Club der Nationalspieler auf Schalke

Parallelen zu den 80er-Jahren

Von einer verblüffenden Parallelität zu den Geschehnissen Mitte der 80er-Jahre war dabei im Kreis der der CdN-Mitglieder die Rede, der Flachs dem analytischem Ernst gewichen. Damals war die Mannschaft von Bundestrainer Jupp Derwall als EM-Titelverteidiger bei der EURO ´84 schon in der Vorrunde kläglich gescheitert. Und wie jetzt Jogi Löw während der ersten fünf, sechs Spiele nach dem frühen Aus in Russland, setzte damals Franz Beckenbauer als Derwalls Nachfolger in den ersten vier, fünf Partien seiner Amtszeit einen ähnlichen Verjüngungsprozess in Gang.

Ralf Falkenmayer (21 Jahre), Michael Frontzeck (20), Christian Schreier (24), Uwe Rahn (20), Olaf Thon mit 18 Jahren und sieben Monaten damals zweitjüngster Debütant der deutschen Länderspiel-Geschichte, Thomas Kroth (25) und Thomas Berthold, gerade erst 20 geworden, erhielten in dieser Reihenfolge vom "Kaiser" ihre erste Chance. "Klar, einige konnten sich nicht durchsetzen und blieben auf der Strecke. Doch immerhin fünf haben den Sprung in den WM-Kader für Mexiko geschafft. Thon und Berthold sowie Dietmar Jakobs, der sich als 31-jähriger Oldie den Zugang zu Franz verschaffte, sind zudem Stammspieler geworden", erinnert sich Mill.

Herget: "Können mit Zuversicht in die Zukunft sehen"

Für den aktuellen Neubeginn leitet Matthias Herget aus der damaligen Erfahrung ab: "Sollten Jogi Löws endlich erfolgter Jugendstil und Neubeginn beim nächsten Turnier mit einer ähnlichen und möglicherweise noch besseren Erfolgsquote einhergehen, können wir mit einiger Zuversicht in die Zukunft sehen."

Eine Zukunft, die vor allem personal- und positionsbezogen einige Duplikate bereithält. "Sicherlich sind Thomas Berthold, der mich damals bei seinem Einstieg mit seiner Frechheit, Kaltschnäuzigkeit und Schnelligkeit am meisten überrascht hat, und Thilo Kehrer sehr unterschiedliche Spielertypen und Persönlichkeiten. Doch ihre Effizienz auf der rechten Außenbahn ist heute schon miteinander vergleichbar. Dasselbe gilt meiner Meinung nach auch für Olaf Thon und den 19-jährigen Kai Havertz als Supertechniker und Spielgestalter", sagt Herget.

Youngster machen Hoffnung für den Neuanfang

Drei Siege in Pflichtspielen der WM-Qualifikation und zwei Niederlagen in Freundschaftsspielen waren 1984/85 die Ausbeute beim damaligen Wiederbeginn. Je zwei Niederlagen und Unentschieden sowie zwei Siege in Freundschaftsspielen sind eine sicherlich schwächere Bilanz beim diesmaligen Neuanfang.

Doch es sind vor allem die höchst positiven personellen Begleiterscheinungen bei den bisher so gehaltvollen Auftritten der Neulinge und Youngsters, die den durch den überflüssigen und unverdienten Punkteverlust in der Schlussphase gegen die Niederlande entstandenen erneuten Novemberblues auf Schalke "recht schnell mit einer neuen Morgenröte vergessen lassen", so Held.

Frank Mill freilich, das große Schlitzohr, konnte sich beim herzlichen Abschied von den S04-Platzhirschen mit einem Schmunzeln die Bemerkung nicht verkneifen: ""Vielleicht kommt der DFB mit dem nächsten Heimspiel gegen Holland ja wirklich mal wieder zu uns nach Dortmund."

