Deutschland mit starker Bilanz gegen die Turniergastgeber

Wer geht schon nicht gerne auf eine Party? Menschen kommen in der Absicht, sich zu amüsieren zusammen, für das leibliche Wohl wird gesorgt und kosten tut’s gewöhnlich auch nichts. Nur die Gastgeber haben immer ein bisschen Stress. Aber ohne sie keine Party, keine Musik, kein Essen und keine Getränke. So ähnlich ist das mit Fußballturnieren. Da gilt die größte Sorge der Veranstalter der gastgebenden Mannschaft, die bitte bloß nicht zu früh ausscheiden darf. Passieren tut es trotzdem oft genug - und den Party-Schreck gab dabei ganz bevorzugt die deutsche Mannschaft.

Bei Weltmeisterschaften hat sie schon fünf Gastgebern das Fest verdorben, bei Europameisterschaften ebenfalls fünf - die Bilanz aus diesen zwölf Schlachten lautet 10:2 für Deutschland. Heute (ab 21 Uhr, live im ZDF und im Fan-Club-Radio) schlägt's dann dreizehn in dieser sehr speziellen Art von Länderspielen gegen ein ganzes Stadion und gegen ein ganzes Land - die Nationalmannschaft trifft in Marseille auf EM-Gastgeber Frankreich. Zum achten Male ist es ein Halbfinale, und auch da ist die Bilanz herausragend - 6:1 für Deutschland. DFB.de blickt zurück.

Gastgeberschreck Deutschland

Und wieder stellt sich die Frage: darf man diesen Gastgeber überhaupt rauswerfen? Alle anderen vorher wollten ganz gern Welt- oder Europameister werden, seriös erwartet haben es nur die Engländer 1966. Und die haben es ja auch geschafft, durch ein Tor das keines war, was sie aber nie einsehen werden. Frankreich hat viel gelitten im vergangenen Jahr, und das hatte nichts mit Fußball zu tun. Der kann den Menschen Freude wiedergeben, sie wuchs mit jedem Sieg. Allmählich ist der Gastgeber in Turnierform, nun will er auch beim Abschlussball seiner eigenen Party dabei sein.

Unsere Elf darf das nicht kümmern, wir sind eine Turniermannschaft, wir haben einen Ruf zu verteidigen und nicht den des Gegners und wenn es der Gastgeber ist, dann hat er eben Pech gehabt. Und das hat er meistens. 10:2 für uns, wie gesagt!

Kein gutes Debüt gegen Schweden

Dabei begann es schrecklich: Anno domini 1958 in Göteborg, WM-Halbfinale gegen die Schweden. Die schwedische Presse ging zum Angriff über, nannte unseren Sepp Herberger einen "Sklavenhalter" und die Spieler "Knochenbrecher". Eine neue Erfahrung für unsere Weltmeister war das Publikum – seit wann gab es denn entfesselte Skandinavier? Sogenannte Einpeitscher mit Mikrofonen heizten die Massen an, "Heja, heja Sverige". Heute würde sich da kein Mensch mehr drüber aufregen, aber für den sensiblen Fritz Walter und seine Elf war das alles zu viel. Wir verloren Spiel und Nerven, Erich Juskowiak durch Platzverweis und Fritz durch eine Verletzung. Sein letztes Länderspiel endete 1:3 und im Skandal, die Delegation schwänzte sogar das Abschluss-Bankett und der DFB-Präsident Peco Bauwens schwor im heiligen Zorn: "Nie mehr werden wir dieses Land betreten." Sie kamen dann doch wieder, zum Beispiel zur EM 1992, als im Halbfinale (3:2) Revanche genommen wurde. Es war einer der größten Tage in der Karriere von Doppel-Torschütze Karl-Heinz Riedle.



Wer geht schon nicht gerne auf eine Party? Menschen kommen in der Absicht, sich zu amüsieren zusammen, für das leibliche Wohl wird gesorgt und kosten tut’s gewöhnlich auch nichts. Nur die Gastgeber haben immer ein bisschen Stress. Aber ohne sie keine Party, keine Musik, kein Essen und keine Getränke. So ähnlich ist das mit Fußballturnieren. Da gilt die größte Sorge der Veranstalter der gastgebenden Mannschaft, die bitte bloß nicht zu früh ausscheiden darf. Passieren tut es trotzdem oft genug - und den Party-Schreck gab dabei ganz bevorzugt die deutsche Mannschaft.

Bei Weltmeisterschaften hat sie schon fünf Gastgebern das Fest verdorben, bei Europameisterschaften ebenfalls fünf - die Bilanz aus diesen zwölf Schlachten lautet 10:2 für Deutschland. Heute (ab 21 Uhr, live im ZDF und im Fan-Club-Radio) schlägt's dann dreizehn in dieser sehr speziellen Art von Länderspielen gegen ein ganzes Stadion und gegen ein ganzes Land - die Nationalmannschaft trifft in Marseille auf EM-Gastgeber Frankreich. Zum achten Male ist es ein Halbfinale, und auch da ist die Bilanz herausragend - 6:1 für Deutschland. DFB.de blickt zurück.

