DFB-Präsident Mayer-Vorfelder: "Sind auf einem guten Weg"

Gerhard Mayer-Vorfelder, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), hat sich am Dienstag im Interview zufrieden mit der Entwicklung der deutschen Nationalmannschaft im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland geäußert. "Ich denke, wir sind auf einem guten Weg", sagte der DFB-Präsident. Anlässlich des Länderspiels heute in Teheran gegen den Iran (18 Uhr MESZ/19.30 Uhr OZ, live im ZDF) stellte Gerhard Mayer-Vorfelder auch die sportpolitische Seite dieser Partie ins Blickfeld. Ferner plädierte der DFB-Präsident für eine offene Debatte um den WM-Standort in Leverkusen.

Frage: Herr Mayer-Vorfelder, turbulente Wochen und Monate liegen hinter Ihnen. Hat die Kritik, auch aus den eigenen Reihen, sie persönlich verletzt?

Gerhard Mayer-Vorfelder: Sie hat mich nicht verletzt, sondern enttäuscht in der Art und Weise, wie sie vorgetragen wurde. Ich wusste von Anfang an, welche Schwierigkeiten auf uns zukommen. Zu diesem Zeitpunkt waren alle in Frage kommenden Trainer unter Vertrag. Mir war auch klar, wie aufgeregt die Situation in der Presse dargestellt würde.

Frage: Wie zufrieden sind Sie mit dem Triumvirat aus Jürgen Klinsmann, Joachim Löw und Oliver Bierhoff?

Mayer-Vorfelder: Ich finde gut an den jungen Leuten, dass sie mit einem ungeheuren Optimismus und viel Zuversicht zu Werke gehen. Sie wollen bewusst viele Dinge anders machen. Sie setzen neue Reizpunkte und bilden neue Spannungsfelder. Wenn man mit den Spielern spricht, dann hört man, dass sie gerne zur Nationalmannschaft kommen. Und wenn die Brust des einzelnen Spielers breiter ist, dann wird auch das Spiel vielleicht besser und attraktiver. In Portugal hat man gesehen, dass das Selbstvertrauen nicht da war.

Frage: Inwiefern bringt Bundestrainer Klinsmann seine Vision des Fußballs ein?

Mayer-Vorfelder: Wer es nicht geglaubt hat, konnte sich im Spiel gegen Brasilien überzeugen: die Mannschaft hat schnell von Defensive auf Offensive umgeschaltet und auch hohe Laufbereitschaft gezeigt. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Das Nationalmannschaftstrio Jürgen Klinsmann, Joachim Löw und Oliver Bierhoff arbeitet gut zusammen, wobei Klinsmann der uneingeschränkte Chef ist. Die anderen bringen ihre Eigenschaft ein, ohne ins zweite Glied abgeschoben zu werden.

Frage: In der Öffentlichkeit entsteht das Bild vom neuen Bundestrainer als knallharter Reformer. Er hat zum Beispiel das WM-Trainingslager in Leverkusen, was der Deutsche Fußball-Bund mit Bayer vereinbart hat, in Frage gestellt. Wie steht der DFB-Präsident dazu, Sie haben sich bislang zurückgehalten?

Mayer-Vorfelder: Für mich ist das ein absoluter Nebenkriegsschauplatz. Da muss man offen miteinander reden, sich mit den Verantwortlichen der Bayer AG und Bayer 04 sowie mit Jürgen Klinsmann an einen Tisch setzen. Dann findet man eine Lösung. Dass diese Dinge über die Öffentlichkeit diskutiert werden, trägt nicht zur Problemlösung bei, weil die Fronten eher verhärtet werden.

Frage: Aber DFB-Schatzmeister Theo Zwanziger, der designierte Geschäftsführende DFB-Präsident, hat sich immer wieder kritisch zu diesem Thema geäußert. Warum haben Sie sich bislang zurückgehalten?

Mayer-Vorfelder: Dass ich mich bislang in dieser Angelegenheit zurückhalte, heißt ja nicht, dass ich nicht ein Gespräch vorbereite.

