"Der Trainer ist das Schlüsselbund"

Ziel des Schnuppertrainings ist es, neue Spieler und Vereinsmitglieder zu gewinnen. So sieht es auch Paul Schomann, DFB-Trainer für den Basisfußball. Im TWO-Interview mit Peter Scheffler erklärt er außerdem, wie man das Training vorbereitet, welche Inhalte sinnvoll sind und, dass der Erfolg maßgeblich vom Trainer abhängt.

TWO: Die Saison ist gerade beendet worde. Ein guter Zeitpunkt für ein Schnuppertraining?

Paul Schomann: Jeder Zeitpunkt ist ein guter für ein Schnuppertraining. Auch ein guter Zeitpunkt ist der Beginn einer Saison, beziehungsweise der Beginn eines Schuljahres. Für die Erstklässler fängt gerade ein neuer Lebensabschnitt an. Sie sind nun auch offen für Vereinsangebote. Aus meiner Erfahrung kann man zu dieser Zeit viele Kinder gewinnen. Die Trainer sollten Kontakt zu den umliegenden Schulen aufnehmen und das Training dort anbieten oder einen Termin im Verein ankündigen.

TWO: Gibt es Unterschiede zwischen dem Schnuppertraining im Verein und in der Schule?

Schomann: Wenn es sich um die gleiche Zielgruppe handelt, dann nicht. Wir sprechen ja von Schülerinnen und Schülern, die gerade eingeschult werden, im Fußball also von F-Jugendlichen. Die Inhalte sollten kindgerecht und einfach sein.

TWO: Unabhängig von den Inhalten, die Organisation ist schon eine andere, oder?

Schomann: Das stimmt. Im Verein befinde ich mich auf bekanntem Terrain. Für ein Schnuppertraining in der Schule muss ich mich im Vorfeld abstimmen. Wo findet das Training statt? Wer ist von der Schule dabei? Welche Materialien sind vor Ort? Das Schnuppertraining bietet sich vor allem für die offene Ganztagsschule an. Hier kann man ein Angebot für den Nachmittag schaffen. Wenn sich das herumspricht, kommen vielleicht auch die Kinder, die normalerweise nach Hause gehen würden.

TWO: Welche Kinder kommen, außer den Erstklässlern, noch infrage für ein Schnuppertraining?

Schomann: Andere Grundschulkinder. 95 Prozent aller Eintritte in den Verein passieren im Grundschulalter oder vorher. Das ist die Zielgruppe, aus der ich mich als Verein am besten bedienen kann. Wenn ich allerdings für alle Grundschulkinder etwas organisiere, sollte ich zwischen Erst- und Zweitklässlern und Dritt- und Viertklässlern trennen, also zwei verschiedene Angebote schaffen.

TWO: Was gilt es im Vorfeld noch zu beachten?

Schomann: Das Training sollte angekündigt werden. Ich kann zum Beispiel Plakate anfertigen und aushängen, Schulen informieren, Zeitungsannoncen setzen, im Vereinsschaukasten informieren, und natürlich neue Medien, wie die Vereinshomepage, nutzen.

TWO: Nehmen wir an, es gibt ein Schnuppertraining im Verein: Sollten die beiden Gruppen, Vereinsspieler und Besucher des Schnuppertrainings, getrennt werden?

Schomann: Ich würde sie trennen. Wenn man merkt, die Unterschiede sind nicht zu gravierend oder die Spieler kennen sich eh aus der Schule, kann man die beiden Gruppen auch zusammenführen.

TWO: Welche Übungen sollte das Training beinhalten?

Schomann: Dafür muss ich mich als Trainer in die Kinder hinein denken. Was wollen sie im Fußballtraining?

TWO: Und, was wollen sie?

