Constantini: "Der zweite Platz wäre in Ordnung"

Deutschland, Österreich, Türkei, Belgien, Aserbaidschan und Kasachstan. Sechs Länder, ein Ziel: das Erreichen der Endrunde bei der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine.

"Diese Qualifikationsgruppe hat es in sich", sagt Österreichs Teamchef Dietmar Constantini nach der Auslosung am Sonntag in Warschau im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen. "Deutschland ist natürlich der große Favorit. Aber Platz zwei können wir erreichen."

Wie das gelingen kann? Mit einer jungen Mannschaft, hofft der 54-Jährige. Zu dieser zählen unter anderem mit Martin Harnik, Christian Fuchs und Sebastian Prödl auch Profis aus der Bundesliga. Und was ist mit dem Mainzer Topscorer Andreas Ivanschitz, der zuletzt nicht berücksichtigt wurde? Auch dazu äußert sich Constantini.

DFB.de: Herr Constantini, welche Chancen hat Österreich in der Qualifikationsgruppe zur EURO 2012?

Dietmar Constantini: Wir hatten etwas Pech mit der Auslosung. Das ist eine starke Gruppe, in der es zwei Favoriten gibt. Da ist einerseits natürlich Deutschland. Aber auch die Türkei steht in der FIFA-Weltrangliste vor uns. Die EM-Qualifikation ist jedoch kein Wunschkonzert. Deshalb müssen wir zusehen, dass wir uns optimal vorbereiten, um dann eine Topleistung abrufen zu können.

DFB.de: Wären Sie schon mit dem zweiten Platz zufrieden, der immerhin ein Play-off-Duell garantieren würde?

Constantini: Es gibt zwei bis drei Mannschaften, die auf den zweiten Platz hinter Deutschland hoffen. Man kann zwar vom Gruppensieg träumen, aber ich will realistisch bleiben. Der zweite Platz wäre in Ordnung.

DFB.de: Was haben Sie gedacht, als Deutschland auf dem Zettel stand? Bereits bei der EURO 2008 gab es dieses Aufeinandertreffen.

Constantini: Für Österreicher ist es immer interessant, gegen Deutschland zu spielen. Das ist das ewige Duell David gegen Goliath. Es wird wieder viele Emotionen geben, darauf freue ich mich. Natürlich wollen wir jeden schlagen. Aber Deutschland? Die sind schon der große Favorit.

DFB.de: Was macht Sie dennoch optimistisch?

Constantini: Das Leben hält immer wieder Überraschungen parat, und im Fußball ist das nicht anders. Slowenien und die Slowakei zum Beispiel haben sich für die WM qualifiziert. Das sind auch kleine Länder. Wir haben uns noch nie sportlich für eine Europameisterschaft qualifiziert. Das wollen wir ändern.

DFB.de: Die WM in diesem Jahr hat Österreich verpasst. Was muss besser werden im Vergleich zur Qualifikation für Südafrika?

Constantini: Wir können auf Spieler aus der eigenen Liga zurückgreifen, gleichzeitig sind wir auch von unseren Nationalspielern in den ausländischen Ligen abhängig. Es ist natürlich ein Problem, wenn die dort zu wenig zum Einsatz kommen. Deshalb müssen wir immer wieder improvisieren. Spielpraxis ist ganz wichtig. Es bringt nichts, wenn jemand zum Beispiel in der englischen Premier League oft auf der Tribüne sitzt wie Stefan Maierhofer in Wolverhampton.

DFB.de: Mit Martin Harnik, Sebastian Prödl oder Christian Fuchs sind einige aktuelle österreichische Nationalspieler in Deutschland aktiv. Haben Sie ein besonderes Augenmerk auf die Bundesliga?

Constantini: Ja, sicher. Die deutsche Bundesliga ist für uns wichtig. Prödl spielt in Bremer leider selten, weil er zwei sehr starke Innenverteidiger vor sich hat. Harnik hat zuletzt einige Tore in der 2. Bundesliga gemacht. Fuchs macht eine sehr gute Figur beim VfL Bochum. Andreas Ibertsberger hat abgesagt, weil er sich auf Hoffenheim konzentrieren möchte.

DFB.de: Was ist mit Andreas Ivanschitz von Mainz 05? Um den Mittelfeldspieler gibt es ständig Diskussionen, weil er trotz guter Leistungen zuletzt nicht nominiert wurde.

Constantini: Dazu möchte ich mich im Moment nicht groß äußern. Wir spielen am 3. März gegen Dänemark. Davor werde ich einen Kader bekannt geben. Dann werden wir weitersehen.

