De Pauw: "Rang fünf wäre für uns wie eine kleine Meisterschaft"

Platz fünf nach 18 Begegnungen und bereits jetzt mehr Punkte auf dem Konto als in der vergangenen Saison - Bayer 04 Leverkusen spielt eine beachtliche Saison in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Aber sie kann noch besser werden. Am Samstag (ab 13 Uhr, live bei MagentaSport) steht das Heimspiel gegen den Tabellendritten Eintracht Frankfurt auf dem Programm. Im DFB.de-Interview spricht Bayer-Trainer Robert de Pauw (41) über seine erste Saison in Deutschland. Der Niederländer erklärt auch, welche Ziele er mit seinem Team für die verbleibenden Begegnungen verfolgt und wie er den Frauenfußball in Deutschland im Vergleich zu seiner Heimat wahrnimmt.

DFB.de: Robert de Pauw, vier Spieltage vor Schluss befindet sich Ihre Mannschaft im Mittelfeld der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Welche Bedeutung hat die Partie gegen Eintracht Frankfurt für Sie in diesem Zusammenhang?

Robert de Pauw: Es ist nicht nur für die Eintracht ein bedeutendes Spiel, die um die Qualifikation für die Champions League kämpft. Auch für uns ist es wichtig. Wir haben uns vor der Saison das Ziel gesetzt, in die Top fünf zu kommen. Im Moment sind wir dort. Und diese Position wollen wir verteidigen. Wir haben auf jeden Fall nichts zu verlieren. Der SC Freiburg und die SGS Essen liegen kurz hinter uns. Für uns ist jetzt jede Begegnung wie ein Finale. Wir spielen zwar nicht um die Deutsche Meisterschaft. Aber wenn wir den fünften Rang verteidigen können, wäre das für uns, als würden wir eine kleine Meisterschaft gewinnen.

DFB.de: Die Frankfurterinnen haben zuletzt 3:3 gegen die TSG Hoffenheim gespielt. Wie schätzen Sie den kommenden Gegner ein?

De Pauw: Die Eintracht hat eine brutale Stärke im Konterspiel. Mit Nicole Anyomi, Lara Prasnikar, Verena Hanshaw, Laura Freigang und weiteren Spielerinnen haben sie extremes Tempo. Wir müssen unterbinden, dass sie diese Qualitäten auf den Rasen bringen. Das wird eine Herausforderung, aber wir können es als Team schaffen.

DFB.de: Ihre Mannschaft hat nach 18 Begegnungen immerhin 23 Punkte auf dem Konto, aber erst 22 Treffer erzielt. Wie passt das zusammen?

De Pauw: Wir haben im Grunde die gesamte Saison bisher ohne echte Stürmerin gespielt. Amira Arfaoui, Kristin Kögel und Jill Bayings haben dort bislang aufgeholfen und ihre Sache gut gemacht. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass sie eher im Mittelfeld ihre Stärken haben. Milena Nikolic kommt nach ihrer Verletzung nun langsam zurück. Aber sie hat fast ein Jahr lang gefehlt. Da müssen wir Geduld haben. Auch Verena Wieder ist nun nach längerer Pause wieder da. Eines unserer Ziele für die neue Saison muss auf jeden Fall sein, dass wir in diesem Bereich breiter aufgestellt sind und mehr Qualität haben. Nur wenn uns das gelingt, können wir auch die vier Teams, die jetzt noch vor uns stehen, etwas mehr ärgern.

DFB.de: Man kann aber auch positiv feststellen, dass Sie bereits jetzt mehr Punkte haben, als am Ende der vergangenen Saison. Und vier Begegnungen stehen noch auf dem Programm...

De Pauw: Das zeigt, dass wir uns in die richtige Richtung entwickeln und uns weiter stabilisiert haben. Nun ist es wichtig für mich, dass wir noch mehr Punkte in dieser Saison holen.

DFB.de: Ist es mittelfristig auch möglich, die derzeitigen Top vier anzugreifen und eventuell um Rang drei mitzuspielen?

