Demuth in Bergedorf: Trainingsplatz und Thekendienst

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, an der Basis.

Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt, wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: Bergedorfs Trainer Dietmar Demuth.

"Ich bin Profifußball gewöhnt"

Dietmar Demuth schreitet über den Trainingsplatz, gibt lauthals Anweisungen. Eigentlich ein ganz gewöhnlicher Tag im Leben des 58-Jährigen, der sein ganzes Leben dem Fußball verschrieben hat. In den 70er- und 80er-Jahren war er Profi beim FC St. Pauli, Bayer 04 Leverkusen und Kickers Offenbach. Es folgte eine erfolgreiche Trainerlaufbahn, die ihn mit St. Pauli sogar in die Bundesliga führte.

Nun aber ist einiges anders. Seine Spieler von heute sind keine bezahlten Fußballer, sondern eher Hobbykicker. Dietmar Demuth ist neuer Trainer des FC Bergedorf 85 in der Hansa-Staffel der Landesliga Hamburg. "Natürlich musste ich mir gut überlegen, ob ich wirklich in die sechste Liga gehen möchte", gibt Demuth im Gespräch mit DFB.de zu. "Schließlich bin ich Profifußball gewöhnt."

Zehn Stationen in 23 Jahren

Zuletzt war er beim SV Babelsberg 03 in der 3. Liga tätig. Nach dem Klassenverbleib in der Spielzeit 2011/2012 wurde er überraschend entlassen. Die schwierige Situation im Profifußball war einer der Gründe für Demuth, wieder zurück an die Basis zu gehen. denn: "Die Trainerplätze werden immer rarer. Der Zug nach ganz oben ist für mich ohnehin abgefahren." Er macht keinen Hehl daraus, dass ihm die Freude am Profifußball vergangen ist: "Es gibt immer mehr Quereinsteiger, die keine Ahnung von Fußball haben und trotzdem im Verein das Sagen haben", meint er.

In den vergangenen 23 Jahren hat Demuth zehn verschiedene Stationen im Fußball absolviert. Einmal sogar in Ghana, bei Ashanti Gold SC. Das ständige Umziehen wollte er seinen Kindern nicht mehr antun: "Zwei Jahre dort, ein Jahr wieder woanders - das kann man als Junggeselle oder verheirateter Mann machen. Aber ich habe meine zwei Nachzügler und wollte sesshaft werden."

Profi am Zapfhahn

Der Kontakt zu Bergedorfs Manager Hakan Karadiken entstand über den ehemaligen St.-Pauli-Manager Stephan Beutel. "Als Mensch und als Trainer ist Dietmar unbezahlbar", sagt Karadiken. Das meint er wörtlich: Ein richtiges Gehalt erhält der Trainer nämlich nicht. "Der Verein kann nichts bezahle", erzählt Demuth. "Ich beziehe Arbeitslosengeld."

Dafür ist er der neue Gesellschafter der Vereinsgaststätte "Kick-Sportbar". Spätestens wenn das Arbeitslosengeld ausläuft, soll dies genügend Geld für den Lebensunterhalt einbringen. Dafür stellt Dietmar Demuth sich manchmal auch selbst hinter den Zapfhahn. "Ich bin gerne unter Leuten, unterhalte mich gerne", sagt er. "Die Menschen können gerne herkommen und sich mit mir über Fußball austauschen."

"Potenzial für höhere Aufgaben"

Ohnehin soll der Fußball im Mittelpunkt stehen. Sein Trainingskonzept hat er bereits an die sechsten Liga angepasst: "Die Zeit ist hier begrenzt", so Demuth. "In der 3. Liga hatte ich sieben Trainingseinheiten wöchentlich, hier sind es nun drei oder vier. Vom Inhalt und der Intensität muss ich umdenken. Ich muss fast alle Aspekte in einer Trainingseinheit abdecken."

Ansonsten aber ist er mit den Trainingsbedingungen und den Qualitäten seiner Spieler zufrieden. "Einige haben das Potenzial für höhere Aufgaben", sagt Demuth. Und die Spieler wollen sich unter dem erfahrenen Trainer weiterentwickeln. "Jeder, der ambitioniert ist, kann sich über Leistung für höhere Aufgaben empfehlen", sagt der 23-jährige Yasar Koca. "Unser Trainer besitzt ja die entsprechenden Kontakte."

Es wäre nicht das erste Mal, dass Dietmar Demuth einem talentierten Fußballer zu einer Karriere verhilft. Christian Rahn wurde unter seiner Regie sogar zum deutschen Nationalspieler.

Mit Bergedorf zurück in den Profifußball?

Und wie sieht es mit seinen eigenen Ambitionen aus? Ruft eines Tages vielleicht doch wieder der Profifußball? "Man soll niemals nie sagen, aber ich konzentriere mich jetzt voll auf meine Aufgabe in Bergedorf", antwortet der Trainer. Und wer weiß: Vielleicht gelingt die Rückkehr in den bezahlten Fußball sogar eines Tages mit Bergedorf 85. Immerhin hat es hier im Südosten von Hamburg schon einmal hochklassigen Fußball gegeben. Ende der 50er- und Anfang der 60er-Jahre spielten "die Elstern", wie sie wegen ihrer schwarzen Trikotfarbe genannt werden, in der Oberliga - der damals höchsten Spielklasse Deutschlands.

Erfolgreiche Zeiten könnte es laut Demuth auch künftig wieder geben: "Hier ist eine Wirtschaft vorhanden, die sehr fußballinteressiert ist. Wenn wir einmal aufsteigen, brauchen wir natürlich auch die Unterstützung der Sponsoren. Ich glaube, dass im Einzugsgebiet Bergedorf dann sogar die 3. Liga möglich ist."

