Dauerbrennerin May: "Schon ein wenig stolz"

Nach zwei Jahren beim damaligen 1. FFC Frankfurt II kehrte Jessica May zu Beginn der Saison 2018/2019 zu ihrem Ausbildungsverein 1. FC Nürnberg zurück. Dort wurde die inzwischen 23 Jahre alte Innenverteidigerin zur Dauerbrennerin, verpasste seit November 2018 keine einzige Spielminute. Mit dem "Club" stieg May von der Regionalliga Süd bis in die Google Pixel Frauen-Bundesliga auf. Im DFB.de-Interview spricht Jessica May mit Mitarbeiter Ralf Debat über ihre eindrucksvolle Serie, ihre Verbundenheit zum FCN und den Kampf um den Klassenverbleib.

DFB.de: Mal direkt gefragt: Steht in Ihrem Vertrag beim 1. FC Nürnberg, dass Sie immer spielen müssen, Frau May?

Jessica May: Nein, wirklich nicht. (lacht) Bisher hatte ich eine solche Klausel zum Glück auch gar nicht nötig.

DFB.de: In der Tat. Nach Ihrer Rückkehr 2018 standen Sie nicht nur in allen Ligaspielen in der Startformation. Seit inzwischen exakt fünf Jahren blieben Sie auch immer über die komplette Spielzeit auf dem Platz. War Ihnen das bewusst?

May: Dass ich in unseren beiden Spielzeiten in der 2. Frauen-Bundesliga sämtliche Partien über die volle Distanz bestreiten durfte, hatte ich schon auf dem Schirm. In der Sommerpause hatte mich dann aber unser Analyst mal darauf aufmerksam gemacht, wie lange die Serie schon läuft. Seitdem wusste ich schon, dass die Marke von fünf Jahren bald erreicht sein würde. Dennoch konnte ich natürlich nicht fest damit rechnen, auch in der Bundesliga bisher immer spielen zu dürfen.

DFB.de: War Ihr persönliches Jubiläum trotz der 0:5-Niederlage bei der SGS Essen ein Grund zum Feiern?

May: Zugegeben: Die Stimmung war schon sehr gedrückt, das Ergebnis tat weh. Dennoch habe ich mich natürlich gefreut, dass es erneut für 90 Minuten gereicht hat und ich die fünf Jahre ohne verpasste Spielminute vollmachen durfte. Im Mittelpunkt steht aber immer der Erfolg der Mannschaft. Daher gab es auch keine große Feier.

DFB.de: Wie sind die Reaktionen in Ihrem persönlichen Umfeld ausgefallen?

May: So viele Nachrichten habe ich zuvor auf jeden Fall noch nie bekommen. Viele Leute haben sich gemeldet und mir beispielsweise auch via Social Media ihren Respekt gezollt. Sämtliche Reaktionen waren positiv. Daran merkt man denn schon, dass so etwas nicht selbstverständlich ist. Das macht mich schon ein wenig stolz.

DFB.de: Wie lautet Ihr Erfolgsgeheimnis, um körperlich immer voll auf der Höhe zu sein und sich auch nicht zu verletzen?

May: Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich etwas Besonderes mache. Als Sportlerin versuche ich natürlich, mich gut und gesund zu ernähren. Das gilt aber für alle Spielerinnen bei uns. Es gehört sicherlich auch ein wenig Glück dazu, sich beispielsweise keine Muskelverletzungen zuzuziehen. Vielleicht sind es auch einfach die guten Gene.

DFB.de: Können Sie sich noch die zwei Partien während der Hinserie der Saison 2018/2019 in der Regionalliga Süd erinnern, bei denen sie nicht bis zum Abpfiff auf dem Platz standen?

May: Ich weiß auf jeden Fall, dass ich zuletzt im Spiel beim SC Sand II zur Pause den Platz verlassen musste, weil ich mit dem Fuß umgeknickt war und nicht weitermachen konnte. Am Ende haben wir 0:2 verloren. Zum Glück war die Verletzung nicht ganz so schlimm. Außerdem hatten wir danach eine Woche spielfrei, so dass ich keine Partie verpasst habe. Mit dem folgenden 2:0 gegen den Hegauer FV begann dann die Serie, die jetzt schon fünf Jahre dauert. Das hätte ich damals nie für möglich gehalten.

DFB.de: Warum werden Sie von Ihren Trainern seitdem immer aufgestellt und nie ausgewechselt?

May: Entscheidend ist zunächst einmal, konstant seine Leistung zu bringen. Ich denke, ich bringe neben meinen Qualitäten als Abwehrspielerin auch für den Spielaufbau einiges mit. Meine Übersicht und Passqualität sind ganz gut. Dazu gehöre ich inzwischen auch schon zu den ältesten und erfahrensten Spielerinnen im Team, sehe deshalb auch eine Aufgabe darin, den jüngeren Mädels wichtige Hinweise zu geben - auf und auch neben dem Platz.

