DFB-Akademie: "Wir werden Trends setzen"

Im Nachgang des Gipfeltreffens "Psychologie" wirft Dr. Thomas Hauser, Leiter des Think Tanks der DFB-Akademie, einen Blick auf die kommenden Projekte: Wahrnehmung, Belastungssteuerung und Künstliche Intelligenz. Im DFB.de-Interview spricht Dr. Thomas Hauser mit Redakteurin Judith Weitzel über diese Themen.

DFB.de: Herr Dr. Hauser, der Fokus des Think Tank-Gipfeltreffens der DFB-Akademie lag auf dem Teilbereich "Psychologie". Gibt es für Sie eine "Erkenntnis des Tages"? Welche Relevanz hat die Disziplin für den Fußball?

Thomas Hauser: Dass die Psychologie ein entscheidender Faktor im Fußball ist, ist sicherlich keine neue Erkenntnis. Sie ist längst im Spitzenfußball präsent, was sich nicht zuletzt durch die vielen hauptamtlichen Sportpsychologen in den Vereinen und Nachwuchsleistungszentren widerspiegelt. Wir tauchen im Think Tank gemeinsam sehr tief in verschiedene Themenwelten der Psychologie ein. Im Detail beschäftigen wir uns beispielsweise mit bewusster und unbewusster Entscheidungsfindung unter Gegner- und Zeitdruck oder über Exekutive Funktionen; darunter fällt beispielsweise die Selbst- oder Impulskontrolle durch gezielte Reizunterdrückung – denken Sie nur an einen jungen Profi, der das erste Mal in einem vollbesetzten Bundesliga-Stadion aufläuft – , aber auch flexibles Denken oder das Arbeitsgedächtnis eines Spielers.

DFB.de: Wie reagieren Sie darauf konkret?

Hauser: Wir versuchen über Netzwerkprojekte und die Einbindung verschiedenster Institutionen, uns den Themen fußballspezifisch zu nähern. Für uns spielt es eine große Rolle, in den Think Tanks den Übertrag der wissenschaftlichen Erkenntnisse gemeinsam mit den Trainern und Psychologen in die Praxis zu schaffen. Eine wichtige Erkenntnis ist immer wieder, dass wir akzeptieren müssen, dass es unterschiedliche Zugänge zu diesen Themen gibt – und alle ihre Daseinsberechtigung haben! Dort, wo wir jedoch klare Evidenz, also Nachweise erbracht haben, versuchen wir natürlich, diese auch in Anwendung zu bringen. Die Erkenntnis des Tages liegt für mich darin, dass wir es wiederholt geschafft haben, dem Thema der kognitiven fußballspezifischen Fähigkeiten zunächst einmal ein Gesicht und eine Struktur zu geben und somit eine gemeinsame Sprache zu finden. Das ist die Grundlage, um Anwendungsszenarien für die Praxis ableiten zu können. 

DFB.de: Welche Themen werden in der zweiten Jahreshälfte 2018 und generell 2019 im Fokus stehen?

Hauser: Wir werden uns weiterhin sehr intensiv mit dem Wahrnehmungs- und Entscheidungsthema beschäftigen, gleichzeitig aber auch die Themenvielfalt Richtung "Belastungssteuerung und Verletzungsprävention", "Machine Learning und Künstliche Intelligenz" oder auch "Leistungsdiagnostik für Talente und Elite" vorantreiben. Weiter steht für uns das Projekt „Science to Goal“ ganz oben auf der Liste, mit dem wir weltweit wissenschaftliche Erkenntnisse auffinden und der Fußballfamilie in leicht verständlicher Sprache zur Verfügung stellen wollen.

DFB.de: Erwarten Sie von der kommenden Weltmeisterschaft in Russland einen bestimmten Trend, der dann auch in der DFB-Akademie oder im Think Tank Niederschlag finden könnte?

Hauser: Es ist immer interessant, mit den Kollegen der Spielanalyse Tendenzen aufzuspüren, die wir dann in den nächsten Jahren mit Hilfe von neuen Technologien – und immer mit dem Blick über den Tellerrand hinaus – weiterentwickeln können. Generell gilt: Wir wollen die Trends und das Tempo der Entwicklungen kennen, aber wir müssen nicht auf jeden fahrenden Zug aufspringen. Gemeinsam mit allen Kolleginnen und Kollegen der Akademie wollen und werden wir selber Trends setzen und mitbestimmen.

