"Das Seelische zeigt sich übers Äußere"

Dank ihm läuft Bolt schneller, war Becker „Bum-Bum-Boris“, spielte Zidane zauberhaft. Er gilt als weltweit bester Arzt bei Muskelverletzungen. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der Arzt dem die Spitzensportler der Welt vertrauen, wird heute 70. Unfassbar eigentlich, wenn man ihn sieht. Dem Arzt der deutschen Nationalmannschaft und des Rekordmeisters FC Bayern München jedenfalls gratuliert DFB.de zum runden Geburtstag ganz herzlich!

Pech im Abschluss und ein ziemlich satter Schuss von Mario Balotelli besiegelten das Halbfinal-Aus gegen Italien. Am Verletzungspech lag es jedenfalls nicht, dass der ganz große Wurf vertagt werden musste. Fit und gesund wie vielleicht noch nie in einem Turnier präsentierte sich die deutsche Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in diesem Sommer. Verletzungen? Komplette Fehlanzeige. Im Geburtstags-Interview mit der Sport-Bild erzählte der "Doc": "Während der EM 2012 gab es einen Anruf der UEFA, wo denn die Verletzungsberichte unserer Nationalmannschaft blieben? Wir konnten aber keinen Bericht abgeben, weil wir keine Verletzungen hatten, die zu einem Trainings- oder Spielausfall geführt hätten."

Vertrauen schaffen, Sicherheit geben

Deutschlands beste Fußballer blieben unverletzt, auch den schnellsten Mann der Welt kurierte Müller-Wohlfahrt. Wirbelsäulenbeschwerden hatten Usain Bolt gequält, und das wenige Wochen vor dem Start in London. Der Jamaikaner rief um Hilfe, er rief bis nach München. Die Kältekammer und das Extrakt aus dem Hahnenkamm sollen den Faxenmacher wieder froh gemacht haben. Heißt es. MW schweigt. Details verrät er nicht, nur so viel, dass er dem Physio Instruktionen und Bolt selbst das Versprechen gab: "Wenn Du das Gefühl hast, dass Du mich brauchst, dann setze ich mich abends ins Flugzeug."

Vertrauen schaffen, dem Patienten wirklich grenzenlose Sicherheit geben, dazu die Fähigkeit, jedes muskuläre Problem ertasten und jede seelische Schieflage erspüren zu können. Auf seine einzigartigen Fähigkeiten bauten Boris Becker und fast alle großen Fußballer der vergangenen Jahrzehnte. 200 Trikots hat er geschenkt bekommen – Maradona, Zidane, Messi, Drogba und viele andere. Lothar Matthäus sagte über ihn "Er hat Radarfinger", Becker sah ihn als "seelisches Wannenbad". Er selbst spricht manchmal von einem Dreiklang: "Helfen, dienen und lieben".

Seit 1995 beim DFB-Team

Seit 1995 gehört "Dr. Feelgood" (Sunday Times) dem Ärzteteam der deutschen Nationalmannschaft an. Der Orthopäde Dr. Josef Schmitt (seit 1996 beim Nationalteam), Professor Dr. Tim Meyer von der Universität des Saarlandes (seit 2001) und auch Physiotherapeut Klaus Eder (seit 1988), dazu "MW" – die Nationalspieler wissen sich in guten und bewährten Händen. Die medizinische Abteilung ist ein wesentlicher Erfolgsgarant der Mannschaft.

Bei den Bayern ist er seit 1977. Mit seinem gelben VW-Käfer kam er damals aus Berlin nach München, zuvor war er zwei Jahre verantwortlicher Arzt beim Bundesligaklub Hertha BSC gewesen. Bis 1996 saß er bei den Bayern auf der Bank, dann stieg er auf zum "Leiter der medizinischen Abteilung" des Rekordmeisters. Heute ist er auf die Bank zurückgekehrt, Präsident Uli Hoeneß wollte es so. Damals, Ende der Siebziger, wurde aus dem Käfer bald ein BMW, später bevorzugte er Autos eine englischen Nobelmarke. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ist beim erfolgreichsten deutschen Fußballklub seinen Weg gegangen. Wie sonst vielleicht nur Rummenigge, Hoeneß und Hopfner ist "MW" Institution und Konstante beim FC Bayern München. Seit 1977 hat er 15 Trainer kommen und gehen sehen. Mit ihrem Mannschaftsarzt gewannen die Bayern 17 Deutsche Meisterschaften.

