Das Leben ist mehr als ein Tor: Jürgen Sparwasser blickt zurück

Vor 44 Jahren standen sich im Hamburger Volksparkstadion 22 Deutsche gegenüber, elf aus Ost, elf aus West. Mit seinem Tor zum 1:0-Sieg der DDR gegen die Mannschaft der BRD wurde Jürgen Sparwasser bei der WM 1974 ein Teil der deutschen Fußball-Historie. Am 4. Juni wurde er 70 Jahre alt. Im "Heimspiel" für das DFB-Journal blickt Sparwasser auf sieben Jahrzehnte seiner ganz speziellen deutsch-deutschen Geschichte.

Die beste Entscheidung im Leben von Jürgen Sparwasser steht vor dem Haus der Sparwassers in Bad Vilbel bei Frankfurt am Main und trifft ihrerseits eine gute Entscheidung. Bei den Mülltonnen raschelt und quiekt es, eine kleine Amsel kauert verloren am Boden. Die Amsel ist verschüchtert, mitgenommen, lädiert. Flugunfähig? Was nun, Frau Sparwasser? Für kurze Zeit steht die Frage vor der Haustür, ob es sinnvoll ist, das Tier von seinem Leid zu erlösen. Christa Sparwasser entscheidet anders, und kurze Zeit später fliegt die Amsel zwar noch ein wenig unrund, aber viel lebendiger und fitter als befürchtet, von dannen. Jürgen Sparwasser befindet sich zur gleichen Zeit im Arbeitszimmer und posiert mit Erinnerungsstücken aus seiner Karriere. Das Zimmer ist ein kleines Museum; Bücher, Wimpel, Bilder, VHS-Kassetten, vieles von dem, was sich im Laufe der Jahre angesammelt hat, ist hier verstaut. Erinnerungen an seine Erfolge werden wach. Und seine wertvollsten Erinnerungsstücke holt er aus einem Safe. Und zu jedem Stück gibt es eine Anekdote.

Vom lebensrettenden Unterlassen eine Etage tiefer bekommt er nichts mit. Für die Verbindung zwischen Herrn und Frau Sparwasser ist diese Szene untypisch. Die Nähe, die in 56 Jahren Beziehung und 50 Jahren Ehe gewachsen ist, ist spürbar. "Wir sind immer noch sehr glücklich miteinander", sagt Jürgen Sparwasser.

Flucht in den Westen

Ein einziges Mal war er nicht gut zu sprechen auf seine Christa. Sparwasser weiß heute noch sehr gut, wie er seinen Ohren nicht traute, als sie ihm offenbarte, wie teuer es war, was künftig auf seinen Ohren liegen sollte. 18,66 Prozent des Geldvermögens der Familie Sparwasser hatte seine Frau für eine Kopfbedeckung ausgegeben. 56 DM für einen Hut – Jürgen Sparwasser war entrüstet. Wobei der Hut einen Sinn hatte, der über die herkömmliche Funktion hinausging: Er diente als Tarnung; Sparwasser wollte Freiheit, wollte sich unerkannt bewegen und endlich die Wohnung verlassen können.

Diese Geschichte datiert vom Winter 1988. Jürgen und Christa Sparwasser waren gerade aus der DDR geflohen. Mit 300 DM im Gepäck. Die Flucht der Sparwassers hat viel mit dem 22. Juni 1974 zu tun und mit dem, was sich um 21.03 Uhr im Hamburger Volksparkstadion ereignete. Das Sparwasser-Tor, jenes 1:0 für die DDR im Spiel gegen die Bundesrepublik Deutschland. Ein Mythos im deutschen Fußball. Wie das Wembley-Tor und Helmut Rahn aus dem Hintergrund.