Frage: Gibt es einen Zeitrahmen für das Zustandekommen des Gesprächs?

Mayer-Vorfelder: Auf jeden Fall, bevor die Weltmeisterschaft stattfindet... Man muss sich vorstellen: Wir unterhalten uns knapp zwei Jahre, bevor die WM ausgetragen wird, über sechs Trainingseinheiten. Das Thema ist maßlos überhöht. Ich werde bemüht sein, eine Konsenslösung zu finden. Wenn man miteinander redet, bringt man das meiner Meinung nach auch zustande.

Frage: Sind die Ansprüche Bayer Leverkusens Ihrer Meinung nach berechtigt?

Mayer-Vorfelder: Natürlich, ich brauche auch keine Aufforderung von Franz Beckenbauer, Gespräche zu führen. Das weiß ich schon selber.

Frage: Wie könnte der Kompromiss aussehen?

Mayer-Vorfelder: Zunächst muss man klären, welche Vorstellungen Jürgen Klinsmann mit dem Trainingslager hat. Es ist doch so: Jeder Trainer wird versuchen, das zu ändern, was ihm einst als Spieler nicht gefallen hat. Ich weiß, dass Jürgen Klinsmann immer der Auffassung war, dass ihm bei einem Trainingslager an gleicher Stätte förmlich die Decke auf den Kopf fällt. Er wollte als Spieler immer gerne mal raus. Deshalb ist er überzeugt, es ist besser, zum Teil städtische Hotels zu nehmen.

Frage: Ist dies bei einer WM angesichts des Rieseninteresses der Öffentlichkeit aber wünschenswert?

Mayer-Vorfelder: Die Situation bei einer WM ist anders als früher, denn die Mannschaft wird ja nicht permanent an einem Ort spielen. Sie wird schon in der Vorrunde ihr Quartier ein oder vielleicht sogar zwei Tage vorher verlassen, um ihre Spiele zu bestreiten. Schon deshalb ist viel Bewegung drin. Aber noch einmal: Ich halte es für sachgerecht, mit den Verantwortlichen ein Gespräch zu führen. So ist es vereinbart - natürlich auch in dem Bewusstsein, was Leverkusen für die WM-Bewerbung getan hat. Nämlich, dem DFB die Bewerbung ohne Steuermittel zu ermöglichen, indem sie vier von insgesamt 20 Millionen D-Mark zur Verfügung gestellt haben.

Frage: Welche Bedeutung hat das Länderspiel am Samstag im Iran?

Mayer-Vorfelder: Es hat keine politische, sondern eine sportpolitische Dimension. Weil ein Verband wie der DFB seiner Verpflichtung anderen Nationen gegenüber nachkommt, um zu helfen. Ausgangspunkt war das schwere Erdbeben im Iran. Damals sind wir gefragt worden, ob wir nicht helfen könnten. So ist das Länderspiel zustande gekommen. Ein namhafter Betrag geht an den iranischen Fußball-Verband.

Frage: Die WM-Eröffnungsveranstaltung 2006 soll in Berlin vom Weltverband FIFA mit einer Summe zwischen 22 und 24 Millionen Euro finanziert werden. Stimmt das?

Mayer-Vorfelder: Die FIFA hat überlegt, diese Veranstaltung in den Rahmen der Weltmeisterschaft einzubetten. FIFA-Präsident Joseph Blatter und Bundesinnenminister Otto Schily haben die Frage erörtert. Diese Woche soll voraussichtlich eine Einigung bekannt gegeben werden.

Frage: Wie sieht es mit Ihrer Zukunft aus. Auf dem DFB-Bundestag im Oktober in Osnabrück soll Theo Zwanziger zum Geschäftsführenden Präsidenten neben Ihnen aufsteigen. Werden Sie 2007 aus ihrem Amt als DFB-Präsident ausscheiden oder nochmals kandidieren?

Mayer-Vorfelder: Es ist klar, dass 2007 Schluss ist. Diese Entscheidung steht. Ich werde aber weiterhin in den Gremien der FIFA und UEFA bis 2008 bleiben.

