Dennis Kings: Früher U 15-Kapitän, heute Freizeitkicker

Er hörte erneut auf, konzentrierte sich auf seine Ausbildungen und kickte nebenbei nur noch mit seinen Freunden – und das bis auf ein Gastspiel bei Germania Geyen bis heute. "Für mich gab es nur zwei Möglichkeiten, entweder Profifußball oder nur zum Spaß", sagt Kings. "Halb professionell irgendwo in der Oberliga oder Verbandsliga zu spielen, das war nicht mein Ding. Dafür war mir der Aufwand zu groß."

Kings macht noch immer den Unterschied

Und heute? Kings ist zusammen mit seinem Bruder Geschäftsführer einer Firma in Pulheim. Seine Liebe zum FC besteht ebenfalls noch immer, eine Dauerkarte ist Pflicht: "Aber im Moment stellt mich der Verein wirklich auf eine harte Probe. Ich bleibe jedoch dabei. Einmal FC, immer FC – das ist mein Vater Schuld."

Der Geißbock, die Einsätze in der Nationalmannschaft haben seine Jugend geprägt. Sie haben aus ihm den Dennis Kings gemacht, der er heute ist. Deshalb ist es für ihn nur selbstverständlich, dass er einmal in der Woche mit den Alten Herren des 1. FC Köln in einer Halle in der Franz-Kremer-Allee kickt.

Die Ballannahme mit links, eine Körpertäuschung, ein schneller Antritt, ein satter Schuss – Tor. Dennis Kings macht auch auf diesem Niveau oft noch den Unterschied aus. Das war 1990 schon so, das ist auch 2012 nicht anders.

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Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, in der Verbands-, Bezirks- oder Kreisliga, auf kleinen Sportplätzen.

Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt, wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: Dennis Kings, früher Kapitän der U 15-Nationalmannschaft, heute mal Freizeitkicker, mal für Blau-Weiß Köln im Einsatz.

"Vom Fußball kommt man nicht mehr los"

Die Ballannahme mit links, eine Körpertäuschung, ein schneller Antritt, ein satter Schuss – Tor. Dennis Kings macht noch immer den Unterschied aus. Das war schon 1990 so, zu seiner besten Zeit. Da war Kings Kapitän der U 15-Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes. Aber das ist auch heute noch so, wenn der inzwischen 37-Jährige im Kölner Vorort Pulheim mit seinen Freunden kickt. Oder wenn er sich mal wieder überreden lässt und bei Blau-Weiß Köln aushilft. In der vergangenen Saison war das häufiger der Fall, prompt ist die Mannschaft in die Kreisliga A aufgestiegen.

"Wenn man einmal Fußball gespielt hat, kommt man davon nicht mehr los", sagt der Betriebswirt. "Ich will nicht mehr so viel auf den Plätzen stehen, weil ich beruflich sehr eingespannt bin. Aber wenn sich die Möglichkeit ergibt, bin ich natürlich sofort dabei." An jenem Mittwochabend, als Kings, der ehemalige Jugendnationalspieler, mal wieder den Unterschied ausgemacht hatte, gewann seine Mannschaft 8:4. Zwei Treffer hat er selbst gemacht, drei vorbereitet, eine standesgemäße Ausbeute für den Blondschopf.

Fünf Tore im ersten Trainingsspiel beim FC

Vor über 20 Jahren galt er als eines der größten Talente in Deutschland – bis ihn ein Beinbruch seine Karriere kostete. Kings hat früh begonnen mit dem Fußball, mit fünf Jahren. Damals noch beim Postsportverein Köln. Schon dort war er stets der beste Spieler und in den älteren Jahrgängen dabei. Als Fan des 1. FC Köln war es ihm schnell klar, dass er irgendwann ebenfalls das Trikot mit dem Geißbock und Dom im Wappen tragen würde. Er meldete sich dort für ein Probetraining an. Die erste Einheit beendeten sie mit einem kleinen Abschlussspiel, seine Mannschaft gewann 5:0 – Kings erzielte alle Treffer.

"Am Anfang ist mir alles irgendwie zugeflogen, ich musste mich nicht mal sonderlich anstrengen - es ging wie von selbst", erinnert sich Kings. Dass ihm das nachher womöglich die Profikarriere gekostet hat, war ihm zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht klar. Beim FC war man sich sofort einig, dass man dieses riesige Talent gerne fördern möchte. "Christoph Daum war zu jener Zeit Jugendleiter, er rief mich in sein Büro", sagt Kings. "Zusammen mit meinen Eltern haben wir die Sache dann klar gemacht." Das erste Ziel war erreicht.

Mittelrheinauswahl, Nationalmannschaft, DFB-Kapitän

Danach ging es weiter Schlag auf Schlag. Kings durchlief zunächst alle Kölner Nachwuchsteams. Dass schon bald eine Einladung zu einem Sichtungstraining folgen würde, war nur logisch. Der Weg des Offensivspielers war vorgezeichnet: Mittelrheinauswahl, Nationalmannschaft, DFB-Kapitän.

"Mein erstes Länderspiel, ich weiß es noch ganz genau, war in Dörpen im Emsland gegen die Niederlande", sagt Kings. "Trainer war Bernd Stöber, Mannschaftskollegen waren unter anderem Lars Ricken, Kai Michalke und Markus Wedau." Beim Gegner waren zum Beispiel Patrick Kluivert und Clarence Seedorf dabei, spätere Europacupgewinner. Deutschland gewann souverän 2:0.

