Das heiße Wintermärchen des Sidi Hertl

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt, im Schnitt finden 4400 Spiele statt - pro Tag. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga, der Nationalmannschaft, den Klubs wie Bayern München, Borussia Dortmund oder Schalke 04. Die heimlichen Helden aber spielen woanders, in der Verbands-, Bezirks-, Kreisliga, auf kleinen Sportplätzen, mit hingebungsvollen Ehrenamtlichen an ihrer Seite. Sie alle haben eines gemeinsam: die Liebe zum Fußball.

Diesen heimlichen Helden widmet sich DFB.de in seiner neuen Serie. Auf der Reise durch die Republik stellt die Redaktion jeden Dienstag einen Amateurverein vor - ob aufstrebender Newcomer oder gestrauchelter Traditionsklub, ob kleiner Dorf- oder städtischer Großverein, ob Oberligist oder C-Ligist, ob Jugendspielgemeinschaft oder reine Hobbytruppe. Wir zeigen, wie besonders der deutsche Fußball-Alltag ist. Heute: der Nationalspieler aus der Landesliga.

Erstes Länderspiel in der Winterpause

In der Gruppe Mitte der bayerischen Landesliga wird Sidi Hertl mit der SpVgg Ansbach die direkte Qualifikation für die neue zweigeteilte Bayernliga wohl kaum mehr schaffen, weil es der jüngsten Mannschaft dieser Spielklasse (Altersdurchschnitt knapp unter 20 Jahren) einfach noch an Erfahrung mangelt. Trotzdem hat der 22 Jahre alte Leistungsträger des Teams persönlich schon sein allergrößtes Erfolgserlebnis verbucht in dieser Saison.

Der in Nürnberg lebende Industriemechaniker wurde in Kampala, der Hauptstadt der Republik Uganda, geboren und bestritt in der Winterpause das erste Länderspiel für sein Heimatland gegen den Sudan zum Abschluss eines zweiwöchigen Trainingslagers mit dem Nationalteam. Beim 3:1-Sieg kam Sidi Hertl in der zweiten Halbzeit zum Einsatz.

Erster Besuch bei den Tanten in Uganda

Nationaltrainer Bobby Williamson, ein 50-jähriger Schotte aus Glasgow, der das ugandische Nationalteam seit 2008 betreut, war vom 45-minütigen Auftritt des bayerischen Landesliga-Spielers recht angetan. Sein Trikot durfte er zu seinem Leidwesen jedoch nicht behalten. Den "Luxus" neuer Spielkleidung zu jedem Länderspiel können sich die Ostafrikaner nämlich nicht leisten.

Den Aufenthalt in Kampala nutze Hertl auch, um erstmals seine Tanten zu besuchen. Als Sidi-Nassa Magala war der damals Neunjährige 1999 über England nach Deutschland gekommen, und als seine Mutter dort heiratete, nahm er den neuen Nachnamen an.

Erste Schritte im Fußball in der C-Jugend des 1. SC Feucht

Sidi begann in der C-Jugend des 1. SC Feucht Fußball zu spielen, und kickte später in der Bayernliga-Jugend des FSV Erlangen-Bruck, wo ihn Trainer Andreas Schöll als offensiven und beidfüßigen linken Außenverteidiger kennen- und schätzen lernte. Nachdem ihn Schöll dann zum Landesligisten DJK Ammerthal mitgenommen hatte, sind beide seit dieser Saison bei der SpVgg Ansbach tätig, wo der sympathische Spaßvogel und Stimmungsmacher Sidi Hertl eben auch zu den Leistungsträgern der Mannschaft zählt.

Mit einer Einladung zur Nationalmannschaft Ugandas hatte er aber nicht im Traum gerechnet, bis das offizielle Gesuch der "Football Federation of Uganda" (FUFA) bei der SpVgg Ansbach eingetroffen war. "Sehr geehrter Herr Generalsekretär", schrieb darin Edgar Watson Suubi, der bevollmächtigte FUFA-Funktionär, und bat darin um die Abstellung des Spielers, der zuvor in einigen Landesliga-Begegnungen von Kontaktleuten des Verbandes beobachtet worden war.

Hoffen auf die nächste Einladung zur Nationalmannschaft

So begann das Fußball-Wintermärchen des Sidi Hertl bei minus 20 Grad in der mittelfränkischen Bezirkshauptstadt Ansbach und wurde nach der Landung in Kampala aber schnell zur "heißen Kiste", weil die Temperaturen auf dem Flughafen Entebbe fast 45 Grad im Schatten betrugen. Die klimatische Umstellung war für den jungen Mann, der aus der Kälte kam, das Schwierigste bei den Trainingseinheiten im fast graslosen Mandela-Nationalstadion. Doch der Gedanke an den ersten Länderspiel-Einsatz für die "Kraniche" wie die Nationalspieler Ugandas aufgrund des Wappentiers genannt werden, beflügelte ihn bei der Akklimatisation und den Laufeinheiten.

Inzwischen hat Sidi Hertl nach dem afrikanischen Abenteuer der Fußball-Alltag in Ansbach wieder. Mit der Spielvereinigung, für die er schon drei Tore schoss, will er am Saisonende über die Relegation den Aufstieg in die Bayernliga schaffen und dann wartet er ungeduldig auf einen weiteren Brief aus Kampala. In der Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien trifft Uganda nämlich ab Juni dieses Jahr zunächst auf Angola, den Senegal und Liberia.

