DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger: "Es gab und gibt viel zu tun"

Im aktuellen Interview zieht der Geschäftsführende Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Dr. Theo Zwanziger, ein positives Jahresfazit. "Es gab und gibt viel zu tun, aber es ist eine schöne Arbeit", so Dr. Zwanziger.

Frage: Herr Dr. Zwanziger, ihr erstes komplettes Jahr als Geschäftsführender Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist fast vorüber. Wie fällt ihre persönliche Bilanz aus?

Dr. Theo Zwanziger: Die Zeit ist so rasend schnell vergangen, dass ich nicht einmal im Kopf habe, wie viel Tage es noch bis zum Beginn der WM sind. Ich fahre seit 30 Jahren nach Weihnachten regelmäßig in das Salzburger Land. Es kommt mir momentan so vor, als sei ich gestern erst von dort abgereist. Dabei ist das schon wieder ein Jahr her. Es gab und gibt viel zu tun, aber es ist eine schöne Arbeit.

Frage: Nur drei Monate nach ihrem Amtsantritt musste der DFB mit dem "Fall Hoyzer" einen der größten Skandale der DFB-Historie aufarbeiten. Sie konnten sich als Krisenmanager profilieren. Ein Glücksfall für Sie?

Dr. Zwanziger: Gewünscht habe ich mir das nicht. Mir kam aber meine berufliche Ausbildung entgegen. Ich war Anwalt, lange Jahre Richter und auch Verwaltungsbeamter. Die Erfahrung von damals hat mir für das Verfahren im Wett- und Manipulationsskandal geholfen. Man muss die Akten kennen, auch mal nachts lesen. Man muss den Sachverhalt im Griff haben und einen Tag weiter als die Journalisten denken. Darauf habe ich mich eingestellt.

Frage: Der DFB hatte die Affäre nach gut drei Monaten aufgearbeitet. Waren Sie überrascht, dass bei der Hauptverhandlung in Berlin im November nichts wesentlich Neues mehr auf den Tisch kam?

Dr. Zwanziger: Ich muss heute nochmals betonen, dass wir als DFB ohne die faire Zusammenarbeit mit der Staasanwaltschaft Berlin die Aufarbeitung so nie hätten schaffen können. Die Staatsanwaltschaft war rechtlich nicht dazu verpflichtet, uns die Unterlagen so schnell zugängig zu machen. Der Generalstaatsanwalt hat mich damals aber angerufen und mir gesagt, dass er die Bedeutung des Falls für den DFB vor der WM im eigenen Land einzuschätzen weiß. Deshalb hat man uns alle Informationen, die von Bedeutung sind, zukommen lassen. Damit hat die Staatsanwaltschaft der WM geholfen. Was dagegen die Verbraucherschützer gemacht haben, ist genau das Gegenteil.

Frage: Sie sprechen die Klage der Verbraucherschützer, die OK-Präsident Franz Beckenbauer als "Tagediebe" bezeichnete, gegen den Verkauf der Optionstickets für die WM 2006 in Deutschland an. Beide Parteien haben sich nun außergerichtlich auf einen Vergleich geeinigt. Wäre das nicht schon ohne Klage vor dem Landgericht Frankfurt möglich gewesen?

Dr. Zwanziger: Natürlich hätten wir den Vergleich auch im Vorfeld finden können. Grundsätzlich sind wir aber schlicht und einfach enttäuscht, dass die Verbraucherschützer als einzige Organisation eine Klage angestrengt haben. Dabei haben wir nur überlegt, wie wir ein gnadenlos überbuchtes Angebot so strukturieren können, dass die wirklichen Fans in großer Zahl WM-Spiele live im Stadion erleben können. Unser strategisches Ziel, die Stadien voll zu haben und die Optionstickets als Steuerungsmoment einzusetzen, wurde nicht verstanden. Wenn es freie Plätze geben sollte, obwohl die Stadien ausverkauft sind, können sich die Fans bei den Verbraucherschützern bedanken.

Frage: Hat die Klage dem Image Deutschlands und damit der WM geschadet?

Dr. Zwanziger: Jeder öffentliche Konflikt ist nicht gut für das Image unseres Landes. Der DFB hat die WM als gesellschaftliches Ereignis angelegt, die Wiedervereinigung war überhaupt erst der Anlass für die Bewerbung. Natürlich sind wir angewiesen auf Unterstützung derjenigen, die an anderer Stelle in Deutschland Verantwortung tragen. Die hat es von der Politik aus allen Parteien gegeben. Und dann kommt eine Größe, die sich bedeutsam empfindet, und meint, Konflikte öffentlich über Gerichte herbeiführen zu können. Damit blockieren wir uns selbst und das wirklich Wichtige wird nicht gemacht.