Am 4. Juni wurde Sparwasser 70 Jahre alt. Wir wollen mit Sparwasser also nicht (nur) über das Tor reden, das ihn berühmt werden ließ, wir wollen über sein Leben reden. Die Frage nach der besten Entscheidung dient als Einstieg. Auf die Frage nach dem besten Augenblick, dem besten Tag, in seinem Leben gibt es keine kurze Antwort. So viel vorweg: Der 22. Juni ist es nicht. Das Sparwasser-Tor hat seinen Schützen berühmt gemacht. Glücklich nicht. Nach der Karriere als Fußballer hat er an der Pädagogischen Hochschule Magdeburg gearbeitet; er war in einer Forschungsgruppe integriert, die neue Programme für die Fußballausbildung bis zur 10. Klasse entwickeln sollte. Die Nachwuchsausbildung interessierte ihn schon immer, über dieses Thema wollte er auch promovieren.

Andere hatten anderes mit ihm vor. SED-Funktionäre wollten den berühmten Torschützen auf die Trainerbank in Magdeburg setzen, immer nachdrücklicher wurde ihm bedeutet, dass er einen Fehler machen würde, dieses Angebot auszuschlagen. So reifte der Entschluss zur Flucht in ein selbstbestimmtes Leben. Umgesetzt haben sie ihn, als die damals schwangere Tochter Silke nicht nur ihren Segen gab, sondern ihre Eltern darin bestärkte, die DDR zu verlassen. "Ihr werdet hier nicht glücklich", habe sie gesagt, erzählt Sparwasser.

Der schönste Moment

Natürlich war Sparwassers Flucht medial ein großes Thema. Alle wollten das erste Interview mit ihm, das erste Bild. Daher auch die Sache mit der Verkleidung mit dem Hut. Kurz nach dem Fall der Mauer kam es zur Familienzusammenführung mit Tochter Silke, und zum ersten Mal sahen die Sparwassers ihren Enkel Philipp. Noch heute schießt das Wasser in seine Augen, wenn er an die Empfindungen von damals denkt. "Mit Worten lassen sich diese Gefühle nicht beschreiben", sagt Sparwasser. Das war er also, der schönste Sparwasser-Moment.

Mit Deutschland waren auch die Sparwassers wiedervereint, und bis heute sind sie dies geblieben. In Bad Vilbel Christa und Jürgen, fünf Kilometer entfernt wohnt Tochter Silke in Niederdorfelden, Enkel Philipp wurde in Hanau sesshaft, 25 Kilometer von Haustür zu Haustür. Der Kosmos der Sparwassers ist klein, der Zusammenhalt groß. Es gibt eine Gesetzmäßigkeit in der Familie. Jürgen Sparwasser kam 1948 zur Welt, seine Tochter 1968, sein Enkel Philipp 1988. Und als Philipp es versäumte, Opa Jürgen 2008 termingerecht zum Ur-Opa zu machen, wurde er kurzerhand und natürlich nur scherzhaft enterbt. Mittlerweile ist der Opa tatsächlich auch ein Ur-Opa. Seit 2018 ist Philipp Sparwasser stolzer Papa einer Tochter.

"Wir sind glücklich, uns geht es gut", sagt Jürgen Sparwasser. Seit 20 Jahren leben die Sparwassers in ihrem Haus vor den Toren Frankfurts. Ein Reihenendhaus, zwei Etagen, nicht groß, aber groß genug. Die Sparwassers bedienen mit einem Augenzwinkern deutsche Klischees. Auf der Gartenseite ist das Grundstück umsäumt von einer blickdichten Hecke, am Rande des gepflegten Rasens hat es sich ein Gartenzwerg gemütlich eingerichtet, seine Spielgefährten sind zwei Erdmännchen, die wie der Gartenzwerg amüsiert zuschauen, wenn Jürgen Sparwasser die Gartendusche benutzt oder bei Christa über die Bierklingel neuen Gerstenaft bestellt.

Ein großer Fehler

Im Gespräch über sein Leben ist irgendwann auch sein größter Fehler Thema. Von 1988 bis 1990 war er Co-Trainer von Karl-Heinz Feldkamp bei Eintracht Frankfurt, bis er gegen seinen Bauch entschied und den Cheftrainer-Posten bei Zweitligist Darmstadt 98 annahm. Es kam, wie Sparwasser ahnte: Er kam nicht zurecht mit den Begleiterscheinungen des Rampenlichts, mit dem Druck der ersten Reihe. Das war nicht seine Sache. "Ich war sehr froh, als dieses Kapitel zu Ende ging", sagt er.