Schomann: Sie wollen Fußballspielen, mit der Betonung auf Spielen. Und sie wollen Tore schießen, denn das ist das Schönste am Fußball. Das bedeutet, ich organisiere ein Training mit einfachen Geschicklichkeitsaufgaben, mit Torschusstraining aus unterschiedlichen Positionen, mit Tricks und mit vielen kleinen Fußballspielen. Vom Zwei-gegen-Zwei bis zum Vier-gegen-Vier. Der Spaß steht im Vordergrund. Tolle Beispiele gibt es in der Training-online-Datenbank, für die ich selbst Einheiten entwerfe.

TWO: Wie kann ich als Trainer den nötigen Spaß vermitteln?

Schomann: Ich muss auf die jungen Spielerinnen und Spieler eingehen, mein Verhalten und meine Sprache den Kindern anpassen. Außerdem viel loben und motivieren. Bei Spielen und Übungen sollte der Trainer nicht nur herumstehen, sondern aktiv mitmachen. Wenn ein Kind eine Pause braucht, lasse ich das zu und rufe ihn nicht direkt auf den Platz zurück. Das alles sollte natürlich grundsätzlich so sein, nicht nur im Schnuppertraining. Der Trainer ist also nicht nur der Schlüssel, er ist das Schlüsselbund im Kinderfußball.

TWO: Wie reagiert ein solcher Trainer auf Probleme, wenn zum Beispiel ein Kind mit wenig Talent die Gruppe aufhält?

Schomann: Dann muss ich für dieses Kind die Aufgabe erleichtern. Ein Beispiel: Die Spieler machen Siebenmeter-Schießen. Wenn ein Kind das nicht schafft, dann darf dieses eben näher an das Tor.

TWO: Beschweren sich die anderen Kinder denn dann nicht?

Schomann: Ich muss die Maßnahme begründen. Der Spieler habe noch nicht so einen kräftigen Schuss, deshalb dürfe er vor. Dieses Geschick sollte ich als Kindertrainer entwickeln. Wir müssen jedem Kind die Möglichkeit geben, Fußball in unseren Vereinen zu spielen. Man darf auf keinen Fall das Kind bloß stellen. Ich muss gerade nicht so talentierten Spielern viel Zuneigung geben und zeigen, dass sie genauso wertvoll für die Gruppe sind wie die anderen. Außerdem können auch diese Kinder wahnsinnige Entwicklungssprünge machen. Manche Kinder sind einfach nur schüchtern und zurückhaltend. Wenn die mal aus sich herauskommen, kann das einen großen Schub geben.

TWO: Das Schnuppertraining hat erfolgreich stattgefunden. Was passiert jetzt?

Schomann: Nach jedem Training halte ich als Trainer eine kurze Abschlussrede. Ich sage, dass es mir als Trainer Spaß gemacht hat und, dass ich mich freue, wenn die Kinder beim nächsten Mal wieder dabei sind. Eine kurze Motivation also, um sie wieder einzuladen. Daraus kann dann eine Regelmäßigkeit werden.

TWO: Aber das Schnuppertraining soll kein kontinuierliches Angebot sein, oder?

Schomann: Nein, ich würde es circa dreimal wiederholen. Dann sollte eine schnelle Integration in die jeweilige, bestehende Altersgruppe stattfinden. Zur besseren Information und Kommunikation kann ich eine Teilnehmerliste anfertigen, die die Eltern ausfüllen. So habe ich die Kontaktdaten parat.

TWO: Die Liste gilt aber noch nicht als Anmeldung.

Schomann: Nein. Man sollte auch nie beim ersten Training schon ein Anmeldeformular mitgeben. Erst nach drei oder vier Wochen kann man sich darüber austauschen, ob die Kinder in den Verein eintreten wollen.

TWO: Dann hätte das Schnuppertraining sein Ziel erreicht?