Frage: Eine Blockade gab es auch nach Einführung der Doppelspitze. Es gab Kompetenzgerangel zwischen Ihnen und DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder. Sie sprachen damals von einem "Geburtsfehler". Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit nach nunmehr 15 Monaten?

Dr. Zwanziger: "MV" und ich hatten immer ein wirklich gutes Vertrauensverhältnis. Aus diesem Vertrauensverhältnis heraus sind im Oktober 2004 die Verantwortlichkeiten nicht deutlich genug gemacht worden. Die Gefahr lag darin, dass sich jeder für alles verantwortlich gefühlt hat. Deshalb habe ich damals zu Herrn Mayer-Vorfelder gesagt, dass das jetzt klar werden muss. Es kann nur jeder für seinen Bereich arbeiten. Ich habe Wert darauf gelegt, dass die Verantwortlichkeiten klar getrennt werden. Das ist uns gelungen.

Frage: Sie sind verantwortlich für alle Belange nach der WM 2006. Sie werden also auch Verhandlungen mit Bundestrainer Jürgen Klinsmann führen. Rechnen Sie damit, dass es mit Klinsmann nach der WM 2006 weiter gehen kann?

Dr. Zwanziger: Jürgen Klinsmann hat sich selbst die Messlatte sehr hoch gelegt. Wir werden sehen, wie das Turnier läuft. Wenn die Mannschaft die Fans wie beim Konföderationen-Cup im Sommer begeistert und zudem sehr gut abschneidet, wird es keine Frage sein, dass wir uns schnell verständigen können. Wenn es nicht so läuft, dann wird man sehen. Es ist am Ende eine Entscheidung, die Jürgen Klinsmann in Absprache mit dem DFB-Präsidium treffen wird.

Frage: Mit Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff scheint dagegen Klarheit zu herrschen. Er wird seinen Vertrag im Januar unabhängig vom WM-Abschneiden bis 2010 verlängern.

Dr. Zwanziger: Oliver Bierhoff hat die Inhalte der Position eines Nationalmannschafts-Managers selbst beschrieben und gelebt. Deshalb ist es nur normal, dass wir jetzt nicht mit einem Neuen anfangen. Es war mein Wunsch, dass er das länger macht. Er wollte zunächst nur zwei Jahre verlängern. Aber in dieser Position ist Kontinuität gefragt. Ich hole ja auch nicht einen Generalsekretär für nur zwei Jahre. Er ist auf meinen Wunsch, bis 2010 zu verlängern, eingegangen. Jetzt müssen die letzten Details geklärt werden und dabei wird auch noch der Schatzmeister ein Wörtchen mitreden.

Frage: Eine weitere Baustelle bleibt der zu besetzende Posten des Sportdirektors. Jürgen Klinsmann bezeichnete zuletzt die Einführung dieser Planstelle als längst überfällig. Wann ist mit einer Entscheidung zu rechnen?

Dr. Zwanziger: Es stockt, weil wir die richtige Person für den Posten noch nicht gefunden haben. Es wäre wünschenswert, wenn wir den Januar-Termin halten könnten, um den Sportdirektor zu präsentieren. Schließlich laufen im Trainerstab Verträge aus, und es wäre Aufgabe des Sportdirektors, frühzeitig Gespräche darüber zu führen, wie es weitergeht. Aber es macht einfach keinen Sinn, jemanden auf den Posten zu setzen, ohne dass man weiß, ob es wirklich passt.

Frage: Für den Posten im Gespräch war zuletzt Guido Buchwald. Er arbeitet aber weiter in Japan als Trainer. Auch Ex-Bundestrainer Berti Vogts und Matthias Sammer waren Kandidaten. Wie sieht das Anforderungsprofil aus?

Dr. Zwanziger: Der Sportdirektor sollte zumindest eine gewisse Trainererfahrung mitbringen. In der Regel hat man diese, wenn man etwas älter ist. Es muss jemand sein, so wie bei Oliver Bierhoff geschehen, der sagt, er bleibt auch mal ein paar Jahre. Denn man muss bedenken, dass die Attraktivität eines Sportdirektors nicht mit der eines Bundesligatrainers gleichzusetzen ist. Aber wir stehen nicht unter Zeitdruck. Der DFB wird nicht zusammenbrechen, wenn es uns im Januar nicht gelingt, einen Sportdirektor zu verpflichten.

