Covic: "Ich bin kein Typ, der Träumen nacheifert"

DFB.de: Sie sind in Berlin geboren, jedoch in Kroatien aufgewachsen.

Covic: Meine Eltern waren Gastronomen und hatten nur wenig Zeit für meine Erziehung. Daher haben sie mich zu meinen Großeltern nach Kroatien geschickt. Dort wuchs ich auf und habe meine ersten fußballerischen Schritte bei Hajduk Split gemacht. Mit 16 Jahren bin ich dann nach Berlin zu meinen Eltern zurückgekehrt.

DFB.de: VfB Stuttgart, Hertha BSC, 1. FC Nürnberg und VfL Bochum waren Ihre Stationen im Profifußball. Wo gefiel es Ihnen am besten?

Ante Covic: Ganz klar in Berlin. Hier hatte ich mit einem Bundesligaaufstieg oder auch den Champions-League-Spielen die schönste Zeit meiner Karriere.

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Zwei Champions-League-Spiele, 62 Begegnungen in der Bundesliga, 72 Zweitligapartien und 99 Einsätze in der Regionalliga. Ante Covic, neuer U 19-Trainer von Hertha BSC, kann seinen Spielern viel über das Geschäft des Profifußballs erzählen. Mit seiner Mannschaft ist der 37-Jährige erfolgreich in die Spielzeit 2013/2014 in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga gestartet. Ein 4:1-Heimsieg über den VfL Osnabrück bedeutet nach dem ersten Spieltag Platz drei.

Auch als Trainer hat Covic schon Bundesligaerfahrung gesammelt. Als die Profis der Hertha in der Saison 2011/12 um den Klassenverbleib kämpften, kam Covic zusammen mit René Tretschok in den Genuss, den Co-Trainerposten unter Otto Rehhagel auszufüllen. "Otto Rehhagel ist ein Ehrenmann", so Covic. "Er konnte unglaublich gut mit den Spielern umgehen." Im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Carsten Neuhaus spricht Ante Covic über seinen Start als U 19-Trainer und die Anforderungen an junge Fußballer.

DFB.de: 4:1 gegen Osnabrück: Wie zufrieden sind Sie mit dem Start in die neue Spielzeit, Herr Covic?

Ante Covic: Es war ein sehr nervöses Spiel von beiden Mannschaften. Wir wollten die guten Leistungen aus der Vorbereitung bestätigen. Das haben wir gegen einen Gegner, der uns in der Vergangenheit nicht besonders lag, auch geschafft.

DFB.de: Wie haben Sie die Trainingseinheiten während der Vorbereitung gestaltet?

Covic: Wir haben sehr früh ein großes Jugendturnier in Schwäbisch-Hall gespielt. Dabei wurden unsere Schwächen aufgedeckt. Danach haben wir viele Einheiten darauf verwendet, die Fehler abzustellen. Zum Ende der Testphase wurde es immer besser. Das zeigte auch das 3:1 gegen die Seniorenmannschaft von Tennis Borussia Berlin.

DFB.de: In der vergangenen Saison war die U 19 von Hertha BSC lediglich auf Platz acht gelandet. Wie lautet ihr Saisonziel?

Covic: Ich möchte keinen bestimmten Tabellenplatz ausgeben, denn wir sehen die Ausbildung der Spieler als höchstes Ziel. Natürlich wollen wir nicht absteigen. Aber die Ergebnisse sind nicht das Wichtigste für mich.

DFB.de: Es ist ihr erstes Jahr als U 19-Trainer der Hertha. Zuvor hatten sie drei Jahre lang die U 15 trainiert. Wo liegen die größten Unterschiede?

Covic: Der U 19-Fußball ist schon viel schneller. Außerdem kann man als Trainer taktische Konzepte besser durchsetzen. Es ist die Vorstufe zum Männerfußball. Die Jungs wissen schon, wohin der Weg einmal führen soll. Das ist in der U 15 noch anders. Die individuellen Unterschiede der Spieler sind dort deutlich größer.