Seither macht er, was er schon immer am meisten gemocht hat: mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Sein Know-how und viel Energie hat er in eine Fußball-Fibel für Kinder, Eltern und Trainer investiert, die auch ins Chinesische übersetzt wurde und auf seiner Homepage, www.juergen-sparwasser.de, zu sehen ist. Sein Wissen und seine Erfahrungen gibt er aber auch von Angesicht zu Angesicht weiter. Lange Zeit in der Fußballschule von Charly Körbel, seit einigen Jahren gemeinsam mit Gerry Mai in der Kids-Soccer-Academy. "Die Arbeit mit jungen Spielern liegt mir sehr am Herzen", sagt Sparwasser. "Wenn ich mit Kindern auf dem Platz stehe, blühe ich richtig auf."

Früher hat Sparwasser gerne an Benefizspielen teilgenommen, doch diese Zeiten sind vorbei. Seine letzte Aktion war eine ganz besondere. Bei einem Wohltätigkeitsspiel wurde er zehn Minuten vor Ende der ersten Halbzeit von Rudi Völler für Klaus Fischer eingewechselt. Und dann ... Sparwasser erzählt: "Herget geht auf der rechten Seite durch und bringt das Ding kurz hinter den Elfmeterpunkt halblinks in den Strafraum. Ich stehe frei, nehme das Ding als Seitfallzieher. Und der pfeift hinten in die Ecke rein – unhaltbar!" Alles war noch da: Instinkt, Körperbeherrschung, Technik. Doch nach dem Ballkontakt gab es ein Problem. "Ich habe verlernt zu fallen, ich wusste nicht, wie ich mich abrollen soll", sagt Sparwasser. Er vergaß, den Aufprall mit den Armen abzufangen und bremste unsanft mit seinem Kopf. Passiert ist nichts, zum Glück. Und doch war für ihn sofort klar, dass es das war: "Für mich war es ein Zeichen. Man muss auch wissen, wann es genug ist." Das letzte Sparwasser-Tor war also ein Traumtor – so kann man abtreten.

[sl]

Vor 44 Jahren standen sich im Hamburger Volksparkstadion 22 Deutsche gegenüber, elf aus Ost, elf aus West. Mit seinem Tor zum 1:0-Sieg der DDR gegen die Mannschaft der BRD wurde Jürgen Sparwasser bei der WM 1974 ein Teil der deutschen Fußball-Historie. Am 4. Juni wurde er 70 Jahre alt. Im "Heimspiel" für das DFB-Journal blickt Sparwasser auf sieben Jahrzehnte seiner ganz speziellen deutsch-deutschen Geschichte.

Die beste Entscheidung im Leben von Jürgen Sparwasser steht vor dem Haus der Sparwassers in Bad Vilbel bei Frankfurt am Main und trifft ihrerseits eine gute Entscheidung. Bei den Mülltonnen raschelt und quiekt es, eine kleine Amsel kauert verloren am Boden. Die Amsel ist verschüchtert, mitgenommen, lädiert. Flugunfähig? Was nun, Frau Sparwasser? Für kurze Zeit steht die Frage vor der Haustür, ob es sinnvoll ist, das Tier von seinem Leid zu erlösen. Christa Sparwasser entscheidet anders, und kurze Zeit später fliegt die Amsel zwar noch ein wenig unrund, aber viel lebendiger und fitter als befürchtet, von dannen. Jürgen Sparwasser befindet sich zur gleichen Zeit im Arbeitszimmer und posiert mit Erinnerungsstücken aus seiner Karriere. Das Zimmer ist ein kleines Museum; Bücher, Wimpel, Bilder, VHS-Kassetten, vieles von dem, was sich im Laufe der Jahre angesammelt hat, ist hier verstaut. Erinnerungen an seine Erfolge werden wach. Und seine wertvollsten Erinnerungsstücke holt er aus einem Safe. Und zu jedem Stück gibt es eine Anekdote.

