Christian Schreier: "BVB und Bayern eine Klasse für sich"

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders an der Basis.

Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: Christian Schreier, der in der Saison 1987/1988 als "Mister UEFA-Pokal" galt.

Der 18. Mai 1988 war für den deutschen Fußball ein außergewöhnlicher Tag. Vor 25 Jahren hat Bayer Leverkusen den UEFA-Pokal gewonnen. In zwei dramatischen Endspielen mit einem Elfmeterschießen am Ende setzte sich die Mannschaft des damaligen Trainers Erich Ribbeck gegen Espanyol Barcelona durch.

Mittendrin: Christian Schreier. Der Mittelfeldspieler galt in jener Saison als "Mister UEFA-Pokal", weil er während des Wettbewerbs einige wichtige Treffer erzielte. "Es war damals ein toller Erfolg für jeden einzelnen von uns, aber natürlich auch für den Verein", sagt der 54-Jährige rückblickend im DFB.de-Interview mit Sven Winterschladen.

Schreier hatte 1988 doppelten Grund zu feiern. Er gewann damals noch mit der DFB-Auswahl die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Seoul. "Diesen Erfolg würde ich noch höher einstufen", sagt er. Seit einigen Wochen trainiert Schreier den Niederrhein-Oberligisten TV Jahn Hiesfeld.

DFB.de: Herr Schreier, vor genau 25 Jahren haben Sie mit Bayer Leverkusen den UEFA-Pokal gewonnen. Welche Erinnerungen haben Sie an den 18. Mai 1988?

Christian Schreier: Ich hatte mich im Halbfinale schwer verletzt. Deshalb hatte ich das 0:3 im Hinspiel bei Espanyol Barcelona verpasst. Aber Trainer Erich Ribbeck wollte mich im zweiten Duell unbedingt auf dem Platz haben. Für viele war ich in dieser Saison ja "Mister UEFA-Cup", weil ich einige wichtige Tore gemacht hatte. Ich konnte kaum laufen, konnte nur mit dem linken Fuß spielen und musste zur Halbzeit raus. Es ging einfach nicht mehr. Aber ich habe die Jungs heiß gemacht, die danach reingekommen sind. Herbert Waas und Klaus Täuber haben noch mal ordentlich Schwung gebracht.

DFB.de: Sie hatten die erste Begegnung in Barcelona 0:3 verloren, im Rückspiel stand es zur Pause noch 0:0. Glaubt man in so einem Moment noch an die Wende?

Schreier: Komischerweise hatte ich damals ein positives Gefühl. Die Mannschaft war gut im Spiel. Das frühe Tor nach der Pause hat uns sicher geholfen. Dann lief es zunächst fast wie von selbst - bis zum Elfmeterschießen. Es war schon verrückt, dass mit Ralf Falkenmayer ausgerechnet unser sicherster Schütze nicht traf. Wir lagen also wieder zurück.

DFB.de: Was haben Sie gedacht, als Torhüter Rüdiger Vollborn mit den Armen plötzlich eine Windmühle imitierte?

Schreier: Er hatte wohl Don Quijotes Kampf gegen Windmühlen im Kopf, als er damit anfing. Aber es hat geholfen, auch wenn er keinen Ball halten musste. Offenbar hat er die Gegenspieler so irritiert, dass sie drüber oder vorbei geschossen haben.

DFB.de: Wie ist der Finaltag zu Ende gegangen?

Schreier: Es war schon relativ spät. Wir mussten noch zur Dopingprobe. Ich glaube, wir haben erst zwei Stunden nach Spielschluss das Stadion verlassen. Ich weiß noch genau, wie meine Frau mit meinem kleinsten Sohn auf dem Arm vor der Kabine gewartet hat. Sie war verwundert, dass wir überhaupt noch da waren. Es war schon weit nach Mitternacht.

DFB.de: Haben Sie sich das Spiel noch einmal angeschaut?

Schreier: Vor einigen Wochen haben wir uns mal wieder getroffen. Viele waren da, sogar Bum-kun Cha und Tita sind extra angereist. Den einen oder anderen hat man auf den ersten Blick gar nicht erkannt. Da ist die optische Veränderung enorm. Es war auf jeden Fall ein großer Spaß. Rüdiger Vollborn hat das hervorragend organisiert. Gemeinsam haben wir uns das Spiel angeschaut, gegessen und getrunken. Es war damals ein toller Erfolg für jeden einzelnen von uns, aber natürlich auch für den Verein.

DFB.de: Wie intensiv ist Ihr Kontakt zu Bayer noch?

