Club der Nationalspieler in Köln: "Als Icke mich gerettet hat"

Mehr als drei Dutzend ehemalige Internationale, darunter nicht nur viele alte Helden, sondern auch etliche jüngere Club der Nationalspieler-Mitglieder wie Nicolai Müller, Lukas Sinkiewicz oder Jonas Hector, waren zum regionalen Treffen des Clubs der Nationalspieler in Köln gekommen. Am Rande des Länderspiels gegen Frankreich (2:2) adelten sie Köln und sein Stadion zur idealen Spielstätte für die Nationalmannschaft. Wolfgang Tobien berichtet für DFB.de.

Länderspiele in Köln – sie waren und sind immer wieder vor allem auch Anlass zu großer Freude. "Köln ist ein gutes und trittsicheres Pflaster für die Nationalmannschaft." Wolfgang Weber, der im Verlauf seiner 53 Länderspiele zwischen 1964 und 1974 Vizeweltmeister 1966 in England geworden ist, muss es wissen. Seit jener Zeit hat er nahezu alle Länderspiele im Stadtteil Müngersdorf miterlebt. Etliche Male als Aktiver auf dem Spielfeld: 1966 zum Beispiel gegen Norwegen beim 3:0. Oder vier Jahre später beim 1:1 gegen die Türkei, "wobei ich heute noch den Eindruck habe, dass dies angesichts der massenhaften gegnerischen Fans in Rot ein Heimspiel für die Türken war".

Grindel fühlt sich beim CdN ausgesprochen wohl

80 Jahre hatte die deutsche Erfolgsbilanz am Rhein ohne Niederlage Bestand - seit dem 1:2 gegen Spanien 1935. Diesmal aber schien dieser Nimbus ins Wanken zu geraten. Nach dem 1:2 2015 gegen die USA drohte nun gegen Frankreich die zweite Niederlage in Folge. Bis weit in die Nachspielzeit lag Joachim Löws Team mit 1:2 zurück. Dann aber kam Lars Stindl, erzielte Sekunden vor dem Abpfiff den Ausgleich zum 2:2-Endstand und rückte die positive Kölner Bilanz wieder zurecht: 26 Spiele, 18 Siege, sechs Unentschieden und nur zwei Niederlagen. Vor allem aber: Die aktuelle Erfolgsstrecke des Weltmeisters hat weiterhin Bestand: 21 Spiele ohne Niederlage in Folge, das Jahr 2017 mit der Rückkehr auf Platz eins der Weltrangliste unbesiegt beendet. Spät, aber, mon dieu, nicht zu spät war gegen Frankreich alles wieder einigermaßen gut. Ganz besonders bei den drei Dutzend CdN-Mitgliedern, die sich zum Regionalen Treffen des Clubs der Nationalspieler eingefunden hatten.

Sichtlich erleichtert konnten sie am Ende in bester Stimmung zusammen mit DFB-Präsident Reinhard Grindel, der sich in diesem Kreis der ehemaligen Helden einmal mehr ausgesprochen wohl gefühlt hatte, auf ihre Erfahrungen in Köln während der vergangenen Jahrzehnte zurückblicken. Klaus Fischer allen voran. Am 27. April 1977 bestritt er gegen Nordirland sein erstes Länderspiel und erzielte zum Einstand gleich zwei Tore zum 5:0-Sieg. "Köln war für mich auf Anhieb ein tolles Sprungbrett in meine internationale Karriere", erinnert sich der damalige Schalker und spätere Kölner Mittelstürmer, dem zwei Jahre später wiederum im Müngersdorfer Stadion ein weiterer Doppelschlag gelang. Beim 5:1 über Wales.

Die Reminiszenz auf jenes EM-Qualifikationsspiel gestaltet sich für Herbert Zimmermann dagegen eher kurios. In "seinem" Stadion war er für den Kölner Vereinskollegen Bernd Schuster eingewechselt worden. "Doch gleich bei meinem ersten Ballkontakt unterlief mir ein fehlerhafter Rückpass, den die Waliser prompt zum Gegentor nutzten." "Zimbo", wie sie ihn am Rhein auch heute noch nennen, war freilich mit einem Bonus in diese Partie gegangen. Beim Hinspiel in Wales hatte er beim 2:0 mit einem Kopfballtor für die Entscheidung gesorgt.