Vom lebensrettenden Unterlassen eine Etage tiefer bekommt er nichts mit. Für die Verbindung zwischen Herrn und Frau Sparwasser ist diese Szene untypisch. Die Nähe, die in 56 Jahren Beziehung und 50 Jahren Ehe gewachsen ist, ist spürbar. "Wir sind immer noch sehr glücklich miteinander", sagt Jürgen Sparwasser.

Flucht in den Westen

Ein einziges Mal war er nicht gut zu sprechen auf seine Christa. Sparwasser weiß heute noch sehr gut, wie er seinen Ohren nicht traute, als sie ihm offenbarte, wie teuer es war, was künftig auf seinen Ohren liegen sollte. 18,66 Prozent des Geldvermögens der Familie Sparwasser hatte seine Frau für eine Kopfbedeckung ausgegeben. 56 DM für einen Hut – Jürgen Sparwasser war entrüstet. Wobei der Hut einen Sinn hatte, der über die herkömmliche Funktion hinausging: Er diente als Tarnung; Sparwasser wollte Freiheit, wollte sich unerkannt bewegen und endlich die Wohnung verlassen können.

Diese Geschichte datiert vom Winter 1988. Jürgen und Christa Sparwasser waren gerade aus der DDR geflohen. Mit 300 DM im Gepäck. Die Flucht der Sparwassers hat viel mit dem 22. Juni 1974 zu tun und mit dem, was sich um 21.03 Uhr im Hamburger Volksparkstadion ereignete. Das Sparwasser-Tor, jenes 1:0 für die DDR im Spiel gegen die Bundesrepublik Deutschland. Ein Mythos im deutschen Fußball. Wie das Wembley-Tor und Helmut Rahn aus dem Hintergrund.

Am 4. Juni wurde Sparwasser 70 Jahre alt. Wir wollen mit Sparwasser also nicht (nur) über das Tor reden, das ihn berühmt werden ließ, wir wollen über sein Leben reden. Die Frage nach der besten Entscheidung dient als Einstieg. Auf die Frage nach dem besten Augenblick, dem besten Tag, in seinem Leben gibt es keine kurze Antwort. So viel vorweg: Der 22. Juni ist es nicht. Das Sparwasser-Tor hat seinen Schützen berühmt gemacht. Glücklich nicht. Nach der Karriere als Fußballer hat er an der Pädagogischen Hochschule Magdeburg gearbeitet; er war in einer Forschungsgruppe integriert, die neue Programme für die Fußballausbildung bis zur 10. Klasse entwickeln sollte. Die Nachwuchsausbildung interessierte ihn schon immer, über dieses Thema wollte er auch promovieren.

Andere hatten anderes mit ihm vor. SED-Funktionäre wollten den berühmten Torschützen auf die Trainerbank in Magdeburg setzen, immer nachdrücklicher wurde ihm bedeutet, dass er einen Fehler machen würde, dieses Angebot auszuschlagen. So reifte der Entschluss zur Flucht in ein selbstbestimmtes Leben. Umgesetzt haben sie ihn, als die damals schwangere Tochter Silke nicht nur ihren Segen gab, sondern ihre Eltern darin bestärkte, die DDR zu verlassen. "Ihr werdet hier nicht glücklich", habe sie gesagt, erzählt Sparwasser.

Der schönste Moment

Natürlich war Sparwassers Flucht medial ein großes Thema. Alle wollten das erste Interview mit ihm, das erste Bild. Daher auch die Sache mit der Verkleidung mit dem Hut. Kurz nach dem Fall der Mauer kam es zur Familienzusammenführung mit Tochter Silke, und zum ersten Mal sahen die Sparwassers ihren Enkel Philipp. Noch heute schießt das Wasser in seine Augen, wenn er an die Empfindungen von damals denkt. "Mit Worten lassen sich diese Gefühle nicht beschreiben", sagt Sparwasser. Das war er also, der schönste Sparwasser-Moment.