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Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt, im Schnitt finden 4400 Spiele statt - pro Tag. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga, der Nationalmannschaft, den Klubs wie Bayern München, Borussia Dortmund oder Schalke 04. Die heimlichen Helden aber spielen woanders, in der Verbands-, Bezirks-, Kreisliga, auf kleinen Sportplätzen, mit hingebungsvollen Ehrenamtlichen an ihrer Seite. Sie alle haben eines gemeinsam: die Liebe zum Fußball.

Diesen heimlichen Helden widmet sich DFB.de in seiner neuen Serie. Auf der Reise durch die Republik stellt die Redaktion jeden Dienstag einen Amateurverein vor - ob aufstrebender Newcomer oder gestrauchelter Traditionsklub, ob kleiner Dorf- oder städtischer Großverein, ob Oberligist oder C-Ligist, ob Jugendspielgemeinschaft oder reine Hobbytruppe. Wir zeigen, wie besonders der deutsche Fußball-Alltag ist. Heute: der Nationalspieler aus der Landesliga.

Erstes Länderspiel in der Winterpause

In der Gruppe Mitte der bayerischen Landesliga wird Sidi Hertl mit der SpVgg Ansbach die direkte Qualifikation für die neue zweigeteilte Bayernliga wohl kaum mehr schaffen, weil es der jüngsten Mannschaft dieser Spielklasse (Altersdurchschnitt knapp unter 20 Jahren) einfach noch an Erfahrung mangelt. Trotzdem hat der 22 Jahre alte Leistungsträger des Teams persönlich schon sein allergrößtes Erfolgserlebnis verbucht in dieser Saison.

Der in Nürnberg lebende Industriemechaniker wurde in Kampala, der Hauptstadt der Republik Uganda, geboren und bestritt in der Winterpause das erste Länderspiel für sein Heimatland gegen den Sudan zum Abschluss eines zweiwöchigen Trainingslagers mit dem Nationalteam. Beim 3:1-Sieg kam Sidi Hertl in der zweiten Halbzeit zum Einsatz.

Erster Besuch bei den Tanten in Uganda

Nationaltrainer Bobby Williamson, ein 50-jähriger Schotte aus Glasgow, der das ugandische Nationalteam seit 2008 betreut, war vom 45-minütigen Auftritt des bayerischen Landesliga-Spielers recht angetan. Sein Trikot durfte er zu seinem Leidwesen jedoch nicht behalten. Den "Luxus" neuer Spielkleidung zu jedem Länderspiel können sich die Ostafrikaner nämlich nicht leisten.

Den Aufenthalt in Kampala nutze Hertl auch, um erstmals seine Tanten zu besuchen. Als Sidi-Nassa Magala war der damals Neunjährige 1999 über England nach Deutschland gekommen, und als seine Mutter dort heiratete, nahm er den neuen Nachnamen an.

Erste Schritte im Fußball in der C-Jugend des 1. SC Feucht

Sidi begann in der C-Jugend des 1. SC Feucht Fußball zu spielen, und kickte später in der Bayernliga-Jugend des FSV Erlangen-Bruck, wo ihn Trainer Andreas Schöll als offensiven und beidfüßigen linken Außenverteidiger kennen- und schätzen lernte. Nachdem ihn Schöll dann zum Landesligisten DJK Ammerthal mitgenommen hatte, sind beide seit dieser Saison bei der SpVgg Ansbach tätig, wo der sympathische Spaßvogel und Stimmungsmacher Sidi Hertl eben auch zu den Leistungsträgern der Mannschaft zählt.

Mit einer Einladung zur Nationalmannschaft Ugandas hatte er aber nicht im Traum gerechnet, bis das offizielle Gesuch der "Football Federation of Uganda" (FUFA) bei der SpVgg Ansbach eingetroffen war. "Sehr geehrter Herr Generalsekretär", schrieb darin Edgar Watson Suubi, der bevollmächtigte FUFA-Funktionär, und bat darin um die Abstellung des Spielers, der zuvor in einigen Landesliga-Begegnungen von Kontaktleuten des Verbandes beobachtet worden war.

Hoffen auf die nächste Einladung zur Nationalmannschaft

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So begann das Fußball-Wintermärchen des Sidi Hertl bei minus 20 Grad in der mittelfränkischen Bezirkshauptstadt Ansbach und wurde nach der Landung in Kampala aber schnell zur "heißen Kiste", weil die Temperaturen auf dem Flughafen Entebbe fast 45 Grad im Schatten betrugen. Die klimatische Umstellung war für den jungen Mann, der aus der Kälte kam, das Schwierigste bei den Trainingseinheiten im fast graslosen Mandela-Nationalstadion. Doch der Gedanke an den ersten Länderspiel-Einsatz für die "Kraniche" wie die Nationalspieler Ugandas aufgrund des Wappentiers genannt werden, beflügelte ihn bei der Akklimatisation und den Laufeinheiten.

Inzwischen hat Sidi Hertl nach dem afrikanischen Abenteuer der Fußball-Alltag in Ansbach wieder. Mit der Spielvereinigung, für die er schon drei Tore schoss, will er am Saisonende über die Relegation den Aufstieg in die Bayernliga schaffen und dann wartet er ungeduldig auf einen weiteren Brief aus Kampala. In der Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien trifft Uganda nämlich ab Juni dieses Jahr zunächst auf Angola, den Senegal und Liberia.