Große Emotionen gegen Brasilien und Wales

Daneben waren es aber vor allem zwei andere Länderspiele in Köln, die bei den damaligen Direktbeteiligten auch heute noch mit großen Emotionen einhergehen. Zum einen die Begegnung mit Brasilien am 17. November 1993, dem 600. Länderspiel der DFB-Geschichte. Speziell für Andy Möller, in dessen persönlicher Einschätzung "dies das beste meiner 85 Länderspiele war. Alles hat bei mir wunderbar geklappt. Und das Tor zum 2:1-Sieg ist mir auch gelungen. Schließlich wollte ich ja meinen Beitrag leisten, damit Lothar Matthäus, der mit seinem 104. Länderspiel Franz Beckenbauer als Rekordnationalspieler ablöste, stolz und zufrieden sein konnte". Vier Jahre später avancierte Möller in Köln abermals zum Matchwinner mit seinem Siegtreffer zum 1:0 gegen Nigeria.

Alle diese Szenen verblassen aber im Rückblick auf das denkwürdigste Ereignis in der Kölner Länderspielhistorie. Am 15. November 1989 gewann die Auswahl von Teamchef Franz Beckenbauer 2:1 gegen Wales an einem Abend, "an dem ich, wie niemals zuvor, erst nach dem Abpfiff einen richtigen Schock erlebte. Als mir da erst bewusst wurde, was alles hätte passieren können, wenn Mark Hughes kurz vor dem Abpfiff freistehend der Ausgleichstreffer mit dem Kopf gelungen wäre", sagt Pierre Littbarski. Der damalige Kölner ergänzt: "Als Kapitän stand ich ganz besonders in der Verantwortung, doch zunächst ging alles schief. Lothar Matthäus und Jürgen Kohler fielen verletzt aus, dann traf ich mit einem Elfmeter nur den Innenpfosten und Wales ging danach auch noch in Führung. Dann aber war es mit Icke Häßler ein Kölner, der mich nach Rudi Völlers Ausgleichstor an jenem Abend mit seinem Siegtreffer gerettet hat".

"Köln", sagt Uwe Bein, "war damals der Türöffner zu unserem WM-Titel ein paar Monate später." Und für seinen damaliger Frankfurter Kollegen Andy Möller steht fest: "Ohne Ickes Tor wären wir nie Weltmeister geworden." Weshalb Wolfgang Weber sich am Ende des CdN-Treffens noch einmal bestätigt fühlte: "Ich sagte doch, Köln ist ein gutes Pflaster für die Nationalmannschaft."

[wt]

Mehr als drei Dutzend ehemalige Internationale, darunter nicht nur viele alte Helden, sondern auch etliche jüngere Club der Nationalspieler-Mitglieder wie Nicolai Müller, Lukas Sinkiewicz oder Jonas Hector, waren zum regionalen Treffen des Clubs der Nationalspieler in Köln gekommen. Am Rande des Länderspiels gegen Frankreich (2:2) adelten sie Köln und sein Stadion zur idealen Spielstätte für die Nationalmannschaft. Wolfgang Tobien berichtet für DFB.de.

Länderspiele in Köln – sie waren und sind immer wieder vor allem auch Anlass zu großer Freude. "Köln ist ein gutes und trittsicheres Pflaster für die Nationalmannschaft." Wolfgang Weber, der im Verlauf seiner 53 Länderspiele zwischen 1964 und 1974 Vizeweltmeister 1966 in England geworden ist, muss es wissen. Seit jener Zeit hat er nahezu alle Länderspiele im Stadtteil Müngersdorf miterlebt. Etliche Male als Aktiver auf dem Spielfeld: 1966 zum Beispiel gegen Norwegen beim 3:0. Oder vier Jahre später beim 1:1 gegen die Türkei, "wobei ich heute noch den Eindruck habe, dass dies angesichts der massenhaften gegnerischen Fans in Rot ein Heimspiel für die Türken war".

Grindel fühlt sich beim CdN ausgesprochen wohl

80 Jahre hatte die deutsche Erfolgsbilanz am Rhein ohne Niederlage Bestand - seit dem 1:2 gegen Spanien 1935. Diesmal aber schien dieser Nimbus ins Wanken zu geraten. Nach dem 1:2 2015 gegen die USA drohte nun gegen Frankreich die zweite Niederlage in Folge. Bis weit in die Nachspielzeit lag Joachim Löws Team mit 1:2 zurück. Dann aber kam Lars Stindl, erzielte Sekunden vor dem Abpfiff den Ausgleich zum 2:2-Endstand und rückte die positive Kölner Bilanz wieder zurecht: 26 Spiele, 18 Siege, sechs Unentschieden und nur zwei Niederlagen. Vor allem aber: Die aktuelle Erfolgsstrecke des Weltmeisters hat weiterhin Bestand: 21 Spiele ohne Niederlage in Folge, das Jahr 2017 mit der Rückkehr auf Platz eins der Weltrangliste unbesiegt beendet. Spät, aber, mon dieu, nicht zu spät war gegen Frankreich alles wieder einigermaßen gut. Ganz besonders bei den drei Dutzend CdN-Mitgliedern, die sich zum Regionalen Treffen des Clubs der Nationalspieler eingefunden hatten.