DFB.de: David Alaba aus der zweiten Mannschaft des FC Bayern München gilt als eines der größten Talente des österreichischen Fußballs. Wie sehen Sie die Entwicklung des Linksverteidigers?

Constantini: Ja, den hatten wir auch schon dabei. David ist ein großes Talent, aber das muss er in den nächsten Wochen und Monaten auch immer wieder beweisen.

DFB.de: Sie haben insgesamt einen relativ jungen Kader. Ist das ein Problem oder Ihre große Hoffnung im Hinblick auf 2012?

Constantini: Es gibt einige junge und trotzdem erfolgreiche Mannschaften. Da sieht man, dass das Alter nicht immer entscheidend ist. Ich denke etwa an Felix Magath und den FC Schalke 04. Natürlich schadet es nicht, wenn zwei oder drei Routiniers dabei sind. Aber wir sind auch schon mit einem sehr erfahrenen Kader in eine Qualifikation gegangen und haben es dennoch nicht geschafft. Nun haben wir ein junges Team, mit dem wir uns im vergangenen Jahr in der FIFA-Weltrangliste um über 30 Plätze verbessert haben. Das ist beachtlich.

DFB.de: Es ist bereits Ihr drittes Engagement beim Österreichischen Fußball-Bund, jetzt erstmals als hauptverantwortlicher Teamchef. Geht damit ein Traum in Erfüllung?

Constantini: Ja, schon. Das ist ein sehr verantwortungsvoller Job, weil es überregionales Interesse findet. Das ist bei uns nicht anders als in Deutschland. Wenn man Nationaltrainer ist, dann ist es auch ein nationales Anliegen, dass man erfolgreich ist. Da gibt es oft Drucksituationen, aber ich bin überzeugt, dass meine Spieler dem standhalten können.

DFB.de: In den vergangenen Jahren gab es von Krankl bis Hickersberger viele verschiedene Teamchefs. Wollen Sie jetzt für Kontinuität sorgen?

Constantini: Kontinuität ist nur bei entsprechendem Erfolg möglich, das ist im Fußball heutzutage so. Das Geschäft ist sehr kurzlebig geworden, das war früher etwas anders.

DFB.de: Zu Beginn Ihrer Trainerkarriere haben Sie sehr eng mit Ernst Happel zusammengearbeitet. Wie prägend war diese Erfahrung für Sie?

Constantini: Man kann sich von allen Trainern etwas abschauen. Aber Ernst Happel war natürlich schon ein sensationeller Trainer, das hat er auch in Deutschland bewiesen. Er ist überall seinen Weg gegangen. Wer bei dieser Zusammenarbeit für sich persönlich nichts mitnimmt, ist selbst schuld. Er hatte Charisma und einer sehr direkte Art. Das ist ganz wichtig, denn als Trainer muss man Selbstvertrauen an die Spieler weitergeben.

DFB.de: Nach einem kurzen Gastspiel 1997 beim damaligen Zweitligisten FSV Mainz 05 waren Sie ausschließlich in Österreich tätig. Reizt Sie das Ausland nicht?

Constantini: Doch. Ich kann mir gut vorstellen, irgendwann noch mal ins Ausland zu wechseln. Aber nach meiner Zeit in Mainz hatte ich zunächst eine Fußballschule entwickelt. Außerdem wollte ich meine beiden Kinder aufwachsen sehen. Dadurch war ich die meiste Zeit in Österreich tätig. Aber im Moment ist das Ausland für mich nicht interessant. Zunächst gilt meine volle Konzentration der Qualifikation für die EM 2012.

Zur Person: Dietmar Constantini

Constantini ist seit dem 4. März 2009 österreichischer Nationaltrainer. Zuvor war der 54-Jährige bereits zweimal interimistischer ÖFB-Teamchef. Constantini begann seine Trainerkarriere 1989 als Assistent bei Rapid Wien. In den folgenden Jahren betreute er einige Klubs der österreichischen Bundesliga. Seine einzige Auslandsstation war ein achtmonatiges Engagement beim damaligen Zweitligisten FSV Mainz 05.

Seine größten Erfolge als Spieler feierte Constantini beim FC Wacker Innsbruck, mit dem er zweimal Meister (1975 und 1977) wurde sowie einmal den Pokal (1975) gewann. Der Defensivspieler absolvierte insgesamt 198 Bundesliga-Begegnungen in Österreich (5 Tore), sieben U 18- und sechs Amateurländerspiele.