De Pauw: Die bisherigen Spiele gegen Hoffenheim und Frankfurt haben schon gezeigt, dass sie derzeit noch über mehr Qualität im Kader verfügen, als wir. Über Wolfsburg und Bayern brauchen wir in diesem Zusammenhang gar nicht erst zu sprechen. Die sind eine eigene Klasse in dieser Liga. Trotzdem konnten wir auch da teilweise gut mithalten. Wir sind immer ein Gegner, der für diese Konkurrenten unangenehm zu spielen ist.

DFB.de: Fehlt Ihrer Mannschaft also vor allem noch die Konstanz, um dauerhaft mit den Topteams mitzuhalten?

De Pauw: Ja, das ist ein wichtiger Punkt. Wir haben zum Beispiel gegen Meppen und Bremen im eigenen Stadion verloren. So etwas passiert den Topteams normalerweise nicht. Solche Spiele müssen wir gewinnen.

DFB.de: Zeigen diese Ergebnisse nicht andererseits auch, dass die Leistungsdichte in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga inzwischen enger wird?

De Pauw: Das auf jeden Fall. Für mich ist der naheliegendste Vergleich natürlich mit den Niederlanden. Da kommt es immer wieder mal vor, dass ein Spiel 9:0 oder vielleicht auch 10:0 ausgeht. Das ist in Deutschland fast gar nicht mehr der Fall oder zumindest die absolute Ausnahme. Hier muss auch der Erste gegen den Letzten aufpassen. Das ist ein Qualitätsmerkmal der Bundesliga.

DFB.de: Sie sind in den Niederlanden in der vergangenen Saison mit Twente Enschede Meister geworden und nun seit dieser Spielzeit in Leverkusen Trainer. Wie fällt Ihr Fazit aus, nachdem die Serie nun auf die Zielgerade geht?

De Pauw: Ich bin glücklich darüber, in Deutschland und Leverkusen zu arbeiten. Hier ist der Fußball viel variabler, in den Niederlanden wird sehr oft auf ein 4-3-3 gesetzt. Das Niveau ist aber auch in körperlicher und athletischer Hinsicht höher.

DFB.de: Sie sagen, dass die Bundesliga in Deutschland qualitativ stärker ist, als die Eredivisie in den Niederlanden. Die beiden Nationalmannschaften allerdings sind derzeit eher auf Augenhöhe. Wie passen diese Aussagen zusammen?

De Pauw: Schauen Sie doch mal, wo unsere Nationalspielerinnen unter Vertrag stehen. Fast keine in den Niederlanden. Jill Roord spielt für den VfL Wolfsburg, für mich ist sie dort eine der Besten. Vivianne Miedema steht bei Arsenal unter Vertrag. Wenn sie fit ist, ist sie meiner Meinung nach eine der stärksten Stürmerinnen weltweit. Diese Liste könnte ich fortsetzen. In den Niederlanden können die Talente sich entwickeln, aber dann müssen sie den Schritt in eine Topliga machen, um den nächsten Schritt zu gehen. Im Moment ist die Eredivisie noch eine Ausbildungsliga.

DFB.de: Die Niederlande haben 2017 die Europameisterschaft gewonnen. Spüren Sie davon noch positive Nachwirkungen in Ihrer Heimat?

De Pauw: Der Schwung ist auf jeden Fall noch zu spüren. Nach diesem Triumph haben viele Mädchen mit dem Fußball begonnen und ihren Vorbildern nachgeeifert. Ich hatte das Glück, dass ich direkt nach der Europameisterschaft im weiblichen Nachwuchs beim niederländischen Verband begonnen habe. Ich denke noch heute gerne an das Finale der U 17-Europameisterschaft zwischen den Niederlanden und Deutschland im Jahr 2019 zurück, auch wenn Deutschland mit 3:2 nach Elfmeterschießen gewonnen hat. Da haben auf beiden Seiten tolle Spielerinnen auf dem Rasen gestanden - zum Beispiel Lisanne Gräwe, die im Moment bei uns spielt, Jule Brand aus Wolfsburg oder auf niederländischer Seite Esmee Brugts, von der PSV Eindhoven.

