitbringen müssen. Es geht nicht nur darum, dass sie mit dem Ball umgehen können. Auch die Persönlichkeit, der Wille und etwas Glück gehören selbstverständlich dazu.

DFB.de: Welche Bedeutung hat die Arbeit in den DFB-Stützpunkten heutzutage?

Seel: Eine sehr wichtige. Davon bin ich überzeugt. Und das sage ich nicht nur, weil ich selbst dort tätig bin. In Altenwald sind wir ein dreiköpfiges Team und fast jedes Wochenende auf den Plätzen im Saarland unterwegs, um einen Überblick zu bekommen. Jedes Jahr sichten wir ungefähr 100 bis 120 Spieler. 30 bis 35 kommen dann in die engere Auswahl. Zehn Talente bleiben am Ende meist übrig. Wir haben also ein sehr dichtes Netz. Mir ist nicht bekannt, dass wir mal ein Talent irgendwo übersehen haben. In den meisten Fällen erkennt man sehr schnell, welche Spieler in den Mannschaften über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen. Aber wir verlassen uns nicht ausschließlich auf unsere eigenen Erkenntnisse. Wir stehen auch in sehr engem Kontakt mit den jeweiligen Vereinstrainern und vertrauen auf deren Tipps.

DFB.de: Welchen Ratschlag geben Sie den Talenten also?

Seel: Es ist ganz entscheidend, dass sie im Verein auf sich aufmerksam machen. Dafür ist eine gewisse Hartnäckigkeit nötig. Vielleicht ist es dafür nötig, nach dem Training noch ein paar Flanken oder Torschüsse zu üben. Man muss mehr leisten als der Durchschnitt, denn wirklich nur die Besten schaffen es zu uns. Es reicht nicht, einer von vielen zu sein. Man muss der Besondere sein. Man muss die Besondere sein. Allerdings ist es egal, ob man Torwart, Abwehrspieler oder Offensivkraft ist. Und ganz ohne das nötige Talent wird es auch nicht funktionieren.

DFB.de: Sie haben sechs Begegnungen für die Deutsche Nationalmannschaft bestritten. Außerdem haben Sie mit Fortuna Düsseldorf zweimal den DFB-Pokal gewonnen. Wie wichtig ist diese Erfahrung für Ihre heutige Arbeit?

Seel: Das kann sicherlich nicht schaden, wenn man solche Dinge erlebt und Erfolge gefeiert hat. Da kann man den Jungs und Mädchen mal die eine oder andere Geschichte erzählen. Grundsätzlich ist es allerdings grandios, welche Entwicklung die Nachwuchsförderung in Deutschland genommen hat. Ich denke manchmal an unsere Anfänge 1999 zurück, 2002 war dann der nächste Schritt. Inzwischen haben wir längst schon wieder ein ganz anderes Niveau erreicht. Da hat der DFB genau die richtigen Entscheidungen getroffen. Heute profitieren wir davon, bis hin zur A-Nationalmannschaft.

DFB.de: Wie zum Beispiel die Frauen-Nationalmannschaft mit Dszenifer Maroszan. Was ist möglich am Freitag im Viertelfinale gegen Frankreich?

Seel: Ich werde zu diesem Zeitpunkt in Frankreich Urlaub machen. Ich freue mich jetzt schon darauf, das Spiel irgendwo in einer Kneipe dort im Fernsehen schauen zu können. Vor allem der Sieg gegen Schweden war absolut überzeugend. Das wird mit Sicherheit das nötige Selbstvertrauen geben. Ich bin ganz sicher, dass wir das Finale erreichen können. Die Entwicklung in diesem Turnier ist beeindruckend. So kann es weitergehen.

[sw]

Wolfgang Seel war Nationalspieler, er war zweimal DFB-Pokalsieger mit Fortuna Düsseldorf. Außerdem hat er die heutige Nationalspielerin Dszenifer Maroszan als Trainer am DFB-Stützpunkt Altenwald früh gefördert. Auch Jonas Hector zählte zu Seels Schützlingen. Maroszan sorgt gerade mit der Frauen-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Kanada für Aufsehen. Am Freitag (22 Uhr, live im ZDF und bei Eurosport) steht das Viertelfinale gegen Frankreich auf dem Programm.

Wolfgang Seel ist noch immer DFB-Stützpunkttrainer beim Saarländischen Fußballverband. Er gibt seine Erfahrung weiter. An den Nachwuchs. An die nachfolgende Generation. Im DFB.de-Interview spricht Seel über die Bedeutung der Nachwuchsförderung an den DFB-Stützpunkten. Er erklärt, warum Hector und Maroszan einen völlig anderen Weg eingeschlagen haben und gibt Tipps, wie die heutigen Talente in deren Fußstapfen treten können.

DFB.de: Herr Seel, im Moment läuft die Weltmeisterschaft der Frauen – und eine Ihrer Spielerinnen ist mittendrin. Wie haben Sie Dzsenifer Marozsan damals im DFB-Stützpunkttraining erlebt?

Wolfgang Seel: Sie war eine Granate, sie war überragend. Ich kann mich noch sehr gut an diese Zeit erinnern. Bis in die C-Jugend war Dszenifer mit Abstand das größte Talent in diesem Jahrgang. Sie war die Beste von allen – inklusive der Jungs, die wir dort hatten.

DFB.de: Was war so besonders?