[wt]


Das letzte Länderspiel des Jahres gegen die Niederlande, es sollte auch ein unbeschwerter Jahresausklang beim Regionalen Treffen des Clubs der Nationalspieler (CdN) sein. In freudiger Erwartung waren die Alt-Internationalen aus Gelsenkirchen und der weiteren Umgebung nach der so vielversprechenden Begegnung vier Tage zuvor mit dem 3:0-Sieg über Russland angereist. Beste Laune herrschte denn auch zunächst in der Veltins-Arena angesichts des souverän herausgespielten 2:0-Vorsprungs. Doch am Ende trübte das 2:2 die Stimmung deutlich. Deutschland gegen Holland oder: Abermals Novemberblues auf Schalke. Diesmal jedoch verbunden mit der Morgenröte für neue Lust auf Zukunft, wie DFB-Mitarbeiter Wolfgang Tobien im exklusiven CdN-Bereich der Haupttribüne feststellen konnte.

Die Atmosphäre war, wie immer bei den CdN-Meetings, locker und entspannt. Ein Hoch gab es auf die Geburtstagskinder des Tages Horst R. Schmidt (77), den einstigen DFB-Generalsekretär und Schatzmeister, sowie auf Klaus Fichtel (74), das langjährige Abwehrsymbol der Schalker.

Held: "Tolle Gelegenheit zum Gedankenaustausch"

Siggi Held, Europameister 1972 und Vize-Weltmeister 1966, plauderte mit den DDR-Olympiasiegern von 1976, Jürgen Croy und Konrad Weise, über seine Erfahrungen als Bundesliga-Trainer von Dynamo Dresden gleich nach der Wende. Und Kölns Vizepräsident Toni Schumacher, Europameister 1980 und Vize-Weltmeister 1982 und 1986, fasste den Mehrwert solchspezieller Treffen so zusammen: "Nirgendwo sonst ergibt sich eine so tolle Gelegenheit zum Gedankenaustausch mit ehemaligen Kollegen. Dieser CdN ist eine fantastische Geschichte, eine preiswürdige Idee." Gerd Zewe, ein Düsseldorfer Bundesliga-Idol vergangener Zeiten ergänzte: "Das war diesmal eine ganz besondere Veranstaltung."

Der Flachs blühte an allen Tischen. Wie so oft, wenn die ewigen Rivalen des Rasens aus Schalke und Dortmund zusammenkommen. "Was suchst du denn hier in unseren heiligen Hallen", frozzelte Helmut Kremers, Weltmeister 1974, den noch immer ungemein klar denkenden und sich ausdrückenden Torhüter des Vize-Weltmeisters 1966, Hans Tilkowski. Der "Til", mit Siggi Held und Frank Mill an der Spitze der Dortmunder Streitmacht, blieb die Antwort nicht schuldig: "Du und dein Bruder Erwin, ihr seid als eigentliche Gladbacher doch gar keine richtigen 'Blauen'".

Spöttelnder Scherz zwischen BVB und S04 war zudem angesagt, als Mill auf die bisherigen vom Ergebnis höchst unterschiedlichen holländischen Auftritte in Gelsenkirchen und in Dortmund hinwies.

Mill erinnert an erfolgreiche Auftritte in Dortmund

Lag es am Datum? Lag es am Spielort? Lag es am Gegner oder an der Summe all dieser Faktoren? Zweimal trat die deutsche Nationalmannschaft bisher gegen die Niederlande in Gelsenkirchen an. Die Begegnungen am 18. November 1988 (0:0) und 20. November 2002 (1:3) endeten ohne die erhofften Heimsiege. Und verursachten damals schon Novemberblues auf Schalke. "Bei uns in Dortmund konnten wir dagegen die Holländer aufs Kreuz legen. Unser Stadion ist das bessere Pflaster. Vielleicht weil sich unsere Nationalmannschaft in Dortmund einfach wohler fühlt", ätzte Mill vor dem Anpfiff mit einem Augenzwinkern in Richtung der Schalker um Olaf Thon, Klaus Fischer, Willi Schulz, Klaus Fichtel, die Kremers-Zwillinge und andere.

Mill war persönlich am Ball gewesen damals, als das deutsche WM-Aufgebot drei Wochen vor Beginn der Endrunde 1986 im letzten Härtetest "die mit allen Assen wie Danny Blind, Ruud Gullit, Ronald Koeman oder Jan Wouters angetretenen" Niederländer von Startrainer Rinus Michels in Dortmund mit 3:1 besiegte.