Gastgeberschreck Deutschland

Und wieder stellt sich die Frage: darf man diesen Gastgeber überhaupt rauswerfen? Alle anderen vorher wollten ganz gern Welt- oder Europameister werden, seriös erwartet haben es nur die Engländer 1966. Und die haben es ja auch geschafft, durch ein Tor das keines war, was sie aber nie einsehen werden. Frankreich hat viel gelitten im vergangenen Jahr, und das hatte nichts mit Fußball zu tun. Der kann den Menschen Freude wiedergeben, sie wuchs mit jedem Sieg. Allmählich ist der Gastgeber in Turnierform, nun will er auch beim Abschlussball seiner eigenen Party dabei sein.

Unsere Elf darf das nicht kümmern, wir sind eine Turniermannschaft, wir haben einen Ruf zu verteidigen und nicht den des Gegners und wenn es der Gastgeber ist, dann hat er eben Pech gehabt. Und das hat er meistens. 10:2 für uns, wie gesagt!

Kein gutes Debüt gegen Schweden

Dabei begann es schrecklich: Anno domini 1958 in Göteborg, WM-Halbfinale gegen die Schweden. Die schwedische Presse ging zum Angriff über, nannte unseren Sepp Herberger einen "Sklavenhalter" und die Spieler "Knochenbrecher". Eine neue Erfahrung für unsere Weltmeister war das Publikum – seit wann gab es denn entfesselte Skandinavier? Sogenannte Einpeitscher mit Mikrofonen heizten die Massen an, "Heja, heja Sverige". Heute würde sich da kein Mensch mehr drüber aufregen, aber für den sensiblen Fritz Walter und seine Elf war das alles zu viel. Wir verloren Spiel und Nerven, Erich Juskowiak durch Platzverweis und Fritz durch eine Verletzung. Sein letztes Länderspiel endete 1:3 und im Skandal, die Delegation schwänzte sogar das Abschluss-Bankett und der DFB-Präsident Peco Bauwens schwor im heiligen Zorn: "Nie mehr werden wir dieses Land betreten." Sie kamen dann doch wieder, zum Beispiel zur EM 1992, als im Halbfinale (3:2) Revanche genommen wurde. Es war einer der größten Tage in der Karriere von Doppel-Torschütze Karl-Heinz Riedle.

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In Chile klappte es besser - Wembley hat zwei Seiten

Der erste Sieg gegen einen Gastgeber gelang bei der fast vergessenen WM in Chile, 1962. Das 2:0 tat keinem weh, die Chilenen waren schon qualifiziert, nun waren wir es auch. Dank Treffer von Uwe Seeler und Horst Szymaniak. Von Wembley 1966 war schon die Rede und wird es immer mal wieder sein, es war eines der dramatischsten Finals der WM-Historie. Entschieden wurde es in der Verlängerung (4:2) durch das berühmte Wembley-Tor von Geoff Hurst zum 3:2. Deutschland hatte durch Helmut Haller geführt, Hurst und Peters daraus ein 2:1 gemacht, dann glich Wolfgang Weber mit dem Schlusspfiff aus. Die erste Verlängerung eines WM-Finales brachte einen verdienten englischen Sieg, aber unter merkwürdigen Umständen. Das dritte Tor bleibt ewig umstritten, das vierte war irregulär, als bereits Zuschauer auf dem Platz waren. Aber die Deutschen gratulierten fair und verdienten sich die Achtung der Sportwelt.

Da trieb es die englische Boulevard-Presse mit ihren Stahlhelm-Phantasien 30 Jahre später schlimmer, aber was gegen England zählt ist auf’m Elfmeter-Punkt – und da war Deutschland im EM-Halbfinale von Wembley wieder mal siegreich. Nach 120 Minuten hatte es 1:1 gestanden, Stefan Kuntz glich Alan Shearers 1:0 noch vor der Pause aus.

Seit fast 50 Jahren gegen den Gastgeber ungeschlagen

1972 standen die Belgier auf dem Triumphmarsch zum ersten EM-Titel Spalier, zwei Müller-Tore erledigten den Fall – Endstand 2:1. 1976 brauchten wir schon drei Müller-Tore – nicht von Gerd, sondern vom Kölner Dieter, der die nach seiner Einwechslung gegen die Jugoslawen schoss. Im ersten Länderspiel! Auch das war ein EM-Halbfinale, Endstand 4:2. 1982 zerstörten wir in Madrid Spaniens Hoffnungen durch Tore von Klaus Fischer und Pierre Littbarski, aber noch so rücksichtsvoll (nur 2:1), dass sie bereit waren uns zu helfen. Denn nur Spaniens 0:0 gegen England brachte die DFB-Elf, die vor dem Fernseher zitterte, ins Halbfinale.