Viel Arbeit, aber immer mit einem Glücksgefühl

Nun also soll er angeblich den 70. Geburtstag feiern. Ein Zweikampf, ein Spieler der Nationalmannschaft liegt auf dem Boden, der Schiedsrichter winkt und Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt rennt mit wehendem schulterlangen Haar aufs Feld. Das Bild kennen Generationen von Fußballfans. Das Bild ist immer gleich geblieben. Dabei kennt er das Geheimnis ewiger Jugend auch nicht, aber natürlich achtet er auf sich. "Ich bin sehr viel bewusster geworden beim Essen. Früher habe ich Hunger gestillt. Heute überlege ich und bin zu der Überzeugung gekommen: Ich brauche nicht so viel Fleisch. Einmal die Woche Fisch, einmal die Woche Fleisch." Das reicht ihm. Und zu seinem nach wie vor fast noch jugendlichen Aussehen sagt er: "Vielleicht zeigt sich das Seelische über das Äußere."

Er arbeitet immer noch unglaublich hart, unglaublich lange Stunden, aber immer mit einem Glücksgefühl. Gerade auch an den Spieltagen der Nationalmannschaft. Im Interview mit dem Journalisten Raimund Hinko erklärte er diesen Moment, wenn er sich auf dem Platz zur ersten Diagnose herantastet: "Der Erfahrungsschatz wird größer und größer. Muskelverletzungen wie schmerzhafte Verhärtungen, Zerrungen und Faserrisse haben jeweils ihre eigenen, für sie typischen Tastbefunde. Da ich die Augen dabei schließe, habe ich Fühlen gleichgesetzt mit Sehen. Die ganze Konzentration geht in die Fingerkuppe. Ich gleite quer und längs, gehe in die Tiefe. Dringe zwischen den Muskelbündeln weiter in die Tiefe ein. Vor dem geistigen Auge sehe ich die Muskelanatomie beziehungsweise Normabweichungen in der Muskulatur."

"Mull", der "Doc", Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, im 300 Einwohner zählenden ostfriesischen Dorf Leerhafe groß geworden, Kind einer Pastorenfamilie, auch in jüngsten Jahren schon ein disziplinierter Leichtathlet, wird heute 70 Jahre alt. Die Redaktion von DFB.de wünscht: "Herzlichen Glückwunsch!"

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Dank ihm läuft Bolt schneller, war Becker „Bum-Bum-Boris“, spielte Zidane zauberhaft. Er gilt als weltweit bester Arzt bei Muskelverletzungen. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der Arzt dem die Spitzensportler der Welt vertrauen, wird heute 70. Unfassbar eigentlich, wenn man ihn sieht. Dem Arzt der deutschen Nationalmannschaft und des Rekordmeisters FC Bayern München jedenfalls gratuliert DFB.de zum runden Geburtstag ganz herzlich!

Pech im Abschluss und ein ziemlich satter Schuss von Mario Balotelli besiegelten das Halbfinal-Aus gegen Italien. Am Verletzungspech lag es jedenfalls nicht, dass der ganz große Wurf vertagt werden musste. Fit und gesund wie vielleicht noch nie in einem Turnier präsentierte sich die deutsche Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in diesem Sommer. Verletzungen? Komplette Fehlanzeige. Im Geburtstags-Interview mit der Sport-Bild erzählte der "Doc": "Während der EM 2012 gab es einen Anruf der UEFA, wo denn die Verletzungsberichte unserer Nationalmannschaft blieben? Wir konnten aber keinen Bericht abgeben, weil wir keine Verletzungen hatten, die zu einem Trainings- oder Spielausfall geführt hätten."

Vertrauen schaffen, Sicherheit geben

Deutschlands beste Fußballer blieben unverletzt, auch den schnellsten Mann der Welt kurierte Müller-Wohlfahrt. Wirbelsäulenbeschwerden hatten Usain Bolt gequält, und das wenige Wochen vor dem Start in London. Der Jamaikaner rief um Hilfe, er rief bis nach München. Die Kältekammer und das Extrakt aus dem Hahnenkamm sollen den Faxenmacher wieder froh gemacht haben. Heißt es. MW schweigt. Details verrät er nicht, nur so viel, dass er dem Physio Instruktionen und Bolt selbst das Versprechen gab: "Wenn Du das Gefühl hast, dass Du mich brauchst, dann setze ich mich abends ins Flugzeug."