Es folgten weitere Spiele, unter anderem mehrfach gegen Russland, Frankreich, Spanien und Italien. Kings war längst Kopf der U 15-Auswahl. "Ich habe in dieser Zeit viel gesehen und erlebt", sagt er. "Die Zeit beim DFB war großartig. Ich möchte keine Sekunde missen."

Ein Beinbruch stoppt die junge Karriere

Aber das größte Ereignis sollte noch folgen – die U 16-Europameisterschaft 1992 in Zypern. "Da wollte ich unbedingt dabei sein", so Kings. "Das Land hat mich wahnsinnig interessiert. Außerdem waren wir favorisiert." Deutschland gewann tatsächlich den Titel – aber ohne Kings. Denn es kam alles ganz anders.

Es war ein schöner Frühlingstag. Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft, Bayer 05 Uerdingen gegen den 1. FC Köln. Direkt danach stand das Treffen seiner Nachwuchsnationalmannschaft am Frankfurter Flughafen auf dem Programm. Reise nach England, Testspiel in Wembley vor mehr als 50.000 Zuschauern. "Ein Traum!"

Für Kings platzte dieser Traum schon vorher. Ein überharter Zweikampf im Spiel gegen Uerdingen, Bruch seines starken rechten Beins. "Ich bin trotzdem noch zum Treffpunkt nach Frankfurt gefahren", sagt Kings rückblickend. "Aber ich konnte kaum auftreten. Dort bin ich sofort untersucht worden. Die Diagnose war bitter, es war vorbei. Ich konnte nicht mitfliegen."

OP statt Wembley

Wenn es nicht so schlimm gewesen wäre, hätten sie ihn trotzdem mitgenommen. Er hätte sich auf die Tribüne setzen können und die Atmosphäre genießen können. Aber stattdessen: Operationssaal statt Wembley. "Es war eine harte Zeit", erinnert sich ings. "Vorher ist mir alles zugeflogen, plötzlich musste ich wieder ganz von vorne anfangen."

Und das hat nicht funktioniert. Vielleicht hat ihm damals der letzte Wille gefehlt, wer weiß das schon. Er hatte in der Zwischenzeit bereits einen Fünfjahresvertrag beim FC Schalke 04 unterschrieben. Den machte er rückgängig, blieb in Köln, versuchte den Anschluss wieder zu schaffen. "Aber ich habe immer häufiger gemerkt, dass einfach etwas fehlt. Ich habe nie wieder zu meiner alten Klasse zurückgefunden."

Den Anschluss verpasst

Außerdem kam er in ein Alter, in dem anderen Dinge interessanter wurden. "Ich hatte keine Lust mehr, fünf- oder sechsmal die Woche zu trainieren und dann samstags oder sonntags durch halb Deutschland für ein Spiel zu reisen, zumal meine Leistung mich nicht mehr glücklich machte", sagt Kings. "Ich wollte mich lieber am Wochenende mit meinem Freunden treffen und die Schule ordentlich abschließen." Er versuchte es in der A-Jugend zwar noch einmal mit einem Wechsel zu Fortuna Düsseldorf, aber auch das funktionierte nicht richtig. Also zog er einen Schlussstrich. Er hörte auf, Ende.

"Es war schön, dass ich plötzlich auch mal Zeit für ganz andere Dinge hatte", sagt Kings ehrlich. "Meine Freunde waren mir immer wichtig. Wir konnten am Wochenende zusammen feiern gehen. Und ich musste nicht daran denken, dass ich am nächsten Tag auf dem Platz wieder eine Topleistung abrufen musste. Ich habe gemerkt, dass mir das vorher gefehlt hat."

Profifußball oder Spaßkicker

Aber so ganz ohne Fußball konnte er auch nicht. Also ging er zurück zu seinem bis heute geliebten 1. FC Köln. Doch in der U 21 schaffte er es nicht mehr zum Stammspieler. Spätestens da war ihm klar, dass das Kapitel Profifußball für ihn endgültig geschlossen.

Er hörte erneut auf, konzentrierte sich auf seine Ausbildungen und kickte nebenbei nur noch mit seinen Freunden – und das bis auf ein Gastspiel bei Germania Geyen bis heute. "Für mich gab es nur zwei Möglichkeiten, entweder Profifußball oder nur zum Spaß", sagt Kings. "Halb professionell irgendwo in der Oberliga oder Verbandsliga zu spielen, das war nicht mein Ding. Dafür war mir der Aufwand zu groß."

Kings macht noch immer den Unterschied

Und heute? Kings ist zusammen mit seinem Bruder Geschäftsführer einer Firma in Pulheim. Seine Liebe zum FC besteht ebenfalls noch immer, eine Dauerkarte ist Pflicht: "Aber im Moment stellt mich der Verein wirklich auf eine harte Probe. Ich bleibe jedoch dabei. Einmal FC, immer FC – das ist mein Vater Schuld."

Der Geißbock, die Einsätze in der Nationalmannschaft haben seine Jugend geprägt. Sie haben aus ihm den Dennis Kings gemacht, der er heute ist. Deshalb ist es für ihn nur selbstverständlich, dass er einmal in der Woche mit den Alten Herren des 1. FC Köln in einer Halle in der Franz-Kremer-Allee kickt.

Die Ballannahme mit links, eine Körpertäuschung, ein schneller Antritt, ein satter Schuss – Tor. Dennis Kings macht auch auf diesem Niveau oft noch den Unterschied aus. Das war 1990 schon so, das ist auch 2012 nicht anders.