DFB.de: Sie durften zwischenzeitlich auch einige Wochen in der Bundesliga als Co-Trainer unter Otto Rehhagel arbeiten. Welche Erinnerungen haben Sie an "König Otto"?

Covic: Otto Rehhagel ist ein Ehrenmann. Er ist sich immer treu geblieben und hatte ein sehr gutes Händchen im Umgang mit den Spielern. Auch in der schweren Zeit bei Hertha hat er sich nicht von seiner Linie abbringen lassen.

DFB.de: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie selbst als Trainer?

Covic: Ich bin derzeit mit meinem Job sehr zufrieden. Ich bin kein Typ, der irgendwelchen Träumen nacheifert. Ich bin erst 37 Jahre alt und mache mich daher nicht verrückt. Ich habe mit der Ausbildung zum Fußball-Lehrer die höchstmögliche Trainerlizenz erworben. Mein Ziel ist es, die jungen Spieler gut auszubilden.

DFB.de: War der Trainerjob schon immer Ihr Ziel für die Karriere nach dem Profifußball?

Covic: Um ganz ehrlich zu sein: Als junger Spieler habe ich mir noch gar keine Gedanken über das Leben nach dem Fußball gemacht. Nach den ersten Verletzungen kam ich doch mal ins Grübeln. Mein Ziel war es, weiter im Fußball tätig zu sein.

DFB.de: Was wollen Sie Ihren Spielern vermitteln?

Covic: Sie sollen möglichst viele Facetten des Fußballs kennenlernen. Ich lasse im Laufe einer Spielzeit mehrere Systeme spielen und gebe auch unterschiedliche taktische Marschrichtungen vor. Wenn die Jungs meine Mannschaft nach einem oder zwei Jahren verlassen, sollen sie sagen können, dass sie variabel einsetzbar sind und immer die richtige Lösung für unterschiedliche Probleme parat haben.

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DFB.de: Was macht die Arbeit mit jungen Erwachsenen aus?

Covic: Ich bin nicht nur Trainer, sondern muss auch Psychologe sein. Die Spieler sind in diesem Alter auf mehreren Ebenen gleichzeitig gefordert. Sie gehen zur Schule und müssen sich auch noch auf den Leistungssport konzentrieren. Da habe ich Verständnis, wenn ein Junge Leistungsschwankungen in schwierigen, anstrengenden Wochen zeigt. Sie sind noch keine perfekten Profis.

DFB.de: Was würden Sie einem Spieler raten, der für den Fußball die Schule abbrechen will?

Covic: Ich würde mich vehement dagegen aussprechen. Das Leben nach dem Fußball ist viel länger als die Karriere. Wer Glück hat, spielt 15 Jahre als Profi. Doch auch danach müssen die Jungs ihre Brötchen verdienen. Ein Bildungsgrundgerüst sollte jeder Spieler haben. Es kann nicht jeder ehemaliger Spieler später im Fußballgeschäft arbeiten.

DFB.de: Sie selbst haben einen Realschulabschluss vorzuweisen, aber keine Ausbildung absolviert. Würden Sie dieses Risiko noch einmal eingehen?

Covic: Nein! Ich hatte Talent, aber auch viel Glück. Es war ein gewisses Risiko dabei.

DFB.de: Sie sind in Berlin geboren, jedoch in Kroatien aufgewachsen.

Covic: Meine Eltern waren Gastronomen und hatten nur wenig Zeit für meine Erziehung. Daher haben sie mich zu meinen Großeltern nach Kroatien geschickt. Dort wuchs ich auf und habe meine ersten fußballerischen Schritte bei Hajduk Split gemacht. Mit 16 Jahren bin ich dann nach Berlin zu meinen Eltern zurückgekehrt.

DFB.de: VfB Stuttgart, Hertha BSC, 1. FC Nürnberg und VfL Bochum waren Ihre Stationen im Profifußball. Wo gefiel es Ihnen am besten?

Ante Covic: Ganz klar in Berlin. Hier hatte ich mit einem Bundesligaaufstieg oder auch den Champions-League-Spielen die schönste Zeit meiner Karriere.