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Deutschland, Österreich, Türkei, Belgien, Aserbaidschan und Kasachstan. Sechs Länder, ein Ziel: das Erreichen der Endrunde bei der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine.

"Diese Qualifikationsgruppe hat es in sich", sagt Österreichs Teamchef Dietmar Constantini nach der Auslosung am Sonntag in Warschau im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen. "Deutschland ist natürlich der große Favorit. Aber Platz zwei können wir erreichen."

Wie das gelingen kann? Mit einer jungen Mannschaft, hofft der 54-Jährige. Zu dieser zählen unter anderem mit Martin Harnik, Christian Fuchs und Sebastian Prödl auch Profis aus der Bundesliga. Und was ist mit dem Mainzer Topscorer Andreas Ivanschitz, der zuletzt nicht berücksichtigt wurde? Auch dazu äußert sich Constantini.

DFB.de: Herr Constantini, welche Chancen hat Österreich in der Qualifikationsgruppe zur EURO 2012?

Dietmar Constantini: Wir hatten etwas Pech mit der Auslosung. Das ist eine starke Gruppe, in der es zwei Favoriten gibt. Da ist einerseits natürlich Deutschland. Aber auch die Türkei steht in der FIFA-Weltrangliste vor uns. Die EM-Qualifikation ist jedoch kein Wunschkonzert. Deshalb müssen wir zusehen, dass wir uns optimal vorbereiten, um dann eine Topleistung abrufen zu können.

DFB.de: Wären Sie schon mit dem zweiten Platz zufrieden, der immerhin ein Play-off-Duell garantieren würde?

Constantini: Es gibt zwei bis drei Mannschaften, die auf den zweiten Platz hinter Deutschland hoffen. Man kann zwar vom Gruppensieg träumen, aber ich will realistisch bleiben. Der zweite Platz wäre in Ordnung.

DFB.de: Was haben Sie gedacht, als Deutschland auf dem Zettel stand? Bereits bei der EURO 2008 gab es dieses Aufeinandertreffen.

Constantini: Für Österreicher ist es immer interessant, gegen Deutschland zu spielen. Das ist das ewige Duell David gegen Goliath. Es wird wieder viele Emotionen geben, darauf freue ich mich. Natürlich wollen wir jeden schlagen. Aber Deutschland? Die sind schon der große Favorit.

DFB.de: Was macht Sie dennoch optimistisch?

Constantini: Das Leben hält immer wieder Überraschungen parat, und im Fußball ist das nicht anders. Slowenien und die Slowakei zum Beispiel haben sich für die WM qualifiziert. Das sind auch kleine Länder. Wir haben uns noch nie sportlich für eine Europameisterschaft qualifiziert. Das wollen wir ändern.

DFB.de: Die WM in diesem Jahr hat Österreich verpasst. Was muss besser werden im Vergleich zur Qualifikation für Südafrika?

Constantini: Wir können auf Spieler aus der eigenen Liga zurückgreifen, gleichzeitig sind wir auch von unseren Nationalspielern in den ausländischen Ligen abhängig. Es ist natürlich ein Problem, wenn die dort zu wenig zum Einsatz kommen. Deshalb müssen wir immer wieder improvisieren. Spielpraxis ist ganz wichtig. Es bringt nichts, wenn jemand zum Beispiel in der englischen Premier League oft auf der Tribüne sitzt wie Stefan Maierhofer in Wolverhampton.

DFB.de: Mit Martin Harnik, Sebastian Prödl oder Christian Fuchs sind einige aktuelle österreichische Nationalspieler in Deutschland aktiv. Haben Sie ein besonderes Augenmerk auf die Bundesliga?

Constantini: Ja, sicher. Die deutsche Bundesliga ist für uns wichtig. Prödl spielt in Bremer leider selten, weil er zwei sehr starke Innenverteidiger vor sich hat. Harnik hat zuletzt einige Tore in der 2. Bundesliga gemacht. Fuchs macht eine sehr gute Figur beim VfL Bochum. Andreas Ibertsberger hat abgesagt, weil er sich auf Hoffenheim konzentrieren möchte.

DFB.de: Was ist mit Andreas Ivanschitz von Mainz 05? Um den Mittelfeldspieler gibt es ständig Diskussionen, weil er trotz guter Leistungen zuletzt nicht nominiert wurde.

Constantini: Dazu möchte ich mich im Moment nicht groß äußern. Wir spielen am 3. März gegen Dänemark. Davor werde ich einen Kader bekannt geben. Dann werden wir weitersehen.