Seel: Sie war technisch überragend und ist es ja immer noch. Gleichzeitig war sie körperlich sehr stark. Sie war schon zu diesem Zeitpunkt eine komplette Fußballerin. Man musste nicht besonders viel Ahnung haben, um zu erkennen, dass sie ihren Weg gehen wird.

DFB.de: Gab es auch Gegenbeispiele? Also große Talente, die es am Ende nicht geschafft haben?

Seel: Natürlich gab es auch das. Bei uns sind die Spieler ja von zehn bis maximal 14 Jahren. Wir legen also die Grundlage für alles, was dann nachher kommen wird. Die entscheidende Phase kommt allerdings etwas später – mit 15, 16 oder 17 Jahren. Dann kommt es drauf an.

DFB.de: Auch Jonas Hector war bei Ihnen am DFB-Stützpunkt. Wie war es bei ihm?

Seel: An Jonas kann ich mich noch gut erinnern. Allerdings aus einem anderen Grund. Bei ihm war damals nicht abzusehen, dass er seinen Weg gehen wird. Für mich kommt das schon etwas überraschend. Er war damals schon groß, gleichzeitig jedoch etwas schmächtig. Keine optimale Situation. Erst als er später beim SV Auersmacher in der Oberliga gespielt hat, hat er den entscheidenden Schritt gemacht – körperlich wie fußballerisch. Jonas Hector war eher ein Spätstarter. Er war das krasse Gegenteil zu Dzsenifer Maroszan.

DFB.de: Woran erkennt man, ob ein Spieler den Durchbruch nach ganz oben schafft?

Seel: Wenn ich das wüsste ... Das ist leider sehr schwer zu sagen, weil die Wege oft sehr unterschiedlich sind. Wir haben ja bereits im Fall von Hector und Maroszan darüber gesprochen. Grundsätzlich ist es schon so, dass die Talente gewisse Dinge mitbringen müssen. Es geht nicht nur darum, dass sie mit dem Ball umgehen können. Auch die Persönlichkeit, der Wille und etwas Glück gehören selbstverständlich dazu.

DFB.de: Welche Bedeutung hat die Arbeit in den DFB-Stützpunkten heutzutage?

Seel: Eine sehr wichtige. Davon bin ich überzeugt. Und das sage ich nicht nur, weil ich selbst dort tätig bin. In Altenwald sind wir ein dreiköpfiges Team und fast jedes Wochenende auf den Plätzen im Saarland unterwegs, um einen Überblick zu bekommen. Jedes Jahr sichten wir ungefähr 100 bis 120 Spieler. 30 bis 35 kommen dann in die engere Auswahl. Zehn Talente bleiben am Ende meist übrig. Wir haben also ein sehr dichtes Netz. Mir ist nicht bekannt, dass wir mal ein Talent irgendwo übersehen haben. In den meisten Fällen erkennt man sehr schnell, welche Spieler in den Mannschaften über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen. Aber wir verlassen uns nicht ausschließlich auf unsere eigenen Erkenntnisse. Wir stehen auch in sehr engem Kontakt mit den jeweiligen Vereinstrainern und vertrauen auf deren Tipps.

DFB.de: Welchen Ratschlag geben Sie den Talenten also?

Seel: Es ist ganz entscheidend, dass sie im Verein auf sich aufmerksam machen. Dafür ist eine gewisse Hartnäckigkeit nötig. Vielleicht ist es dafür nötig, nach dem Training noch ein paar Flanken oder Torschüsse zu üben. Man muss mehr leisten als der Durchschnitt, denn wirklich nur die Besten schaffen es zu uns. Es reicht nicht, einer von vielen zu sein. Man muss der Besondere sein. Man muss die Besondere sein. Allerdings ist es egal, ob man Torwart, Abwehrspieler oder Offensivkraft ist. Und ganz ohne das nötige Talent wird es auch nicht funktionieren.

DFB.de: Sie haben sechs Begegnungen für die Deutsche Nationalmannschaft bestritten. Außerdem haben Sie mit Fortuna Düsseldorf zweimal den DFB-Pokal gewonnen. Wie wichtig ist diese Erfahrung für Ihre heutige Arbeit?

Seel: Das kann sicherlich nicht schaden, wenn man solche Dinge erlebt und Erfolge gefeiert hat. Da kann man den Jungs und Mädchen mal die eine oder andere Geschichte erzählen. Grundsätzlich ist es allerdings grandios, welche Entwicklung die Nachwuchsförderung in Deutschland genommen hat. Ich denke manchmal an unsere Anfänge 1999 zurück, 2002 war dann der nächste Schritt. Inzwischen haben wir längst schon wieder ein ganz anderes Niveau erreicht. Da hat der DFB genau die richtigen Entscheidungen getroffen. Heute profitieren wir davon, bis hin zur A-Nationalmannschaft.

DFB.de: Wie zum Beispiel die Frauen-Nationalmannschaft mit Dszenifer Maroszan. Was ist möglich am Freitag im Viertelfinale gegen Frankreich?

Seel: Ich werde zu diesem Zeitpunkt in Frankreich Urlaub machen. Ich freue mich jetzt schon darauf, das Spiel irgendwo in einer Kneipe dort im Fernsehen schauen zu können. Vor allem der Sieg gegen Schweden war absolut überzeugend. Das wird mit Sicherheit das nötige Selbstvertrauen geben. Ich bin ganz sicher, dass wir das Finale erreichen können. Die Entwicklung in diesem Turnier ist beeindruckend. So kann es weitergehen.