Schomann: Genau. Der Verein bekommt neue Mitglieder für den Verein und Spieler für die jeweiligen Mannschaften. Durch die Kinder kann man zusätzlich die Eltern oder die ganze Familie gewinnen. Vielleicht bietet der Verein ja auch weitere Sportarten an, die für Eltern oder Geschwister interessant sind. [PS]

[bild1] Ziel des Schnuppertrainings ist es, neue Spieler und Vereinsmitglieder zu gewinnen. So sieht es auch Paul Schomann, DFB-Trainer für den Basisfußball. Im TWO-Interview mit Peter Scheffler erklärt er außerdem, wie man das Training vorbereitet, welche Inhalte sinnvoll sind und, dass der Erfolg maßgeblich vom Trainer abhängt.

TWO: Die Saison ist gerade beendet worde. Ein guter Zeitpunkt für ein Schnuppertraining?

Paul Schomann: Jeder Zeitpunkt ist ein guter für ein Schnuppertraining. Auch ein guter Zeitpunkt ist der Beginn einer Saison, beziehungsweise der Beginn eines Schuljahres. Für die Erstklässler fängt gerade ein neuer Lebensabschnitt an. Sie sind nun auch offen für Vereinsangebote. Aus meiner Erfahrung kann man zu dieser Zeit viele Kinder gewinnen. Die Trainer sollten Kontakt zu den umliegenden Schulen aufnehmen und das Training dort anbieten oder einen Termin im Verein ankündigen.

TWO: Gibt es Unterschiede zwischen dem Schnuppertraining im Verein und in der Schule?

Schomann: Wenn es sich um die gleiche Zielgruppe handelt, dann nicht. Wir sprechen ja von Schülerinnen und Schülern, die gerade eingeschult werden, im Fußball also von F-Jugendlichen. Die Inhalte sollten kindgerecht und einfach sein.

TWO: Unabhängig von den Inhalten, die Organisation ist schon eine andere, oder?

Schomann: Das stimmt. Im Verein befinde ich mich auf bekanntem Terrain. Für ein Schnuppertraining in der Schule muss ich mich im Vorfeld abstimmen. Wo findet das Training statt? Wer ist von der Schule dabei? Welche Materialien sind vor Ort? Das Schnuppertraining bietet sich vor allem für die offene Ganztagsschule an. Hier kann man ein Angebot für den Nachmittag schaffen. Wenn sich das herumspricht, kommen vielleicht auch die Kinder, die normalerweise nach Hause gehen würden.

TWO: Welche Kinder kommen, außer den Erstklässlern, noch infrage für ein Schnuppertraining?

Schomann: Andere Grundschulkinder. 95 Prozent aller Eintritte in den Verein passieren im Grundschulalter oder vorher. Das ist die Zielgruppe, aus der ich mich als Verein am besten bedienen kann. Wenn ich allerdings für alle Grundschulkinder etwas organisiere, sollte ich zwischen Erst- und Zweitklässlern und Dritt- und Viertklässlern trennen, also zwei verschiedene Angebote schaffen.

TWO: Was gilt es im Vorfeld noch zu beachten?

Schomann: Das Training sollte angekündigt werden. Ich kann zum Beispiel Plakate anfertigen und aushängen, Schulen informieren, Zeitungsannoncen setzen, im Vereinsschaukasten informieren, und natürlich neue Medien, wie die Vereinshomepage, nutzen.

TWO: Nehmen wir an, es gibt ein Schnuppertraining im Verein: Sollten die beiden Gruppen, Vereinsspieler und Besucher des Schnuppertrainings, getrennt werden?

Schomann: Ich würde sie trennen. Wenn man merkt, die Unterschiede sind nicht zu gravierend oder die Spieler kennen sich eh aus der Schule, kann man die beiden Gruppen auch zusammenführen.

TWO: Welche Übungen sollte das Training beinhalten?

Schomann: Dafür muss ich mich als Trainer in die Kinder hinein denken. Was wollen sie im Fußballtraining?

TWO: Und, was wollen sie?