Sichtlich erleichtert konnten sie am Ende in bester Stimmung zusammen mit DFB-Präsident Reinhard Grindel, der sich in diesem Kreis der ehemaligen Helden einmal mehr ausgesprochen wohl gefühlt hatte, auf ihre Erfahrungen in Köln während der vergangenen Jahrzehnte zurückblicken. Klaus Fischer allen voran. Am 27. April 1977 bestritt er gegen Nordirland sein erstes Länderspiel und erzielte zum Einstand gleich zwei Tore zum 5:0-Sieg. "Köln war für mich auf Anhieb ein tolles Sprungbrett in meine internationale Karriere", erinnert sich der damalige Schalker und spätere Kölner Mittelstürmer, dem zwei Jahre später wiederum im Müngersdorfer Stadion ein weiterer Doppelschlag gelang. Beim 5:1 über Wales.

Die Reminiszenz auf jenes EM-Qualifikationsspiel gestaltet sich für Herbert Zimmermann dagegen eher kurios. In "seinem" Stadion war er für den Kölner Vereinskollegen Bernd Schuster eingewechselt worden. "Doch gleich bei meinem ersten Ballkontakt unterlief mir ein fehlerhafter Rückpass, den die Waliser prompt zum Gegentor nutzten." "Zimbo", wie sie ihn am Rhein auch heute noch nennen, war freilich mit einem Bonus in diese Partie gegangen. Beim Hinspiel in Wales hatte er beim 2:0 mit einem Kopfballtor für die Entscheidung gesorgt.

Große Emotionen gegen Brasilien und Wales

Daneben waren es aber vor allem zwei andere Länderspiele in Köln, die bei den damaligen Direktbeteiligten auch heute noch mit großen Emotionen einhergehen. Zum einen die Begegnung mit Brasilien am 17. November 1993, dem 600. Länderspiel der DFB-Geschichte. Speziell für Andy Möller, in dessen persönlicher Einschätzung "dies das beste meiner 85 Länderspiele war. Alles hat bei mir wunderbar geklappt. Und das Tor zum 2:1-Sieg ist mir auch gelungen. Schließlich wollte ich ja meinen Beitrag leisten, damit Lothar Matthäus, der mit seinem 104. Länderspiel Franz Beckenbauer als Rekordnationalspieler ablöste, stolz und zufrieden sein konnte". Vier Jahre später avancierte Möller in Köln abermals zum Matchwinner mit seinem Siegtreffer zum 1:0 gegen Nigeria.

Alle diese Szenen verblassen aber im Rückblick auf das denkwürdigste Ereignis in der Kölner Länderspielhistorie. Am 15. November 1989 gewann die Auswahl von Teamchef Franz Beckenbauer 2:1 gegen Wales an einem Abend, "an dem ich, wie niemals zuvor, erst nach dem Abpfiff einen richtigen Schock erlebte. Als mir da erst bewusst wurde, was alles hätte passieren können, wenn Mark Hughes kurz vor dem Abpfiff freistehend der Ausgleichstreffer mit dem Kopf gelungen wäre", sagt Pierre Littbarski. Der damalige Kölner ergänzt: "Als Kapitän stand ich ganz besonders in der Verantwortung, doch zunächst ging alles schief. Lothar Matthäus und Jürgen Kohler fielen verletzt aus, dann traf ich mit einem Elfmeter nur den Innenpfosten und Wales ging danach auch noch in Führung. Dann aber war es mit Icke Häßler ein Kölner, der mich nach Rudi Völlers Ausgleichstor an jenem Abend mit seinem Siegtreffer gerettet hat".

"Köln", sagt Uwe Bein, "war damals der Türöffner zu unserem WM-Titel ein paar Monate später." Und für seinen damaliger Frankfurter Kollegen Andy Möller steht fest: "Ohne Ickes Tor wären wir nie Weltmeister geworden." Weshalb Wolfgang Weber sich am Ende des CdN-Treffens noch einmal bestätigt fühlte: "Ich sagte doch, Köln ist ein gutes Pflaster für die Nationalmannschaft."

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