Der erste Torwart-Torschütze

29. April

Vor 40 Jahren wird das erste Pokalhalbfinale ausgetragen. Im Frankfurter Waldstadion müssen die Flutlichter über zwei Stunden brennen, ehe die Eintracht den Gast von Rot-Weiß Essen 3:1 bezwungen hat. Klaus Beverungen (69., 111.) bringt die Eintracht zweimal in Führung, das entscheidende 3:1 besorgt Peter Lorenz. In die Verlängerung muss die Partie wegen des Ausgleichs von Manfred Burgsmüller (85.). "In diesem Moment hatte ich wirklich Angst, dass das Spiel sich drehen würde", gesteht Weltmeister Jürgen Grabowski.

Vor 20 Jahren sitzt Trainer Jürgen Sundermann beim Heimspiel gegen Bayern München erstmals seit seinem Abschied 1982 wieder auf der Bank des VfB Stuttgart. Der Nothelfer ist auch kein Wundermann und kann die 0:2-Heimniederlage nicht verhindern, verkündet aber: "Ich glaube, wir ziehen moralischen Nutzen aus dieser Partie." Die Bayern wahren ihre geringen Titelchancen dank Treffern von Mehmet Scholl und Dietmar Hamann. Dortmunds zwei Tore gegen Schlusslicht Dynamo Dresden (2:0) sind ein Fall für einen: Joker Rene Tretschok rettet mit seinem Doppelschlag Punkte und Tabellenführung. Der 1. FC Kaiserslautern (3:1 gegen Bochum) hält Anschluss an den BVB und die spielfreien Bremer. Leverkusens exzentrischer Superstar Bernd Schuster sitzt beim 2:3 auf Schalke in Zivil auf der Bank und macht Trainer Erich Ribbeck ein Friedensangebot. Er sei nun doch bereit, Libero zu spielen. Schalkes Tore, die alle nach der Pause fallen, gehen auf das Konto von Spielern, die eigentlich welche verhindern sollen: Hendrik Herzog (dreimal) und Yves Eigenrauch.

Am selben Tag steht der FSV Frankfurt bereits sechs Spiele vor Schluss als Absteiger aus der 2. Bundesliga fest. Die Hessen haben nur zweimal gewonnen und verbuchen nach dem 1:2 in Saarbrücken 10:46 Punkte.

30. April

Vor 50 Jahren findet ein kompletter Bundesliga-Spieltag an einem Freitag statt – um dem Mai-Feiertag auszuweichen. In der Meisterschaft wird es nach 28 Spielen noch spannender, da sowohl Werder Bremen (2:2 beim MSV nach 2:0-Führung) als auch der 1. FC Köln (0:0 beim HSV) straucheln und Borussia Dortmund (2:1 gegen Nürnberg) wieder herankommen lassen. Das Spitzentrio trennt nur zwei Punkte. Die lange Zeit so spannende Abstiegsfrage scheint sich dagegen geklärt zu haben. Dem KSC (0:1 gegen Hertha BSC) und Schalke 04 (1:3 bei 1860 München) hilft nur noch ein Wunder, denn Kaiserslautern ist nach dem 2:1 gegen Braunschweig schon drei Punkte weg. "Die Stunde hat geschlagen, einer der beiden Absteiger werden wir sein", sagt KSC-Trainer Helmut Schneider.

Endgültig gerettet ist der VfB Stuttgart dank des 3:2-Sieges in Frankfurt, den ein haltbarer Flachschuss von Manfred Reiner in 88. Minute sichert. Auch für Borussia Neunkirchen hat das Zittern nach dem 1:1 in Hannover ein Ende. Aber vielleicht gibt es sowieso keine sportlichen Absteiger, der DFB strengt ein Verfahren gegen Hertha BSC wegen Verstößen gegen das Bundesliga-Statut an. An diesem Wochenende teilt er mit, dass ein Termin noch nicht feststehe, solange der Kontrollausschuss noch an der Anklageschrift arbeite. Der ursprünglich vorgesehene 5. Mai komme kaum in Frage. Der Saison 1964/1965 droht ein Nachspiel.



Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

27. April

Vor 50 Jahren erzwingt 1860 München im Europapokal-Halbfinale der Pokalsieger ein drittes Spiel gegen den AC Turin. Der 0:2-Hinspiel-Niederlage folgt ein 3:1-Heimsieg der Löwen, die nach Treffern von Otto Luttrop (12., 53.) und Alfred Heiß (27.) bereits auf 3:0 davongezogen waren. Dann verkürzt Lancioni (74.) zum Endstand. Da die Auswärtstor-Regelung noch nicht gilt, wird ein drittes Spiel in Zürich angesetzt, acht Tage später. "Wir müssen den Hut vor der Leistung unseres Pokalsiegers ziehen", kommentiert das Sport Magazin, "wer hätte schon gedacht dass er eine Mannschaft, die in Turin klar überlegen spielte, hier im Grünwalder Stadion noch viel, viel schlechter aussehen lassen würde?"

Vor 40 Jahren bestreitet Weltmeister Deutschland in Sofia vor 60.000 Zuschauern ein EM-Qualifikationsspiel gegen Bulgarien. Bei strömenden Regen trennt man sich 1:1, der kicker titelt: "Ein großer Kampf – kein großes Spiel!" Beide Tore fielen binnen vier Minuten durch Elfmeter. Die bulgarische Führung verursacht Paul Breitner, der ebenso wie Günter Netzer erstmals nach der WM aus Madrid angereist ist. Bis auf sein Foul im Strafraum macht Breitner eine gute Figur, auch Netzer gefällt, für den kicker ist er "die große Überraschung von Sofia". Nach Kolevs 1:0 wird aber einer der beiden Nicht-Weltmeister in der deutschen Mannschaft zum Retter. Den von Bernd Hölzenbein herausgeholten Elfmeter drischt der Offenbacher Manfred Ritschel in seinem zweiten Länderspiel unter die Latte. "Und wenn es in der 89. Minute gewesen wäre, ich hätte genauso ruhig und konzentriert geschossen", sagt Ritschel selbstbewusst. Noch entschlossener klingt Berti Vogts, als er skeptischen Reportern zuruft: "Verlassen Sie sich drauf, wir kriegen wieder eine Klassemannschaft!"

Vor 30 Jahren gibt es eine Premiere im deutschen Profifußball. Im Zweitligaspiel bei Fortuna Köln erzielt Darmstadts Torwart Wilhelm Huxhorn mit einem Abschlag ein Tor. Der Ball setzt auf nassem Boden auf und überwindet Fortuna-Kollege Robert Hemmerlein. Huxhorn beteuert: "Diese Abschläge habe ich die ganze Woche speziell geübt." Dennoch verliert Darmstadt mit 2:4.

Vor 25 Jahren fällt im Abstiegskampf der Bundesliga eine Vorentscheidung. Der FC Homburg unterliegt im Heimspiel dem HSV mit 0:1, Armin Ecks Tor reduziert die Chancen der Saarländer auf ein viertes Bundesliga-Jahr auf ein Minimum. Für Fortuna Düsseldorf ist das 1:1 im Derby gegen Köln auch zu wenig und beim FC St. Pauli beginnt nach dem 0:2 gegen Kaiserslautern wieder das Zittern. Torwart Klaus Thomforde: "Wir wissen, dass es noch einmal eng wird." Dafür sorgt auch das Eigentor von Peter Knäbel zum 0:1. Dass Trainer Helmut Schulte mit Leo Manzi einen dritten und damit überzähligen Ausländer einwechselt, bleibt folgenlos als Demir Hotic auf 0:2 erhöht. Das Endresultat entspricht der üblichen Spielwertung in solchen Fällen, St. Pauli kommt mit einer Geldstrafe davon.