Frage: Eines ihrer Lieblingsthemen ist und bleibt der Frauenfußball. Sie sind glühender Fan von Turbine Potsdam. Was muss der DFB tun, um den Frauenfußball national weiter voranzutreiben?

Dr. Zwanziger: Wir haben zwei Bereiche, die wir angehen. Wir wollen zunächst die Nachwuchsförderung für alle Klubs auf ein Niveau bringen, damit die Bundesligaklubs aus einem Reservoir schöpfen können, wie es derzeit nur bei Turbine und beim FFC Frankfurt möglich ist. Wir wollen das Modell der Eliteschulen im Osten auch auf den Westen übertragen, davon wird der Mädchenfußball profitieren. Zudem wollen wir uns für eine intensivere Verbindung zwischen Schulen, Vereinen und Nachwuchsförderung engagieren.

Frage: Im Gespräch ist derzeit auch eine Einbindung der WM-OK-Mitarbeiter in Frauenbundesliga-Teams nach der WM 2006. Wie kann man sich das vorstellen?

Dr. Zwanziger: Wir müssen das Management der Klubs stärken. Wir hoffen, wir können mit der WM da zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, indem wir guten Mitarbeitern aus dem OK nach der WM die Chance geben, in unseren Verbänden und im Management der Frauenbundesliga zu arbeiten. Wir werden jedem Klub einen Mitarbeiter aus dem Personalwirtschaftsplan des OK finanzieren.

Frage: Welche Visionen verfolgen Sie, wenn Sie ab Mitte des kommenden Jahres die Geschicke des DFB als alleiniger Präsident leiten?

Dr. Zwanziger: Meine Hauptvision ist, die gesellschaftliche Kraft des Fußballs weiter nach vorne zu treiben. Wir brauchen zum Beispiel mehr Weiblichkeit im DFB. Derzeit 15 Prozent sind einfach zu wenig, deshalb wollen wir noch mehr Mädchen die Möglichkeit geben, Fußball zu spielen. Dazu wird der DFB auch eine Schuloffensive starten. Wenn man es als richtige gesellschaftliche Aufgabe ansieht, Menschen aus anderen Ländern schnell in Deutschland zu integrieren, dann muss man den Fußball benutzen. Man muss dem Fußball die Chance geben, Integration leisten zu können. Denn der Fußball kann das. [sid]


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Im aktuellen Interview zieht der Geschäftsführende Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Dr. Theo Zwanziger, ein positives Jahresfazit. "Es gab und gibt viel zu tun, aber es ist eine schöne Arbeit", so Dr. Zwanziger.



Frage: Herr Dr. Zwanziger, ihr erstes komplettes Jahr als
Geschäftsführender Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist fast vorüber. Wie fällt ihre persönliche Bilanz aus?



Dr. Theo Zwanziger: Die Zeit ist so rasend schnell vergangen, dass ich nicht einmal im Kopf habe, wie viel Tage es noch bis zum Beginn der WM sind. Ich fahre seit 30 Jahren nach Weihnachten regelmäßig in das Salzburger Land. Es kommt mir momentan so vor, als sei ich gestern erst von dort abgereist. Dabei ist das schon wieder ein Jahr her. Es gab und gibt viel zu tun, aber es ist eine schöne Arbeit.



Frage: Nur drei Monate nach ihrem Amtsantritt musste der DFB mit dem "Fall Hoyzer" einen der größten Skandale der DFB-Historie aufarbeiten. Sie konnten sich als Krisenmanager profilieren. Ein Glücksfall für Sie?



Dr. Zwanziger: Gewünscht habe ich mir das nicht. Mir kam aber meine berufliche Ausbildung entgegen. Ich war Anwalt, lange Jahre Richter und auch Verwaltungsbeamter. Die Erfahrung von damals hat mir für das Verfahren im Wett- und Manipulationsskandal geholfen. Man muss die Akten kennen, auch mal nachts lesen. Man muss den Sachverhalt im Griff haben und einen Tag weiter als die Journalisten denken. Darauf habe ich mich eingestellt.



Frage: Der DFB hatte die Affäre nach gut drei Monaten
aufgearbeitet. Waren Sie überrascht, dass bei der Hauptverhandlung in Berlin im November nichts wesentlich Neues mehr auf den Tisch kam?



