Darmstadts Trainer Schuster: "Absolut über dem Limit"

Verlängerung, Elfmeterschießen, Sieg des Außenseiters. Der DFB-Pokal hat schon in der ersten Runde mal wieder für Faszination gesorgt, bisher sind vier Bundesligisten ausgeschieden. Vor allem mit dem Weiterkommen des SV Darmstadt 98 gegen Borussia Mönchengladbach war nicht zu rechnen. Denn in der 3. Liga wartet die Mannschaft von Trainer Dirk Schuster nach zwei Unentschieden noch auf das erste Erfolgserlebnis.

0:0 hatte es nach der regulären Spielzeit gegen den Bundesligisten gestanden. Vom Punkt aus behielt der Drittligist dann die Nerven und gewann letztlich mit 5:4. "Im kämpferischen Bereich, von der Willensstärke  und vom Einsatz her war das wirklich überragend", sagt Schuster im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen. "Ich kann meiner Mannschaft nur ein riesiges Kompliment aussprechen."

Gleichzeitig gibt der 45-jährige Fußball-Lehrer mutig die Marschroute für das nächste Duell in der 3. Liga am kommenden Wochenende aus, der Tabellenzweite VfL Osnabrück ist zu Gast: "Gegen Mönchengladbach haben wir ein ganz großes Ausrufezeichen gesetzt. Diesen Schwung und dieses Selbstvertrauen wollen wir mitnehmen, um Osnabrück zu schlagen."

DFB.de: Herr Schuster, was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie gesehen haben, dass der letzte Elfmeter von Mönchengladbach von der Unterlatte ins Feld zurückspringt?

Dirk Schuster: Ich habe den Ball erst im Tor gesehen. Ich dachte, dass das Elfmeterschießen weitergeht. Aber dann sind alle aufs Feld gestürmt, der Schiedsrichter hat zur Mitte gezeigt. Da war mir klar: Okay, wir haben es geschafft. Der Jubel war dann riesig, es war ein geiles Gefühl. Es wäre großartig, wenn wir diesen Augenblick anhalten und konservieren könnten. So etwas erlebt man fast nur im DFB-Pokal. Das muss man genießen.

DFB.de: Was haben Sie vor dem Elfmeterschießen zu Ihrer Mannschaft gesagt?

Schuster: Eigentlich das Gleiche wie vor dem Spiel. Wir haben noch mal den Kreis gemacht. Da habe ich den Jungs erneut erklärt, dass wir nur gewinnen können. Uns war klar, dass der moralische Sieger bereits zu diesem Zeitpunkt Darmstadt 98 hieß - ganz egal, wie diese Elfmeter-Lotterie ausgeht. Wir haben einfach gehofft, dass der Fußballgott uns gewinnen lässt. Und genau so ist es auch gekommen.

1. Runde im DFB-Pokal - die besten Bilder des Wochenendes

DFB.de: Also haben Sie den Druck bewusst rausgenommen?

Schuster: Ja, Elfmeterschießen ist auch Kopfsache. Ich habe den Jungs gesagt, dass wir bis jetzt alles gegeben haben, mit jeder Faser unseres Körpers. Sie sollen sich dafür belohnen. Und wenn es nicht funktioniert hätte, wäre die Welt auch nicht untergegangen.

DFB.de: Wann haben Sie gemerkt, dass die Überraschung tatsächlich möglich ist?

Schuster: Schon in den ersten Minuten habe ich ein gewisses Gefühl für das Duell entwickelt. Ich habe gespürt, dass Mönchengladbach nicht gewillt war, einen riesigen Druck aufzubauen, mit Volldampf loszumarschieren und uns in der eigenen Hälfte einzuschnüren. Die wollten die Begegnung nicht früh entscheiden. Wir waren von der ersten Minute gut drin in diesem Spiel. Das lief super für uns. Und mir war natürlich klar: Je länger es 0:0 steht, desto besser werden unsere Chancen auf ein Weiterkommen.

DFB.de: Was hat Ihre Mannschaft so stark gemacht?

Schuster: Im kämpferischen Bereich, von der Willensstärke  und vom Einsatz her war das wirklich überragend. Das war absolut über dem Limit, das muss man so klar formulieren. Ich kann meiner Mannschaft nur ein riesiges Kompliment aussprechen, das war wirklich sensationell. Denn zusätzlich haben wir auch noch sehr diszipliniert gespielt. Die Ordnung hat gestimmt. Das hat den Mönchengladbachern das Leben so schwer gemacht.

DFB.de: Welche Bedeutung hat dieser Einzug in die zweite Pokalrunde für den Verein?

Schuster: Wir haben bundesweit für Aufsehen gesorgt und Werbung für Darmstadt 98 gemacht. Wir haben eine gute Truppe zusammen, das haben wir gezeigt. Auch der finanzielle Gewinn ist natürlich wichtig. Aber unbezahlbar sind meiner Meinung nach die Reputation und die Verbesserung unseres Images durch diesen Erfolg. Wir freuen uns über die enorme Aufmerksamkeit in den Medien. Das ist viel wichtiger als das Preisgeld für die Vereinskasse.