###more###

28. April

Vor 80 Jahren feiert die Nationalmannschaft ihren ersten Sieg in Belgien. In Brüssel gibt es ein souveränes 6:1. Im Heyselstadion hat das Team von Reichstrainer Otto Nerz vor 35.000 Zuschauern erst in der zweiten Hälfte leichtes Spiel und lässt sich auch vom feindselig eingestellten Publikum nicht beeindrucken. "Deutschland hat 6:1 gewonnen als die reifere, ausgeglichenere und durchschlagskräftigere Mannschaft, sie hielt in Brüssel einen Vergleich mit den besten englischen Vorbildern aus", lobt die Fußball-Woche und hebt in ihrer Einzelkritik den Mannheimer Otto Siffling, Bayerns Ludwig Goldbrunner und Dortmunds August Lenz hervor. Lenz gibt sein Länderspieldebüt und ist zugleich der erste Dortmunder Nationalspieler. Er spielte "gar nicht wie ein Neuling, sondern wie ein erfahrener und erprobter Sturmführer. Lenz ist der größte Gewinn aus dem Brüsseler Länderkampf", schreibt die Fußball-Woche ferner. Bei seinem Traumdebüt glücken ihm ebenso wie dem Karlsruher Ludwig Damminger und dem Wormser Seppl Fath je zwei Tore. Der Sieg ist umso mehr wert, weil etliche Nationalspieler fehlen. Sie sind am gleichen Tag in den Gruppenspielen um den Halbfinalzug für die Deutsche Meisterschaft beschäftigt.

Die Favoriten setzen sich ausnahmslos durch: Hertha BSC gewinnt vor 28.000 Zuschauern bei Polizei Chemnitz mit 2:1, Hannover 96 putzt den Stettiner SC mit 5:0 und 25.000 Zuschauer in Bochum sehen einen "fast mühelosen Sieg der Kreiselmannschaft Schalke 04" über Hamburg-Meister Eimsbüttel (4:0). Dass Ernst Kuzorra wieder mal einen Elfmeter verschießt, können die Knappen da leicht verkraften. Der VfB Stuttgart kommt nach zwei Niederlagen zu einem 4:1 in Fürth und wahrt seine geringe Halbfinalchance. Da Tabellenführer Hanau 93 zu Hause dem SV Jena 0:1 unterliegt, ist in Gruppe 4 noch allesmöglich. Für den VfR Mannheim dagegen ist nach der dritten Niederlage (2:3 gegen VfL Benrath) in Gruppe 3 die letzte Hoffnung geschwunden, was alle Experten verblüfft. Dafür ist Lokalrivale Phönix Ludwigshafen nach dem 4:0 beim VfR Köln in aussichtsreichster Position. Eine weiße Weste (je 6:0 Punkte) haben nur noch Hertha BSC (Gruppe 1) und Schalke 04 (Gruppe 2).

Vor 75 Jahren wird mitten im Krieg das DFB-Pokalfinale - damals "Tschammer-Pokal" genannt - ausgetragen. Der 1. FC Nürnberg bezwingt in Berlin vor 60.000 Zuschauern den SV Waldhof Mannheim mit 2:0 und wird im April 1940 Pokalsieger 1939. Max Eiberger erzielt nach einer deftigen Standpauke von Club-Trainer Alfred Riemke in der Halbzeit beide Tore gegen die Waldhof-Buben, in deren Reihen sieben Spieler stehen, die unter 21 und damit - damals - nicht volljährig sind. Die Nürnberger bekommen 200 Reichsmark Siegprämie, was offiziell nicht erlaubt ist in Zeiten, wo das Profitum verpönt ist. Kapitän Willy Billmann verteilt die Geldumschläge unter dem Tisch.