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Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, an der Basis.

Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt, wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: Bergedorfs Trainer Dietmar Demuth.

"Ich bin Profifußball gewöhnt"

Dietmar Demuth schreitet über den Trainingsplatz, gibt lauthals Anweisungen. Eigentlich ein ganz gewöhnlicher Tag im Leben des 58-Jährigen, der sein ganzes Leben dem Fußball verschrieben hat. In den 70er- und 80er-Jahren war er Profi beim FC St. Pauli, Bayer 04 Leverkusen und Kickers Offenbach. Es folgte eine erfolgreiche Trainerlaufbahn, die ihn mit St. Pauli sogar in die Bundesliga führte.

Nun aber ist einiges anders. Seine Spieler von heute sind keine bezahlten Fußballer, sondern eher Hobbykicker. Dietmar Demuth ist neuer Trainer des FC Bergedorf 85 in der Hansa-Staffel der Landesliga Hamburg. "Natürlich musste ich mir gut überlegen, ob ich wirklich in die sechste Liga gehen möchte", gibt Demuth im Gespräch mit DFB.de zu. "Schließlich bin ich Profifußball gewöhnt."

Zehn Stationen in 23 Jahren

Zuletzt war er beim SV Babelsberg 03 in der 3. Liga tätig. Nach dem Klassenverbleib in der Spielzeit 2011/2012 wurde er überraschend entlassen. Die schwierige Situation im Profifußball war einer der Gründe für Demuth, wieder zurück an die Basis zu gehen. denn: "Die Trainerplätze werden immer rarer. Der Zug nach ganz oben ist für mich ohnehin abgefahren." Er macht keinen Hehl daraus, dass ihm die Freude am Profifußball vergangen ist: "Es gibt immer mehr Quereinsteiger, die keine Ahnung von Fußball haben und trotzdem im Verein das Sagen haben", meint er.

In den vergangenen 23 Jahren hat Demuth zehn verschiedene Stationen im Fußball absolviert. Einmal sogar in Ghana, bei Ashanti Gold SC. Das ständige Umziehen wollte er seinen Kindern nicht mehr antun: "Zwei Jahre dort, ein Jahr wieder woanders - das kann man als Junggeselle oder verheirateter Mann machen. Aber ich habe meine zwei Nachzügler und wollte sesshaft werden."

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Profi am Zapfhahn

Der Kontakt zu Bergedorfs Manager Hakan Karadiken entstand über den ehemaligen St.-Pauli-Manager Stephan Beutel. "Als Mensch und als Trainer ist Dietmar unbezahlbar", sagt Karadiken. Das meint er wörtlich: Ein richtiges Gehalt erhält der Trainer nämlich nicht. "Der Verein kann nichts bezahle", erzählt Demuth. "Ich beziehe Arbeitslosengeld."

Dafür ist er der neue Gesellschafter der Vereinsgaststätte "Kick-Sportbar". Spätestens wenn das Arbeitslosengeld ausläuft, soll dies genügend Geld für den Lebensunterhalt einbringen. Dafür stellt Dietmar Demuth sich manchmal auch selbst hinter den Zapfhahn. "Ich bin gerne unter Leuten, unterhalte mich gerne", sagt er. "Die Menschen können gerne herkommen und sich mit mir über Fußball austauschen."

"Potenzial für höhere Aufgaben"

Ohnehin soll der Fußball im Mittelpunkt stehen. Sein Trainingskonzept hat er bereits an die sechsten Liga angepasst: "Die Zeit ist hier begrenzt", so Demuth. "In der 3. Liga hatte ich sieben Trainingseinheiten wöchentlich, hier sind es nun drei oder vier. Vom Inhalt und der Intensität muss ich umdenken. Ich muss fast alle Aspekte in einer Trainingseinheit abdecken."

Ansonsten aber ist er mit den Trainingsbedingungen und den Qualitäten seiner Spieler zufrieden. "Einige haben das Potenzial für höhere Aufgaben", sagt Demuth. Und die Spieler wollen sich unter dem erfahrenen Trainer weiterentwickeln. "Jeder, der ambitioniert ist, kann sich über Leistung für höhere Aufgaben empfehlen", sagt der 23-jährige Yasar Koca. "Unser Trainer besitzt ja die entsprechenden Kontakte."

Es wäre nicht das erste Mal, dass Dietmar Demuth einem talentierten Fußballer zu einer Karriere verhilft. Christian Rahn wurde unter seiner Regie sogar zum deutschen Nationalspieler.

Mit Bergedorf zurück in den Profifußball?

Und wie sieht es mit seinen eigenen Ambitionen aus? Ruft eines Tages vielleicht doch wieder der Profifußball? "Man soll niemals nie sagen, aber ich konzentriere mich jetzt voll auf meine Aufgabe in Bergedorf", antwortet der Trainer. Und wer weiß: Vielleicht gelingt die Rückkehr in den bezahlten Fußball sogar eines Tages mit Bergedorf 85. Immerhin hat es hier im Südosten von Hamburg schon einmal hochklassigen Fußball gegeben. Ende der 50er- und Anfang der 60er-Jahre spielten "die Elstern", wie sie wegen ihrer schwarzen Trikotfarbe genannt werden, in der Oberliga - der damals höchsten Spielklasse Deutschlands.

Erfolgreiche Zeiten könnte es laut Demuth auch künftig wieder geben: "Hier ist eine Wirtschaft vorhanden, die sehr fußballinteressiert ist. Wenn wir einmal aufsteigen, brauchen wir natürlich auch die Unterstützung der Sponsoren. Ich glaube, dass im Einzugsgebiet Bergedorf dann sogar die 3. Liga möglich ist."