Schreier: Ich verfolge sehr genau, was dort passiert. Man muss den Verantwortlichen ein enormes Kompliment aussprechen. Die haben wirklich eine tolle Serie gespielt. Das schnelle Spiel nach vorne gefällt mir sehr gut, das sieht gut aus. Aber mit Dortmund und München haben wir zwei Mannschaften in Deutschland, die noch mal eine Klasse besser sind.

DFB.de: Zuletzt sprachen viele über das 25-jährige Jubiläum zum UEFA-Pokal-Sieg mit Bayer. Sie haben sogar doppelten Grund zu feiern…

Schreier: …und das würde ich persönlich fast noch höher einstufen. Ich nehme an, Sie sprechen den Gewinn der Bronzemedaille an?

DFB.de: Richtig, mit der deutschen Mannschaft bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul.

Schreier: Wir haben damals Historisches geschafft. Es war die bislang letzte Olympia-Teilnahme einer deutschen Fußballmannschaft. Ich habe damals beim 3:0 gegen Italien im Spiel um Platz drei den letzten Treffer erzielt. Ich bin stolz darauf, das erreicht zu haben.

DFB.de: Wie haben Sie die Olympischen Spiele erlebt?

Schreier: Ich war zweimal dabei. 1984 in Los Angeles und 1988 in Seoul. Beides waren unvergessliche Erlebnisse. Alleine die Stimmung im Olympischen Dorf ist unvergleichlich. Wir haben all die großen Stars gesehen: Steffi Graf, Gabriela Sabatini, Ben Johnson, Carl Lewis. Tennis, Leichtathletik – auch das sind tolle Sportarten. Aber meiner Meinung nach geht nichts über Fußball.

DFB.de: Kürzlich haben Sie zum zweiten Mal beim Niederrhein-Oberligisten TV Jahn Hiesfeld als Trainer angefangen. Wie kam es dazu?

Schreier: Der Verein kämpfte gegen den Abstieg. In dieser Situation hat man sich offenbar an mich erinnert. Die Saison haben wir jetzt auf dem neunten Platz abgeschlossen.

DFB.de: Was reizt Sie am Amateurfußball?

Schreier: Als Trainer war ich praktisch immer nur im Amateurbereich tätig. Mir macht das großen Spaß. Ich finde, man hat dort tolle Möglichkeiten, etwas aufzubauen und zu entwickeln. Der Zusammenhalt in einem Verein ist super. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie viele Menschen im Umfeld ehrenamtlich tätig sind. Das verbindet, so muss es sein. Das ist die Basis.

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Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders an der Basis.

Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: Christian Schreier, der in der Saison 1987/1988 als "Mister UEFA-Pokal" galt.

Der 18. Mai 1988 war für den deutschen Fußball ein außergewöhnlicher Tag. Vor 25 Jahren hat Bayer Leverkusen den UEFA-Pokal gewonnen. In zwei dramatischen Endspielen mit einem Elfmeterschießen am Ende setzte sich die Mannschaft des damaligen Trainers Erich Ribbeck gegen Espanyol Barcelona durch.

Mittendrin: Christian Schreier. Der Mittelfeldspieler galt in jener Saison als "Mister UEFA-Pokal", weil er während des Wettbewerbs einige wichtige Treffer erzielte. "Es war damals ein toller Erfolg für jeden einzelnen von uns, aber natürlich auch für den Verein", sagt der 54-Jährige rückblickend im DFB.de-Interview mit Sven Winterschladen.

Schreier hatte 1988 doppelten Grund zu feiern. Er gewann damals noch mit der DFB-Auswahl die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Seoul. "Diesen Erfolg würde ich noch höher einstufen", sagt er. Seit einigen Wochen trainiert Schreier den Niederrhein-Oberligisten TV Jahn Hiesfeld.

DFB.de: Herr Schreier, vor genau 25 Jahren haben Sie mit Bayer Leverkusen den UEFA-Pokal gewonnen. Welche Erinnerungen haben Sie an den 18. Mai 1988?

Christian Schreier: Ich hatte mich im Halbfinale schwer verletzt. Deshalb hatte ich das 0:3 im Hinspiel bei Espanyol Barcelona verpasst. Aber Trainer Erich Ribbeck wollte mich im zweiten Duell unbedingt auf dem Platz haben. Für viele war ich in dieser Saison ja "Mister UEFA-Cup", weil ich einige wichtige Tore gemacht hatte. Ich konnte kaum laufen, konnte nur mit dem linken Fuß spielen und musste zur Halbzeit raus. Es ging einfach nicht mehr. Aber ich habe die Jungs heiß gemacht, die danach reingekommen sind. Herbert Waas und Klaus Täuber haben noch mal ordentlich Schwung gebracht.

DFB.de: Sie hatten die erste Begegnung in Barcelona 0:3 verloren, im Rückspiel stand es zur Pause noch 0:0. Glaubt man in so einem Moment noch an die Wende?