DFB.de: David Alaba aus der zweiten Mannschaft des FC Bayern München gilt als eines der größten Talente des österreichischen Fußballs. Wie sehen Sie die Entwicklung des Linksverteidigers?

Constantini: Ja, den hatten wir auch schon dabei. David ist ein großes Talent, aber das muss er in den nächsten Wochen und Monaten auch immer wieder beweisen.

DFB.de: Sie haben insgesamt einen relativ jungen Kader. Ist das ein Problem oder Ihre große Hoffnung im Hinblick auf 2012?

Constantini: Es gibt einige junge und trotzdem erfolgreiche Mannschaften. Da sieht man, dass das Alter nicht immer entscheidend ist. Ich denke etwa an Felix Magath und den FC Schalke 04. Natürlich schadet es nicht, wenn zwei oder drei Routiniers dabei sind. Aber wir sind auch schon mit einem sehr erfahrenen Kader in eine Qualifikation gegangen und haben es dennoch nicht geschafft. Nun haben wir ein junges Team, mit dem wir uns im vergangenen Jahr in der FIFA-Weltrangliste um über 30 Plätze verbessert haben. Das ist beachtlich.

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DFB.de: Es ist bereits Ihr drittes Engagement beim Österreichischen Fußball-Bund, jetzt erstmals als hauptverantwortlicher Teamchef. Geht damit ein Traum in Erfüllung?

Constantini: Ja, schon. Das ist ein sehr verantwortungsvoller Job, weil es überregionales Interesse findet. Das ist bei uns nicht anders als in Deutschland. Wenn man Nationaltrainer ist, dann ist es auch ein nationales Anliegen, dass man erfolgreich ist. Da gibt es oft Drucksituationen, aber ich bin überzeugt, dass meine Spieler dem standhalten können.

DFB.de: In den vergangenen Jahren gab es von Krankl bis Hickersberger viele verschiedene Teamchefs. Wollen Sie jetzt für Kontinuität sorgen?

Constantini: Kontinuität ist nur bei entsprechendem Erfolg möglich, das ist im Fußball heutzutage so. Das Geschäft ist sehr kurzlebig geworden, das war früher etwas anders.

DFB.de: Zu Beginn Ihrer Trainerkarriere haben Sie sehr eng mit Ernst Happel zusammengearbeitet. Wie prägend war diese Erfahrung für Sie?

Constantini: Man kann sich von allen Trainern etwas abschauen. Aber Ernst Happel war natürlich schon ein sensationeller Trainer, das hat er auch in Deutschland bewiesen. Er ist überall seinen Weg gegangen. Wer bei dieser Zusammenarbeit für sich persönlich nichts mitnimmt, ist selbst schuld. Er hatte Charisma und einer sehr direkte Art. Das ist ganz wichtig, denn als Trainer muss man Selbstvertrauen an die Spieler weitergeben.

DFB.de: Nach einem kurzen Gastspiel 1997 beim damaligen Zweitligisten FSV Mainz 05 waren Sie ausschließlich in Österreich tätig. Reizt Sie das Ausland nicht?

Constantini: Doch. Ich kann mir gut vorstellen, irgendwann noch mal ins Ausland zu wechseln. Aber nach meiner Zeit in Mainz hatte ich zunächst eine Fußballschule entwickelt. Außerdem wollte ich meine beiden Kinder aufwachsen sehen. Dadurch war ich die meiste Zeit in Österreich tätig. Aber im Moment ist das Ausland für mich nicht interessant. Zunächst gilt meine volle Konzentration der Qualifikation für die EM 2012.

Zur Person: Dietmar Constantini

Constantini ist seit dem 4. März 2009 österreichischer Nationaltrainer. Zuvor war der 54-Jährige bereits zweimal interimistischer ÖFB-Teamchef. Constantini begann seine Trainerkarriere 1989 als Assistent bei Rapid Wien. In den folgenden Jahren betreute er einige Klubs der österreichischen Bundesliga. Seine einzige Auslandsstation war ein achtmonatiges Engagement beim damaligen Zweitligisten FSV Mainz 05.

Seine größten Erfolge als Spieler feierte Constantini beim FC Wacker Innsbruck, mit dem er zweimal Meister (1975 und 1977) wurde sowie einmal den Pokal (1975) gewann. Der Defensivspieler absolvierte insgesamt 198 Bundesliga-Begegnungen in Österreich (5 Tore), sieben U 18- und sechs Amateurländerspiele.