Vor 25 Jahren steht Bayern München unmittelbar vor der Meisterschaft. Das Spitzenspiel bei Verfolger Bayer Leverkusen verdient die Bezeichnung nicht, das 0:0 vor 27.000 Zuschauern lässt den Bayern drei Spiele vor Schluss bei fünf Punkten Vorsprung alle Trümpfe in der Hand. Schon auf dem Rückflug wird die Meisterfeier geplant. Kaum spannender ist nun auch das Rennen um Europa. Borussia Dortmund schlägt den VfB Stuttgart 2:0 und ist fast sicher im UEFA-Cup. Um den sechsten Platz streitet sich der VfB noch mit Werder Bremen, das gegen Bayer Uerdingen zu Hause aber auch patzt (0:0). Und so fängt plötzlich der Achte, der 1. FC Nürnberg, nach dem glücklichen 2:1 über Bochum zu rechnen an. Verlierer VfL rutscht erstmals 1989/1990 auf einen Abstiegsplatz. "Ich hatte gewarnt, dass wir noch Probleme bekommen würden wegen des kleinen Kaders", gibt sich Trainer Reinhard Saftig nicht überrascht. Völlig ratlos sind sie dagegen bei Waldhof Mannheim, das vom sechsten Platz nach 18 Spieltagen mittlerweile auf den 15. abgestürzt ist. "Solch eine Situation wie jetzt habe ich in 34 Jahren am Waldhof noch nie durchmachen müssen", klagt Klub-Legende Günter Sebert, der nun Trainer ist. In Karlsruhe werden sie 4:0 abgeschossen, Eberhard Carl gelingen drei Tore binnen 28 Minuten.

Am selben Tag stellen die Präsidenten der beiden deutschen Fußballverbände Pläne für gemeinsame Wettbewerbe vor. Hermann Neuberger (DFB) und Georg Moldenhauer (DFV) einigen sich angesichts der bevorstehenden Wiedervereinigung von BRD und DDR unter anderem auf einen gemeinsamen Amateur-Länderpokal ab der Saison 1990/1991. Ferner wird die Reduzierung der Bundesliga ab 1992 auf 16 Vereine, die Einführung einer zweigeteilten 2. Bundesliga und eines Ligapokals beschlossen. Nicht alles wird so kommen...

###more###

29. April

Vor 40 Jahren wird das erste Pokalhalbfinale ausgetragen. Im Frankfurter Waldstadion müssen die Flutlichter über zwei Stunden brennen, ehe die Eintracht den Gast von Rot-Weiß Essen 3:1 bezwungen hat. Klaus Beverungen (69., 111.) bringt die Eintracht zweimal in Führung, das entscheidende 3:1 besorgt Peter Lorenz. In die Verlängerung muss die Partie wegen des Ausgleichs von Manfred Burgsmüller (85.). "In diesem Moment hatte ich wirklich Angst, dass das Spiel sich drehen würde", gesteht Weltmeister Jürgen Grabowski.

Vor 20 Jahren sitzt Trainer Jürgen Sundermann beim Heimspiel gegen Bayern München erstmals seit seinem Abschied 1982 wieder auf der Bank des VfB Stuttgart. Der Nothelfer ist auch kein Wundermann und kann die 0:2-Heimniederlage nicht verhindern, verkündet aber: "Ich glaube, wir ziehen moralischen Nutzen aus dieser Partie." Die Bayern wahren ihre geringen Titelchancen dank Treffern von Mehmet Scholl und Dietmar Hamann. Dortmunds zwei Tore gegen Schlusslicht Dynamo Dresden (2:0) sind ein Fall für einen: Joker Rene Tretschok rettet mit seinem Doppelschlag Punkte und Tabellenführung. Der 1. FC Kaiserslautern (3:1 gegen Bochum) hält Anschluss an den BVB und die spielfreien Bremer. Leverkusens exzentrischer Superstar Bernd Schuster sitzt beim 2:3 auf Schalke in Zivil auf der Bank und macht Trainer Erich Ribbeck ein Friedensangebot. Er sei nun doch bereit, Libero zu spielen. Schalkes Tore, die alle nach der Pause fallen, gehen auf das Konto von Spielern, die eigentlich welche verhindern sollen: Hendrik Herzog (dreimal) und Yves Eigenrauch.