DFB.de: Wie wollen Sie die Euphorie nach diesem Sieg in die Liga retten? Am Wochenende ist der VfL Osnabrück zu Gast.

Schuster: Das wird ein brutal schwieriges Spiel. Osnabrück hat mit sechs Punkten die optimale Ausbeute erreicht und Zweitligist Erzgebirge Aue mit 3:0 aus dem DFB-Pokal gefegt. Wir müssen den Schalter umlegen. Heute Morgen stand schon wieder die erste Trainingseinheit auf dem Programm. Der Alltag muss wieder einkehren. Wir werden uns akribisch auf Osnabrück vorbereiten und genauso hart arbeiten wie bislang. Wir wollen am Wochenende die Punkte in Darmstadt behalten, das ist doch klar. Wir dürfen gar keinen Gedanken mehr an Borussia Mönchengladbach verschwenden. Wer glaubt, gegen Osnabrück würden zwei oder drei Prozent weniger ebenfalls reichen, der wird böse überrascht werden. Das wird mindestens genauso schwer, wenn nicht noch schwerer.

DFB.de: Zwei Spiele, zwei Unentschieden in der Liga - wie bewerten Sie Ihren Saisonstart?

Schuster: Man kann sagen, dass wir noch unbesiegt sind. Man kann aber auch sagen, dass wir noch nicht gewonnen haben. Wir haben mit den beiden Unentschieden genau das bekommen, was wir uns erarbeitet haben. Zwei Niederlagen wären nicht richtig gewesen, zwei Siege aber auch nicht. Beides wäre unverdient gewesen. Wir können mit den zwei Punkten leben, aber wir sind nicht total zufrieden. Dennoch sind wir der Meinung, dass es unseren Möglichkeiten entspricht.

DFB.de: Geht es ausschließlich um den Klassenverbleib?

Schuster: Ja, das ist unser Ziel. Und dafür haben wir die ersten beiden Punkte geholt. Man darf nicht vergessen, dass wir ein gefühlter Viertligist sind - da machen wir uns nichts vor. Wir haben die 3. Liga nur gehalten, weil die Offenbacher Kickers keine Lizenz bekommen haben. Jeder Punkt gegen einen Mitkonkurrenten ist wichtig. Gegen Mönchengladbach haben wir ein ganz großes Ausrufezeichen gesetzt. Diesen Schwung und dieses Selbstvertrauen wollen wir mitnehmen, um Osnabrück zu schlagen.

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Verlängerung, Elfmeterschießen, Sieg des Außenseiters. Der DFB-Pokal hat schon in der ersten Runde mal wieder für Faszination gesorgt, bisher sind vier Bundesligisten ausgeschieden. Vor allem mit dem Weiterkommen des SV Darmstadt 98 gegen Borussia Mönchengladbach war nicht zu rechnen. Denn in der 3. Liga wartet die Mannschaft von Trainer Dirk Schuster nach zwei Unentschieden noch auf das erste Erfolgserlebnis.

0:0 hatte es nach der regulären Spielzeit gegen den Bundesligisten gestanden. Vom Punkt aus behielt der Drittligist dann die Nerven und gewann letztlich mit 5:4. "Im kämpferischen Bereich, von der Willensstärke  und vom Einsatz her war das wirklich überragend", sagt Schuster im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen. "Ich kann meiner Mannschaft nur ein riesiges Kompliment aussprechen."

Gleichzeitig gibt der 45-jährige Fußball-Lehrer mutig die Marschroute für das nächste Duell in der 3. Liga am kommenden Wochenende aus, der Tabellenzweite VfL Osnabrück ist zu Gast: "Gegen Mönchengladbach haben wir ein ganz großes Ausrufezeichen gesetzt. Diesen Schwung und dieses Selbstvertrauen wollen wir mitnehmen, um Osnabrück zu schlagen."

DFB.de: Herr Schuster, was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie gesehen haben, dass der letzte Elfmeter von Mönchengladbach von der Unterlatte ins Feld zurückspringt?

Dirk Schuster: Ich habe den Ball erst im Tor gesehen. Ich dachte, dass das Elfmeterschießen weitergeht. Aber dann sind alle aufs Feld gestürmt, der Schiedsrichter hat zur Mitte gezeigt. Da war mir klar: Okay, wir haben es geschafft. Der Jubel war dann riesig, es war ein geiles Gefühl. Es wäre großartig, wenn wir diesen Augenblick anhalten und konservieren könnten. So etwas erlebt man fast nur im DFB-Pokal. Das muss man genießen.

DFB.de: Was haben Sie vor dem Elfmeterschießen zu Ihrer Mannschaft gesagt?

Schuster: Eigentlich das Gleiche wie vor dem Spiel. Wir haben noch mal den Kreis gemacht. Da habe ich den Jungs erneut erklärt, dass wir nur gewinnen können. Uns war klar, dass der moralische Sieger bereits zu diesem Zeitpunkt Darmstadt 98 hieß - ganz egal, wie diese Elfmeter-Lotterie ausgeht. Wir haben einfach gehofft, dass der Fußballgott uns gewinnen lässt. Und genau so ist es auch gekommen.