Vertrauen schaffen, dem Patienten wirklich grenzenlose Sicherheit geben, dazu die Fähigkeit, jedes muskuläre Problem ertasten und jede seelische Schieflage erspüren zu können. Auf seine einzigartigen Fähigkeiten bauten Boris Becker und fast alle großen Fußballer der vergangenen Jahrzehnte. 200 Trikots hat er geschenkt bekommen – Maradona, Zidane, Messi, Drogba und viele andere. Lothar Matthäus sagte über ihn "Er hat Radarfinger", Becker sah ihn als "seelisches Wannenbad". Er selbst spricht manchmal von einem Dreiklang: "Helfen, dienen und lieben".

Seit 1995 beim DFB-Team

Seit 1995 gehört "Dr. Feelgood" (Sunday Times) dem Ärzteteam der deutschen Nationalmannschaft an. Der Orthopäde Dr. Josef Schmitt (seit 1996 beim Nationalteam), Professor Dr. Tim Meyer von der Universität des Saarlandes (seit 2001) und auch Physiotherapeut Klaus Eder (seit 1988), dazu "MW" – die Nationalspieler wissen sich in guten und bewährten Händen. Die medizinische Abteilung ist ein wesentlicher Erfolgsgarant der Mannschaft.

Bei den Bayern ist er seit 1977. Mit seinem gelben VW-Käfer kam er damals aus Berlin nach München, zuvor war er zwei Jahre verantwortlicher Arzt beim Bundesligaklub Hertha BSC gewesen. Bis 1996 saß er bei den Bayern auf der Bank, dann stieg er auf zum "Leiter der medizinischen Abteilung" des Rekordmeisters. Heute ist er auf die Bank zurückgekehrt, Präsident Uli Hoeneß wollte es so. Damals, Ende der Siebziger, wurde aus dem Käfer bald ein BMW, später bevorzugte er Autos eine englischen Nobelmarke. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ist beim erfolgreichsten deutschen Fußballklub seinen Weg gegangen. Wie sonst vielleicht nur Rummenigge, Hoeneß und Hopfner ist "MW" Institution und Konstante beim FC Bayern München. Seit 1977 hat er 15 Trainer kommen und gehen sehen. Mit ihrem Mannschaftsarzt gewannen die Bayern 17 Deutsche Meisterschaften.

Viel Arbeit, aber immer mit einem Glücksgefühl

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Nun also soll er angeblich den 70. Geburtstag feiern. Ein Zweikampf, ein Spieler der Nationalmannschaft liegt auf dem Boden, der Schiedsrichter winkt und Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt rennt mit wehendem schulterlangen Haar aufs Feld. Das Bild kennen Generationen von Fußballfans. Das Bild ist immer gleich geblieben. Dabei kennt er das Geheimnis ewiger Jugend auch nicht, aber natürlich achtet er auf sich. "Ich bin sehr viel bewusster geworden beim Essen. Früher habe ich Hunger gestillt. Heute überlege ich und bin zu der Überzeugung gekommen: Ich brauche nicht so viel Fleisch. Einmal die Woche Fisch, einmal die Woche Fleisch." Das reicht ihm. Und zu seinem nach wie vor fast noch jugendlichen Aussehen sagt er: "Vielleicht zeigt sich das Seelische über das Äußere."

Er arbeitet immer noch unglaublich hart, unglaublich lange Stunden, aber immer mit einem Glücksgefühl. Gerade auch an den Spieltagen der Nationalmannschaft. Im Interview mit dem Journalisten Raimund Hinko erklärte er diesen Moment, wenn er sich auf dem Platz zur ersten Diagnose herantastet: "Der Erfahrungsschatz wird größer und größer. Muskelverletzungen wie schmerzhafte Verhärtungen, Zerrungen und Faserrisse haben jeweils ihre eigenen, für sie typischen Tastbefunde. Da ich die Augen dabei schließe, habe ich Fühlen gleichgesetzt mit Sehen. Die ganze Konzentration geht in die Fingerkuppe. Ich gleite quer und längs, gehe in die Tiefe. Dringe zwischen den Muskelbündeln weiter in die Tiefe ein. Vor dem geistigen Auge sehe ich die Muskelanatomie beziehungsweise Normabweichungen in der Muskulatur."

"Mull", der "Doc", Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, im 300 Einwohner zählenden ostfriesischen Dorf Leerhafe groß geworden, Kind einer Pastorenfamilie, auch in jüngsten Jahren schon ein disziplinierter Leichtathlet, wird heute 70 Jahre alt. Die Redaktion von DFB.de wünscht: "Herzlichen Glückwunsch!"