Am selben Tag steht der FSV Frankfurt bereits sechs Spiele vor Schluss als Absteiger aus der 2. Bundesliga fest. Die Hessen haben nur zweimal gewonnen und verbuchen nach dem 1:2 in Saarbrücken 10:46 Punkte.

30. April

Vor 50 Jahren findet ein kompletter Bundesliga-Spieltag an einem Freitag statt – um dem Mai-Feiertag auszuweichen. In der Meisterschaft wird es nach 28 Spielen noch spannender, da sowohl Werder Bremen (2:2 beim MSV nach 2:0-Führung) als auch der 1. FC Köln (0:0 beim HSV) straucheln und Borussia Dortmund (2:1 gegen Nürnberg) wieder herankommen lassen. Das Spitzentrio trennt nur zwei Punkte. Die lange Zeit so spannende Abstiegsfrage scheint sich dagegen geklärt zu haben. Dem KSC (0:1 gegen Hertha BSC) und Schalke 04 (1:3 bei 1860 München) hilft nur noch ein Wunder, denn Kaiserslautern ist nach dem 2:1 gegen Braunschweig schon drei Punkte weg. "Die Stunde hat geschlagen, einer der beiden Absteiger werden wir sein", sagt KSC-Trainer Helmut Schneider.

Endgültig gerettet ist der VfB Stuttgart dank des 3:2-Sieges in Frankfurt, den ein haltbarer Flachschuss von Manfred Reiner in 88. Minute sichert. Auch für Borussia Neunkirchen hat das Zittern nach dem 1:1 in Hannover ein Ende. Aber vielleicht gibt es sowieso keine sportlichen Absteiger, der DFB strengt ein Verfahren gegen Hertha BSC wegen Verstößen gegen das Bundesliga-Statut an. An diesem Wochenende teilt er mit, dass ein Termin noch nicht feststehe, solange der Kontrollausschuss noch an der Anklageschrift arbeite. Der ursprünglich vorgesehene 5. Mai komme kaum in Frage. Der Saison 1964/1965 droht ein Nachspiel.

###more###

Vor 40 Jahren wird der zweite Pokalfinalist ermittelt. Im Revierduell schlägt Bundesligist MSV Duisburg vor 34.000 Zuschauern die zweitklassige Dortmunder Borussia erst nach Verlängerung. Das erlösende 2:1 köpft Nationalspieler Bernard Dietz in der 99. Minute. Dem BVB fehlen nur zwei Minuten zum Sieg, Walter Krauses Ausgleich fällt kurz vor Abpfiff.

Vor 30 Jahren begeistert die Nationalmannschaft in Prag. Sie absolviert gegen die CSSR ihr bis dahin bestes Länderspiel unter Teamchef Franz Beckenbauer und gewinnt in der WM-Qualifikation souverän 5:1. Thomas Berthold, Pierre Littbarski, Lothar Matthäus, Klaus Allofs und Matthias Herget treffen für die DFB-Auswahl, der der tschechische Trainer Josef Masopust ein großes Kompliment macht: "Es war eine Demonstration modernen Fußballs." Für Berthold, Matthäus und Herget ist es eine Torpremiere. Der kicker feiert den Auftritt der Nationalmannschaft: "So macht Fußball wieder Spaß!"

Vor 20 Jahren trennen sich Eintracht Frankfurt und Werder Bremen in der Bundesliga torlos. Damit fällt Werder einen Punkt hinter Tabellenführer BVB zurück. Ungewöhnlich: Bremens Torsten Legat verzichtet freiwillig auf die Dienstreise an den Main, da er Anfeindungen der Eintracht-Fans befürchtet. Legat hat zuvor für die Eintracht gespielt und wenig Sympathien gesammelt.

Vor zehn Jahren wird Bayern München zum 20. Mal Deutscher Meister. In Kaiserslautern sorgt die Mannschaft von Felix Magath schon am 31. Spieltag für klare Verhältnisse. Überragender Mann beim 4:0 auf dem Betzenberg ist der dreifache Torschütze Roy Makaay. Mehmet Scholl und Alexander Zickler sind schon zum siebten Mal Meister und holen Rekordhalter Klaus Augenthaler ein. Möglich macht die frühe Meisterschaft auch Schalkes 3:3 im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen.