Dr. Zwanziger: Ich muss heute nochmals betonen, dass wir als DFB ohne die faire Zusammenarbeit mit der Staasanwaltschaft Berlin die Aufarbeitung so nie hätten schaffen können. Die Staatsanwaltschaft war rechtlich nicht dazu verpflichtet, uns die Unterlagen so schnell zugängig zu machen. Der Generalstaatsanwalt hat mich damals aber angerufen und mir gesagt, dass er die Bedeutung des Falls für den DFB vor der WM im eigenen Land einzuschätzen weiß. Deshalb hat man uns alle Informationen, die von Bedeutung sind, zukommen lassen. Damit hat die Staatsanwaltschaft der WM geholfen. Was dagegen die Verbraucherschützer gemacht haben, ist genau das Gegenteil.



Frage: Sie sprechen die Klage der Verbraucherschützer, die OK-Präsident Franz Beckenbauer als "Tagediebe" bezeichnete, gegen den Verkauf der Optionstickets für die WM 2006 in Deutschland an. Beide Parteien haben sich nun außergerichtlich auf einen Vergleich geeinigt. Wäre das nicht schon ohne Klage vor dem Landgericht Frankfurt möglich gewesen?



Dr. Zwanziger: Natürlich hätten wir den Vergleich auch im Vorfeld finden können. Grundsätzlich sind wir aber schlicht und einfach enttäuscht, dass die Verbraucherschützer als einzige Organisation eine Klage angestrengt haben. Dabei haben wir nur überlegt, wie wir ein gnadenlos überbuchtes Angebot so strukturieren können, dass die wirklichen Fans in großer Zahl WM-Spiele live im Stadion erleben können. Unser strategisches Ziel, die Stadien voll zu haben und die Optionstickets als Steuerungsmoment einzusetzen, wurde nicht verstanden. Wenn es freie Plätze geben sollte, obwohl die Stadien ausverkauft sind, können sich die Fans bei den Verbraucherschützern bedanken.



Frage: Hat die Klage dem Image Deutschlands und damit der WM geschadet?



Dr. Zwanziger: Jeder öffentliche Konflikt ist nicht gut für das Image unseres Landes. Der DFB hat die WM als gesellschaftliches Ereignis angelegt, die Wiedervereinigung war überhaupt erst der Anlass für die Bewerbung. Natürlich sind wir angewiesen auf Unterstützung derjenigen, die an anderer Stelle in Deutschland Verantwortung tragen. Die hat es von der Politik aus allen Parteien gegeben. Und dann kommt eine Größe, die sich bedeutsam empfindet, und meint, Konflikte öffentlich über Gerichte herbeiführen zu können. Damit blockieren wir uns selbst und das wirklich Wichtige wird nicht gemacht.



Frage: Eine Blockade gab es auch nach Einführung der
Doppelspitze. Es gab Kompetenzgerangel zwischen Ihnen und
DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder. Sie sprachen damals von
einem "Geburtsfehler". Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit nach nunmehr 15 Monaten?



Dr. Zwanziger: "MV" und ich hatten immer ein wirklich gutes Vertrauensverhältnis. Aus diesem Vertrauensverhältnis heraus sind im Oktober 2004 die Verantwortlichkeiten nicht deutlich genug gemacht worden. Die Gefahr lag darin, dass sich jeder für alles verantwortlich gefühlt hat. Deshalb habe ich damals zu Herrn Mayer-Vorfelder gesagt, dass das jetzt klar werden muss. Es kann nur jeder für seinen Bereich arbeiten. Ich habe Wert darauf gelegt, dass die Verantwortlichkeiten klar getrennt werden. Das ist uns gelungen.



Frage: Sie sind verantwortlich für alle Belange nach der WM 2006. Sie werden also auch Verhandlungen mit Bundestrainer Jürgen Klinsmann führen. Rechnen Sie damit, dass es mit Klinsmann nach der WM 2006 weiter gehen kann?



Dr. Zwanziger: Jürgen Klinsmann hat sich selbst die Messlatte sehr hoch gelegt. Wir werden sehen, wie das Turnier läuft. Wenn die Mannschaft die Fans wie beim Konföderationen-Cup im Sommer begeistert und zudem sehr gut abschneidet, wird es keine Frage sein, dass wir uns schnell verständigen können. Wenn es nicht so läuft, dann wird man sehen. Es ist am Ende eine Entscheidung, die Jürgen Klinsmann in Absprache mit dem DFB-Präsidium treffen wird.



Frage: Mit Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff scheint dagegen Klarheit zu herrschen. Er wird seinen Vertrag im Januar unabhängig vom WM-Abschneiden bis 2010 verlängern.