Mit Deutschland waren auch die Sparwassers wiedervereint, und bis heute sind sie dies geblieben. In Bad Vilbel Christa und Jürgen, fünf Kilometer entfernt wohnt Tochter Silke in Niederdorfelden, Enkel Philipp wurde in Hanau sesshaft, 25 Kilometer von Haustür zu Haustür. Der Kosmos der Sparwassers ist klein, der Zusammenhalt groß. Es gibt eine Gesetzmäßigkeit in der Familie. Jürgen Sparwasser kam 1948 zur Welt, seine Tochter 1968, sein Enkel Philipp 1988. Und als Philipp es versäumte, Opa Jürgen 2008 termingerecht zum Ur-Opa zu machen, wurde er kurzerhand und natürlich nur scherzhaft enterbt. Mittlerweile ist der Opa tatsächlich auch ein Ur-Opa. Seit 2018 ist Philipp Sparwasser stolzer Papa einer Tochter.

"Wir sind glücklich, uns geht es gut", sagt Jürgen Sparwasser. Seit 20 Jahren leben die Sparwassers in ihrem Haus vor den Toren Frankfurts. Ein Reihenendhaus, zwei Etagen, nicht groß, aber groß genug. Die Sparwassers bedienen mit einem Augenzwinkern deutsche Klischees. Auf der Gartenseite ist das Grundstück umsäumt von einer blickdichten Hecke, am Rande des gepflegten Rasens hat es sich ein Gartenzwerg gemütlich eingerichtet, seine Spielgefährten sind zwei Erdmännchen, die wie der Gartenzwerg amüsiert zuschauen, wenn Jürgen Sparwasser die Gartendusche benutzt oder bei Christa über die Bierklingel neuen Gerstenaft bestellt.

Ein großer Fehler

Im Gespräch über sein Leben ist irgendwann auch sein größter Fehler Thema. Von 1988 bis 1990 war er Co-Trainer von Karl-Heinz Feldkamp bei Eintracht Frankfurt, bis er gegen seinen Bauch entschied und den Cheftrainer-Posten bei Zweitligist Darmstadt 98 annahm. Es kam, wie Sparwasser ahnte: Er kam nicht zurecht mit den Begleiterscheinungen des Rampenlichts, mit dem Druck der ersten Reihe. Das war nicht seine Sache. "Ich war sehr froh, als dieses Kapitel zu Ende ging", sagt er.

Seither macht er, was er schon immer am meisten gemocht hat: mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Sein Know-how und viel Energie hat er in eine Fußball-Fibel für Kinder, Eltern und Trainer investiert, die auch ins Chinesische übersetzt wurde und auf seiner Homepage, www.juergen-sparwasser.de, zu sehen ist. Sein Wissen und seine Erfahrungen gibt er aber auch von Angesicht zu Angesicht weiter. Lange Zeit in der Fußballschule von Charly Körbel, seit einigen Jahren gemeinsam mit Gerry Mai in der Kids-Soccer-Academy. "Die Arbeit mit jungen Spielern liegt mir sehr am Herzen", sagt Sparwasser. "Wenn ich mit Kindern auf dem Platz stehe, blühe ich richtig auf."

Früher hat Sparwasser gerne an Benefizspielen teilgenommen, doch diese Zeiten sind vorbei. Seine letzte Aktion war eine ganz besondere. Bei einem Wohltätigkeitsspiel wurde er zehn Minuten vor Ende der ersten Halbzeit von Rudi Völler für Klaus Fischer eingewechselt. Und dann ... Sparwasser erzählt: "Herget geht auf der rechten Seite durch und bringt das Ding kurz hinter den Elfmeterpunkt halblinks in den Strafraum. Ich stehe frei, nehme das Ding als Seitfallzieher. Und der pfeift hinten in die Ecke rein – unhaltbar!" Alles war noch da: Instinkt, Körperbeherrschung, Technik. Doch nach dem Ballkontakt gab es ein Problem. "Ich habe verlernt zu fallen, ich wusste nicht, wie ich mich abrollen soll", sagt Sparwasser. Er vergaß, den Aufprall mit den Armen abzufangen und bremste unsanft mit seinem Kopf. Passiert ist nichts, zum Glück. Und doch war für ihn sofort klar, dass es das war: "Für mich war es ein Zeichen. Man muss auch wissen, wann es genug ist." Das letzte Sparwasser-Tor war also ein Traumtor – so kann man abtreten.

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