Am selben Tag siegt Mainz 05 beim VfL Bochum mit 6:2 und setzt eine bemerkenswerte Bestmarke: Nie hat ein Aufsteiger mehr Auswärtstore in einer Partie erzielt. Wichtiger für die Mannschaft von Jürgen Klopp ist aber, dass sie an diesem Tag den Klassenverbleib sichert. Für Bochum und die punktgleichen Rostocker (2:1 gegen Hertha BSC) ist er fast nicht mehr zu schaffen, denn Borussia Mönchengladbach bewahrt durch das 2:0 gegen den VfB Stuttgart seinen Fünf-Punkte-Vorsprung. Die Fans feiern Trainer Horst Köppel als Retter, der sich nach Abpfiff auf eine Ehrenrunde begibt – mit seinen Spielern. Dann tritt er selbst auf die Bremse: "Noch sind wir nicht durch!" Für den VfB wird es noch mal eng mit der Teilnahme an der Champions League, Werder Bremen (3:0 gegen Bielefeld) kommt auf zwei Punkte heran. ###more###

1. Mai

Vor 60 Jahren beenden auch die Oberligen Süd, West und Nord die Saison 1954/1955, der Südwesten ist schon eine Woche eher fertig gewesen. Im Süden schafft Aufsteiger SSV Reutlingen die Sensation und erreicht trotz einer 1:3-Niederlage beim FSV Frankfurt den zweiten Platz, der zur Endrunden-Teilnahme berechtigt. Eintracht Frankfurt hat zwar die Schützenhilfe vom Nachbarn FSV bekommen, aber selbst zu punkten vergessen – in Karlsruhe liegen die Hessen nach einer Stunde 0:3 zurück, kommen nur noch auf 2:3 heran. So schiebt sich noch Schweinfurt 05 (2:0 gegen Fürth) an der Eintracht vorbei, nur der schwächere Torquotient spricht gegen sie. Bayern München verabschiedet sich mit einer 1:3-Niederlage beim VfB Stuttgart erstmals in die Zweitklassigkeit, vor 4500 Augenzeugen.

Auch im Westen erreicht eine Überraschungsmannschaft Platz zwei: Der SV Sodingen schlägt den Meidericher SV 2:0, was den zum Abstieg verurteilt. Bayer Leverkusen muss sich nach dem 1:2 in Aachen mit Platz drei begnügen. Westfalia Herne rettet sich beim 3:2 gegen den Duisburger SV auswärts in letzter Minute vor dem Abstieg, der neben dem MSV auch den VfL Bochum (0:1 bei Fortuna Düsseldorf) ereilt. Auch Schwarz-Weiß Essen behält im Abstiegs-Drama die Nerven, schlägt Gladbach mit 2:0. In der Abschlusstabelle trennen den ersten Absteiger und den Neunten nur zwei Punkte. Die meisten Zuschauer kommen zu Schalke 04 (20.000 Zuschauer), das mit alledem nichts zu tun hat. Es trotzt dem Meister RW Essen ein 1:1 ab und beendet die Saison als Fünfter – einen Platz hinter dem BVB, der am letzten Spieltag noch vorbeizieht (3:1 gegen Preußen Dellbrück).

Im Norden sichert sich Bremerhaven 93 hinter Meister HSV, der in Altona 2:3 verliert, den zweiten Platz. Bremerhaven gewinnt beim VfL Wolfsburg 2:1 und erreicht ebenfalls erstmals die Qualifikation zur Meister-Endrunde. Trauriger Dritter wird Werder Bremen, das seine letzte Chance in St. Pauli schon zur Pause (0:3) verspielt und 1:4 verliert.