DFB.de: Besonders bemerkenswert an Ihrer Serie ist auch, dass der "Club" in dieser Zeit zwei Aufstiege feierte: Erst 2021 von der Regionalliga Süd in die 2. Frauen-Bundesliga, dann zwei Jahre später in die Google Pixel Frauen-Bundesliga. War Ihnen immer klar, dass sie auch auf diesem Niveau bestehen können?

May: Während meiner Zwischenstation bei der zweiten Mannschaft des damaligen 1. FFC Frankfurt habe ich ja schon in der 2. Frauen-Bundesliga gespielt. Von daher wusste ich, dass ich dort auf jeden Fall mithalten kann. Als ich nach Nürnberg zurückkam, war ja auch das klar formulierte Ziel, den Aufstieg in die 2. Bundesliga anzustreben. Klar, die Bundesliga ist noch einmal etwas anderes. Ich hatte aber schon gehofft, auch in dieser Liga zu Einsätzen zu kommen.

DFB.de: Wie sehr sind die Anforderungen durch die Aufstiege gewachsen?

May: Grundsätzlich würde ich zunächst einmal sagen, dass der Sprung in die Bundesliga noch einmal größer ist, als es zwischen der Regionalliga Süd und der 2. Frauen-Bundesliga der Fall war. Alles ist wesentlich professioneller, das Tempo ist viel höher und wir treffen Woche für Woche auf Topspielerinnen. Das sind schon andere Kaliber. Parallel dazu hat sich aber auch der Verein in allen Bereichen weiterentwickelt und bietet uns beste Bedingungen.

DFB.de: Sie kickten schon im Nachwuchs für den FCN. Was bedeutet Ihnen der "Club"?

May: Ich komme aus der Region, war schon als kleines Kind FCN-Fan. Bei uns in der Familie sind alle "Clubberer". Es ist für mich etwas ganz Besonderes, das Trikot tragen zu dürfen. Es ist auch eine Riesengeschichte, dass wir jetzt immer im Max-Morlock-Stadion spielen. Dort war ich früher sogar mal Einlaufkind bei einem Spiel der Männer gegen Borussia Mönchengladbach. Dieses Erlebnis ist unvergessen.

DFB.de: Nach sieben Spieltagen stehen drei Punkte und ein Abstiegsplatz zu Buche. Wie geht das Team nach den vielen Erfolgen der zurückliegenden Jahre mit der Situation um?

May: Wir wussten, dass es eine schwierige Saison für uns wird und wir sicherlich nicht in der oberen Tabellenhälfte mitspielen würden. Die Erfahrungen, die wir jetzt schon gesammelt haben, kann uns aber niemand mehr nehmen. Fehler, die uns unterlaufen sind, werden wir nicht noch einmal machen. Daher bin ich überzeugt, dass wir uns im weiteren Saisonverlauf noch steigern werden. Dass wir mithalten können, haben wir beispielsweise beim 0:1 in Wolfsburg und bei unserem 2:0-Auswärtserfolg beim SC Freiburg unter Beweis gestellt.

DFB.de: Die Duelle mit Mitaufsteiger RB Leipzig und dem MSV Duisburg, die ebenfalls im unteren Tabellendrittel rangieren, stehen bald an. Fällt die Entscheidung über die beiden Absteiger zwischen diesen drei Teams?

May: Das ist schwer zu sagen. Fakt ist, dass einige Mannschaft, die sonst in den Kampf um den Klassenverbleib verwickelt worden waren, bisher gut performt haben und sich deshalb zumindest ein wenig absetzen konnten. Allerdings sind erst sieben von 22 Spieltagen absolviert, so dass noch viel passieren kann. Es gibt ja auch immer wieder Überraschungen. Die direkten Duelle mit Leipzig und Duisburg werden sicherlich sehr wichtig für uns. Es wird aber auch nach diesen Spielen noch keine Entscheidung gefallen sein - und zwar unabhängig von den Ergebnissen. Wir sollten nur auf uns schauen und so viele Punkte wie möglich holen. Dann sehen wir, wozu es reicht.

DFB.de: Würden Sie für den Klassenverbleib auch eine Auswechslung oder gar eine Zwangspause und damit das Ende Ihrer persönlichen Serie in Kauf nehmen?