Schomann: Sie wollen Fußballspielen, mit der Betonung auf Spielen. Und sie wollen Tore schießen, denn das ist das Schönste am Fußball. Das bedeutet, ich organisiere ein Training mit einfachen Geschicklichkeitsaufgaben, mit Torschusstraining aus unterschiedlichen Positionen, mit Tricks und mit vielen kleinen Fußballspielen. Vom Zwei-gegen-Zwei bis zum Vier-gegen-Vier. Der Spaß steht im Vordergrund. Tolle Beispiele gibt es in der Training-online-Datenbank, für die ich selbst Einheiten entwerfe.

TWO: Wie kann ich als Trainer den nötigen Spaß vermitteln?

[bild2] Schomann: Ich muss auf die jungen Spielerinnen und Spieler eingehen, mein Verhalten und meine Sprache den Kindern anpassen. Außerdem viel loben und motivieren. Bei Spielen und Übungen sollte der Trainer nicht nur herumstehen, sondern aktiv mitmachen. Wenn ein Kind eine Pause braucht, lasse ich das zu und rufe ihn nicht direkt auf den Platz zurück. Das alles sollte natürlich grundsätzlich so sein, nicht nur im Schnuppertraining. Der Trainer ist also nicht nur der Schlüssel, er ist das Schlüsselbund im Kinderfußball.

TWO: Wie reagiert ein solcher Trainer auf Probleme, wenn zum Beispiel ein Kind mit wenig Talent die Gruppe aufhält?

Schomann: Dann muss ich für dieses Kind die Aufgabe erleichtern. Ein Beispiel: Die Spieler machen Siebenmeter-Schießen. Wenn ein Kind das nicht schafft, dann darf dieses eben näher an das Tor.

TWO: Beschweren sich die anderen Kinder denn dann nicht?

Schomann: Ich muss die Maßnahme begründen. Der Spieler habe noch nicht so einen kräftigen Schuss, deshalb dürfe er vor. Dieses Geschick sollte ich als Kindertrainer entwickeln. Wir müssen jedem Kind die Möglichkeit geben, Fußball in unseren Vereinen zu spielen. Man darf auf keinen Fall das Kind bloß stellen. Ich muss gerade nicht so talentierten Spielern viel Zuneigung geben und zeigen, dass sie genauso wertvoll für die Gruppe sind wie die anderen. Außerdem können auch diese Kinder wahnsinnige Entwicklungssprünge machen. Manche Kinder sind einfach nur schüchtern und zurückhaltend. Wenn die mal aus sich herauskommen, kann das einen großen Schub geben.

TWO: Das Schnuppertraining hat erfolgreich stattgefunden. Was passiert jetzt?

Schomann: Nach jedem Training halte ich als Trainer eine kurze Abschlussrede. Ich sage, dass es mir als Trainer Spaß gemacht hat und, dass ich mich freue, wenn die Kinder beim nächsten Mal wieder dabei sind. Eine kurze Motivation also, um sie wieder einzuladen. Daraus kann dann eine Regelmäßigkeit werden.

TWO: Aber das Schnuppertraining soll kein kontinuierliches Angebot sein, oder?

Schomann: Nein, ich würde es circa dreimal wiederholen. Dann sollte eine schnelle Integration in die jeweilige, bestehende Altersgruppe stattfinden. Zur besseren Information und Kommunikation kann ich eine Teilnehmerliste anfertigen, die die Eltern ausfüllen. So habe ich die Kontaktdaten parat.

TWO: Die Liste gilt aber noch nicht als Anmeldung.

Schomann: Nein. Man sollte auch nie beim ersten Training schon ein Anmeldeformular mitgeben. Erst nach drei oder vier Wochen kann man sich darüber austauschen, ob die Kinder in den Verein eintreten wollen.

TWO: Dann hätte das Schnuppertraining sein Ziel erreicht?

Schomann: Genau. Der Verein bekommt neue Mitglieder für den Verein und Spieler für die jeweiligen Mannschaften. Durch die Kinder kann man zusätzlich die Eltern oder die ganze Familie gewinnen. Vielleicht bietet der Verein ja auch weitere Sportarten an, die für Eltern oder Geschwister interessant sind.