Vor 25 Jahren steht der FC Homburg/Saar als erster Absteiger der Saison 1989/1990 fest. Das 1:1 in Frankfurt raubt dem FCH die letzte theoretische Chance. Mit seiner vierten Niederlage in Folge, einem deftigen 0:6 beim 1. FC Köln, rutscht Waldhof Mannheim erstmals in dieser Saison auf einen Abstiegsplatz, vier Tore erzielt Falko Götz. Der Stadionsprecher nimmt ihm freilich eines weg und verkündet Paul Steiner als Torschützen des 5:0. Begründung: "Er sah von hinten aus wie Paul und er hat so gejubelt wie er!" Zwei Spiele vor Schluss können noch zehn Mannschaften absteigen. Auch der VfL Bochum, aber dessen Chancen steigen nach dem 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach wieder, 40.000 Zuschauer sind die Rekordkulisse des Tages. Der VfB Stuttgart schießt gegen den 1. FC Nürnberg (4:0) vier Tore binnen zehn Minuten, dann beruhigt er sich wieder. Am Betzenberg trennen sich Kaiserslautern und Werder Bremen 2:2, beide Werder-Tore erzielt Wynton Rufer. Der FCK ist trotz 30:34 Punkten nicht gerettet. Denn am unteren Tabellenende wird eifrig gepunktet, Fortuna Düsseldorf schlägt den Zweiten Bayer Leverkusen 2:0 durch zwei Tore in einer Minute. Der HSV bejubelt den späten Siegtreffer von Andreas Merkle gegen den KSC.

Vor zehn Jahren endet der 31. Spieltag der Bundesliga mit zwei 1:0-Resultaten. Der VfL Wolfsburg schlägt den HSV durch ein Tor von Martin Petrov, Hannover 96 den 1. FC Nürnberg durch einen Joker-Treffer von Jiri Kaufman. Für Hannover ist es der endgültige Klassenverbleib, Nürnberg muss weiter zittern.

###more###

2. Mai

Vor 25 Jahren wird Bayern München durch ein 1:0 über den FC St. Pauli Deutscher Meister 1989/1990. Am 32. Spieltag ist das Rennen für die Auswahl von Trainer Jupp Heynckes gelaufen, Hansi Pflügler erzielt das Tor zur Meisterschaft. Gezweifelt hat niemand mehr daran. In Zeiten der Zuschauerkrise interessieren sich deshalb im Olympiastadion an diesem Mittwochabend nur 18.000 Menschen für die Vollzugsmeldung. Borussia Dortmund sichert sich durch ein 3:1 in Uerdingen die UEFA-Cup-Teilnahme, Michael Rummenigge schießt zwei Tore.

Vor 20 Jahren zieht das DFB-Sportgericht Bayern München zwei Punkte ab. Es ist die Strafe für den Wechselfehler beim 5:2 in Frankfurt, wo die Bayern mit Dietmar Hamann einen vierten Amateur einsetzten (drei sind 1994/1995 erlaubt). Eintracht Frankfurt ist der Sieg am grünen Tisch etwas peinlich, Präsident Matthias Ohms hat ein Wiederholungsspiel als "ein Zeichen zum Wohle des Sports" angeboten. Doch der DFB ist an die Spielordnung gebunden und beruft sich auf Paragraph 25, Absatz 4. Wer einen nicht spielberechtigten Spieler einsetzt, der verliert das Spiel.