May: Auf jeden Fall! Der Erfolg des Teams steht immer über allem. Der Trainer hat damit auch die offizielle Erlaubnis, mich vom Feld zu holen, wenn es sein muss. (lacht)

[mspw]

Nach zwei Jahren beim damaligen 1. FFC Frankfurt II kehrte Jessica May zu Beginn der Saison 2018/2019 zu ihrem Ausbildungsverein 1. FC Nürnberg zurück. Dort wurde die inzwischen 23 Jahre alte Innenverteidigerin zur Dauerbrennerin, verpasste seit November 2018 keine einzige Spielminute. Mit dem "Club" stieg May von der Regionalliga Süd bis in die Google Pixel Frauen-Bundesliga auf. Im DFB.de-Interview spricht Jessica May mit Mitarbeiter Ralf Debat über ihre eindrucksvolle Serie, ihre Verbundenheit zum FCN und den Kampf um den Klassenverbleib.

DFB.de: Mal direkt gefragt: Steht in Ihrem Vertrag beim 1. FC Nürnberg, dass Sie immer spielen müssen, Frau May?

Jessica May: Nein, wirklich nicht. (lacht) Bisher hatte ich eine solche Klausel zum Glück auch gar nicht nötig.

DFB.de: In der Tat. Nach Ihrer Rückkehr 2018 standen Sie nicht nur in allen Ligaspielen in der Startformation. Seit inzwischen exakt fünf Jahren blieben Sie auch immer über die komplette Spielzeit auf dem Platz. War Ihnen das bewusst?

May: Dass ich in unseren beiden Spielzeiten in der 2. Frauen-Bundesliga sämtliche Partien über die volle Distanz bestreiten durfte, hatte ich schon auf dem Schirm. In der Sommerpause hatte mich dann aber unser Analyst mal darauf aufmerksam gemacht, wie lange die Serie schon läuft. Seitdem wusste ich schon, dass die Marke von fünf Jahren bald erreicht sein würde. Dennoch konnte ich natürlich nicht fest damit rechnen, auch in der Bundesliga bisher immer spielen zu dürfen.

DFB.de: War Ihr persönliches Jubiläum trotz der 0:5-Niederlage bei der SGS Essen ein Grund zum Feiern?

May: Zugegeben: Die Stimmung war schon sehr gedrückt, das Ergebnis tat weh. Dennoch habe ich mich natürlich gefreut, dass es erneut für 90 Minuten gereicht hat und ich die fünf Jahre ohne verpasste Spielminute vollmachen durfte. Im Mittelpunkt steht aber immer der Erfolg der Mannschaft. Daher gab es auch keine große Feier.

DFB.de: Wie sind die Reaktionen in Ihrem persönlichen Umfeld ausgefallen?

May: So viele Nachrichten habe ich zuvor auf jeden Fall noch nie bekommen. Viele Leute haben sich gemeldet und mir beispielsweise auch via Social Media ihren Respekt gezollt. Sämtliche Reaktionen waren positiv. Daran merkt man denn schon, dass so etwas nicht selbstverständlich ist. Das macht mich schon ein wenig stolz.

DFB.de: Wie lautet Ihr Erfolgsgeheimnis, um körperlich immer voll auf der Höhe zu sein und sich auch nicht zu verletzen?

May: Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich etwas Besonderes mache. Als Sportlerin versuche ich natürlich, mich gut und gesund zu ernähren. Das gilt aber für alle Spielerinnen bei uns. Es gehört sicherlich auch ein wenig Glück dazu, sich beispielsweise keine Muskelverletzungen zuzuziehen. Vielleicht sind es auch einfach die guten Gene.

DFB.de: Können Sie sich noch die zwei Partien während der Hinserie der Saison 2018/2019 in der Regionalliga Süd erinnern, bei denen sie nicht bis zum Abpfiff auf dem Platz standen?

May: Ich weiß auf jeden Fall, dass ich zuletzt im Spiel beim SC Sand II zur Pause den Platz verlassen musste, weil ich mit dem Fuß umgeknickt war und nicht weitermachen konnte. Am Ende haben wir 0:2 verloren. Zum Glück war die Verletzung nicht ganz so schlimm. Außerdem hatten wir danach eine Woche spielfrei, so dass ich keine Partie verpasst habe. Mit dem folgenden 2:0 gegen den Hegauer FV begann dann die Serie, die jetzt schon fünf Jahre dauert. Das hätte ich damals nie für möglich gehalten.

DFB.de: Warum werden Sie von Ihren Trainern seitdem immer aufgestellt und nie ausgewechselt?

May: Entscheidend ist zunächst einmal, konstant seine Leistung zu bringen. Ich denke, ich bringe neben meinen Qualitäten als Abwehrspielerin auch für den Spielaufbau einiges mit. Meine Übersicht und Passqualität sind ganz gut. Dazu gehöre ich inzwischen auch schon zu den ältesten und erfahrensten Spielerinnen im Team, sehe deshalb auch eine Aufgabe darin, den jüngeren Mädels wichtige Hinweise zu geben - auf und auch neben dem Platz.