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Gerhard Mayer-Vorfelder, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), hat sich am Dienstag im Interview zufrieden mit der Entwicklung der deutschen Nationalmannschaft im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland geäußert. "Ich denke, wir sind auf einem guten Weg", sagte der DFB-Präsident. Anlässlich des Länderspiels heute in Teheran gegen den Iran (18 Uhr MESZ/19.30 Uhr OZ, live im ZDF) stellte Gerhard Mayer-Vorfelder auch die sportpolitische Seite dieser Partie ins Blickfeld. Ferner plädierte der DFB-Präsident für eine offene Debatte um den WM-Standort in Leverkusen.



Frage: Herr Mayer-Vorfelder, turbulente Wochen und Monate
liegen hinter Ihnen. Hat die Kritik, auch aus den eigenen Reihen, sie persönlich verletzt?



Gerhard Mayer-Vorfelder: Sie hat mich nicht verletzt, sondern enttäuscht in der Art und Weise, wie sie vorgetragen wurde. Ich wusste von Anfang an, welche Schwierigkeiten auf uns zukommen. Zu diesem Zeitpunkt waren alle in Frage kommenden Trainer unter Vertrag. Mir war auch klar, wie aufgeregt die Situation in der Presse dargestellt würde.



Frage: Wie zufrieden sind Sie mit dem Triumvirat aus Jürgen Klinsmann, Joachim Löw und Oliver Bierhoff?



Mayer-Vorfelder: Ich finde gut an den jungen Leuten, dass sie mit einem ungeheuren Optimismus und viel Zuversicht zu Werke gehen. Sie wollen bewusst viele Dinge anders machen. Sie setzen neue Reizpunkte und bilden neue Spannungsfelder. Wenn man mit den Spielern spricht, dann hört man, dass sie gerne zur
Nationalmannschaft kommen. Und wenn die Brust des einzelnen
Spielers breiter ist, dann wird auch das Spiel vielleicht besser
und attraktiver. In Portugal hat man gesehen, dass das
Selbstvertrauen nicht da war.



Frage: Inwiefern bringt Bundestrainer Klinsmann seine Vision des Fußballs ein?



Mayer-Vorfelder: Wer es nicht geglaubt hat, konnte sich
im Spiel gegen Brasilien überzeugen: die Mannschaft hat schnell
von Defensive auf Offensive umgeschaltet und auch hohe
Laufbereitschaft gezeigt. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Das Nationalmannschaftstrio Jürgen Klinsmann, Joachim Löw und Oliver Bierhoff arbeitet gut zusammen, wobei Klinsmann der
uneingeschränkte Chef ist. Die anderen bringen ihre Eigenschaft
ein, ohne ins zweite Glied abgeschoben zu werden.



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Frage: In der Öffentlichkeit entsteht das Bild vom neuen
Bundestrainer als knallharter Reformer. Er hat zum Beispiel das
WM-Trainingslager in Leverkusen, was der Deutsche Fußball-Bund mit Bayer vereinbart hat, in Frage gestellt. Wie steht der
DFB-Präsident dazu, Sie haben sich bislang zurückgehalten?



Mayer-Vorfelder: Für mich ist das ein absoluter
Nebenkriegsschauplatz. Da muss man offen miteinander reden, sich
mit den Verantwortlichen der Bayer AG und Bayer 04 sowie mit Jürgen Klinsmann an einen Tisch setzen. Dann findet man eine Lösung. Dass diese Dinge über die Öffentlichkeit diskutiert werden, trägt nicht zur Problemlösung bei, weil die Fronten eher verhärtet werden.



Frage: Aber DFB-Schatzmeister Theo Zwanziger, der designierte Geschäftsführende DFB-Präsident, hat sich immer wieder kritisch zu diesem Thema geäußert. Warum haben Sie sich bislang zurückgehalten?



Mayer-Vorfelder: Dass ich mich bislang in dieser
Angelegenheit zurückhalte, heißt ja nicht, dass ich nicht ein
Gespräch vorbereite.