1. Runde im DFB-Pokal - die besten Bilder des Wochenendes

DFB.de: Also haben Sie den Druck bewusst rausgenommen?

Schuster: Ja, Elfmeterschießen ist auch Kopfsache. Ich habe den Jungs gesagt, dass wir bis jetzt alles gegeben haben, mit jeder Faser unseres Körpers. Sie sollen sich dafür belohnen. Und wenn es nicht funktioniert hätte, wäre die Welt auch nicht untergegangen.

DFB.de: Wann haben Sie gemerkt, dass die Überraschung tatsächlich möglich ist?

Schuster: Schon in den ersten Minuten habe ich ein gewisses Gefühl für das Duell entwickelt. Ich habe gespürt, dass Mönchengladbach nicht gewillt war, einen riesigen Druck aufzubauen, mit Volldampf loszumarschieren und uns in der eigenen Hälfte einzuschnüren. Die wollten die Begegnung nicht früh entscheiden. Wir waren von der ersten Minute gut drin in diesem Spiel. Das lief super für uns. Und mir war natürlich klar: Je länger es 0:0 steht, desto besser werden unsere Chancen auf ein Weiterkommen.

DFB.de: Was hat Ihre Mannschaft so stark gemacht?

Schuster: Im kämpferischen Bereich, von der Willensstärke  und vom Einsatz her war das wirklich überragend. Das war absolut über dem Limit, das muss man so klar formulieren. Ich kann meiner Mannschaft nur ein riesiges Kompliment aussprechen, das war wirklich sensationell. Denn zusätzlich haben wir auch noch sehr diszipliniert gespielt. Die Ordnung hat gestimmt. Das hat den Mönchengladbachern das Leben so schwer gemacht.

DFB.de: Welche Bedeutung hat dieser Einzug in die zweite Pokalrunde für den Verein?

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Schuster: Wir haben bundesweit für Aufsehen gesorgt und Werbung für Darmstadt 98 gemacht. Wir haben eine gute Truppe zusammen, das haben wir gezeigt. Auch der finanzielle Gewinn ist natürlich wichtig. Aber unbezahlbar sind meiner Meinung nach die Reputation und die Verbesserung unseres Images durch diesen Erfolg. Wir freuen uns über die enorme Aufmerksamkeit in den Medien. Das ist viel wichtiger als das Preisgeld für die Vereinskasse.

DFB.de: Wie wollen Sie die Euphorie nach diesem Sieg in die Liga retten? Am Wochenende ist der VfL Osnabrück zu Gast.

Schuster: Das wird ein brutal schwieriges Spiel. Osnabrück hat mit sechs Punkten die optimale Ausbeute erreicht und Zweitligist Erzgebirge Aue mit 3:0 aus dem DFB-Pokal gefegt. Wir müssen den Schalter umlegen. Heute Morgen stand schon wieder die erste Trainingseinheit auf dem Programm. Der Alltag muss wieder einkehren. Wir werden uns akribisch auf Osnabrück vorbereiten und genauso hart arbeiten wie bislang. Wir wollen am Wochenende die Punkte in Darmstadt behalten, das ist doch klar. Wir dürfen gar keinen Gedanken mehr an Borussia Mönchengladbach verschwenden. Wer glaubt, gegen Osnabrück würden zwei oder drei Prozent weniger ebenfalls reichen, der wird böse überrascht werden. Das wird mindestens genauso schwer, wenn nicht noch schwerer.

DFB.de: Zwei Spiele, zwei Unentschieden in der Liga - wie bewerten Sie Ihren Saisonstart?

Schuster: Man kann sagen, dass wir noch unbesiegt sind. Man kann aber auch sagen, dass wir noch nicht gewonnen haben. Wir haben mit den beiden Unentschieden genau das bekommen, was wir uns erarbeitet haben. Zwei Niederlagen wären nicht richtig gewesen, zwei Siege aber auch nicht. Beides wäre unverdient gewesen. Wir können mit den zwei Punkten leben, aber wir sind nicht total zufrieden. Dennoch sind wir der Meinung, dass es unseren Möglichkeiten entspricht.

DFB.de: Geht es ausschließlich um den Klassenverbleib?

Schuster: Ja, das ist unser Ziel. Und dafür haben wir die ersten beiden Punkte geholt. Man darf nicht vergessen, dass wir ein gefühlter Viertligist sind - da machen wir uns nichts vor. Wir haben die 3. Liga nur gehalten, weil die Offenbacher Kickers keine Lizenz bekommen haben. Jeder Punkt gegen einen Mitkonkurrenten ist wichtig. Gegen Mönchengladbach haben wir ein ganz großes Ausrufezeichen gesetzt. Diesen Schwung und dieses Selbstvertrauen wollen wir mitnehmen, um Osnabrück zu schlagen.