1986 war es am knappsten. In Mexikos Gluthitze schleppten sich zehn Deutsche im Viertelfinale nach Bertholds Platzverweis ohne Tore und fast ohne Torchancen ins Elfmeterschießen, was ja quasi Sieg bedeutet. Die Mexikaner waren dem Druck nicht gewachsen, Toni Schumacher hielt zwei von drei Elfmetern, unsere Spieler schossen alle vier rein! Trotz eines Pfeifkonzerts bei jedem Anlauf.

16 Jahre Ruhe - und dann kam Ballack

16 Jahre ließen wir unsere Gastgeber bei einer WM in Ruhe, dann stellte sich im Halbfinale von Seoul Südkorea in den Weg. Soweit waren die Asiaten nie gekommen, ein ganzes Land war im Fieber und trug Rot. Die Bild warnte vor der "Schlacht in der roten Hölle", bestehend aus 60.000 Koreanern in Trikots ihrer Mannschaft. "Alle singen und klatschen nonstop. Sie skandieren zu Trommeln den Schlachtruf wie auf einer Galeere." Das klang nach Göteborg 1958, aber Rudi Völlers Elf konnte nichts mehr schocken. Michael Ballack schoss Deutschland ins Finale, das er selbst wegen Gelb-Sperre verpasste. Ballack hat es gar noch mal getan, sein Freistoß zum 1:0 warf 2008 die Österreicher aus dem eigenen EM-Turnier – schon in der Vorrunde.

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Die historische Nacht von Belo Horizonte

Alles in den Schatten stellte jedoch die Nacht von Belo Horizonte. Das WM-Halbfinale 2014 schrieb Geschichte und war Gegenstand von Geschichtsschreibung. Es erschienen mehrere Publikationen nur zu diesem Spiel, das gab es nur beim Wunder von Bern. Warum? Eine entfesselte deutsche Elf stellte an diesem 8. Juli mehrere WM-Rekorde auf gegen einen Gastgeber, der unter dem Erwartungsdruck regelrecht zusammenbrach. Und der unter der Abwesenheit seines schwer verletzten Super-Stars Neymar litt.

Deutschland spielte in Bestbesetzung und in Bestform. Thomas Müller traf nach einer Ecke zum 1:0 (11.), es war das 2000. deutsche Länderspieltor. Und der Anfang vom Ende des brasilianischen Traums. Vielmehr erlebten sie einen sechsminütigen Albtraum. Zwischen der 23. und 29. Minute schoss Deutschland vier (!) Tore und zog auf 5:0 davon. Durch Miro Klose (23.), Toni Kroos (24., 26.) und Sami Khedira (29.). Alle herausgespielt gegen eine desolate Abwehr. Auf Brasiliens Fan-Meilen flossen die Tränen, im Stadion auch.

Selbst die deutschen Fans bekamen Mitleid mit dem Gastgeber. In der Kabine wurde darauf hingewiesen, den Gegner nicht zu demütigen und die Partie seriös zu Ende zu spielen. Was nach der höchsten Pausenführung in einem WM-Halbfinale nicht ganz leicht fiel. Joker André Schürrle stach noch zwei Mal zu (69., 79.), ehe Oscar der Ehrentreffer (90.) vergönnt war. "Der Planet Fußball versteht die Welt nicht mehr. Deutschland zerquetscht Brasilien", schrieb Le Parisien. Die Bild erschien mit der Zeile "Ohne Worte" und widmete jedem Tor eine Seite.

Eines schrieb eine weitere Geschichte. Klose wurde durch sein 2:0 zum WM-Rekordtorjäger (16 Treffer), löste ausgerechnet einen Brasilianer (Ronaldo) ab. Ferner hielten die Statistiker fest: - Fünf Tore in einer WM-Halbzeit schoss Deutschland nur einmal – im erwähnten Halbfinale 1954 gegen Österreich, nach der Pause.
- Eine 5:0-Führung nach 29 Minuten ist WM-Rekord-Einstellung. 1974 glückte das zuerst Jugoslawien gegen Zaire (Endstand 9:0).
- Nie hat ein WM-Gastgeber höher verloren. Die Schweiz kassierte 1954 gegen Österreich zwar genauso viele Tore, doch war es weit spannender (5:7)

Es war die mit Abstand höchste WM-Niederlage Brasiliens, zuvor es ein 0:3 im WM-Finale 1998 gegen Gastgeber Frankreich. Nun ist Frankreich wieder Gastgeber. Es gibt historisch gesehen nicht viele Gründe, sich auf Party-Schreck Deutschland zu freuen.