Frage: Gibt es einen Zeitrahmen für das Zustandekommen des Gesprächs?



Mayer-Vorfelder: Auf jeden Fall, bevor die Weltmeisterschaft stattfindet... Man muss sich vorstellen: Wir unterhalten uns knapp zwei Jahre, bevor die WM ausgetragen wird, über sechs Trainingseinheiten. Das Thema ist maßlos überhöht. Ich werde bemüht sein, eine Konsenslösung zu finden. Wenn man miteinander redet, bringt man das meiner Meinung nach auch zustande.



Frage: Sind die Ansprüche Bayer Leverkusens Ihrer Meinung nach berechtigt?



Mayer-Vorfelder: Natürlich, ich brauche auch keine
Aufforderung von Franz Beckenbauer, Gespräche zu führen. Das weiß ich schon selber.



Frage: Wie könnte der Kompromiss aussehen?



Mayer-Vorfelder: Zunächst muss man klären, welche
Vorstellungen Jürgen Klinsmann mit dem Trainingslager hat. Es ist doch so: Jeder Trainer wird versuchen, das zu ändern, was ihm einst als Spieler nicht gefallen hat. Ich weiß, dass Jürgen Klinsmann immer der Auffassung war, dass ihm bei einem Trainingslager an gleicher Stätte förmlich die Decke auf den Kopf fällt. Er wollte als Spieler immer gerne mal raus. Deshalb ist er überzeugt, es ist besser, zum Teil städtische Hotels zu nehmen.



Frage: Ist dies bei einer WM angesichts des Rieseninteresses der Öffentlichkeit aber wünschenswert?



Mayer-Vorfelder: Die Situation bei einer WM ist anders als früher, denn die Mannschaft wird ja nicht permanent an einem Ort spielen. Sie wird schon in der Vorrunde ihr Quartier ein oder vielleicht sogar zwei Tage vorher verlassen, um ihre Spiele zu bestreiten. Schon deshalb ist viel Bewegung drin. Aber noch einmal: Ich halte es für sachgerecht, mit den Verantwortlichen ein Gespräch zu führen. So ist es vereinbart - natürlich auch in dem Bewusstsein, was Leverkusen für die WM-Bewerbung getan hat.
Nämlich, dem DFB die Bewerbung ohne Steuermittel zu ermöglichen,
indem sie vier von insgesamt 20 Millionen D-Mark zur Verfügung
gestellt haben.



Frage: Welche Bedeutung hat das Länderspiel am Samstag im Iran?



Mayer-Vorfelder: Es hat keine politische, sondern eine
sportpolitische Dimension. Weil ein Verband wie der DFB seiner
Verpflichtung anderen Nationen gegenüber nachkommt, um zu helfen. Ausgangspunkt war das schwere Erdbeben im Iran. Damals sind wir gefragt worden, ob wir nicht helfen könnten. So ist das Länderspiel zustande gekommen. Ein namhafter Betrag geht an den iranischen Fußball-Verband.



Frage: Die WM-Eröffnungsveranstaltung 2006 soll in Berlin vom Weltverband FIFA mit einer Summe zwischen 22 und 24 Millionen Euro finanziert werden. Stimmt das?



Mayer-Vorfelder: Die FIFA hat überlegt, diese Veranstaltung in den Rahmen der Weltmeisterschaft einzubetten. FIFA-Präsident Joseph Blatter und Bundesinnenminister Otto Schily haben die Frage erörtert. Diese Woche soll voraussichtlich eine Einigung bekannt gegeben werden.



Frage: Wie sieht es mit Ihrer Zukunft aus. Auf dem
DFB-Bundestag im Oktober in Osnabrück soll Theo Zwanziger zum
Geschäftsführenden Präsidenten neben Ihnen aufsteigen. Werden Sie 2007 aus ihrem Amt als DFB-Präsident ausscheiden oder nochmals kandidieren?



Mayer-Vorfelder: Es ist klar, dass 2007 Schluss ist. Diese Entscheidung steht. Ich werde aber weiterhin in den Gremien der FIFA und UEFA bis 2008 bleiben.