DFB.de: Besonders bemerkenswert an Ihrer Serie ist auch, dass der "Club" in dieser Zeit zwei Aufstiege feierte: Erst 2021 von der Regionalliga Süd in die 2. Frauen-Bundesliga, dann zwei Jahre später in die Google Pixel Frauen-Bundesliga. War Ihnen immer klar, dass sie auch auf diesem Niveau bestehen können?

May: Während meiner Zwischenstation bei der zweiten Mannschaft des damaligen 1. FFC Frankfurt habe ich ja schon in der 2. Frauen-Bundesliga gespielt. Von daher wusste ich, dass ich dort auf jeden Fall mithalten kann. Als ich nach Nürnberg zurückkam, war ja auch das klar formulierte Ziel, den Aufstieg in die 2. Bundesliga anzustreben. Klar, die Bundesliga ist noch einmal etwas anderes. Ich hatte aber schon gehofft, auch in dieser Liga zu Einsätzen zu kommen.

DFB.de: Wie sehr sind die Anforderungen durch die Aufstiege gewachsen?

May: Grundsätzlich würde ich zunächst einmal sagen, dass der Sprung in die Bundesliga noch einmal größer ist, als es zwischen der Regionalliga Süd und der 2. Frauen-Bundesliga der Fall war. Alles ist wesentlich professioneller, das Tempo ist viel höher und wir treffen Woche für Woche auf Topspielerinnen. Das sind schon andere Kaliber. Parallel dazu hat sich aber auch der Verein in allen Bereichen weiterentwickelt und bietet uns beste Bedingungen.

DFB.de: Sie kickten schon im Nachwuchs für den FCN. Was bedeutet Ihnen der "Club"?

May: Ich komme aus der Region, war schon als kleines Kind FCN-Fan. Bei uns in der Familie sind alle "Clubberer". Es ist für mich etwas ganz Besonderes, das Trikot tragen zu dürfen. Es ist auch eine Riesengeschichte, dass wir jetzt immer im Max-Morlock-Stadion spielen. Dort war ich früher sogar mal Einlaufkind bei einem Spiel der Männer gegen Borussia Mönchengladbach. Dieses Erlebnis ist unvergessen.

DFB.de: Nach sieben Spieltagen stehen drei Punkte und ein Abstiegsplatz zu Buche. Wie geht das Team nach den vielen Erfolgen der zurückliegenden Jahre mit der Situation um?

May: Wir wussten, dass es eine schwierige Saison für uns wird und wir sicherlich nicht in der oberen Tabellenhälfte mitspielen würden. Die Erfahrungen, die wir jetzt schon gesammelt haben, kann uns aber niemand mehr nehmen. Fehler, die uns unterlaufen sind, werden wir nicht noch einmal machen. Daher bin ich überzeugt, dass wir uns im weiteren Saisonverlauf noch steigern werden. Dass wir mithalten können, haben wir beispielsweise beim 0:1 in Wolfsburg und bei unserem 2:0-Auswärtserfolg beim SC Freiburg unter Beweis gestellt.

DFB.de: Die Duelle mit Mitaufsteiger RB Leipzig und dem MSV Duisburg, die ebenfalls im unteren Tabellendrittel rangieren, stehen bald an. Fällt die Entscheidung über die beiden Absteiger zwischen diesen drei Teams?

May: Das ist schwer zu sagen. Fakt ist, dass einige Mannschaft, die sonst in den Kampf um den Klassenverbleib verwickelt worden waren, bisher gut performt haben und sich deshalb zumindest ein wenig absetzen konnten. Allerdings sind erst sieben von 22 Spieltagen absolviert, so dass noch viel passieren kann. Es gibt ja auch immer wieder Überraschungen. Die direkten Duelle mit Leipzig und Duisburg werden sicherlich sehr wichtig für uns. Es wird aber auch nach diesen Spielen noch keine Entscheidung gefallen sein - und zwar unabhängig von den Ergebnissen. Wir sollten nur auf uns schauen und so viele Punkte wie möglich holen. Dann sehen wir, wozu es reicht.

DFB.de: Würden Sie für den Klassenverbleib auch eine Auswechslung oder gar eine Zwangspause und damit das Ende Ihrer persönlichen Serie in Kauf nehmen?

May: Auf jeden Fall! Der Erfolg des Teams steht immer über allem. Der Trainer hat damit auch die offizielle Erlaubnis, mich vom Feld zu holen, wenn es sein muss. (lacht)

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