[sw]

Platz fünf nach 18 Begegnungen und bereits jetzt mehr Punkte auf dem Konto als in der vergangenen Saison - Bayer 04 Leverkusen spielt eine beachtliche Saison in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Aber sie kann noch besser werden. Am Samstag (ab 13 Uhr, live bei MagentaSport) steht das Heimspiel gegen den Tabellendritten Eintracht Frankfurt auf dem Programm. Im DFB.de-Interview spricht Bayer-Trainer Robert de Pauw (41) über seine erste Saison in Deutschland. Der Niederländer erklärt auch, welche Ziele er mit seinem Team für die verbleibenden Begegnungen verfolgt und wie er den Frauenfußball in Deutschland im Vergleich zu seiner Heimat wahrnimmt.

DFB.de: Robert de Pauw, vier Spieltage vor Schluss befindet sich Ihre Mannschaft im Mittelfeld der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Welche Bedeutung hat die Partie gegen Eintracht Frankfurt für Sie in diesem Zusammenhang?

Robert de Pauw: Es ist nicht nur für die Eintracht ein bedeutendes Spiel, die um die Qualifikation für die Champions League kämpft. Auch für uns ist es wichtig. Wir haben uns vor der Saison das Ziel gesetzt, in die Top fünf zu kommen. Im Moment sind wir dort. Und diese Position wollen wir verteidigen. Wir haben auf jeden Fall nichts zu verlieren. Der SC Freiburg und die SGS Essen liegen kurz hinter uns. Für uns ist jetzt jede Begegnung wie ein Finale. Wir spielen zwar nicht um die Deutsche Meisterschaft. Aber wenn wir den fünften Rang verteidigen können, wäre das für uns, als würden wir eine kleine Meisterschaft gewinnen.

DFB.de: Die Frankfurterinnen haben zuletzt 3:3 gegen die TSG Hoffenheim gespielt. Wie schätzen Sie den kommenden Gegner ein?

De Pauw: Die Eintracht hat eine brutale Stärke im Konterspiel. Mit Nicole Anyomi, Lara Prasnikar, Verena Hanshaw, Laura Freigang und weiteren Spielerinnen haben sie extremes Tempo. Wir müssen unterbinden, dass sie diese Qualitäten auf den Rasen bringen. Das wird eine Herausforderung, aber wir können es als Team schaffen.

DFB.de: Ihre Mannschaft hat nach 18 Begegnungen immerhin 23 Punkte auf dem Konto, aber erst 22 Treffer erzielt. Wie passt das zusammen?

De Pauw: Wir haben im Grunde die gesamte Saison bisher ohne echte Stürmerin gespielt. Amira Arfaoui, Kristin Kögel und Jill Bayings haben dort bislang aufgeholfen und ihre Sache gut gemacht. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass sie eher im Mittelfeld ihre Stärken haben. Milena Nikolic kommt nach ihrer Verletzung nun langsam zurück. Aber sie hat fast ein Jahr lang gefehlt. Da müssen wir Geduld haben. Auch Verena Wieder ist nun nach längerer Pause wieder da. Eines unserer Ziele für die neue Saison muss auf jeden Fall sein, dass wir in diesem Bereich breiter aufgestellt sind und mehr Qualität haben. Nur wenn uns das gelingt, können wir auch die vier Teams, die jetzt noch vor uns stehen, etwas mehr ärgern.

DFB.de: Man kann aber auch positiv feststellen, dass Sie bereits jetzt mehr Punkte haben, als am Ende der vergangenen Saison. Und vier Begegnungen stehen noch auf dem Programm...

De Pauw: Das zeigt, dass wir uns in die richtige Richtung entwickeln und uns weiter stabilisiert haben. Nun ist es wichtig für mich, dass wir noch mehr Punkte in dieser Saison holen.

DFB.de: Ist es mittelfristig auch möglich, die derzeitigen Top vier anzugreifen und eventuell um Rang drei mitzuspielen?