[jz]

Im Nachgang des Gipfeltreffens "Psychologie" wirft Dr. Thomas Hauser, Leiter des Think Tanks der DFB-Akademie, einen Blick auf die kommenden Projekte: Wahrnehmung, Belastungssteuerung und Künstliche Intelligenz. Im DFB.de-Interview spricht Dr. Thomas Hauser mit Redakteurin Judith Weitzel über diese Themen.

DFB.de: Herr Dr. Hauser, der Fokus des Think Tank-Gipfeltreffens der DFB-Akademie lag auf dem Teilbereich "Psychologie". Gibt es für Sie eine "Erkenntnis des Tages"? Welche Relevanz hat die Disziplin für den Fußball?

Thomas Hauser: Dass die Psychologie ein entscheidender Faktor im Fußball ist, ist sicherlich keine neue Erkenntnis. Sie ist längst im Spitzenfußball präsent, was sich nicht zuletzt durch die vielen hauptamtlichen Sportpsychologen in den Vereinen und Nachwuchsleistungszentren widerspiegelt. Wir tauchen im Think Tank gemeinsam sehr tief in verschiedene Themenwelten der Psychologie ein. Im Detail beschäftigen wir uns beispielsweise mit bewusster und unbewusster Entscheidungsfindung unter Gegner- und Zeitdruck oder über Exekutive Funktionen; darunter fällt beispielsweise die Selbst- oder Impulskontrolle durch gezielte Reizunterdrückung – denken Sie nur an einen jungen Profi, der das erste Mal in einem vollbesetzten Bundesliga-Stadion aufläuft – , aber auch flexibles Denken oder das Arbeitsgedächtnis eines Spielers.

DFB.de: Wie reagieren Sie darauf konkret?

Hauser: Wir versuchen über Netzwerkprojekte und die Einbindung verschiedenster Institutionen, uns den Themen fußballspezifisch zu nähern. Für uns spielt es eine große Rolle, in den Think Tanks den Übertrag der wissenschaftlichen Erkenntnisse gemeinsam mit den Trainern und Psychologen in die Praxis zu schaffen. Eine wichtige Erkenntnis ist immer wieder, dass wir akzeptieren müssen, dass es unterschiedliche Zugänge zu diesen Themen gibt – und alle ihre Daseinsberechtigung haben! Dort, wo wir jedoch klare Evidenz, also Nachweise erbracht haben, versuchen wir natürlich, diese auch in Anwendung zu bringen. Die Erkenntnis des Tages liegt für mich darin, dass wir es wiederholt geschafft haben, dem Thema der kognitiven fußballspezifischen Fähigkeiten zunächst einmal ein Gesicht und eine Struktur zu geben und somit eine gemeinsame Sprache zu finden. Das ist die Grundlage, um Anwendungsszenarien für die Praxis ableiten zu können. 

DFB.de: Welche Themen werden in der zweiten Jahreshälfte 2018 und generell 2019 im Fokus stehen?

Hauser: Wir werden uns weiterhin sehr intensiv mit dem Wahrnehmungs- und Entscheidungsthema beschäftigen, gleichzeitig aber auch die Themenvielfalt Richtung "Belastungssteuerung und Verletzungsprävention", "Machine Learning und Künstliche Intelligenz" oder auch "Leistungsdiagnostik für Talente und Elite" vorantreiben. Weiter steht für uns das Projekt „Science to Goal“ ganz oben auf der Liste, mit dem wir weltweit wissenschaftliche Erkenntnisse auffinden und der Fußballfamilie in leicht verständlicher Sprache zur Verfügung stellen wollen.

DFB.de: Erwarten Sie von der kommenden Weltmeisterschaft in Russland einen bestimmten Trend, der dann auch in der DFB-Akademie oder im Think Tank Niederschlag finden könnte?

Hauser: Es ist immer interessant, mit den Kollegen der Spielanalyse Tendenzen aufzuspüren, die wir dann in den nächsten Jahren mit Hilfe von neuen Technologien – und immer mit dem Blick über den Tellerrand hinaus – weiterentwickeln können. Generell gilt: Wir wollen die Trends und das Tempo der Entwicklungen kennen, aber wir müssen nicht auf jeden fahrenden Zug aufspringen. Gemeinsam mit allen Kolleginnen und Kollegen der Akademie wollen und werden wir selber Trends setzen und mitbestimmen.

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