Dr. Zwanziger: Oliver Bierhoff hat die Inhalte der Position eines Nationalmannschafts-Managers selbst beschrieben und gelebt. Deshalb ist es nur normal, dass wir jetzt nicht mit einem Neuen anfangen. Es war mein Wunsch, dass er das länger macht. Er wollte zunächst nur zwei Jahre verlängern. Aber in dieser Position ist Kontinuität gefragt. Ich hole ja auch nicht einen Generalsekretär für nur zwei Jahre. Er ist auf meinen Wunsch, bis 2010 zu verlängern, eingegangen. Jetzt müssen die letzten Details geklärt werden und dabei wird auch noch der Schatzmeister ein Wörtchen mitreden.



Frage: Eine weitere Baustelle bleibt der zu besetzende Posten des Sportdirektors. Jürgen Klinsmann bezeichnete zuletzt die Einführung dieser Planstelle als längst überfällig. Wann ist mit einer Entscheidung zu rechnen?



Dr. Zwanziger: Es stockt, weil wir die richtige Person für den Posten noch nicht gefunden haben. Es wäre wünschenswert, wenn wir den Januar-Termin halten könnten, um den Sportdirektor zu präsentieren. Schließlich laufen im Trainerstab Verträge aus, und es wäre Aufgabe des Sportdirektors, frühzeitig Gespräche darüber zu führen, wie es weitergeht. Aber es macht einfach keinen Sinn, jemanden auf den Posten zu setzen, ohne dass man weiß, ob es wirklich passt.



Frage: Für den Posten im Gespräch war zuletzt Guido Buchwald. Er arbeitet aber weiter in Japan als Trainer. Auch Ex-Bundestrainer Berti Vogts und Matthias Sammer waren Kandidaten. Wie sieht das Anforderungsprofil aus?



Dr. Zwanziger: Der Sportdirektor sollte zumindest eine gewisse Trainererfahrung mitbringen. In der Regel hat man diese, wenn man etwas älter ist. Es muss jemand sein, so wie bei Oliver Bierhoff geschehen, der sagt, er bleibt auch mal ein paar Jahre. Denn man muss bedenken, dass die Attraktivität eines Sportdirektors nicht mit der eines Bundesligatrainers gleichzusetzen ist. Aber wir stehen nicht unter Zeitdruck. Der DFB wird nicht zusammenbrechen, wenn es uns im Januar nicht gelingt, einen Sportdirektor zu verpflichten.



Frage: Eines ihrer Lieblingsthemen ist und bleibt der
Frauenfußball. Sie sind glühender Fan von Turbine Potsdam. Was muss der DFB tun, um den Frauenfußball national weiter voranzutreiben?



Dr. Zwanziger: Wir haben zwei Bereiche, die wir angehen. Wir wollen zunächst die Nachwuchsförderung für alle Klubs auf ein Niveau bringen, damit die Bundesligaklubs aus einem Reservoir schöpfen können, wie es derzeit nur bei Turbine und beim FFC Frankfurt möglich ist. Wir wollen das Modell der Eliteschulen im Osten auch auf den Westen übertragen, davon wird der Mädchenfußball profitieren. Zudem wollen wir uns für eine intensivere Verbindung zwischen Schulen, Vereinen und Nachwuchsförderung engagieren.



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Frage: Im Gespräch ist derzeit auch eine Einbindung der
WM-OK-Mitarbeiter in Frauenbundesliga-Teams nach der WM 2006. Wie kann man sich das vorstellen?



Dr. Zwanziger: Wir müssen das Management der Klubs stärken. Wir hoffen, wir können mit der WM da zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, indem wir guten Mitarbeitern aus dem OK nach der WM die Chance geben, in unseren Verbänden und im Management der Frauenbundesliga zu arbeiten. Wir werden jedem Klub einen Mitarbeiter aus dem Personalwirtschaftsplan des OK finanzieren.



Frage: Welche Visionen verfolgen Sie, wenn Sie ab Mitte des kommenden Jahres die Geschicke des DFB als alleiniger Präsident leiten?



Dr. Zwanziger: Meine Hauptvision ist, die gesellschaftliche Kraft des Fußballs weiter nach vorne zu treiben. Wir brauchen zum Beispiel mehr Weiblichkeit im DFB. Derzeit 15 Prozent sind einfach zu wenig, deshalb wollen wir noch mehr Mädchen die Möglichkeit geben, Fußball zu spielen. Dazu wird der DFB auch eine Schuloffensive starten. Wenn man es als richtige gesellschaftliche Aufgabe ansieht, Menschen aus anderen Ländern schnell in Deutschland zu integrieren, dann muss man den Fußball benutzen. Man muss dem Fußball die Chance geben, Integration leisten zu können. Denn der Fußball kann das.