De Pauw: Die bisherigen Spiele gegen Hoffenheim und Frankfurt haben schon gezeigt, dass sie derzeit noch über mehr Qualität im Kader verfügen, als wir. Über Wolfsburg und Bayern brauchen wir in diesem Zusammenhang gar nicht erst zu sprechen. Die sind eine eigene Klasse in dieser Liga. Trotzdem konnten wir auch da teilweise gut mithalten. Wir sind immer ein Gegner, der für diese Konkurrenten unangenehm zu spielen ist.

DFB.de: Fehlt Ihrer Mannschaft also vor allem noch die Konstanz, um dauerhaft mit den Topteams mitzuhalten?

De Pauw: Ja, das ist ein wichtiger Punkt. Wir haben zum Beispiel gegen Meppen und Bremen im eigenen Stadion verloren. So etwas passiert den Topteams normalerweise nicht. Solche Spiele müssen wir gewinnen.

DFB.de: Zeigen diese Ergebnisse nicht andererseits auch, dass die Leistungsdichte in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga inzwischen enger wird?

De Pauw: Das auf jeden Fall. Für mich ist der naheliegendste Vergleich natürlich mit den Niederlanden. Da kommt es immer wieder mal vor, dass ein Spiel 9:0 oder vielleicht auch 10:0 ausgeht. Das ist in Deutschland fast gar nicht mehr der Fall oder zumindest die absolute Ausnahme. Hier muss auch der Erste gegen den Letzten aufpassen. Das ist ein Qualitätsmerkmal der Bundesliga.

DFB.de: Sie sind in den Niederlanden in der vergangenen Saison mit Twente Enschede Meister geworden und nun seit dieser Spielzeit in Leverkusen Trainer. Wie fällt Ihr Fazit aus, nachdem die Serie nun auf die Zielgerade geht?

De Pauw: Ich bin glücklich darüber, in Deutschland und Leverkusen zu arbeiten. Hier ist der Fußball viel variabler, in den Niederlanden wird sehr oft auf ein 4-3-3 gesetzt. Das Niveau ist aber auch in körperlicher und athletischer Hinsicht höher.

DFB.de: Sie sagen, dass die Bundesliga in Deutschland qualitativ stärker ist, als die Eredivisie in den Niederlanden. Die beiden Nationalmannschaften allerdings sind derzeit eher auf Augenhöhe. Wie passen diese Aussagen zusammen?

De Pauw: Schauen Sie doch mal, wo unsere Nationalspielerinnen unter Vertrag stehen. Fast keine in den Niederlanden. Jill Roord spielt für den VfL Wolfsburg, für mich ist sie dort eine der Besten. Vivianne Miedema steht bei Arsenal unter Vertrag. Wenn sie fit ist, ist sie meiner Meinung nach eine der stärksten Stürmerinnen weltweit. Diese Liste könnte ich fortsetzen. In den Niederlanden können die Talente sich entwickeln, aber dann müssen sie den Schritt in eine Topliga machen, um den nächsten Schritt zu gehen. Im Moment ist die Eredivisie noch eine Ausbildungsliga.

DFB.de: Die Niederlande haben 2017 die Europameisterschaft gewonnen. Spüren Sie davon noch positive Nachwirkungen in Ihrer Heimat?

De Pauw: Der Schwung ist auf jeden Fall noch zu spüren. Nach diesem Triumph haben viele Mädchen mit dem Fußball begonnen und ihren Vorbildern nachgeeifert. Ich hatte das Glück, dass ich direkt nach der Europameisterschaft im weiblichen Nachwuchs beim niederländischen Verband begonnen habe. Ich denke noch heute gerne an das Finale der U 17-Europameisterschaft zwischen den Niederlanden und Deutschland im Jahr 2019 zurück, auch wenn Deutschland mit 3:2 nach Elfmeterschießen gewonnen hat. Da haben auf beiden Seiten tolle Spielerinnen auf dem Rasen gestanden - zum Beispiel Lisanne Gräwe, die im Moment bei uns spielt, Jule Brand aus Wolfsburg oder auf niederländischer Seite Esmee Brugts, von der PSV Eindhoven.

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