Noch zur Halbzeit war jetzt am 19. November 2018 im Kreis der Altstars, zu denen sich inzwischen auch DFB-Präsident Reinhard Grindel gesellt hatte, jeder überzeugt, dass sich diesmal das Blatt zu Gunsten Gelsenkirchens wenden würde. "Wir alle glaubten zu diesem Zeitpunkt an ein versöhnliches Ende dieses verkorksten WM-Jahres 2018", sagte Matthias Herget, in seinen 39 Länderspielen vor allem der Libero der 80er-Jahre.

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Parallelen zu den 80er-Jahren

Von einer verblüffenden Parallelität zu den Geschehnissen Mitte der 80er-Jahre war dabei im Kreis der der CdN-Mitglieder die Rede, der Flachs dem analytischem Ernst gewichen. Damals war die Mannschaft von Bundestrainer Jupp Derwall als EM-Titelverteidiger bei der EURO ´84 schon in der Vorrunde kläglich gescheitert. Und wie jetzt Jogi Löw während der ersten fünf, sechs Spiele nach dem frühen Aus in Russland, setzte damals Franz Beckenbauer als Derwalls Nachfolger in den ersten vier, fünf Partien seiner Amtszeit einen ähnlichen Verjüngungsprozess in Gang.

Ralf Falkenmayer (21 Jahre), Michael Frontzeck (20), Christian Schreier (24), Uwe Rahn (20), Olaf Thon mit 18 Jahren und sieben Monaten damals zweitjüngster Debütant der deutschen Länderspiel-Geschichte, Thomas Kroth (25) und Thomas Berthold, gerade erst 20 geworden, erhielten in dieser Reihenfolge vom "Kaiser" ihre erste Chance. "Klar, einige konnten sich nicht durchsetzen und blieben auf der Strecke. Doch immerhin fünf haben den Sprung in den WM-Kader für Mexiko geschafft. Thon und Berthold sowie Dietmar Jakobs, der sich als 31-jähriger Oldie den Zugang zu Franz verschaffte, sind zudem Stammspieler geworden", erinnert sich Mill.

Herget: "Können mit Zuversicht in die Zukunft sehen"

Für den aktuellen Neubeginn leitet Matthias Herget aus der damaligen Erfahrung ab: "Sollten Jogi Löws endlich erfolgter Jugendstil und Neubeginn beim nächsten Turnier mit einer ähnlichen und möglicherweise noch besseren Erfolgsquote einhergehen, können wir mit einiger Zuversicht in die Zukunft sehen."

Eine Zukunft, die vor allem personal- und positionsbezogen einige Duplikate bereithält. "Sicherlich sind Thomas Berthold, der mich damals bei seinem Einstieg mit seiner Frechheit, Kaltschnäuzigkeit und Schnelligkeit am meisten überrascht hat, und Thilo Kehrer sehr unterschiedliche Spielertypen und Persönlichkeiten. Doch ihre Effizienz auf der rechten Außenbahn ist heute schon miteinander vergleichbar. Dasselbe gilt meiner Meinung nach auch für Olaf Thon und den 19-jährigen Kai Havertz als Supertechniker und Spielgestalter", sagt Herget.

Youngster machen Hoffnung für den Neuanfang

Drei Siege in Pflichtspielen der WM-Qualifikation und zwei Niederlagen in Freundschaftsspielen waren 1984/85 die Ausbeute beim damaligen Wiederbeginn. Je zwei Niederlagen und Unentschieden sowie zwei Siege in Freundschaftsspielen sind eine sicherlich schwächere Bilanz beim diesmaligen Neuanfang.

Doch es sind vor allem die höchst positiven personellen Begleiterscheinungen bei den bisher so gehaltvollen Auftritten der Neulinge und Youngsters, die den durch den überflüssigen und unverdienten Punkteverlust in der Schlussphase gegen die Niederlande entstandenen erneuten Novemberblues auf Schalke "recht schnell mit einer neuen Morgenröte vergessen lassen", so Held.

Frank Mill freilich, das große Schlitzohr, konnte sich beim herzlichen Abschied von den S04-Platzhirschen mit einem Schmunzeln die Bemerkung nicht verkneifen: ""Vielleicht kommt der DFB mit dem nächsten Heimspiel gegen Holland ja wirklich mal wieder zu uns nach Dortmund."

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