3. Mai

Vor 90 Jahren beginnt das Achtelfinale in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Vizemeister HSV muss schon die Segel streichen, er unterliegt in Hannover dem FSV Frankfurt 1:2. Tull Harders Tor rettet den Favoriten noch in die Verlängerung, aber nach 110 Minuten trifft Ludwig Gattermann für die Frankfurter, deren Sieg als Sensation angesehen wird. Das gilt nicht für den 2:0-Sieg des Meisters 1. FC Nürnberg, der auf eigenem Platz antreten darf und den SV Jena schon vor der Pause in die Schranken weist. Die Tore erzielen Hans Kalb und Heinrich Träg. Hertha BSC braucht beim VfB Königsberg eine Verlängerung zum 3:2-Sieg, Held des Tages ist Siegtor-Schütze Willi Kirsei. Den höchsten Tagessieg meldet TuRu Düsseldorf beim 4:1 über den VfR Mannheim, Sepp Herbergers Ehrentor kommt zu spät. Die weiteren Resultate: VfB Leipzig – Breslauer SC 08 1:2, Viktoria Forst – Schwarz-Weiß Essen 1:2, Alemannia 90 Berlin – Duisburger SV 1:2, Titania Stettin – Altonaer FC 93 2:4. Altonas Arthur Warnecke ist mit drei Treffern bester Torschütze des Achtelfinales, das 1924/1925 erstmals ausgetragen wird. Vorher begann die Endrunde mit acht Mannschaften, also dem Viertelfinale. 84.000 Zuschauer interessieren sich für die Premiere, die meisten kommen an den Berliner Gesundbrunnen (15.000 Fans), in Königsberg sind es nur 3000.

Vor 40 Jahren wird der 29. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Mit dem Wuppertaler SV steht der erste Absteiger fest, dabei holt die Elf beim 1:1 in Braunschweig doch immerhin ihren zweiten Auswärtspunkt. Aber Werder Bremens furioses 4:1 gegen den Tabellenzweiten 1. FC Köln macht alle Rechenspiele des abgeschlagenen WSV zunichte – und sorgt auch im Titelkampf für etwas mehr Klarheit. Tabellenführer Borussia Mönchengladbach ist nach dem 5:1 gegen den überforderten VfB Stuttgart nun wieder zwei Zähler vorne, vor Hertha BSC, die in Frankfurt 2:1 gewinnt. Uwe Kliemann und Gerd Grau drehen mit ihren Toren die Partie im Waldstadion, wo Bundestrainer Helmut Schön unter den 27.000 Zuschauern ist. Ihm gefällt besonders Ankurbler Erich Beer, dem er Hoffnungen auf eine Einladung für die Nationalmannschaft macht. "Das wäre ein Super-Ding! Damit hatte ich kaum mehr gerechnet", sagt der 28-jährige Beer. Unerwartetes geschieht auch auf dem Betzenberg, wo die Bayern trotz Krise 1:0 gewinnen und – vor allem – mit Beifall überschüttet werden. Das Tor des Tages schießt Uli Hoeneß, womit die Punktzahl des Titelverteidigers ausgeglichen ist (29:29). Mann des Tages ist Werder Bremens Verteidiger Kalli Kamp, der gegen Köln beweist, dass auch in ihm Stürmer-Blut fließt: Erstmals in der Bundesliga schießt er zwei Tore. In Bremen gibt es auch die meiste Aufregung. Vor dem Spiel verteilt Werder Flugblätter mit einem angeblich abwertenden Zitat von Kölns Trainer Tschik Cajkovski über Werder ("Die spielen wie die Weltmeister und müssen doch absteigen!"), um das Publikum anzuheizen. Cajkovski dementiert und gibt aus Verärgerung nicht mal die Aufstellung bekannt. Geholfen hat es nichts.

Vor 30 Jahren schöpft Bundesliga-Schlusslicht Eintracht Braunschweig neue Hoffnung. Im Freitagabendspiel gewinnt die Eintracht gegen den 1. FC Kaiserslautern trotz Rückstands noch mit 2:1, Bernd Gorski und Lars Ellmerich treffen. Die Kulisse ist freilich schon ein Vorgeschmack auf die Zweite Liga – es kommen nur 7350 Zuschauer. Immerhin 11.000 Fans sehen den 3:1-Sieg von Bayer Uerdingen gegen den VfL Bochum. Kurios: Bayer verwandelt zwei Elfmeter, den ersten tritt Friedhelm Funkel, den zweiten Bruder Wolfgang, der schon den ersten hatte schießen wollen. Trainer Kalli Feldkamp war in keinem Fall besorgt: "Bei denen braucht man keine Angst zu haben, die sind bombensicher."