Schreier: Komischerweise hatte ich damals ein positives Gefühl. Die Mannschaft war gut im Spiel. Das frühe Tor nach der Pause hat uns sicher geholfen. Dann lief es zunächst fast wie von selbst - bis zum Elfmeterschießen. Es war schon verrückt, dass mit Ralf Falkenmayer ausgerechnet unser sicherster Schütze nicht traf. Wir lagen also wieder zurück.

DFB.de: Was haben Sie gedacht, als Torhüter Rüdiger Vollborn mit den Armen plötzlich eine Windmühle imitierte?

Schreier: Er hatte wohl Don Quijotes Kampf gegen Windmühlen im Kopf, als er damit anfing. Aber es hat geholfen, auch wenn er keinen Ball halten musste. Offenbar hat er die Gegenspieler so irritiert, dass sie drüber oder vorbei geschossen haben.

DFB.de: Wie ist der Finaltag zu Ende gegangen?

Schreier: Es war schon relativ spät. Wir mussten noch zur Dopingprobe. Ich glaube, wir haben erst zwei Stunden nach Spielschluss das Stadion verlassen. Ich weiß noch genau, wie meine Frau mit meinem kleinsten Sohn auf dem Arm vor der Kabine gewartet hat. Sie war verwundert, dass wir überhaupt noch da waren. Es war schon weit nach Mitternacht.

DFB.de: Haben Sie sich das Spiel noch einmal angeschaut?

Schreier: Vor einigen Wochen haben wir uns mal wieder getroffen. Viele waren da, sogar Bum-kun Cha und Tita sind extra angereist. Den einen oder anderen hat man auf den ersten Blick gar nicht erkannt. Da ist die optische Veränderung enorm. Es war auf jeden Fall ein großer Spaß. Rüdiger Vollborn hat das hervorragend organisiert. Gemeinsam haben wir uns das Spiel angeschaut, gegessen und getrunken. Es war damals ein toller Erfolg für jeden einzelnen von uns, aber natürlich auch für den Verein.

DFB.de: Wie intensiv ist Ihr Kontakt zu Bayer noch?

Schreier: Ich verfolge sehr genau, was dort passiert. Man muss den Verantwortlichen ein enormes Kompliment aussprechen. Die haben wirklich eine tolle Serie gespielt. Das schnelle Spiel nach vorne gefällt mir sehr gut, das sieht gut aus. Aber mit Dortmund und München haben wir zwei Mannschaften in Deutschland, die noch mal eine Klasse besser sind.

DFB.de: Zuletzt sprachen viele über das 25-jährige Jubiläum zum UEFA-Pokal-Sieg mit Bayer. Sie haben sogar doppelten Grund zu feiern…

Schreier: …und das würde ich persönlich fast noch höher einstufen. Ich nehme an, Sie sprechen den Gewinn der Bronzemedaille an?

DFB.de: Richtig, mit der deutschen Mannschaft bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul.

Schreier: Wir haben damals Historisches geschafft. Es war die bislang letzte Olympia-Teilnahme einer deutschen Fußballmannschaft. Ich habe damals beim 3:0 gegen Italien im Spiel um Platz drei den letzten Treffer erzielt. Ich bin stolz darauf, das erreicht zu haben.

DFB.de: Wie haben Sie die Olympischen Spiele erlebt?

Schreier: Ich war zweimal dabei. 1984 in Los Angeles und 1988 in Seoul. Beides waren unvergessliche Erlebnisse. Alleine die Stimmung im Olympischen Dorf ist unvergleichlich. Wir haben all die großen Stars gesehen: Steffi Graf, Gabriela Sabatini, Ben Johnson, Carl Lewis. Tennis, Leichtathletik – auch das sind tolle Sportarten. Aber meiner Meinung nach geht nichts über Fußball.

DFB.de: Kürzlich haben Sie zum zweiten Mal beim Niederrhein-Oberligisten TV Jahn Hiesfeld als Trainer angefangen. Wie kam es dazu?

Schreier: Der Verein kämpfte gegen den Abstieg. In dieser Situation hat man sich offenbar an mich erinnert. Die Saison haben wir jetzt auf dem neunten Platz abgeschlossen.

DFB.de: Was reizt Sie am Amateurfußball?

Schreier: Als Trainer war ich praktisch immer nur im Amateurbereich tätig. Mir macht das großen Spaß. Ich finde, man hat dort tolle Möglichkeiten, etwas aufzubauen und zu entwickeln. Der Zusammenhalt in einem Verein ist super. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie viele Menschen im Umfeld ehrenamtlich tätig sind. Das verbindet, so muss es sein. Das ist die Basis.